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Autor Thema: Eine neue Ordnung  (Gelesen 24208 mal)

Beschreibung: Einstieg für Will und Arjen

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Sternenblut

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Eine neue Ordnung
« Antwort #15 am: 18.10.2014, 21:40:45 »
Doch statt zu flüchten, stieß der Mann nur ein verzweifeltes Lachen aus, das gleich in ein kurzes Schluchzen überging. "Ich bin das wahre Monster hier, ich allein. Schließt die Luke, geht!"
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Arjen Bucalo

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« Antwort #16 am: 19.10.2014, 10:57:37 »
Arjen schaute irritiert auf das, was sich unten abspielte. Der Mann sprach und das bedeutete, dass er kein Untoter war. Gleichzeitig war nicht zu verstehen, wie er zwei Tage lang unten überlebt haben könnte. All das Blut, dass an seinem Mantel klebte zeigte deutlich, dass er bereits mehr Bekanntschaft mit den Untoten gemacht haben musste, als ein unbewaffeter Mann für gewöhnlich überleben konnte.

Das Raunen hallte unter der Bühne und ließ Arjen den Griff um sein Schwert abermals festigen. In seinem Inneren rangen mehrere Kräfte um die Vorherrschaft. Es war mehr als deutlich, dass sie sich hier in Gefahr begaben, wenn sie nach unten gingen. Sollten sie vielleicht einfach hier oben stehen und auf den Mann einreden, bis dieser zur Vernunft kam und nach oben lief? Oder war es wirklich das Beste, die Falltür zu schließen, sie mit Steinen zu beschweren und alles zu vergessen? "Nein - das können wir nicht tun. Wir können diesen Mann nicht unten lassen."

Da fasste Arjen einen Entschluss. Er sah zu Will hinüber: "Also für mich sieht er wie ein Mensch aus - nicht wie ein Monster. Wir müssen ihn da rausholen." Dann wandte er sich an den Mann unten in der Dunkelheit und rief. "Wir kommen jetzt runter und holen Sie. Stehen Sie auf! Kommen Sie mir entgegen!"

Mit diesen Worten machte der Krieger einige Schritte die steinerne Treppe hinunter. Er versuchte möglichst schnell einige Stufen zurückzulegen, damit sein Kopf unterhalb der Decke war und er selbige überblicken konnte. Nicht dass eins von diesen Monstren sich an der Decke festgekrallt hatte, nur ein paar Fuß von der Falltür entfernt, und ihn überraschend anfallen könnte. Als er diese Position erreicht hatte, verlangsamte er seinen Schritt und schaute sich im Raum um, um die Quelle des Raunens und eventuell auch die rasselnden Ketten auszumachen[1]. Sich derart die ganze Zeit umsehend und Schwert und Schild erhoben ging er langsam weiter die Treppe zu dem Mann hinunter.
 1. Perception: 10

Sternenblut

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« Antwort #17 am: 19.10.2014, 11:23:04 »
Der Fremde schüttelte den Kopf, hob dann seine beiden Hände hoch und winkte abwehrend. "Nein! Nein, bleibt oben! Hier unten gibt es nichts mehr. Nur den Tod! Geht weg!"

Als Arjen einige Schritte nach unten gegangen war, sah er das Gesicht des Mannes genauer. Er hatte dunkle Ringe unter den Augen, wirkte schwächlich und fahl. Vermutlich hatte er seit ein, zwei Tagen nichts gegessen, vielleicht sogar nichts getrunken. Wenn das stimmte, dann wartete er hier vermutlich auf seinen Tod. War es das, was er mit seiner Aussage gemeint hatte? "Nur den Tod"? Oder bezog er sich auf tödliche Gefahren hier unten?

