• Drucken

Autor Thema: Eine neue Ordnung  (Gelesen 24429 mal)

Beschreibung: Einstieg für Will und Arjen

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

William Marlowe

  • Beiträge: 489
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #30 am: 21.10.2014, 14:14:52 »
"Warum wollt Ihr unbedingt sterben?" rief Will verärgert aus. "Glaubt Ihr nicht, es könnte einen Grund haben, dass Ihr bis jetzt überlebt habt? Und wenn Ihr Euch wirklich für ein Monster haltet, das unaussprechliche Dinge getan hat, meint Ihr nicht, Ihr tätet besser daran, anstatt jammernd auf den Tod zu warten, lieber das Euch geschenkte Leben zu nutzen, um diese schrecklichen Taten an anderen Menschen wiedergutzumachen? Es wird wahrlich jede Hilfe gebraucht in dieser Stadt!"

Die heftigen Schläge gegen den Bühnenboden unterbrachen Will in seiner Tirade.

"Arjen, was meinst du? Ich habe noch nie gegen etwas gekämpft, das nicht wenigstens vor seinem Tod ein Mensch war. Was ist das für ein Monster? Schaffen wir das oder hauen wir ab? Draußen ist es auch nicht sicher..."

Die Todesangst stand Will ins Gesicht geschrieben und nur der harte Zug um den Mund herum zeugte von etwas anderem. Wenn Arjen sich für den Kampf entschied, so wäre er dabei.
Hell hath no limits, nor is circumscribed
In one self place, for where we are is hell,
And where hell is must we ever be.

Arjen Bucalo

  • Beiträge: 134
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #31 am: 21.10.2014, 14:30:49 »
Arjen nickte bei Wills Worten. Das Ding sah nicht so aus, als sollte es nur von zwei Männern bekämpt werden. Andererseits hatte der Krieger noch deutlich die Schrecken außerhalb des Theaters vor Augen. Es gab keine Garantie dafür, dass sie den Tag überleben würden, wenn sie aus dem Theater rausgingen. Auch keine dafür, dass dieses Ding sie nicht binnen Sekunden eingeholt hätte, falls es sich tatsächlich losgerissen hatte. Und wenn sie es irgendwie besiegen konnten, wäre das Theater weiterhin ein sicherer Zufluchtsort - nicht nur für sie, sondern vielleicht auch für andere Überlebende in der Stadt, die man hierher führen könnte. Arjen schüttelte den Kopf. "Wir sind gerade dabei, von einem untoten Ungeheuer verspeist zu werden, und ich male mir hier Rettungsaktionen aus - was für eine Zeitverschwendung.

Er schaute in Wills Richtung: "Ja - du hast recht: draußen ist es auch nicht sicher. Lass uns von der Bühne runtergehen auf die steinernen Sitzbänke oder die Treppe. Vielleicht ist das Monster noch angekettet, oder anders behindert. Auf jeden Fall wird es nicht gleich komplett durch die Bühne brechen können. Es dürfte zunächst in der Bresche steckenbleiben. Sobald das passiert, versuchen wir, ihm den Gar auszumachen, bevor er sich vollends nach oben kämpfen kann. Was sagst du?"

Sollte Will zustimmen, würde Arjen auf sicherer - steinerner - Plattform, möglichst nahe an der Bühne Position beziehen. Noch während er auf Wills Entgegenung wartete, holte der Krieger wieder seinen Schild vom Rücken und führte den linken Arm durch die Gurte.
« Letzte Änderung: 21.10.2014, 14:31:02 von Arjen Bucalo »

William Marlowe

  • Beiträge: 489
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #32 am: 21.10.2014, 18:56:31 »
Arjen brauchte nicht lang auf Wills Entscheidung zu warten: er hatte noch nicht ausgeredet, da schnappte sich dieser schon seine Habseligkeiten von neben dem Bett[1] und zog den undankbaren Theaterfreund, sollte sich dieser nicht zu sehr sträuben, mit sich in Richtung der von Arjen angezeigten Position. Dabei sah er immer wieder angstvoll über die Schulter.

Auf die Frage seines Begleiters antwortete er, unter Andeutung einer Verbeugung: "Es war mir eine Ehre, dich kennengelernt zu haben."

