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Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 116064 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #420 am: 26.01.2015, 22:54:22 »
Als er in den Schankraum ging, fragte er sich ob der Inspektor seinen Brief gelesen hatte und ob die Priesterin die Nachricht an Reyka gegeben hat.
Sichtlich aus den Gedanken gerissen blickte er den Zerendarius an. Erst langsam realisierte er was dieser gesagt hatte. Dabei wurde sein Gesicht immer roter. Keine Wut stieg ihn in dem Kopf sondern mehr Schamesröte. „Zwei Frauen, nicht Schwanger, Äh?“ Richtig darauf antworten konnte er nicht. Schließlich kannte er Harry gerade einmal einen Tag aber die Dämonen sich schon eine Ewigkeit, wie es schien. Dazu dann auch noch so ein Thema. Leicht legte Jurij seinen Kopf schief, malte sich aus was der Wirt gerade gesagt hatte. Dabei blieb er immer wieder bei dem nicht Schwanger werden hängen. Sollte das etwa heißen, dass Harry steril ist? Keine Kinder zeugen kann? Oder unterdrückte etwa der Dämon in ihm seinen Saft, nutze nur die Manneskraft.

Henry erwischte Jurij, als er genau in diesen Gedanken hing. Recht spät, realisierte er, dass sich Henry neben in gesetzt hatte. Fragend blickte er ihn an. „Em, hat Harry öfter zwei Frauen und prahlt mit seiner Zeugungsunfähigkeit?“ ließ er seine Frage an Henry los, bevor ihm wirklich klar war was sein Mund sagte. Als ihm klar wurde was er gerade gefragt hatte, wendete er rasch den Blick auf das Holz der Theke. „Sorry sorry, du musst nicht antworten.“ Die Zähne aufeinander beißend, versuchte er sich an das zu erinnern, was Henry ihm eigentlich gefragt hatte. „Em Gestern? Em, du hast unserer Fee eine verpasst als sie nicht so brav wie Harry schlafen gehen wollte. Dann wolltest dich noch um was kümmern, aber ich weiß auch nicht mehr was.“
« Letzte Änderung: 26.01.2015, 22:57:04 von Jurij Klee »
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Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #421 am: 27.01.2015, 14:24:46 »
"Nein, normalerweise läuft er mit Handbetrieb.", sagte Henry leichthin und wurde dann etwas rot. Waren das seine eigenen Gedanken gewesen? Eigentlich hatte er sagen wollen, dass Harry aus gutem Grund sonst enthaltsam lebte. Etwas in ihm hatte ihn zu dieser frivolen Aussage bewegt.

"Herrje, ich wollte es mir nicht eingestehen. Doch nun kann ich es mir nicht anders erklären. Der Dämon verfügt über mich und hat sich meiner im Schlaf bemächtigt." Er schüttelte verzweifelt den Kopf. "Und mit Euch ist es dasselbe. Außer vielleicht mit Dir. Vielleicht bist Du nicht betroffen. Immerhin hast Du Erinnerungen."

Henry sah Harry den Schankraum betreten. Er winkte ihm zu und holte ihn an den Tisch. "Wie ich sehe, hattest Du Deinen Spaß. Nicht so wie in alten Zeiten, aber für den Anfang nicht schlecht. Und so langsam verstehe ich, warum Du Dir diesen Wirt ausgesucht hast. Teuflisch, teuflisch." Henry lächelte ein bitterböses Lächeln.
« Letzte Änderung: 27.01.2015, 14:31:48 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #422 am: 27.01.2015, 15:39:57 »
"Du hast deinen Humor wiedergefunden, Henry, das freut mich", antwortete Harry, der dies tatsächlich als ein gutes Zeichen sah, dass Henry nämlich das Stadium des glatten Verleugnens überwunden hatte. "Und ja, tatsächlich hat sich die Frage nach dem 'Warum ich?' geklärt. Männer zu quälen macht deinem kleinen Schwesterchen einfach mehr Spaß. Eine Frau hätte nicht dieselbe Not gehabt, bei dem Anblick, der mich beim Aufwachen empfing, Nein zu sagen, hätte nicht dieselben Höllenqualen durchlitten bei dem Versuch, der Versuchung zu widerstehen, entgegen des Fräuleins inständigem Flehen... Herrje, Henry, Zwillinge! So etwas süßes hast du noch nicht gesehen!"

