Rick hatte lange geschlafen, wie er es eigentlich immer tat, wenn er die Möglichkeit hatte. Irgenwie liebte er es, im Bett zu liegen und zu träumen. Besonders in dieser Halbschlafphase, in der er das Gefühl hatte, Kontrolle über seine Träume zu haben.
Aber irgendwann muß man ja mal aufstehen. Also den üblichen Gang ins Bad, schnell noch in die Cafeteria, bevor das Frühstück abgeräumt wurde und dann auf die Zermonie der Neuankömmlinge vorbereiten. Zum Glück hatten ihn seine Eltern schon vor zwei Tagen hergebracht.
Die Klamotten hatte er schon am Abend rausgesucht. Deshalb braucht das Umziehen auch nicht sehr lange. Kurz überlegt Rick noch, ob er sich die neumodische Frisur, die er sich in den Ferien zugelegt hatte, wieder rauskämmen soll, entschließt sich dann aber dagegen. Zum Glück gab es für die Haartracht der Männer am Konservatorum nur wenige Regeln.
Bevor er sein Zimmer verläßt, greift er seinem Klarinettenkoffer. Er hat bestimmt noch eine Stunde Zeit, bevor das große TamTam losgeht.
Und so macht er das, was er fast immer macht, wenn in nichts hetzt. Eine große Eiche im Garten der Anstalt bietet ihm ein wenig Schatten und eine Möglichkeit sich anzulehnen.
Spoiler (Anzeigen)Als er gebeten worden war, während der Zermonie ein Stück zu spielen, wußte Rick gar nicht, wie ihm geschah. Aber natürlich konnte man sowas nicht ablehnen. Aber warum gerade er, wo es doch so viele andere Schüler gibt, die bessere Musiker sind?
Sein Lehrer hatte irgendwas von einem Gefühl für das Stück gefasselt, daß andere wohl so nicht hatten. Aber richtig verstanden hatte Rick es nicht.
[1]Als er jetzt noch einmal mit der Klarinette üben will, spielt er verschiedene Interpretationen des Stücks, die er gehört hat nach. Eine Fähigkeit, die er bis heute nicht versteht. Wie von selbst kommen ihm die Töne und Tempi in den Sinn. Seine Finger brauchen nur nachmachen, was sein Geist schon weiß.
Noch immer ist er unentschlossen, welche Version ihm am Besten gefällt. Soll er vielleicht eine eigene entwickeln?
Doch dann schrickt er auf. Ein Blick auf die Uhr verrät ihm, daß er mal wieder viel zu spät ist. Hastig rafft er seine Sachen zusammen und rennt in Richtung Aula. Etwas außer Atem und ein wenig zerzaust betritt er dann den Saal. Bei einer kurzen Umschau stellt er fest, daß er tatsächlich einer der letzten ist, die eintreffen. Schnell und möglichst unauffällig sucht er sich einen Platz.