An ihrer Stellung angekommen, überlegte er sich rasch, welche Rolle er im bevorstehenden 'Scharmützel' darstellen wollte. Fabrizio, beschloss er. Fabrizio kannte keine Angst.[2]
 1. Falls das zeitlich noch drin ist und das Monster nicht bereits durch den Boden bricht; sonst zieht er nur den Theaterfreund mit sich.
 2. Evtl. und wenn möglich würde ich gern in der Runde, bevor das untote Monster unsere Stellung erreicht, eine Inspire Courage beginnen.
« Letzte Änderung: 21.10.2014, 18:57:18 von William Marlowe »
Hell hath no limits, nor is circumscribed
In one self place, for where we are is hell,
And where hell is must we ever be.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Eine neue Ordnung
« Antwort #33 am: 31.10.2014, 19:30:39 »
Der Fremde, den Arjen und Will gerettet hatten, kam zwar mit ihnen, hob aber gleichzeitig abwehrend die Hände. "Ihr könnt nicht gegen ihn kämpfen! Er ist viel zu stark. Wenn ihr überleben wollt, dann müsst ihr hier weg!" Ängstlich sah er in Richtung des jetzt wieder geschlossenen Kellereingangs. Ein dumpfer Schlag ertönte von unten, und ließ den Boden erzittern.

Der Mann schlang die Arme um seinen Oberkörper. "Ich bin dafür verantwortlich. Ich habe immer nur auf die Zahlen geachtet. Mehr Erfolg, weniger Kosten. Ich habe ihn nie gesehen, aber er ist wegen mir da drin. Und wegen mir sind alle aus dem Theater tot." Jetzt liefen Tränen über sein Gesicht, ohne dass er es zu bemerken schien. "Dabei habe ich immer alles nur für sie getan, für die Künstler..."[1]
 1. Will, wenn du magst, darfst du noch einen Wissenswurf (Lokales) machen
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

William Marlowe

  • Beiträge: 489
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #34 am: 02.11.2014, 08:31:32 »
"Nicht ohne Euch", sagte Will entschieden, denn genau dies hätte Fabrizio gesagt. Der Gerettete redete noch immer wirr. Wie konnte sparsame Truppenleitung ein Monster unter der Bühne auftauchen lassen? Will hatte schon mehrmals erlebt, dass Menschen, die zu lange der Kälte ausgesetzt waren, völlig durcheinander gerieten und kein vernünftiges Wort mehr rausbrachten. Vielleicht galt bei Durst ähnliches.

"Überhaupt, was redet Ihr da? Das Monster kann unmöglich wegen Euch da sein. Durst und die Ängste der letzten beiden Nächte reden Euch das ein. Was Ihr braucht ist Wasser und Schlaf und ein sicheres Plätzchen, dann könnt Ihr uns erzählen, was hier passiert ist."

Die Tränen des Mannes erschreckten ihn. Nein, nein, nein, bitte verlier nicht ausgerechnet jetzt den Kopf, guter Mann! Lass uns erst einmal die nächsten Atemzüge überleben!

"Jetzt reißt Euch doch zusammen!" entfuhr es ihm. Bei Neodor und allen Sternengöttern, er wollte dem Mann ja helfen, ganz gewiss wollte er das, aber dessen Hoffnungslosigkeit und Schuldgefühle erstickten schier den eigenen, mühsam zusammengehaltenem Überlebenswillen. "Ihr seid nur ein Mensch! Es steht Euch nicht zu, Euch selbst zu richten, gar das Todesurteil auszusprechen, wenn die Götter Euch bis jetzt haben überleben lassen. Seht Ihr nicht, dass Ihr es ihnen schuldet, um Euer Leben zu kämpfen? Zu überleben?"[1]

Ein krachender Schlag ließ die gesamte Bühne erzittern, Holz barst, und Will machte einen Satz nach hinten.
Fabrizios Gottvertrauen verließ ihn und er fragte, eine Quinte höher als normal: "Verdammte Scheiße, was ist das für ein Vieh? Was macht sowas in einem Theater?"

