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Autor Thema: In die Dunkelheit  (Gelesen 31053 mal)

Beschreibung: IC-Thread Chapter 2

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Mhyr

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In die Dunkelheit
« am: 11.05.2016, 16:40:03 »
Das Jahr der Roten Hexe, 1491 TZ
Irgendwann im Sommer
Irgendwo im Unterreich


Amaryl und Tisuriel, das waren die Namen der Elfen wegen denen Nindrol seine Reise ins Unterreich, in die Dunkelheit, in die Heimat der Drow, tief unter Faerûn angetreten hatte. Shevarash, sein Gott, der Nachtjäger, hatte ihn an diesen finsteren Ort gerufen, um dem Volk, den Tel-quessir einen Dienst zu erweisen. Er sollte die Or-tel-quessir Amaryl wiederfinden und einen Ar-tel-quessir namens Tisuriel im Kampf gegen die Drow unterstützen. Die Priester seines Dorfes hatten Nindrol für diese bedeutende Mission auserwählt. Denn nur die Erkenntnismagie der Priesterinnen Sehanine Mondbogens konnten den rätselhaften Verbleib der Druidin aufdecken. Und sein Lehrmeister hatte die Hilfe des Nachtjägers angeboten, als er davon erfahren hatte, dass der junge Arkanist den Drow ins Unterreich gefolgt war.

Vermutlich hatte sich Nindrol den Verlauf seiner Mission jedoch sehr viel heldenhafter vorgestellt, denn er hatte nur einen einzigen Zyklus in der beklemmenden Freiheit des Unterreichs verbracht. Und war dann ganz offensichtlich Sklavenhändlern in die Hände gefallen, denn als er wieder erwachte, fand er sich gefesselt auf dem Rücken einer Reitechse wieder.

Neben ihm sah er nur das graue Gesicht eines Duergars, der griesgrämig marschierte. Als der Grauzwerg bemerkte, dass der Waldelf wachgeworden war, warf er ihm einen amüsierten Blick zu - wenn Nindrol die versteinerte Visage des Sklavenhändlers richtig gedeutet hatte. Weiter vorne in der kleinen Karawane von Reitechsen erklang eine weiche elfische Stimme in einer ungewohnt tiefen, kehligen Sprache. Die versteinerte Visage des Grauzwergs neben Nindrol verfinsterte sich im Zorn - wenn er sie richtig gedeutet hatte. Er zischte "Sabrak vivrik!" und schlug dem gefesselten Waldelfen den Schaft seiner Hellebarde ins Gesicht.[1]
 1. 6 bludgeoning damage
« Letzte Änderung: 12.05.2016, 14:45:05 von Mhyr »
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Nindrol

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In die Dunkelheit
« Antwort #1 am: 12.05.2016, 15:16:25 »
Nindrol wollte sich noch wegdrehen, als der Hellebardenschaft in seinem Gesicht landete. Die Wucht des Aufpralls ließ seine feine Haut platzen und Blut rann ihm über die Wangen. Diese elende Ausgeburt eines stinkenden Zwerges! Doch ich gönne dir keine Freude an dem hier. So verhärtete sich die Miene des Elfen und er würde nicht zeigen, wie stark er mit den Schmerzen des Schlages zu kämpfen hatte. Wenn er doch nur verstand, was die elfische Stimme zu diesem Dunkelzwerg gesagt hatte.

Mhyr

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In die Dunkelheit
« Antwort #2 am: 12.05.2016, 18:06:26 »
Die Karawane bewegte sich leise durch die dunklen Tunnel des Unterreichs. Nindrol verlor jedes Gefühl für Zeit und Ort, da weder Sonne noch Stern einen Hinweis für ihn bereit hielt. Die Reitechse auf der er hing trug Kisten und Fässer in dunklen Netzen, genauso wie die Echse vor ihm und hinter ihm. Neben jeder Echse marschierte ein Sklavenhändler. Nicht alle waren Duergar. Vor sich sah er hin und wieder einen einäugigen Quagoss mit schmutzigem Fell, während er hinter sich immer wieder das wahnsinnige Gelächter eines Derros vernahm, da war er sich sicher.

