Die Feuertaufe am Ende der Zeit, Runde 3
Kugelgewitter, quiekende Ratten, sterbende Trollocs!
Die Luft an jenem Ort war erfüllt von Verzweiflung, Todesschreien und Kampfeslärm... Doch gleichzeitig verspürten die auserwählten Brigadiere zum ersten Mal in diesen schicksalhaften Stunden einen Funken an Hoffnung! Langsam aber stetig gewannen sie die Oberhand... Die grausamen Bestien, genannt Trollocs, hatten es gewagt, das neununddreißigste Uhrwerk anzugreifen und hatten dafür einen teuren Preis bezahlt. Gemeinsam waren sie stark, nur so konnten sie in dieser Finsternis von Aradan überleben!
Als die Kreatur vor ihm entgültig den Löffel zum Altmetall gab, wirbelte der Revolverheld herum. Er wusste nicht, wer Wellby war. Was diese Kreaturen waren. Aber beim Thron der Königin, dieser verdammte Bold schuldete ihm noch Erklärungen- und bis zu dem Punkt, an dem er diesen Basterd selber getötet hatte, würde er ihn am Leben halten. Wieder visiert der erfahrene Schütze über den glatten, makellosen Rücken seines Revolvers den nächsten Gegner an. Fixierten künstliches Uhrwerkwunder und natürliches Wunder der Biologie gleichzeitig die hässliche Visage des Trollocs. "Zeit, Gute Nacht zu sagen." Krachend spuckte der Revolver seine Zustimmung heraus, eine großkalibrige, rasant schnelle Zustimmung aus Blei und Tot- die den Trolloc direkt zwischen die Augen traf, auf der anderen Seite wieder austrat- und ihn in süße, ewige Träume sandte.
Verdutzt blickte die Kreatur dem Kobold Wellby direkt in die Augen, als die Synapsen des von der Kugel durchschlagenen Hirnes die letzten Befehle in den restlichen Körper sandten. Blut quoll aus der Wunde und rann den Schädel hinab. Der Größte der Trollocs fiel nach vorne über und der Bold entging dem Leichnam lediglich um Haaresbreite, als dieser von dem schlammigen Untergrund aufgefangen wurde. Der Zauberer kam nicht umhin dem Acquisitor ein erleichtertes Lächeln zu schenken. Diesen Schuss würde er so schnell nicht mehr vergessen!
Flinkhand war ein wenig entsetzt, dass die zweite Ratte so schnell das Zeitliche segnete. Auch die erste verschwand schon wieder. Was sollte er jetzt tun. Es blieb ihm nur sein Revolver, denn gegen solch ein garstiges Vieh Auge um Auge zu kämpfen , stand ihm nicht der Sinn. Haze hatte einmal erzählt, dass Tante Hilda einen Unhold des dunklen Drübens mit einem silbernen Kerzenleuchter unheimlich verprügelt hatte. Seit diesem Tag hatte sie Ruhe vor Geistererscheinungen und sonstigen Kram. Auch gegen den Hirnsauger hatte das SIlber gute Dienste geleistet. So zog er denn seine Waffe, legte an und schoß der Kreatur ein Loch in die Stirn.
Wie durch ein Wunder streckte die Silberkugel des Schraubendrehers das Biest des Dunklen Drübens nieder. Gerade in dem Moment, in jenem die erste, beschworene Schreckensratte unter Schmerzen und dennoch erleichtert - wieder zwischen den Dimensionen verschwand. Das gehörnte Monster fiel einfach vorne über, glitt zwischen die letzten Reste der dematerialisierenden Ratte hindurch und starb bereits, noch bevor die grässliche Schnauze sich in den Boden grub.
Wieder fiel ein Dämon... Und schließlich blieb nur noch einer übrig.
Mit geweiteten Augen sah der junge Barde zu, wie dem Monster der halbe Schädel wegflog und es tot zusammenbrach. Er blickte zur Seite, aus welcher der laute Knall der Waffe zu hören war und nickte dem Kobold zu. Er hatte ihn und das Mädchen gerettet.
Seine Hände zitterten als er das Schwert zurück in die Scheide steckte. Es waren nur noch wenige Schritt, dann wäre Lavinia in Sicherheit und die beiden Helden würden endlich bereit sein in diese verdammte magische Tür zu gehen. Also packte er Lavinia unter die Arme und zog sie mit Schmerz verzerrten Gesicht die letzten Meter durch die magische Tür und in den dahinter liegenden Gang.
Dabei rief er, als er die Tür passierte. „Lavinia ist in Sicherheit!“ um die beiden Helden Irene und Abraham auf diese Tatsache aufmerksam zu machen.
Wellbys Hände glimmten weißrot von den Nachwirkungen der mächtigen Flammenattacke. Der verbliebene, letzte Trolloc des Angriffstrupps starrte von einiger Entfernung aus auf den kleinen Mann herab. Entsetzen spiegelte sich in seinen scharlachroten Augen. Der Kobold hob langsam und bedächtig den Kopf und erwiderte den Blick des Monsters. Seine Mundwinkel hoben sich zu einem verwegenen Lächeln, doch umgeben von Leichen und übersät von Trollocblut schenkte diese Geste dem Bold ein gänzlich teuflisches Antlitz.
"Sag deinem Herren - eine neue Brigade ist erwacht. Und kein Schwert wird die Macht besitzen, sie niederzustrecken. Was auch immer ihr für grausame Pläne im Sinn habt... So oder so konntet ihr nicht verhindern, dass das Grim Noria aktiviert wurde! Trete vor deinen Schöpfer, Kreatur der Finsternis...
