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Autor Thema: Teil I: Die Frostblume  (Gelesen 60524 mal)

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Nam-Ray

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #60 am: 14.05.2015, 08:39:32 »
Langsam wich die Kälte aus seinem Körper. Das Feuer brannte sie raus und vielleicht war auch ein bisschen Welp beteiligt, welcher sich wie ein Schoßhündchen auf den, am Boden sitzenden Nam-Ray stürtzte, ihn liebkoste und sich dann plumb auf ihn fallen ließ. Nam-Ray musste lachen.
Seine Kleidung trocknete etwas über dem Feuer und er konnte ein paar mal tief durch atmen bis der Tross wieder aufbrach, weiter, immer weiter.
Äußerst still zog er vorran, musste langsam realisieren was da passiert war, was ihn gepackt hatte und davon getragen, welch Idiotie ihn in das Wasser geschubst hatte um eine Lebensgefährliche Rettungsaktion zu starten... Langsam kroch in seine Gehirnwindungen die Erkenntnis, dass er ruhig und einsam vor sich hin schritt. Er schaute sich um, suchte Nähe und sah Navanolan. Langsam ließ er sich etwas zurück fallen, bis er neben dem Elf ging.

Was für eine Reise... Geht es dir gut? Danke dir, dass du mit eingegriffen hast. Wer weiß was sonst passiert wäre...

Nam-Ray verstummte. Es war einiges passiert in den letzten paar Stunden und obwohl alles gut gegangen war verfluchte er doch seine zu schnelle Reaktion, welche schon fast in Hitzköpfigkeit mündete. Das sollte ihm bald den Hals brechen, wenn er nicht aufpasste. Ja es war alles gut gegangen, doch hatte er immer so viel Glück? Wohl kaum.
Welp schloss zu Nam-Ray auf und trapte neben seinem Bein her während Nam-Ray sich weiter umschaute:
Das karge Land, welches mehr Tod bereit hielt als er sich erträumt hatte, die Menschen, auf die man sich ja vielleicht doch verlassen konnte und seine ihm näheren Reisegefährten, Welp, Navanolan und Bryndis...
Er spürte wieder die Wärme und begann leicht zu Lächeln... Es sollte noch einiges passieren, da war er sich sicher.

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #61 am: 17.05.2015, 16:46:49 »
Der Tross marschierte und der Tag verging. Die Stunden verstrichen: Es wurde getuschelt und germumelt und gegen Abend erreichten sie einen kleinen Hügel; im Windschatten errichteten sie ihr Lager. Die Zelte wurden aufgestellt, die Pferde und Lasttiere abgesattelt und versorgt und die Gegend abgesichert - es gab keine offensichtlichen Gefahren für die Gruppe.

Auf Befehl von Ritter Goldklee wurde für alle Eintopf gekocht. Gemüse, etwas Speck und eine ganze Menge Wasser - aber immerhin eine warme Mahlzeit. Seit Tagen das erste Mal etwas Vernünftiges zu essen. Nach einer guten Stunde schließlich ging das Abendessen in einen lockeren Plausch über. Die Stimmung war gelöst und alle waren heilfroh die Etappe des Tages hinter sich gebracht zu haben.

Bryndis war erstaunlich ruhig gewesen den ganzen Tag über. Sie würdigte ihre Gefährten kaum eines Blickes und hatte ihre Nachtstätte etwas weiter abseits aufgebaut.

Die Dunkelheit der Nacht zog heran, es war kalt.

Navanolan

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #62 am: 23.05.2015, 22:25:48 »
Navanolan gab Nam-Ray ein kurzes Kopfnicken. Ja, es ging ihm gut. Immerhin waren sie seit vielen Tagen auf dem Weg in den Norden. Navanolan kam damit einem persönlichen Ziel näher: vielleicht sahen sie bald schon Berge mit Eis umwehten Spitzen. Und Schneefelder, so weit das Auge reicht! Auch wenn es für viele eine trostlose Vorstellung ist, Navanolan konnte sich sehr dafür begeistern, Lebensformen zu entdecken, die bei Kälte und Sturm überleben, als seinen es Fische in lauen Gewässern.