Er setzte sich zwischen die beiden und ließ seinen Kopf stöhnend auf die Tischplatte knallen.

"Als Junge habe ich mich immer gewundert, warum in jeder Drachensage auch eine Jungfrau vorkam. Hat man sich das bei dir in Irland auch so erzählt? Dass einmal im Jahr dem bösen Drachen eine unschuldige Jungfrau geopfert werden musste, wenn man seine Ruh vor ihm haben wollte? Nun, ich hab mich halt immer gefragt, was er mit ihr tat. Dass er sie nicht auffraß, wusst ich ja, und für alles andere hätte man sich doch lieber eine erfahrene Dame gewünscht, nicht wahr? Keine, die sich ziert... Aber ach, wenn dich jemand derart verträumt anblickt und in aller Unschuld verkündet: 'Ich würde gern deine tiefsten Tiefen erkunden, Harry', da müssen einem doch die Knie weich werden, dann kann das Herz doch nicht anders, als in Flammen aufgehen! Himmel hilf, beim nächsten Mal schaff ich's nicht bis zur Tür hinaus!"

Harry richtete sich wieder auf und sah von Henry zu Jurij und wieder zurück. "Und wie ist es euch ergangen? Was machen wir heut? Gibt es einen Plan?"

Dann stutzte er. "Moment mal. Woran wollt ihr überhaupt sehen, dass ich heute nacht meinen Spaß hatte, oder vielmehr sie? So jugendlich frisch seh ich jeden Morgen vor meinem ersten Kaffee aus." Ihm fiel auf, dass die anderen beiden sehr ordentlich und sauber aussahen. Er schnupperte. Der Seifengeruch von links und besonders von rechts war überwältigend. "Ihr zwei dagegen riecht so, als hättet ihr was zu verbergen."
« Letzte Änderung: 28.01.2015, 15:51:25 von Harry Webster »
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #423 am: 27.01.2015, 16:02:26 »
Während Harry auf eine Antwort wartete, kam Zerendarius an den Tisch und brachte das Frühstück. "Bevor ich es vergesse, kurz, nachdem ihr gestern abend hoch seid... also... zum ersten Mal. Da kam diese Priesterin vorbei, Aria. Sie fragte nach euch, wollte aber nicht eure Nachtruhe stören. Sie lässt bestellen, dass sie heute morgen noch einmal hier vorbeischaut, und ansonsten den Nachmittag über Zeit hat."

Wenn keine weiteren Nachfragen kamen, ging Zerendarius danach wieder hinter seine Theke.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #424 am: 28.01.2015, 15:49:41 »
Jurij war überrascht, als Harry sich zu ihnen setzte. Er fragte sich wann dieser aufgetaucht war und wieviel er mitbekommen hatte. Immer wieder blickte er aus den Augenwinkeln heraus zu Harry. Er musterte ihn förmlich, konnte es nicht fassen, dass sich ein Mann mit Zeugungsunfähigkeit brüstete. Für Henry schien das ja normal zu sein. Sie kannten sich ja auch schön länger und anscheinend so gut, dass Henry vom Handbetrieb wusste. Ob …

Jurji wollte den Gedanken nicht zu Ende führen, konzentrierte sich eher auf das Essen was vor ihm stand. Er begann sofort die Schüssel mit Hafer, wässriger Honigmilch und Nüssen, welche ihm Zerendarius gebracht hatte, auszulöffeln. Kurz erinnerte er sich daran wie schwer es war dem Wirt zu erklären, dass dies für ihn kein Pferdefutter war, das es mit Nüssen, Früchten und etwas Honig sehr gut schmeckte. So vertieft in sein Frühstück bekam er nur Bruchstücke der Unterhaltung zwischen den beiden Kumpels mit. Diese Bruchstücke reichten aber aus, um das Gespräch für ihn als Unsinn einzustufen. Wem interessierte es was Drachen mit Jungfrauen wirklich machten und welche Geschichten es darüber gab.

