Als die beiden Männer nach dem Weg fragten, stellten sie schnell zwei Dinge fest: Die Bewohner der Stadt - sogar die mit Hauern bewehrten, grünhäutigen Orks - pflegten einen freundlichen Umgang miteinander, und die meisten Passanten waren tatsächlich hilfsbereit. Aber der Weg zum "Portal", das war die zweite Sache, die sie herausfanden, würde ein langer werden.
Die Stadt war groß, sehr groß, und sie war in fünf Viertel unterteilt: Eine für jede Himmelsrichtung, und das Palastviertel in der Mitte. Jedes Viertel war seinerseits eingeteilt in etwas, das die Bewohner "Dörfle" nannten - dreißig bis vierzig davon gab es in jedem Viertel, in unterschiedlichsten Größen. Die meisten waren groß genug, um Raum für fünf- bis zehntausend Einwohner zu bieten, einige wenige nur für einige hundert.
Die meisten Informationen erhielten sie von einem älteren Mann, der sie, kaum dass sie ihn nach dem Weg gefragt hatten, gar nicht mehr gehen lassen wollte, und sie auch gleich auf einen Wein zu sich nach Hause einlud. Sie schafften es jedoch, die Einladung freundlich abzulehnen und ihren Weg unbehelligt fortzusetzen.
Der lange Weg zu ihrem Ziel hatte aber auch seine Vorteile: Sie lernten die Stadt besser kennen. Obwohl Terendol eine große Metropole war, noch dazu "multikulturell" (Menschen, Orks, und, wie sie inzwischen herausgefunden hatten, Halblinge), ging es sehr friedlich zu. Die Leute waren wohlhabend, es gab kaum Bettler oder zwielichtige Gestalten - oder zumindest waren sie nicht offensichtlich zu sehen. Außerdem war die Stadt auch technologisch moderner, als es zunächst den Anschein machte.
So entdeckte Harry einen Lastenkran vor dem Laden eines Steinmetzes, der offenbar dampfbetrieben war und die schweren Steine ohne Einsatz von Muskelkraft in den Hinterhof des Ladens transportieren konnte. In einem Waffengeschäft entdeckten sie Schusswaffen, Musketen ähnlich, und offenbar noch etwas ganz Besonderes - aber es gab sie. Und später passierten sie das Geschäft eines Kutschenmachers, der einem Kunden seine erste, ganz ohne Pferde betriebene Kutsche präsentierte - mit einem übergroßen Kessel am hinteren Ende versehen.
Schließlich, der Weg musste mehr als eine Stunde in Anspruch genommen haben, kamen sie im richtigen Teil der Stadt an. Sie fragten eine junge Frau, wie sie denn zum "Tempeldörfle" kamen, und sie lachte nur:
"Seid gerade reingekommen, Mannsvolk, orientierungsloses!" Nach diesem "Scherz" noch immer ein Lächeln auf den Lippen, ging sie weiter.
Links und rechts von sich sahen Harry und Henry große, von Mauern umgebene Strukturen. Auf der linken Seite konnte man über die Mauern hinweg Bäume und Sträucher erkennen, vielleicht eine Art Park, und darin ein einzelnes, großes Gebäude, das an ein überdimensioniertes Bauernhaus erinnerte. In die umgebende Mauer war etwa alle zehn Meter kunstvoll ein Symbol eingemeißelt worden: Ein Pfeil mit Bogen, wobei die Bogenarme die Form von Geweihen hatten.
[1]Was sie auf der rechten Seite sahen, erinnerte eher an eine Festung. Das Gebäude war auch aus dem überall zu findenden weißen, marmorähnlichen Stein errichtet worden, jedoch hatte man die Wände etwa einen Meter über dem Boden mit eisernen Dornen versehen, die gute zwanzig Zentimeter aus dem Stein herausragten - und die sehr scharf aussahen. Ein mit drei Wachen besetzter Wachturm bildete die Ecke des Gebäudekomplexes, an der Henry und Harry gerade standen, gut sechs Meter hoch - und damit etwa zwei Meter höher als das längliche Gebäude, das anstatt einer Mauer den Blick ins Innere des Komplexes verbarg. Gute zehn Meter weiter sahen sie ein großes, schweres Holztor, auf dem ein einzelnes Symbol aufgemalt war.
[2]So einladend der Park zur Linken auf den ersten Blick wirkte, so abschreckend war der Gebäudekomplex auf der anderen Seite der Straße. Hinter den beiden großen Gebäudestrukturen konnten sie weitere Häuser sehen, vermutlich Wohnhäuser und Geschäfte, soweit sie dies von ihrem jetzigen Standort aus sagen konnten. Die Straßen waren belebt, aber nicht überfüllt.