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Autor Thema: Der Außenposten  (Gelesen 32417 mal)

Beschreibung: IC-Thread Chapter 1

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Corwin

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Der Außenposten
« Antwort #210 am: 28.01.2016, 11:37:37 »
Corwin fühlte, wie sein Herz mehrere Sekunden aufhörte zu schlagen. Kurz versuchte er dem Blick seiner Peinigerin stand zu halten, dann zog er das Messer aufreizend langsam, aber so, dass sie es sehen konnte, aus seienr Kleidung und legte es auf die richtige Position auf dem Tisch. Verdammt, Baravar hat anscheinend keien Macht an diesem verfluchten Ort, dachte er bei sich. Von weiteren Versuchen würde er heute absehen.
Wenn Baravar die Welt in Schatten hüllt, spielt die Größe keine Rolle mehr.
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Mhyr

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Der Außenposten
« Antwort #211 am: 29.01.2016, 15:57:00 »
Oben angekommen begrüßte der Arkanist Orel und Derendil mit einer gezischten Aufforderung: "Na, los. Tragt das Bündel zum Tempelturm!" Der Mensch konnte den Drow noch immer problemlos verstehen.

Aus dem Augenwinkel sah er Shoor Vandree und Jorlan Dukryn am Rande der Holzplattform. "Folgt mir zu Herrin Ilvara, Duskryn. Wir werden ihr das Geschenk sogleich übergeben, bevor die Feierlichkeiten über uns hereinbrechen.", sagte der Liebling von Ilvara Mizzrym und klopfte dem entstellten Kerkermeister auf die Schulter.

*     *     *     *      *

In der Haupthalle hatten sich die vier großen, kreisrunden Tische mittlerweile in festliche Tafeln verwandelt. Corwin, Drunter und Drüber waren bereits voller Vorfreude, die pedantische Aufseherin mit der Peitsche loszuwerden, da trugen Ront und Eldeth vier weitere, aber deutlich kleinere, kreisrunde Tische in die Höhle.

"Oh, nein..." seufzte Drunter resignierend. Ihr Zwillingsbruder strich der Svirfnebli aufmunternd mit seinen gefesselten Händen über die Wangen.

*     *     *     *      *

Die Offiziersquartiere begannen im spärlichen Licht der farbigen Flammen zu glänzen und zu schimmern. Floki und Jamjar waren geschafft. Auf Stu hatten die beiden Gnome ein silbernes Tablett gezurrt, damit dieser die Bedienung der Sava spielenden Offiziere übernehmen konnte, während sie selbst die Möbel und Böden polierten.

Einen finsteren Fluch ausspuckend, sprang der Verlierer plötzlich auf und schlug dem Mykonid die Karaffen und Gläser vom Tablett und gegen die Wand. Kristall splitterte und die Drow wurden laut. Klingen wurden gezogen, dann richtete sich der Zorn gegen die Sklaven:

"Was braucht ihr so lang? Hier sieht es aus wie in einem Orkstall! Macht das weg! JETZT! Und beeilt euch, es geht bald los." Jimjar begann die Scherben aufzusammeln und übersetzte für Floki, während Stu zitternd neben ihnen stand.

*     *     *     *      *

Die Drowdamen im Altarraum hatten sich mittlerweile von Sarith dunklen Wein auf den Kissenberg servieren lassen. Bald darauf gingen sie dazu über sich in der Sprache der Dämonen über intimste Details der Liebeskunst auszutauschen und zu fantasieren was man mit Drow, Derro, Kuo-Toas und Halbelfen so alles anstellen könnte. Manches war nahezu schmeichelhaft, anderes gewagt, das meiste ekelerregend und einige Dinge in einer anderen Sprache kaum auszudrücken. Wieder lief Heynryck ein kalter Schauer über den Rücken. Er begann die vergifteten Spinnenmännchen und ihren verhältnismäßig schnellen Tod nach der Paarung zu beneiden.

« Letzte Änderung: 29.01.2016, 16:05:42 von Mhyr »
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Ryck

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Der Außenposten
« Antwort #212 am: 29.01.2016, 21:19:04 »
Biologie war kein Feld in dem Ryck mit besonders viel Wissen glänzen konnte. Jedoch aus einem Buch, das von dem Druiden Melbrix geschrieben war, hatte er gelernt, dass es Spinnen gibt bei denen die Männchen erstaunliche und waghalsige Strategien entwickeln um nicht nach der Paarung als Mahlzeit zu enden. Oft hatten diese mit Täuschung, Einschüchterung oder auch Akrobatik zu tun. Der Halbelf nam sich vor dringend mehr darüber in Erfahrung zu bringen, sollte er sich mehr in der Gesellschaft dieser entfernten Verwandten aufhalten müssen. Die Erzählungen dieser beiden Weibchen waren aber ein faszinierender erster Einblick.