Nach einigen Löffeln blickte Jurji wieder zu den Beiden, wurde aber wieder schlagartig rot und stopfte sich anstelle etwas zu sagen, den nächsten Löffel in den Mund. Mit den beiden zusammen würde das Niveau am Frühstückstisch immer so flach bleiben. Gut Zerendarius war nicht unschuldig aber Henry war drauf eingegangen. Den Happen herunter schluckend, und nicht wieder den Fehler machend zu den Beiden zu blicken, schaffte Jurji es dann doch ein paar Worte rauszubekommen. „Em, wir weiß nicht. Ich wollte einen Ausflug zur Bibliothek machen. Auf den Weg dorthin wollte ich noch meine Gerichtswachensachen zurückgeben und nach einem Jünger des Gottes Irori Ausschau halten. Vielleicht können sie mir noch einiges beibringen. Was wollt ihr machen?“
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #425 am: 30.01.2015, 05:58:04 »
Rillfarsell war überrascht, wie gut es ihm ging. Vorsichtshalber überprüfte es noch einmal, ob tatsächlich alles heil war. Seine Hände glitten über Federkleid, Schnabel und Rückenpanzer und suchten nach schmerzenden Stellen. Auch die Flügel breitete es aus, die unter dem Chitinpanzer auf dem Rücken eigentlich sicher untergebracht waren. Probeweise flatterte es ein paar Mal damit.
Alles schien in Ordnung zu sein.
Wirklich verwunderlich fand das Feenwesen, daß sich als letztes an den intensiven Schmerz erinnerte, der es durchzuckt hatte. Der herbeigezauberte Nebel hatte es tatsächlich nicht vor der Wahrnehmung des Dämons verbergen können.
Lag das an der geistigen Verbindung, die die Dämonen untereinander hatten? Konnte so etwas unterbunden werden, wenn man es schaffte, den eigenen Dämon aus den Gedanken auszusperren?
Und wie war es geheilt worden und warum? Waren die Dämonen doch mehr auf ihre Gastkörper angewiesen als gedacht? Aber warum hatte Lilith dann so ungehemmt zugeschlagen?
Nachdenklich strich es sich über das Kopfgefieder, während es diese Überlegungen anstellte.
Doch Rillfarsell durchbrach diese Grübeleien. Etwas anderes kam ihm in den Sinn und für diese Fragen war später noch Zeit.
Welches Zimmer war dies beziehungsweise wer bewohnte es? Neugierig sah es sich um, konnte aber keinen Hinweis entdecken. Anscheinend war es in einem leeren Zimmer aufgewacht, abgesehen natürlich von der Einrichtung und ihm selbst.
Wo waren dann aber die anderen? Hatte Lilith nicht gesagt, die Dämonen hätten Pläne zusammen? Hatten sie sich nach deren Ausführung getrennt?
Hier jedenfalls würde Rillfarsell nicht viel in Erfahrung bringen, also ging er zur Tür, hüpfte kurz hoch, um die Klinke zu drücken und verließ das Zimmer.
Schnell stellte es fest, daß es im Flur des Gasthauses war und machte sich in Richtung Schankraum auf den Weg.
Dort entdeckte das Feenwesen dann auch die anderen drei. Obwohl im nicht ganz danach war, aber ganz im Sinne seiner Natur flanierte es vergnügt vor sich hinpfeifend auf Henry, Harry und Jurij zu. Mit einem fröhlichen "Guten Morgen, die Herrschaften!" flog es dann auf den Tisch und setzte sich auf eine freie Stelle an der Kante.
"Ich hoffe, ich komme nicht zu spät?"

Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #426 am: 30.01.2015, 10:55:20 »
"Harry...", sagte Henry dunkel, "... das... das waren nicht meine Worte, die da aus meinem Mund kammen." Bestürzt blickte Henry auf die Tischplatte. "So ist es also. Der Dämon begnügt sich nicht damit, mir meinen Körper im Schlaf zu rauben. Nun will er auch die Kontrolle übernehmen über mein Denken und Handeln im Wachen." Ein dumpfes Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Henry musste an sich halten, um nicht weinen.
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #427 am: 30.01.2015, 12:14:41 »
Vielleicht lag es an seinem Kopfschmerz, der ihn kaum aus den Augen sehen ließ, dass Harry plötzlich Dinge bemerkte, die er normalerweise übersah: die Gemütsregungen seiner Mitmenschen.[1] Ohne den Schmerz hätte er vielleicht nicht bemerkt, dass linker Hand Jurij bei dem lockeren Bettgeplauder feuerrot im Gesicht wurde und die Nase im Müsli versenkte, während rechts Henry wie vor Schreck erstarrte, allerdings nicht bei Harrys Worten, sondern den eigenen. Die Stimme versagte dem Kameraden schier, als er sich bei Harry meinte entschuldigen zu müssen, ja, er schien gar den Tränen nahe!

"Ähm, nein, schon gut... ich muss mich entschuldigen", stotterte Harry, der nicht wusste, ob er dabei nach links oder rechts schauen sollte. "Ich red immer so unbedacht daher und vergess dabei, dass andere Leute nicht so leicht über unangenehme Dinge reden können. Was für euch vielleicht wie unangebrachter Humor klingt, ist nur die Panik, ja? Henry, deine Worte waren vielleicht etwas sarkastischer, als ich es von dir gewohnt bin, aber einen bösen Willen habe ich darin nicht erkannt."

Er wandte sich an Jurij. "Und du, also, wenn du nicht gern über Frauen redest oder mich so über sie reden hörst, dann, ähm, halt ich mich so gut ich kann zurück." Etwas leiser fügte er hinzu: "Dir ist aber schon klar, dass es Lasciel war, nicht ich, die die Zwillinge aufgegabelt hat, ja? Ich durfte mich heut morgen nur mit einem Kuss verabschieden, das heißt mit zwei... wenn man nur die auf den Mund zählt..."

Diesmal fing Harry sich gerade noch, bevor sein Kopf auf der Tischplatte aufschlug. Das war auch gut so, denn dort stand inzwischen sein Frühstück. Er identifizierte Rollmöpse, einen halben Zoll vor seiner Nase. Hastig richtete er sich wieder auf und erblickte das Feenwesen, das auf sie zuflatterte und sie mit einem gespielt fröhlichen[2] "Guten Morgen, die Herrschaften!" begrüßte.

"Nein, Rillfarsell, du hast noch nichts verpasst. Der Wirt teilte uns soeben mit, dass Aria uns gestern abend noch gesucht hätte, aber nicht mehr antraf und deshalb heute morgen noch einmal vorbeischauen würde. Das ist gut, ich wollte nämlich auch noch mal mit ihr reden. Ich weiß zwar gerade nicht mehr, über was, aber es war etwas wichtiges. (Der Wirt sagte auch noch, dass er uns gestern hat zweimal hochgehen sehen, aber ich hab noch nicht nachhaken können, was er damit meint.) Jedenfalls sprachen wir drei hier gerade davon, was wir heute anstellen wollen. Jurij will zur Bibliothek, zum Irori-Tempel und außerdem seine Gerichtswachensachen zurückgeben. Moment mal, was heißt hier zurückgeben, Jurij? Du willst dort kündigen? Schade, obwohl... hm, ja, irgendwie verständlich. Aber das mit der Bibliothek ist eine gute Idee, da will ich auch hin—falls du die in der Königlich-Magischen Akademie meinst."

Hier beugte Harry sich vor und senkte abermals die Stimme. "Ich glaub ja, die Sache mit dem Kristall ist eine falsche Fährte, vielleicht gar eine Falle für unsere Gäste, sonst hätte Tai'Lor uns nicht gestern abend davon erzählt, denn er wusste ja, dass sie vor uns würden handeln können. Als zweites, eigentlich noch dringender, tät ich die Sache mit dem entführten Mädchen untersuchen wollen. Verschwundene Kinder findet man entweder innerhalb der ersten paar Tage oder nur noch tot. Wie lange ist sie denn schon verschwunden und was weißt du darüber, Jurij? Du warst gestern sehr vage. Obwohl wir das besser auf dem Zimmer besprechen sollten, oder per Notizzettel."

