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Autor Thema: Teil I: Die Frostblume  (Gelesen 59534 mal)

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Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« am: 09.11.2014, 16:28:13 »
1372 (TZ), drei Tage vor dem Schildtreff, zur achten Stunde des Lichts[1]

Die Sonne stand hoch am Himmel, aber der trübgraue Wolkenvorhang, der sie schon seit Tagen begleitete gestand ihnen auch heute den freien Blick in den Himmel nicht zu. Der Wind wehte kühl, aber noch nicht unangenehm - Vaasa lag hoch im Norden, das war allen bewusst. Der Mittsommer war hier oben zwar besonders ausgeprägt, aber warm war es deshalb noch lange nicht. Es war bereits später Nachmittag und der heutige Tag hatte, wie die Tage zuvor, aus Reiten, Marschieren und Wache halten bestanden.

Ritter Samuel Goldklee hatte, vermutlich auf Befehl seines Herren hin, eine Expedition in das westliche Gebirge Vaasas aufgenommen: Bei ihm waren seine Leibgarde, drei starke, aber eher unangenehme Zeitgenossen - Menschen aus dem Süden - und der Knappe Till, der eigentlich für alles zuständig war: Kochen, Zelte aufbauen und dem Ritter den Wein nachschenken. Eine handvoll Bergarbeiter trottete dem Ritter hoch zu Ross, mit ihren Eseln hinterher. Die Körbe der Tiere waren beladen mit Vorräten und Werkzeugen für die Minenarbeit. Die Gesichter der zerschundenen Männer strahlten keine Freude aus. Sie wurden bezahlt für die härteste Arbeit, die es in Vaasa gab - den Bergbau: Hier gab es kein Mitleid, hier ging es um mehr als die Ehre! Das Überleben stand auf dem Spiel - tagein, tagaus.

Die Steppe, das Ödland hier draußen, auf dem Weg in den Norden, war unerbittlich: Karg und trostlos raubte es jedem Reisenden Hoffnung und Zuversicht. Kühl und dunkel schlich es sich in die Gemüter ein und überzog alle Gedanken mit einem Schleier des Tückischen. Grausam und unbarmherzig waren die Kreaturen, welche durch die Lande zogen und Angst und Schrecken verbreiteten!

Sie waren ausgezogen um nach Blutsteinen zu suchen: Einem Erz, das es ausschließlich im Norden Vaasas gab - sehr wertvoll und äußerst beliebt. Der Adel schmückte sich mit dem rötlichen Gestein so oft es nur ging und mit so viel, wie man sich leisten konnte! Die gefährlichen Expeditionen machten die Blutsteine zu einem gefragten Gut.

Seit Tagen schon galt es wachsam zu sein. Neulich erst hatten sie ein kleines Rudel Wölfe abwehren müssen, die Nachts in ihr Lager eingefallen waren. Angeblich, so sagten zumindest die wenigen Bauern, welche sie bisher getroffen hatten, sollten in dieser Region die Bodenlosen Sümpfe liegen! Geheimnisvolle und tödliche Fallen, aber gleichfalls mysteriös - sie sollten sich um heiße Quellen herum bilden: Und diese Quellen sprudelten nur so von Wunderwassern. Was hatten ihnen die Alten nicht alles erzählt! Große Stärke oder alles Geschick dieser Welt. Nur kannte man kaum einen, der jemals so eine Quelle gefunden hatte, aber gestorben und verschwunden waren schon abertausende unvorsichtige Reisende in den Bodenlosen Sümpfen. Jeder Schritt in Richtung Nordwesten war demnach ein mutiges Wagnis!

Aufgebrochen war die kleine Gruppe vor zwei Zehntagen aus Palischuk, der Stadt der Halborks. Dort hatte Ritter Goldklee nach Söldnern gesucht, um seine Expedition zu verstärken, sie sollten Schutz bieten und im Falle eines Angriffs durch wilde Tiere oder Kreaturen der Dunkelheit an vorderster Front stehen: Er und seine Leibgarde würden noch für andere Aufgaben benötigt werden auf der Blutsteinexpedition.

Man hatte sich untereinander schon ein wenig ausgetauscht: Navanolan, Bryndis und Nam-Ray hatten sich als Söldner dem Ritter angeschlossen. Er hatte ihnen nur wenig Lohn bieten müssen - und sah in ihnen anscheinend gute Kämpfer, oder zumindest loyale Diener. So behandelte er sie zuweilen auch. Aber alles in allem verlief ihre Reise bisher gut und mit dem Gold würden sie gewiss eine gute Zeit im Norden überleben können![2]
 1. Musik
 2. @ all: Absolviert bitte einen Fertigkeitswurf "Lauschen".
« Letzte Änderung: 11.01.2015, 23:20:54 von Ksynthral »

Navanolan

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #1 am: 18.01.2015, 20:50:11 »
Was für eine Ödnis!

