Restl. Runden:
Hintergrund (Anzeigen)Seine Eltern hat Cliff nie kennengelernt - seine ersten Erinnerungen stammen aus einem Waisenhaus in Manaket, südlich der inneren See. Das Leben dort war hart, denn was vordergründig eine Einrichtung der sozialen Fürsorge war, die von einem reichen Gönner aus dem lokalen Adel finanziert wurde, war in Wirklichkeit ein knallharter Geschäftsbetrieb, denn die Jungen und Mädchen aus dem Heim wurden zum Betteln geschickt. Der "Gönner", in der Unterwelt auch der Bettlerkönig von Manaket genannt, schrak dabei nicht davor zurück, seine kleinen Schützlinge sogar zu verkrüppeln, um das Mitleid der Leute in noch grössere Gewinne umzuwandeln.
Schon damals zeigte sich das schauspielerische Talent des kleinen Halblingjungen, der damals noch Beta genannt wurde, wodurch er eines der ertragsstärksten Kinder des Bettlerkönigs war - was ihm vermutlich seine körperliche Unversehrheit rettete. Dennoch war das Leben alles andere als ein Zuckerschlecken: Eine echte Kindheit hatte Beta in dieser Zeit nicht.
Dies alles änderte sich in seinem sechsten Lebensjahr, als plötzlich ein Fremder vor ihm stand, der sich ihm als Rigon di Nasri vorstellte und ihm eine Geschichte erzählte: Die Geschichte seiner Herkunft. Wie sich herausstellte, war Rigon, ein wandernder Schausteller, vor sechs Jahren in Cheliax unterwegs, als sich an einem Tage ein verzweifeltes Halbling-Ehepaar an ihn wandte. Die beiden waren entflohene Sklaven, denen die Häscher ihres Besitzers, eines weitläufigen Sprosses des Hauses Henderthane, dicht auf den Fersen waren. Die beiden hatten einen Säugling dabei, den sie durch ihre Flucht aus den Fängen der Sklaverei retten wollten. Sie wussten, sie würden sterben müssen, wenn sie gefasst wurden, aber dieses Opfer waren sie bereit, für ihren kleinen Sohn zu erbringen. Ihre herzzerreissende Geschichte rührte den Schausteller, und er erklärte sich bereit, eine Amme für den Jungen zu finden. Sie sagten ihm noch: "Sein Name ist Celyn", und liefen dann geradewegs den Häschern in die Arme, um ihren Sohn zu schützen.
Wenige Tage später wurde Rigon in dem Waisenhaus in Manaket fündig, ohne zu wissen, welche Machenschaften dort wirklich vor sich gingen. Er schwor sich aber, in einigen Jahren nach dem Kind zu sehen, und sicherzustellen, dass es ihm gut ging.
Nun war Rigon also zurückgekehrt und erzählte Beta, oder besser gesagt Celyn, dessen Geschichte. In Manaket hatte er dieses Mal schnell festgestellt, dass etwas mit dem sogenannten Waisenhaus nicht stimmte, und seine Nachforschungen brachten ihn schliesslich zu dem Jungen. Ohne langes Zögern beschloss er, die Stadt schnellstmöglich zu verlassen und Celyn dieses Mal mit sich zu nehmen. Inzwischen war das Kind alt genug, dass Rigon sich selbst um ihn kümmern konnte.
Drei Jahre zogen die beiden also zusammen durch die Welt und Rigon zog Celyn auf wie seinen eigenen Sohn, der auf diesen Reisen die Welt der Spielleute, Schlangenmenschen, Feuerschlucker und Artisten kennen und lieben lernte. Doch allzu bald brachte ein weiterer Schicksalsschlag sein Leben aus der Bahn, als sein Ziehvater eines Morgens nicht mehr aufwachte; sein Herz hatte in der Nacht zu schlagen aufgehört. Celyn, nun mit knapp zehn Jahren wieder auf sich alleine gestellt, versuchte in der folgenden Zeit, sein Leben so weiterzuführen, musste jedoch bald erkennen, dass die Welt viele Gefahren für einen kleinen Halblingjungen bereit hielt, und so sass er bald geschlagen, beraubt und allein wieder auf der Strasse und bettelte, nun jedoch immerhin auf eigene Rechnung.
