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Autor Thema: Gulasado  (Gelesen 47934 mal)

Beschreibung: Episode 1.2

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Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #75 am: 06.02.2016, 00:08:40 »
Eilig huschen Manik, Flannait und schließlich auch Basilio durch die Schatten, als Ihnen die Wache gerade den Rücken zugedreht hat. Der Nordmann und die Halbelfe sind dabei so meisterhaft, dass Basilio sich vorkommt, als würde er so viel Lärm wie ein ganzes Trupp machen. Doch der Koraker kann beruhigt aufatmen - er warleise genug unterwegs, um keinen Verdacht zu erregen. Die Wache setzt unbekümmert ihr monotones Kreisel fort, während sich die drei Gefährten an die Seite des Wagens und somit in die Schatten drücken.

Manik passt eine günstige Gelegenheit ab und dreht sich zum Wagen um. Rasch hebt der Waldläufer die Zeltplane zwei Handbreit hoch. Seine Augen müssen sich zunächst an die Dunkelheit im Inneren gewöhnen. So dunkel die Nacht auch ist - das Licht der Lagerfeuer und der Sterne ist stark genug, um sie im Vergleich zur völligen Dunkelheit innerhalb des Wagens zu erhellen.

Ein Lidschlag vergeht - ein weiterer. Und noch einer. Endlich weiten sich die Pupillen, schälen sich Umrisse heraus. Mehrere Kisten sind im Inneren des Wagens gestapelt, zwei Fässer, Stoffbahnen und andere Vorräte. Und in einer der hinteren Ecken liegt ein untersetzter Mann auf einer groben Leinendecke. Seine Hände und Füße sind in Schellen - die Ketten laufen nach einer guten Unterarmlänge zu einem einzigen Geflecht zusammen, welches an einer stabilen Eisenöse, eingelassen in den Wagenboden, endet. An Laufen oder weite Handbewegungen ist nicht zu denken.

Der Mann ist wach, die Augen sind offen. Und seine Pupillen haben sich schon längst an die Dunkelheit gewöhnt. Er blickt geradewegs auf den schmalen Lichtstreifen, der sich in seiner Welt aufgetan hat - geradewegs in Maniks Gesicht. "Hallo Waldläufer", sagt Bosol. Der Fhokki wundert sich - irgendetwas ist anders. Dann erkennt er es: Bosol ist nicht mehr ängstlich, wie damals auf dem Weg nach Dorwida oder vor Gericht. Er klingt nur noch müde.

Nur ein Paar Schritt von Manik entfernt kauern Basilio und Flannait - auch die beiden hören eine Stimme aus dem Inneren, können aber die Worte auf die Entfernung nicht erkennen. Dafür ist Gelächter aus einem der Zelte weiter die Reihe entlang zu hören. Hat das eben nach einer Frauenstimme geklungen?

* * *

Als Tarqetik das Gespräch auf die Kommandantin bringt und dieser Sprödigkeit unterstellt, wiegt der Feldscher nur leicht den Kopf. "Ich habe keinen Grund zur Annahme, dass die Kommandantin weniger von den Freuden des Fleisches hält, als wir anderen", sagt er bedächtig. Die Wortwahl ist geschliffen, die Stimme melodisch. Der Krieger erkennt, dass Obekiki weder förmlich noch distanziert klingen will, ganz im Gegenteil - es ist die natürliche Sanftheit der Südländer und gute Erziehung, die dahinterstehen. "Sie ist eine große Kriegerinnen und bei uns in Azhnomahn waren die großen Kriegerinnen der Vergangenheit den Sagen nach stets auch lustvolle und unersättliche Frauen." Mit diesen Worten nimmt er Sanjans Einladung zum Dank nickend an und nimmt sich einen Becher mit Sidre. Ohne Eile trinkt er einige Schluck und säufzt dann genussvoll. "Aber vielleicht ist das ja hier im Norden anders. Was sagen die Erzählungen deines Landes über die Kriegerinnen?", fragt er den Brandobiner.[1]

Als Sanjan sich mit seiner Frage an ihn richtet, muss Obekiki kurz nachsinnen. "Eine gute Frage, Bruder von den Bahir, sagt er schließlich. "Es hat sich viel bei meinem Volk getan. In alten Zeiten - da bemalten wir unseren Körper mit rituellen Farben, damit die Ahnengeister uns schützen können. Wir stimmten Gesänge an, um den Donnergott milde zu stimmen und die Nachtschatten zu vertreiben. Und wir befragten die Innereien von Vögeln und Schlangen."

Der Feldscher hält kurz inne und nimmt noch einen Schluck aus dem Becher. "Viele von meinem Volk tun all dies immer noch. Aber das sind diejenigen, die auf dem Land und in den Wäldern, in den Dörfern und Weilern wohnen. In den großen Küstenstädten - da hat der Stein das Holz verdrängt und Eisen widerum den Stein. Da haben Handelsschiffe den Platz der Ahnengeister eingenommen. Die Abakhishwa inyumbazane von Zha-Nezhmish schärfen heute ihre Stahklingen und prüfen die Sehnen der Kompositbögen. Helfer ölen ihre Kettenhemden, Mathematiker überprüfen die großen Katapulte der Stadt, Feldherren knieen sich über Karten zusammen. Und Feldscher wie ich sortieren ihre Arzneien, oder suchen in der großen Bibliothek der Stadt nach vergessenem Wissen. Es ist eine andere Zeit innerhalb der Stadmauern, als außerhalb derselben. Aber Zeit hat die Eigenschaft, sich in Einklang zu bringen. Keine Mauer kann das lange aufhalten. Auch keine aus Stein - nicht mal eine aus Stahl."
 1. @ Tarqetik: Hier ist nicht zwingend Setting-Wissen erforderlich. In dem offiziellen Material zu Brandobia steht nichts explizit zu großen Kriegerinnen und schon gar nichts über deren Liebschaften. Man könnte hier aber davon annehmen, dass Brandobia als quasi-europäische Kultur da ein gesitteteres Bild der Frau hat, als Azhnomahn als quasi-afrikanische Kultur. Natürlich kann Tarqetik sich aber auch gerne jede Antwort ausdenken, die ihm gefält, egal ob erlogen oder nach bestem Wissen. :wink:

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #76 am: 06.02.2016, 15:58:37 »
Basilio versteht zwar nicht, was Bosol sagt, aber er erkennt die Stimme. Der Gefangene scheint sich allein im Wagen zu befinden, sonst würde sich jetzt wohl jemand einmischen und Alarm schreien. Also schlüpft Basilio in den Wagen. Dort benötigen seine Augen erst einmal eine ganze Weile, bis sie in der Dunkelhaut das gröbste ausmachen können. Basilio tastet umher und findet einen Sack, auf den er sich setzen kann.