Wills Lichtquelle reichte nicht sehr weit. Sie erleuchtete den Bereich direkt um den Fremden, doch viel weiter konnte Arjen nicht in den Raum sehen. Auch das Tageslicht drang nicht weit genug herein, um die hinteren Bereiche des Kellers in Augenschein zu nehmen. Was auch immer dort im Dunkeln lag, lag noch immer verborgen.
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William Marlowe

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« Antwort #18 am: 19.10.2014, 11:36:03 »
"Ich meinte nicht ihn. Da ist noch jemand unten mit ihm zusammen! Hörst du das nicht?"

Um nichts in der Welt wäre Will freiwillig da hinunter gestiegen, aber Arjen sah das wohl anders und marschierte einfach los, wenn auch mit gebotener Vorsicht. Nun. Ich wäre gestern nacht schon gefressen worden, wäre er nicht die Art Mensch, die ihr Leben für andere riskieren. Also schlich Will ihm fast ohne zu zögern hinterher. Er versuchte, um Arjen herumzuspähen, doch die Treppe war zu schmal.[1]

"Was redet Ihr da?" rief er dem immer noch auf dem Boden kauernden Mann zu. "Sprecht nicht in Rätseln. Überhaupt, ich kenne Euch von irgendwoher. Wer seid Ihr?"
 1. Vergesst den "Wurf"; hatte sich überschnitten
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Sternenblut

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« Antwort #19 am: 19.10.2014, 11:40:49 »
Wills letzte Aussage schien den Fremden zu irritieren, er sah genauer zu den beiden Männern hoch, die ihm da entgegen kamen. Ein leises, kehliges Lachen entfuhr ihm. "William Kid Marlowe. Und so ist der Welt zumindest ein großer Künstler erhalten geblieben. Was euch zugestoßen ist, ist eine Tragödie." Er schwieg einen Moment, schüttelte den Kopf. "Aber das spielt alles keine Rolle mehr. Bringt euch nicht selbst in Gefahr. Geht!"
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Arjen Bucalo

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« Antwort #20 am: 19.10.2014, 12:10:38 »
Arjen schüttelte ob der deplazierten Unterhaltung nur den Kopf und machte einige weitere Schritte hinunter auf den Mann zu. "Anscheinend hält er es für angebrachter, über alte Bekanntschaften zu philophieren, anstatt uns auf die unmittelbaren Gefahren hier unten hinzuweisen. Der Mann muss völlig durcheinander sein."

Bei diesem angekommen, packte er seinen Schild wieder auf den Rücken und nahm den Stiefelknecht vom Boden auf. Mit der Lichtquelle erhoben, leuchtete er in alle vier Richtungen. Er würde sich zunächst vergewissern, dass ihnen keine Gefahr droht, bevor er sich irgendetwas anderem zuwandte. Und das hieß für ihn, dass er zunächst alle vier Wände des Raumes ausmachen musste, um sicher zu gehen, dass sie hier unten allein waren.[1]

Während Arjen sich umsah, erkannte er, dass Will ebenfalls die Treppe hinunter kam. Er sagte nichts - anscheinend kannte Will den Mann - oder zumindest kannte dieser ihn. Er fand es besser, den beiden das weitere Gespräch zu überlassen. Falls der Mann was Sinnvolles sagen könnte oder doch zur Vernunft kam und die Treppe hinaufstieg, dann würde er es bei einem Bekannten wohl eher tun, als bei einem Fremden, wie Arjen.
 1. Perception: 19 ;Sollte Arjen weder die Wände erkennen, noch irgendetwas anderes, wird er langsam einige Schritte nach hinten ur Treppe machen, um die Wand zu sehen, an die diese anlehnt und dann daran entlang die anderen Wände suchen (Take 20)

William Marlowe

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« Antwort #21 am: 19.10.2014, 13:11:01 »
"Dabei waren Tragödien mir früher lieber als Komödien. Tja, so ändern sich die Zeiten!" Auch Will ärgerte sich darüber, dass der Mann ihnen so gar nicht verraten wollte, was sie dort unten erwartete. "Aber sagt, seid Ihr gebissen worden oder was ist los?"

