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Autor Thema: Akt I - 28 Tage überfällig  (Gelesen 48135 mal)

Beschreibung: Episode 1.1

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Mose

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #105 am: 18.12.2015, 21:36:35 »
Mose ergriff die Hand und drückte sie kräftig. Dabe murmelte er den Namen 'Sem'. Er nickte dem Schwarzen zu und setzte sich. Damitwar der Packt besiegelt. Was Khemwer nun aber wissen wollte, traf Mose unvorbereitet. Nicht, dass die Frage illegitim gewesen war. Sie war tatsächlich sogar ganz gewöhnlich. Es war nur, dass Mose nichts darauf antworten konnte. Er war von einem Traum damit beauftragt worden, eine unmögliche Mission anzutreten, deren erstes Ziel darin bestand, mit dem Stamm Manasse über was-genau? zu sprechen. Bestärkt worden war er von der Frau des Häuplings, die ihren Gatten aus dem Weg räumen lassen wollte. Das war ungefähr das, was Mose hätte antworten müssen. Dagegen nahm sich Khemwers Mission geradezu alltäglich aus.

Geradezu dankbar war Mose über dem Einwurf des Romani, auch wenn dieser von einem schmollenden Wusch nach Aufmerksamkeit zeugte, wie Mose befand.

Das gab Mose die Gelegenheit, seine Gedanken zu sortieren. "Ich will die Anerkennung des Stamms erkämpfen. Und dann den Häupling meines eigenen Stammes herausfordern. Wir brauchen Führung in dieser verworrenen Zeit...", sagte Mose schließlich, etwas leise.
Am Tag des HERRN wird der Spross Israels in Herrlichkeit strahlen über den Entkommenen. Und wer in Zion übrig geblieben ist, wird heilig heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist. - nach Jes 4

Kemwer

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #106 am: 20.12.2015, 11:46:22 »
Kemwer nickte Mose zu. "Dann wünsche ich dir viel Glück bei deiner Aufgabe. Wenn ich dir deine Hilfe vergelten kann, sage es mir - solange es mich nicht zu weit von meinem Pfad abbringt, werde ich dich unterstützen."

Er wandte sich erst jetzt Cesare zu und erwiderte in etwas fehlerhaftem, aber sehr gut verständlichem Purgisch: "E se noi di tornare indietro, ci sono ancora una volta solo parassiti. Siamo almeno onesto e vi diciamo in faccia, quello che pensiamo della vostra isola."[1]
Er zuckte mit den Schultern und sprach dann auf Borcisch weiter. "Aber meinetwegen, Sicilia. Wie gesagt, ich will keinen Streit mit irgendeinem von euch."
 1. Und wenn wir euch den Rücken zukehren, sind wir doch wieder nur Ungeziefer. Wir sind wenigstens ehrlich und sagen euch ins Gesicht, was wir von eurer Insel halten.

Mose

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #107 am: 20.12.2015, 11:56:00 »
Mose nickte. Sein Zweifel konnte Kemwer nicht verborgen geblieben sein. Doch dieser war so ehrenvoll gewesen, nicht weiter nachzufragen. Mose gestand sich ein, gegenüber dem Africaner vorschnell geurteilt zu haben. Er war ein guter Mann. "Wer ist Anubis? Und wer ist Horus?", wollte Mose dann wissen. Er musste mehr über Kemwer erfahren.
Am Tag des HERRN wird der Spross Israels in Herrlichkeit strahlen über den Entkommenen. Und wer in Zion übrig geblieben ist, wird heilig heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist. - nach Jes 4

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #108 am: 23.12.2015, 12:19:41 »
Als Cesare mit seinen ausschweifenden und plastischen Beschreibungen der weiblichen Brüste zum Ende kam, herrschte für ein paar Sekunden ein ungewöhnliches Schweigen in der Runde. Die beiden Männer am Tresen, sowie Uther starrten den Purger wie hypnotisiert und mit leicht geöffnetem Mund an. Offensichtlich waren ihre Köpfe noch voll mit den heraufbeschworenen Bildern, so dass sie seine letzte Frage beinahe überhört hatten.

Schließlich haute aber Uther mit seiner offenen Pranke geräuschvoll auf den Tisch und grunzte. Das war auch das Signal für die beiden anderen Männer, aufzulachen. Die drei stießen zuerst miteinander und dann auch mit Cesare an und schrieen beide Male. "AUF BRÜSTE!"

Uther legte seinen grobschlächtigen Arm um Cesare und drückte ihn an seine Seite. "Hey Dan!", rief er offensichtlich erheitert. "Der gefällt mir, den kannst du gerne wieder mitbringen." Dem Purger kam es so vor, als würde er für einige Lidschläge in einem Schraubstock stecken - danach ließ ihn der bärtige Schrotter wieder los und goß noch etwas Destillat, dass er unter dem Tresen hervorgeholt hatte ein.

"Ach - und wegen Tal", sagte er nachsinnend, "also, da gibt's jetzt wohl neue Zugvögel. Eine Schar aus dem Westen. Sind da einmarschiert und haben wohl den Iturba mit einer ihrer Elstern den Kopf verdreht und den Grauadlern den Schneid abgekauft."

