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Autor Thema: Heiliger Boden  (Gelesen 116070 mal)

Beschreibung: Kapitel 1

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Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #795 am: 05.09.2015, 16:38:30 »
Henry sah zu Harry und wusste, dass der schwarze Rauch aus seiner Nase kein gutes Zeichen war. Man musste keine Gedanken lesen können, um zu wissen, dass Harry wirklich angepisst war. Und auch wenn Henry denselben Plan hatte wie Jurij, fand er, dass es einfach keine Art war, seinen Willen durchzusetzen, indem man weglief.

Er machte ein paar schnelle Schritte und fasste Jurij am Ellenbogen. "Hör mal Jurij! Die einsame-Wolf-Taktik zerrüttet unseren Kampfgeist. Kein Dojo kann bestehen, wenn die Schüler streiten und sich gegenseitig missgünstig sind. Und mögen ihre Ziele noch so rechtschaffen und ihre Technik noch so gut sein. Wir haben nicht nur eine ganze Diebesbande gegen uns sondern die mächtigsten Feinde, die wir uns vorstellen können. Also verscherze es Dir nicht mit Deinen einzigen Verbündeten, indem Du ihnen vor den Kopf stößt. Auch wenn die Zeit drängt, solltest Du Dich mit Harry absprechen. Also komm zurück."

"Wir könnten hier auch Feuer legen.", schlug er vor, als er wieder bei Harry war. "Ich glaube kaum, dass sie das Mädchen vergewaltigen, wenn das Haus brennt. Und ein abgebranntes Diebesversteck kann keinem Dämon recht sein. Ich finde, das ist eine gute Idee. Irgendwelche Einwände?" Er blickte in die Runde.
« Letzte Änderung: 05.09.2015, 16:46:32 von Henry »
"Be just, and fear not: Let all the ends thou aim'st at be thy country's, Thy God's, and truth's." - Shakespeare: King Henry VIII., Act 3, Scene 2

Harry Webster

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Heiliger Boden
« Antwort #796 am: 06.09.2015, 17:43:03 »
Als Harry den Rauch vor seinem Gesicht sah, tat er einen überraschten Satz nach hinten und klopfte sich auf die Brust, um die Flammen auszuschlagen. Dann erst begriff er, wo der Rauch herkam.

Ach komm, Lasciel, ist das dein Ernst? Erst Funken[1], jetzt Rauch aus der Nase? Übertreibst du es da nicht mit den special effects?

"Ah, tschuldigung", murmelte er. "Das bin nicht ich... egal." Er trat wieder einen Schritt auf Meliana zu. "Jetzt komm schon, Mädchen. Wir haben nicht viel Zeit, also red' mit uns! Gibt es da irgendwelche Abmachungen zwischen dir und Oba, von denen wir wissen sollten? Möchtest du hier 'raus, auch wenn du weißt, dass Oba dir vielleicht hinterher wird und du mitsamt Familie dich für wer weiß wie lange vor ihm verstecken musst? Sag's uns ehrlich! Ach, das da war übrigens nicht Oba, sondern sein... ähm, Zwillingsbruder."[2]

Er nickte Jurij hinterher.
 1. Hat Lasciel in Brückenstadt schon einmal gemacht.
 2. Diplomatie=14
« Letzte Änderung: 06.09.2015, 17:46:38 von Harry Webster »
My name is Harry Aleister Mulholland Webster. Conjure by it at your own risk.

Paranoid? Probably. But just because you're paranoid doesn't mean that there isn't an invisible demon about to eat your face.

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #797 am: 10.09.2015, 11:41:07 »
Jurij, der sich wirklich von Henry aufhalten gelassen hatte, stand mit verschränkten Armen in der Tür. Das Versteck anzünden hörte sich nicht dumm an aber er bezweifelte, dass damit die Frau gerettet war. Vielleicht sollte man beides tun aber Harry kümmerte sich zuerst um ein anderes Problem. Das Mädchen hatte bis jetzt immer noch nichts gesagt und ja, sie hielt Jurij für Oba, dass war ihr auch nicht zu verdenken. In seiner eigenen Wut, mochte er sie sogar noch mehr eingeschüchtert haben. Ähnlich wie den jungen Wolf von eben.
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #798 am: 14.09.2015, 00:06:30 »
Das Mädchen sah völlig verstört zwischen den auf sie einredenden Männern hin und her. Schließlich sackte sie auf dem Boden zusammen, eng an die Tür gedrückt, vergrub ihr Gesicht in ihren Armen und begann, bitterlich zu weinen.

