Archiv > Grim Noria - Uhrwerk 39

Und ich nenne dieses Stück... ABRA KADAVER!

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Wellby:

Wellby:
Finsternis

Die kalte, undefinierbare, alles-verschlingende Dunkelheit hatte sie erfasst und hielt sie in ihrem stählernen Griff. Eisern. Gefühllos. Atemraubend.

Sieben Seelen. Erwählt vom Schicksal. Vom Geist der Maschine auserkoren. Dazu verdammt, ihr Leben der Stadt zu opfern.

Doch etwas war falsch. Jemand hatte sich Zugriff verschafft und das Grim Noria verdorben.

Eine Macht, jenseits der Spiegel.

Das Böse.

Das Dunkle Drüben ward gekommen. Und noch bevor die Uhrwerksbrigadiere sich ihrer Bestimmung bewusst wurden, hatte man sie außer Gefecht gesetzt.

'… Und siehe dort, jenseits der Mauer...

… Die Toten scharren in verdorbner Erde...

… Im Schatten, drohend auf der Lauer...“
Raben. Zu Dutzenden versammelten sie sich in den Winden über Mechanika. Überall schossen schwarze Federn hervor. In jeder Gasse hallte das Krächzen grauer Schnäbel...

Eine dunkle Wolke verräterischer Unheilbringer glitt durch die von Blitzen erhellte Nacht über jene Mauern, welche das Volk am Leben erhielten, hinaus in die ewige Verderbtheit des Ödlands.

Jenseits der Reichweitenlinien, nicht weit ab des Brethonn Klammes, hatte sie jemand gerufen.

Verzweifelt krallte sich Kilian Brightmore in den Staub und versuchte, seinen geschundenen, Blut verschmierten Körper von ihm weg zu ziehen. Das um sich schlingende Feuer der abgestürzten, am Fels geborstenen Himmelsschwert erfüllte die Nacht mit gespenstisch tanzendem Licht, als die Funken an den uralten, toten Ästen und verkümmerten Überresten einstiger Bewaldung leckten und sich langsam ausbreiteten. Der erste Offizier der Kaserne Apostaria, Schildwächter der Eisernen und Verteidiger der Stadt war am Ende und wagte es dennoch nicht, aufzugeben. Er konzentrierte seine schwindenden Sinne und kanalisierte die Qual der todbringenden Wunden, welche seinen geschundenen Körper übersäten. Verfaulter, modriger Geruch biss in seiner Nase, als einer der verstümmelten Thors ebenfalls von dem Feuer ergriffen wurde. Kilian zwang sich unter unendlicher Pein, bei Bewusstsein zu bleiben.

Denn er wusste, es gab Schlimmeres, unendlich Grausameres als den glückseligen Tod am Ende seiner Existenz.

Und deshalb durfte der Schwarze Mann ihn nicht bekommen.

Randall Flagg beobachtete ihn. Seine pechschwarzen, schulterlangen Haare umsäumten die leichenblasse Fratze, welche in dem Licht der züngelnden Flammen gar wahnsinnige, diabolische Züge annahm. Er ließ dem ersten Offizier Zeit. Nur wenige Meter trennten ihm von dem verkrüppelten Mann, doch Flagg verharrte an Ort und Stelle. Er wollte Brightmore Hoffnung geben. Den Schimmer eines Auswegs. Ihn glauben lassen, dass sein Schicksal noch nicht besiegelt wäre.

Denn nichts liebte der Schwarze Mann mehr, als das Entsetzen in den Augen, wenn seine Beute realisierte, dass die letzten Augenblicke ihrer kümmerlichen Existenz aus nichts anderem als bloßen Lügen bestanden hatten. Die Panik, das Adrenalin. Der Wahn.

Köstlich.

Er beschloss voll Vorfreude, dass Kilian Brightmore weiterleben sollte. Zumindest für eine Weile...

Plötzlich verspürte er die Ankunft der Raben und reckte den Kopf nach oben, gleich einer Hyäne, welche den süßlichen Geruch halb vergorenem Aases im Wind erhascht.

Die pechschwarzen Vögel waren gekommen um ihrem Meister zu berichten.

Ein Schwarm aus Federn fegte über den Schauplatz des Massakers hinweg. Krallen gruben sich in erkaltetes Fleisch. Schnäbel bissen, zerrten, rissen. Ein Festmahl für das Unheil. Ein Schmaus für die Verdammten!

Ein Vogel ließ sich sanft auf der Schulter Flaggs nieder. Unheilige, stumme Worte wurden auf eine Art gesprochen, wie es selbst die Altvorderen nicht gewagt hätten, sich zu verständigen. Eine Nachricht, so furchterregend, wie sie überraschend war. Doch das Ende der Erzählung hielt eine Wende für den Schwarzen Mann bereit, welche er sich selbst in seinen kühnsten Träumen von Vernichtung und Teufel nicht hätte ausmalen können.

Randall Flagg begann zu lächeln und eine Stimme, so grausam wie das Wehklagen tausender Schlachtfelder ließ den ersten Offizier, Kilian Brightmore bis ins Mark erzittern.

„Wahrlich überraschend dreht sich der Wind in dieser Nacht, Mister Brightmore. Wundersam, äußerst wundersam.“

Und zum ersten Mal seit seiner Ankunft auf dieser Welt begann er, das Schicksal in Frage zu stellen.