Immer wieder dachte Navanolan an die vergangenen Wochen. Die Länder, die er hastig durchquert hatte, waren allesamt einladender, als die Äcker und kargen Böden, die sie seit Tagen durchstreiften. Was gäbe er dafür, einmal wieder unter Bäumen zu laufen, der Boden bedeckt von gefallenen Blättern, Zweigen und vermodertem Holz. Aber hier trat er mit seinen Stiefeln nur auf nackte Erde oder Fels. Auf seiner Reise in den Norden war er viel auf Straßen unterwegs, denn die meisten Reisenden bevorzugten auf fest getretener Erde oder Pflaster zu laufen. Das können nur die Menschen machen, denn keine andere Lebensform möchte mit seiner Umgebung so wenig wie möglich in Berührung kommen. Doch der größte Frevel ist diese Gier nach Besitz, und wenn es ein seltener Stein ist, ist die Gier umso größer. Die Zwerge graben ihre Königreiche in die Erde, denn dies ist das ihrige Element, aber Menschen, die graben Gänge in die Erde, um sich an dem wertlosen Gestein zu erfreuen!
Navanolan dachte an die Menschen, die er auf ihrer Reise in den Norden begleitet hatte. Sie waren vor Monaten in Cormyr aufgebrochen, um wichtige Informationen und Pläne nach Talagbar zu schaffen, und auf der Reise brauchten sie jemanden, der sie auf direktem Weg durch die weiten Wälder führen konnte. Es ging um Bergbau und Handelsverträge. Das der Norden so trostlos war, hatte Navanolan sich nicht vorgestellt. Aber er wollte Eis sehen, große Gletscher oder hohe Berge, mit eisig umwehten Gipfeln. So war es nur hilfreich, sich einer Expedition anzuschließen, denn zusammen kam man in unwirtlichen Gegenden weiter als allein.

Navanolan trottete im Zug mit, den Blick immer in die Ferne gerichtet[1], in der Hoffnung, bald ein Ziel zu erreichen. Solange sie nicht wieder in einer Stadt anlandeten, voller stinkender Halborks, die nicht besser waren als ihre reinrassigen Vorväter, war die Hoffnung in ihm positiv und ab und zu sang er leise in seiner Muttersprache ein Lied, das von den bemitleidenswerten Absichten der Menschen handelte.
 1. Fertigkeit "Lauschen" 22
« Letzte Änderung: 07.04.2015, 22:26:57 von Navanolan »

Nam-Ray

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #2 am: 21.01.2015, 01:32:07 »
Die Nerven ziehen, es klingelt in den Ohren...

Kann dieser elende Mitreisende nicht langsam mal mit seinem ständigem Gesinge aufhören. Seit wir aufgebrochen waren, aufgebrochen ins Nichts, immer weiter in Lande, derer ich zu betreten mir niemals hätte vorstellen können, elendes Gold, ja seit wir aufgebrochen waren summte, sang oder pfiff dieser... wie war sein Name? Navanolan, richtig! ...dieser Navanolan seine Liedchen. Wenn man ihn wenigstens verstehen könnte...
Am liebsten möchte ich ihm... schau mich nicht so an Welp... du hast mich schon zu viel Energie bei dem Wolfsangriff gekostet. Ich frage mich ständig, ob diese Leibwächter eigentlich zu dämlich sind sich selbst auseinander zu halten. Muss ich dir eigentlich ständig das Leben retten??
Ist ja schon gut, an sich wirkt dieser Gefährte ja ganz annehmbar.
Und seine Geschichten über die Wälder, Heimat war noch nie so weit weg und gleichzeitig so zum greifen Nah.
Nie hab ich jedoch auch solch üppige Weiber gesehen, welch Muskelpracht. Gegen die will ich definitiv kein Kräftemessen veranstalten müssen.


Nam-Ray zog stumm, tief in seine Gedanken versunken, den anderen nach. Welp hatte keine besonderen Wunden davon getragen, obwohl er sich tief ins Getümmel stürzen wollte, doch in Nam-Rays Augen war er noch zu jung, zu unerfahren. Ständig musste er ihn zurück halten, ihn beschützen, vor den anderen, nicht dass sie ihn noch für einen der anderen Wölfe hielten.
Er mochte seinen Auftraggeber nicht, seine Gefolgsleute fast noch weniger, er war die Einsamkeit gewöhnt, zumindest die Einsamkeit von Menschen, Elfen und anderen daher plappernden Wesen. Nun zog er mit einer Meute durch finsterste Lande und kam sich einsamer vor als er es jemals gespürt hatte.
Doch wollte man in dieser Welt voran kommen, und das wollte Nam-Ray, brauchte man Gold. Gold für Nahrung, für Ausbildung, Kleidung und Waffen... und Medizin, ekelhaft teure Medizin...
Nam-Rays Blick verfinsterte sich, dann blickte er starr gerade aus, nach vorn, dahin, wo ihn die Reise hin führen mochte.
Es dauerte sicherlich noch eine ganze Weile, bis er sich mit der Situation abfinden könnte, doch abfinden, so wusste er, musste er sich.
Wenn er doch nur wenigstens ein Wort verstünde, von dem, was ziemlich nah an seinem Ohr gerade gesungen wurde.
Wofür sind Kapuzen eigentlich gut?