Als Navanolan am Abend wieder sein kleines Nachtlager aufschlug dachte er an Nam-Rays Worte. Was wäre passiert?
Der Ritter wäre ersoffen, und vielleicht auch der tapfere Nam-Ray. Für ihn wäre ich doch wieder ins Wasser gesprungen. Nur der hochmütige Sklaventreiber, der hätte noch ein paar glucksende Laute von sich gegeben, dann wären wir ihn los. Trotzdem ist es mir lieber, dass sein Leben gerettet wurde. Alles wäre ja doch nur auf uns zurück gefallen. Ich bin hier um die Schwachen zu beschützen, nicht die Selbstgerechten noch zu erheben.


Navanolan setzte sich zu den Anderen. Er versuchte das erste Mal seit ihrem Aufbrechen den Arbeitern zuzuhören. Offensichtlich hatten sie heute ein rechtes Abenteuer erlebt, der Ritter im Fluss war das Gesprächsthema in der Runde. Und nun lockerten sich ihre sonst so ernsten Zungen und sprachen von anderen Erlebnissen. Navanolan war in der Welt schon etwas rum gekommen, aber er war nicht allein und hatte so manchen Luxus genossen. Das merkte er im Gespräch mit den Arbeitern recht schnell. Seine Freiheit, erkämpft mit einem einfachen Leben, war ihm teuer, das wusste er nun umso mehr. Trotzdem hoffte er eine Zeit gemeinsam mit Gleichgesinnten zu verbringen, Dinge zu entdecken!

An Nam-Ray wandte er sich in einer ruhigen Minute:

Siehst du Bryndis? Sie ist etwas abseits, sagt nichts und ist abwesend. Was ist das nur für ein Mensch? Wenn es zu kämpfen gibt, dann springt sie wie wild drauf los, aber anderer Kontakt scheint ihr nicht zu liegen. Was muss geschehen, wenn man mit Inbrunst Leben nehmen will, aber anderes Leben nicht von belange zu sein scheint?

Er dachte kurz nach. Dann fuhr er weiter fort:

Weisst du, was mir am Fluss passiert ist? Ich habe eine fremde Stimme gehört, sie war echt und ganz nah! Aber als ich mich umsah habe ich niemanden sehen können. Es hat mich verschreckt, denn ich habe ganz allein auf euch gewartet. Es scheint auf der Gegend etwas zu liegen, was ich nicht wahrnehmen kann. Fühlt es sich für dich auch manchmal komisch an?
« Letzte Änderung: 24.05.2015, 19:02:59 von Ksynthral »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #63 am: 24.05.2015, 19:07:46 »
Die Barbarin saß am Lagerfeuer zwischen den Minenarbeitern; auf der anderen Seite Nam-Ray und Navanolan. Sie wechselte kaum ein Wort mit den anderen, obwohl eine Frau unter all den Männern doch die Aufmerksamkeit auf sich zog.

Bryndis war nicht interessiert an Kontakt jeder Art: Sie zog ihre Klinge hervor, reinigte und pflegte ihre Waffe. Das hielt zumindest einige Gespräche von ihr ab.

Till setzte sich trotzdem zu ihr, und zur Überraschung aller kamen die beiden schnell ins Plaudern. Sie rückten ein wenig näher zueinander; Till redete unablässig und Bryndis nickte hin und wieder mit dem Kopf.

Nam-Ray

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #64 am: 01.06.2015, 01:34:40 »
Was? Eine Stimme? Was geht hier vor?

Nam-Ray saß am Feuer und starrte in die Flammen. Es brannte seit sie los gezogen waren. Es brannte in seinen Füßen aufgrund des Weges, es bannte in seinem Arm durch den Warg, es brannte in seinem Körper wegen des strömenden Wassers und es brannte in seiner Seele soweit weg von seiner Schwester zu sein, so weit weg von einer Möglichkeit ihr zu helfen, so weit weg von einem Ziel.
Eine Träne rann ihm die Wange herunter. Das Feuer loderte und zog ihn mit sich. Er starrte in die flammene Verdammnis und bekam nur leicht mit, wie Navanolan ihn ansprach. Irgendetwas über Bryndis...
Er riss sich los und sah Navanolan direkt ins Gesicht, folgte seinem Blick als dieser kurz nach dachte und erfasste ihn erneut, als Navanolan sich weiter an ihn wandte.