Von Verzweiflung und Heldenmut gepackt, hielt der mutige Offizier in seiner Bewegung inne, ergriff den verborgenen Colt in seinem Stiefel und rollte sich auf dem Boden zur Seite, um den Schwarzen Mann ins Visier nehmen zu können. Unter ohrenbetäubendem Krachen entlud er die sechs einzelnen Kugeln der Waffe, begleitet von einer meterlangen Rauchsäule, direkt in den Oberkörper des Wesens.

Flagg riss den Kopf nach hinten. Ein Wahnsinn erregendes Lachen hallte durch die Einsamkeit der Brethonn Ebene, als er die geschleuderten Patronen mit seinem Körper empfing und die Kugeln, ohne in der Bewegung innezuhalten, direkt durch ihn hindurch glitten.

Ja, heute war eine wahrlich tolle Nacht! Der Schwarze Mann war guter Dinge. So lange war es her, dass er nicht gewusst hatte, was sich hinter dem Horizont vor ihm verborgen hielt! Niemals hätte er sich ausmalen können, dass diese unerwarteten Gegebenheiten, welche seine Wiedererweckung begleiteten, sein Gemüt so sehr erhellen würden. Seine Vorfreude war entfacht.

Oh ja, Kilian Brightmore durfte noch ein wenig weiterleben...
Und seine Schreie würden die Grundfesten Mechanikas erzittern lassen!

"… Genannt der scharze Mann,

… denn Pein war sein Wille,

… Des Drübens Untertan!“

Wellby:
Der Teleportationsfluch verlor synchron seine Wirkung. Als die kanalisierte, dunkle Energie der Falle so schnell und lautlos verschwand, wie sie erschienen war, erwachten die sieben Auserwählten nahezu gleichzeitig, im selben, verdorbenen Atemzug.

Vor wenigen Momenten befanden sie sich noch mitten in ihrem Leben. Manche von ihnen hatten gerade die neu erworbene Freiheit mit Schmaus und literweise Sola lite gefeiert. Andere steckten bis zum Hals in ihren eigenen, todbringenden Problemen... Als der Geist der Maschine, DEUS EX MACHINA ihre Seelen ergriffen und von dieser Ebene der Realität gerissen hatte.

Doch die wohl platzierte Falle hatte gesessen.

Anstatt im Uhrturm der Ewigkeit zu erwachen, sich ihrer neuen Aufgabe bewusst - und vom Volke gefeiert zu werden, umschloss sie lediglich eine träge, zähe und undurchdringliche Schwärze...

Es dauerte einen Augenblick und den kläglichen Versuch eines gescheiterten Atemzugs, damit die Fremden feststellen konnten, dass sie sich unter Wasser befanden! Dunkle, gänzlich lichtlose Strömungen sogen an ihren Körpern. Es war nahezu unmöglich, auf Anhieb festzustellen, wo sich überhaupt die Oberfläche befand!

Doch ein auftauchender, von der Flüssigkeit gebrochener Lichtschimmer am Rande ihres Blickfeldes bot ihnen plötzlich eine Chance.[1] 1. Bitte von jedem einen Schwimmen-Wurf gegen SG 12 - Einschränkungen: Haze - Sickness; Isamu Tanaka -4 wegen den Handschellen!

Flinkhand:
Flinkhand erwacht aus seiner Starre, als er das kühle Nass um sich herum spürt. Gerade noch ist er auf der Starsse gewesen, zerfressen von Wut auf die Raben, die seinen Bruder geholt hatten. Und jetzt ist er seinen Bruder gefolgt. Wieder entführt, doch diesmal nicht von einem fiesen Schläger und seinen Gesellen, sondern von gar fürchterlichen, koboldfressenden Raben. Seine Lungen fangen an zu brennen. Der Bold versucht mit ein paar Stössen an die Oberfläche der Flüssigkeit zu gelangen, doch scheint seine Kraft dafür nicht auszureichen, langsam beginnt er wieder, die gewonnenen cm nach unten zu sinken. Da erkennt er ein Licht, ein Ziel, auf das er hinarbeiten kann. Dann kommen Gedankenblitze, hell und schmerzend. Flink in den Fängen des Hirnsaugers - und sein Bruder rettet ihn. Flink in der Gefangenschaft von Schmitz - und Haze rettet ihn. Flink in einem Tümpel Wasser, langsam nach unten sinkend - doch kein Haze ist da, um ihn zu retten. Haze, gefressen von 1000 und aber 1000 Raben, die höhnisch krächzen: "Komm ins Licht! Komm ins Licht!" Ist denn dann das Licht wirklich ein anstrebenswerter Punkt, wenn die dämonischen Tiere von ihm verlangen, dorthin zu gehen? In seine Vision von seinem Bruder und den Raben mischen sich Schemen, die ihn umgeben und scheinbar auch zum Licht wollen. Gesichter und Schatten flirren vorbei? Haze? Aber schon ist das Gesicht wieder weg, als Flink nochmals ein paar cm noch unten sinkt.

Abraham Harker:
Um Harker herum ist es Dunkel. Um ihn herum sind Schemen- Menschen. Bolde. Er erkennt die Schemen deutlich- aber die Oberfläche? Irgendwo muss eine Oberfläche sein. Probeweise schwimmt der Revolverheld in eine Richtung. Dann in eine andere Richtung? Oder in die selbe Richtung? Er weiss es nicht. Er schwimmt einfach- ohne zu wisen wohin. Ohne zu wissen ob in den Tod oder in das erlösende Oben, das kostbare Luft verheisst- Luft, die gegen das Brennen in seiner Kehle, in seinen Lungen hilft.

Das Wasser wird noch dunkler- und Harker glaubt nicht, dass es diese Seele noch freigeben wird...

Dass sie ihn viel lieber verschlingen wird.

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