Sobald Damians Hand die Schuppe berührt wird im schwindelig, als hunderte fremde Sinneseindrücke auf ihn eindringen!
Er sieht sich selbst im Kampf gegen den Sturmkönig. Sein eigener Körper wird von mächtigen Schwingen durch die Luft getragen und eine gewaltige Macht brodelt in seinem Inneren.
Sein langer, geschuppter Leib windet sich wie eine silberne Schlange durch den Himmel und baumdicke Gliedmaßen schlagen mit messerscharfen Klauen auf seinen uralten Feind ein.
Er fühlt Wut und den Drang nach Vergeltung gegenüber dem Sturmkönig, der es so töricht gewagt hatte an diesem heiligen Tag anzugreifen. Doch auch Sorge regt sich in seinem Herz, weniger um das eigene Wohl als um das der eigenen Schützlinge die tief unten auf dem Platz um ihr Leben rangen.
Schuldgefühle machen sich in Damian breit, schließlich war es seiner Nachlässigkeit geschuldet das der Sturmkönig so überraschend angreifen konnte. Er hätte es wissen, zumindest ahnen müssen. Wenn nicht er, wer dann?
Damian nimmt kaum Notiz von den tonnenschweren Mauersteine die auf seinen gepanzerten Leib einprasseln als der Sturmkönig ihn durch die Stirnfassade der Kathedrale schleudert. Dutzende Knochen zersplittern wie dürre Zweige durch die Wucht des Aufpralls und doch empfindet Damian nur einen dumpfen Schmerz wie eine verblasste Erinnerung.
Der Dämonenfürst schmettert Damian die brennende Klinge in den Leib. Drachenschuppen schmelzen zu flüssigem Silber als das sengende Schwert Muskelstränge und Knochen zerschneidet.
Kalte Wut lodert in Damian, doch die Kraft verlässt ihn für einen Moment.
Der Dämon nutzt die Gelegenheit und durchbricht das Portal der Kathedrale. Damian sieht wie er Blitze auf die Verteidiger vor dem Tor schleudert und er riecht den Gestank von verbranntem Fleisch.
Er wird es nicht zulassen! Diese Männer und Frauen standen unter seinem Schutz und solange Drachenblut durch seine Adern floss würde er nicht tatenlos zusehen.
Unter Auferbietung seiner letzten Kraftreserven wuchtet Damian den gewaltigen Körper nach vorne und stürzt sich auf den Sturmkönig. Kurz bevor dieser auch den Rest der hilflosen Menschen vernichten kann stößt Damian den Dämon zur Seite. Ein kraftvoller Prankenhieb hinterlässt eine tiefe Wunde in der Brust des unheiligen Monsters.
Doch es reicht nicht. Die Dämonen haben den Platz längst umzingelt und ein gewaltiges Beben erschüttert den Boden. Der Boden reißt auf und die letzten Verteidiger stürzen haltlos in die Tiefe.
Panik durchzuckt Damian wie ein Blitz. Er hatte versagt! Es gab kein Entkommen und seine Schützlinge wurden abgeschlachtet. Keinen konnte er retten.
Doch halt! Eine kleine Gruppe Verteidiger war direkt unter ihm. Auf einmal gab es nur noch ein Ziel als der Rest der Szenerie um ihn herum verschwamm. Eine blutige Klaue ausstreckend wirkte er einen Schutzzauber auf die Wenigen die er erreichen konnte.
Ein Lächeln umspielt Damians Lippen als er sieht wie sein Zauber die Kreuzfahrer erfasst und sanft hinabgleiten lässt. Das Schwert des Sturmkönigs das durch seinen Nacken gleitet nimmt er kaum wahr.
Es wird dunkel um Damian als er fällt. Er erkennt das dies das Ende ist. Doch noch ist ein Funken Magie in seinem mystischen Körper. Plötzlich weiß er das er noch etwas tun kann und das es wichtig ist das er es tut.
Mit dem letzten Atemhauch lösen sich fünf Schuppen aus dem Körper des Drachen und fallen hinab. Sie enthalten den letzten Funken Macht des uralten Drachen Terendelev, eines tapferen Verteidigers, gütigen Lehrers und unnachgiebigen Dieners alles Guten.
Damian reißt die Augen auf und sieht sich erschrocken um. Ihm wird bewusst das Alles was er so eben sah im Bruchteil eines Augenblickes passiert ist.
Die Drachenschuppe in seinen Händen schimmert geheimnisvoll und der Aasimar weiß das er ein überaus mächtiges Artefakt in den Händen hält.
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