Vor der ReiseAm Morgen steht El'ssa früh auf und sucht den Hausherrn auf. Sie entschuldigt sich zwar formvollendet für die frühe Störung, erinnert aber daran, dass er Eile gewünscht hat. Ihre Krähe scheucht sie nach draußen, um mehr Konzentration zu haben. So steht sie gerüstet und wahrscheinlich schon bereit zum Aufbruch in seinem Zimmer und beginnt:
"Ehrenvoller Freund, für die Zurückhaltung in der Nachricht, worum es gehen würde, habe ich Verständnis. Es bringt mich nun ein wenig in Verlegenheit, denn der Gul erwartet einen Bericht von mir. Ich bin nicht sicher, ob ich mit Hinweis auf eure Ehre schweigen dürfte, aber Zurückhaltung mit der Information sollte um der Freundschaft willen möglich sein. Was wäre mir erlaubt, an den Gul und unter Umständen den Rat weiterzugeben?" Die Halb-Kargi hat eine Menge ihres rauhen Tones abgelegt und windet sich mehr, sie fühlt sich plötzlich wesentlich jünger und unsicherer - so, wie bei früheren Begegnungen.
Jaresh lächelt El'ssa bei dieser Frage an und fährt mehrmals mit der Hand über seinen Vollbart, während er nachdenkt. "
Bakar mag seine Schergen an vielen Orten haben, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass er auch bei euch Ukhtark schon Augen und Ohren hat. Ich denke, es ist vertretbar, wenn du Gul Hulad und den Ältesten sagst, dass ich dich um Unterstützung für einen Verwandten im Süden an der Elos-Bucht gebeten habe. Das dürfte genau genug sein, um den Muog zufrieden zu stellen und waage genug, um keine echten Hinweise zu liefern."
Sie verzieht ein wenig das Gesicht, sie hatte auf mehr gehofft. Aber es liegt nicht in ihrer Macht, also wechselt sie ins Nachdenkliche:
"Für den Fall, das ich nach Art der Probleme und der Unterstützung gefragt werde - Da wäre dann das Suchen und Zurückbringen von etwas Verlorenem, nach dem andere jagen würden, wenn sie von der Existenz erführen. Oder die Begleitung eurer Ziehtochter." In ihrem Blick steht die Frage, wie er zu den Überlegungen steht.
Jaresh nickt: "
Am besten wäre es wohl, wenn du sagst, dass mein Vetter dich für diese Suchaktion braucht, und ich dich gebeten habe, ihm zu helfen - also die erste Überlegung. Siola sollten wir lieber unerwähnt lassen, so weit es geht. Und falls nicht - bitte vergiss nicht: für alle anderen außerhalb der Bibliotheksversammlung gestern Abend ist sie meine Nichte. Ziehtochter könnte zwar auch passen, lässt aber auch andere Möglichkeiten offen, also belassen wir es lieber bei der Nichte."
Kurz hält der alte Mann inne, bevor er fortfährt: "
Ich weiß: ihr Ukhtark haltet nicht viel von List und Täuschung - von Lügen. Mir geht es genauso, das weißt du. Und mir widerstrebt es, dem ehrenwerten Gul und den ebenso ehrenwerten Ältesten Halbwahrheiten aufzutischen. Aber in diesem Fall ist es zu unser aller Sicherheit. Ich sehe leider keinen anderen Weg. Ich hoffe, du verstehst es."
El'ssa muss seinem Blick einmal ausweichen, hatte er ihren kleinen Trick doch glatt durchschaut. Dann nickt sie und bestätigt:
"Ich werde sie soweit möglich außen vor lassen." Sie fixiert ihren Freund mit festem Blick:
"In den Augen der Ukhtark besitzen ich und meine Linie keine Ehre und es ist fraglich, ob wir jemals in der Lage wären, welche zu erwerben. Meine persönliche Ehre verpflichtet mich, das Lügen zu vermeiden und trotz allem ist mir die Sicherheit meines Stammes wichtig. Das weiß der Gul und ich hoffe, er vertraut mir und meinem Urteil soweit. Die Abstammung der beiden und die damit einhergehende Gefahr könnte sich auf die Ukhtark auswirken. Aber erst, wenn die beiden zurück sind und die Häscher noch suchen. Abhängig davon könnte ich, so leid mir das tut, nach der Rückkehr gezwungen sein, mehr zu verraten." Sie lächelt:
"Das muss jedoch kein Nachteil sein, solltet ihr oder sie bei ihnen Schutz suchen, würde sich kaum jemand unbemerkt nähern können - der Vorteil übersichtlicher, wehrfähiger Gemeinschaften." Sie deutet an, dass von ihrer Seite alles gesagt wäre und ihr Aufbruch zum Dorf unmittelbar bevorsteht. Jaresh erklärt sich einverstanden und verabschiedet sich.
