Auf Ayleens Frage wiegt der alte Mann den Kopf. "Die verschiedenen Völker haben eigene Namen dafür erfunden: Ewige Jagdgründe, Traumzeit, Anderwelt... doch letztlich meinen sie alle das gleiche – und auch wieder nicht. Die jenseitige Welt ist für jeden anders, denn wenn man dorthin reist, nimmt man einen Teil von sich selbst mit, und der formt jene Welt auch! So gesehen macht jeder seine eigenen Erfahrungen, wenn er die Reise unternimmt." Mehrmals pocht er auf den Projektor, als würde er einem alten Freund auf die Schulter klopfen. "Langsam, langsam..!" meint er dann auf den Fragenstrom der Schülerin, der ihm trotz der Pausen ein wenig schnell zu sein scheint. "Ich will euch alles erklären, so gut ich kann, doch das braucht seine Zeit – ach ja, Zeit..! Die Menschen hier bei euch behaupten stets, sie hätten keine. Dabei frage ich mich, warum sie sich nicht einfach welche nehmen? Das ist leichter, als man denkt!" Kurz grübelt er, offenkundig, wo er bei seinen Erklärungen anfangen soll.
Doch als Ricky ihn wieder auf den Punkt stößt, der für die Schüler eigentlich der dringlichste ist, schreckt Phelps auf. "Ja richtig, das hätte ich beinahe vergessen! Ich- wie meinst du..?" Kurz wendet er sich dem Projektor zu, bevor er mit einem säuerlichen Lächeln meint: "Ja, ich scheine alt zu werden... das kann man in dieser grauen Welt leider kaum vermeiden. Du weißt aber so gut wie ich, dass das zu den Bürden eines Wächters zählt!" Dann blickt er wieder die Schüler an. "Nun, ich kann nur vermuten, dass sie einen anderen Weg gegangen ist. Nicht durch ein festes Tor so wie jenes, das ich bewache. Sondern einen Traumpfad. Sie brauchte kein Tor. Allein die Musik war ihre Pforte – doch nur sehr wenige Menschenkinder sind in der Lage, einem Traumpfad zu folgen. Diese Pfade sind schneller als ein Tor, man kann sie immer und überall finden – aber sie sind auch unsicher und gefährlich, vor allem, wenn man sich nicht auskennt! Ob eurer Freundin etwas zugestoßen ist, weiß ich nicht, hoffe aber, es geht ihr gut. Sie zu finden, wird keine leichte Aufgabe" meint er und schabt sich mit der Hand nachdenklich das Kinn.
Dann blickt er zu Boden, und seine buschigen Augenbrauen ziehen sich zusammen. "Und das schlimmste ist: Wer einen Traumpfad beschreitet, zieht unweigerlich die Aufmerksamkeit unserer Feinde auf sich! Sie mögen das wahre Wesen der Musik nicht erfassen können – ihnen ist der Zutritt zu den jenseitigen Landen verwehrt – doch sie erkennen, wenn jemand sich dieses Mittels bedient. Töricht! Töricht, den Menschenkindern so gefährliche Schlüssel in die Hand zu geben, ohne sie in ihrem Gebrauch zu unterweisen! Denn..." warnend hebt er einen dürren Zeigefinger "...ohne das nötige Wissen kann sie wer weiß wo gelandet sein, und ganz gewiss findet sie nicht allein zurück. Selbst wenn sie freundlich aufgenommen wurde – wo auch immer" murmelt der alte Mann schließlich. Dann blinzelt er Ricky an. "Und was deine letzte Frage angeht, junger Mann, so weiß ich darauf nur eine mögliche Antwort: Ihr müsst sie suchen! Denn ihr seid doch ihre Freunde, oder? Und Freunde helfen ihren Freunden." Laura Ann, die alles wie betäubt mit angehört hat, sieht Ricky und Ayleen an, bevor sie sichtlich schluckt und dann nach kurzem Zögern nickt.