     1. Fertigkeit "Lauschen" 13
« Letzte Änderung: 24.01.2015, 13:31:15 von Nam-Ray »

Navanolan

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #3 am: 25.01.2015, 14:27:46 »
Navanolan unterbrach sein Singen. Nicht nur, weil er anscheinend seit Tagen damit auf taube Ohren stieß, sondern auch, um besser hören zu können. Er blieb stehen und trat aus der Reihe. Seinen Blick wand er angestrengt in die Ferne. Doch außer einem dichten Dunst, der am Horizont den Himmel mit der Welt verschmolz, konnte er nichts erkennen. Der Wind jedoch trug recht deutlich einen Laut über die Ebene, der ihn in aufgeregte Spannung versetzte. Ich traue diesen Landen nicht, was es ist, es wird nichts Gutes für uns bedeuten!
Nach einem raschen Blick auf Nam-Ray und Bryndis - diese ungeschlachten Gemüter - schritt Navanolan an dem ganzen Tross vorbei und schob sich durch die Südländer hindurch, dicht an Samuel Goldklee heran. Noch eh er ihm von unten in die Augen sehen konnte begann er aufgeregt aber leise zu reden:

"Entschuldigt Herr Goldklee, ich möchte nicht stören, möchte kein Aufsehen erregen, aber vielleicht ist da..."


Er unterbrach, die Blicke die ihn trafen verwirrten ihn ganz. Ein tiefer Luftzug brachte Navanolan die Fassung zurück:

"Entschuldigt Herr Goldklee, meine Augen sehen in der Ferne Nichts, aber ich vernehme ganz deutlich das trommeln auf einer Handtrommel. Das mag nichts böses bedeuten, aber wer über weites Feld seine Stärke demonstriert ist stark genug, sich nicht verstecken zu müssen. Ich warne vor einem unvorsichtigen Weiterziehen, vielleicht sollten wir Halten und die Gegend erkunden. Treffen wir auf Fremde ist es nicht auszuschließen, dass sie Böses im Schilde führen!"

Navanolan sprach hastig und mit starkem Akzent, den er in der Handelssprache nicht verbergen konnte. Ohne eine Antwort abzuwarten huschte er abermals aus den marschierenden Reihen und stellte sich neben den Tross, in Erwartung er möge an ihm vorbei ziehen, und ließ sich zurückfallen zu den Söldnern.

« Letzte Änderung: 07.02.2015, 14:26:22 von Ksynthral »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #4 am: 26.01.2015, 22:50:31 »
Die anderen Reisenden blickten wenig verdutzt, als einer der Söldner plötzlich zu Ritter Goldklee an die Spitze trat - als er dann allerdings genau so schnell wieder nach hinten verschwand, wie er gekommen war, stutzten sie doch ein bisschen: Niemand erteilte sich selbst eine Audienz bei dem Anführer der Expedition: Ritter Samuel Goldklee!

Der Tross hielt nicht an, ganz so wie Navanolan es vorausgesehen, oder vielleicht sogar gewollt hatte. Samuel Goldklee würdigte den Söldner keines Blickes, ließ es sich aber durchaus anmerken, dass er ihm zuhörte. Die Warnung von Navanolan, und mochte sie noch so klein sein nahm der Ritter durchaus zur Kenntnis. Doch die - seiner Ansicht nach - etwas unwirsche Art des Söldners ignorierte er vollends: Er gab ihm keine Antwort - er nickte nur kurz.

Und schon war Navanolan wieder nach hinten verschwunden - von seinen Gefährten schien niemand die Trommel gehört zu haben.

Ritter Samuel Goldklee derweilen beugte sich zu seiner Leibgarde hinunter und schien irgendetwas mit ihnen zu besprechen. Nach seiner kurzen Ansprache verteilten sich die drei Südländer auf die komplette Länge des Trosses und trieben die Minenarbeiter sowie die drei Söldner zur Eile an. Till musste dem Ritter erneut Wein nachschenken - eine Rast war also noch nicht vorgesehen!

Krähen zogen oben am Himmel ihre Kreise und während sie reisten begann die Abenddämmerung einzusetzen: Navanolan konnte die Handtrommel kein weiteres Mal hören - auch erspähen konnte er nichts. Der Reisetag verlief ruhig, fast zu ruhig.

Aber jetzt war das abendliche Lager für diesen Tag nicht mehr weit.

Nam-Ray

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #5 am: 27.01.2015, 18:21:09 »
Nam-Ray sah Navanolan hinterher, wie er sich nach vorne grub. Was hat der vor? Doch eher er sich über die Stille freuen konnte kam Navanolan schon wieder zurück und schien nicht im Begriff zu sein, sein Liedchen erneut an zu stimmen. Irgendetwas stimmt hier nicht.
Eine Weile zogen sie voran, und nichts geschah. Nach wie vor knechtete der steinerne Weg Nam-Rays Füße und flüsterte ihm unaufhörlich das Wort Rast zu. Doch die feinen Herren schienen kein Wort zu verstehen... oder es gar mit Absicht zu Überhören, denn mehr und mehr wurde zur Eile gedrängelt.
Nam-Ray hielt es nicht mehr aus. Was war da los?
Er wandte sich an Navanolan:

"Verzeihen Wertvoll Elf, schlechtes Können... wenig in Elfisch gesprochen..."