"Du schaust müde aus", sagt er zu Bosol. Müde und gefasst. Zeit genug hatte er, sich mit seiner Situation abzufinden. Es würde nicht mehr so einfach werden, Wahrheiten aus ihm herauszukitzeln, wie es nach seinem ersten Aufwachen unter Feinden war. Auch hätten sie nicht viel Zeit, bevor sie entdeckt würden. Vermutlich wirft die Wache regelmäßig auch einen Blick in den Wagen hinein.

So schnell es geht das wichtigste herausfinden sollten wir, doch womit ihm drohen? Erstens weiß er, dass wir hier im Lager nichts zu sagen haben, zweitens nähern wir uns Gulasado und damit diesem Sildan, vor dem er mehr Angst hat als vor uns allen zusammen. Hach, jetzt weiß ich, was fehlt: wann immer ich bisher jemanden verhört habe—oder auch nur einen unliebsamen Befehl gegeben—stand Gaspar links von mir und Ippolit rechts und haben mit den Knöcheln geknackt. Und, wenn's nicht anders ging, die Fäuste auch mal hübsch für mich geschwungen. Vielleicht soll ich doch Flannait hereinwinken? Es ist zwar zu dunkel für ihren Blick, aber mit dem Messer ist sie sehr geschickt...

In solch verzweifelte Gedanken verläuft Basilio sich nur, weil ihm so gar keine Drohung einfallen will, mit der er Bosol einschüchtern könnte. Er probiert ein halbes Dutzend im stillen aus, von denen eine ihm alberner deucht als die nächste. Zumindest aus seinem Mund.[1]

Ja und? Was kann ich dafür, dass ich im Grunde meines Herzens ein netter Kerl bin. Gebt mir einen Abend Zeit und eine gute Flasche Wein mit auf den Weg, und ich würde schon aus ihm herausbekommen, was ich wissen will...

Er seufzt leise.

"Manik und ich hier hatten eine Meinungsverschiedenheit. Er hat Angst, seine Helga könne ums Leben kommen, wenn die Leutchen hier versuchen, eure Festung zu stürmen. 'Mach dir da keine Sorgen', habe ich dagegengehalten, 'ohne Bosols Schutz wurde sie längst zu Tode gerammelt oder hat sich aus Scham vom Turm geschmissen. Darauf hat Flannait mich ausgelacht. Die feinen Damen in meiner Heimat täten das vielleicht—aber auch nur in der Vorstellung ihrer Männer. Nein, sie sagt, wenn Helga schlau ist, wird sie sich einen neuen Beschützer gesucht haben. Du siehst, wir werden uns nicht einig. Manik nimmt das besonders mit, für mich stehen nur ein paar Goldstücke Wetteinsatz auf dem Spiel. Deshalb kommen wir zu dir als Schiedsrichter: was meinst du wird Helga gemacht haben—oder mit ihr passiert sein—als Sildan nach dem Überfall auf die Karawane mit seinen verbliebenen Mannen aber ohne dich zurückkehrte?"

Obwohl Basilio sich bemüht, ihre genauen Absichten in den vielen Worten zu verstecken, klingt diese in seinen eigenen Ohren nur allzu deutlich heraus.[2]

Na ja, was gibt es da auch groß zu verschleiern? Bosol wird sich denken können, dass Manik seine Helga retten will. Das heißt noch lange nicht, dass er uns draufkommen könnte, dass wir schon wissen, wie wir uns einschleichen wollen...

"Du hast ihr schon einmal das Leben gerettet. Vor den Orks. Offenbar liegt dir etwas an ihr. Vielleicht hast du sie ja sogar einigermaßen gut behandelt, auch wenn du sie als dein Eigentum bezeichnet hast, weil du als letzter von deiner Bande noch am Leben seist. Sag' uns also: jetzt, wo die anderen denken, du wärst tot, wer wird sie da wohl zu seinem Eigentum erklärt haben?"
 1. Intimidate = 4
 2. Bluff = 15
« Letzte Änderung: 08.02.2016, 12:24:09 von Basilio Aristide »
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"War," he sung, "is toil and trouble;
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Manik

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Gulasado
« Antwort #77 am: 09.02.2016, 19:16:01 »
Manik will sich grade umdrehen und den beiden Anderen seine Entdeckung mitteilen, da huscht Basilio schon an ihm vorbei in den Wagen. Der Fhokki lässt genervt die Augen rollen und will dem Koraker rasch hinterherklettern, als er sich nochmal zu Flannait umdreht. Er blickt sie kurz an, klettert dann aber doch kommentarlos Basilio hinterher. Er hatte ihr sagen wollen, dass sie doch bitte draussen Wache halten soll, aber sie wirkt nicht wie jemand, der das tut, was andere verlangen.

„In der Tat.“, lässt Manik drinnen auf Basilios Kommentar folgen. „Müde und geschlaucht. Aber ich hätte auch keine Lust den ganzen Tag in som Wagen festgekettet rumzuhocken.“ Der Fhokki grinst Bosol in der Dunkelheit des Wagens an, die entblößten Zähne deutlich zu sehen. „Hallo, Bosol.“ Erwidert er schließlich auf Bosols Begrüßung.
„Wir haben da ein kleines, Problem. Wir nehmen an, du kannst uns dabei helfen.“
Der Fhokki blickt zu Basilio und will grade wieder den Mund aufmachen, als der Kleine ihm dazwischenquatscht. Erstaunt lauscht Manik den Worten des Korakers. Er muss zugeben, das ist wesentlich geschickter als der direkte Weg, den er eingeschlagen hätte.