"Ja!", rief der Mann, den Uther Duran genannt hatte. "Der alte Seneca ist wohl so fasziniert von den Zitzen der Neuen, dass er ihr aus der Hand frisst. Hat wohl die Grauadler zum Abschuss freigegeben und seinen eigenen Sohn aus der Stadt verbannt. Der Mann muss total durchgeknallt sein - außerhalb der Stadt sind wieder Vulga unterwegs. Die haben seinem Sohn wahrscheinlich inzwischen die Knochen abgenagt."

"In Tal ist jetzt reines Chaos - alles geht den Bach runter", sagte der dritte.

"Entspann' dich, Mann", anwortete Duran. "Chaos ist gut für's Geschäft. Die Metallmasken sind ja trotzdem da und zahlen für Schrott. Die Halsabschneider zahlen mehr für Waffen. Und das Burn wird billiger - was willst du mehr?"

Uther stieß Duran mit dem Ellenbogen an und deutete auf Leon, der etwas weiter entfernt Moses Wunden versorgte.[1] "Halt' die Klappe, Mann. Willst du, dass der Kalkschädel hier einen Anfall kriegt?" Duran murmelte etwas in seinen Bart und verstummte schließlich.

Altena hatte Cesares Monolog und das darauffolgende Gespräch stumm verfolgt. Die Hellvetikerin hatte Ihren Helm abgenommen und zog nun immer wieder die Blicke der Anwesenden auf sich. Der dunklere Taint Ihrer Haut kontrastierte mit den hellgrünen Augen. Die schwarzen Haare waren größtentrils zu einem Zopf gebunden, doch einige Strähnen, links und rechts hatte sie absichtlich frei gelassen, so dass sie ihr Gesicht umrahmten. Alles in allem war es eine sehr ungewöhnliche und zugleich schöne Erscheinung.

Die Beschreibungen des Purgers hatten ein spöttisches Lächeln auf Ihr Gesicht gezaubert, doch als die Männer dann von den Umständen in Tal sprachen, verfinsterte sich Ihre Miene wieder. Nachdem das Gespräch zum Erliegen gekommen war, beugte sie sich vor und hakte nach: "Habt ihr vielleicht von Hellvetikern in Tal gehört? Zwei Kameraden von mir hätten vor knapp einem Monat in der Stadt sein müssen. Wisst ihr etwas davon? Und seit wann ist die neue Schar in der Stadt?"

Duran runzelte die Stirn. "Nein - von Hellvetikern weiß ich nichts. Muss aber auch nichts bedeuten - es ist das reinste Chaos, wie Sulu schon sagte. Vielleicht waren sie da und sind wieder weg. Vielleicht sind sie auch nie in Tal angekommen. Wie gesagt - die Vulga treiben wieder ihr Unwesen in den Gegend. Es sind schon ein paar Menschen verschwunden in den letzten Monaten."

"So weit ich weiß, sind die neuen Zugvögel jetzt bald drei Monate in der Stadt", fügte Uther hinzu.

Mehr wussten die Männer von Tal nicht zu berichten und so folgte das Gespräch nach einer kurzen Zeit wieder anderen Themen. Sulu und Duran zogen sich nach einiger Zeit für die Nacht mit einer Destillatflasche in eine der hinteren Ecken zurück. Uther bediente weiterhin die anderen Gäste.

Schließlich wandte sich auch Altena an Leon. Sie zog den Harnisch aus und befreite den Oberkörper auch vom hautengen Overall, den sie darunter trug. Der Spitalier erkannte mehrere Blutergüsse und kleinere Stichwunden, doch zum Glück schien die Hellvetikerin nicht schwer verletzt worden zu sein. Die Behandlung erfolgte in der Stille - die beiden hatten keinen guten Start und hüllten sich in Schweigen. Als Leon die Wunden verarztet hatte, zog Wagner den Overall wieder vollständig an und den Reißverschluss bis zum Hals hoch.

Dann wandte sie sich an den Spitalier: "Wir hatten nicht den besten Start. Das tut mir Leid. Vielen Dank für die Behandlung." Damit zog sich die Hellvetikerin zurück.

Den Männern - vor allem Aeb - fiel auf, dass die andere anwesende Frau sich nicht an den Gesprächen beteiligt hatte. Sie schien nur zugehört und nachgedacht zu haben. Ähnlich wie auch Dan oder Kemwer es gehandhabt hatten. Schließlich knirpste Uther das Licht aus und gab den Gästen die Anweisung, sich für die Nacht hinzulegen - jedoch nicht vorher sich von allen für die Übernachtung ausbezahlen zu lassen.[2]

Am nächsten Morgen folgte ein zeitiger Aufbuch nach Tal, das nun ein mehr denn je ungewisses Ziel zu werden schien.

* * *

Wieder Wind. Wieder Schnee. Wieder ein Sturm, der durch die Winterkleidung drang und an den Knochen zu nagen schien. Hatte Contini nicht gesagt, es würde unten besser werden? Entweder war die Wettervorhersage der Alpenfestung gewaltig daneben gelegen, oder der Mann hatte das eher als Aufmunterung gemeint, also nicht besonders ernst. Altena schüttelte nur den Kopf.

Zum Glück war der Weg nicht mehr lang. Gegen Mittag - die Sonnenscheibe schien undeutlich durch die Wolkendecke und erlaubte ein ungefähres Abschätzen der Zeit - erreichte die Gruppe endlich Tal. Zuerst kamen die gut zwei Meter hohen, steinernen Mauern der Stadt in Sicht. Iturba hatte alte, lückenhafte Wehranlagen aus Blech und Holz durch eine solide Steinmauer ersetzen lassen - das war jetzt mehr als zwanzig Jahre her. Sein erstes großes Projekt, das der Stadt Frieden und Schutz vor den Überfällen der Klanner brachte und Tal groß zu machen begann.