Nach einiger Zeit war Heynryck zu frieden mit seiner Arbeit und schaute ob der Derro und der Kua-Toa ähnlich vorankamen. Der Derro war ein ausgezeichneter Handwerker, der Fischmann hatte jedoch offensichtlich seine Schwierigkeiten. Aus diesem Grund machte sich der Halbelf daran seinem schuppigen Gefährten die Arbeit abzunehmen und die von ihm hinterlassenen Schleimspuren zu entfernen.

Orel Sturmreiter

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Der Außenposten
« Antwort #213 am: 30.01.2016, 11:18:22 »
Widerwillig nahm er den verschnürten Körper über die Schulter, sah kurz zu Derendil und folgte dann den Anweisungen des Arkanisten. Während er den steinernen Pfad entlang ging, blieben seine Augen gen Boden gerichtet. Zu gern würde er jetzt mit dem Drow sprechen können, zu gern würde er jetzt seine angestaute Wut an ihm auslassen. Was würden sie nur mit dem geschundenen Körper anfangen, immerhin war er schon tot. So bestialisch, wie sie mit ihren Sklaven oder Gefangenen umgingen, führte dazu, dass Orel sich lieber nicht weiter darüber Gedanken machen wollte. Als er vor dem Tempelturm stand sah er den Dunkelelfen abwartend an.

Mhyr

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Der Außenposten
« Antwort #214 am: 30.01.2016, 18:45:22 »
Das Tempelportal wurde geöffnet und Orel konnte in den rot glühenden Altarraum sehen. Der Raum wurde spärlich, von blutroten Flammen, beleuchtet. Sein Boden war mit Matten ausgelegt, die mit schwarzem Samt bezogen waren auf dem dünne Spinnennetzmuster aus silbriger Seide des abyssale Licht wiedergaben. Im Zentrum des Altarraums befand sich ein massives Podest aus schimmerndem Ebenholz auf dem eine riesige Spinnestatue aus dem selben Material thronte. Hinter dem Altar befand sich ein halbkreisförmiger Berg aus Seidenkissen die von Silberfäden geziert wurden. Auf den Kissen lagen zwei Drowdamen. Die eine trug die durchschimmernden Roben einer Priesterin, die andere das beschlagene Leder der schattenhaften Dunkelelfenkriegerinnen.

"Aaaah! Sklaven, tragt das Geschenk herein!", befahl Asha Vandree überschwänglich Buppido, Sarith und Heynryck. "Du behältst deine schleimigen Flossen bei dir, Fischmann! Und du, Mensch, wirst keinen deiner schmutzigen Füße auf den Boden dieses Tempels setzen!" Sogleich übersetze Heynryck für Orel, bevor ein Unglück geschah. "Legt es unter die Statue! Ja, genau dort, auf den Altar.", gab sie weiter Anweisungen.

Nachdem Shoor Vandree und Jorlan Duskryn ihre Stiefel ausgezogen und ihre Füße gewaschen hatten, betraten die Edelmänner den Altarraum. Als sie durch das Portal traten flüsterte Meister Vandree einem der Drowsoldaten einen Befehl zu, der sogleich verschwand. Sein Kamerad blieb und versperrte Orel und dem Tiefenbär den Zugang zum Tempelturm. Die Drowkriegerin erhob sich von den Kissen und zog ihre Klingen. Unsanft trieb sie die vier Gefangenen ebenfalls vor das Portal.

Kurze Zeit später kehrte der Drowsoldat zurück und führte Herrin Ilvara mit zwei Leibwächterinnen und einigen Gefangenen dahinter, die von zähnefletschenden Tiefenbären vorwärts getrieben wurden, vor den Hängeturm. Unter ihnen waren auch die beiden Gnomengebrüder.

Voller Freude sprang Asha Vandree auf und trat an das Tempelportal. "Herrin Ilvara, seid gegrüßt!", sprach gefasst zu ihrer höher gestellten Artgenossin. "Die Spinnenkönigin nimmt und die Spinnenkönigin gibt, das muss ich Euch nicht sagen." Die Hand der Hohepriesterin griff bei den dreisten Worten ihrer Untergebenen zu Peitsche, doch als Asha zur Seite trat und den Blick auf den Altar freigab, hoben sich ihre Hände zu einem müden Klatschen.