Nach Basilios Einsatz nickt Manik nur zustimmend, als wäre das genau das, was sie von Anfang an von ihm wollten. „Das ist ganz gut zusammengefasst.“, nickt Manik. „Was denkst du? Vielleicht ist sie jemanden an dem Platz, an dem sie Dienst tut aufgefallen? Wo war das noch gleich? Man wird ihr doch nichts angetan haben, ohne dich als Beschützer an ihrer Seite?“
Ansonsten hält der Fhokki sich zurück und wartet gespannt Bosols Antwort ab. Würde das nicht reichen, könnte man ja noch nachhelfen. Ihm ein bisschen von seinen Aussichten erzählen. Dass Ejdarn höchstpersönlich von seiner Nützlichkeit gesprochen hat. Dass man vielleicht doch Milde walten lassen kann. Vielleicht würde er ihm sogar erzählen, dass sie ihn zur Not ja auch höchstpersönlich befreien könnten. Immerhin hätten sie es jetzt auch schon unbemerkt in den Wagen geschafft.
Würde das alles nicht reichen, hat er ja immer noch seinen Dolch am Gürtel.[1] Bosol hatte in der Vergangenheit nur allzu deutlich gemacht, dass er an seinem Leben hängt.
 1. Intimidate: 15

Flannait Adair

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Gulasado
« Antwort #78 am: 10.02.2016, 01:25:21 »
Flannait nickt auf Maniks Blick lediglich bestätigend ehe sie tut was sie zuvor bereits oer Handzeichen angekündigt hat und die Wache übernimmt. Dabei verschmilzt sie  mit der Nacht und den Schatten, so dass es nahezu unmöglich sein sollte sie von mehr als ein paar Schritt Entfernung zu erkennen.[1]
und so nahe wird kaum jemand unbemerkt an die gespannt lauschenden Ohren der Halbelfe herankommen.
[2]
"Hoffentlich ist dieser Bosol klug genug zu kooperieren. Wenn er uns Märchen über das innere der Burg aufgetischt hat, hofft er besser dass ich da morgen nicht lebend rauskomme. Und auf Manik vertraust Du morgen am besten nicht zu sehr, der wird mehr darauf fixiert sein seine Helga zu finden als auf die Mission." macht sie sich ihre Gedanken während sie im Dunkeln auf ihre beiden Gefährten wartet.
 1. Heimlichkeit: 26
 2. Wahrnehmung: 15
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Tarqetik

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Gulasado
« Antwort #79 am: 10.02.2016, 08:00:10 »
Mit vollem Bauch lehnt Tarqetik zwischen Sitzgarnitur und der Zeltwand. Das Feuer spiegelt sich am Metall seiner Rüstung, die Lederhandschuhe liegen nahe am Feuer, um weich zu bleiben. Der dunkle Feldscher unterhält die kleine Gruppe rund um das Feuer mit seinen Geschichten und Anekdoten von vor langer, langer Weile, denen der Söldner versucht zu folgen und kritisch sich ein Bild dieser fremden Gegenden macht.

„So ist es mit den Sagen und Legenden nicht wahr, werter Herr Feldscher? Von den Männern in Kneipen, nachdem sie den Boden ihres Bechers zu lange und zu oft wiedergesehen haben, erzählen sie gern von den guten alten Zeiten. Hier mischt sich dann gerne das gewollte mit dem gewünschten und dem Hang danach wichtig zu sein. Große Kriegerinnen, alten große Anführer. Ja, ja. Doch haben Kriege wohl kaum jemals jemanden groß gemacht.“

Tarqetik zieht einen langen Grashalm aus einer Sparte in seiner Rüstung und fängt an darauf zu kauen.
„Persönlich kann ich Dir hier nicht viel über meine Erfahrungen mit Kriegerinnen berichten. Denn ich kenne keine. Bei uns zu Hause haben Mädchen wie Burschen im Haushalt mitgeholfen, sobald sie gehen konnten. Berufsaussichten waren Bauer und Bäuerin. Unersättlich waren alle, weil es nicht immer genug zu Essen gab, da war man froh über alles.“

Tarqetik zieht den Grashalm durch eine Zahnlücke und säubert diese anschließend mit seiner Zungenspitze nach.
„Im Kampf und in Gefechten habe ich nie Seite an Seite mit Kriegerinnen gestanden. Sicher die Märchen von den agilen, leichtfüßigen, windgewandten Bogenschützinnen und Messerwerferinnen habe ich gehört, doch gesehen?? Nein. Aber wenn man sich Schild an Schild gegenübersteht, dann wäre eine Frau doch höchst borniert, sich dort gegen einen Mann zu stellen.“

Der Grashalm ist ausgekaut und wird zwischen zwei Fingern zusammengerollt ehe ehr zu Boden fällt und von einem Stiefel in die weiche Erde gedrückt wird.
„Intrigen, Gift und boshafter Ehrgeiz. Das sind die anderen Merkmale, die ich ebenfalls aus Geschichten erfahren habe. Doch scheinen diese Eigenschaften eher in den höheren politischen Kreisen zu fruchten. Wobei ich, je länger ich in dieser Mischsuppe aus Rache, Gier und Hautfarbe mitlöffle, sagen muss, dass es sehr wohl zu stimmten scheint.“

Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #80 am: 10.02.2016, 23:31:25 »
Bei Basilios Monolog zu den mannigfaltigen Todesmöglichkeiten von Helga weiten sich Bosols Augen kurz. Offenbar ist er überrascht von der Wortwahl des Korakers. Er hört stumm zu, bis dieser geendet hat und auch Manik gesagt hat, was er sagen wollte. Schließlich seufzt der Mann.

"Und dafür kommt ihr in der Nacht hierher - um mich das zu fragen?", flüstert er. "Warum nicht morgen? Oder schon gestern?" Der Dejy schüttelt den Kopf und sitzt dann einige Lidschläge lang stumm und bewegungslos, als würde er seine Gedanken sammeln.

"Ich habe auch schon darüber nachgedacht, was Helga zugestoßen sein könnte, seit ich weg bin", sagt er schließlich. Unvermittelt bricht ein trauriges, kehliges Lachen aus dem Mann heraus. "Ich - der Beschützer. Das wäre ich gern, aber meine Fäuste sind nur hart genug, um das übrige Gesindel von ihr fernzuhalten. Ruhush - der schwarze Schatten hat ein Auge auf sie geworfen. Ich glaube, ihre helle Haut und ihr goldenes Haar machen ihn wild. Sie ist wie das genaue Gegenteil von ihm. Ich habe ein Paar mal gesehen, wie er sie beobachtet. Bei jedem anderen Mann hätte ich gesagt: der will sie für sich. Bei Ruhush weiß ich nicht, was er will. Kann sein, dass er zwischen ihre Schenkel will, aber vielleicht will er sie auch für irgendeine Teufelei für seinen dunklen Gott. Dieser Mann - von dem hält man sich besser fern..."