Danach zeichneten sich nach und nach die Spitzen zwei Dutzend verschiedener, höherer Gebäude innerhalb der Mauern gegen das Schneeflimmern ab. Und schließlich war auch eines der drei Stadttore in der Ummauerung auszumachen. Die Gruppe hielt darauf zu.

Als sie dem Tor näherkamen, erkannten sie fünf Gestalten, die am selben Wache standen. Die Männer hatten Mäntel, Jacken und Umhänge - alles, was sie am Leibe trugen - eng um die Körper geschmiegt. Schals und Tücher bedeckten die Gesichter von der Nasenwurzel abwärts. Die Mützen und Kapuzen lagen um den Kopf, so dass nur noch die Augen zu sehen waren.[3]

Als die Gruppe noch gut fünfzehn Meter von dem Tor entfernt war, hob einer der Männer seine rechte Hand und signalisierte den Reisenden, dass sie anhalten sollten. Dann hob er noch die Linke, in der er ein Gewehr oder eine Flinte zu halten schien.[4]

"DAS IST NAH GENUG!", schrie der Mann, um gegen das Tosen des Windes anzukämpfen. "Warum wollt ihr in die Stadt? Was ist euer Anliegen? Und: Der Einlass kostet euch drei Wechsel für einen von euch plus zwei für jeden weiteren!"

Altena hatte sich, je näher die Gruppe der Stadt kam, mehr und mehr zurückfallen lassen. Nun stand sie mitten in der Gruppe, neben Mehler. Der Richter tippte an seinen Hut. "Ha!", grunzte er. "Das Gesindel gestern hat wohl nicht übertrieben. Halsabschneider schon an den Toren. Sieht ja nicht besonders gut aus."

Altena nickte. "Iturba hat nie Wegezoll erhoben. Das muss neu sein." Sie schaute in die Runde. "Wenn meine Kameraden hier auf Widerstand gestoßen sind, ist es keine gute Idee, wenn ich für die Gruppe spreche. Will vielleicht jemand von euch das übernehmen? Dann haben wir mehr Chancen, reinzukommen."[5]
 1. Das nehme ich aufgrund von Lists OOC-Beitrag an.
 2. Bitte jeweils einen Wechsel aus dem Inventar streichen
 3. Fertigkeistwurf auf INS+Wahrnehmung erlaubt das Erkennen weiterer Details
 4. Fertigkeitswurf auf VER+Technik [2] erlaubt das Identifizieren der genauen Waffengattung
 5. Hier gibt es verschiedene Möglichkeiten: 1) Will jemand (überwiegend) die Wahrheit sagen: CHA+Verhandlung [2]; 2) Will jemand (überwiegend) bluffen: PSY+Täuschung [gegen INS+Empathie]; 3) Trigger bei dem Fertigkeitswurf können helfen, den Preis runterzuhandeln, oder andere Vorteile bringen.
« Letzte Änderung: 23.12.2015, 23:03:22 von Khenubaal »

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #109 am: 23.12.2015, 14:10:18 »
Dan hatte die Übernachtung bei Uther gut getan. Er hatte sich eher ruhig ein besseren Eindruck über seine Mitreisende schaffen wollen und deswegen wenig geredet. Dafür mehr zugehört. Und was er nicht alle gehört hatte. Da war Cesares Story über Titten, mit der er sich direkt einen Stein in Uthers Brett sicherte. Da war die Abmachung zwischen dem weißen und dem schwarzen Riesen. Und da gab es Durans Aussage zu Burn, während eine Hellvetikerin, ein Richter und ein Spitalier anwesend waren. Unglaublich wie dämlich dieser Kerl war. Natürlich hatte er seinen Wechsel bezahlt und war dann mit dem Rest zu Bett gegangen.

***

Am nächsten Morgen prüfte er seine Ausrüstung, besonders ob der Brief noch in seinem Besitz war. Sich dessen bewusst bot er sich danach abmarschbereit erneut als Führer Richtung Tal an. Er hatte seine Lucy an der Hand und führte die Gruppe erneut in die Wildnis.

Als sie auf Tal zuhielten, kümmerte er sich weniger um die Wachen selbst, als mehr um die Waffe des Anführers. Sie würde ihm mehr Auskunft über die Männer geben[1] als diese jemals selbst von sich geben würden.

Er sah zu Altena und nickte bei ihren Worten. „Ja du machst vermutlich keine gute Unterhändlerin für uns, besonders wenn dort jetzt scheinbar andere Sitten herrschen. Vielleicht sollte unser Brustspezialist hier mal ein paar warme Worte an die Wachen richten.“ Mit einem Zwinkern sah er zu Cesare.
 1. VER+Technik: 5 Erfolge
« Letzte Änderung: 23.12.2015, 14:11:53 von Dirty Dan »

Cesare Serafino

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #110 am: 23.12.2015, 19:01:25 »
Cesare verstand nicht alles, was die drei Schrotter erzählten, und musste mehrmals nachfragen: Schneid, abnagen, den Bach runtergehen. Aber eines verstand er nur allzu gut: eine neue Schar hatte in Tal die Geschäfte übernommen, vor drei Monaten schon. Er war drei Monate zu spät dran.