Sag ihm, Wellby lebt - und sein Ende ist nah."
Der Kobold riss seine Hände nach oben, schrie erneut die unverkennbare Zauberformel und warf einen tosenden Kegel aus Flammen nach dem schwarzen Biest. Fleisch verbrannte und Muskeln rissen; der entsetzte Trolloc wurde zu Boden gerissen... Doch noch bewegte er sich und bellte vor Schmerz!
Die Faust beobachtete das Geschehen auf dem Schlachtfeld mit Faszination, aber auch mit einer nicht zu leugnenden Portion Erleichterung. Die Angreifer hatten ihren Preis bezahlt und das Ufer des tosenden 'Grabens' war mit schwarzem Blut und toten Trollocs übersät. Kurz betrachtete sie ihre stählerne Uhrwerksfaust und die dunklen, dickflüssigen Flecken von geronnenem Dämonenblut darauf, als der flammende Zauber des Kobolds sich in dem Metall reflektierte. Rasend schnell fixierte sie das letzte, zurück gebliebene Biest und bemerkte dabei, dass die Magie ihr tödliches Werk noch nicht beendet hatte, denn der Trolloc richtete sich trotz der schweren Wunden erneut auf. Die Klerikerin zögerte nicht und spannte ihre Muskeln.
Die Uhrwerkshand schnellte nach vorne. Ohne durch den Körper gehalten zu werden, schoss die Faust über das Schlachtfeld, traf das Biest direkt oberhalb des Rückrats und brach jenes entzwei; nur um wenige Sekunden später bereits wieder an ihrem Unterarm einzurasten.
Den letzten Gegner entledigt erinnerte Irene sich an die Worte des Barden und wandte sich der Tür zu, nicht ohne davor stehen zu bleiben und sich erneut nach den übrigen Gestrandeten umzublicken.
"YEAH!", rief Haze voller Enthusiasmus, als der letzte Trolloc zu Boden gegangen war. Er summte und wedelte mit den Armen, während er sich ungelenk im Kreis drehte. Euphemistisch mochte man wohl von einem Tanz sprechen. Das Donnern eines Schusses zerriss den freudvollen Moment. Erschrocken blickte Haze erst auf seinen rauchenden Colt, dann auf Irene, deren Ledermantel nun ein dickes Loch aufwies. Blitzschnell ließ Haze den Colt hinter seinem Rücken verschwinden und tat so, als würde er sich nach einem Angreifer umsehen. "Hier scheinen sich noch mehr von den Biestern herumzutreiben. Und... äh... sie scheinen mit Revolvern bewaffnet zu sein. Besser wir verschwinden schnell von hier!", sagte er und lief den Gang herunter.
Die Tat war vollbracht und die Gefahr vorüber - zumindest fürs Erste. An diesen Kampf würden sich die Schergen und Diener des dunklen Drübens noch lange erinnern und Irene war sich sicher, das die Worte der Königin von jetzt an in diesen Gefilden Angst und Schrecken verbreiten würden. Niemand legte sich ungestraft mit der Faust und ihrem Glauben an und das hatte sie klar ausgedrückt, wie das schwarze Blut auf ihren Fäusten bewies. Während sie die Augen schloss und ein stilles Dankgebet an ihre Göttin richtete, ließ sie einige Male Wasser in ihren Händen entstehen und wusch das Blut von ihrem Körper. Doch trotz dieser - auch symbolischen - Reinigung, fühlte Irene noch immer das Adrenalin, dass sie zittern ließ. Der Reiz des Kampfes, der Blick auf die andere Seite und die Nähe zur Gefahr und dem Tod waren Dinge, die die Faust lieben gelernt hatte. Schon jetzt vermisste sie es zu kämpfen - am liebsten hätte sie noch einer Horde Trollocs den Schädel eingeschlagen. Natürlich nur zuliebe der Königin. Wer hatte schließlich schon die Möglichkeit, seinen oder ihren Glauben direkt in das Herz der Feinde zu tragen?
Während Irene sich also versuchte zu beruhigen, löste sich ein Schuss und eine Kugel schlug donnert in den blutigen Boden hinter ihr ein. Fassungslos starrte die Faust auf das Loch in ihrem Ledermantel und suchte nach dem Grund für diesen Angriff. Der Kommentar des Koboldes, entlarvte ihn sofort. Hätte er nichts gesagt und wäre er einfach nur geschockt gewesen, dann hätte sie ihm das abgekauft. "Verdammte Kobolde! Bin ich etwa nur von Irren umgeben?" dachte sich Irene, während sie betont langsam und grinsend hinter dem kleinen Mann hinterherlief. Allein der Größenunterschied war Grund dafür, dass sie ihn schnell einholen konnte. Ohne Umschweife kam sie auf das Thema zu sprechen.
"Falls du versucht haben solltest mich umzubringen, dann bist du ein ziemlich schlechter Schütze. Sollte das aber ein Versehen gewesen sein, dann hat dir deine Mama wohl keine Manieren beigebracht. Kannst dich entscheiden, Würstchen aber eins ist klar: Sollten wir das alles überleben, dann kaufst du mir einen neuen Mantel." erklärte sie selbstverständlich und mit einem zuckersüßen Lächeln, dass keine Widerrede duldete. Lachend schlug sie dem Kobold kameradschaftlich auf den Rücken, um zu zeigen, dass sie ihm das Missgeschick nicht übel nahm.
"Wenn ich so entscheiden darf, dann nehme ich das Würstchen, statt Dir einen Mantel zu kaufen.", gab Inspektor Haze zurück und lief noch etwas schneller.