Entsprechend früh sattelt sie auf und führt ihren Schecken auf den Hof, auf dem die Knechte bereits kräftig anpacken. Sie möchte gerade aufsteigen, als Basilio sie noch einholt. Die Halb-Kargi wendet ihm den Kopf zu und wartet, bis er zu Atem kommt, dann wünscht sie ihm einen guten Morgen. Er antwortet ebenso und ergänzt die Bitten:
"Grüß Barkas von mir!" und leiser hinterher:
"Und... Maru." Danach ringt er kurz mit sich, als wolle er noch etwas sagen, tut es dann aber nicht. El'ssa wartet geduldig, ob noch etwas kommt, nur ihre Krähe krächzt Protest. Daraufhin nickt sie:
"Werde ich." und schwingt sich auf, um in ihrer üblichen Art mit hohem Tempo aufzubrechen. Mehr als ein Bediensteter des Hofes schaut erleichtert hinterher.
Nach einem anstrengenden wilden Ritt erreicht El'ssa in Rekordzeit die Lande ihres Stammes. Die Grenzwache verlangt, dass sie sich identifiziert, was sie mit einem herunternehmen der Kapuze und einem ungehaltenen Blick tut. Die Wache lässt sie mit einem Winken passieren und macht, kaum dass sie passiert hat, ein Zeichen gegen böse Geister. Die Halb-Kargi bekommt das mit und entspannt sich ein wenig:
"Aking pagkilos at kapangyarihan ay hindi pa pang-anyaya."[1] So treibt sie Agnes bis vor den Muog, die Feldarbeiter und Torwachen bevorzugen es, sie zu ignorieren.
SIe lässt Agnes einfach stehen und nimmt Jezebel mit, als sie den Muog betritt. Die gerade stehende Wache verschmälert die Augen, stellt aber keine Frage. Entsprechend sieht El'ssa sich auch nicht genötigt, sich zu erklären, sie bleibt einfach abwartend vor den Türen stehen. So gibt es ein kurzes Wetmessen der Willenskraft, dann knickt die Wache ein, klopft an, wird hereingelassen und meldet den Ankömmling im Inneren. Er kommt ohne große Verzögerung wieder heraus, lässt die Tür offen und winkt die Halb-Kargi hinein. Diese zieht die Luft ein und tritt ins Halbdunkel. Neben dem Gul sind nur ein Teil des Rates anwesend, der zur Seite geschobene Tisch samt Karte zeigt deutlich, wie sehr sie mit der Organisation der Nutzung der neuen Ländereien beschäftigt waren. Sie hatte sich einige Vorwürfe anhören müssen für ihren Kompromissvorschlag, aber im Endeffekt hatten sie ihren Gewinn anerkennen müssen. Sie neigt das Knie und den Kopf und meldet ihre Rückkehr und Bereitschaft zum Bericht. Während die meisten nur mit kaltem Blick reagieren, bekommt sie von Mago einen neutralen und von Hulad wesentlich herzliche Worte:
"El'ssa kaya mabilis muli? May nangyari ba?"[2] "Hindi, mahal Gul, ako Jaresh Dorguln binisita at pinakikinggan ang kaniyang salita."[3], antwortet sie förmlich und erhebt sich wieder.