"Was habt Ihr nur wieder ausgeheckt, Asha?", fragte Ilvara Mizzrym mit einem wissenden Lächeln, als sie die steile Hängebrücke aus Spinnweben zum Tempelturm emporstieg. Orel, der noch immer die finstere Sprache der Drow beherrschte, begann zu übersetzen, bis Herrin Ilvara die Gefangenen am Portal erreicht hatte.

Shoor Vandree trat hinter seiner Verwandten hervor und begrüßte die Anführerin der Drow mit einer tiefen Verbeugung. "Es war selbstverständlich die Einsicht einer Frau, dieser Frau mit dem Namen Vandree, die ihr durch Lolth zu Teil wurde, die diese Gabe ermöglichte. Und ich als niederer Mann, kann mit meinen bescheidenen Mitteln hierbei nur zur Hand gehen. Doch ich erachtete es als meine Pflicht, da dieser unüberlegte Befehl, den Dathiir zu opfern, ebenfalls von einem Mann, diesem Mann mit dem Namen Duskryn, gegeben wurde."
Herrin Ilvara starrte mit zornigen Augen in den Altarraum und fand Jorlan Duskryn. "Ist das so, werte Herren?", zischte sie so giftig wie eine Viper. Man konnte Jorlans Fingerknochen knacken und Zähne knirschen bis vor den Tempelturm hören, als sich sein ganzer Körper, ob dieser Beschuldigung verkrampfte.
"Wir bestrafen Euch später, Duskryn. Nun wollen wir uns an den Gaben der Spinnenkönigin laben.", bestimmte Ilvara Mizzrym unerwartet. "Ich bitte Euch, Asha. Schneidet es auf, schneidet es auf!"
Die jüngere Priesterin zückte einen silbernen Opferdolch, der im magischen Licht des Altarraums blutrot schimmerte. Dann beugte sie sich über das klebrige Bündel aus Spinnweben unter der hölzernen, gut polierten, Riesenspinne.

Langsam zerschnitt sie die weißgelben Fäden, dann öffnete sie behutsam den Kokon um die bleiche Waldelfin mit den bläulichen Lippen. Amaryl hatte sich wahrscheinlich seit Tagen nicht mehr rühren können. Ihr Körper war zugleich eiskalt und brannte vom Spinnengift, das sie so lang gelähmt hatte. Doch plötzlich konnte sich sich wieder regen, ihre Augen blinzeln lassen und endlich wieder etwas benetzen, einen tiefen Atemzug nehmen und den Kopf etwas bewegen.

"Willkommen auf Velkynvelve, Dathiir.", begrüßte Ilvara Mizzrym die Elfin auf dem Altar. "Nun bis du mein. Und ich bin deine Herrin Ilvara. Finde dich mit deinem Schicksal ab, lerne zu gehorchen und du magst überleben.“

Die Gefangenen vor dem Hängeturm, zwischen einem guten Dutzend bösartiger Quagosse, sahen nicht alles was im Altarraum vor sich ging, aber das meiste und den Rest konnten sie sich nach der Übersetzung durch Orel denken.
« Letzte Änderung: 30.01.2016, 19:46:47 von Mhyr »
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Amaryl

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Der Außenposten
« Antwort #215 am: 30.01.2016, 22:17:00 »
Eines Tages hatte es so weit kommen müssen. Es war so lange gut gegangen, das sie sich irgendwann zu sicher gefühlt hatte. Sie hatte längst das Zeitgefühl vergessen und konnte schon gar nicht mehr sagen, wie lange nun schon im Unterreich unterwegs war. Wochen? Monate? Jahre? Nicht, das es eine Rolle spielte. Jetzt war sie hier. Eingesperrt in einem übergroßen Kokon gingen ihr unterschiedliche Gedanken durch den Kopf. Fühlte sich so eine Leiche an, wenn sie bestattet wurde? Eine Larve hatte wenigstens die Aussicht darauf zu gegebener Zeit seine Flügel auszubreiten und davonzufliegen. Für sie dagegen fühlte es sich eher wie das Ende an. Gelähmt von einer unerhörten Überdosierung an Spinnengift hatte sie die letzten Tage mehr tot als lebendig in eisiger Starre verbracht.