Eine Stimme?

Eine Stimme? Was mag das bedeuten? Komisch? Hier draußen ist alles eine reine Verdammnis! Jeder verfluchte Zentimeter kommt mir hier draußen komisch vor. Ungewohnt, ungewollt. Ich bin froh wenn wir endlich wieder Gras unter den Füßen haben werden...

Nam-Ray blickte wieder in die Flammen und atmete aus, er brauchte Schlaf. Da kroch das vorher gesagte in seine Gehirnwindungen und schellte in seinem Kopf umher.

Bryndis? Sie...

Er schaute zu ihr.

Sie versteht sich doch wundervoll mit Till. Aber ja, bis gerade eben kam sie mir auch sonderbar still vor. Ob der Warg ihr etwas getan haben könnte? Vielleicht sollten wir mal zu ihr gehen und... nun... mit ihr reden...
Was sagtest du sei das für eine Stimme?


Nam-Ray sammelte sich, konzentrierte sich auf das Gespräch und schaute Navanolan erneut an.

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #65 am: 02.06.2015, 00:04:20 »
Die Nachtwache wurde eingeteilt: Bryndis sollte mit Bravíos Wache walten. Nam-Ray mit Navanolan. Sie hatten die erste Wache, die Barbarin die zweite. Die Nacht würde kühl werden, aber vor allem nass:

Der Wolkenhimmel, der ihnen die Dunkelheit gebracht hatte riss entzwei und ein gleißend heller Blitz zuckte über den Nachthimmel - erhellte das Ödland meilenweit. Einen Moment lang war es still: Ein wütend grollendes Donnern erschütterte ihre Herzen. Regen goss wie aus Zwergenloren auf sie herab - ohne Unterlass. Abermals züngelte ein Blitz über den Himmel.

Schnell leerten sich die Plätze rund ums Lagerfeuer und die Minenarbeiter verzogen sich in ihre Betten. Ritter Goldklee ließ sogar seinen Weinbecher stehen und flüchtete ins Trockene - Wasser hatte er heute genug gehabt. Nur Nam-Ray und Navanolan blieben zurück: Nass waren sie jetzt sowieso schon. Dann konnte die Nachtwache ja kommen.

Nam-Ray

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #66 am: 04.06.2015, 12:58:31 »
Nam-Ray starrte in das Feuer, sah dann vielsagend Navanolan an und sprach:

Oh nein... Es regnet, ich werde Nass... Gut das wir haufenweise Zucker mitgenommen haben.

Sein Blick wurde finsterer, der Fluss zog immer noch an ihm. Er war müde und durch das Wetter mürrisch.

Das wird eine "wundervolle" Nacht.

Welp kam näher an das Feuer heran und gesellte sich zu Nam-Ray. Dieser streichelte ihn über sein durchnässtes Fell. Dabei schaute er am Feuer vorbei, hinaus, wollte das Licht des Lagers aus seinen Augen verbannen und in die Weite starren. Diese Nacht sollte besser werden als die letzte. Diese Nacht wollte er nur den Schlaf, Kampf hatte es schon genug gegeben...

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #67 am: 04.06.2015, 21:49:20 »
[1]Zahlreich zuckten die Blitze durch den Himmel, das Donnergrollen gewaltig. Wolkenberge türmten sich auf und wollten kein Ende nehmen: Sie waren höher als die Zinnen der Tiefwasser-Paläste. Die schwarzen Klauen der Nacht umfingen sie. Das Lagerfeuer zu ihren Füßen glomm nur noch. Holz nachzulegen hatte wohl wenig Sinn: Der Regen ließ nicht nach. Pfützen hatten sich rund um ihren Wachplatz gebildet und Sturzbäche bahnten sich ihren Weg durch die Zeltstadt des Lagers. Hoffentlich blieben alle halbwegs trocken. Den morgigen Tag sollte ein steter Anstieg prägen: Hinauf auf eine weitläufige Flanke, hin zu den Felsspalten der Glockengruft.