"Anu-ano ang mga alalahanin ng aking kapatid na lalaki sa panunumpa?"[4] Ohne den Blick von ihm zu wenden antwortet sie:
"G. Dorgulln ay ang grupo na nagsiwalat ng mga lagay ng lupa upang Dorwida, at nagtanong sa akin upang suportahan ang isang pamilya sa Elos Bucht. Ito ay isang kumpidensyal na bagay, na makakatulong sa paghahanap para sa isang bagay na nawala, ang iba ay din habulin kaalaman. Maaari ko bang makita walang agarang panganib para Kezhdal at mangyaring maglaan ng pahintulot, ang mga bagay at paglalakbay kasama ko upang patunayan sa aming mga kaibigan ng isang pabor."[5] Die abgewandten und kalten Blicke des Rates milderten sich etwas, sie hatte wohl gesprochen - und die Aussicht, den 'Störenfried' los zu sein tat wahrscheinlich das übrige. Mago nickt und der Gul ebenso:
"Ang pahintulot na mayroon ka, ang iyong kakayahan upang mabuhay at paramihin walang kahihiyan mo pa nagpakita. Kaya pumunta sa mga pagpapala ng mga diyos at mangolekta ng higit pang kaalaman. Tungkol dalhin ang aking kaibigan ng mabuting mga salita at kapag nakakuha ka pabalik, dumating, manatili at mga ulat"[6] Die Worte verursachen einige hochgezogene Augenbrauen, aber keiner wagte ein Widerwort, vor allem, da Mago diesen mehr als deutlich zustimmte. Er forderte sie zusätzlich auf, die Dariba vor dem Aufbruch aufzusuchen. El'ssa bestätigt, verneigt sich und dankt, bevor sie den Muog verlässt.
Sie sucht sowohl Barkas als auch Maru auf, um die Grüße auszurichten, von dem Besuch zu erzählen und ihre Pläne mitzuteilen. Bei der Dariba erkundigt sie sich zusätzlich noch, wie es den Kranken und Verletzten geht, doch ihre Hilfe scheint nicht mehr nötig. Sie hatten sich die letzten Wochen über ihr Heilerwissen ausgetauscht und wieder angenähert. "
Ko na narinig na Basilio umaakit din sa iyo. Mangyaring Sabihin sa kanya ng mabuting mga salita sa ganang akin."
[7], teilt sie ihrer ehemaligen Mitschülerin mit, als sie sich eher kurz und formlos verabschieden. Diese verspricht es zu tun.
Beide sind nicht glücklich, dass El'ssa schon wieder geht, diesmal scheint die Reise aber kürzer zu werden und die Reisende erfahrener. Einen guten Platz in der Gemeinschaft hatte sie auch noch nicht gefunden, da sie mit ihren Geschichten von außen zwar bei den Jüngeren Gehör, bei den Älteren aber auf Unwillen traf. Gerade diejenigen, die sich gut mit Barkas verstanden, waren stets eifrige Zuhörer gewesen. Ihre Leidenschaft und Wildheit verträgt sich besser. Auch wenn sie gehofft hatte, nach all den Jahren ruhiger geworden zu sein. So bietet Barkas auch an, sie zur Grenze zu begleiten.
Wie auf der Hinreise beschleunigt El'ssa den Ritt mit ihren Kräften, um ihren etwas längeren Aufenthalt im Dorf auszugleichen. Schließlich erreichen die beiden das Flussufer und bringen ihre Pferde nebeneinander zum stehen. "
So", meint El'ssa mit einem Blick zum Hirogul. "
Salamat sa iyo para sa iyong suporta. Nakukuha ko bumalik sa iyo sa lalong madaling ako pabalik"
[8]Barkas nickt und schaut El'ssa in die Augen. Selbst im Sitzen überragt er sie noch um einen Kopf. Plötzlich beugt sich der Ukhtark hinab, packt El'ssa am Hinterkopf und gibt ihr einen leidenschaftlichen Kuss auf die Lippen. Einem menschlichen Beobachter käme die Szene grob, fast schon gewalttätig vor, doch für El'ssa als Sil-Karg ist es genau die richtige Art von Leidenschaft. Sie hört ein leichtes Gröhlen in der Kehle des Hiroguls, als sich die Lippen wieder lösen und stellt überrascht fest, dass sie ganz instinktiv zurückgefaucht hat.
Überhalb von Barkas' Oberlippe zeigen sich zwei typische Abschürfungen, dort wo ihre Haken sich in die Haut gegraben haben. Sie muss lächeln, als sie diese erkennt. Barkas dagegen grinst über's ganze Gesicht.
"
Junk 'hindi pumunta, lahat ng karapatan?"
[9], sagt er neckisch. Dann schaut er ernster und fügt hinzu. "
Bigyan ang aking Basilio at sa iba! Mayo panoorin ang mga diyos sa inyo. Bumalik mabilis."
[10]Dann wendet Barkas ohne ein weiteres Wort seinen Rappen, schaut El'ssa noch einmal an und gibt dem Tier die Sporen. Es trägt ihn in das Dickicht des Waldes. Diese hat endlich bestätigend genickt und wird mehr und mehr Herr ihrer aufgewühlten Gefühle.