Heute dagegen standen die Dinge anders. Sie konnte dumpfe Stimmen wahrnehmen und spürte, wie sie mitsamt ihrem seidigen Kerker transportiert wurde. Zweifellos steuerte sie unaufhaltsam auf direktem Wege in den nächsten Spinnenmagen zu. Hier unten stand sie in der Nahrungskette sehr nicht weit oben. Dabei hätte sie gut und gerne noch Jahrzehnte mit ihren Forschungen verbringen können. Oh, richtig. Sie hatte immer noch nicht daran gedacht, mal wieder bei ihren Verwandten vorbeizuschauen. Der Gedanke kam ihr doch ein wenig spät...

Plötzlich, ein Lichtblick. Der Kokon wurde aufgeschnitten und die Elfe konnte endlich wieder etwas sehen. Theoretisch, denn jetzt brannten ihre Augen fürchterlich! Blinzelnd versuchte sie das unangenehme Gefühl der Trockenheit abzuschütteln. Leise aufkeuchend atmete sie durch und verkrampfte sich prompt. Geräuschvoll schnaubte sie durch die Nase aus. Wenn auch benommen nahm sie unwillig Notiz von der gebieterischen Stimme, die sie unangenehm an ihren alten Herren erinnerte. So war das also...In Gefangenschaft der Drow, ihren finsteren Vettern. Und weit und breit kein Ritter...oder auch Ritterin in strahlender Rüstung, der in letzter Sekunde zu ihrer Rettung hereinbrechen würde. Die junge Druidin wusste nicht recht, was sie in diesem Augenblick fühlen sollte. Angst? Sicher. Aber unpassenderweise war sie gerade nur froh, sich langsam wieder bewegen zu können. Ihre Gastgeberin besaß noch nicht einmal die Absicht, sie gleich zu töten. Das klang doch ganz vielversprechend. Überleben war ein gutes Stichwort. Darum sollte sie sich jetzt bemühen. 

"...Bitte verzeiht, das Ihr mich in dieser misslichen Lage vorfinden müsst. Ich würde Euch die nötige Ehre erweisen, doch mein Körper ist noch immer etwas taub. Amaryl Nilith Elavain, zu Euren Diensten. Herrin Ilvara. "


Der letzte Teil kam mit einer kleinen Pause, war er doch äußerst gewöhnungsbedürftig. Trotzdem, sie versuchte wenigstens jeglichen Ärger im Moment zu vermeiden. Ihre Zunge war noch schwer und fühlte sich wie ein regelrechter Fremdkörper in ihrem Mund an. Widerlich. Aber da musste sie jetzt eben durch. Klug wie sie war, entschied sie sich für die einzig sinnvolle Handlungsweise - und legte gleich jeglichen Widerstand nieder. Was blieb ihr auch sonst übrig? Im Stillen entsendete sie dennoch ein entschuldigendes Stoßgebet an Mielikki.

Man mochte ihre Worte womöglich als spöttische Bemerkung verstehen, doch ihre weiche, melodische wenn auch etwas monotone Stimme ließ scheinbar auch auf eine gewisse Humorlosigkeit schließen. Sie war es schlicht nicht gewohnt, sich mit anderen Elfen zu unterhalten. Erst recht nicht, seit sie unter Tage reiste. Pflanzen und Mykoniden waren für lange Zeit ihre einzigen Gesprächspartner. Man mochte die 'Neue' auf den ersten Blick für eine Mondelfe halten - zweifellos floß ihr Blut in ihren Adern. Ausgebleichtes, fast weißes Haar umrahmte ein blasses, puppenhaftes Gesicht. Emotionsarm, leblos geradezu schien ihre Mimik. Recht ausdruckslos blickten kühle blaue Augen nach vorn und musterten die Drow abwartend. 
« Letzte Änderung: 30.01.2016, 22:19:06 von Amaryl »

Orel Sturmreiter

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Der Außenposten
« Antwort #216 am: 31.01.2016, 13:04:07 »
Sie würden ihn öffnen und sie mussten dabei zu sehen. Orel sah etwas besorgt zu Derendil hinüber. Was würde passieren, wenn Tisuriels Körper nun unter den Augen des Quagoss einem teuflischen Ritual unterzogen werden würde. Er erkannte hinter sich nun auch die beiden Gnomenbrüder und nickte ihnen zu. Das fasrige Knacken jedoch griff nach der Aufmerksamkeit des Mannes und so versuchte er etwas über die Schulter des Wächters hinweg zu erkennen.

