Kaum haben die Recken die Lichtung erreicht, da handeln sie auch schnell. Als Sanjan seine Worte zu Ende gemurmelt hat, legt sich ein Schimmer um die Pfoten und das Maul des Wolfes. Den anderen Männern, kommt es so vor, als würden die Krallen und Reißzähne Grimnirs noch gefährlicher wirken, als sie es ohnehin schon waren. Zum ersten Mal deutet der Sohn der Bahir seine übernatürlichen Fähigkeiten an.
Noch bevor die Stimme des Schamanen ganz verklungen ist, macht sich Grimnir auf den Weg. Mit gebrüllt hetzt er nach vorn und seine Klauen bohren sich tief in den Rücken des ahnungslosen Gegners. Das zottelige Tier jault laut auf und versucht den Wolf zu beißen, doch es ist zu spät. Der immer noch glimmende Kiefer schließt sich um den Hals der Hyäne und einen Augenblick später ist spritzendes Blut zu sehen und ein Knacken zu hören. Dieser Feind stellt keine Gefahr mehr dar. Ein anderes der zotteligen Wesen will seinem Blutsbruder rächen - es kommt von rechts und springt Grimnir keifend an, doch der Wolf ist zu schnell für diesen übereifrigen Gegner. Ein kurzer Satz und die Fänge der Hyäne gehen ins Leere.
Derweil treibt Tarqetik seinen Rappen Richtung der nächsten Hyäne und Richtung Baum. Seine Klinge hat er hoch erhoben und wird sie auf das Tier niederfahren lassen, sobald er es erreicht hat.
Während sich Wolf und Krieger getreu ihrem Charakter in den Angriff stürzen, beziehen Manik und Sanjan als Kenner des Waldes zunächst Stellung. Ein Augenblick nur - das reicht Manik, um abzusitzen und Bogen und Pfeil zur Hand zu nehmen - bereit für den ersten Schuss des Tages. Der Schamane neben ihm hat sich aufgerichtet und ist ebenfalls bereit für den Kampf. Mit den Augen des Kenners überblickt er die Szenerie. und tatsächlich erkennt er, dass die zotteligen Wesen eine Führungsgruppe haben. Anscheinend ist es ein Weibchen - die Mutter der Gruppe - sowie zwei großgewachsene Männchen, die wohl Konkurrenten um Ihre Gunst sind.
[1]Zwischen ihnen ist ein ohrenbetäubender Schrei zu vernehmen. Es ist Ragnar - der Nordmann hat seine Klinge gezogen und reckt sie bei seinem Kampfschrei in die Luft. Dann schlgt er mit dem Knauf gegen den Schild in seiner Linken und deutet mit der Spitze auf die Tiere, bereit loszustürmen. In seinen Augen ist wieder das Feuer des Kampfes zu erkennen, dass bereits am Fluss gegen die Echsenmenschen brannte.
[2]Zusammen bilden die drei eine Kampflinie gegen die anstürmenden Hyänen und das keinen Augenblick zu früh. Das Todesjaulen ihres Bruders hat die Tiere auf die Neuankömmlinge aufmerksam gemacht. Schon drehen sich die Köpfe Richtung dieser neuen Gefahr und drei aus dem Rudel stürmen auf Grimnir, Sanjan, Ragnar und Manik zu. Jaulen und Keifen erfüllt die Luft und schallt in den Ohren. Dazu mischen sich die Schreie der Kinder und das Gebrüll von Grimnir - die Welt scheint sich in ein Tollhaus zu verwandeln.
Just in diesem Augenblick taucht Gryphius aus dem Dickicht rechts von den anderen auf.
[3] ~ ~ ~
In der Zwischenzeit pirscht sich Basilio zu Fuß an die Lichtung heran. Unweit von sich hört er seine Kameraden vorbei- und nach vorne gallopieren, während auch er dem Lärm immer näher kommt. Doch plötzlich hält der Koraker inne. Der Geräuschpegel um ihn herum ist beträchtlich und vielleicht spielen seine Sinne ihm einen Streich - doch es scheint ihm, als würde er wieder Pferdegalopp vernehmen. Nur handelt es sich nicht um die Rappen seiner neuen Kameraden, die nun im Norden von ihm zu hören sind. Das Geräusch kommt auch nicht von Süden, wo sie Mago und die anderen Kargi erwarten, sondern vom Westen - es scheinen mehrere Reiter zu sein.
Dann können es ja nur Elfen sein, denkt Basilio,
falls meine Sinne mir keinen Streich spielen. Oh Delneb, was für eine Wette hast du da gerade am Laufen, dass ich zweimal hintereinander in so einen Zufall gerate! Willst du mich über jede im Sterben liegende Grünhaut und jedes um Hilfe schreiende Elfenkind in diesem Wald stolpern lassen? Was tu ich bloß? Helf ich dem Kind, werd ich womöglich aus Versehen niedergemacht: weil man mich für einen Angreifer hält oder aber ein fehlgeleiteter Pfeil mich trifft. Wie lächerlich wär das! Doch helf ich dem Mädchen nicht, so wird ihr Tod mich bis zum meinigen verfolgen, denn ich glaub wohl, dass ich sie bälder erreichen kann als die Reiter! Auch für die Verhandlungen, wenn es denn alles Elfen sind, wäre das erste ein gutes, das zweite ein äußerst schlechtes Vorzeichen! Aber ach, das klingt nach mächtig viel Viehzeug, was da brüllt und knurrt und tut! Soll ich's wagen, ist das schlau? Wär ich doch bei den anderen geblieben!Doch diese Überlegungen sind rein theoretischer Natur—möglich, dass sie später in seinem Report Verwendung fänden, um sein Handeln tadelsicher zu begründen—denn während Basilio dies alles denkt, schleicht er längst weiter auf den Tumult zu, so schnell er kann, die gespannte Armbrust schussbereit erhoben. Da schreit das Mädchen abermals.
Oh Randor! Delneb! Lasst mich nicht zu spät sein!Einen Augenblick später hört er das Kläffen immer weiter anschwellen und Unruhe mischt sich rein. Er hört das metallerne Klirren von Klingen, die gezogen werden, Maniks und Sanjans Worte und dann den ohrenbetäubenen Schrei Ragnars. Noch ein par Schritte, noch ein Augenblick und der Koraker bricht durch das Dickicht und sieht seine Kameraden sich in den Kampf werfen.