Tiefe Furchen waren dort in die Erde gerissen; schwarz glänzende Obsidianadern durchflossen die steilen Wände des Abgrunds. Vor Generationen hatte es dort einmal Bergbau gegeben - Schmucksteine waren immer ein gutes Geschäft gewesen - aber seit dem Todessturz von Altur dem Bärtigen war diese Ära Geschichte. Es sei nicht mit rechten Dingen zugegangen erzählt man sich: Schauermärchen von Geistern und fremdartigen Mächten der Dunkelheit!

Es gab einige verlassene Bergwerksdörfer, sie wollten dort Rast machen und Vorräte auffrischen; es ließen sich immer wieder Karawanen von Händlern und Reisenden nieder. Die Chancen standen gut. Aber die Stimmung der Minenarbeiter sank mit jedem Meter dem sie sich den Felsspalten näherten: Die Glockengruft war der Grund für den Missmut.

Hier nahmen all die Geistergeschichten ihren Anfang und tief unten in der Erde sollte sich der Eingang zu dieser uralten Grabstätte befinden. Die Barden erzählten von einem gefallenen Erzmagier - er soll sich der Nekromantie zugewandt haben und den Totengöttern gehuldigt haben. Ein vortrefflicher Ort um niemals wieder ans Sonnenlicht zurückzukehren sollte man dort hinabsteigen!

Ein berstender Donnerschlag holte sie zurück aus ihren Gedanken. Die morgige Reise würde anstrengend genug werden, als dass man sich jetzt schon Sorgen darum machte was danach kommen mochte. Schatten huschten durch die Dunkelheit, Regen und Wind spielten ihren Augen Streiche und das Gewitter wollte nicht aufhören.

"Se toam. Miskam nuriel, lir tisaf. Temral se rimo!",

flüsterte eine fremdartige Stimme. Sie konnten es klar und deutlich hören, obwohl der Sturm um sie herum tobte als ob es kein Morgen gäbe. Da war es wieder, Navanolan erkannte die Stimme. Sowohl ihn als auch Nam-Ray beschlich ein ungutes Gefühl, es wurde kalt in ihren Köpfen und ihre Herzen kühl. Eissplitter bohrten sich den Weg durch die Nervenbahnen der Söldner. Ein stechender Schmerz - ein gleißender Blitz: Das Gewitter war mit einem Schlag vorüber.

Die Stimme war verschwunden.

Die Nacht war still.

In der Ferne hörten sie eine Trommel schlagen.
 1. Musik

Nam-Ray

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #68 am: 05.06.2015, 00:02:58 »
Nam-Ray durchzuckte es. Als hätte ein Blitz ihn getroffen durchquoll Schmerz seinen Körper. Er setzte sich pfeilgerade auf, starrte in die Nacht. Eine Träne lief seine linke Wange hinab. Der Schmerz brach ab.
Ängstlich blickte er zu Navanolan. Hatte er das auch gehört, hatte er es wahrgenommen?

Die Nacht bringt Tod... Die Nacht...

Seine Gedanken waren erstarrt wie Eiszapfen, welche im Takt der fernen Trommeln vibrierten und sich tiefer und tiefer in ihn bohrten. Tiefer und immer tiefer.

Die Nacht wird Tod bringen!
« Letzte Änderung: 05.06.2015, 00:29:17 von Ksynthral »

Navanolan

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #69 am: 07.06.2015, 13:36:34 »
Navanolan saß still und unbeeindruckt neben den nassen Resten einer Feuerstelle. Soll die Welt doch über ihnen zusammen brechen, ihn würde es nicht weiter stören.
Mag der Donner hier im Norden noch so laut den Boden zum erbeben bringen, die Blitze die Luft nach Ozon riechen lassen, diese Naturgewalten schlagen auch in seinem Herz. Wenn die Zelte auch durchweichen, das Wasser sie auf die Erde drückt, nichts wird ihm schaden, denn Solonor Thelandira wacht über ihm.
So zog er seinen nassen Mantel aus und lies den Regen auf sein Haar prasseln. Jeder Tropfen kam nun mit einem Willen vom Himmel, dass Navanolan spürte, endlich einer Macht zu begegnen, die keine erkennbare Ursache hatte.