Nam-Ray war völlig aus der Übung, doch sollte nicht jeder dieses Gespräch hören können... Nun, flüstern sollte es wohl auch tun:

"Verzeiht werter Elf, leider beherrsche ich eure Sprache nur gar zu schlecht... Doch könntet ihr mir dennoch sagen, was, um Sunes Willen hier los ist? Seit ihr kurz bei diesem Ritter wart gilt es, sich zu sputen. Sind wir bald an einem wichtigen Ort, oder kommt etwas uns nach? Was treibt uns zur Hektik?"
« Letzte Änderung: 07.02.2015, 14:26:35 von Ksynthral »

Navanolan

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #6 am: 01.02.2015, 20:37:40 »
Navanolan konnte bei dem neuen Tempo gut mithalten. Endlich, endlich geht es mal voran. Man bekommt das Gefühl, es gäbe ein Ziel, welcher Art auch immer.

Ein paar gebrochene elfische Wortfetzen drangen an sein Ohr, und er blickte zu dem großen Mitreisenden, der sie sprach, hinüber. Er hatte den Anderen auf ihrer gemeinsamen Reise keine besondere Beachtung geschenkt, am wenigsten dem Ritter Goldklee und seinen Leibgarden. Aber diese Beiden, die sich für das Gold haben kaufen lassen, diese Beiden waren noch von einem ganz anderen Schlag. Die Eine war ein Mensch, ganz ohne Zweifel, nur der Lange mit dem blonden Haar musste wohl irgendeiner Kreuzung entspringen, schwer zu sagen, ob von Mensch oder Elf mehr darin ist. Das wird schon sein Charakter zeigen, wenn es Mal 'drauf ankommt. Sein Elfisch ist nicht von guten Eltern!

Navanolan trat einen Schritt näher an den "Langen" heran und antwortete höflich auf seine Frage, ungeachtet der verwendeten Sprache und Lautstärke:

"Was MICH zur Hektik, oder nenn es zu einem guten Marsch, treibt, sind die Lakaien des Ritter Goldklee. Wohin es geht hat er MIR nicht gesagt, aber ungeachtet von jeder Gefahr wohl immer geradewegs ab durch die Mitte. Ich habe vorhin das Trommeln einer Handtrommel über die Ebene schlagen gehört, und war besorgt, jemand könne nah genug sein und sich bedroht fühlen. Aber ER scheint es anders zu sehen, nun, mir ist der Weg gleich, solange wir ein Ziel haben. Der Tag neigt sich, und MEIN persönliches Ziel ist eine kurze Rast, nur um meine Glieder etwas zu dehnen und mich auf den harten Boden zu legen, wenn auch nur für eine paar Minuten!"
« Letzte Änderung: 07.02.2015, 14:26:49 von Ksynthral »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #7 am: 03.02.2015, 16:07:50 »
Einer der Kämpfer der Leibgarde, der sich nahe bei Navanolan und Nam-Ray befand schnauzte die beiden an, als sie begannen sich lautstark zu unterhalten - in einer für ihn fremden Sprache:

"Seid leise, oder sprecht wenigstens verständlich, Elf! Wenn ihr Gefahr wittert, wie ihr Ritter Goldklee gesagt habt, dann solltet ihr die Nase nicht zu hoch tragen und lieber eure langen Ohren spitzen - dafür werdet ihr schließlich bezahlt, nicht?"

Er schien keine Antwort zu erwarten, denn gleich darauf ließ er auch über einen der Minenarbeiter einen Schwall an Beschimpfungen hereinbrechen. Die Garde von Ritter Goldklee war ein wirklich unangenehmer Haufen - aber sie gaben sich stark und loyal ihrem Dienstherren gegenüber.

In der Ferne konnten die Reisenden eine Biegung des Pfades erkennen, auf der einen Seite fiel die Ebene leicht ab: Dort könnten sie im Windschatten rasten, ob Ritter Goldklee das allerdings genauso sah?

