Der Hexe der Weltenwunde entgleitet das Lächeln und für einen kurzen Moment seht ihr Zorn in ihren Augen aufblitzen.
"Nichtsnutzige Maden. Ihr habt eure Chance vertan. Glaubt ihr euer mickriger Glaube schützt euch vor den Qualen des Abyss? Schütz euch vor mir?! Ihr sollt alle leiden!"Vorlesh macht eine wegwerfende Bewegung mit der Hand
[1] und die Helden fühlen wie eine machtvolle magische Strömung auf sie zu schießt, sie bei den Kehlen packt und... sich in Luft auflöst.
Ein schwacher Schimmer goldenen Lichts umgibt die Helden und scheint den Zauber neutralisiert zu haben. Die Hexe wirkt ebenso überrascht wie die Kreuzfahrer:
"Was? Wie kann das sein? Dieser verfluchte Wächterstein! Die Reste seiner Macht schützen euch vor meiner Magie, ich habe es geahnt. Sei es drum! Vor meinen Dienern wird er euch nicht schützen!Mit diesen Worten breitet Areelu Vorlesh ihre Arme aus und ein Riss öffnet sich in der Realität wie ein hungriger Schlund. Ein halbes Dutzend Babaus taumeln durch die Verbindung zwischen den Ebenen und dahinter erkennen die Kreuzfahrer die schattenhaften Umrisse höherer Dämonen - Vrocks, Glabrezus und sogar die vielarmige Gestalt eines Marilith Dämons!
Der erste der Babaus leckt sich über den Mund und springt dann mit übermenschlicher Geschwindigkeit und messerscharfen, gespreizten Klauen auf Otham zu.
Ein metallischer Klang ist zu hören, als Othams Rapier die Klauen des Babau mit solcher Wucht pariert, dass dieser mehrere Meter zurückgeschleudert wird.
MusikDer Halbling blickt auf die Klinge in seiner Hand, die ohne sein Zutun und mit nie gefühlter Leichtigkeit den Angriff des Dämons abgewehrt hat. Ein blaues Feuer züngelt über das Blatt des Rapiers und manifestiert sich vor den Helden in der transluzenten Gestalt einer Halblingsdame. Obwohl Otham die Frau noch nie zuvor gesehen hat, weiß er instinktiv das es sich um Yaniel handelt.
Die Stimme von Yaniels Geist klingt diesmal laut und deutlich und jeder der Kreuzfahrer kann sie verstehen.
"Mut und Aufrichtigkeit, auch im Angesicht des Untergangs. Ich teilte euer Schwert und nun teilt ihr mein Herz, Otham Sternensucher. Mein Körper ist verloren, doch mein Geist dient ewig. Für Tapferkeit und Zuversicht!
Razgrim fühlt einen Windhauch neben sich und plötzlich steht dort Morain, Razgrims verstorbener Kompanieführer. Eine körperlose Hand legt sich auf Razgrims Schulter und der Geist nickt im zu.
"Gesprochen wie ein wahrer Sohn Hochhelms, Razgrim! Ihr habt uns nie verraten, euer Herz dient Torag und so werde ich euch dienen. Kein warmes Blut fließt mehr durch meine Adern, doch immer noch heiß glüht der Zorn auf die Diener Deskaris. Für Ehre und Pflicht!"
Vor Damian steht eine junge Frau mit offenem Haar, die von einer sanften Brise umweht wird. Iuni erscheint nicht als die alte Frau von der sich Damian verabschiedet hat, sondern als junge, vor Lebensfreude und Energie strotzende Frau. Ein warmes Lächeln umspielt ihr Gesicht.
"Keine Worte können beschreiben was ich für dich empfinde, Damian. So wie der Herz ewig dem Guten dienen wird, so werde ich immer bei dir sein. Für Liebe und Freundschaft.
Um Baldark herum tauchen gleich dutzende Geister auf, allesamt gefallene Kameraden und fast vergessene Kameraden. Sie klopfen dem Zwerg auf den Rücken und nicken ihm zu.
"Baldark, alter Freund! Sie haben dich immer noch nicht erwischt! Du warst nie der geselligste, aber auf dem Schlachtfeld gibt es keinen besseren Zwerg der einem den Rücken freihält. Wird Zeit das wir uns dafür revanchieren, nicht wahr? Für unsere Kameradschaft, für Iomedae!
Yadrix blickt sich in der Erwartung um, gleich vor Terendelev zu stehen. Doch die alte Silberne taucht nicht auf.
Ein Ritter in voller Plattenrüstung erscheint neben Yadrix, dann ein Dutzend mehr. Die Männer nehmen ihre Helme ab und salutieren vor dem Hexenmeister.