Er tat noch einen Schritt nach hinten, während sein Blick panisch umherhuschte, als suche er nach einem Fluchtweg.[2]
 1. Diplomatie = 9 (nat. 1)
 2. Perception = 10
« Letzte Änderung: 02.11.2014, 15:09:47 von William Marlowe »
Hell hath no limits, nor is circumscribed
In one self place, for where we are is hell,
And where hell is must we ever be.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Eine neue Ordnung
« Antwort #35 am: 02.11.2014, 08:54:56 »
"Ein Hügelriese", erklärte der noch immer Namenlose ohne Regung in der Stimme. "Was er da macht? Er sollte Maschinen bewegen. Seilzüge, Hebel, Pumpen... alles, was es braucht, um eine perfekte Aufführung zu erschaffen. Darsteller an Seilen fliegen lassen, mit Hintergründen bemalte Wände austauschen... ihr kennt das alles."

Ein neuer Schlag ließ den Boden erzittern. Holzlatten flogen durch die Luft; die Bühne war kurz davor, zu bersten. "Ich hatte ein Angebot bekommen. Einmalige Kosten für ihn, statt dauerhafter Kosten für zahlreiche Hilfsarbeiter bei jeder Aufführung." Er schüttelte den Kopf. "Ich sah nur die Zahlen. Was gut war für das Theater."

Die ganze Zeit war sein Blick auf die Bühne gerichtet. Er schüttelte den Kopf, dann sah er zu Will. "Wenn die Götter wollten, dass ich lebe, warum haben sie mich dann hierher geführt? Mir vor Augen geführt, wie sehr ich den Tod verdiene?" Er begrub das Gesicht in seinen Händen, und sank zusammen. "Als die anderen sein panisches Heulen hörten, wollten sie nachsehen, was da unter der Bühne ist. Ich wollte sie aufhalten, aber sie hörten nicht auf mich. Als sie unten waren... ich weiß nicht wie, aber da hatte er sich bereits verwandelt."
« Letzte Änderung: 02.11.2014, 08:56:16 von Sternenblut »
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Arjen Bucalo

  • Beiträge: 134
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #36 am: 02.11.2014, 11:10:52 »
Arjen stand mit angespannten Gliedmaßen auf seinem Posten und beobachtete den Bühnenboden, der unter immer neuen Schlägen von unten malträtiert wurde. Holzsplitter flogen durch die Luft und der Kämpfer überlegte fiebarhaft, ob sein Plan die richtige Wahl war.

"Ist es so weit, Diana? Komme ich jetzt zu dir und Lukas?", schoss ihm die Frage durch den Kopf. Er musste sich eingestehen, dass wahrscheinlich genau diese Aussicht unbewusst dafür gesorgt hatte, dass er sich für den Kampf und nicht für den Rückzug entschieden hatte. Ein Freitod - nein, das konnte er nicht machen. Aber im Kampf gefallen; das wäre verdient und richtig. Insbesondere gegen so einen Gegner. Der könnte ihn zerquetschen, ohne dass er als Untoter wiederauferstehen würde.

Doch dann hörte er plötzlich Will zu dem verwirrten Mann sprechen und ihm stockte fast der Atem. Es schien so, als würden die Götter den Barden zu ihm sprechen lassen, ohne dass dieser es selbst wusste: "Ihr seid nur ein Mensch! Es steht Euch nicht zu, Euch selbst zu richten, gar das Todesurteil auszusprechen, wenn die Götter Euch bis jetzt haben überleben lassen. Seht Ihr nicht, dass Ihr es ihnen schuldet, um Euer Leben zu kämpfen? Zu überleben?"

Arjen konnte nicht anders - er musste zu Will und dem Mann hinüberschauen, als die Worte gesprochen wurden. Vor seinem geistigen Auge sah er Diana und Lukas, wie sie ebenfalls auf der Bühne standen. Friedlich, sich der Gefahr nicht bewusst, lächelten sie ihn an. Dann verblassten ihre Abbilder wieder. Der Kämpfer schloss die Augen. "Oh ihr Götter - ich möchte so sehr zu meiner Familie. Doch wenn ihr wollt, dass ich weiterlebe, warum habt ihr mir dann alles genommen?"

