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Autor Thema: 3. Zug - Rochade  (Gelesen 54815 mal)

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Idunivor

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3. Zug - Rochade
« am: 22.04.2016, 12:58:34 »
Die letzte Phase der Partie hatte begonnen und das sah man sowohl den Spielern als auch dem Brett an. Mehr als eine Figur war bereits geschlagen worden, beide Seite hatten Verluste erlitten und Erfolge erzielt. Die Gegner saßen sich ebenso unversöhnlich gegenüber wie zuvor, doch einer von ihnen lächelte unter seiner Maske, ohne dass sein Feind es sehen konnte. Dieser ahnte vielleicht bereits, dass er einen ganz besonderen Zug im Sinn hatte, aber das Brett zeigte deutlich, dass er nicht wusste, welcher Zug dies war. Seine Züge wurden aggressiver, weil er wusste, dass er ihn zur Reaktion zwingen musste, aber das würde der Maskierte nicht tun. Seine Figuren waren fast alle in Position, nur noch wenige Züge und seine Falle würde zuschnappen, dann wäre der Sieg der seine und sein Gegner musste aufgeben.
Sein jetziger Zug ähnelte der Eröffnung, doch die Bedingungen waren andere, als er erneut ein einzelnes Wort sprach: "Grennokah."
« Letzte Änderung: 22.04.2016, 13:06:29 von Idunivor »
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Idunivor

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3. Zug - Rochade
« Antwort #1 am: 22.04.2016, 13:16:41 »
Nachdem sie ausgeruht waren, machen sich die vier Rebellen wie von Nebulo befohlen auf zur "Roten Dame". Es ist keine großes Problem eingelassen zu werden, auch wenn sie auf dem Weg durch die Rabengärten das Gefühl haben hier jetzt noch mehr Szepter zu sehen, als an den Tagen zuvor. Die letzte Nacht muss die Stadtwache gehörig aufgeschreckt haben. Lina und Heka begeben sich indessen beide zu ihren Arbeitsplätzen und das Mädchen verspricht noch jetzt umso vorsichtiger zu sein, damit ihre Tarnung nicht auffliegt und das Opfer der anderen Rebellen umsonst war. Sie würde den Palast jetzt nur noch verlassen, wenn unbedingt nötig und ab sofort Quartier in dem Gesindehaus des Hulorn nehmen. Die vier Rebellen würden sie wohl nicht so schnell wiedersehen. Aber immerhin wirkt sie an diesem Morgen bereits deutlich gefasster als noch am Abend zuvor.

In der "Roten Dame" angekommen ist es noch recht leer angesichts der frühen Stunde, nur zwei der öffentlichen Tische sind besetzt und einer der Seitenkammern. Doch Nebulo erwartet seine Rebellen in dem gleichen Raum wie eh und je, allein und entspannt in dem Sessel sitzend. Sobald die vier ihm gegenüber Platz genommen haben, ergreift er das Wort: "Sehr gut, ich sehe ihr habt die Krone bei euch. Dann können wir endlich zur letzten Phase unseres Kampfes kommen." Wie immer zeigt seine Gesicht keinerlei Regung und selbst seine Stimme verräte nichts von den Gefühlen. Den Worten, die er spricht zufolge muss er wohl zufrieden sein, aber in der Tonlage deutet nichts darauf hin, er könnte auch eine Trauerrede auf einer Beerdigung halten. Ohne zu warten spricht er weiter: "Eure nächste Station ist der Ort, wo zwei von euch ihre Reise begonnen haben, das Gefangenenlager in Grennokah."
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Dawn

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3. Zug - Rochade
« Antwort #2 am: 22.04.2016, 17:18:07 »
Grennokah. Dawn hatte von diesem Ort erst vor Kurzem durch ihre Gefährten erfahren, die die Gefangenschaft dort erdulden mussten, ebenso wie viele andere der Rebellen, die sie in Selgaunt kennengelernt hatte. Ihr Ziel hatte sicher mit der Krone zu tun, denn irgendwie gab es da ja eine Verbindung. Ganz sicher war sich die Druidin nicht, aber Hesper und Threan würden es sicher wissen.

Sie selbst hatte vor allem eine Frage an Nebulo.

"Nachdem Calator erneut in Gefangenschaft geraten ist, besteht nicht das Risiko, dass der Unterschlupf in der Stadt bald bekannt werden könnte? Oder Linas Zugehörigkeit zur Rebellion?"