"Ich will nicht, dass meiner Familie etwas geschieht. Ich will nicht, dass irgendwem etwas geschieht. Bitte tut mir nichts. Bitte..."
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #799 am: 14.09.2015, 00:24:16 »
Olga sah sich unsicher um. Sie wusste nicht, wo sie war, aber eines war sicher: Sie war nicht mehr bei den Schwestern. Der Raum, in dem sie sich befand, war dunkel und nasskalt. Die einzige Lichtquelle war eine Fackel, gute fünf Meter von ihr entfernt an einer Wand.

Sie wandte sich um. Auf der anderen Seite des Gangs konnte sie eine schwere, eiserne Tür erkennen, und zwei Gittertüren an den Seiten. Hinter einer der Gittertüren hörte sie ein kränkliches Husten.
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Olga Eisental

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Heiliger Boden
« Antwort #800 am: 14.09.2015, 11:18:54 »
Langsam richtete sich die Zwergin auf und versuchte sich zu orientieren. Sie war es gewohnt, dass ihre Augen die Dunkelheit mühelos durchdrangen, aber trotzdem gab ihr das warme, gelbe Licht der Fackel ein etwas besseres Gefühl.

Indem sie ihren Körper abtastete, stellte sie erleichtert fest, dass sie unverletzt schien und ihre gewohnte Kleidung trug. Das große, schwere Bündel mit ihren Besitztümern lag direkt neben ihr. Als sie Laute aus einer hörbar nicht tierischen Kehle vernahm, kniff sie die Augen zusammen und blickte in Richtung der Gittertüren.

Dann schulterte sie kurzentschlossen mit einer Hand ihr Bündel, raffte mit der anderen ihre Röcke und ging vorsichtig auf die Quelle der Geräusche zu. Das Husten hatte besorgniserregend geklungen, und sie hatte Danna, der Großen Mutter aller Zwerge, einen heiligen Eid geleistet, den Eid einer Heilerin. Es war ein Gebot für sie, Leidenden zu Hilfe zu eilen, mochten sie auch Fremde sein.

"Heda, wer seid Ihr? Braucht Ihr Hilfe? Ich bin eine Heilerin" fragte sie mit ihrer dunklen Stimme in ihrer Muttersprache, um dann auf eine Antwort zu lauschen und durch die Gittertür hindurch zu spähen.

Henry

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Heiliger Boden
« Antwort #801 am: 15.09.2015, 11:32:51 »
Henry kniff mürrisch den Mund zusammen. "Ich glaube, das ist jetzt nicht hilfreich.", kommentierte er die ängstliche Antwort des Mädchens. "Sie werden Sie sehr eingeschüchtert haben und sie wird alles sagen, um sich und ihre Familie zu schützen. Aber ich denke, genau hier ist der Punkt. Wir können sie weder hier lassen noch können wir die Bande weitermachen lassen. Darum mein Vorschlag: Harry wird jetzt Feuer legen, in dem Trubel kann Melisa flüchten und wir holen das Mädchen aus dem Keller? Alle einverstanden? Wir müssen uns auf jeden Fall jetzt entscheiden, denn viel Zeit bleibt uns nicht."
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Heiliger Boden
« Antwort #802 am: 15.09.2015, 11:37:36 »
Für Harry:

"Mir gefällt das ganz und gar nicht, lass mich das gesagt haben.", erwiderte Harry ebenso mürrisch. Aber mit einem Blick auf Melissa fügte er hinzu, "Aber meinetwegen können wir es so machen. Wenn etwas schief geht, dann geht das auf Deine Kappe. Nur eine Bedingung habe ich: Melissa muss mitkommen. Sie kann sich irgendwo verstecken, während wir im Keller beschäftigt sind." Harrys Handflächen begannen rot zu leuchten. "Letzte Möglichkeit für einen Einwand. Ansonsten steht hier gleich alles in Flammen."
"Man muss auch das Allgemeinste persönlich darstellen."
- Hokusai

