Zunächst bauen Tarqetiks aufgeblasene Worte weitere Spannung auf - Mago ist anzusehen, dass er sich den Brandobianer gemerkt hat und ihn wohl am Ende des Rittes zu Rede stellen will. Dieser allerdings bemerkt die Blicke des Serogul nicht. Seine Aufmerksamkeit ist auf die Umgebung gerichtet und so registriert er, dass auch innerhalb der Palisade kleine Trupps von zwei oder fünf Mann regelmäßig an der Mauer und über die Hauptwege patroullieren. Mehrere Wehrtürme aus Holz sind an der Palisade in regelmäßigen Abständen aufgebaut. Treppen führen hinauf und Plattformen für Bogenschützen stehen zur Verfügung. Das Tor selbst ist recht einfach gehalten, mit zwei flankierenden Türmen und einem Wehrgang über den Torflügeln, der beide verbindet. Die Torflügel sind mit Eisenstreifen verstärkt und hängen anebensolchen Ringen. Es ist ein Dorf - aber auch ein Wehrposten. Das muss wohl der Ausdruck der kargischen kriegerischen Tradition und Kultur sein, der das gesellige Leben einer Siedlung mit der Wehrhaftigkeit und Disziplin eines Heerlagers auf so natürliche Weise vermengt.
All diese Beobachtungen und Gedanken und auch Magos Groll treten allerdings in den Hintergrund, als der Holzscheit des heranwachsenden Kargi Maniks Pferd trifft und den Fhokki fast zur Fall bringt. Auch Ragnars Pferd bekommt einen Schreck und bäumt sich auf, doch der Nordmann kann sich darauf halten.
"Dieser verdammte Bastard!", entfährt es ihm und seine Rechte schließt sich reflexartig um den Griff des Breitschwerts. Doch dann bemerkt er, dass auch Hasdru sichtlich überrascht um die Kontrolle über seinen Rappen ringt und dieses Bild beruhigt Ragnar so weit, dass er die Klinge in der Scheide lässt.
Derweil übernimmt Manik Tarqetiks Speer sowie Wort und aus der Menge ist als Antwort Gemurre und auch der ein oder andere wütende Schrei zu hören. Viele der anwesenden Männer tragen Klingen an ihren Seiten. Jugendliche und Frauen sind oft mit groben Messern ausgestattet. Das ist nicht ungewöhnlich für eine ländliche Gemeinschaft und wohl noch weniger verwunderlich bei Kargi; dennoch machen all diese Klingen in einem solchen Zusammenhang einen bedrohlichen Eindruck.
Die Reaktionen der Menge sind wütend. Doch Sanjans Worte scheinen Wirkung zu zeigen und einen Teil der Menge zu beruhigen. Hier und da treten zwar einige ein paar Schritt hervor und schreien - es sind wohl Flüche und Verwünschungen. Meist sind es junge Männer, die sich so hervortun. Doch ebenso werden sie immer wieder von Frauen und erwachsenen Männern, die dem Druiden zuhören, in die Reihe zurückgezogen oder gleich zurückgehalten. In den Gesichtern ist Ablehnung, ebenso wie Wut, Neugier oder Angst zu lesen. Auch wenn die Worte Sanjans nicht für jeden verständlich sind, signalisieren seine Gesten und sein Tonfall, dass er keinen Kampf wünscht.
Hasdru ist verwirrt und schaut hilfesuchend zu Mago hinüber. Ebenso die vier mit Speeren bewaffneten Wächter am Eingang zum
Muog. Dann reicht ihm Tarqetik den Apfel hinüber und der Kargi nimmt ihn überrascht entgegen. Verdutzt schaut er den Krieger an, der eben noch satirische Einlagen auf Kosten seines Kameraden gemacht hatte. Doch die Geste des Brandobianers zeigt Wirkung - Hasdru entspannt sich ein wenig und der Mund verzieht sich kurz zu einem Lächeln. "Nichts", sagt er. "Menschen uns angegriffen." Mit dem Arm deutet er auf die Menge. "Sie denken, ihr seid Feind. Sind wütend"
Die Spannung ist greifbar und das Gemurre vibriert, wie ein köchelnder Topf, der kurz vor dem überlaufen steht. Dann donnert plötzlich ein lauter Befehl über die Menge:
"Wahim!" Es ist Magos befehlende Stimme, die
Ruhe fordert. Und die Menge wird auf einen Schlag spürbar leiser, auch wenn sie nicht ganz verstummt und immer noch einzelne Ausrufe zu hören sind.
