Nachdem beschlossen wurde, dass Barkas sie anführt und die beiden Brüder sich gerade verabschiedet haben, lenkt Basilio sein Pferd zu Barkas hinüber.
"Tinulungan mo ako", sagt er, sodass die anderen Ukhtark es auch hören.
"Kailangan ko ng tulong sa iyo. Kaya na namin pareho ang makatatayo sa harap ng aming mga magulang, at makikita mo ito nang walang kahihiyan sa mga mata. Hindi ka magsisisi."[1]Er sieht erst Barkas, dann Mago in die Augen, dann wendet er sein Pferd zum Aufbruch.
Und nein, ich schau mich nicht nach ihr um, denkt er, während der Trupp sich in Bewegung setzt.
Ha, ich hab schließlich auch meinen Stolz! Sie wollte mich einsperren lassen oder hinrichten und beim Abschied hat sie fein aufgepasst, mich ja nicht anzuschauen, also denk ich gar nicht daran, mich umzudrehen! Und dabei bleibt er
[2], auch wenn er es wenig später schon bereut.
Na wunderbar, mein Stolz ist mir geblieben. Viel lieber aber hätte ich gewusst, ob sie mir nachgeblickt hat und wie sie dabei ausgeschaut hat! Ach, warum habe ich mich nicht umgedreht?Der folgende Ritt aber lässt ihm keinerlei Muße, über Maru oder irgendwas sonst nachzudenken. Barkas drängt in gutem Tempo voran und die Erschöpfung macht Basilio bald zu schaffen. Trotzdem aber ist er aufgedreht, voller Tatendrang. Heldentaten warten auf sie! Was für ein skurriler Trupp sie doch sind. Den Elfen wird er im Auge behalten müssen. Die anderen verschwenden zuviel Aufwand darauf, ihn, Basilio, im Auge zu behalten. Der Elf dagegen scheint auf sie alle ein Auge zu haben, besonders aber auf den Kargi.
Ha, was für eine putzige Situation! Basilios Augen jedenfalls sind groß und glänzen vor Aufregung.
Als das Gelände sie doch einmal zwingt, das Tempo zu verlangsamen, denkt er über seine Lage und das weitere Vorgehen nach. Ob es in der Geschichte Koraks je einen Spion gegeben hat, der sich selbst auf diese Weise verriet?
Oh je, warum mache ich alles, was ich anpacke, so furchtbar gründlich? Warum muss ich, wenn ich Mist baue, gleich Bockmist bauen? Und doch, auch mit der Wahrheit lässt sich arbeiten. Er muss nur versuchen, einen Nutzen daraus zu ziehen. Ein findiger Kopf kann schließlich aus nahezu allem einen Nutzen ziehen, so wie überhaupt kaum etwas auf der Welt derart endgültig ist, dass es sich nicht um- oder zurechtbiegen lässt. Wer weiß, langfristig gedacht wäre es vielleicht nützlich, diesen Grünhäuten hier zu beweisen, dass ein Mensch durchaus etwas von Ehre versteht, dass er sein Wort hält, dass man sich auf ihn verlassen kann. Aber dann zieht Barkas das Tempo wieder an und Basilios Gedanken verwirren sich, weil er sich ganz auf den Ritt und das Gelände konzentrieren muss.
Einige Stunden kämpft Basilio schweigend gegen die immer mächtiger werdende Erschöpfung. Jeder Knochen im Leib tut ihm weh, sogar an Stellen, an denen er gar keine Knochen vermutet hätte. Die Augen drohen ihm zuzufallen und immer wieder sackt er plötzlich nach vorn und kann sich nur so gerade noch fangen. Um sich abzulenken versucht er zunächst, ein Gespräch mit dem Elfen anzufangen.
"Wie funktioniert das denn so mit der Magie?" fragt er Elrynor unter anderem.