Derweil antwortete der verwirrte Mann. Ein Tränenschleier bedeckte Arjens Sicht, als er die Augen wieder öffnete, doch sein Gehör war einwandfrei. Er blinzelte die salzige Flüssigkeit weg und sah - immer noch leicht verschwommen - die beiden Männer. "Egal, ob der Barde recht hat, oder nicht - selbst wenn ich mir den Tod wünschen darf, darf ich nicht noch mehr Unschuldige mit mir mitreißen."

Mit diesem Gedanken schluckte der Kämpfer den Kloß im Hals herunter und rief rüber: "Will! Ich habe gegen Hügelriesen gekämpft - oben, im nordischen Hochland. Wir brauchten eine Überzahl - zehn zu eins, um sie zu bezwingen. Und ich habe mehr Männer verloren, als je zuvor. Das schaffen wir nicht zu zweit. Wir müssen hier weg."

Der Kämpfer sagte dies, rührte sich aber noch nicht und blieb weiterhin bereit, sich und seine Gefährten bei einem Durchbruch des Riesen zu verteidigen. Er wartete auf die Antwort des Barden.
« Letzte Änderung: 18.11.2014, 17:56:56 von Arjen Bucalo »

William Marlowe

  • Beiträge: 489
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #37 am: 02.11.2014, 15:05:46 »
Und was wäre anders gewesen, wenn statt dessen zwölf untote Hilfsarbeiter die Leute angefallen hätten? Nichts! Denn Euer Riese ist nicht schuld daran, dass in der ganzen Stadt die Toten sich erheben! Jetzt steht schon auf und kommt mit uns." Will zerrte am Arm des Mannes, um ihn wieder auf die Beine zu bringen, doch dieser machte sich schwer wie ein Sack Weizen.

Und so beschwor Fabrizio verzweifelt seinen Freund Angelo, der unbedingt den Hügel halten wollte, obwohl der Hauptmann längst gefallen war, der dies befahl:

"Auf, Kamerad, keine Schande ist's
Zu flieh'n vor einer Übermacht.
Nur wer heute flieht und überlebt,
Kämpft morgen weiter für sein Vaterland!
Du nennst es Mut, was du hier tust;
Ich nenn es Feigheit, schau nicht so!
Den Tod erzwingen, weil vorm Leben es dir graut,
Ist Feigheit, Hybris, Sünde gar!"
[1]
 1. bardic performance, rallying cry, intimidate=15—Auch Arjen verspürt eine leicht bestärkende Wirkung (der Schrei wirkt gegen Furcht und Verzweiflung)
Hell hath no limits, nor is circumscribed
In one self place, for where we are is hell,
And where hell is must we ever be.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Eine neue Ordnung
« Antwort #38 am: 02.11.2014, 21:26:35 »
Ein Lächeln, zum ersten Mal erschien ein echtes Lächeln auf dem Gesicht des Fremden. Er richtete sich auf, und sah Will an. "Der Hauptmann, er ist gefallen..." Er legte seine Hand auf Wills Schulter, mit Mühe, so schwach war er inzwischen. "Ich komme mit euch, wenn ihr unbedingt darauf besteht. Aber nicht um meinet-, sondern um euretwegen."

In dem Moment erschütterte ein neuer Schlag den Boden, und die Bühne zerbrach in der Mitte. Möbelstücke und Holzplanken flogen durch die Luft, und ein schauerlicher Ruf war von unten aus dem Keller zu hören. Der Weg war frei für den Hügelriesen, nun würde er heraufkommen...
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Arjen Bucalo

  • Beiträge: 134
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #39 am: 03.11.2014, 08:14:54 »
Zunächst stutzte Arjen bei den Worten von Will, doch dann stahl sich ein kleines Lächeln auf sein Gesicht. Irgendwie schaffte es sein neuer Begleiter, in dieser Düsternis ein wenig Optimismus zu verbreiten, und war dieser auch noch so deplaziert.

Als auch der Fremde anscheinend zu sich zu kommen schien, gab Arjen seine Position auf und lief zu den beiden hinüber. Dabei hörte er, wie die Planken der Bühne zerbarsten und der Weg für den Riesen frei wurde. Während er lief, rief er: "Will, ich komme zu euch und wir laufen nach oben. Ich schlage vor, wir seilen uns über den gleichen Weg ab, wie du gestern reingekommen bist."