Idunivor

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3. Zug - Rochade
« Antwort #3 am: 22.04.2016, 17:40:07 »
Kaum merklich schüttelt der Maskierte den Kopf: "Ich habe bereits entsprechende Schritte eingeleitet. Der Zwerg wird was das angeht kein Problem sein. Aber das Herrenhaus von Rochus hat tatsächlich seine Nützlichkeit für euch verloren. Ihr tut gut daran nie wieder dorthin zurück zu kehren."
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Darmon

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3. Zug - Rochade
« Antwort #4 am: 23.04.2016, 17:49:42 »
Als Darmon der Gruppe folgt geht er davon aus, einen Mittelsmann zu treffen. Jemand, der für wen auch immer die Befehle weiter gibt und dann wieder verschwindet. Als sie dann die Rote Dame erreichen, ist er zunächst verwundet. Er bleibt kurz zurück und schaut sich diesem seltsamen Ort genauer an, während er rätselt, ob die Rote Ritterin hier einen Scherz mit der Welt versucht, indem sie ihre Weisungen an einem Ort dieses namens weiter gibt. Doch dann eilt er den andern nach. Und dann sitzt da dieser Mann, er wirkt so ganz anders, als Darmon sich den Helfer der Rebellion hier vorgestellt hat. Und als er dann beginnt zu sprechen, bleibt Darmon für einen Moment die Luft weg. "Die Stimme - ER ist die Stimme" schießt es ihm durch den Kopf und stürzt ihn in tiefe Verwirrung. Er hatte immer an einen Jünger seiner Herrin geglaubt, jemand, der Ihr Banner trägt und für Sie die Informationen weiter trägt, die keiner der Sterblichen im Geist je verstehen oder gar ergründen kann. Doch nun sitzt hier ein Mann, der offenbar nichts, aber auch gar nichts mit der Roten Ritterin zu tun hat. "BETRUG" ist sein erster Gedanke und er blickt sich erschrocken um. Aber die anderen stehen ruhig da, offenbar haben Sie den Mann schon getroffen. Und er Mann richtet auch keinerlei Worte an ihn, den neuen in der Runde, als wäre es das Selbstverständlichste auf der Welt, dass Darmon hier steht, in diesem kleinen Raum, wie die anderen auch.

Er bleibt hinter den Anderen. Er überlegt, er versucht, es zu verstehen - wie er so oft versucht hat zu verstehen, was hinter all dem Steckt, das er erlebt hat. Es dauert einen Moment bis er merkt, dass er den üblichen gedanklichen Fehler macht - er kennt ihn von den Menschen und den anderen Völkern, er kennt ihn von Sich. Es ging hier nicht um ihn. Er war eine der Figuren auf dem Brett, eine Figur, die verzweifelt versucht, Sinn in ihrem Platz im Spiel zu finden, und doch nur dort steht, wo andere ihn hingesetzt haben. Weil sie es besser verstehen, weil ihr Blick so viel weiter geht und ihr Horizont nicht so begrenzt ist. Seine Herrin hatte ihn hier hin geschickt, weil es notwendig war - und sein Glaube an Sie bedeutete, dass es richtig war, und notwendig. Vielleicht würde er eines Tages die Weisheit und den Weitblick erreichen, um einen Hauch dessen zu verstehen, was er erlebt hatte. Vielleicht war er aber auch nur ein Bauer, der seine Aufgabe so lange erfüllte, wie es nötig war, dann aber geopfert werden musste - um das Spiel zu gewinnen. Er selbst hatte argumentiert, das manche Opfer nötig waren. Und wenn er ein solches Opfer würde bringen müssen, dann würde er es tun. Aber vielleicht, vielleicht würde er es ja doch eines Tages verstehen. Das war sein Wunsch, das war seine Inspiration, er würde treu der Roten Ritterin dienen und ihren Plan umsetzen. Und wenn er diesem Mann dafür folgen musste, dann war es eben so.

Darmon steht hinten, mit dem Rücken an der Wand. Er schwankt kurz und lehnt sich dann an, während seine Gedanken sich überschlagen. Er hörte Dawns Worte nicht, und auch Nebulos Antwort. Sein Blick ist abwesend, doch kurz danach klärt er sich. Er ist wieder da, er sieht nun klar und er wird den Weg gehen, der ihm vorbestimmt ist.

Threan

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3. Zug - Rochade
« Antwort #5 am: 23.04.2016, 19:35:53 »
Den Morgen damit verbringend, Dinge zusammen zu packen und die sogenannte Marschbereitschaft herzu stellen, vermutet Threan bereits dass dies ihre letzte Nacht unter diesem Dach gewesen ist. Lina lange hinter her blickend, denkt der Söldner lange Zeit über Reya und ihr Schicksal nach. Ein Umstand der durch Hespers Gedankenverlorenheit noch vestärkt wird.