Jurij Klee

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Heiliger Boden
« Antwort #803 am: 15.09.2015, 14:37:40 »
Jurij kniff die Augen zusammen als das Mädchen antwortet. Wirklich freundlich waren sie nicht aufgetreten und nun war das Ding vollkommen durch. Was hatte Harry auch behaupte, sie müsste sich weiter vor Obayifo weiter fürchten. Ah, ab heute Abend war der Dämon, alle Dämonen auf einem Militärschiff in Richtung des Drachen unterwegs. Keine Chance dem Ding, ihrer Familie oder sonst wem etwas an zu tun. Wenigstens dachte Jurij so.
Im frustrierten weiteren Überlegen war der Vorschlag von Henry gar nicht so schlecht. Mit dem Brand eines ihrer Quartiere dürften die Wölfe geschwächt werden. Vielleicht würde dies dann der Gerichtswache die Möglichkeit geben einzugreifen, bevor sich die Wölfe endgültig militarisiert haben. Doch Henry wollte noch weiter gehen. Noch immer wollte er in den Keller und das andere Mädchen retten. Mit böse zusammengezogenen Augen blickte Jurij zu Harry, als dieser seine Magie anfing zu wirken. Das Mädchen im Keller war Jurijs einzige Möglichkeit um zu beweisen, dass er die ganze Zeit nicht vom Dämon besessen war. Dass er kein Lügner war, so wie es Harry behauptet hat. Vielleicht war dann auch noch der Anführer der Wölfe da, dann würden sie um einen Kampf nicht herumkommen. Schließlich braucht ein Feuer Zeit um sich auszubreiten.
« Letzte Änderung: 15.09.2015, 14:37:58 von Jurij Klee »
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Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #804 am: 15.09.2015, 22:24:25 »
"Eine neue Stimme", sagte jemand aus der gegenüberliegenden Zelle. "He, Samu, vielleicht kommen sie dich jetzt endlich holen, dann hat dein Leid ein Ende."

Erneut war das Husten zu hören. "Sei einfach still, Graegor."

Olga bemerkte, dass die Männer in einer ihr fremden Sprache sprachen - und doch konnte sie sie verstehen. So war es ihr auch bei den Schwestern ergangen, und sie hatte keine Erklärung dafür gefunden. Vielleicht war es ihr davor auch bereits passiert, aber die Umstände hatten sie genug abgelenkt, um über so etwas gar nicht nachzudenken.

"He, du", rief die erste Stimme in den Gang. "Ein Schluck Wasser, bevor ihr mich verrecken lasst, wäre wirklich nett."
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Olga Eisental

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Heiliger Boden
« Antwort #805 am: 16.09.2015, 13:21:02 »
Die Zwergin drückte ihr Gesicht gegen das Gitter und spähte in die Zelle hinein, nachdem sie sich kurz der gegenüberliegenden zugewandt hatte. "Ich will euch gern etwas zu trinken geben, das euch stärkt" meinte sie, indem sie ihr Bündel abstellte und darin nach einem ihrer selbstgebrannten Schnäpse zu kramen begann. "Das hier ist viel besser als Wasser" fügte sie mit einem Lächeln, aber durchaus resoluter Stimme an.

"Doch es wäre schön, wenn Ihr mir im Gegenzug sagtet, wo wir überhaupt sind und wer Euch hier sterben sehen will?" Damit schenkte sie einen ledernen Becher aus ihrem Bündel mit dem mildesten Nussbrand voll, den sie in ihren Vorräten finden konnte – wenn diese Burschen keine Zwerge sind, werden sie ja kaum mehr vertragen – beugte sich vor und hielt ihn durch die Gitterstäbe. "Ich bin Olga, vom Eisental-Clan" stellte sie sich vor. Hatten sie schon mit Zwergen zu tun gehabt, so würde ihnen vielleicht auffallen, dass sie wesentlich freundlicher und weniger grummelig wirkte als viele ihrer Rasse.

Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #806 am: 20.09.2015, 12:00:18 »
Die beiden Männer in den gegenüber liegenden Gefängniszellen sahen wirklich heruntergekommen aus. Ihre Kleider waren dreckig, teilweise zerrissen oder sogar zerfetzt. Sie sahen beide aus, als hätten sie seit Wochen kein Sonnenlicht mehr gesehen, und die Blessuren und Wunden an ihren Körpern machten deutlich klar, dass sie gefoltert worden waren.

Der ältere der beiden Männer trug eine Halbglatze; am Hinterkopf hatte er die grauen Haare lang wachsen lassen. Er war ein Mensch, irgendwo zwischen sechzig und achtzig Jahren alt. Er sah Olga nur missmutig an, sagte aber nichts.

Der andere Mann hingegen stand auf und ging zu den Gitterstäben. Olga fiel eines an ihm sofort auf: Die spitzen, langen Ohren. Sie waren nicht so lang wie bei Elfen üblich, aber doch deutlich sichtbar. "Selbst wenn es vergiftet sein sollte, ich nehme gerne einen Schluck", erklärte er, und streckte die Hand aus.

"Ich bin Candal, meines Zeichens Beutelschneider, zumindest bis vor Kurzem, vom Clan der Straßenkinder, bis ich für sie zu alt wurde. Zu euren Diensten, werte Dame."