Harry öffnete das Plastikfläschchen, mit dem er schon die ganze Zeit herumgespielt hatte, kippte sich zwei weiße Tabletten in die Hand, diese dann in den Mund, stellte fest, dass er kein Wasser hatte, schluckte trocken und mit Mühe, spülte dann mit einigen Schluck Getreidekaffee nach, wobei er leidend das Gesicht verzog. Wie lange braucht mal wohl, um sich an den Geschmack zu gewöhnen? Wie lange, um echten Kaffee nicht mehr zu vermissen?

"So, das wäre jedenfalls mein Plan für heute." Er blickte Henry und Rillfarsell fragend an, ob diese auch eine Meinung zu dem Thema hätten.
 1. sense motive = 25 (nat. 20); ich hab das mal auf Jurij und Henry bezogen, der Wurf war ja eh nur für mich als Entscheidungshilfe gedacht, wieviel Harry von dem, was ihr beschreibt, auch bemerkt.
 2. Harry befindet sich noch immer in diesem schwebenden Zustand völligen Verstehens!
« Letzte Änderung: 30.01.2015, 12:22:08 von Harry Webster »
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Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #428 am: 30.01.2015, 12:34:31 »
"Nein, Harry, Du verstehst nicht. Nicht ich habe diese Worte gesprochen, sondern der Dämon in mir. Er ergreift mich nun auch im wachen Zustand.", sagte Henry, wobei er die letzten Worte nur flüsterte. "Ich muss irgendetwas tun. Sonst werde ich verrückt, noch ehe ich die Kontrolle verliere."
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Rillfarsell

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Heiliger Boden
« Antwort #429 am: 30.01.2015, 12:44:32 »
Neugierig schaute Rillfarsell auf das Tablettenfläschchen, das Harry in der Hand hielt. Waren da irgendwelche von diesen tollen Pillen drin, die es in der Dimension der Menschen probiert hatte? Solche, die die Welt um es herum fast wie die Erste Welt erscheinen ließen? Solche die Töne sichtbar und Farben fühlbar machten?
Aber nach dem Gesicht das der Mensch beim Schlucken zeigte, war es wohl nur eine Arznei.
Leicht enttäuscht piepse es kurz, wurde aber von Henrys Ausbruch überrascht, bevor es dann mit seiner melodischen Stimme leise antwortete. So ganz konnte es die Panik des Menschen nicht nachempfinden. Natürlich war es nicht gut, übernommen zu werden, aber noch hatte sie keine Möglichkeit dies zu verhindern.
"Ruhig, guter Mann. Wenn es euch völlig unter Kontrolle hätte, dann würdet ihr uns diese Beobachtung nicht mitteilen. Versucht doch diese Verteidigungsstrategie, die uns nahegelegt wurde, um den Geist abzuschirmen.", riet es leise.
Und brachte dann seine Pläne zum Ausdruck.
"Dieses mystische Objekt wollte ich auch in Augenschein nehmen. Vielleicht finde ich einen Weg, ihn für uns zu beschaffen. In so was bin ich ein wenig geübt, auch wenn es nicht meine wirkliche Passion ist.
Ob Mädchen oder Musiklehrer helfen...ist mir beides recht. Allerdings gebe ich zu bedenken, daß Hereius Tamino erwähnte. Und wenn das das Wesen ist, das in mir zu dieser Zeit schlummert, könnte wir vielleicht ein paar Informatione über diesen Weg erhalten."

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #430 am: 30.01.2015, 13:06:10 »
"Ich hab dich schon verstanden, Henry", sagte Harry, etwas erschrocken, dass Henry das D-Wort laut aussprach. "Glaub ich zumindest. Wissen kann man so etwas ja nie. Was ich sagen wollte: ich glaub schon, dass es deine Worte waren, auch wenn es dich überrascht hat, dass sie in dir steckten. Jeder Mensch besitzt eine dunkle Seite, auch du. Und wenn wir davon in nächster Zeit etwas mehr zu sehen bekommen, ist das auch nicht weiter schlimm, solange du nicht zu den Sith überläufst." Harry konnte nicht glauben, dass er Aleister zitierte: "Du wirst nicht gleich zu einer reißenden Bestie, nur weil du lernst, wie man richtig zubeißt."