Sie mussten ebenfalls von dem neuen Burn gehört haben, das so ganz anders war als Bion und Glorie, und wollten das Monopol für sich. Und dieser Iturba, der war nicht den Reizen einer Elster erlegen, egal wie umwerfend diese waren, sondern weil man ihn mit dem neuen Stoff vollpumpte. Und das alte verscherbelte man preiswert.

"Die neuen Zugvögel, sie haben viel Schneid", probierte Cesare eins der neuen Wörter gleich aus, "dass sie vorgehen so offen. Glauben wohl, dass für sie der Wind weht von Westen, nicht von Osten."

Jedenfalls war sein Plan – sein Leben – auch dabei, den Bach runterzugehen.  Eigentlich könnte er auch gleich umkehren – nur wohin? Lodovico nähme ihn so nicht zurück. Ob Endu ihm noch einmal helfen würde? Aber selbst wenn Cesare Aufnahme bei einer neuen Schar fände, wollte er das wirklich? Schon wieder komplett von vorn anfangen?

"Wer sind die Vulga, von denen ihr redet?" fragte er, um sich von den düsteren Gedanken abzulenken.

Nun, die Schilderungen, die er darauf zur Erklärung erhielt, halfen ihm gewiss nicht, einen ruhigen Schlaf zu finden, wohl aber das Destillat seiner drei neugewonnenen Schrotterfreunde.[1]

Sein letzter Gedanke vor dem Einschlafen war ausgerechnet (und daran sah man, wie verzweifelt er sich an jeden Strohhalm klammerte): aber Lodovicos Karten! Da hat nichts von Aufgeben drin gestanden. Verlust und Reue, eine lange Suche, dabei allerlei Unbill, darunter ein Monster, an dem kein Weg vorbeiführt, außer ich stelle mich ihm und besiege es, ein andermal eine schwere Entscheidung und schließlich winkt auf die ein oder andere Art ein hartes Gericht, von dem nur die Unschuld mich erretten kann - aber nichts von Aufgeben.