Er folgte Arjen bis zum Fuß der Treppe, wo er nur einen hastigen Rundumblick warf und es darüberhinaus erst einmal seinem Begleiter überließ, den Raum genauer zu untersuchen. Dafür trat er auf den Theaterfreund zu und versuchte festzustellen, ob dieser Verletzungen, insbesondere Bisswunden trug. Stand der Mann vielleicht sogar kurz davor, sich in eines der Monster zu verwandeln?[1]

"Wir müssen wissen, was hier unten los ist, sonst sind wir da oben auch nicht sicher", versuchte er zu erklären. "Also, was wisst Ihr? Was ist hier geschehen?"
 1. perception=18
« Letzte Änderung: 19.10.2014, 13:15:52 von William Marlowe »
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Sternenblut

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« Antwort #22 am: 19.10.2014, 13:38:05 »
Der Mann sah zu Will auf. In seinem Blick lag pure Verzweiflung. Will sah ihn genauer an. Im ersten Moment dachte er tatsächlich, dass der Fremde sich kurz davor befand, sich zu verwandeln. Doch dann begriff er. Was er sah, war ein Mann, der seit vermutlich zwei Tagen nichts gegessen und nichts getrunken hatte. Er kannte diesen Anblick, er hatte ihn in der Zeit bei Lissie und den Kindern das eine oder andere Mal gesehen, wenn ein neues Kind in die Gruppe kam. Der Mann, der dort unten so verzweifelt auf der Treppe saß, war vermutlich kurz davor, körperlich zu kollabieren. Dass es um seine Psyche offenbar nicht besser bestellt war, machte die Lage sicherlich nicht einfacher.

Arjen stellte schnell fest, dass der Raum länger als breit war. Gute drei Schritt zur einen, und weitere drei Schritt zur anderen Seite, bis er auf eine Wand stieß. Aber das andere Ende des Kellers lag, im Moment, noch im Dunkeln. Auf dem Boden konnte Arjen Blutflecken erkennen, ebenso an den Wänden.

Er ging weiter hinein in die Dunkelheit, in die Richtung, aus der sie das Rasseln gehört hatten. Dann stieß er auf die erste Leiche. Ein Mann in einem Kostüm: Wie ein Hofnarr gekleidet, mit Glöckchen an seinem absurd wirkenden Hut, lag dort vor ihm. Irgendjemand hatte ihm den Schädel eingeschlagen, aber da war noch etwas: Ihm fehlte der rechte Unterarm.[1]

Am Rand des Lichtscheins konnte er eine weitere, blutbedeckte Hand erkennen, die Hand einer Frau, soweit Arjen das bis jetzt sagen konnte.

"Ich nicht, nein," beantwortete der Fremde Wills Frage, ob er gebissen worden sei. Er schüttelte den Kopf, und eine einzelne Träne floss über sein Gesicht. "Ich habe das nicht gewollt. Ihr Götter, ich habe Schreckliches getan! Es ist meine Schuld!"
 1. Für eine genauere Untersuchung bitte einen Heilkunde-Wurf gegen SG 10.
« Letzte Änderung: 19.10.2014, 13:39:40 von Sternenblut »
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William Marlowe

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« Antwort #23 am: 19.10.2014, 14:51:30 »
"Die ganze Menschheit hat Schreckliches getan, dass die Götter uns derart strafen. Nehmt nicht zuviel auf Euch!"

Will begriff endlich, dass er nichts Kohärentes aus dem Mann herausbekommen würde. Der Kerl brauchte dringend etwas Wasser. Was ihm darüber hinaus fehlte, konnte Will nicht sagen. Zwar hatte er einmal mit großem Erfolg einen Heiler auf der Bühne verkörpert, doch schienen seine Zeilen aus dem Stück hier nicht sonderlich zu passen: Die Schwindsucht ist's, ja hört Ihr's nicht? // Das Rasseln in der Lunge spricht // des armen Kindes Schicksal. // Der Tod, mein Herr, der Tod kommt bald, // verlöscht der Unschuld Lebenslicht.