"Apropos Aleister", sagte er, indem er seinen Notizblock zückte. "Ich hab noch gar nicht geschaut, ob ich Antwort auf meine Frage bekommen habe." Und er blätterte durch die beschriebenen Seiten, bis er zu jener kam, auf der er gestern abend seine "Forderungen" notiert hatte.

Zu Rillfarsell sagte er dabei: "Das Mädchen scheint mir dringlicher, da im Fall des Musiklehrers kein Leben unmittelbar in Gefahr ist. Und unser Freund O. scheint in beiden Sachen seine Finger im Spiel zu haben."
« Letzte Änderung: 30.01.2015, 13:18:26 von Harry Webster »
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #431 am: 30.01.2015, 13:53:39 »
Und tatsächlich fand Harry eine Notiz in seinem Buch, in Lasciels geschwungener Handschrift verfasst:


Mein lieber Harry,

zunächst einmal möchte ich anmerken, dass ich von deinem Versuch, mir zu drohen, wenig begeistert bin. Du möchtest dir also selbst das Leben nehmen? Dann sollte dir klar sein, dass du, bevor du stirbst, dein Bewusstsein verlierst. Und ich durchaus in der Lage bin, das fragile Konstrukt deines Körpers wieder in Ordnung zu bringen. Und selbst wenn du sterben solltest, werde ich mir einfach einen neuen Wirt suchen - und für deine Unverschämtheit deine Freunde bestrafen. Möchtest du wirklich die Verantwortung dafür tragen, dass Henry oder Jurij oder auch Aria schrecklich leiden müssen?

A propos Bestrafen: Eigentlich war es das, was ich heute nacht mit dir vorhatte. Tatsächlich war es Lilith, die mich davon abbrachte. Sie hatte schon immer ein besonderes Verständnis für euch Menschen. Sie erklärte mir, wie sehr ich dich in die Ecke gedrängt habe. Nun, Harry, du hast das große Glück, dass ich dich wirklich mag. Deshalb möchte ich dir einen Kompromiss vorschlagen. Zuckerbrot statt Peitsche, wenn du so willst.

Ich suche uns von nun an Bettgefährtinnen, bei denen du dir keine Gedanken über Schwangerschaft machen musst. Ich weiß ja, wie sehr dich dieses Thema belastet, und ich gebe zu, dass ich mich insbesondere in Brückenstadt wirklich ausgetobt habe (das war eine tolle Zeit!). Um dir meinen guten Willen zu beweisen, habe ich dir schon für heute morgen zwei wunderbare Zuckerstückchen ins Bett gelegt. Ich weiß, wie sehr du es vermisst, Harry. Genieße die beiden.
(Und damit du nicht auf dumme Gedanken kommst: Mit ihren Narben habe ich nichts zu tun, die stammen aus ihrer frühen Jugend. Aber sind sie nicht ein wunderbares Geschenk?)

Im Gegenzug erwarte ich von dir nichts weiter, als dass du ab sofort jegliche Drohungen unterlässt, und abends pünktlich schlafen gehst - sagen wir, gegen zehn Uhr?

Wir können lernen, gut miteinander auszukommen, Harry. Ich bin sogar bereit, auf Aria zu verzichten, obwohl ich mit ihr ganz besonders viel Spaß haben würde.

Es liegt an dir. Wenn du mein Angebot annimmst, können wir eine schöne Zeit miteinander haben. Wenn nicht, liegt die Verantwortung für deinen Nachwuchs und deren Mütter einzig und allein bei dir.

Ach, und eines noch: Was soll diese Geschichte mit Aleister? Du musst aufpassen, dass du keine multiple Persönlichkeit oder etwas in der Art entwickelst, Harry. Darauf habe ich wirklich keine Lust.

