Die ersten Reisetage vergingen überwiegend ereignislos. Garridan verbrachte viel Zeit damit, die Umgebung zu erkunden, teilweise begleitet von Shalelu. Abends besprach er mit Sandu die Route für den folgenden Tag, allerdings hatte er bald das Gefühl, ziemlich überflüssig zu sein, denn die anderen hatten alles im Griff. Es begegnete ihnen auch nichts Gefährliches. Als sie Galduria erreichten, war dies eine gute Gelegenheit, wieder ein richtiges Bett, viel Bier und fettes Fleisch zu genießen. Während die Karawane vor der Stadt lagerte - Sandru, Shalelu und einige andere hielten es nicht für sinnvoll, Geld für eine Taverne auszugeben, sie hatten doch alles, was sie benötigten, dabei - ging Garridan abends in die Stadt und suchte sich eine Taverne. Er genoss den Abend und es war bereits weit nach Mitternacht, als Garridan leicht torkelnd, zur Karawane zurückkehrte. Er bemühte sich, leise zu sein, allerdings verfing er sich beim hineinklettern in den Seilen der Wagenbespannung und so fiel er mit einem ordentlichen Krach in den Wagen hinein. Natürlich hatte er die anderen damit gestört und er hörte ein leises fluchen, als er in seinen Schlafsack kroch. Und natürlich musste er sich am nächsten Morgen einigen Spott gefallen lassen.
Nach der Begegnung mit den Wegelagerern erreichten sie bald Roderic's Cove. Auf diese Stadt war Garridan sehr gespannt, denn er hatte einiges darüber gehört. Es sollte weit weniger zwielichtig sein als Riddelport, aber dennoch durch den Hafen nicht so ein Nest wie die meisten anderen Siedlungen in der Region. Also wollte er dort unbedingt hin und nach der Begegnung mit den Wegelagerern hatte diesmal auch Sandu nichts dagegen, in der Stadt zu nächtigen. Sie würden wieder nur für eine Nacht dort sein, sonst hätte er nicht nur das Nachtleben und den Grog gekostet, sondern auch versucht, etwas mehr über das Knacken von Schlössern und Fallen zu lernen. Ob Piratennest oder nicht, es war eine Hafenstadt! Garridan war auf Grog aus, echten Seefahrergrog. Er sah schon wieder den spöttischen Blick Shalelus, als Garridan von der großen, weiten Welt träumte und von Grog sprach. Aber so war sie eben, sie war viel bodenständiger als er, in Momenten, in denen er sich über diesen Blick ärgerte, nannte er es im Stillen langweiliger. Wie auch immer, an diesem Abend wollte er nicht alleine trinken, also blieb er für einige Stunden in Roderic's Cove, schaute sich die Geschäfte an, saß eine Zeit am Hafen und schaute auf das Meer und ging dann in eine Taverne, um ein kleines Fässchen Grog zu erwerben. Und damit ging er kurz nach Einbruch der Dunkelheit zurück zur Karawane. Und so setzen sich alle Zecher mit einem Becher ums Feuer, tranken Grog, sangen Lieder über das Meer, die Frauen und das freie Leben und in dieser Nacht war er nicht der einzige, der Probleme hatte, geradeaus zu gehen. Und es war für Garridan eine gewisse Genugtuung, dass auch Shalelu nicht ganz nüchtern war, als sie sich zum Schlafen hinlegte. Am nächsten Morgen, als sie sich auf die Suche nach dem gestohlenen Buch machten, wünschte sich Garridan aber, er hätte doch die letzten 2 oder 3 Becher Grob nicht getrunken, denn eine Schlägere mit einem Brummschädel war nur halb so lustig wie ein mit wachem Kopf.
Sie verließen kurz darauf und etwas übereilt Roderic's Cove und Garridan hielt sich an den nächsten Abenden etwas zurück. Als sie das hügeligen Velashu Hochland durchquerten, waren Garridan als auch Shalelu sehr aufmerksam. Sie alle hatten Geschichten von den Reitern dieser Region gehört und manche dieser Geschichten endeten für die Reisenden nicht so gut. Shalelu war aber entspannt, denn sie erzählte unterwegs von mehreren Begegnungen mit den Reitern und sagte, sie seien stets freundlich gewesen, wenn auch etwas ruppig in ihrem Umgang mit Fremden, was zu ihrem schlechten Ruf geführt haben mag. Zu gerne hätte Garridan sie besucht, aber Sandu hatte einen straffen Zeitplan und da gab es keinen Raum für Umwege.
Und so zogen sie weiter, ihrem Ziel entgegen.