"Auf was müssen wir uns gefasst machen, im Kampf, mit dir an unserer Seite?"Kurz darauf sagt er zu Tarqetik, Manik und Sanjan:
"Im Ernst, ich weiß gar nicht, warum ihr so verschnupft seid mit mir. Euch habe ich doch gar nicht belogen, nur die Kargi. Ihr wart bloß zufällig zur selben Zeit am selben Ort! Wisst ihr, was ich glaube? Ihr ärgert euch gar nicht über mich und dass ich euch täuschen wollte—denn das wollte ich ja gar nicht—sondern über euch selbst, dass ihr mir auch nur ein Wort geglaubt habt. Wahrscheinlich habt ihr sogar etliche Warnsignale ignoriert? Aber dafür kann ich ja schließlich nichts."Der Grund dafür, dass er so frech er daherplappert, dürfte aber nicht schwer zu erraten sein: inzwischen schwankt er doch sehr bedenklich im Sattel, seine Augen liegen tief in den Höhlen und blass ist er auch.
Etwas später lenkt er sein Pferd neben Barkas. Man reitet gerade wieder ein wenig gemächlicher, sodass Basilio wieder zu Luft kommt.
"Mago ay isang mabuting kapatid[3]", beginnt er einleitend, doch danach schweigt er erst einmal eine geraume Weile, um Barkas die Gelegenheit zu geben sich zu wundern, worauf der Mensch wohl hinaus will. Erst, als Basilio eine gewisse Unruhe (oder Verärgerung?) bei dem Kargi spürt, fährt er fort.
"Mula sa aking tatlong kapatid na lalaki, dalawang ay patay, isang ay nawawala. Hindi ko pa nakita sa kanya para sa labing-walo taon. Kapag ako ay anim na taong gulang, ang aking mga magulang ay pinugutan ng ulo. Sa harap ng aking mga mata.[4]"Er macht eine weitere Pause, in der Barkas hoffentlich zum falschen Schluss gelangt: dass Basilio seine Familie im Krieg mit Norga-Krangel verloren hat. Dann stellt er klar:
"Kalamar ito ay masisi, hindi Norga-Krangel.[5]" Wieder eine Pause, diesmal kurz.
"Parehong sa Korak at sa Norga-Krangel may mga tao na sa tingin maaari silang manalo ito digmaan. Dahil ako ay may aking sariling mga teorya. Kung Korak at Norga-Krangel ay magkasama handa na kapag kapwa natin nanghihina at nabawasan sa gayon na ang digmaan sa pagitan ng sa amin sa wakas hihinto, pagkatapos Kalamar ay salakayin at tangayin sa kabuuan ng parehong mga bansa at maaaring tumayo walang laban sa kanila, dahil kami ay may bawat isa pinalo sa bingit ng kawalang-kaya.[6]"Mehr sagt Basilio nicht dazu. Die Wahrheit spricht für sich selbst, heißt es ja so schön. Soll Barkas seine eigenen Schlüsse daraus ziehen, weshalb Basilio ihm das erzählt und was er damit sagen will, dann kann niemand hinterher behaupten, er hätte gelogen.
Die Wahrheit ist, dass er sich selbst noch keinesfalls sicher ist, ob er in den Ukhtark etwas anderes als "den Feind" sehen kann. Verbündete für dieses eine Unternehmen, nun, damit hat er kein Problem, aber wird er je einen der ihren Kamerad nennen können? Freund gar? Ist es überhaupt möglich, so weit über seinen Schatten zu springen? Den Hass auf die Grünhäute zu überwinden, der ihm schon mit der Muttermilch eingeflößt wurde? 'Unsere Vorfahren sind hier geblieben, weil sie dachten, dass wir mit dem Menschen zusammenleben können', hat Mago gesagt, und zwar mehrmals, in ähnlichem Wortlaut. Das findet Basilio sehr interessant, da hätte er ja gern nachgehakt. Wie kamen die Vorfahren auf diese Idee, wie sind sie da herangegangen, sie umzusetzen, kann man daraus etwas lernen? Jedenfalls kann es nicht schaden, die Ukhtark noch ein wenig zu beobachten und ihren Ideen zuzuhören. Wer weiß, was für 'Wahrheiten' er dabei erfährt und wie sich seine 'Wahrheiten' darüber verändern werden.
"Ist sie eigentlich deine Schwester?" fragt er Barkas unvermittelt.
"Maru? So wie sie dir erst über den Mund gefahren ist, dir aber gleich darauf beigestanden hat, da hab ich mich bloß gefragt: so was tät eine Schwester machen."Genau in diesem Augenblick aber deutet Manik nach vorn: er hat die Karawane entdeckt.