Die Unschuld! Wie sollte er die Unschuld finden? Denn er wollte sie nicht verlieren. Seine Heilige. Seine Elster. Sein Einsatz in diesem Spiel. Die einzige Frau, die gesehen hatte, was er war, und ihn trotzdem anlächeln konnte. Jehan.

~~~

Als sie in Tal ankamen, bestätigten sich Cesares schlimmsten Befürchtungen.[2] Wenn die Kerle derart selbstbewusst auftraten, völlig offen mit solchen Machtdemonstrationen, dann mussten sie eine starke Position haben, unangreifbar für Cesare und seine mit Wohlwollen höchstens als "aufsteigend" zu bezeichnende kleine Schar.

Entsprechend beantwortete er Dans Aufforderung, als Brustspezialist doch bitte mit den Wachen zu verhandeln, damit, dass er einen Schritt zurückwich (in die Nähe Richter Mehlers, als suche er dort Schutz) und halblaut brummte: "Nicht ich glaube, dass sie wären zu beglücken so leicht wie die deine Schrotterfreunde."

Grauadler, Grauadler, was weiß ich denn über die Grauadler? Wieso lassen die sich so leicht vertreiben? Oder haben sie sich bloß vorläufig zurückgezogen und planen einen Gegencoup? Vielleicht können wir uns mit ihnen verbünden?[3]

Das Wichtigste aber war erst einmal: hineinkommen, ohne als Apokalyptiker erkannt zu werden. Denn mit möglichen Konkurrenten sprang man hier ja offenbar gar nicht zimperlich um.
 1. Der Wechsel ist abgestrichen.
 2. INS+Wahrnehmung = 2E
 3. VER+Legenden = 1E, 1T, bei Bonuswürfeln mehr
« Letzte Änderung: 24.12.2015, 14:54:21 von Cesare Serafino »
È caduta, è caduta Roma eterna. Ed è diventata covo di demòni,
santuario di ogni spirito immondo, nido d'ogni uccello impuro e aborrito.

Dirty Dan

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #111 am: 24.12.2015, 10:16:16 »
Dan sah zu Cesare und Altena, biss sich zu kurz auf die Unterlippe und nickte ihnen zu. Sie konnten Entschlossenheit in seinen Augen erkennen. Er drehte sich um, hob beschwichtigend eine Hand und brüllte gegen den Sturm an. "GRÜSSE WACHMANN! Einen wunderbarer Vorderlader[1] habt ihr da. Wenn ihr uns einlasst, kann ich dieses gute Stück einer Inspektion unterziehen. Es gibt an jeder Waffe etwas zu verbessern. Aber über den Wegzoll müssen wir noch einmal reden. Der wird dem guten Ruf der Stadt, offen für Reisende und Handel zu sein, nicht gerecht. Unser Begehr ist Einlass zum Handeln und Rasten. Es erwarten uns dringliche Termine in der Stadt."[2]

Mit diesen Worten nahm er den Arm wieder herunter und wartete auf die Antwort des Wachmanns.
 1. VER+Technik: 5 Erfolge
 2. CHA+Verhandlung: 5 Erfolge, inkl. 3 Trigger
« Letzte Änderung: 30.12.2015, 19:12:23 von Khenubaal »

Leon Kowalski

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #112 am: 24.12.2015, 13:46:39 »
So versorgte der Spitalier zunächst den ärmlichen Mose. Zumindest sofern dieser zahlen konnte. 3 Wechsel wollte Leon für seine Dienste von Mose haben. Das war deutlich unter dem Kurs, den Spitalier sonst üblicherweise verlangten. Doch Leon wollte Mose seine Dienste nach dem harten Kampf nicht verwehren. Nur zur Information: Eine vollumfängliche Behandlung würde 10 Wechsel kosten.[1]

Auch Altenas Wunden wurden versorgt. Ihre Nähe und Nacktheit schien er gar nicht zur Kenntnis zu nehmen. Er arbeitete mit einer mit einer Gleichgültigkeit und Effizienz, die Altena von den Ärzten und Sanitätern der Hellvetiker kannte. Sollte einer der anderen Anwesenden, da einen lüsternen Blick erhaschen wollen, würde Leon ihn mit einem strengen, fast schon mürrischen Blick zum Aufgeben bringen wollen. Altena bot Leon die Minimalbehandlung gar nicht erst an. Nach der Säuberung der Wunden und eventuell dem Nähen eines besonders großen Schnitts legte Leon Verbände an[2].

Den Erzählungen der Schrotter lauschte Leon ruhig und sofern er den Teil überhaupt mitbekam, reagierte er nicht wirklich auf die Worte zum Burn. Den Wechsel für die Übernachtung zahlte Leon kommentarlos. Eine warme Hütte und ein vergleichsweise gutes Abendessen für einen lumpigen Wechsel? Der Preis war unschlagbar gut.

Der Schlaf des Spitaliers war relativ unruhig[3]. Ihn schienen Alpträume zu plagen. Doch am morgen danach zeigte er sich nicht wirklich mitteilsam für den Grund dieser Träume. Nicht einmal auf Nachfrage. Der gehetzte Blick Leons mochte natürlich dennoch Bände sprechen.

                                                                                ***

Vor den Toren der Stadt verhielt sich Leon zunächst ruhig. Das Gesicht war durch die Gasmaske verborgen und er behielt den Blick auf den Mollusken am oberen Ende des Spreizers gerichtet.[4]

Sollten die Wachen ihn Fragen, was er denn hier wollte, so war die Antwort kurz und klar: "Ich bin hier, um meine Heilkünste an die Zahlungswilligen anzubieten und bei den Chronisten nach Neuigkeiten zu fragen."
 1. Kein Würfelglück heute: Geheilt wird 1 Fleischwunde bei einfacher Behandlung +1 Fleischwunde durch den Verband, wenn Mose das Geld oder eine ähnliche Bezahlung aufbringen kann. - Bitte nicht vergessen: Rast heilt 1 Fleischwunde zusätzlich und ein Schlafsack gibt nochmal 1 Fleischwunde Heilung
 2. Wie gesagt kein Würfelglück heute: Geheilt wird 1 Fleischwunde durch die Behandlung +1 Fleischwunde durch den Verband. - Bitte nicht vergessen: Rast heilt 1 Fleischwunde zusätzlich und ein Schlafsack gibt nochmal 1 Fleischwunde Heilung bei der Rast
