Aber ist doch spannend
Tatsächlich habe ich die Erfahrung gemacht, dass die meisten Punkte, in denen uns solche Rollenbilder beeinflussen, in ganz normalen Alltagssituationen auftreten - und wir sie in der Regel gar nicht bemerken, weil wir es so gewohnt sind, dass wir uns intuitiv "richtig" verhalten.
Aber dieses "richtig" ist eben nur der Erwartungshaltung entsprechend - aber nicht unbedingt, wie man sich verhalten will, oder was - im weitesten Sinne - gesund wäre.
Ein paar Beispiele, die durchaus mit realen Erfahrungen unterfüttert sind:
Wenn eine Frau einer Mutter mit kleinem Kind begegnet, und gleich Kontakt zu dem Kind aufnimmt ("Gutschigutschiguuu!"), dann ist das was Schönes. Mach das gleiche mal als Mann. "Ach du Scheiße, ein Kinderschänder macht sich an mein Kind ran!"
Das ist natürlich nicht immer und überall die Reaktion, und es gibt Abstufungen, aber ich für meinen Teil weiß ganz bewusst, dass jegliche Annäherung an Kinder sozialer Sprengstoff ist - deshalb mache ich das gar nicht erst. Dabei liebe ich Kinder.
Ein anderes Beispiel: Geh mal als Mann an einem Dessous-Geschäft vorbei. Ist man in einer Beziehung, ist man ja durchaus potenzieller Kunde - der Frau oder Freundin mal was Schönes mitbringen, warum nicht? Ich habe das mal eine Zeitlang aus reiner Neugierde bewusst getestet. Schon, wenn man von der Straße aus auch nur gezielt in den Laden reinschaut, erntet man oft giftige Blicke. Nähert man sich gar der Unterwäsche, schaut sie vielleicht sogar genauer an, oder - oh Schreck! - erweckt den Eindruck, als würde man die Ware sogar kaufen wollen, dann ist man offensichtlich ein abartiger Perverser, der wahrscheinlich in der heimischen Folterkammer in Frauenunterwäsche durch das Blut unschuldiger Kinder tanzt.
Auch da gibt es natürlich Ausnahmen und Abstufungen, aber zumindest in meinem eigenen kleinen Sozialexperiment war das Bild ziemlich eindeutig. Den wirtschaftlichen Schaden, den die Verkäuferinnen damit anrichten, möchte ich gar nicht erst abschätzen.
Aber um auch mal die andere Seite der Medaille zu beleuchten: Es gibt durchaus auch wissenschaftliche Untersuchungen zur Verteilung von Frauen und Männern in Führungspositionen, die ein von der allgemeinen Betrachtung abweichendes Bild zeichnen. Demnach neigen Männer dazu, mehr zu versprechen, größere Ziele zu setzen, etc. Frauen sind - tendenziell - vorsichtiger mit solchen Aussagen, bemühen sich eher um eine realistische Einschätzung, etc.
Mal ehrlich: Wenn man zwei Bewerber vor sich hat, beide ansonsten gleich gut geeignet, aber der eine traut sich zu, eine Million Umsatz zu machen, und der andere traut sich zu, zwei Millionen zu machen, wen würdet ihr nehmen? Das hat
eigentlich nix damit zu tun, ob da ein Mann oder eine Frau sitzt, sondern mit den Aussagen, die diese Personen getroffen haben. Die wiederum sind aber durchaus vom Geschlecht geprägt. Und das ist zumindest
auch einer der Gründe, weshalb es so wenig Frauen in Führungspositionen gibt.