Tausend Küsse,

deine Lasciel

P.S.: Ich empfinde es übrigens als Affront, dass du denkst, ich würde auf Bezauberungen zurückgreifen. Ja, ich habe das schon getan, etwa wenn ich sehr wenig Zeit hatte. Aber grundsätzlich mag ich das eigentlich nicht. Glaubst du wirklich, mein Charme würde nicht ausreichen? In all der Zeit, die wir schon zusammen sind, Harry, habe ich nicht ein einziges Wesen bezaubern müssen.
« Letzte Änderung: 30.01.2015, 13:56:45 von Sternenblut »
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #432 am: 30.01.2015, 19:14:34 »
Schon während des Lesens hatte Harry die Zähne gebleckt; als er aber fertig war, stieß er ein Fauchen aus, wie es ihn seit Berlin nicht mehr überkommen hatte. Genieße die beiden? Genieße die beiden? Tut mir leid, für mich sind Frauen keine Konsumgüter! Überhaupt, bildest du dir wirklich ein, ich würd deine abgelegten Liebschaften aufwärmen? Die Krümel auflesen, die unter deinen Schlemmertisch fallen? Dass ich irgendein Geschenk von dir annehmen könnte, ob abgelegt oder unberührt? Vergiss es!

'Wenn du es dir noch überlegst', hörte er Malias Stimme in seinem Kopf, 'wir gehen noch nicht allzubald nach Hause...'

Harry schluckte. Und noch einmal. Dann, als er sich vorstellte, dass er von nun an jeden Morgen so aufwachen würde, schluckte er ein drittes Mal.

"Vielleicht wirst du als erster verrückt, Henry", sagte er krächzend, "aber ich werde garantiert als erster die Kontrolle verlieren."

Trotz seiner Wut über Lasciels kaum verhohlene Manipulation, trotz seiner Angst, dass, wenn er seiner Dämonin auch nur in einer Kleinigkeit nachgeben würde, seine Seele schon verloren wäre—Ach, auf einmal willst du doch in Besitz einer Seele sein, Harry? Ausgerechnet jetzt, wo es praktischer wäre, keine zu haben?—trotz all dem wusste Harry, dass er es genau so machen würde, wie Lasciel es von ihm wünschte. Keine Drohungen mehr. Kein Selbstmord. Und um zehn Uhr ins Bett. Nur in der Sache mit den Mädchen, da würde er nicht nachgeben—solange er durchhielt.

Henry aber saß noch immer da wie ein Häuflein Elend, schien Harry kein Wort geglaubt zu haben.

"You know I'm not a subtle guy, right?" begann er vorsichtig. "So if it comes to temptation, no subtle approach is required for me, or so she seems to think. Just put naked women in his bed until he cracks. But you with your faith and resolve, your goodness, do you think your lady would dare come straight at you? Of course she wouldn't. No, she'd have to be much sneakier, craftier. That's what I was trying to say. Whatever just happened to you, it's your dame playing games with you. Playing on your fears and weaknesses. You'll have to be fearless, you'll have to be strong. It's all we can do for now. Or so I keep telling myself."

« Letzte Änderung: 30.01.2015, 21:42:14 von Harry Webster »
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Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #433 am: 30.01.2015, 19:39:13 »
„Das … das ist es nicht.“ stotterte Jurij als Harry seine Vermutung äußerte. Danach wurde er sogar noch etwas roter und schlang den Hafer hinunter. In der Zwischenzeit konnten sich die anderen Unterhalten und er sich innerlich beruhigen. Ihre Pläne waren also ähnlich, wenigstens im Fall mit den Kristall. Dass Harry sich auf die Suche nach dem Mädchen machen wollte, erstaunte ihn jedoch. Auf der einen Seite fürchtete er sich immer noch vor Obayifo Rache, wenn sie sich in seine Angelegenheiten einmischten, auf der anderen Seite freute er sich, dass Harry es machen wollte.