 3. Na klar, hier kommt der Trigger natürlich, der bei der Heilprobe zusätzliche Fleischwunden heilen würde. :D
 4. Wahrnehmungswurf: 2 Erfolge mit 2 Triggern
"Unschuld beweist gar nichts."

Kemwer

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #113 am: 26.12.2015, 17:33:53 »
"Horus, der Falkenköpfige, ist der Gott des Himmels und der Jagd. So wie der Falke, der über dem Jäger kreist und ihm seine Beute bringt, wacht Horus über mich und warnt mich vor den Ghuray. Sein Auge ermöglicht es mir, sie aufzuspüren und niederzustrecken. Und Anubis..."

Kemwer strich gedankenverloren über das Heft seines Sichelschwerts, bevor er fortfuhr. "Anubis ist der Seelenwäger. Nach dem Tod wiegt er deine Seele gegen das Ma'at, und wenn deine Sünden zu schwer wiegen, wartet Ammits Schlund auf dich. Er ist es, der mich in den Norden leitet, um die Ghuray aus der Welle zu schneiden - ihre Existenz ist unnatürlich und muss beendet werden."

Es folgte noch eine längere Abhandlung über den Glauben der Africaner - solange ihm noch jemand interessiert zuhörte und weiter Fragen stellte, redete Kemwer weiter. Letzten Endes aber legte auch er sich schlafen, das Sichelschwert nach wie vor nicht von seiner Seite weichend.

* * *

Vor den Toren von Tal angekommen überließ Kemwer den Wortgewandteren ihrer Gruppe das Reden. Er mochte ja durchaus in der Lage sein, über die Götter Africas zu referieren, aber unfreundliche Wächter davon zu überzeugen, sie einzulassen, das war nicht seine Stärke.
Er schloss lediglich kurz die Augen und hielt Ausschau nach Störungen in der Welle, auch wenn er in einem befestigten Ort nicht damit rechnete.[1]
 1. Wahrnehmungswurf: 3E 1T

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #114 am: 29.12.2015, 09:40:57 »
Während Dan seine Antwort dem Wachmann entgegenbrüllte, besah er sich die Waffe des Mannes genauer. Kurz musste er stutzen - das war ein Vorderlader, eine Muskete. Die Waffe musste entweder eine Fertigung der Richter sein, oder eine sehr genaue Nacbildung, was verwunderte, denn der Mann sah gar nicht aus, wie ein Richter. Er trug weder andere Insignen des Kults noch benahm er sich wie einer.

In der Zwischenzeit warfen Cesare, Kemwer und Leon einen genaueren Blick auf die Wächter. Es war zu erkennen, dass drei der Männer sich vom Anführer und der einen verbliebenen Wache etwas abgrenzten. Sie standen zu dritt etwas abseits der beiden. Außerdem war die Kleidung und die Bewaffnung der drei leicht unterschiedlich zu der der beiden anderen. Alle fünf Mann waren jeweils verschieden gekleidet, keiner trug eine Uniform. Doch die drei schienen zumindest alle die gleichen Stiefel, Prügel und Stahlhelme am Leib zu haben. Die beiden anderen dagegen trugen etwas wirrere Kleidung, wie sie Wachen eher weniger stehen würde - der eine, der Anführer, hatte das Gewehr oder die Flinte, die Dan so genaue besah, und keinen Prügel. Der andere hatte gar keine sichtbare, größere Waffe. Dafür trugen beide jeweils drei Dolche im Gürtel.

Dem Anubier fiel weiterhin auf, dass der Anführer am Gürtel eine verzierte, rechteckige, flache Ledertasche trug, etwa fünfzehn Zentimeter lang, zehn hoch und zwei, oder drei tief. Diese ließ sich mit einem Knopf verschließen und öffnen. Es schien, als wären entlang der Rändern goldfarbene Fäden eingewebt, weswegen die Tasche wohl auch Kemwers Aufmerksamkeit erregt hatte.

Bei Dans Hinweis zum Wegezoll, lachte der Mann rissig auf. Dann sprach ihn der andere Dolchträger an. Aufgrund der Entfernung und des Windes, war die kurze Unterhaltung für die Gruppe nicht zu verstehen. Schließlich drehte sich der Flintenträger wieder zu den Reisenden um und rief: "Na gut - Einlass gewährt. Und da ihr auch Handeln wollt und Geld in der Stadt lassen werdet, geben wir euch einen Nachlass. Ihr seid zu siebt - würde 15 Wechsel machen. Ihr dürft rein für 12. Ist doch ein guter Deal, oder?"

In der hinteren Reihe der Gruppe grunzte Mehler auf. "Anscheinend kann unser Führer hier ja richtig gut verhandeln. Wobei - dafür, dass man früher gar keinen Wegezoll verlangt hat, sind zwölf Wechsel immer noch eine Menge" , sagte der Richter zu den Umstehenden.

"Ich wäre dafür, zu bezahlen und reinzugehen. Ich will keine unnötige Aufmerksamkeit erregen", flüsterte Wagner.

Cesare Serafino

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #115 am: 29.12.2015, 14:34:07 »
"Ich denke, dass zwölf Wechsel sind wenig", meinte Cesare zu Mehler und wer immer sonst noch nah genug stand, um seine halblauten Worte zu verstehen, "im Vergleich zu den Preisen drinnen." Er wusste genau, mit welchem Geschick Apokalyptiker ihren Gästen nach und nach das Geld aus den Taschen zogen; der Eintritt war lediglich eine kleine Vorsorge, dass die, die man ausnehmen wollte, auch etwas zum Ausnehmen dabei hatten.

"In der Stadt, gut aufpassen, was ihr esst oder trinkt, ja? Nicht, dass am Morgen ihr wacht auf in Bett mit einer Elster, die verlangt fünfzig Wechsel für ihre Dienste, und ihr euch nicht einmal könnt erinnern, ob sie hat geleistet diese Dienste oder nicht."