Bryndis

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #8 am: 04.02.2015, 01:53:25 »
Recht so, wieso reden die überhaupt in einer anderen Sprache? Und seit wann sind sie so vertraut miteinander? Mir gegenüber waren sie zuvor eher abweisend! Dabei sitzen wir im selben Boot, wenn sie also etwas zu sagen haben, dann sollten wir es alle hören, vorallem wenn uns Gefahr droht!
Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf und wollte sich gerade ihren Mitreisenden zuwenden, als der Wind das Wort „Trommel“ an ihre Ohren trug. Aber das nicht aus der erwarteten Richtung. Überrumpelt blickte sie wieder nach vorne, zu dem Ritter, der sich zu seinem Hauptmann hinabgebeugt hatte und offensichtlich Befehle gab.
„ Ritter Goldklee will einen Spähtrupp aussenden, vermutlich will er bald rasten. Ich denke ich werde mich freiwillig melden.“
Ganz bewusst sprach sie laut aus, was sie gehört und sich gedacht hatte, ohne jedoch die Augen vom Hinterkopf des Ritters zu nehmen. Dies war die perfekte Gelegenheit, um herauszufinden, aus welchem Holz ihre Mitstreiter geschnitzt waren. Mit einem kurzen Seitenblick  beschleunigte sie ihren Schritt und arbeitete sich vor zur Spitze des Zuges.
„ Verzeiht, werter Herr Goldklee, aber ein Gerücht von aufkommender Gefahr zieht durch die Reihen und die Männer sind müde und werden unruhig. Dort drüben am Hang scheint mir ein guter Ort für eine Rast. Zugegeben, etwas entblößt wären wir dort schon, aber immerhin ist der Platz windgeschützt und Ihr könntet einen Spähtrupp aussenden, um mögliche Gefahren aufzuspüren. Natürlich würde ich meiner Aufgabe als Söldner gerecht werden und mich mit Freuden einem solchen Trupp anschließen…solltet Ihr dies denn in Betracht ziehen.“
Während sie so gesprochen hatte, waren die Gesichter ihrer Gegenüber immer finsterer geworden und Bryndis hatte all ihren Mut gebraucht, nicht in sich zusammenzusacken. Wenn doch Reden nur so einfach wäre wie Kämpfen! Aber sie hatte genug vom Nichtstun, sie wollte sich endlich beweisen und wenn sie dazu tausend Ritter belauschen musste! Und so stand sie da, hocherhobenen Hauptes und blickte dem Ritter fest in die Augen.
« Letzte Änderung: 04.02.2015, 01:57:57 von Bryndis »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #9 am: 05.02.2015, 00:45:37 »
Als Ritter Goldklee abermals auf eine drohende Gefahr und eine Rast angesprochen wurde reagierte er - wenn auch etwas wirsch und ungehalten:

"Söldnerin - nichts was mein Auge und mein Geist nicht selbst schon erfasst hätte! Sicherlich, eine Rast ist schön, wir werden auch eine machen: Aber mit Jammern kommt man im Norden nicht besonders weit. Ihr seht so aus, als würdet ihr das wissen. Deshalb habe ich euch mitgenommen, was also soll das? Als Spähtrupp wollt ihr ausziehen - welch vorzügliche Idee, aber leider, gute Frau, hatte ich sie vor euch! NATÜRLICH werde ihr als Spähtrupp die Gegend erkunden!"

Er lächelte Bryndis boshaft an, seine Reaktion war nicht böse, aber sie war mit Nachdruck vorgebracht. Und manch einer könnte meinen, dass der Ritter nicht nur äußerst hochnäsig, sondern undankbar noch dazu war. Ritter Goldklee starrte zu Bryndis hinab und winkte dann Till heran.

"Schenk nach, Junge, schenk nach.",

reichte er ihm seinen Becher und verlangte nach einem Schluck Wein. Dann fuhr er an Bryndis gewandt fort:

"Also, kurzum - ihr scheint Recht zu haben. Und ja, wir werden rasten und ihr werdet als Spähtrupp ausziehen. Man weiß ja nie. Und jetzt passt lieber mal auf die Arbeiter auf, dass sie es noch bis zur Biegung schaffen, ha!",

prustete er und nahm einen großen Schluck aus seinem Becher. Dann beschleunigte er den Ritt seines Pferdes und trieb den Tross weiter an.

Kurz darauf war es dann soweit: Sie hatten die Wegbiegung erreicht. Der Trampelpfad fiel zur einen Seite hin leicht ab und ging in eine kurze Böschung über. In dieser Mulde würden sie in der Nacht vor dem kalten Wind wenigstens etwas geschützt sein. Der Himmel war von schweren Wolken verhangen und weit im Westen zog ein Schwarm Krähen seine krächzenden Runden. Dieser Ort war genauso trostlos, wie all das, was sie in den vergangenen Reisetagen erlebt hatten. Die Temperaturen waren inzwischen merklich gefallen und die Nacht legte endgültig ihre schwarzen Schwingen über sie, während sie das Lager aufschlugen:

Schnell wurde das große Zelt für die Arbeiter aufgestellt, dann die kleineren für Ritter Goldklee und seine Leibgarde sowie Till. Die Söldner bereiteten sich ebenso ihr Nachtlager vor und man traf sich kurz darauf am Lagerfeuer. Das Knacken des trockenen Holzes schallte weithin durch die Ödnis und verkündete wenigstens ein klein wenig Behaglichkeit. Die Esel waren verpflegt und ruhten etwas abseits. Ein schlichtes Abendessen wurde veranstaltet und dann gab Ritter Goldklee den Befehl einen Spähtrupp zu bilden.

"Hei, ihr da - und du, Bravíos, kommt mal her!"