„Also em.“ begann Jurij nachdem Harry scheinbar ausgelesen hatte. „Ich, em. Ich red schon gerne über schöne Frauen, ebenso gerne wie über schöne Männer. Keine Angst. Das ist es nicht.“ Kurz blickte er zu Harry und dann wieder auf die leere Schüssel vor sich. „Deine Em Unfruchtbarkeitund das herausposaunen verstört mich aber.“ Die verschwundene röte kam wieder zurück. „Du willst gar nicht wissen was das in meinem Kopf auslöst.“
Heftig schüttelte Jurij den Kopf, er wollte die Gedanken die in ihm aufstiegen los werden. Sie hatten wichtigeres womit sie sich beschäftigen mussten. „Wenn es geht würde ich genau die Bibliothek allen anderen Sachen vorziehen. Und nicht ganz. Ich habe nicht gekündigt, bin nur freiwillig außer Dienst. Jedenfalls solange bis die O-Sache geklärt ist.“ mit gesenkter Stimme fuhr er fort. „O scheint einiges am Stecken zu haben. Viel weiß ich nicht nur wo eines ihrer verstecke ist und dass das Mädchen schon länger vermisst wird. Sie ist die Tochter eines reichen, mächtigen Bürgers der Stadt und die Bande, die Wölfe, sollen brutale, gewissenlose Schläger sein. Eine richtige Untergrundbande in der O ein hohes Tier ist.“
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Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #434 am: 30.01.2015, 20:41:02 »
Harry zog doch ein wenig verdutzt die Augenbrauen hoch, als Jurij von seiner Bisexualität erzählte. Wieso war der gute Mann dann so rot geworden, als Harry von den Zwillingen erzählte? Noch seltsamer, was Jurij da stotterte über: "Unfruchtbarkeit? Herausposaunen? Wovon redest du?" Jetzt war es an Harry, rot zu werden. Ein Bild drängte sich ihm auf. Ein sehr lebhaftes. Lasciel, hier unten, im vollbesetzten Schankraum, vor allen Leuten... Ja, er konnte sich vorstellen, dass sie ihren Spaß dabei hatte!

Dann bekam er einen Schreck. Moment mal, hoffentlich nur einen Spaß, ja? Sie hat es hoffentlich nur behauptet und nicht...? Oh Gott, sie wird ja wohl nicht! Einerseits würde es ihm eine Sorge ersparen, andererseits hatte er die Hoffnung noch nicht vollends aufgegeben—wie absurd in seiner Lage!—dass er vielleicht doch eines Tages eine nette Drachendame fände und mit ihr zusammen viele nette Drachenkinder in die Welt setzen würde. Also, wenigstens so ganz theoretisch die Option darauf hätte er gern!

Oh, wie Lasciel sich gerade amüsieren musste ob seiner Panik! Er sollte wirklich so schnell wie möglich lernen, seine Gedanken vor ihr abzuschirmen. Er würde Jurij später fragen, ob dieser nicht ein paar Tipps für seine Kameraden hätte. Er hatte da gestern eine Übung erwähnt, die er kenne.

Bei Harrys letzten Worten, so schien es ihm, hatten der Wirt und auch die aufreizend gekleidete Schankmaid aufgelauscht. Wenn sich die Szene gestern nacht so abgespielt hatte, wie soeben in seinem Kopf, dann... Harry räusperte sich und sprach, obwohl Jurij zugewandt, mehr zum Wirt und der Schankmaid: "Tut mir leid, ich habe nicht die geringste Ahnung, was gestern abend noch alles passiert ist, nachdem ich den Krug Schnaps geleert habe, den ich mir noch geholt hatte, als ich bei euch zum Zimmer raus bin. Was immer ich da geredet habe, ist der Trunkenheit geschuldet. Wäre ich unfruchtbar, hätte ich keine schwangere Verlobte in Brückenstadt."

Er wedelte mit seiner rechten Hand durch die Luft, stellte fest, dass sein Ringfinger nackt war, durchsuchte darauf hektisch sämtliche Hosen- und Manteltaschen, bis er den Ring schließlich in der Tasche fand, in der auch Lasciels Münze war. Er steckte ihn kommentarlos wieder auf.

"Ähm", sagte er, um das Thema abzuschließen. "Also auf zur Akademie? Wären alle dabei? Das heißt, ich tät noch gern auf Aria warten."

Sein Blick machte dabei die Runde, bevor er besorgt auf Henry zu ruhen kam. Harry wollte nicht laut nachhaken, um den Freund nicht zu beschämen, deshalb fragte er nur mit den Augen: wieder alles OK bei dir?
« Letzte Änderung: 30.01.2015, 23:35:14 von Harry Webster »
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