Die Gedanken des Kriegers überschlugen sich. Gab es eventuell einen schneller erreichbaren Ausgang? Die Tore des Theaters waren versiegelt und das war auch gut so, bedachte man, was draußen auf sie wartete. Wenn sie diese nicht rechtzeitig genu öffneten, oder wenn vor dem Tor eine Untotenansammlung wartete, wären sie in einer Falle. "Nein - sich von oben abzuseilen lässt uns wohl die besten Optionen offen", dachte er.
« Letzte Änderung: 03.11.2014, 08:15:08 von Arjen Bucalo »

William Marlowe

  • Beiträge: 489
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #40 am: 03.11.2014, 10:27:04 »
"Ja, die Leiter steht noch da", antwortete Will auf Arjens Vorschlag. "Schnapp sie dir, wir zwei folgen dir, so schnell wir können!"

Während er sprach, steckte Will sein Schwert zurück in die Scheide, verstaute sein Bündel halbwegs sicher über der linken Schulter, und zog den Theaterfreund—Theaterbesitzer?—auf die wackeligen Beine. Entschlossen legte er sich dessen Arm über die Schulter und fasste ihn um die Hüfte. Den geschwächten Mann solchermaßen unterstützend, hielt Will schnurstracks auf die Treppe zu, die auf den Mauergang führte.

Während er hinter Arjen die Stufen erklomm, welcher anders als sie zwei Stufen auf einmal nahm, überlegte Will bereits fieberhaft, wohin sie fliehen sollten. Gab es irgendein Gebäude in der Nähe, das sowohl den Brand überstanden haben würde als auch ähnlich gut verteidigbar war wie dieses? Wohin im besten Fall auch andere Überlebende geflüchtet sein mochten? Aber leider kannte er sich in diesem Teil der Stadt nicht wirklich gut aus. Selbst zu seinen großen Zeiten hatte er, bis auf ein gelegentliches Stelldichein, im Viertel der Reichen und noch Reicheren nichts zu suchen gehabt.[1]

"Wohin?" fragte er seinen Begleiter deshalb, als sie fast schon oben waren. "Ein sicheres Versteck in der Nähe, habt Ihr eine Idee?"
 1. knowledge (local) = 9
« Letzte Änderung: 03.11.2014, 20:17:36 von William Marlowe »
Hell hath no limits, nor is circumscribed
In one self place, for where we are is hell,
And where hell is must we ever be.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Eine neue Ordnung
« Antwort #41 am: 03.11.2014, 12:13:56 »
An der Mauer angekommen, gab es zumindest eine gute Nachricht: Auf den Straßen waren - im Augenblick - keine wandelnden Toten zu sehen. Sie würden also gefahrlos das Theater verlassen können. Während sie die Stufen hinaufstiegen, ragte aus dem Theaterkeller eine gewaltige Pranke hervor, und suchte an der Oberfläche nach Halt.

Der namenlose Fremde sah Will nachdenklich an. "Es gibt eine Zitadelle, zwei Straßenzüge weiter. Offiziell ein Wachposten der Stadtwache, aber finanziert durch die Bürger des Viertels, für zusätzlichen Schutz. Vielleicht steht sie noch." Er deutete in Richtung der aufgehenden Sonne. "Dort... ich... mir wird schwindlig..." Und mit diesen Worten sackte er in Wills Armen zusammen, bewusstlos.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

William Marlowe

  • Beiträge: 489
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #42 am: 03.11.2014, 13:25:34 »
Will fluchte, als der Mann so kurz vorm rettenden Ziel zusammenbrach und ihn dabei fast mit zu Boden riss, doch zögerte er keinen Augenblick. Sofort nahm er den Kopf des Mannes in beide Hände und murmelte ein Stoßgebet:
 
"Zida oder Neodor, wer immer mich erhört!
Helft mir jetzt, dann mögt ihr knobeln,
Wer von euch des Künstlers Seele
Am End' für alle Ewigkeit erhält."
[1]

Er atmete auf, als der Götter heilender Segen durch ihn hindurch in den Bewusstlosen floss—tatsächlich war er sich nicht sicher gewesen, ob einer der beiden seinem Ruf überhaupt antworten würde, ob die Welt und die Menschheit nicht von allen guten Göttern verlassen sei, so wie es schien!—doch auch wenn die Antwort schwach war, sie war unverkennbar.[2]