Der Kokon brach langsam auf und ein bleiches Gesicht erschien. Aus der Entfernung erkannte der Mensch in dem difusen Licht nur ein paar spitze Ohren und befürchtete das Schlimmste. Doch als er erneut zur Seite sah, hatte Derendil nicht bereits einen der Wächter vor ihm überwältigt. Er schien sich zu beherrschen und seine Wut zu kontrollieren. Vermutlich wusste er, was ihn andernfalls erwarten würde. Etwas beruhigter folgte Orel mit einem mulmigen Gefühl der Prozedur.

Dann plötzlich trat die Priesterin nach vollendetem Werk zur Seite und der Mann vernahm eine nicht erwartete weibliche Stimme. Sie hörte sich heiser und kratzig an, doch es war die einer Frau. Er legte den Kopf etwas zur Seite und tatsächlich sah er in dem aufgebrochenen Kokon eine bleiche Elfe. Ilvara begrüßte sie mit den für ihn nur all zu bekannten Worten als eine weitere gefangene Sklavin für ihre finsteren Hallen.

Fast war Orel dankbar darum, dass sie sich nicht alle ein weiteres Mal mit Tisuriel auseinander setzen mussten. Sein Tod traf alle sehr unvorbereitet und war ein schrecklicher Verlust. Kurz vor der Durchführung ihrer Flucht wäre eine solch schreckliche Erinnerung nicht sehr förderlich und könnte ihre Entschlossenheit schwächen. 'Doch was ist nun mit dieser Frau? Was hatte die Priesterin mit ihr vor, immerhin konnte Orel sich nicht daran erinnern, so viel Publikum bei seiner Folterung gehabt zu haben.'

Mhyr

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Der Außenposten
« Antwort #217 am: 31.01.2016, 18:32:37 »
Mit einem Lächeln im Gesicht half Asha Vandree, die jüngere Drowpriesterin, Amaryl ihre tauben Arme zu befreien. "Kommt Schwester, Dathiir. Gleich habt Ihr es geschafft." Shoor Vandree war plötzlich an ihrer Seite und legte die schlanken Handgelenke der Elfin in eiserne Schellen, die an einer längeren Kette befestigt waren. "Geht es? Richtet Euch auf. Kommt, ich helfe Euch.", unterstützte sie Asha fürsorglich. Als die Waldelfin saß, riss sie der Edelmann von Lolths Altar.[1] Amaryl konnte ihre Beine noch nicht rühren, waren diese doch noch immer mit Spinnweben verklebt. "Steh' auf!", befahl Herrin Ilvara.
Die Drow ergötzten sich eine Weile an der Hilflosigkeit der blassen Elfin, dann schlug Ilvara Mizzrym mit ihrer Tentakelrute zu und riss ihr den Kokon vom Unterleib.[2] "Oh, wartet, da hängt noch was.", bemerkte Asha und öffnete mit dem Opferdolch die Nähte von Ashas Lederpanzer, ihren Beinkleidern und Stiefeln.
"Los, Duskryn legt ihr die Fußfesseln an!", befahl Shoor Vandree seinem entstellten Artgenossen mit einem triumphierenden Lächeln im Gesicht. Der Drow tat wie ihm geheißen und legte die Elfin in Untergewändern in Ketten.

"Hervorragend! Lasst uns in die Haupthalle ziehen, das Festmahl beginnt in Kürze.", ordnete Herrin Ilvara an und schlang ihre Tentakelrute um die Handschellen der Waldelfin. Sie zerrte Amaryl vor den Tempelturm und deutete mit ihrer freien Hand auf die Spinnweben unterhalb des Außenpostens. "Ja, das Festmahl hat in der Tat bereits begonnen."

Die Drowsoldaten drehten sich ebenfalls um, dann die Tiefenbären und Gefangenen, nur um zu sehen wie zwei Riesenspinnen sich an einem Kokon, ganz so wie den von Amaryl, laut kreischend gütlich taten.

Herrin Ilvara lachte. "Das war dein Vorgänger, Dathiir. Enttäusche mich nicht oder du wirst sein Schicksal teilen. Oder ein schlimmeres. Du musst wissen, die Spinnenkönigin nimmt und die Spinnenkönigin gibt. Ganz so wie ihr beliebt."

*     *     *     *     *

Kurze Zeit später fanden sich alle Gefangenen in den Sklavenunterkünften wieder. Wie schon so oft hatten die Quagosse und Drow sie unsanft unter Androhung von Gewalt hinter die rostigen Eisenstäbe getrieben.