"Ako kaya wala pa sa gulang ng mabangis na silakbo ng damdamin pa rin dahon ako kumilos laban sa aking isip? El'ssa, ikaw ulok gansa, alam mo kung ano ang ikaw para sa pinaka-at ang kahihiyan ay nasa ulo ninyo pag-iisip, 'ngunit hindi na tulad ng isang bagay!"[11], weißt sie sich selbst zurecht. Mittlerweile ist Barkas schon außer Sicht. Immernoch mit heißem Kopf und Grinsen wendet sie Agnes ihrem Ziel zu und treibt sie wieder an.
Auf der ReiseErst am Morgen des Aufbruchs ist El'ssa wieder zu sehen. Offensichtlich ist sie erst spät in der Nacht zuvor zurückgekommen. Ihre Ausrüstung sieht kaum verändert aus. Jaresh Pferd für sie packt sie routiniert und prüft alle Laschen und wie alles untergekommen ist, bevor sie sich ein Bild vom Rest macht. Schließlich verabschiedet sie sich von Jaresh mit vertrauten und ebenso höflichen Worten. Mit einem Grinsen warnt sie ihn:
"Falls ihr es nicht lassen könnt: Wenn Agnes ein Fohlen bekommt, wenn ich zurück bin, ist es meins - ich könnte aber überzeugt werden, es zu einem Vorzugspreis abzutreten." Sie lacht rau und schüttelt Jareshs Hand, bevor sie aufs Pferd springt, das im Verhältnis zu ihr recht groß wirkt.
Oben sitzend fingert sie an ihrer Satteltasche und bringt ein kleines Trommelpaar zum Vorschein. Gelassen dirigiert sie ihr Pferd direkt vor die des Wagens und damit eher mittig in den Zug. Nachdem er sich in Bewegung gesetzt hat und den Hof hinter sich gelassen hat, beginnt sie, einen flotten, gleichmäßigen Rhythmus darauf zu schlagen. Erklärend wendet sie sich an die anderen:
"Lasst die Zügel locker, damit die Tiere das Tempo übernehmen. Dann erschöpfen sie nicht." Sich selbst wickelt sie so tief in den Poncho samt Kapuze ein, sodass sie darunter kaum noch zu erkennen ist. Handschuhe, Hose, Stiefel und ein Tuch im Gesicht vermummen sie bis zur Unkenntlichkeit. Den Trommelrhythmus hält sie die ganze Zeit durch, nur in den Ruhepausen unterbricht sie. Und tatsächlich halten die Tiere das verdoppelte Tempo ohne nennenswerte Erschöpfung durch.
Neben ihrer Konzentration auf die 'Musik' stellt sie einige Fragen, beantwortet ebensolche und lässt sich von vergangenen Abenteuern erzählen. Zu Beginn schlägt sie vor:
"Nun, wo Siola uns begleitet, lasst uns ihr doch zeigen, was sich auf der Reise als nützlich erweisen könnte. Tarquetik, Flannait, Basilio, wäre einer von euch bereit, ihr ein paar Tipps zur Selbstverteidigung beizubringen? Sanjan, ein paar Hinweise zur Tier-, Pflanzenwelt und zum Aufbau und Unterhalt von Lagern könnten es ihr leichter machen, sich einzubringen. Und Amaara, ihr kennt Sprache und Gepflogenheiten am Ziel unserer Reise, mögt ihr uns erleuchten?"Am LagerfeuerNachdem sie sich um ihr Pferd gekümmert hat und mit schnellen Handgriffen ihr Lager geschaffen hat, sieht sich El'ssa um, wo sie noch helfen könnte. Weitestgehend scheint alles in Ordnung zu sein, so legt sie Teile ihrer Vermummung ab und dankt Sanjan für das Essen sowie Siola für die Hilfe. Als er sich für die Morgenwache anbietet, spricht die Halb-Kargi:
"Von mir aus gerne, würdet ihr mich als eure Mitwächterin akzeptieren, Sohn der Bahir? Tarquetik und Amaara könnten die erste, Basilio und Flannait die zweite übernehmen?" Nach der Mahlzeit regt sie an:
"Es ist noch etwas Zeit vom Tag, wollen wir sie nutzen, weiter Geschichten auszutauschen?" Innerlich grübelt sie, wie sie Basilio unauffällig unter vier Augen zu sprechen bekommen könnte, aber ihr fiel nichts ein. Sanjan hätte sie auf der Wache, und über die anderen will sie mehr lernen, jedoch ohne spezifischen Fragen.