Er zückte zwei Wechsel und hielt sie Dan hin. Hoffentlich entschlossen die anderen sich rasch. Er wollte ins Warme. Und eine Alternative gab es für ihn auch nicht, auch wenn er jetzt wieder nüchtern war und über seine gestrigen Gedanken innerlich den Kopf schüttelte: peinlich, wie wenig passieren musste, dass auch er Rat in diesen albernen Karten suchte. Der Mensch war schon ein erbärmliches Wesen, ein ewig-hilfloses Kind, dass er stets auf Weisung von oben hoffte—ob von Vater, Rabe, Tarot-Karten oder Gott—dass er so gar nicht in der Lage war, für sich selbst zu handeln und zu entscheiden.

Dass man Hellvetiker, Spitalier und sogar den Richter hier so ohne weiteres einließ, wunderte Cesare allerdings sehr. Es konnte nichts gutes bedeuten, dass keiner der drei den Wachen auch nur einen abfälligen Blick oder eine ebensolche Bemerkung wert war.

Wenn ich Mehler wäre, würde ich in der Stadt ohne Vorkoster gar nichts essen. Wenn man ihm was ins Essen kippt, wacht er am Ende gar nicht auf—oder aber in einer Verhörzelle. Andererseits habe ich genug eigene Sorgen, um mir den Kopf auch noch über seine zu zerbrechen.

Dennoch warf er dem Mann einen warnenden Blick zu. Sie beide waren im Begriff, eine Stadt voller Feinde zu betreten: daraus mochten sich die seltsamsten Allianzen ergeben, die in jeder anderen Situation undenkbar wären.
« Letzte Änderung: 29.12.2015, 14:38:49 von Cesare Serafino »
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Dirty Dan

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« Antwort #116 am: 30.12.2015, 15:12:13 »
Dan war diese Truppe die sich dort als Wachmannschaft aufspielte nicht geheuer. Aber was sollte er schon tun? Sie mussten in die Stadt und sie hatten sehr bunt gemischte Truppe, deren meisten Mitglieder in Tal vermutlich nicht sonderlich gern gesehen waren. Also nickte er dem Anführer zu und drehte sich zu seinen Kameraden.

"Ihr habt’s gehört. 2 Wechsel pro Nase. Also bitte bei mir zahlen bevor wir in die Stadt kommen." Mit diesen Worten nahm er Cesares Wechsel entgegen und blickte in die restlichen Gesichter, die behandschuhte Hand offen gehalten.

Mose

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #117 am: 08.01.2016, 21:10:20 »
Mose hat sehr schlecht geschlafen. Er war ständig aufgewacht, als er sich im Schlaf versehentlich auf die verletzte Seite gedreht hatte. Er hatte sich schließlich doch überwunden, den Spitalier zu fragen. Die Wunde hatte dieser zwar vernäht, doch einen Verband nicht geben wollen, ohne Bezahlung. Mose hatte ablehnen müssen. Auch den Schrottern hatte er kein Geld geben können und musste dafür eines der erbeuteten messer anbieten. Was für ein dreckiges Land! Überall Halsabschneider!, fluchte er innerlich.

Am Morgen waren sie dann durch den Schnee gestapft und Moses Laune hatte sich kaum gebessert. Eher noch verschlechtert. Er hatte zu Kemwer aufschließen wollen und ihn weiter über Horus und den anderen gott ausfragen wollen. Doch dieser war nicht besonders gesprächig gewesen.

Schließlich kamen sie in Tal an. Am Tor wieder ein Problem mit dem Geld. Möglichst unauffällig schob er sich zu der Hellvetikerin vor und flüsterte ihr zu: "Altena. Wir sind in Tal und ich müsste weiter, denn ich habe kein Geld. Komm für das Weggeld auf und für meine Verpflegung. Dann helfe ich Dir, die Angelegenheit in Tal zu untersuchen. Eine Hand wäscht die andere, okay?"
« Letzte Änderung: 08.01.2016, 21:11:51 von Mose »
Am Tag des HERRN wird der Spross Israels in Herrlichkeit strahlen über den Entkommenen. Und wer in Zion übrig geblieben ist, wird heilig heißen, jeder, der zum Leben aufgeschrieben ist. - nach Jes 4

Aeb

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« Antwort #118 am: 10.01.2016, 22:21:33 »
Nach einer harten Nacht, in der Aeb sich vor allem Sorgen um sein Hab und Gut gemacht hatte und deswegen auch seinen Rucksack fest umklammert hielt, während er schlief, folgte der Fußmarsch durch die Kälte. Als endlich die Stadt in Sicht kam, die er als Ziel hatte, wollte er schon aufatmen, sah dann aber die bewaffneten Wachen, die davor standen.
Und jetzt wollten sie auch noch Geld. Geld dafür Leute in eine Stadt einzulassen.
Am liebsten würde er die Stadt umgehen und sich direkt seinem Ziel widmen.
Aber wenn er wissen wollte, wohin genau, musste er sich wohl oder übel erstmal in der Stadt umschauen, also kramte er zwei Wechsel aus seiner Tasche und ließ sie aus geringer Höhe einzeln in Dans Hand fallen, als ob er wollte, dass der Klang nochmal jedem zeigt, dass er grade zwei Münzen abgegeben hat.

Cesare nickte er danach noch zu. „Danke.
Auch wenn er dem Gedanken nicht ganz folgen konnte. Sie kamen grade erst in die Stadt. Warum sollte man sie vergiften wollen? Offenbar musste er sich hier noch mehr vor den Oberweltern in Acht nehmen, als ohnehin schon.

Khenubaal

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Akt I - 28 Tage überfällig
« Antwort #119 am: 21.01.2016, 08:31:15 »
Als Mose Altena ansprach, zögerte sie kurz, nickte aber schließlich. "In Ordnung, Hühne", sagte sie schließlich flüsternd. "Ich bezahlte für Eintritt und Verpflegung. Und ihr helft mir bei meiner Suche. Danach gehen wir wieder getrennte Wege."

Mit diesen Worten griff die Hellvetikerin an eine Seitentasche an ihrem Anzug und kramte 4 Schnipsel gedruckter Wechsel hervor. Diese drückte sie dann Dan in die Hand und nickte dabei stumm in Richtung des Balkhaners, um anzuzeigen, dass die zwei überschüssigen Scheine zu seinen Gunsten gezählt werden sollten.