Vier Laternen die das schwache, grünliche Licht von unterirdischen Pilzen ausstrahlten sorgten für eine kränkliche Beleuchtung der kleinen Höhle. Die weitestgehend natürliche Kammer war gute dreißig Fuß lang und besaß die grobe Form eines Auges. An ihrer breitesten Stelle maß sie knappe zwanzig Fuß. An einem Ende versperrte ein schweres Gittertor den einzigen, sichtbaren Zugang, während sich eine bunte Mischung an anderen Gefangenen in den Schatten nahe den Felswänden aufhielt.

Es war eine wahrlich bunte Mischung aus Völkern die, wie so viele, mit den Drow verfeindet waren: drei Tiefengnome, zwei Waldgnome, ein Halbelf, ein Mensch, eine Schildzwergin und ein männlicher Zwerg mit graublauer Haut - es konnte sich um einen der berüchtigten Derro handeln - ausserdem waren da noch ein Ork, ein Quaggoss mit schmutzigem, weißgrauem Fell in einer viel zu kleinen Brokatweste, ein Kuo-Toa mit geschuppter, purpurfarbener Haut, ein grauer Mykonid mit zwei stämmigen Beinchen und ein Drow. Ja, Drow waren dafür bekannt erbitterte Machtkämpfe in den eigenen Reihen zu führen.

Durch das Gittertor war ein großer Stalagtit zu sehen der von der Höhlendecke hing. Der Abtropfstein war gut bestückt mit Tonschalen in denen das lilafarbene Feenfeuer der Drow züngelte.
 1. 4 damage.
 2. 2 damage
« Letzte Änderung: 31.01.2016, 18:58:33 von Mhyr »
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Amaryl

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Der Außenposten
« Antwort #218 am: 31.01.2016, 21:52:17 »
Geschunden fand sich die Elfe wenig später in den Sklavenunterkünften wieder. Sie hatte die Späße der Drow stillschweigend hingenommen und war ohne die vielleicht erwarteten Verwünschungen und Schmerzensschreie davongezerrt worden. So rabiat ihr Humor auch sein mochte, ein Gutes hatte die schmerzhafte Tortur immerhin gehabt - die Netze waren endlich ab und das Gift hatte sich allmählich aus ihrem Körper verabschiedet. Starr saß sie wie eine gebrochene Puppe in einer dunklen Ecke des Kerkers und starrte für eine Weile ins Nichts. Die unschöne Begegnung mit ihrer neusten Nemesis musste sie erst einmal für sich verarbeiten. Der Anblick der Spinnen hatte in ihr gemischte Gefühle ausgelöst. Auch wenn es nicht ganz richtig war, freute sie sich in der Tat schon auf den Tag, an dem Ilvaras Haustiere nicht wählerisch waren und sie samt ihren Anhang zum Nachtisch verspeisten.

Mit einem lautlosen Seufzen setzte sie sich schließlich gerade auf. Leicht verzog sie den Mund. Das man ihre Kleidung zerschnitten hatte, nahm sie ihren Gastgebern übel. Zu dumm, sie hatte den Drow für eine lange Zeit aus dem Weg gehen können. Da passte man einmal nicht auf...

Nach und nach inspizierte ihr Blick die Einrichtung der schäbigen Unterkunft. Dabei wurde sie auch den anderen Insassen gewahr, die damit schon ein wenig länger als sie einsaßen. Irgendwie war sie nur nicht recht in der Stimmung, sich vorzustellen. Leise ächzend streckte sie ihre Beine aus und fuhr sich über das blasse Gesicht. Zögernd betrachtete sie die Schäden, welche die grobe Behandlung bei ihr hinterlassen hatten. Der Schmerz war nach wie vor intensiv und störte beim Denken. Besser, sie kümmerte sich gleich darum. Langsam streckte sie ihre Hand aus und ließ sie über die blutigen Striemen schweben. Amaryl stimmte einen melodischen Singsang an, doch die heilende Magie wollte sich nicht manifestieren. Etwas oder jemand unterdrückte das Wirken von Zaubern in dieser finsteren Höhle. Untermalt von einem melodischen Singsang begann ihre Hand in einem grünlichen Licht zu erstrahlen. Wärme durchzog ihre Haut, als sie geduldig die verletzten Stellen abfuhr und nach und nach ihre Wunden schloss. Es fiel ihr jedoch äußert schwer, sich zu konzentrieren.[1] So richtig gelingen wollte ihr Vorhaben dann doch nicht... 