Der noch recht jung aussehende Mann hatte welliges, blondes Haar, das er schulterlang trug. Er war gut einen Kopf größer als Olga, schmal gebaut, aber trotz seiner Situation strahlten seine Augen in auffälligem Dunkelblau.
« Letzte Änderung: 20.09.2015, 12:02:04 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Kara Kulenov

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Heiliger Boden
« Antwort #807 am: 20.09.2015, 14:51:21 »
Ganz glücklich sieht Kara nicht bei Henrys Vorschlag aus. Immer wieder setzt sie in kurzer Zeit zum Reden an, lässt es dann aber bleiben. Dann sagte Harry etwas und sie rang sich zu folgenden Worten durch: "Ich halte die Idee mit dem Feuer auch für nicht so gut. Aber wir haben keine Zeit für den perfekten Plan. Die Zeit drängt. Meinetwegen legt Ihr hier ein Feuer. Dass wir gemeinsam eine Linie verfolgen und Streitgespräche möglichst vermeiden, ist mir in diesem Fall wichtiger als alles andere."


Sternenblut

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Heiliger Boden
« Antwort #808 am: 21.09.2015, 07:30:33 »
Und so zündete Harry sein magisches Feuer, und setzte damit den hölzernen Tisch in Brand. Das Feuer brauchte einen Moment, um das Holz nicht nur anzugreifen, sondern richtig in Brand zu setzen, aber schließlich züngelten die Flammen am Tischbein hoch, wanderten in Richtung der Tischplatte und breiteten sich langsam aus. Als sie die Tischdecke erreichten, breitete sich das Feuer schnell über den ganzen Tisch aus, und setzte das Holz des Möbelstücks an mehreren weiteren Stellen in Brand. Dieses Feuer war nun groß genug, um nicht einfach wieder auszugehen. Es würde sich rasch im Raum ausbreiten - und dann darüber hinaus.

Die Gruppe nahm die junge Frau mit, die sich widerstandslos mitführen ließ, wenn sie auch völlig verschüchtert war. Gemeinsam liefen sie nach unten, begegneten dabei dem einen oder anderen grimmig wirkenden Mitglied der Wölfe, die jedoch beim Anblick Jurijs nur knapp grüßten und sie nicht weiter aufhielten. Bald waren sie wieder in der Eingangshalle angekommen, die Außentür direkt vor ihnen. Nun mussten sie sich entscheiden, was sie mit dem Mädchen machen und wie genau sie weiter vorgehen wollten.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Olga Eisental

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Heiliger Boden
« Antwort #809 am: 21.09.2015, 19:51:00 »
Die Zwergin reichte dem Mann mit den spitzen Ohren den Becher durch die Gitterstäbe. Sie musterte ihn, wobei sie kurz indigniert die Lippen verzog und brummte: "Gift..? Bei Dannas Liebe: Ich sagte doch, ich bin Heilerin, keine Giftmischerin!" Sie schien ihm die Bemerkung aber nicht sonderlich krumm zu nehmen, denn bei seiner Vorstellung lächelte sie bereits wieder und neigte nochmals grüßend ihren Kopf. "Und sei vorsichtig – er ist gut gebrannt und wird Euch wärmen, aber Ihr solltet langsam trinken. Ich weiß nicht, wie sehr Ihr einen kräftigen Trunk wie diesen gewohnt seid" meinte sie, indem sie auf den Becher wies.

Dann sah sie zu dem schweigsamen Menschen und begann bereits in den Taschen ihrer Schürze zu kramen, während sie ihn fragte: "Möchtet Ihr wirklich keinen Schluck? Es würde Euch gut tun. Oder darf ich mir wenigstens Eure Wunden näher ansehen, Herr... wie auch immer Ihr heißt?" Dabei förderte sie ein wenig sauberes Tuch und ein kleines Tiegelchen zutage. Mit einem Blick zu Candal fügte sie noch an: "Nun, Diebstahl ist eine Sünde, Herr Candal – aber sie kann doch nicht Eure einzige sein? Man wird doch nicht so hart mit Euch umgesprungen sein, bloß weil Ihr einige Beutel und Taschen gestohlen habt?" Man hörte ihrer Stimme an, dass sie das tatsächlich für völlig unmöglich hielt. Die Gesetze ihres Clans waren hart, aber gerecht. Jeder Übeltäter erhielt vom Rat der Weisen Männer seine Strafe, nicht weniger, aber eben auch nicht mehr.

Während sie mit dem Tiegelchen hantierte, fragte sie schließlich noch einmal, nicht speziell an einen der Männer gewandt: "Wo genau sind wir hier?"

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