Alles fokussiert sich nun auf den Serogul. Dieser gibt seinem Pferd leicht die Sporen und das Tier trottet langsam auf Manik zu. Das Gesicht des Kargi zeigt Wut. Sein Mund ist ein Strich, die Augen sind zusammengezogen und fokussieren den Fhokki. Es scheint, als hätte Manik mit seinen öffentlichen Anfeindungen das Spiel zu weit getrieben. Mago umrundet Sanjan und bringt seinen Rappen genau vor Manik zum stehen, so dass die mit dem Scheit versehene Speerspitze auf seine Brust deutet. Ohne seinen Blick vom Nordmann abzuwenden, umschließt er mit seiner Linken den Speer gleich unterhalb der Spitze. Es sieht so aus, als wolle er Manik die Waffe aus der Hand reißen - lobende Ausrufe sind in der Menge zu hören. Doch es kommt anders. Mit der Rechten greift der Serogul nach dem Holzscheit und reißt diesen vom Speer. Dann reitet er einige Schritte nach vorn zu der Menge. Er fokussiert den Jüngling, der den Scheit geworfen hatte und immer noch in der ersten Reihe steht, hebt seinen Arm und wirft den Scheit. Es ist ein harter, präziser Wurf. Das Holz wirbelt durch die Luft und trifft den jungen Kargi genau ins Gesicht; er fällt rücklings auf die Erde.
Ein Raunen geht durch die Menge und rund um den Jungen treten alle zurück, als Mago auf diesen zureitet. An einigen Stellen stürmen einzelne Wütende hervor. Doch mittlerweile haben sich die vier Wächter am Tor gefangen und treiben die Emporkömmlinge mit entschiedenen Befehlen zurück. Gerade als der Serogul seinen Rappen neben dem Jungen zum stehen bringt, laufen eine Frau und ein Mann aus der Menge nach vorne. Die Frau wirft sich zwischen dem Jungen und Magos Pferd auf die Knie und senkt den Kopf. Der Mann packt den Jungen, dem Blut aus Schnitten auf dem Gesicht und der Nase läuft, unter den Achseln und schaut zum Serogul. "Kapatawaran, Panginoon", sagt er bittend.
"Was sagt er?", fragt Ragner neben Hasdru und Tarqetik stehend.
"Er bittet Vergebung. Das sein Sohn", antwortet der Kargi.
Mago nickt, und der Vater zieht seinen versehrten Sohn zurück in die Menge und davon, während die Mutter ihnen folgt. Dann wendet sich Mago an die Menge, während Hasdru für die vier Fremden übersetzt.
"Dalhin sa iyo kahihiyan sa Ukhtark. Ang mga lalaking ito magdala ng balita ng Gul Jaresh. Ang Gul ay magpasya kung ang kanilang mga salita ay totoo o hindi. Bago iyon, ang mga ito ay mga bisita at sa ilalim ng aming proteksyon. Tanungin ko na sila ituring bilang ganito!"[1] Die Menge verstummt. An einigen Stellen ist unzufriedenes Gemurre zu hören. Aber genauso nicken auch viele zustimmend.
Der Serogul wendet sich wieder von der Menge ab und reitet an Manik vorbei zu Sanjan. "Danke für die besonnenen Worte, Sohn der Bahir", sagt er. Dann nickt er auch Manik, Tarqetik - dessen deeskalierende Gäste mit den Äpfeln er nun bemerkt - und Ragnar zu und steigt vom Pferd. "Lasst uns reingehen."