Der Tunnel stieg an und der schwarze Steinboden unter ihm wurde feucht, rutschig. Die Reitechsen hatten allerdings keine Probleme voran zu kommen. Die Sklavenhändler mussten sich jedoch an Stricken und Riemen an den Lasttieren festhalten. Über ihm hingen Stalagtiten herab und unter ihm stießen Stalagmiten empor. Er hatte das Gefühl als würde sich die Karawane geradewegs durch das Maul und in die Kehle eines riesigen Schattendrachens bewegen.

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Nindrol

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In die Dunkelheit
« Antwort #3 am: 13.05.2016, 01:02:30 »
Nindrol wollte definitiv nicht sein eigenes Blut schmecken und so versuchte er es auf den dunklen feuchten Höhlenboden tropfen zu lassen. Sich den Weg in dieser völlig unbekannten Gegend einzuprägen war sicher völlig utopisch, dennoch versuchte er sein Bestes. Jede noch so kleine Information konnte bei einer bevorstehenden Flucht überlebenswichtig sein. Hier unten das Leben ausgehaucht zu bekommen – nein, diese Option bestand nicht. Er war nicht grundlos ein Diener des Nachtjägers.

Er hatte einen Schwur abgelegt. Er wollte der fleischgewordene Zorn Shevarashs werden. Und er wollte Amaryl und Tisuriel finden. Dazu musste er am Leben bleiben und am besten auch bei Bewusstsein. Genau das tat er so gut es ging.

Mhyr

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In die Dunkelheit
« Antwort #4 am: 13.05.2016, 10:30:45 »
Nach einer schier endlosen Zeit meinte Nindrol Genugtuung in der versteinerten Visage des Grauzwergs erkennen zu können. In nahezu völliger Stille, langsam und bedächtig, erklomm die Karawane den glitschigen Tunnel. Das Blut des Waldelfen vermischte sich am Boden mit zahllosen Rinnsalen, die den dunklen Stein äderten. Irgendwann kletterte die Reitechse auf der Nindrol festgezurrt war wieder auf eine ebene Fläche, eine grob gepflasterte, unterirdische Straße, wie er bald unter sich erkannte.

Als alle Reitechsen die Straße erreicht hatten, bewegte sich nichts mehr. Völlige Stille hatte sich über die Karawane gelegt. Plötzlich huschte ein Schatten an dem Waldelfen vorüber, der sich zu dem Duergar mit der Hellebarde herunter beugte und wieder in der tiefen, kehligen Sprache redete. Nindrol erkannte nur drei Worte: Menzoberranzan, Gracklstugh und Velkynvelve. Das Erste war der Name einer berüchtigten Drow-Stadt im nördlichen Unterreich, die auch Stadt der Spinnen genannt wurde; das Zweite war der Name der Duergar-Hauptstadt an den Ufern des Dunkelsees, die auch Stadt der Klingen genannt wurde; und das Dritte war der Name eines Drow-Außenpostens von dem immer wieder Spähtrupps und Raubzüge an die Oberfläche geschickt wurden. Die Jünger des Nachtjägers kannten jedoch nicht seine genaue Lage. Menzoberranzan wurde sowohl von Drow wie Duergar am öftesten gesagt. Gracklstugh nur ein einziges Mal vom Grauzwerg. Velkynvelve etwas öfter und es war auch das letzte Wort das zwischen den beiden Sklavenhändlern gesprochen wurde.

Bevor er wieder verschwand ging der Schatten auf Nindrol zu und betrat sein Sichtfeld. Das höhnische, überlegene Grinsen eines Drow erschien vor ihm. "Dann wirst du eben in Velkynvelve verkauft. Herrin Ilvara wird sich köstlich mit dir amüsieren. Nein, du wirst dabei keinen Spaß haben.", erklärte er Nindrol in fließendem Elfisch das jedoch den finsteren Akzent der Dunkelelfen besaß.
« Letzte Änderung: 13.05.2016, 14:04:35 von Mhyr »
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Nindrol

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In die Dunkelheit
« Antwort #5 am: 13.05.2016, 16:05:48 »
Nindrol versuchte so gut es ging sich etwas aufzurichten, oder zumindest den Kopf zu heben als er den Drow vor sich sah. Seine Züge versteinerten für einen Moment und instinktiv sandte sein Verstand einen Befehl an die Arme des Waldelfen: Angriff! Doch er war gefesselt und hatte keine Waffen, was hätte er in diesem Zustand schon erreicht? Dann funkelte er den Drow finster an und antwortete