 
 1. Cure Wounds: 4 HP geheilt
« Letzte Änderung: 31.01.2016, 23:00:36 von Mhyr »

Mhyr

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Der Außenposten
« Antwort #219 am: 01.02.2016, 10:29:05 »
Ein Gefangener schälte sich rasselnd aus den waldgrünen Schatten und kam auf Amaryl zu. Er war klein, ein Tiefengnom. "Geht's?", fragte er aufrichtig besorgt.


"Mich nennen sie Jimjar. Die Zwillinge sind Drunter und Drüber."


"Und die Gnome von der Oberfläche sind ebenfalls Geschwister. Der da ist Corwin und der andere Floki." Der Svirfnebli hatte die anderen Gnome gerade vorgestellt, da erhob sich der Quagoss in der Brokatweste und stellte sich bedrohlich über Jimjar.


"Wie du bereits herausgefunden hast, können wir hier drin keine Magie wirken.", fuhr er den Tiefenbären ignorierend fort. "Aber ist es so schlimm, dass nur die Macht der Götter deinen Schmerz lindern kann? Nein, ich denke nicht.", fügte er aufmunternd hinzu. "Wir bekommen sicher bald etwas Pilzsuppe, die wird dich wärmen und wieder etwas stärken."

Die Schildzwergin knurrte dem Menschen etwas daraufhin etwas: "Arrr, die Götter müssen uns hassen! Jetzt haben wir wieder so ein mickriges Spitzohr an der Backe. Aber die Ketten reichen ja auch noch nicht! Wie sollen wir denn mit dem Klotz am Bein fliehen?"


"Äh... ihr wollt... fliehen?", mischte sich plötzlich der Derro ein.


"Ich könnte uns nach Gracklstugh... führen. ... In der Stadt der Klingen... findet ihr... was euer Herz... begehrt... und mehr.", führte er seinen Vorschlag weiter aus. Sein Gesicht glich dabei einer schwer zu lesenden Maske: er verzog keine Miene und in seinen milchigen Augen war weder Aufrichtigkeit noch Lüge zu entdecken.
« Letzte Änderung: 01.02.2016, 11:07:03 von Mhyr »
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Orel Sturmreiter

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« Antwort #220 am: 01.02.2016, 11:43:52 »
Stillschweigend musste Orel der Zwergin zustimmen. Stark sah die Elfin bei weitem nicht aus, doch wenn der Tiefengnom Recht hatte, dann war sie in der Magie begabt. Und das konnte ihnen, sobald sie die Zelle verlassen hatten, sehr hilfreich sein. "Abwarten Eldeth, scheinbar beherrscht sie heilende Magie, das könnte uns von Nutzen sein. Und irgendwas sagt mir, dass sie keine typische Frau ihrer Art ist."

Abschätzend beobachtete der Mann Amaryl.[1] Ihre helle Haut und die fast weißen Haare fielen ihm schon auf, als sie wieder in ihre Zelle gesperrt wurden. Fast erinnerte sie ihn an eine Mutation, eine Albino, wie sie sonst hauptsächlich im Tierreich vorkam.

Etwas verwundert, als sich der Derro plötzlich in der Sprache der Zwerge in ihr Gespräch einmischte, blickte Orel ihn für einen Moment wortlos an.[2]
 1. Perception 19, Survival 15
 2. Knowledge History 12 - Was weiß Orel über die Stadt der Klingen?
« Letzte Änderung: 01.02.2016, 12:48:22 von Orel Sturmreiter »

Mhyr

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« Antwort #221 am: 01.02.2016, 11:55:58 »
Orel wusste von Gracklstugh, der berüchtigten Stadt der Duergar nur, dass sie sowas wie die Rüstkammer des nördlichen Unterreichs war, wo züngelnde Flammen und glühende Kohlebecken die Dunkelheit durchbrachen.
Während er über die Stadt der Klingen und das Angebot des Derro nachdachte, betrachtete er die Elfin und entdeckte zwischen ein paar weißgelben Fäden, eine lebende Spinne, so groß wie eine Zwergenfaust auf ihrer Schulter! Die Spinne war ruhig. Sie schmiegte sich an die blasse Elfin wie ein verängstigter Säugling und wirkte überhaupt weder bedrohlich noch angriffslustig. Offenbar hatte Amaryl sie noch nicht bemerkt.
« Letzte Änderung: 01.02.2016, 12:11:45 von Mhyr »
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Orel Sturmreiter

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Der Außenposten
« Antwort #222 am: 01.02.2016, 12:48:11 »
"Ihr meint, ihr führt uns in die Stadt der Duergar. Ein Ort an dem uns vermutlich genauso viel Gefahr drohen könnte wie hier."