Er holte sie zu sich, die drei Söldner und den jüngsten Soldaten seiner Leibgarde. Nun sollten sie ihm Bericht erstatten und ihre Pläne vorschlagen für eine Absicherung der Gegend: Ritter Goldklee wollte schon genau wissen, worauf er sich da einlassen sollte.
« Letzte Änderung: 05.02.2015, 00:47:21 von Ksynthral »

Navanolan

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #10 am: 07.02.2015, 01:42:44 »
Navanolan war einmal mehr amüsiert von dem bunten Haufen Reisender. Immer, wenn ein Lager aufgeschlagen wurde, rannten alle wild hin und her und gaben sich redlich Mühe mit der Ausrichtung ihrer Zelte, der Wahl eines Platzes für das Feuer und es dauerte, bis alle Habseligkeiten von den Rücken der Esel geladen waren.
Er selbst suchte sich eine windgeschützte Stelle hinter dem großen Zelt, wo er eine Decke mit ledernen Schnüren und ein kleines Kissen auf den Boden legte. Seinen Rucksack stellte er darauf, dass der Wind die Decke nicht heben konnte, und gesellte sich zu der Gemeinschaft am Feuer. Sein Langschwert nahm er samt Scheide mit und legte es zu seinen Füßen. Nun doch etwas müde, wohl vom erhöhten Marschtempo des Tages, stocherte er mit seinem Messer in einem halben Laib Brot herum und trank aus seinem Wasserschlauch.

Meditieren werde ich, sobald sich die Ruhe über das Lager gelegt hat. Vielleicht bleibe ich dafür einfach am Feuer sitzen, zumeist übernehme ich eh die erste Wache, weil hier einfach niemand versteht, welche Ruhe ich brauche. Man muss sich dazu ja nicht immer laut grunzend und Speichel spuckend unter einem Stoffdach verkriechen. Sein Blick glitt über den Trupp von Leibwächtern.

Ritter Goldklee schien Navanolans Beobachtung vom Tag nicht vergessen zu haben. Er fragte die Söldner am Feuer, was in der Wildnis an Sicherungsvorkehrungen zu treffen seien, um den Trupp zu schützen.

"Ein Spähtrupp ist keine schlechte Idee. Nur ist die Gegend hier so karg und eintönig, das wir Acht vor anderen Reisenden oder Geschöpfen nehmen sollten. Wir können die Gegend nicht erkunden, es sieht doch eh alles gleich aus. Aber wir können in einem Trupp vielleicht eine Wegstunde voran marschieren, und bei drohender Gefahr diese Beseitigen und Nachricht geben. Damit bringen wir die Arbeiter nicht in Gefahr und die Expedition wird als langsamer Tross so schnell nicht wahrgenommen. Ich bin natürlich bereit, mich dieser Vorhut anzuschließen, nur finde ich es nicht sinnvoll, wenn wir heute Nacht in die Gegend aufbrechen um sie zu erkunden."

Navanolan schnitt noch eine Ecke von seinem Brot und sah in die Runde, welche Vorschläge noch kommen mochten. Die kleine Menschenfrau schien sehr entschlossen, aber ließ den Tag über durchblicken, das sie in ihrer hitzigen Art auch eine Gefahr werden könnte. Wie dem auch sei, mag sie noch so gerne draufhauen, weit wird sie allein damit nicht kommen.
« Letzte Änderung: 07.02.2015, 11:09:02 von Navanolan »

Ksynthral

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #11 am: 11.02.2015, 13:05:25 »
Auch die anderen Abenteurer hatten ihr Nachtlager vorbereitet und waren mit ans Lagerfeuer gekommen. Mehr oder weniger gut gelaunt folgten sie dem launischen Ruf von Ritter Goldklee und sammelten sich zur Lagebesprechung rings um ihn:

Die drei Söldner und Bravíos, der von ihm auserwählte Soldat seiner Leibgarde. Gemeinsam standen sie nun da und gaben ihre Pläne für einen Spähtrupp bekannt. Navanolan jedenfalls tat dies - sehr ausführlich, wie Ritter Goldklee auch anerkennend nickend bestätigte. Bryndis und Nam-Ray blieben stumm und murmelten nur hier und da irgendetwas zu dem ein oder anderen Punkt des kurzen Gesprächs.

Allmählich fand das Weglager unter der Leitung von Ritter Goldklee zur Ruhe. Die ersten Arbeiter waren bereits zu Bett gegangen und tuschelten lediglich noch in ihren Zelten. Der Knappe Till wurde auch entlassen für den heutigen Tag und war sichtlich froh, dass er sich endlich zurückziehen konnte. Der Ritter war ihm sicherlich nicht der liebste Dienstherr, und trotzdem war er ihm treu ergeben!

Bravíos setzte an, nachdem Navanolan seinen Teil zur Planung beigetragen hatte:

"Heute Nacht ist keine gute Stunde aufzubrechen, der Söldner hat Recht. Ich sehe das auch so - aber eine Stunde voran reisen? Das ist auch nicht gut, meint ihr nicht - der Tross ist dann quasi ungeschützt? Wir sollten jetzt vielleicht erst einmal eine Nachtwache aufstellen, oder zwei: Ritter Goldklee?"