Wiederum mehrere Jahre vergingen, in denen sich Celyn durch die Welt schlug. Geprägt von seiner Zeit in der Gefangenschaft in Manaket, war ihm das Reisen so zur zweiten Natur geworden, dass er auch es auch jetzt nie lange an einem Ort aushielt, und so zog er mit den Jahren durch alle Regionen Avistans. Während dieser Zeit zeigten sich mehr und mehr seine Begabungen, vor allem sein ausgesprochenes Redetalent und ein akrobatisches Geschick, das ihm bald ein Auskommen abseits der Bettlerei ermöglichte.
Doch ein weiterer Wendepunkt in seinem Leben ereignete sich, als er auf seinen Reisen den kleinen Ort Sandspitze in Varisia erreichte. Dort sah eine ältere Frau namens Koya Mvashti einen seiner Auftritte und erkannte ein verborgenes Talent in ihm, das weit über das hinausging, was er sich selbst beigebracht hatte. Als sie mit dem Jungen redete, spürte sie einen enormen Wissensdurst, der über all die Jahre ungestillt geblieben war, und beschloss, den Jungen bei sich aufzunehmen und zu unterrichten. Als selbst weitgereiste Frau fand sie die richtigen Worte und überzeugt Celyn, zumindest zunächst einmal bei ihr zu bleiben. Bei ihr lernte Celyn lesen und schreiben und fing sofort damit an, jedes Buch zu verschlingen, dass ihm unter die Finger geriet. Es tat sich ihm eine vollkommen neue Welt auf, von der er bislang nicht zu träumen gewagt hatte. In dieser Zeit lernte er auch den älteren Sandru Vhiski kennen, der ebenfalls ein Ziehsohn Koyas war. Nach einiger Zeit regte sich jedoch wieder das Fernweh in Celyn, und Koya, die erkannte, dass er niemals an einem Ort verwurzelt werden konnte, schrieb einer Bardin namens Lyracil, die sie aus ihrer Reisezeit kannte, ob sie ihn nicht bei sich zur Lehre nehmen konnte.
So wurde aus Celyn, dem Waisenjungen, in den nächsten Jahren ein junger Mann und Barde. Seinen Namen änderte er einerseits, um sein neues Leben zu zelebrieren, andererseits des besseren Wiedererkennungswertes willen, denn Cliff, wie er sich nun nannte, wollte nun berühmt werden - den Zusatz "y Celyn" behielt er dabei im Andenken an seine Eltern, die ihr eigenes Leben für ihn opferten. In den Jahren kehrte er immer wieder für kurze Zeit nach Sandspitze zu Koya zurück und ließ den Kontakt nie abbrechen, auch Sandru traf er dabei regelmässig.
Eines Tages, vor wenigen Monaten, fragte ihn dieser, ob er nicht seine Karawane als angestellter Artist und Gaukler begleiten wolle, und Cliff, der zu dieser Zeit gerade ein wenig Sehnsucht nach Gesellschaft hatte, sagte spontan zu. Einige Zeit begleitete er also die Karawane, immer auf der Suche nach neuen Begegnungen, neuen Liedern, und vor allem nach Heldentaten, die er zu einem Epos verarbeiten will, wie es die Welt noch nicht gehört hat. Da Sandru sich jedoch mit seiner Karawane immer nur in der Nähe Sandspitzes bewegte, wurde auch das Cliff recht schnell zu langweilig, und so beschloss er vor kurzem, wieder frei und unabhängig in die Welt zu ziehen, und verließ ohne Groll Sandru und dessen Karawane.