"Arjen, siehst du was? Wenn keine Gefahr in der Nähe droht... der Mann hier braucht dringend Wasser. Ich würd oben was holen. Oder schaffen wir ihn gemeinsam hoch?"
« Letzte Änderung: 19.10.2014, 16:28:09 von William Marlowe »
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Sternenblut

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« Antwort #24 am: 19.10.2014, 15:08:31 »
Plötzlich sah sich der Mann zu Arjen um, als würde er erst jetzt begreifen, was sein vermeintlicher Retter dort tat. "Nicht weiter! Er wird euch auch töten!"
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Arjen Bucalo

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« Antwort #25 am: 19.10.2014, 20:16:04 »
Als Arjen die Leiche auf dem Boden sah, spannte er instiktiv die Beine an, um schnell reagieren zu können. "Der Kopf ist eingeschlagen - also war dieser Mann schon zu einem Untoten geworden und ein Mensch hat ihm den Kopf eingeschlagen - vielleicht unser Verwirrten hier?"

Nachdem er die blutbedeckte Hand der Frau erblickt hatte, wollte er bereits weiter in diese Richtung gehen, da hörte er den Ruf des Mannes hinter sich, der ihn warnte. "Oh ihr Götter!", fluchte er innerlich. "Kann dieser Mann nicht einmal offen sprechen und nicht in Rätseln? Es rangen wieder unterschiedliche Gedanken in ihm um die Vorherrschaft. "Wenn wir schon hier sind, sollten wir uns alles ansehen. Wir könnten für Sicherheit sorgen und eventuell gibt es hier unten ja Vorräte." Doch zugleich wollte Arjen das Schicksal nicht überstrapazieren. "Wir sind hier runtergekommen, um ihn zu retten. Also machen wir das jetzt auch und kümmern uns um den Rest später", dachte er sich schließlich.

"Also gut, Will", antwortete er. "Zieh ihn auf die Beine, versuch es. Ich komme jetzt zu euch, helfe dir, ihn hoch zu schaffen und decke den Rückzug nach oben." Und genau das setze Arjen dann auch um, allerings mit einem kleinen Umweg: er machte noch einen letzten Schritt in Richtung der Hand der Frau, um ihren Körper zu sehen. Falls ihr Kopf nicht eingeschlagen war, würde er das mit einem Hieb seines Schwertes ändern, bevor er zu Will und dem verwirrten Fremden zurückging. Falls der Kopf bereits lädiert ist, oder der Körper am Arm fehlt, würde er gleich zurückgehen.
« Letzte Änderung: 19.10.2014, 20:18:54 von Arjen Bucalo »

Sternenblut

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« Antwort #26 am: 19.10.2014, 21:28:03 »
Arjen ging ein, zwei Schritte nach vorne, damit er die Frau genauer sehen konnte. Ihr Oberkörper lag am Rand einer Stufe - eine weitere Treppe, dachte er im ersten Moment, bevor ihm klar wurde, dass dies in einen tieferen Bereich des Kellers führte. Die Decke blieb gleich hoch, aber nach unten ging es weiter herunter. An der Decke konnte er Seile und mechanische Konstruktionen sehen.
Etwas stimmte nicht mit dem Körper. Zuerst glaubte er, ihre Beine hingen über den Rand der Abstufung nach unten, aber etwas fehlte... dann begriff er. Ja, etwas fehlte. Und zwar ihr gesamter Unterkörper! Irgendetwas hatte ihren Leib in der Mitte zerrissen, und nichts als blutige Fetzen hingen aus ihrem Bauch heraus.

Die Frau, oder was von ihr übrig war, trug ein buntes Sommerkleid und einen dazu passenden Strohhut. Beide waren blutbesudelt, doch durch den Hut konnte Arjen nicht genau sagen, ob die Frau nicht doch noch untot war. Vorsichtig streckte er den Arm, mit dem er den Stiefeldiener hielt, aus, um den Hut damit anzuheben. Seine Muskeln waren angespannt, bereit, sofort zu reagieren, wenn sich die Frau doch als untot herausstellen sollte.