"Sie war ein Vorbild für Viele, Yadrix. Ihr seid nicht allein. Terendelevs Tod bedeutet nicht das Verschwinden dessen an was sie geglaubt hat. Groß sind die Fußstapfen in die ihr tretet, doch wenn ihr gewillt seid zu wachsen, werdet ihr sie irgendwann ausfüllen. Wir werden euch beistehen, denn ihr seid das Erbe unserer Mutter. Für die Zukunft der Kinder!"
Immer mehr Geister materialisieren sich um die Helden herum, schnell sind es hunderte, bald darauf tausende von transparent schimmernden Seelen. Mit erhobenen Schilden und gezückten Waffen stellen sie sich in eine Reihe mit den Helden und die durch den Riss einfallenden Dämonen weichen nervös einen Schritt zurück.
Im Chor rufen die Seelen der gefallenen Kreuzfahrer von Kenabres:
"Der Wächterstein ist der Wille der freien Völker Mendevs. Kein Dämon soll unser Land beschmutzen, solange auch nur ein Held sich gegen den Abgrund erhebt! Wir dienen im Tod wie im Leben! Abscheuliche Dämonenbrut, spürt den Zorn der Gerechten! Für Kenabres!"
Areelu Vorlesh verliert nun doch die Fassung und schreit mit vor Empörung bebender Stimme:
"Wie könnt ihr es wagen, Kreuzfahrer! Eure mickrigen Geister können uns nicht aufhalten!
Ich bin Areelu Vorlesh, die erste Dienerin Deskaris! Ich werde euch alle ausradieren, wieder und wieder und wieder! Vernichtet sie!"Auf den Befehl Vorleshs hin setzen sich die Dämonen in Bewegung und stürmen in die Geisterarmee. In wenigen Augenblicken befinden sich die Helden inmitten einer tobenden Schlacht. Dämon schmettern dutzende von Geistern zur Seite nur um zugleich von allen Seiten von neuen transluzenten Verteidigern umschwärmt zu werden.
Noch ehe die Helden reagieren können erscheint Vorlesh mitten unter ihnen!
"Es endet hier und jetzt! Seit hunderten von Jahren habe ich mir nicht mehr selbst die Hände schmutzig gemacht, aber für euch mache ich eine Ausnahme!"Vorlesh gleicht mehr denn zuvor einem abscheulichen Dämon als einer jungen Frau. Ihre Gesichtszüge sind zu einer hasserfüllten Fratze verzerrt und ihre Gliedmaßen enden in furchterregenden Krallen und Klauen.
Mit unmöglicher Geschwindigkeit greift die Hexe nach Damian und bekommt den Aasimar am Hals zu fassen.
Einen kurzen Moment hebt Vorlesh ihr Opfer mit spielerischer Leichtigkeit in die Luft, dann verändert sich etwas in ihrem Gesichtsausdruck.
Helle Flammen umspielen ihren ausgestreckten Arm und auf einmal lässt sie Damian mit einem Schrei fallen.
Als der Aasimar sich aufrichtet glühen seine Augen in hellem Licht und gleißendes Feuer hüllt seinen Körper ein wie ein Mantel aus heiligen Flammen.
Auch die anderen Gruppenmitglieder bemerken wie weißes Feuer aus ihren Körpern hervorbricht, doch sie spüren kein Gefühl des Unbehagens.
Vorlesh jedoch schreit jedoch wie am Spieß! Unter sichtbarer Anstrengungen versucht die Hexe erneut nach Damian zu greifen, doch eine unsichtbare Kraft hält sie zurück.
Das Feuer springt von ihrem Arm auf einen ihrer Flügel über und der Geruch verbrannten Fleisch füllt die Luft.
Eine Hitze die die Helden nicht fühlen können verbrennt Vorleshs Körper und zersetzt Haut und Muskelfasern. Ein Horn splittert als das Feuer ihre Haare erfasst. In der tobenden Glut schmilzt eines ihrer Augen und tropft zischend zu Boden. Vorleshs Schreie gehen den Kreuzfahrern durch Mark und Bein. Ihr rechter Arm hängt nun nur noch nutzlos und skelettiert zu Boden, die Rippen ihres Brustkorbs drücken sich durch die verkohlte Haut nach außen.
Die Hexe stürzt und liegt wie ein qualmendes Häufchen Elend auf dem Boden. Mit unheimlicher Willenskraft hebt sie den Kopf und funkelt die Kreuzfahrer aus ihrem verbliebenen Auge an.
"Ich... ich werde mich rächen. Beim nächsten Mal wird euch der Stein nicht beschützen."Obwohl sie Todesqualen erleiden muss, spricht Vorlesh eine magische Formel und plötzlich zerspringt die Zwischenebene wie ein rohes Ei.
Das nächste Mal als die Helden die Augen öffnen, stehen sie in der bogenförmigen Türöffnung des Turmeingangs auf dem Dach der Grauen Garnison. Das seltsame Feuer, dass Vorlesh den Sieg gekostet hat ist verschwunden, doch ein schwaches Schimmern in ihren Augen ist geblieben.
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