Als der Semibt morgens mit ernster Miene die kleine Truppe auf dem Weg zur Roten Dame anführt, huschen seine Augen immer wieder streitlustig zu den Szeptern die heute keinen ruhigen Tag zu haben scheinen. Kollobarateure allesamt! Doch nichts desto trotz wahrt der Schwertmagier den Frieden und übernimmt weiterhin die Führung.

Nebulo schließlich gegenüber stehend, wartet der Sturmmantel ab bis das Notwendigste gesagt ist, ehe er schroff fragt: "Gibt es Kunde von den Schwarzen Schwestern, oder von Reya um genau zu sein?" Den Blick der Maske haltend, dringt er weiter vor: "Werden wir sie bald wieder sehen?"

Auf Grennokah will Threan gar nicht erst eingehen. Zu froh ist er diesem Ort entkommen zu sein. Er hatte bereits mehr als drei Monate in diesem Ort verloren. Weshalb dort wieder hin gehen?

Idunivor

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3. Zug - Rochade
« Antwort #6 am: 23.04.2016, 22:43:32 »
Wieder keine Regung von Nebulo, obwohl die Antwort Threan nicht so ruhig würde bleiben lassen: "Sobald ihr Selgaunt verlassen habt, werden sie sich an eure Fersen heften. Seit der letzten Nacht wissen die Schattenwirker, dass etwas vor sich geht und ihre dunkle Göttin lenkt jetzt ihre Schritte und ihre Entscheidungen direkter. Die Schwarzen Schwestern verstehen das und so wie eure Rolle in der Rebellion eine besondere ist, so ist es die ihre in den Plänen der Fürstin des Verlustes. Deshalb werdet ihr schon bald aufeinander treffen."
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Threan

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3. Zug - Rochade
« Antwort #7 am: 25.04.2016, 10:08:06 »
Angespannt nickend, schweigt der Schwertmagier für einige Herzschläge in denen er an Reya denkt und wie dieses Aufeinandertreffen wohl aussehen wird. Nebulos Schweigen dazu stößt dem Sturmmantel um so mehr sauer auf, als dass der Maskierte mehr zu wissen scheint als er preis gibt.

Nichts desto trotz ist er - Threan - hier um das Dunkle zu bekämpfen und den Shariten die Herrschaft über Sembia streitig zu machen. Und Nebulo ist bar jedes Zweifels ihre beste Hoffnung dafür.

Sich dies vor Augen haltend, fasst sich der Söldner an den Mantelsaum und hebt ihn vorsichtig, so dass ihr rätselhafter "Gönner" einen Blick auf die Zwergenkrone werfen kann. "Und was sollen wir mit ihr in Grennokah machen?" fagend, hegt der Sembit bereits seine eigenen Befürchtungen. Zweifelsohne wieder in den Bereich der toten Magie vordringen, an den Baracken vorüber und hinab in die Zwergenbauten aus denen sie beim letzten Mal nur mit knapper Mühe entkommen konnten. Und dann? Wohl eine Sache mit Zwergen aus vergangenen Tagen, wenn er raten müsste.

Hesper

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3. Zug - Rochade
« Antwort #8 am: 26.04.2016, 15:14:13 »

Am Vorabend

Als Hesper wieder im Sessel aufwachte - jemand hatte fürsorglicherweise eine Decke über ihn gebreitet, war er allein in dem dunklen Raum. Auch, wenn er nicht lange gedauert hatte, hatte sein tiefer, traumloser Schlummer das schlimme, überfordernde Gefühl der bleiernen Schwere beseitigt. Der Kleriker war zwar immer noch sehr müde, aber nicht müde genug, um nicht sein tägliches nächtliches Gebet an seine Göttin zu richten. Es gelang ihm, die schrecklichen Gedanken an Evendur bis auf das Ende des langen Gebets zu verdrängen, als er seine Herrin um Beistand bat, doch konnte er nun, in der zweiten Hälfte der Nacht, schlecht einschlafen - und wenn er schlief, spielte sich in seinem Geist immer und immer wieder seine letzte - für immer letzte - Begegnung mit seinem Freund ab; immer wieder mußte er mitansehen, wie sich - wie ER! - die Mondklinge in den Körper des Deneir-Priesters bohrte... Der in der letzten Wiederholung das Gesicht Zerrabeus trug!

Ruckartig fuhr Hesper aus seinem Lager auf. Es war früher Morgen, und er fühlte sich elend. Leicht bekleidet, wie er war, hastete er aus dem Zimmer, um nach Zerrabeu zu suchen; er hatte den Jungen gestern Abend nicht gesehen, und was, wenn das letzte Traumgesicht etwas Unheilvolles - was auch sonst? - zu bedeuten hatte?