"Natürlich wird sich deine Herrin mit mir amüsieren, wenn sie sonst nur solche Jammerlappen wie Dich um sich herum hat."
« Letzte Änderung: 13.05.2016, 16:51:49 von Nindrol »

Mhyr

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In die Dunkelheit
« Antwort #6 am: 13.05.2016, 17:25:01 »


Das Gesicht des Drow verfinsterte sich. Plötzlich tauchte eine Armbrust in seiner Hand auf und er betätigte grinsend den Abzug. Der Bolzen traf Nindro in der Schulter[1] und er spürte wie sich das taube Gefühl des Drowgifts in seinem Körper ausbreitete, doch er konnte gegen die völlige Betäubung ankämpfen.
Der Sklavenhändler wirbelte jedoch siegessicher herum und verschwand wieder an die Spitze der Karawane, während er in die Dunkelheit wisperte: "Ich diene weder Ilvara noch einer anderen Frau! Llaulmyn macht lediglich Geschäfte mit den Damen. Und du bist..."
 1. 6 piercing damage
« Letzte Änderung: 13.05.2016, 17:25:38 von Mhyr »
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Mhyr

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In die Dunkelheit
« Antwort #7 am: 23.05.2016, 10:17:36 »
Vor den Augen des Waldelfen erschien wieder die versteinerte Visage des Duergar. Er verzog sein Gesicht zu so etwas wie einem Grinsen und schlug ihm mit dem Schaft seiner Hellebarde wieder ins Gesicht. Undurchdringliche Dunkelheit senkte sich über Nindrol.

Er fande sich in den finsteren Tunneln des Unterreichs wieder. Er war allein. Und er wusste nicht wie lang er bereits das Labyrinth aus gewundenen Gängen durchwanderte, doch plötzlich hoben sich die schwarzen Schatten zu seinen Füßen als ölige, pechschwarze Tentakel und griffen nach ihm. Er begann zu rennen und ein haarsträubendes Heulen erhob sich irgendwo hinter ihm über den eigenen, ohrenbetäubenden Herzschlag. Er stürzte und die Wunden, die ihm die Sklavenhändler zugefügt hatten, platzten wieder auf. Weiße, fette Maden krochen aus den blutenden Öffnungen in seinem eigenen Fleisch hervor. Kurze Zeit später war er umgeben von pulsierenden schwarzen Tentakel und weißen Maden die ihn langsam erstickten.

Plötzlich wurde Nindrol aus der pulsierenden Masse gerissen und baumelte kopfüber von einer Tentakel. Dunkelheit umgab ihn. Neben ihm erschienen zwei, drei, vier riesige, feurige Augen in den undurchdringlichen Schatten. Dann schrien ihn zwei unsichtbare Mäuler unter den glühenden Monsteraugen an. Der heiße Atem der alptraumhaften Kreaturen brannte wie Feuer auf seiner Haut, bevor die ölige Tentakel zu schmelzen begann. Das dunkle Fleisch schmolz und tropfte wie Pech in die Dunkelheit hinab. Dicke Ketten kamen zum Vorschein, die den Elf an Händen und Füßen fesselten. Er stürzte.


Schmerzerfüllt erwachte Nindrol unter der Reitechse, die stoisch über ihn hinwegschritt und einfach weiterging, auf der gepflasterten, unterirdischen Straße.
« Letzte Änderung: 23.05.2016, 10:57:20 von Mhyr »
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Nindrol

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In die Dunkelheit
« Antwort #8 am: 24.05.2016, 15:34:26 »
Nindrol schüttelte sich kurz als er nach dem harten Aufprall auf der Straße sein Bewusstsein wiederfand. Sofort sah er nach oben zur der Reitechse, die scheinbar völlig desinteressiert über ihn hinwegschritt. Als nächsten verengten sich die Augen des Elfen und er versuchte seine Peiniger zu erspähen. Als drittes und letztes beäugte er seine Hände und ob diese noch immer zusammengebunden waren.