Bei den Ausführungen geht Bosols Blick immer mehr in die Ferne, als würde er den Svimohzer vor seinem geistigen Auge sehen. Nach dem letzten Satz verstummt er wieder für einige Augenblicke und kehrt danach mit einer ruckartigen Kopfbewegung anscheinend plötzlich wieder in die Gegenwart zurück.

Als wäre ihm das Abschweifen unangenehm, versucht er es mit einer geschäftigeren Stimme zu überspielen. "Jedenfalls - ich wäre kein Hindernis für Ruhush. Wenn er sie gewollt hätte, hätte er sie mir auch vorher weggenommen. Aber wenn sie nicht in der Küche oder in den Diennerräumen ist, dann würde ich annehmen, dass der schwarze Schatten sie zu sich in den Bergfried geholt hat."

Draußen steht Flannait immer noch Wache. Die Halbelfe hat sich so geschickt in die Schatten gedrängt, dass weder der patroullierende Wachmann von ihr Notiz nimmt, noch der Krieger, der gerade zwischen zwei Zelten hervorkommt.

"Nacht - Golo", ruft der Neuankömmling. "Na endlich, Sarfin!", gibt der Patroullierende zurück und unterbricht seinen monotonen Marsch.

"Ja, ja", ruft der erste und hebt entschuldigend die Arme in die Höhe. Flannait erkennt, dass der Mann in beiden Händen je einen Holzbecher hält. "Ich wurde aufgehalten, aber ich habe dir einen Gewürzwein mitgebracht. Lass uns den gemeinsam trinken. Dann übernehme ich und du kannst dich lang strecken."

Mit diesen Worten reicht der Neuankömmling - anscheinend heißt der Mann Sarfin - dem Wachhabenden einen der beiden Becher. Die Männer stellen sich ans Feuer und beginnen ein kurzes Gespräch. Golo nimmt einen Schluck und säufzt genüsslich. "Ahh... genau das Richtige für so eine Nacht."

"Na, zu dem Mischling von vorhin, der bei der Kommandantin im Zelt war, würde ich auch nicht nein sagen", gibt Sarfin mit einem Lächeln zurück. "Du weißt schon - die Sterne zählen und dann vorschlagen, dass man ihr im Zelt die neuen Schleifsteine zeigt..." - der Mann kneift ein Auge zusammen und grinst breit.

"Halt den Mund", gibt Golo zurück. "Diese Elfen - denen ist nicht zu trauen. Sind wild wie streunende Katzen. Die sieht so aus, als könnte die ein halbes Dutzend von solchen Typen wie du aufknüpfen, wenn sie übel drauf ist."

Der Neuankömmling nickt. "Temperamentvoll halt - mag ich." Als Golo abwinkt, hebt er wieder entschuldigend die Hand. "Schon gut, schon gut. Was anderes - wann warst du das letzte mal im Wagen?"

"Vor 'ner Stunde oder so - lass den Mann schlafen. Wo soll er denn hin sein, so angekettet?"

"Nee - wir sollen regelmäßig schauen. Wir trinken aus und ich schau da mal vorbei, bevor ich die Wache übernehm'."

* * *

Der Feldscher nickt bei Tarqetiks letzten Worten. "Intrigen, Gift, Ehrgeiz, Verrat und noch ein Paar mehr von diesen Zutaten. Tellene wäre ein besserer Ort ohne sie", sagt er nachdenklich. Dann hebt er den Kopf und lächelt. "Und wir beide hätten mehr Mühe, Arbeit zu finden. Aber ich kann dich beruhigen, Kämpe. Diese Zutaten - die sind überall auf der Welt im Überfluss zu finden. In den Stadtvillen der gewaltigen Küstenmetropole Zha-Nezhmish - meiner Heimat weit im Süden - genauso, wie in dem Dorf der blassen Menschen hier. Dorwida."

Obekiki schaut zu Jamir, der stumm am Feuer sitzt und sich bis dato nicht an dem Gespräch beteiligt. "Vielleicht kannst du, Priester, ein Wort hierzu sagen?", spricht er diesen an. "Ich habe gehört, du dienst einem Gott der Güte. Was sagt er über das Böse auf der Welt? Und wie will er seine Anhänger es bekämpfen sehen? Oder habt ihr Halblinge eine eigene Sicht auf diese Dinge?"[1]
 1. @ Jamir: Hier kann ich nur auf den OOC-Post von Basilio verweisen, den ich vollumfänglich unterstütze. Fühle dich frei, dich hier krativ selbst auszutoben. Falls du Hilfestellung zu etwas brauchst, sprich' mich gerne per PM an und ich antworte nach Möglichkeit schnell. Falls etwas gar nicht passen sollte, würde ich das ansprechen und um kurze Änderung bitten.

Sanjan, von den Bahir

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Gulasado
« Antwort #81 am: 11.02.2016, 11:02:45 »
Dem Gespräch folgt nicht nur Jamir schweigend. Auch Sanjan hört momentan nur zu. Jagende Frauen gab es nicht oft aber sie waren deswegen nicht schlechter als Männer. Seine Mutter war ja auch eine Jägerin und keine unbegabte. Auch einige andere Frauen aus seinem Stamm wussten wie mit Speer und Bogen umzugehen war. Mal davon abgesehen waren Gifte auch nichts ungewöhnliches. Ein Pfeil mit dem Saft von bestimmten Pflanzen bestrichen, lähmte die Beute. Sehr gute Jäger wussten dies.
Resignierend seufzte der Schamane und nahm einen Schluck vom Ceider. Er verstand nicht. Meinte Tarqetik etwa er sein eine Frau, weil er sich mit Kräutern und deren Giften auskannte?
Die Worte von Obekiki über die Sitten bei sich zuhause, ließen Sanjan an die hiesigen Soldaten deneken. Unter ihnen gab es einige, die den alten Traditionen ihrer Ahnen nur wenig Respekt zollten. Es stimmte den Schamanen eher traurig. Auch die Tatsache, dass er aus Obekiki Worten eher ein nein heraushörte.

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #82 am: 11.02.2016, 23:41:41 »
Als Bosol über Helgas Vorzüge ins Schwärmen gerät, ihre Haut, Haar und Schenkel preist—den Duft nicht vergessen! Die Nase will man in das warme, weiche Fleisch pressen und einfach nur riechen!—entschlüpft Basilio ein Laut, halb Seufzer, halb Stöhnen.