In der Roten Dame

Hesper versucht seit dem Eintreffen im Schachlokal, nicht zu sehr seinen Gedanken nachzuhängen, sondern sich auf das Gespräch mit Nebulo zu konzentrieren, was ihm nur mit Mühe gelingt. Auf dem Weg ins Herrenhaus gestern war er noch so entschlossen gewesen, Nebulo Vorwürfe zu machen, ja, ihn letztendlich für den Tod Evendurs verantwortlich zu machen. Heute sahen die Dinge, die Fragen nach Schuld und Sühne, schon viel komplizierter - noch komplizierter - aus. So wartet er, bis sich eine Gelegenheit ergibt, seinerseits Fragen an Nebulo zu richten.
« Letzte Änderung: 26.04.2016, 23:18:14 von Hesper »

Idunivor

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3. Zug - Rochade
« Antwort #9 am: 26.04.2016, 17:42:10 »
"Um von dort aus nach Donnerholm weiterzureisen natürlich." Der Maskierte greift in seinen Umhang und zieht eine Steintafel hervor, die Threan und Hesper sehr bekannt vorkommt. Er legt sie auf den Tisch und auch Darmon und Dawn können jetzt die zahlreichen zwergischen Runen sehen, die diesen Stein verzieren. "In Donnerholm werdet ihr das letzte Stück finden, dass wir für den Kampf gegen die Schattenwirker benötigen. Aber es ist nur durch ein Tauschgeschäft für euch erreichbar. Ihr werdet den Runenstein nehmen und damit das Königreich betreten, um die Krone des Zwergenkönigs gegen eine Phiole mit dem Blut der jetzigen Herrscherin einzutauschen."
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Dawn

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3. Zug - Rochade
« Antwort #10 am: 26.04.2016, 19:04:43 »
Dawn ist zwar etwas skeptisch, was es mit dem Blut der Zwergenherrscherin auf sich hat, aber andererseits ist sie auch erleichtert, dass sie die Krone wirklich nach Donnerholm zurückbringen würden. Dass sie sie mit Gewalt an sich reißen mussten, war ihr schon etwas unangenehm gewesen und sie hoffte, dass die Zwerge Verständnis für ihre Lage haben würden. Jedenfalls mehr als wozu der Steinerne Wächter in der Lage war.

Darmon

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3. Zug - Rochade
« Antwort #11 am: 28.04.2016, 14:02:48 »
Darmon weiß mit den meisten Begriffen wenig anzufangen, immerhin, von Donnerholm hat er schon in der Grabkammer gehört, es war wohl ein untergegangenes Zwergenreich. Allerdings legen die Worte des Mannes ja nahe, dass es nicht wirklich untergegangen ist, sondern vielleicht nur vergessen wurde. Alles andere würden ihm die andern schon erklären. Er wusste nicht recht, was er mit der Stimme sprechen sollte, zu verwirrt war er noch von den jüngsten Erkenntnissen. Also blieb er still und wartete ab, was die anderen noch zu klären hatten.

Threan

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3. Zug - Rochade
« Antwort #12 am: 29.04.2016, 10:51:16 »
"Donnerholm" kommt es dem in gedankenverlorenen Schwertmagier widerwillig und voll des pelzigen Beigeschmacks über die Lippen. Den von ihnen geborgenen Runenstein für einige Momente mit schlecht verborgener Abscheu musternd, blickt Threan schließlich auf und stellt die Frage der Fragen: "Und wie sollen wir das bewerkstelligen? Wie durch Grennokah durch gelangen?"

Blut von Zwergenherrscherinnen ist dabei im Augenblick sein kleinstes Problem. Die verfluchte Miene mit ihren kahlen Mauern und Brücken aus Schattenmagie ist ein verfluchter Ort, den - jemals wiederzusehen - Threan sich geschworen hatte tunlichst zu meiden. Agonotheta würde sich auch an Hesper und ihn erinnern. Eine einfache Gefangennahme mit einem erneuten Ausbruch würde wohl nicht funktionieren...