Bunte Steine aus dem Boden zu schürfen, was ein lächerliches Vorhaben! Würden die Steine von Bedeutung sein, hätten die Götter sie auf die Erde gelegt, aber nicht bedeutungslos um Grund vergraben. Wir sind es, die sie auf die Erde gesetzt haben, und wir sind es, die Großes Bewegen!

Das helle leuchten der Blitze, ihre immer neuen Formen am Himmel, Navanolan spürte plötzlich einen Kraft in sich erwachen, die er lange nicht mehr gespürt hatte.

Nam-Ray schreckte hoch, plötzlich trat aus der Dunkelheit eine böse vertraute Stimme an Navanolans Ohren. Er blicke Nam-Ray an und erstarrte.

Sie hat wieder gesprochen, hast du es auch gehört? Was hat sie gesagt? Ich kann nicht glauben, dass es eine Einbildung meines Geistes ist. Die Natur kann mich nicht erschüttern, aber diese Stimme ist nicht von dieser Welt! Lass uns den Spuk beenden!

Ohne ein Zögern sprang Navanolan auf und brüllte in den Sturm und die Dunkelheit hinein:

VERSTECK DICH NICHT UND MACH UNS KEINEN FALSCHEN GLAUBEN! WAS DU SÄHEN WILLST WIRD KEINEN FRUCHTBAREN BODEN FINDEN!

Und als sein letztes Wort verhallte, hörte er die Ruhe, hörte er die Trommel.
Navanolan blickte zu Nam-Ray.

Hast du Angst?


« Letzte Änderung: 07.06.2015, 13:43:49 von Navanolan »

Nam-Ray

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #70 am: 07.06.2015, 18:15:52 »
Nam-Ray starrte weiter in die Dunkelheit. Auch als Navanolan aufsprang starrte er einfach weiter. Er hörte Navanolan sprechen, bemerkte wie er ihn ansah, hörte weitere Worte, verstand nichts und starrte...

Angst? Was sagte er... Angst... angst...

Nam-Ray kaute auf diesem Wort als sei es zähes Fleisch...

Angst? ... NEIN! NIEMALS!!

Er blickte Navanolan an, tief in die Augen und schüttelte den Kopf. Dann sprach er:

Nein! Wut. Die Macht liegt nicht in unseren Händen. Ich hasse das! Ich will es ändern... JETZT

Nam-Ray atmete tief durch, spannte sich, und blickte in die Dunkelheit, dann zerstob er mit seinem Fuß den letzten Rest des Feuers, blinzelte und erwartete das, was da kommen mag. Er glaubte nicht an einen Freund, doch Land für Freude und Freunde hatten sie schon lange hinter sich gelassen.

Die Nacht wird Tod bringen, die Frage war nur für wen...
« Letzte Änderung: 07.06.2015, 18:20:35 von Nam-Ray »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #71 am: 07.06.2015, 21:04:52 »
Ein hämisches Gelächter erschallte. Es klang laut und eindringlich. Es war nah.

In den Schatten der Nacht konnten die beiden Söldner eine Gestalt ausmachen. Ein Umhang wehte an ihrem Leib, der Kopf war gesenkt - das Gesicht verborgen.

Abermals hörten sie das Lachen, dann eine Stimme. Die Trommel hallte nach - die Stimme war nur in ihren Köpfen: Sprach - dieser Mensch - mit ihnen?

"IHR NARREN! Fordert nicht heraus was euch warnt."

Die Gestalt hob die Arme, ein heller Schein umgab sie für einen Augenblick: Schwarzer Qualm barst aus den Händen des Fremden. Finsternis formte sich, ein schriller Schrei ähnlich der ersten Stimme erklang. Die Gestalt war ebenso plötzlich verschwunden wie sie aufgetaucht war. Nur ein schwarzes Etwas schien zurückgeblieben zu sein. In ihren Herzen - und irgendwo da draußen?

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #72 am: 10.06.2015, 02:36:15 »
Navanolan riss die Augen weit auf. Was er in der Dunkelheit sah, ließ ihn angewurzelt stehen bleiben. Aber seine Zunge ließ sich nicht lähmen:

BRYNDIS, BRAVOÍS, EURE NACHTWACHE BEGINNT JETZT!