Orel richtete sich plötzlich etwas auf und blickte erstarrt und angespannt auf die Schulter der Elfin. Genauer gesagt auf die Handteller große Spinne, die bewegungslos zwischen den Resten des Spinnenkokons ruhte. "Amaryl, so war doch euer Name. Auf eurer rechten Schulter, bewegt euch nicht zu hastig." Langsam ging er ohne eine hastige Bewegung auf sie zu, um die Spinne mit einer schnellen Handbewegung zu entfernen.

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Der Außenposten
« Antwort #223 am: 01.02.2016, 13:13:06 »
Schutz suchend verkroch sich die Spinne unter dem verklebten Haar der Elfin.

"Nun, ... auf das Wort der Duergar kann man sich wenigstens... verlassen.", entgegenete der Derro. "Großartig! Sloobludop, Gracklstugh und der Nimmerlichthain? Drow, warum schlägst du nicht noch Menzoberranzan vor?", schnitt ihm Eldeth nahezu das Wort ab. Sarith verstand offenbar nur "Menzoberranzan" und hustete ein gequältes Lächeln in sein Gesicht.

« Letzte Änderung: 01.02.2016, 17:31:57 von Mhyr »
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Amaryl

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« Antwort #224 am: 01.02.2016, 15:21:13 »
Frustriert ließ die Waldelfin ihre Hand wieder sinken. Wäre ja auch zu einfach gewesen, wenn Magie in diesen Zellen möglich war. Daran hatte sie nicht sofort gedacht. Aus einer Ecke trat einer der Gefangenen auf sie zu. Ah, der Tiefengnom. Auf seine Frage hin nickte sie. Nennenswerte Emotionen zeigte sie nicht, doch wenigstens ihre Aufmerksamkeit hatte er. Ihre Stimme war ruhig und noch etwas heiser, als sie sprach.

„Ich sollte es überleben. Die Zeit im Kokon war alles andere als erfreulich. Verglichen damit geht es mir schon wieder besser. “

Dahin zurück wollte sie nicht unbedingt noch einmal. Eine Probe von diesem Spinnengift hätte sie allerdings durchaus ganz gerne. Es wäre sicher überaus nützlich auf der Jagd – und um unbequeme Naturen effektiv loszuwerden.   

Nach und nach stellten sich einige der Gefangenen vor. Die Druidin nickte den Anderen zu.

„Amaryl.“
Wiederholte sie und rieb sich kurz die Nase, als der Quagoss ihren misslungenen Zauber ansprach. Womöglich hatte er bemerkt, das sie alles andere als angetan davon war.

„Es ist unangenehm.“
Erklärte sie schlicht und überwand sich zu einem dünnen Lächeln. Ihr Gegenüber schien es gut zu meinen, das musste sie ihm wohl zugute halten. Immerhin, wenn sie zu essen bekamen konnte sie sich darauf beschränken ihre Verletzungen auszukurieren.

„Hm...Das klingt verlockend. Ich hatte noch nicht das Vergnügen, die drowsche Küche auszuprobieren. Wie lange seid ihr schon hier? Und worauf darf ich mich während meines Aufenthaltes gefasst machen? Welche Späße treibt diese Ilvara mit uns...“

In ihrer Vorstellung mochte alles möglich sein – von simplen Arbeitssklaven über Hofnarren bis hin zu weit furchteinflößenderen Pflichten in den finsteren Schlafgemächern. Allzu rosige Aussichten waren das nicht. Als sie gewahr wurde, das sie angestarrt wurde, starrte sie zurück. Fragend neigte sie den Kopf ein wenig zur Seite, dann spürte sie ein Kitzeln in ihrem Nacken.

„Eine Spinne? Lasst nur, ich glaube kaum, das sie mich als Beute ansieht.“
Die Elfin winkte gelassen ab und wartete einen Moment, ob sich das scheue Tier von selbst zeigte. Vielleicht ließ es sich ja auf die Hand nehmen? Jetzt war sie neugierig, welches Exemplar sich da ihre Wenigkeit als Versteck ausgewählt hatte.   

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