Hesper

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3. Zug - Rochade
« Antwort #13 am: 29.04.2016, 12:56:16 »

Am Morgen vor dem Treffen

Wie er befürchtet hatte, war Zerrabeu nicht mehr da. Fluchend trabte Hesper auf und ab, hin- und hergerissen, ob er den für Nestor gedachten Verständigungszauber nicht für den Jungen verwenden sollte. Aber er hatte es Lina versprochen, und so tat er es auch. Doch nichts. Keine Antwort. Das konnte zwar alles bedeuten, aber dem Kleriker wurde es klamm ums Herz. Wenn der alte Mann das Feuer nicht überlebt hatte... Würde Lina das verkraften? Sie war noch jung...
Da es noch sehr früh war und das Haus still, beschloß er, noch gleich mit einer magischen Weissagung zu versuchen, Mondlicht ins Dunkel zu bringen. Wieder fluchte er. Er hatte vergessen, den dafür nötigen Weihrauch zu besorgen, und mit Milch, wie ihn ein Blick in die Küche und den Vorratsraum lehrte, war es ebenfalls schlecht bestellt. Mögliche Gefahren, die draußen auf ihn warten könnten, mißachtend, und um sich mit etwas Einfachem zu beschäftigen, eilte er, nachdem er sich rasch angezogen hatte und leise nicht wenige Goldmünzen aus Threans Geldsäckel genommen hatte, aus dem Haus, um irgendwo die Paraphernalien für den Zauber aufzutreiben, was ihm schließlich auch gelang.
Doch wie es die Götter haben wollten, warteten die anderen bei seiner Rückkehr bereits auf ihn, so daß keine Zeit mehr blieb, die Weissagung durchzuführen. In großer Hast packte er seine Siebensachen und kehrte dem Haus den Rücken zu. Unterwegs zur Roten Dame erzählte er Threan von seiner eigenmächtigen Entleihung und allen anderen von Zerrabeus Verschwinden und seiner vergeblichen Kontaktaufnahme mit Nestor...

In der Roten Dame

Die Erwähnung von Grennokah hatte Hespers Aufmerksamkeit bereits weiter von seinen eigenen Gedanken wegbewegt, und die Aufgabe, die Nebulo ihnen nun stellt, bringt ihn vollends dazu, sie erst einmal um diese kreisen zu lassen. Zwar denkt der Priester nicht gern an das Lager zurück, aber die Aussicht, dorthin zurückzukehren, kann ihn, vor allem in seiner momentanen Gefühlslage, auch nicht besonders erschüttern. Was die praktischen Probleme bedarf, hatte ihr nach wie vor mysteriöser Retter vermutlich ohnehin eine Lösung parat, die ihnen die Durchquerung Grennokahs zumindest erleichtern würde. Interessanter findet er, was es mit dem Tauschgeschäft auf sich hat - um das Blut der Herrscherin Donnerholms kann es sich, da das Zwergenreich untergegangen war, ja wohl kaum handeln, um wen also dann?
« Letzte Änderung: 29.04.2016, 13:42:25 von Hesper »

Idunivor

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3. Zug - Rochade
« Antwort #14 am: 29.04.2016, 14:23:17 »
Der Maskierte antwortet seelenruhig auf Threans Folgefrage: "Nun, das Lager zu durchqueren dürfte euch kaum schwer fallen. Zwei von euch waren schon dort und ihr findet euch auch ohne Magie zurecht. Was das Eindringen anbelangt. Nun, ihr werdet feststellen, dass die Schattenbrücke, die die Umbravar benutzen, für weit länger bestehen bleibt, wenn ihr Urheber sie nicht direkt wieder aufhebt. Die tote Magie wirkt auf der anderen Seite des Flusses nicht. Alles, was ihr also tun müsst, ist den Arkanisten abpassen, der die Brücke erschafft, ihn ausschalten und dann die Brücke überqueren. Oder ihr schleicht euch irgendwie anders in das Lager ein. Ein Abstieg von oben, mag schwierig sein, aber mit dem richtigen Werkzeug ist auch das machbar. Und dann besteht natürlich immernoch die Möglichkeit euch einfach unter eine Gruppe von neuen Gefangenen zu mogeln oder euch in den Kisten mit Nahrungsmitteln zu verstecken. Ich vertraue eurem Einfallsreichtum, dass ihr schon hinein finden werdet. Was den Zugang weiter gen Donnerholm anbelangt, habt ihr ihn schon gesehen. Die große Grube im Außenposten führt in die Tiefe und von dort gelangt ihr zum Zwergenreich. Und was den Weg nach unten anbelangt, dafür habe ich Sorge getragen." Der Maskierte greift erneut in seinen Umhang und holt dieses Mal ein Bündel mit vier Falkenfedern heraus. "Diese Federn werden euch langsam fallen lassen, wenn ihr sie schwingt. Natürlich erst, wenn ihr so tief seid, dass das Gewebe wieder intakt ist. Der Rest des Falls wird dann sehr viel angenehmer werden."
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