Der Anführer ihrer Unternehmung nickte auch hier zustimmend und fasste zusammen:

"Nun, wie dem auch sei - ich hatte nicht vor euch heute Nacht auf einen Spähtrupp zu schicken! Ich wollte lediglich hören, wie es um euren Tatendrang bestellt ist! Danke dir, Bravíos. Danke auch dir, Navanolan!"

Er hob die Hand und machte eine abfällige Geste in Richtung Bryndis und Nam-Ray:

"Hey, ihr da - ihr zwei übernehmt die erste Wache! Und wehe ihr schlaft ein! Navanolan und du, ihr die zweite."

Dann trank er noch ein, zwei Schlucke Wein und nach und nach leerten sich die Plätze rund ums Lagerfeuer. Auch Ritter Goldklee verschwand nach einiger Zeit in sein Zelt.

Die Nachtwache stand bevor[1]: Bryndis und Nam-Ray würden die ersten sein, die diese Nacht das Weglager beschützen sollten![2]

Tiefe Finsternis zog über ihren Köpfen hinweg, die dunklen Wolken am Himmel ließen kaum einen Schimmer Mondlicht hindurch. Die Böen des Windes waren eisig und scharf - ihre Mäntel und Kapuzen schirmten nur wenig von der Kälte ab. Der Norden hieß sie abermals willkommen: Abend für Abend - auf ihrer Reise ins Gebirge - den Blutsteinen entgegen.
 1. Musik
 2. @ Bryndis und Nam-Ray: Absolviert bitte je zwei Fertigkeitswürfe "Entdecken".
« Letzte Änderung: 11.02.2015, 13:06:55 von Ksynthral »

Nam-Ray

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« Antwort #12 am: 12.02.2015, 17:51:39 »
Was ist hier gerade geschehen?

Nam-Ray stand bereit für die erste Nachtwache, wütend über sich selbst. Er hatte völlig die Konzentration verloren. Er hatte verstehen wollen was der Elf sagte, wollte ihm folgen und das war ihm auch größtenteils gelungen, doch dann diese harsche Unterbrechung. Nam-Ray verlor den Faden und konnte das Gesagte Navanolans nicht ganz einordnen. Die gedankliche Lücke schloss schnell dieser, sich aufspielende Mitreisende, dieser Leibwächter.
Er wusste ja, dass er Menschen nicht mochte, doch so sehr hatte er sie selten verabscheut. Er fühlte sich unwichtig und nichtig... und das schlimmste war, genau das war er! Er war nur wegen der Bezahlung hier, für die Dreckarbeit. Kein nobles Ziel, keine Bedeutung, nur Gold, Silber und Kupfer, was für ein dürftiges Triebmittel für einen Druiden...
Schneller als ihm lieb war, nahm sein Kopf die Beine in die Hand und brachte seine Gedanken weg von dieser Ödnis, hin zu seiner Schwester: Der einzige Grund, dies hier zu tun. Einer der zwei einzigen Lichtstrahlen in seinem Leben... Ein viel zu schwacher Lichtstrahl, der nur noch glomm, trotz ihres jungen Alters. Er musste bestehen, musste diesem Triebmittel folgen, dann könnte er, so erhoffte er sich, das Licht wieder zum Strahlen bringen.
Langsam schwappte sein Geist zurück in die Realität und nun waren alle weg und er stand da wie der geistesschwache Idiot als der er sich fühlte.

Egal! Warum hast du eben nicht den Mund aufgemacht! Hat dieser... Navanolan nicht schon das beste gesagt? Natürlich hat er das. Irgendwie ein sympatisches Wesen, auch wenn er ruhig in der Handelssprache hätte sprechen können... Elfen.. Pah.
Und was macht sie hier? Dem kleinen Idioten beistehen... Pah.


Nam-Ray schaute zu Brandys herüber und bereute sofort diese finsteren Gedanken, er war völlig allein hier, obwohl er von so vielen Wesen umgeben war. Nur er und Welp... das konnte nicht gut gehen, warum sich also nicht endlich zusammenreißen und handeln?

"Verzeiht werte Dame... äh... Frau... Mein Auftreten ist ungebührlich. Wir reisen nun schon eine Weile zusammen und ich kenne nicht mal euren Namen. Nam-Ray. So lautet der meine. Und dieser wilde Haufen Flöhe hört auf den Namen Welp."