Dan war immer noch leicht überrascht, von den beiden Dinar-Münzen, die Aeb ihm überreicht hatte. Man sah selten das Geld der Africaner in Hellvetika. Aeb hatte den neugierigen Gesichtsausdruck des Schrotters bemerkt, ihn aber nicht richtig zuordnen können. Er hatte die Münzen noch im Süden einem Toten abgenommen und sich nichts dabei gedacht. In Hybrispania waren beide Währungen gleichermaßen verbreitet.

Schließlich riss Mehler den Schrotter wieder aus seinen Überlegungen. "Hier - mein Anteil", sagte der Protektor und drückte Dan zwei weitere Wechsel in die Hand. Seinem Beispiel folgten anschließend auch Leon und Kemwer, letzterer wie erwartet ebenfalls mit Dinar-Münzen.[1]

Daraufhin wandte sich Dan wieder an den Anführer der Torwächter und hob die Hand, um die Scheine für den Wegezoll anzuzeigen. Dieser nickte. "Ok - komm näher. Aber erstmal allein", rief er und ging der Gruppe einige Schritt entgegen. Auch Dan machte sich auf und die beiden trafen sich in der Mitte zwischen beiden Gruppen, etwa jeweils vier, fünf Meter von diesen entfernt.

Die Gruppe sah, wie Dan dem Wächter die Hand entgegenstreckte und ihm die acht Wechsel und vier Dinare übergab. Der Mann nahm das Geld an sich und begann schnell abzuzählen. Als er fertig war, nickte er offensichtlich zufrieden und steckte das Geld ein. Dann - plötzlich - legte er die Hand auf Dans Schulter, beugte sich vor und flüsterte diesem etwas zu.[2]

"Was zur Hölle macht er da?", fragte Mehler, aber ohne eine Antwort zu erwarten. Der Wind hatte die Worte vollständig verschluckt; keiner in der Gruppe hatte auch nur eine Silbe verstanden.

Sie sahen nur, wie Dan sich von dem Mann wieder löste, nach hinten schaute und sie mit der Hand heranwinkte. "Alles klar - wir können durch", rief er.[3]

So machte sich die Gruppe auf und näherte sich endlich dem Stadttor von Tal. Wagner hielt sich bewusst unauffällig. Der Kopf blieb gesenkt, der Wegbereiter war sogar im Rucksack verschwunden, der Helm baumelte am Gürtel. Und auch Mehler richtete den Blick nach vorn, und vermied es, den Torwächtern in die Augen zu sehen. Bei beiden schien es keine Furcht zu sein, sondern das gesunde Abwägen von Vor- und Nachteilen, wenn man sich jetzt auf unnötige Konflikte und Provokationen einließ.

Die Wächter beäugten die Hellvetikerin und ihre fünf Begleiter neugierig. Einer der Männer - Kemwer bemerkte, dass es der Messerträger war - drehte sich zur Seite und spuckte gelben Rotz in den Schnee, als er zunächst Kowalskis Neoprenanzug und wenig später Mehlers Hutkrempe bemerkte. Die die meisten Blicke zogen wider Befürchtung nicht Wagner und die beiden auf sich, sondern die zwei Hühnen der Gruppe. Die Männer starrten erstaunt den riesigen Balkhaner an, der sie alle mindestens um anderthalb Köpfe überragte, und so aussah, als könnte er es mit einem ausgewachsenen Ochsen aufnehmen. Und sogar noch mehr Aufmerksamkeit wurde dem schwarzhäutigen Hühnen zu Teil, der stumm und selbstbewusst durch das geöffnete Tor Schritt.

Zusammen mit Kemwer unterquerten auch die anderen den Torbogen. Nun waren sie drinnen. In Tal. Der Schnee unter ihren Füßen war braunem Matsch gewichen - um sie herum herrschte Geschäftigkeit. Der Lärm von Hämmern, Sägen, wiehernden Pferden und verärgerten Rufen der Arbeiter erfüllte die Luft. Irgendwo von links kam ein lautes Zischen und weißer Dunst Schoss aus dem Schornstein von einem der hölzernen Gebäude an der Innenseite der Mauer in den Himmel.

Ein halbes Dutzend Kinder - Gesicht und Kleider von Matsch bedeckt lief über den kleinen Platz vor dem Tor. Zwei der Jungen hatten ihre Gesichter offensichtlich mit Absicht mit Dreck bedeckt und sich aus Ästen eine Art Krone mit Hörnern gebaut. Sie liefen vor einem blonden Mädchen und zwei weiteren Jungs davon. Das Mädchen hielt einen Holzstab in den Händen und hatte ein Stück Stoff über Mund und Nase befestigt. Die beiden Jungs hatten kleine Hämmer in den Händen. Einer trug einen beitkrempigen Hut. Der andere hatte eine Sonnebrille aufgesetzt.

Mehler sah den Kindern nach, bis sie wieder in einer der Gassen verschwanden, und lachte kehlig auf. "Wer sagt's denn - die haben das Herz am rechten Fleck."

"Wer? Die ersten beiden, oder die drei die Ihnen nachjagen?" - die Frage war schräg von hinten gekommen. Als sich Mehler und die anderen umdrehten, erkannten Sie, dass es einer der Wächter war, die sie an der Tür gestellt hatten. Der Mann lächelte und offenbarte schadhafte Zähne. "Schon gut - war nur'n Witz", sagte er. "Wenn ihr einen Platz zum Absteigen sucht - hier in der Nähe gibt es einen Ort. Das Chirocco. Is nicht gerade'n Palast, aber man kriegt sauberes Essen, was ordentliches zum Trinken und halbwegs saubere Betten. Zweite Quergasse von rechts, wenn ihr in die Richtung lauft." Bei den Worten deutete der Mann schräg nach rechts. "Falls ihr da absteigt, sagt der Ursi, Bronco hätte den Laden empfohlen. Dann kriege ich das nächste Mal nen Humpen spendiert", fügte er mit wieder lächelnd hinzu.
 1. Das nehme ich jetzt an, da ihr beiden nicht gepostet hattet.
 2. Dan, hast eine PM.  :)
 3. Tut mir Leid, dass lege ich dir jetzt in den Mund. Hoffe, das ist ok so.

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