Danach verharrte er atemlos, ob der Mann rechtzeitig wieder zu sich kommen würde. Er wusste selbst nicht, warum es ihm so wichtig war, dass der Mann überlebte. Ein gewisser Trotz gegenüber dem Schicksal mochte da eine Rolle spielen. Die wenigen, die bis jetzt überlebt hatten, durften einfach nicht sterben! Man würde sich zusammenrotten und gemeinsam die Toten aus Aradan vertreiben. Aus der Asche würde die Stadt neu auferstehen. Aufgeben konnte, wer seinen letzten Atemzug getan hatte!

Bei all dem ließ Will aber weder die Bühne aus den Augen noch Arjen, der mit der Leiter beschäftigt war.[3]
 1. cure light wounds, heilt 4 lethal und 4 non-lethal Schaden und bringt ihn hoffentlich zu Bewusstsein
 2. @Meister - Arcane Caster hin oder her, so wie ich Heilmagie verstehe, kann sie nur direkt von den Göttern kommen, ich hoffe, das passt auf deiner Welt?
 3. Arjen, ich hoffe, es ist OK, dass Will dich einfach zum "Leitermann" abbestellt hat...?
« Letzte Änderung: 03.11.2014, 15:20:34 von William Marlowe »
Hell hath no limits, nor is circumscribed
In one self place, for where we are is hell,
And where hell is must we ever be.

Sternenblut

  • Moderator
  • Beiträge: 7375
    • Profil anzeigen
    • Aradan - Stadt der Toten
Eine neue Ordnung
« Antwort #43 am: 04.11.2014, 08:25:28 »
Der Fremde kam wieder zu Bewusstsein, jedenfalls irgendwie. Will spürte, wie das Gewicht nachließ, wie der Mann sich wieder selbst halten konnte. Aber er schien in eine Art Delirium zu fallen - vermutlich eine Auswirkung des Flüssigkeitsmangels.

"Wi... Wisst ihr, dass ich eure erss..." Seine Augen fielen fast wieder zu. Eine leichte Ohrfeige Wills brachte ihn wieder zurück. "Gefördert ha... have... hab an euch geglaubt... vom ersten Tag... unauchals... als... wieder Freiheit..."

Arjen hatte inzwischen die Leiter über die Mauer auf die Straße gehievt. Wills Einschätzung nach würden ein paar Meter Weg den Geist des Mannes genug klären, damit er die Leiter eigenständig herunter gehen konnte. Aber alles in allem würden sie nicht besonders auf ihn zählen können. Trotz des Heilzaubers war er schlicht am Ende seiner Kräfte. Ohne Will und Arjen wäre er vermutlich innerhalb der nächsten paar Stunden gestorben - auch ohne lebende Tote, die ihn fressen wollten.
"Ein Blick in die Welt beweist, dass Horror nichts anderes ist als Realismus." - Alfred Hitchcock

Arjen Bucalo

  • Beiträge: 134
    • Profil anzeigen
Eine neue Ordnung
« Antwort #44 am: 04.11.2014, 09:48:38 »
Oben angekommen, griff Arjen sofort nach der Leiter, und positionierte diese an der Mauer. Hinter sich hörte er die Worte des Mannes, seinen Zusammenbruch und Wills Gebet. Sobald die Leiter an die Wand gelehnt war, eilte der Krieger zurück zu den beiden Gefährten. Dabei fiel sein Blick auf die riesige Pranke, die aus dem Bühnenboden ragte und das Kommen des Riesen ankündigte.

Arjen ging vor den beiden Männern in die Knie und griff dem entkräfteten Theaterfreund unter die Arme. Er versuchte ihn wieder auf die Beine zu ziehen. "Wir haben nicht mehr viel Zeit - der Riese wird gleich durch die Bühne brechen. Wenn es diese Zitadelle tatsächlich gibt, von der er spricht, sollten wir uns dorthin durchschlagen."

Mit diesen Worten versuchte Arjen den zusammengebrochenen Mann zur Wand und der Leiter zu ziehen und hoffte, dass dieser so weit zu sich kommt, um die Treppe hinuntersteigen zu können.

  • Drucken