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Welt 1 - Der Schrottplatz

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Demiurg:
Als ihr aufwacht, müsst ihr würgen.

Das erste was ihr wahrnehmt, ist ein beißender Geruch in der Nase und unter euch fühlt ihr einen harten, scharfkantigen Untergrund. Ihr öffnet die Augen und seht Metall. Überall um euch herum türmt sich Metall zu gigantischen Haufen. Doch es ist kein glänzendes Schimmern, sondern der rotbraune Farbton von Rost. Als ihr euch aufrichtet und umseht, bietet sich euch ein bizarres Panorama. Gelbliche Wolken verhängen den Himmel, kolossale Felsnadeln reichen in den Himmel und dazwischen metallener Schrott, so weit das Auge reicht.



Ihr seid zu dritt auf einer metallenen Platte erwacht und blickt euch nun fragend an. War das eine Falle der Gaukler? Eure Hände zucken zu euren Waffen und ihr mustert misstrauisch eure Umgebung, doch ihr hört nur ein leises Zirpen. Erst sind es nur ein paar Heuschrecken, doch das Zirpen wird immer lauter als immer mehr Heuschrecken zwischen den einzelnen Schrottteilen aufteilen und dann hört ihr ein tiefes Brummen als ein großer Schwarm über einen Schrotthügel auf euch zufliegt.

Yao reagiert als erster und er ist kurz davor, die Sehne loszulassen, als sich der Schwarm etwa fünfzig Meter entfernt von euch zu einer Gestalt verdichtet, die sich euch mit erhobenen Händen ergibt. Die Monstrosität hat den Körper einer Heuschrecke, doch dort, wo sich der Kopf des Insekts befinden sollte, hat sie, gleich einem Zentauren, ein beinahe menschliches Äußeres, wäre sie nicht komplett aus vielen tausend einzelnen Heuschrecken zusammengesetzt.

Im scharfen Kontrast dazu steht die freundliche, tiefe Stimme, die über den Schrottplatz hallt.

“Seid ohne Furcht, Neuankömmlinge in dieser dunklen Welt. Ich bin Exul und nicht euer Feind. Ich sehe, ihr habt viele Fragen und ich bitte euch darum, mir Gelegenheit zu geben, sie euch zu beantworten.“

Xanxus Sel'Feyren:
Xanxus lüftet seine Maske und übergibt sich hemmungslos. Nach einem Moment des Würgens und Brechens richtet sich der Elf wieder auf und schiebt seine Maske zurecht.

Das kam doch etwas unerwartet.

Etwas wacklig auf den Beine stolpert Xanxus über den unebenen Boden und sieht sich orientierungslos um.

"Das... das ist ja fantastisch! Kann das eine Illusion sein? Nein, nicht in diesem Ausmaß! Eine völlig andere Welt tut sich vor uns auf! Eine... äußerst hässliche und nicht gerade wohlriechende Welt.
Eine Ebenenprojektion? Teleportation? Phasenverschiebung? Was es auch ist, wir sind den Gauklern auf den Leim gegangen. Wie Narren in ihre Falle getappt! Hoffnungslos verschollen fern von Allem was wir kennen und vollkommen auf uns allein gestellt. Mit was für Gefahren und Prüfungen wird diese dystopische Einöde auf uns warten? Werden wir den Gauklern trotzen und triumphierend in unsere Welt zurückkehren können oder sterben wir bei dem Versuch und werden somit Teil der zahlreichen Namenlosen die zwischen den Welten verloren gingen?"

Xanxus dreht sich einmal um die eigenen Achse und hebt dann beide Hände in die Luft.

"Ausgezeichnet! Eine Herausforderung wie ich sie liebe! Gebt euer Bestes, Gaukler! Lasst das Schachspiel beginnen!"

Als dem Magier die Heuschrecken auffallen ist es schon zu spät. Der Schwarm verdichtet sich zu einer grotesken festen Form und noch ehe Jemand reagieren kann spricht das Grillenmonster die Finalisten an.
Der Elf hat sich hinter einer rostigen Stahlplatte in Deckung gebracht, doch als er bemerkt das die Kreatur zumindest für den Moment nicht feindselig gesinnt zu sein scheint, macht er einen vorsichtigen Schritt aus seinem Versteck.

Etwas umständlich klopft er sich den Staub aus den Beinkleidern bevor er sich zu seiner vollen Größe aufrichtet. Xanxus schnippt mit dem Finger und mit einem hörbaren "Plop" taucht ein schwarzer Zylinder in seiner Hand auf. Der Elf setzt sich den Hut auf den Kopf nur um ihn direkt anschließend mit einer eleganten Verbeugung wieder vom Kopf zu ziehen.