Dann riss er seinen Bogen in die Höhe und schoss zwei schnelle Pfeile in die ungefähre Richtung, in der er den dunklen Schatten in der alles durchdringenden Schwärze vermutete.

Ein Schrei schallte abermals über die Steppe - der Schatten war von Navanolans Pfeil getroffen worden. Dort wo sein Geschoss eingeschlagen war stoben schwarze Funken aus dem Dickicht von Finsternis heraus: Hass flammte auf in dem fremdartigen Wesen. Es zischte durch die Luft einige Meter auf die Söldner zu. Obwohl sie wussten wo der Schatten sein musste konnten sie ihn kaum sehen im Dunkel der Nacht.
« Letzte Änderung: 17.06.2015, 09:57:32 von Ksynthral »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #73 am: 19.06.2015, 14:26:29 »
Navanolan sprang einen Schritt nach vorn.

"Sieh, worauf ich ziele!"

sagte er zu Nam-Ray.

"Aber bleib!"

Dann spannte er seine Sehne erneut und schoss zwei schnelle Pfeile in die Dunkelheit.

Nam-Ray spannte sich, konzentrierte sich, blieb steif stehen und starrte in den Schatten. Seinen Säbel hielt er fest umklammert.

Abermals bohrte sich ein Geschoss von Navanolan in die qualmende Finsternis des Schattens: Es zischte und kreischte. Das Wesen brauste auf sie zu und schlug mit seinen rauschenden Klauen nach Navanolan. Kälte ergriff sein Herz und die Berührung des Körperlosen schwächte ihn.

Schrecklicher allerdings war die Erkenntnis, dass der Schatten unverletzt war! Zwar wild und verärgert: Getroffen, aber nicht verletzt! Mit Waffengewalt war diesem Wesen der Finsternis nicht beizukommen.
« Letzte Änderung: 22.06.2015, 15:36:48 von Ksynthral »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #74 am: 21.06.2015, 22:27:05 »
Bryndis wachte auf - sie hatte Navanolan schreien gehört; danach ein schrilles Kreischen: Noch nie zuvor hatte sie so etwas vernommen. Sie rappelte sich auf und rüstete sich so gut es ging. Verschlafen trat sie aus dem Zelteingang. Vorn am Lagerfeuer konnte sie ihre beiden Kameraden erkennen - und eine dunkle Schattenwolke die nach Navanolan trachtete.

"Das Vieh ist unverletzt - Waffen nützen hier nichts!"

Furcht glomm in Navanolans Augen auf und ein Schauer durchfuhr ihn als die Schattenklaue in sein Fleisch schnitt. Mühsam hob er den Bogen vor seinen Körper um sich zu schützen und wich einen Schritt zurück.

Nam-Ray konnte seinen Augen nicht trauen als der Schatten aus der Dunkelheit auftauchte. Ein solch finsteres Geschöpf hatte er noch nicht gesehen: Was mochte die Natur da nur für eine Laune gehabt haben. Er ließ seinen Säbel fallen.

Die Warnung von Navanolan in den Ohren konzentrierte sich der Druide, auf dass die Naturgewalten ihnen helfen mochten. Er streckte seine Arme aus und formte eine Schale mit den Händen. Einige gemurmelte Gebetsformeln und kurz darauf ein Knistern: Flammen loderten in seinen Händen auf.

Der Schein erhellte sein Gesicht - er war bereit den Schatten zu vernichten! Mutig trat er vor.

Welp blickte auf den Schatten, sah hoch zu Nam-Rays Feuer - dann rannte er davon, mitten zwischen die Zelte. Winselnd und knurrend war er sich nicht sicher, wie er mit der Situation umgehen sollte.

Der Schatten ließ sich nicht beeindrucken von dem Geschrei Navanolans. Aber die Flammen Nam-Rays lenkten seine Aufmerksamkeit: Die nachtschwarzen Schattenklauen schlugen in seine Richtung aus.
« Letzte Änderung: 22.06.2015, 15:55:56 von Ksynthral »

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