So, wild macht den Svimohzer also die helle Haut und das blonde Haar, wohl auch die blauen Augen—exotisch ist's aus seiner Sicht, anders als daheim, aufregend, verlockend, ein immer neues Versprechen... wie für mich Marus grüne Haut, das schwarzglänzende Haar, ihre Bernstein-Augen. Und der warme Kräuterduft.

Er räuspert sich.

"Dankbarkeit. Vielleicht erhofft er sich das von ihr, wenn er als ihr Retter auftritt. Ging schlecht vorher. Ein geduldiger Mensch also, der lieber wartet und aus der Ferne beobachtet, bis sich ihm eine günstige Gelegenheit bietet. Teufelei sagst du? Welcher Art? Was hast du diesen Ruhusch schon anstellen sehen? Hat er die Kargi-Masken hergestellt? Ist er zaubermächtig? Und dieser dunkle Gott, den er anbetet, hat er auch einen Namen?"

Die vielen Fragen lassen Bosol abermals seufzen und gar die Augen verdrehen.

"Jetzt hab dich nicht so", sagt Basilio. "Warum wir zwei nachts kommen? Damit ich dir ungestört was versprechen kann. Ich hab dir schon gesagt: ich bin hier dein einziger Freund. Manik vielleicht noch, wenn er seine Helga erst wieder hat. Schau, vor Sildan hast du Angst und vor Ruhusch und wohl auch vor dem Galgen, aber ich sag dir, wer dir wirklich Sorgen machen sollte: die Grünhäute. Auf ganz schreckliche Weise wollen die jeden von euch umbringen. Wegen der Masken. Das haben die persönlich genommen. Du lagst schon ohnmächtig da und hast Barkas' Schwur deshalb nicht gehört. Ich allein habe ihn davon abgehalten, sich gleich auf dich zu stürzen. Frag Manik, wenn du mir nicht glaubst. Ein Schwur also. Sowas nehmen Grünhäute furchtbar ernst. Da kann dich keiner vor schützen. Außer mir. Ich könnte ein gutes Wort für dich einlegen, vielleicht sogar mit Erfolg. Was ich damit sagen will: deine Zukunft sieht eigentlich gar nicht so schlecht aus, Bosol. Ich wette, du könntest doch noch mit heiler Haut aus dem ganzen Schlamassel hier herauskommen. Wenn du uns nur schön die Wahrheit sagst. Und gestern gesagt hast. Und morgen noch sagen wirst."

Und wenn Helga mit dem Leben davonkommt, sonst kann ich für nichts garantieren, außer, dass du die Kargi dann doch nicht zu fürchten hast.

Tatsächlich wandert Bosols Blick zu Manik hinüber und offenbar entnimmt er dessen Miene, was Basilio sich gespart hat, in Worte zu fassen.

"Also los, Bosol mein Freund, und eil dich: was weißt du über den Svimohzer und seinen dunklen Gott?"
« Letzte Änderung: 12.02.2016, 08:38:10 von Basilio Aristide »
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Jamir Masaad

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Gulasado
« Antwort #83 am: 12.02.2016, 00:32:57 »
Jamir besah sich den dunkelhäutigen Obekiki genauer. Er kommt mir in vielen Dingen so vollkommen anders vor. Zudem ist er ein Fremder und will nun Wissen über mein Leben erfahren? Wieso nur? Auf der anderen Seite sollte ich ihn nicht vergraulen, schon gar nicht grundlos. Er scheint mit uns zu arbeiten und nur darauf kommt es an.

Es dauerte einen Moment bis Jamir aus seinen Gedanken wieder im Hier und Jetzt angekommen war. Er kaute für einen kurzen Augenblick auf seiner Unterlippe herum, der Blick in die Ferne schweifend. Sodann fokussierte er Obekiki und sprach mit gedämpfter Stimme: "Wie kommst du darauf ich sei ein Priester? Ich bin lediglich ein sehr gläubiger Mann und ich diene Ranas dem Friedensstifter so oft und so gut ich kann. In deiner Gegend wird er sicher auch verehrt, aber unter einem anderen Namen wie ich vermute.

Was Ranas über das Böse in der Welt sagt? Er spricht stets davon, den Bösen in dieser Welt eine Möglichkeit zur Erneuerung zu geben. Jeder hat einen 2. Versuch verdient. Die Prediger des Friedens, so wie einer bin, ziehen zu diesem Zweck durch das Land. Wir streiten gegen das Böse auf einem Wege, ohne es grundlegend mit Waffengewalt zu tun. Wir leisten unseren Beitrag, in dem wir die Schwachen beschützen und in Sicherheit bringen. Wir setzen unsere weltlichen Waffen nur zur Verteidigung ein, um in Kämpfen gegen wen oder was auch immer. Wir setzten auf Gespräche, die fehlgeleiteten Seelen wieder auf den Pfad der Tugend zu bringen. Das ist kein einfaches Unterfangen, aber es trägt erst kleine Früchte."

Flannait Adair

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Gulasado
« Antwort #84 am: 13.02.2016, 00:10:30 »
"Unprofessionelle Narren!" denkt Flannait als die Ablösung mit dem Gewürzwein auftaucht.
und Sarfins nächster Kommetar erhöht ihre Meinung von ihm auch nicht gerade. "Du hörst besser auf denen Freund, Narr oder Du bekommst mehr "Temperament" als Du handhaben kannst."
Sie hätte nicht übel Lust sich an die beiden Anzuschleichen und sie zu überraschen. "Ich könnte behaupten die Kommandantin hätte mich beauftragt die Wachen zu kontrollieren. Geschähe den beiden Suffköppen recht." Immerhin riskieren die beiden die Sicherheit des Lagers bedenkt man, dass sie weniger als eine Tagesreise von Gulasado entfernt sind und Sildan als ehemaliger Offizier durchaus klug genug sein mochte Kundschafter auszuschicken.
"-aber leider nicht unprofessionell genug! kehrt die Halbelfe missbilligend zu ihrem ersten Gedankengang zurück als Sarfin darauf besteht nach dem Gefangenen zu sehen wenn die Becher geleert sind.
Wenig später klingt der doppelte Ruf einer Schwarzeule durch die Nacht. Die rabenschwarzen Nachtvögel sind in den neuen Königreichen weit verbreitet, so dass ihr Ruf normalerweise nicht viel Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber Basilio sollte sich daran erinnern, dass die Kundschafter der Korakischen Armee den doppelten Ruf als allgemeines Signal zum Rückzug bei Nachteinsätzen verwenden. "Ich hoffe Du hast es nicht vergessen, Feldwebel de Laroque"
Nur für den Fall, dass die beiden Wachen doch nach der Eule sehen wollen zieht  sich Flannait leise  auf die andere Seite des Wagens zurück. Dort hält sie sich bereit die beiden aufzuhalten wenn sie sich zu früh auf den Weg zum Wagen machen. Nicht dass sie dabei an Waffeneinsatz denkt. Aber die Geschichte mit dem Kontrollgang im Auftrag der Kommandantin könnte sich noch als nützlich erweisen um die beiden lange genug Abzulenken sollte es nötig werden. "Kein Grund zur Sorge" ,  denkt sie in Richtung von Sarfin und Golo,"Das Feuer ist warm und der Wein süß und es war nur eine Schwarzeule. "
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Manik