"Seid gegrüßt, Exul. Eure Erscheinung ist bedenklich instabil, doch eure Worte verfügen über die nötige Festigkeit um ihnen Gehör zu schenken. Ihr sprecht mit Xanxus und seinen Kontrahenten.
Fürwahr, es liegen mir einige Fragen auf der Zunge, doch beschränken wir uns zuerst auf das Wesentliche.
Ich habe genau drei Fragen für euch.

Wo sind wir? Diese Welt besteht aus Metall, doch das übergeordnete Thema scheint Verfall und Korrosion zu sein. Es ist nicht die Elementarebene der Erde, doch wo existieren sonst Berge aus Stahl und Eisen?

Was seid ihr? Eure Erscheinung gleicht keiner mir bekannten Spezies. Ich bin mir nicht einmal sicher ob ich mit einem Individuum oder mit einem Kollektiv spreche.

Was wisst ihr über uns? Ihr wirkt nicht allzu überrascht uns zu sehen. Ich vermute ihr habt uns entweder erwartet oder seid zumindest Besucher gewohnt. In jedem Fall scheint ihr mehr über uns zu wissen als wir über euch.

Drei Objekte erscheinen über Xanxus aus dem Nichts und kreisen langsam um seinen Kopf: Eine faustgroße Kugel aus Metall von der ab und an ein feiner roter Staub zu Boden rieselt, eine kleine, etwa daumengroße Figur die die Form einer bizarren humanoiden Heuschrecke hat und eine weiße Porzellanmaske deren Mund zu einem höhnischen Grinsen verzogen ist.

Demiurg:
Das Wesen nickt kurz, wobei eine fließende Bewegung durch den gesamten Kopf der Kreatur geht, als sich unzählige Heuschrecken bewegen.

"Wie der erste Sonnenstrahl die weiten Felder des eisigen Irrisens, so sehr rührt es mein Herz, an diesem kalten, leblosen Ort eine andere Stimme zu hören, ein neues Gesicht zu sehen, einem anderen Geist nahe zu sein als den meinen."

Es ist euch ein Rätsel, wie das Wesen einen klar verständlichen Ton hervorbringen kann, obwohl es nur aus Heuschrecken besteht, aber es spricht nicht nur laut und deutlich, sondern auch ausgesprochen meldoisch und anmutig.

"Ich sehe, dass ihr vor Neugierde brennt und ich will diese Flammen schüren, denn dieser Ort ist weit mehr als es den Anschein hat und doch weniger als ihr glaubt. Er ist dasselbe Spiel, dass euch herführte und doch hat sich der Horizont verdreht. Lasst mich euch warnen, Xanxus, denn es ist eure Zeit, die in den Fugen dieser scharfkantigen Klingenwelt verrinnt.

Aber ihr hattet Fragen.

Dies ist meine Welt. Mein Fluch. Meine Gärten des Verfalls.
Sie gab ihnen keinen Namen. Sie brauchte keinen.
Es war ihr Ort der vergessenen Geschichten.
Alles, was hier endet, stirbt.

Ich bin ein Verlorener.
War ein Suchender.
Und träume von der Erlösung.
Die Karten binden mich.
Mein Sehnen aber ist frei.

Ich kenne euren Namen, Xanxus.
Weiß, dass ihr um euer Schicksal kämpft.
Wenn ihr nicht hier wärt, wäre es niemand.
Ihr habt nie aufgehört, zu spielen.
Dies ist euer Schicksal. Die Welt der Grille.
Stellt euch mir, hütet euch vor euren Kontrahenten.
Seid frei zu gehen, wohin das Turmkartenreich euch führt -
Oder seid hier auf ewig gefangen."

Erst jetzt bemerkt Xanxus, dass er als einziger die Wärme dieser merkwürdigen Welt zu fühlen scheint. Weder auf Akilos noch Yaos Gesicht zeigt sich ein Schweißtropfen und keiner von beiden scheint den beißenden Geruch zu riechen. Xanxus kneift die Augen zusammen und zuckt kurz zusammen. Beide scheinen auch nicht richtig hier zu sein. Ihre Umrisse sind ätherisch, verschwommen, unklar.







Suzaniel:
Wie sich bald herausstellen sollte, waren Xanxus und seine Mitspieler nicht die einzigen Ohren, welche diese Stimme vernahmen. Ein anderer Kopf erhob sich von seinem Versteck auf einem der rostigen Metallhaufen, drehte sich zu der gewaltigen Heuschreckengestalt und den drei Personen, die vor ihr standen.

Suzaniel war bereits seit einigen Tagen hier in diesem Land aus Rost und Müll, und in dieser Zeit hatte sie ihre Vorräte aufgezehrt, und auch ihr Wasser ging langsam zur Neige. Sie hatte weder die Geduld, noch das magische Verständnis besessen, die rätselhaften Andeutungen der Heuschrecke zu deuten, und so war sie die letzten Tage recht ziellos herum geirrt.