Zentimeter für Zentimeter hob er den Hut hoch. Dann sah er es: Eine tiefe Wunde in ihrem Schädel; ein fingerdicker metallener Stab ragte einen guten Zentimeter aus ihrem Kopf heraus. Was auch immer mit ihr geschehen war, sie würde nicht wieder auferstehen.

Dann hörten Will und Arjen wieder das Rasseln. "Lauft!" rief der Fremde Arjen zu. Doch dann sah Arjen bereits, was dort in der Dunkelheit das Raunen und Stöhnen verursacht hatte. Ein Gesicht kam auf ihn zu, menschenähnlich, aber mit groben Gesichtszügen, mit einem langen, dunklenbraunem Bart, und vor allem: Überdimensional groß! Alleine der Kopf der Kreatur musste in etwa so groß sein wie Arjens Oberkörper, die Augen so groß wie seine Fäuste, und das Maul... es war eindeutig groß genug, dass es den Unterkörper der toten Frau hätte verschlingen können!

Milchige Augen starrten Arjen an, und die Kreatur stieß ein dumpfes, dröhnendes Raunen aus, und schnappte hungrig nach ihm. Wieder hörte er das Rasseln der Kette, und der Kopf des Monstrums wurde zurückgezogen, als es den Rand erreichte, keine Armlänge von Arjen entfernt! Hungrig, wütend, raunte es und zerrte an der Kette, die ihn gefangen hielt.
« Letzte Änderung: 19.10.2014, 21:28:54 von Sternenblut »
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William Marlowe

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« Antwort #27 am: 20.10.2014, 09:14:50 »
Als Arjen begann, den Raum zu erkunden, wurde es dunkel um Will und den Mann herum; zwar konnte man sich noch erkennen, aber nur als Schatten. In Wills Phantasie verzerrten sich die Gesichtszüge des anderen sofort zu einer dämonischen Fratze. Ja was! Wenn der Kerl auch die ganze Zeit behauptet, ein Monster zu sein!

"Von wem redet Ihr da, wer wird uns töten? Und wenn Ihr das nicht wollt, dann steht doch bitte auf und kommt nach oben mit uns, ich habe dort ein wenig Wasser und einen Happen zu essen." Er zog den Mann kurzerhand auf die Beine, was dieser geschehen ließ, hilfreich wie eine Puppe. Schließlich stand er da auf zitternden Beinen. Will warf einen Blick zu Arjen hinüber und sah, dass dieser Leichen auf dem Boden untersuchte.

"Jetzt auf!" sagte er schaudernd und schob den Mann in Richtung Treppe.

Am Fuß der Treppe beschlich ihn aber ein ungutes Gefühl. Die Leichen dort drüben, offenbar fühlte der Mann sich für ihren Tod verantwortlich, aber wieso bezeichnete er sich deshalb als Monster? Will hatte in den vergangenen beiden Nächten auch einigen Leuten, die einmal Leute gewesen waren, den Schädel eingeschlagen, ohne sich deshalb wie ein Monster vorzukommen. Hatte der Mann vielleicht mehr getan, als sich gegen die wandelnden Toten zu wehren? Andererseits: das was Will am meisten belastete war das eine Ale, das er zur Feier des Abends getrunken hatte und weswegen er nicht bei Lissie und den Kindern war, als sie ihn am dringendsten benötigt hätten. Das Gewissen hat manchmal eine recht seltsame Sicht auf die Dinge. Wer weiß schon, was diesen Mann plagt und ob das rational ist oder Hirngespinst?