Mhyr

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In die Dunkelheit
« Antwort #9 am: 25.05.2016, 11:08:16 »
Der Waldelf konnte weder den Drow noch den Duergar sehen. Doch hinter sich vernahm er das schmatzende Geräusch der nächsten Reitechse und das schlurfen der abgelaufenen Lederstiefel eines Sklavenhändlers.[1] Dann musste er jedoch feststellen, dass er noch immer an Händen und Füßen gefesselt war.
 1. PP 15: wow!
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Nindrol

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In die Dunkelheit
« Antwort #10 am: 25.05.2016, 14:36:36 »
Sofort begann es im Kopf des Waldelfen zu arbeiten. Wo waren die anderen Sklavenhändler, wo war er überhaupt? Aber am wichtigsten war natürlich die Fragen: wie weit war die nächste Echse samt Sklavenhändler entfernt und hatten sie Nindrol schon am Boden entdeckt? Gab es die Möglichkeit schnell in etwas Deckung zu rollen?

Mhyr

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In die Dunkelheit
« Antwort #11 am: 25.05.2016, 14:45:48 »
In der Tat war eine Gruppe von Auftropfsteinen nicht weit von Nindrol, die ihn vielleicht verbergen konnten.
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Nindrol

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In die Dunkelheit
« Antwort #12 am: 25.05.2016, 15:47:36 »
Nindrol wusste, dass sich so eine Gelegenheit nur äußerst selten bot, vermutlich in den nächsten Dekaden nicht wieder. Er reagierte blitzschnell und rollte sich trotz der Fesseln an Händen und Füßen recht agil hinter die Steingruppe zu seiner Rechten[1]. Dort ging er in die Hocke und würde einige Augenblicke in seinem Versteck warten[2], bis er vorsichtig nach seinen Häschern sehen würde.
 1. Acrobatics 14
 2. Stealth 22

Mhyr

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In die Dunkelheit
« Antwort #13 am: 25.05.2016, 23:15:09 »
Der kleine Karawanenzug hatte den verborgenen Waldelfen bald hinter sich gelassen. Erleichterung machte sich in Nindrol breit. Dann erklang plötzlich das fauchen einer gigantischen Stichflamme aus der Richtung in die die Karawane weitergezogen war. Er wagte einen Blick durch die eigentümliche Steinformation und sah in ein Meer aus Flammen. Schreie wurden im Feuer laut, manche ähnelten eher dem Winseln eines verbrannten Kindes, andere waren eindeutig Todesschreie die vom Rauschen unsichtbaren Klingen angekündigt wurden. Ob es Sklaven oder Sklavenhändler waren die da ihr Leben zu Ende kreischten, vermochte Nindrol nicht zu sagen.

Nach nur kurzer Zeit wurde es still und nur noch das knistern der Flammen war zu vernehmen, bis der Waldelf etwas über die gepflasterte Straße gleiten hörte. Wie eine Schlange über die heißen Felsen unter der Mittagssonne. Doch was sich da aus den Flammen schälte war nicht nur Schlange, sondern besaß den Oberkörper einer Elfin mit sechs drahtigen Armen. Und in jeder Hand hielten diese todbringende Waffen.

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Nindrol

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In die Dunkelheit
« Antwort #14 am: 26.05.2016, 06:46:02 »
Völlig entsetzt riss Nindrol die Augen auf. Er konnte nicht, nein er wollte nicht glauben was er da in seine Richtung kommen sah. Beim Nachtjäger, was für eine Ausgeburt der Neun Höllen?

Sofort zog er sein geschundenes Haupt wieder hinter den Fels zurück und presste sich so gut es ging an jenen heran. Gegen diese Kreatur würde er auch ohne Fesseln und mit Waffen nicht bestehen können, soviel war sicher. Also blieb er so still es nur ging hinter dem Fels hocken, stets bereit eine letzte verzweifelte Flucht anzutreten und versank in ein lautloses Stoßgebet:

„Herr der Nacht, lege deinen Mantel der Finsternis über mich, auf dass dieses Scheusal mich nicht entdeckt. Diesen Schutz will ich dir reich mit den verdorbenen Seelen der Dunklen Brüder belohnen.“

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