Doch nun hatten sich scheinbar einige weitere Gestalten in diese Gefilde verirrt. Kurz dachte die Fechterin darüber nach, sie zu überfallen und ihrer Besitztümer zu erleichtern, verwarf aber den Gefallen. Die Drei sahen wie fähige Kämpfer aus, und sie konnte es sich weder leisten, verletzt zu werden, noch diese Gelegenheit in den Wind zu schlagen. Ihren Umhang enger um sich ziehend, begann sie sich deshalb ihren Weg die Halde hinab zu suchen, geschickt und elegant von Trümmer zu Trümmer springend.

Zuletzt kam sie locker aus den Knien federnd auf derselben Ebene an, auf der auch ihr anderen und das Insektenwesen steht. In ihrer schwarzen Kleidung gibt sie eine einigermaßen imposante Erscheinung ab, die durch die Kristallmaske vor ihrem Gesicht, die ihre Züge zu einer bedrohlichen Fratze verzerrt, noch verstärkt wird. Allerdings kann man ihr ansehen, dass sie schon seit einer Weile hier ist, ihre Stiefel und Hose haben die Farbe des Rostes angenommen, der hier so allgegenwärtig ist. Wie um zu verdeutlichen, dass sie keine Gefahr darstellt, lässt sie ihre Hände fern von ihrer Klinge, ihre Stimme jedoch klingt hohl und dunkel, verzerrt durch den magischen Kristall vor ihrem Kopf. "Wenn ihr verstehen könnt, was diese Ungeziefersammlung von sich gibt, seid mein Gast. Aber ich bezweifle, dass ihr hier nur mit seinen kryptischen Worten herauskommt.. ebenso, wie ich hier nicht nur Kraft meiner Klinge diesen Ort verlassen konnte." Zuletzt wirft sie der Ansammlung von Heuschrecken einen abweisenden Blick zu.

Xanxus Sel'Feyren:
Xanxus legt den Kopf schief und mustert die bizarre Kreatur etwas genauer.

Scheint das zu sein wonach es aussieht. Und es scheint an diesen Ort gebunden zu sein. Mächtige Magie.

Die drei Objekte über dem Kopf des Magiers lösen sich in winzige Sandkörner auf und werden vom Wind davon getragen. Der Elf dreht sich um und wirft einen Blick auf seine Kontrahenten. Die Mimik der Maske bleibt unbeweglich, doch Xanxus Haltung verrät das er nachdenkt.
Schließlich wendet sich der Magier erneut an die Heuschrecke.

"Dies Alles hier ist also... Abfall? Für was? Metall? Nein. Wenn ich euch beim Wort nehme ist dies hier eine Müllhalde der Narrative. Der Schrott ist sozusagen eine Metapher. Clever.
Wer ist "Sie"? Eure Herrin? Eure Schöpferin gar?
Ihr scheint verknüpft zu sein mit dieser Person. Und sie hat Macht über euch."

Vorsichtig greift der Elf in eine Tasche seines Mantels. Die Karten sind noch da. Er ist sich sicher keine einzige der Karten eingesteckt zu haben, doch er hatte erwartet die Karten zu finden ohne dannach zu suchen. Magie ist kompliziert, eigenwillig und kaum zu bändigen. Doch üblicherweise macht sie Sinn.
Einen Fächer mit der Hand formend besieht sich Xanxus die Karten die er gezogen hat, wobei er darauf achtet das ihm niemand sonst über die Schulter guckt. Ein eigenwilliges Blatt.

"Ihr sprecht von diesen Karten, nicht wahr? Sind es diese Karten die euch binden?

Doch sie binden auch mich, nicht wahr? Mein Schicksal und das der Karten ist verknüpft, ebenso wie das Eure.
Es sind die Regeln dieses Spiels die uns binden. Wir sind nicht mehr am selben Ort, doch das Spiel ist nicht vorbei. Im Gegenteil. Dies ist das Spiel, habe ich Recht?
Wer ist mein Gegner? Nach wie vor meine Mitspieler? Oder seid ihr die Herausforderung, Exul?"

Bevor Xanxus der Heuschrecke eine Antwort entlocken kann taucht eine vierte Person aus der Trümmerlandschaft aus.
Das Gesicht auf Xanxus Maske verschwimmt kurz, doch schon nach einem Wimpernschlag kehrt die leicht spöttische Visage zurück.

"Oh, das ist nun wirklich unerwartet. Ha, das klingt sicher eigenartig nachdem ich mich soeben mit einem Heuschreckenschwarm unterhalten habe, aber ihr passt wirklich nicht ins Bild, gute Frau!

Sagt, Exul... wenn dies meine Welt ist, was macht sie dann hier? Ist das nicht eine Anomalie? Soll das Teil des Spiels sein oder ist dies ein weiterer Kontrahent?"

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