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Gulasado
« Antwort #85 am: 13.02.2016, 12:19:42 »
Als der Koraker die lechzenden Laute von sich gibt, wirft Manik ihm einen wütenden Blick zu. In Gedanken hält er fest, dass er selbst auf Basilio ein Auge wird haben müssen, in der Festung.
Doch er muss sich jetzt wichtigerem widmen.
„Ruhush? Woran erkenne ich ihn? Gibt es mehrere Svimohzer bei euch?“, wirft er an Bosol gerichtet ein, bevor Basilio wieder zu plappern beginnt. Trotz der Sorgen um Helga, kann Manik sich ein Grinsen nicht verkneifen, als Basilio beginnt, wie üblich, seine Taten ein wenig auszuschmücken.

Erzähl du nur. Wenn die Selbstbeherrschung des Kargi nicht gewesen wäre, hätte er dich ohne Mühe und ohne seine Arme zu benutzen noch kilometerweit durch den Dreck geschoben. Scharfer Stahl, wie ich ihn parat hatte, wäre da im Zweifel schon hilfreicher gewesen.

Dennoch nickt Manik Bosol bestätigend zu und unterstreicht das Gesagte, indem er die Handkante über seine Kehle zieht. Sie haben jetzt keine Zeit zu verschwenden und Manik muss Basilios Geschichte wohl oder übel unterstützen.

Dass es tatsächlich einen Nebenbuhler um Helga gibt, macht den Waldläufer nicht grade glücklich. Er denkt in dem Moment an einige der Möglichkeiten. Sollte Helga was angetan worden sein, oder sie gegen ihren Willen… zornig schnaubt Manik vor sich hin und wirft Bosol wie auf Kommando einen finsteren Blick zu. Er würde sie diesbezüglich auch genau über Bosols Verhalten ausfragen müssen, beschließt er.

Basilio Aristide

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Gulasado
« Antwort #86 am: 13.02.2016, 15:52:43 »
"Flannait", wispert Basilio, als er die eifrige Schwarzeule hört. Nur für den Fall, dass Manik dieser Verdeutlichung bedürfe, macht er das Handzeichen für Rückzug. Trotzdem bleibt er noch sitzen (in der stillen Hoffnung, Manik werde sich um den Rest kümmern, wie er ja auch auf dem Hinweg vorgespäht hat) und sieht Bosol erwartungsvoll an, ungeduldig mit der anderen Hand wedelnd, der Kerl möge sich doch bitte mal beeilen.

Ha, warum hab ich auch bloß so lange gequasselt? Na ja, wer weiß, wozu's gut war. Vielleicht erinnert Bosol sich morgen beim Kriegsrat daran.
« Letzte Änderung: 13.02.2016, 16:01:46 von Basilio Aristide »
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Khenubaal

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Gulasado
« Antwort #87 am: 14.02.2016, 15:22:08 »
Wieder spricht Basilio auf den Gefangenen ein, doch entweder ist die Klinge seiner Drohungen schartig geworden, oder Bosol ob der vielen selbiger in den letzten Tagen abgestumpft. Sein Blick zeugt immer noch mehr von Müdigkeit denn von Angst. Auf Maniks Geste nickt er sogar, als wolle er sagen, dass es ihm ohnehin schon klar sei.

"Wie sein Gott heißt?", antwortet er, als Basilio zu Ende gesprochen hat. "Ich kann die Zunge dieses Mannes nicht verstehen. Das klingt nach Tierlauten, wenn er und seine beiden Diener miteinander reden. Uzhi, oder Usi. So ähnlich nennt er ihn. Ich habe ihn mal gefragt, wofür sein Gott steht. Da hat er mich nur angelächelt mit einem Blick, der einem das Blut zu Eis gefrieren lässt. Er hat zwei kleine Schakalreißzähne, eingelassen in seine Wagen, und seltsame Formen, die drumherum in die Haut gestochen sind. Er hat gesagt, sein Herr ist der Bote des ursprünglichsten Gefühls, dass einen Menschen erfüllen kann. Des einzigen Gefühls, das wirklich zählt. Alle anderen Gefühle wären nicht echt - 'nur Masken', hat er gesagt."

Kurz verstummt Bosol, schaut noch einmal von Basilio zu Manik und wieder zurück. "Ach ja - die Masken. Ja - er hat sie hergestellt. Das heißt, wir haben die Haut... besorgt, aber er hat sie dann mit irgendwelchen Kräutern und Suden und was weiß ich noch mit was für einer Teufelei bearbeitet, damit sie so echt aussehen und... naja... nicht zu schnell verrotten. Er trägt auch selbst oft Masken. Von Tieren - am häufigsten eine, die einen Schakal zeigt. Aber seine Masken sind aus Holz und bemalt. Was die Zauberei angeht - ich habe ihn nie einen Feuerball schleudern sehen, oder so, aber ich gehe jede Wette ein, dass der Schatten mit dem Äther verbunden ist."

Wieder hält der Gefangene inne, leckt sich über die Lippen. Noch einmal geht sein Blick zu Manik und er schaut dem Waldläufer in die Augen. "Ich weiß - du hälst mich für einen Feigling und Dieb. Und das bin ich auch. Aber ich habe Helga gut behandelt. Ich hab schon mal Frauen... gezwungen, aber ihr habe ich nie was getan - sie wird es dir sagen, wenn du sie findest.

Es wird sich zeigen, ob ich hier heil rauskomme. Aber ich hoffe, ihr passiert nichts. Hol' sie raus, wenn du kannst. Und wenn sie bei Ruhush ist, dann greif sie dir und lauft so schnell weg, wie ihr könnt, und so lange, bis der Schatten nicht mehr zu sehen ist."