Hoffnungsvoll blickte Nam-Ray sie an, auf dass sie das Gespräch erwiderte und ihn nicht als unbeholfenen Idioten stehen ließ.
« Letzte Änderung: 01.03.2015, 19:35:44 von Ksynthral »

Bryndis

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« Antwort #13 am: 25.02.2015, 21:19:41 »
Grimmig starrte Bryndis den großen Elfen an. „Dame“, “Frau“. War das wirklich alles, was man je in ihr sehen würde?
Nun verfluchte sie sich, dass sie am Lagerfeuer nicht gesprochen hatte. Bryndis brannte vor Tatendrang, sie wollte keine Nachtruhe. Ihr waren karge Wiesen und Felsen vertraut, sie erinnerten an ihre Heimat und so hatte sie sich als einsamer Späher melden wollen. All diese Schwächlinge um sie herum, wenn es sein musste, würde sie den Haufen ganz allein mit ihrem Hammer verteidigen! Doch der arrogante Blick des Ritters hatte Bryndis schweigen lassen, sie wollte sich bei ihrem Auftraggeber nicht noch unbeliebter machen. Tatsächlich hatte dieser nie vorgehabt, einen Spähtrupp nach Anbruch der Dunkelheit auszusenden und einen kurzen Augenblick lang hatte Bryndis sich zu ihrem Schweigen beglückwünscht. Bis Ritter Goldklee sie zur ersten Nachtschicht mit diesem kaltäugigen Elfen und seinem übermütigen Hund einteilte.
Verzeiht MIR, Elf, aber geht nicht von der falschen Annahme aus, dass ich euch nicht mit einem gezielten Schlag meines Hammers außer Gefecht setzen kann. Ich mag eine Frau sein, aber weder bin ich eine Dame, noch bin ich schwach. Vergesst dies nie.
Eisern hielt sie dem Blick des Elfen stand, der alle Kälte verloren zu haben schien. Als sie sicher war, dass ihr Auftreten einen gewissen Eindruck hinterlassen hatte, gestattete sie sich ein Lächeln, das einen Haufen gelber, schiefer Zähne entblößte.
„ Bryndis Nollurdottir. Freut mich, Euch kennenzulernen...und Euren Begleiter.“
Und wie um ihre früheren Worte abzumildern, vollführte sie einen unbeholfenen Knicks, der sie fast das Gleichgewicht kostete und zu einem grunzenden Lachanfall brachte.
Noch immer kichernd ließ sie sich ins stoppelige Gras fallen und während ihre Augen über die Ebene und die vereinzelten Felsbrocken strichen, die in der Dunkelheit lagen wie schlafende Ungeheuer, wurde sie wieder ernst. Der eisige Wind zerrte an Bryndis Haaren und schnitt in ihre Wangen, doch sie spürte es kaum. Sie war die rauen Nächte des Nordens gewöhnt und statt sich unter eine warme Decke zu wünschen, weckte der Wind in ihr das Verlangen nach Abenteuer. Es war dort draußen, sie konnte es fast riechen. Die Herausfordung, der Nervenkitzel. Sich dieser Gruppe anzuschließen war eine gute Entscheidung gewesen, das wusste sie, sie war auf dem richtigen Weg. Früher oder später würde sie ihre Chance bekommen und endlich den lang ersehnten Ruhm erlangen, den sie sich erträumte. Nur wünschte sie, es wäre eben früher als später. Missmutig seufzend begann Bryndis das Gras um sich herum aus dem Boden zu reißen, ohne jedoch die Augen von der von Schatten überzogenen Steppe zu wenden.
« Letzte Änderung: 26.02.2015, 22:03:43 von Bryndis »

Navanolan

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Teil I: Die Frostblume
« Antwort #14 am: 25.02.2015, 22:48:19 »
Eine starke Kälte umschlang Navanolan, als er das Feuer verließ. Der eisige Wind warf seine Kapuze vom Kopf und trieb ihm Tränen in die Augen. Eine Nacht, wie schon so viele zuvor. Das Land versucht sich vor sich selbst zu verstecken, weil es seine Feindlichkeit nicht ertragen kann. Sein Nachtlager empfing ihn mit einer ironischen Freundlichkeit, doch er hatte sich daran gewöhnt, in seiner Gedankenwelt genug Energie für den kommenden Tag zu gewinnen. Die dunkelgraue Trostlosigkeit um ihn herum verschwand schon, als er sich in seine Decke wickelte. Den Kopf auf dem Kissen gebettet schloss er die Augen. Sein Herz schlug deutlich in seiner Brust und er merke, wie es mit zunehmender Ruhe die Kälte vertrieb.
Eine Glut legte sich in seinen Körper. Sie war schwach und wollte genährt werden, damit sie nicht wieder verlosch. Navanolans Herz schlug langsamer, und mit den gleichmäßigen, dumpfen Schlägen hauchte es ein kleines Feuer an, das sich langsam, mit spitzen Flammen, von seinen Gedanken getragen, durch den ruhigen Körper fraß. Zuerst war es in seiner Brust und seinem Hals, dann spürte er Wärme im Bauch und die Beine hinab bis zu den Füßen, gleichsam an den Armen und Händen, bis sie seinen Kopf erreichte. Die Schwärze vor seinen Augen begann sich zu bewegen, und mit dem Takt seines Herzens begannen sich Flecken dunkler Farben in ihr zu bilden. Nach und nach vermischten sie sich, doch anstatt dabei einen weiteren grauen Ton zu ergeben, wurden sie heller und deutlicher. Der ruhige Puls trieb sie an, bis Navanolan glaubte, in ihnen Strukturen von Dingen zu sehen, die miteinander zu interagieren versuchen. Ein groteskes Schauspiel, in dem Navanolan sich verlor, während die Zeit um ihn verging.

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