Ein fürchterliches Grollen und das harte Schlagen einer Kette, an der mit Gewalt gerissen wurde, ließ Will herumfahren; Entsetzen auf der Stelle erstarren. Was macht ein solches Vieh in einem Theater...? Er setzte einen Fuß auf die Treppe, doch glaubte er schon nicht mehr, dass sie es alle drei nach oben in Sicherheit schaffen würden, bevor das Monster dort freikam.[1]

"Oh Lissie", murmelte er verzweifelt und packte sein Schwert fester. Er tat sogar einen Schritt in Arjens Richtung, obwohl ihm die Knie schlotterten. Einen Helden auf der Bühne zu spielen war eben nicht das gleiche wie ein Held sein...
 1. Ini=6, falls benötigt
« Letzte Änderung: 03.11.2014, 15:27:08 von William Marlowe »
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Arjen Bucalo

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« Antwort #28 am: 20.10.2014, 12:56:40 »
Als das riesige Gesicht auf Arjen zugeschossen kam, machte der Krieger instinktiv einen Schritt zurück und erhob das Schwert in Verteidigungshaltung. Ein übel riechender Windstoß fegte ihm beim Raunen der Kreatur ins Gesicht und fasst kam es ihm so vor, als würde er von einigen Spritzern des Geifers getroffen. "Bei allen sieben Höllen - was ist das denn für eine Kreatur?", schoss es ihm durch den Kopf.

Aber jetzt war nicht die Zeit, um das rauszufinden. Arjen machte einige eilige Schritte rückwärts zu den beiden Männern und der Treppe, drehte sich dann, als er diese erreicht hatte, um, übergab Will den Stiefelknecht, um eine Hand frei zu haben, und Griff dem Mann unter die freie Schulter, um Will beim Stützen zu helfen. Er versuchte alles, dass sie möglichst schnell die Treppe hochkamen. Sobald sie oben sein würden, würde er die Falltür zunächst zuziehen.

Während er all dies tat, ließ ihn jedoch ein Gedanke nicht los. "Dieses Monster war in Rage. Anscheinend frisst es seine Opfer. Dem Mann fehlte ein Arm. Und der Frau der ganze Oberkörper. Aber es ist wohl nicht intelligent genug und es würde sich wohl auch nicht die Mühe machen, gezielt die Köpfe seiner Opfer einzuschlagen. Das muss jemand anders gemacht haben." Sein Blick wandert zu dem Mann im weißen Mantel, den sie gerade stützend nach oben hieven. "Und wenn es jemand anders gemacht hat, dann hat dieser Jemand die Leichen dann auch dort vor dieser Treppe abgelegt. Oder: die zerstückelten Leichen wurden erst durch diese Bisse infiziert und mussten danach durch die kopftreffer außer Gefecht gesetzt werden."

Arjen beschloss, den Mann - sollten sie den sicher oben ankommen - genau im Auge zu behalten, so lange dieses Rätsel nicht gelöst war.
« Letzte Änderung: 20.10.2014, 12:59:26 von Arjen Bucalo »

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« Antwort #29 am: 20.10.2014, 22:51:30 »
So schnell sie nur konnten, flüchteten die beiden Gefährten nach oben, und zogen dabei den Fremden mit sich. Oben auf der Treppe hörten sie erneut das wütende, grollende Raunen, ein weiteres Rasseln von Ketten - und ein Geräusch, als würde Stein zerstrümmert werden! Hatte die Bestie sich losgerissen?!

Arjen ließ die Falltür herunterknallen. Wenn sie Glück hatten, würden sie es nie herausfinden.

Der Fremde sah Arjen und Will mit verzweifeltem Blick an. "Warum habt ihr das getan? Warum habt ihr mich nicht einfach da unten sterben lassen? Er... er war beinahe ruhig, lethargisch. Er wäre keine Gefahr mehr gewesen. Und jetzt..."

Ein heftiger Schlag von unten erschütterte den Boden; das Holz, aus dem die Bühne gebaut worden war, quietschte und knarzte für einen Moment.

"Das Theater ist nicht sicher", sagte der Mann, den Will und Arjen gegen seinen Willen gerettet hatten.
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