Derweil steht Flannait immer noch draußen Wache. Ihr Geheimruf ist verklungen, doch drinnen sind weiter Stimmen zu hören. Entweder hat Basilio sie nicht gehört, oder er hat den Sinn der Anweisung vergessen. In jedem Fall ist das nicht gut, denn Golo und Sarfin beenden gerade ihren kleinen Umtrunk.

"Guten Dienst!", ruft der Abgelöste, bevor er zwischen den Zelten verschwindet. "Feuchte Träume" schmeißt ihm Sarfin anstelle eines 'Guten Schlafs' hinterher. Dann setzt er den Becher mit einem Kichern auf einer Kiste neben dem Lagerfeuer ab.

Der Soldat streckt sich, lässt Arme und Schultern Kreisen und dehnt auch auch den Hals mit leichten Kreisbewegungen. "Na dann wollen wir mal schauen, wie es unserem Gefangenen geht", murmelt er und macht sich ohne Eile auf zum Wagen. Noch ein Dutzend Schritte, dann wird er am selbigen angelangt sein.

* * *

Obekiki hört Jamirs Worten zu. Der Feldscher lächelt - wieder blitzen die strahlend weißen Zähne im Schein des Feuers auf. "In unseren Landen wird dein Gott Hezhovozh gerufen, aber ich hatte noch nie die Möglichkeit, mit einem Priester des Friedensbringers zu sprechen. Eine ehrenvolle Sache, der ihr euch da widmet, doch ich fürchte, auch eine Aufgabe, die kein Ende kennen kann."

Langsam erhebt sich der Svimohzer auf die Beine. "Wie dem auch sei" - er nickt den drei Gefährten noch einmal zu, zuletzt Sanjan - "ich danke für die Gastfreundschaft und den Cidre. Wir sehen uns morgen bei Sonnenaufgang wieder. Gute Nacht."

Mit diesen Worten entfernt sich Obekiki vom Lagerfeuer und verschmilzt mit der Dunkelheit. Der Cidre hat die Männer schläfrig gemacht und der Gedanke an die Nachtruhe nimmt im Funkentanz des Lagerfeuers Formen an, doch plötzlich hebt Grimnir den Kopf und knurrt die Schatten an.

Als Sanjan die Unruhe des Wolfs bemerkt, folgt er seinem Blick. Zwischen zwei Zelten erkennt er Umrisse. Zwei Männer scheinen dort zu kauern. Sie machen eben je einen Schritt zurück, offensichtlich eingeschüchtert durch Grimnirs Drohgebärde. "Lass uns gehen", flüstert einer gepresst, aber doch zu laut, als dass es nicht zu hören wäre.

"Nein", entgegnet der andere. "Komm - wir fragen ihn. Er hat uns eh schon gesehen." Der Mann macht zwei Schritte an seinem Kameraden vorbei nach vorn und tritt ins Licht des Lagerfeuers. Grimnir knurrt wieder, was den Neuankömmling ängstigt, aber nicht vertreibt.

Sanjan erkennt den Mann. Es ist einer der Soldaten mit Dejy-Blut, den er im Verlauf des Tages bereits gesehen hatte. Der Mann trägt sein Haar zwar hauptsächlich kurz, hat jedoch hinten zwei dünne, fest geflochtene Zöpfe, die gut drei Handbreit am Rücken herunterhängen. Auch der Bart ist an beiden Seiten zu Zöpfen geflochten - je eine halbe Handbreit lang. In seinem linken Ohr steckt ein kurzer Messingstift mit rundem Kopf Er trägt die Uniform des Heeres, doch diese Insignien, sowie der dunkle Hauttaint und die pechschwarzen Haare weisen ihn als einen Dejy aus. Sanjan überlegt, ob er den Stamm des Mannes anhand der Zeichen benennen kann.[1] Da spricht ihn dieser auch schon an.

"Guten Abend, Schamane. Ich und mein Freund hier" - er deutet mit der Hand nach hinten in die Schatten, aus denen sich sein Kamerad gerade zaghaft zu schälen beginnt - "wir sind auch von Dejy-Blut. Jedenfalls dachten wir... da es eine Schlacht geben wird, da dachten wir..." Der Mann bricht ab, weiß nicht, wie er seinen Satz beenden soll. Da fällt ihm sein Kamerad - eine Halskette und Reif am Handgelenk, beides aus Knochen, sind seine Stammeszeichen - ins Wort: "Wir dachten, du könntest uns vorbereiten. Segnen oder ein Ritual durchführen. Wie es üblich ist."

Die beiden Männer sind nervös. Den Worten ist zu entnehmen, dass sie nie unter ihren Stämmen gelebt haben. Die Zeichen sind wohl das, was sie sich aus lückenhaften Erzählungen zusammengeklaubt haben. Sanjan kennt viele solcher Schuheträger. So nannte man in seinem Stamm Dejy, die bereits zu lange unter Dörflingen und Städtern gelebt hatten, um sich an das Stammesleben zu erinnern, oder gar dort geboren worden waren. Die meisten lebten dann auch als Dörflinge und Städter und verstellten sich nicht - so ja auch Jaresh Dorguln zum Beispiel. Doch einige versuchten sich als Dejy aufzuführen, ohne etwas über die wahre Natur ihrer Stämme zu wissen - die Schuheträger eben, die nie gelernt hatten, barfuß durch die Steppe zu laufen, und es daher auf Sohlen und platten Füßen versuchten.
 1. Knowledge (dejy) bzw. Knowledge (local) DC 12

Sanjan, von den Bahir

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Gulasado
« Antwort #88 am: 14.02.2016, 18:23:46 »
Langsam nickt der Dejy dem Svimohzer zum Abschied zu. Er schien wahrlich weit gereist und sehr gebildet zu sein. Kurz fragte sich Sanjan, ob die Heiler in seinem Volk dieselbe Stellung hatten wie die Schamanen in seinem. Doch die Gedanken verlieren sich schnell im Dunst des Abends.
Es war so auch nicht verwunderlich, dass er ziemlich träge in die Richtung blickte, in der Grimnir knurrte. Zuerst dachte er an ein Kaninchen oder einen Luchs, doch dann bemerkte er die zweig Gestalten. Nachdem er dein einen von ihnen als einen Soldaten vom Tag erkannt hatte, legte er beruhigend seine Hand in den Nacken des Wolfes. Um die Müdigkeit zu vertreiben, spannte er kurz seine Muskeln an. Straffte so seinen Leib. Dabei dachte er über die Zeichen und den Stamm des Mannes nach, doch vergeblich. Sein Körper war zwar wieder wacher, doch sein Geist noch träge von Cidre.
Als beide gesprochen hatten benetzte der Schamane mit der Zunge seine Lippen. Sie trugen weder die Kleidung ihrer beiden Stämme, noch schienen sie viel Selbstvertrauen zu haben. Eben Schuhträger, die ihren Traditionen nur aus den Geschichten ihrer Eltern folgten. Doch freute sich der Schamane innerlich. Stolz war er durch das Lager mit seinem Wolf spaziert. Hatte sich einen Überblick verschafft, doch brauchte er sich gar nicht lange etwas einreden. Er wollte eben von solchen Dejy gesehen werden. Ihnen zeigen, dass ein Stammesbruder, ein Schamane an ihrer Seite kämpfte. So war sein Lächeln welches er beiden zuwarf vollkommen ehrlich gemeint.  Nicht nur das, jetzt im Moment da der Heiler sein Bitten ausgeschlagen hatte, kamen die beiden dem Schamanen auch sehr recht. Sie machten ihm Mut wirklich die Kampfvorbereitungen seines Stammes durchzuführen. Gleich, dass seine Gefährten ihm wohl nicht dabei helfen würden.
Langsam erhob sich Sanjan. Hielt seine geballte rechte Faust vor die eigene Brust und neigte den Kopf. „Ich grüße auch euch.“ Mit einer einladenden Geste öffnete er die Faust. „Kommt setzt euch an das Feuer. Ich werde mein möglichstes tun, um euch vorzubereiten auf die Schlacht.“ Während die beiden sich setzen konnten, ging er zu seinem Zelt hinüber. Er holte eines seiner Säckchen hervor und setzte sich zurück an das Feuer. Hierbei ging sein Blick zuerst zum Paladin. Es war vielleicht keine gute Idee vor eben solchen die eigenen Traditionen zu ehren. Jedenfalls hatte Sanjan eben dieses Gefühl in der Nähe von Priestern, Paladinen und anderen starken Gläubigen der Dorfmenschen. Doch der Paladin war hier Teil ihrer Gruppe und sie würden bald auf eine Mission gehen. Da wäre es gut wenn er Sanjans Glauben wenigstens einmal gesehen hat. Nicht das sie sich vor den Banditen anfingen zu streiten.
Als sein Blick zu den beiden Soldaten fiel, lächelte er wieder. „Mein Name ist Sanjan, wie sind eure Namen?“ Langsam wurde sein Verstand wieder wacher. Auch wenn sie ihn um spirituelle Hilfe gebeten hatten, so merkte er, dass er vorsichtig vorgehen musste. Schließlich wollte er sie mit ihrer eigenen Tradition nicht verschrecken. „Von Stamm zu Stamm unterscheiden sich die Traditionen aber wenn ihr erlaubt, werde ich die meines Stammes mit euch Teilen. Jeder hier am Feuer ist dazu eingeladen, so er es wünscht.“ wieder blickte er zu Jamir aber auch zu Tarqetik. „Das gemeinsamme Sitzen an einem Feuer, das Teilen eines Trunkes gehören schon beide zu diesen Traditionen.“ Mit diesen Worten reichte er die halbvolle Cidreflasche an die beiden Soldaten weiter. „Jetzt kann ich für euch die Ahnen befragen und um ihren Segen bitten. Doch auch ich habe eine Bitte an euch. Helft mir meine Vorbereitungen abzuschließen. Es ist nichts schweres. Nur kann ich meine Kriegsbemalung nicht alleine vervollständigen.“ Das es zur Tradition gehörte die Bemalung gegenseitig zu vollenden, verschwieg Sanjan. Im Grunde war es eine Vorbereitung auf die Schlacht. Der Geist sollte zur Ruhe kommen, sich in den Riten geborgen fühlen um dann klar und zielstrebig den Kampf, der Jagt entgegen zu blicken. Diese Ruhe würden die beiden wohl auch durch die Hilfe für Sanjan gewinnen, und nur wenn sie es von sich aus wollten, würde er ihnen helfen sich zu bemalen.

Flannait Adair

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Gulasado
« Antwort #89 am: 17.02.2016, 23:12:56 »
Flannait ist überrascht, dass Basilio und Mannik auf ihr Warnsignal nicht reagiert haben. "leathcheann!"[1] flucht sie mit Bezug auf den Koraker der es besser wissen sollte. Wäre dies ein feindliches Lager würde sie den Wachposten möglichst lautlos ausschalten, oder sollte dies nicht möglich sein ihre Gefährten, die auf vereinbarte Signale nicht reagiert haben ohne großes Zögern ihrem Schicksal überlassen. Aber beides ist hier keine Option, also tritt sie aus dem Schatten hervor dem sich nähernden Soldaten in den Weg und lässt ihrem Ärger über Basilio freien Lauf um ihren unvorsichtigen Gefährten noch etwas Zeit zu erkaufen. Das sie von dem versoffenen Typ mit seinen anzüglichen Bemerkungen ohnehin nichts hält macht es ihr nur noch leichter den Mann zusammenzustauchen.[2]
"HEY DU, " faucht sie den Mann an und zieht die Augenbrauen zusammen als müsse sie sich an seinen Namen erinnern, "Sarfin, richtig? - nennt ihr das etwa Wache halten? Ich konnte mich ohne Mühe zweimal aus dem Lager hinaus und wieder hinein schleichen und", sie schnüffelt, "gesoffen habt ihr auch noch. Wir sind keinen halben Tagesritt vom Feind entfernt und ihr lasst es euch gutgehen anstatt die Augen aufzuhalten. Was wenn ich einer von Sildans Kundschaftern gewesen wäre? Gut das mich die Kommandantin geschickt hat die Wachen zu kontrollieren. Der kannst Du dann morgen dein Verhalten erklären, Saufnase."
"Genau wie Du, de Laroque, wenn Du und Manik euch nicht auf der Stelle aus dem Staub macht." ergänzt sie gedanklich in Richtung des Wagens. Lange wird sie den Wachposten nicht ablenken können.
 1. Elfisch: Idiot!
 2. Bluff: 23
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

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