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Autor Thema: Córrea  (Gelesen 52052 mal)

Beschreibung: Episode 2.1

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Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #15 am: 01.12.2016, 18:40:14 »
El`ssas unvermittelter Wechsel in Basilios Muttersprache[1] lässt den Koraker von seiner dumpfen Grübelei aufblicken. Beim Essen hat er sie schon verstohlen gemustert, und auch ihre putzige Weinzeremonie vorhin ist ihm nicht entgangen. Wie seltsam wirkt das bei einer Grünhaut! Auch wenn diese ungefähr so viel von den Ukhtark in sich hat wie Flannait von den Adair. Dann sieht er schnell wieder weg—wie auch schon bei der Mahlzeit. Das hat seinen guten Grund. Auch wenn diese Frau, die sich Gul Hulads Ohr und Auge nennt, so gar keine Ähnlichkeit mit Maru besitzt, weder vom Äußeren noch den Manieren her—ja, obwohl man von der Figur her sogar sagen muss: alles andere als zierlich!—so war Basilios erster Gedanke, als man sich gegenüber stand: Attraktiv!

(Schön, es war der zweite; der erste war: Huch, ist sie klein, sie ist ja soviel kleiner als ich. So fühlt sich das also an, ein großer, starker Mann zu sein! Und der dritte, wo man schon einmal dabei ist: Ach, und wie gut sie riecht! Nicht genau wie Maru, aber so ähnlich! Nach kräuterwarmer Haut. Nicht ganz dieselben Kräuter, aber fast! Ach, die Nase möchte man hineindrücken in diese duftende Haut... mit beiden Händen dabei zupacken in all das warme, weiche Fleisch...)

Und so kam es, dass Basilio sich bei Tisch so weit entfernt von El´ssa, wie es nur ging, niederließ—übrigens mit hochrotem Kopf—und während der Mahlzeit den Blick in ihre Richtung möglichst mied. Beim Gang in die Bibliothek, als er kurz an ihr vorbeimusste, hielt er dann vorsorglich die Luft an, um ihren Duft nicht einatmen zu müssen. Dabei hätte er sie zu gern gefragt, wie es Maru und Barkas ging. Auch über sie selbst hätte er El`ssa gerne ausgefragt.

Aber das war beim Mahl und diese Gedanken sind längst verflogen. Jareshs Neuigkeiten haben sie mit einem Schlag vertrieben.

"Inakas", greift er jetzt El`ssas Worte auf. "Gibt es da tatsächlich noch Erben? Ich dachte, das wären nur Gerüchte. Und wer bitteschön wäre denn so dumm, sich selbst als ein solcher zu bezeichnen, wenn doch bekannt ist, wie unbarmherzig der Kaiser ebendiese verfolgt?"

Dann merkt er selbst, dass er damit der eigenen Zusage vorauseilt. El`ssa hat sie wohl schon gegeben, weiß mehr als die anderen Gäste. Außer, wie es scheint, der zierlichen Elfe. Wie eine von den Porzellanpuppen, mit denen Amell vor langer Zeit gespielt hat. Als Armschmuck hat er sie beim Mahl noch kategorisiert—und dem alten Mann von Herzen gegönnt—wobei ihm da schon eine leise Ahnung beschlich, die ihn ein Fragezeichen hinter diese Einschätzung setzen ließ. In dem Augenblick, da sie ihnen wie selbstverständlich in die Bibliothek folgt, weiß Basilio sofort, dass diese zierliche, künstlich parfümierte Amaara aus demselben Grund hier ist wie sie alle—noch bevor Jaresh sie darauf anspricht. Bevor sie, mit Entschiedenheit, versichert, dass sie mit all ihren Mitteln und Fähigkeiten dabei sei.

Und da Sanjan ja auch schon zugesagt hat, auf seine Weise, und "der Berg" sich das viele Geld wohl kaum entgehen lassen würde, will Basilio schon leichthin seine Zusage in den Raum werfen. Da hält er inne.

"Ihr kennt ganz schön viele Leute, Meister Dorguln", sagt er statt dessen. "In einer erstaunlichen Anzahl von Ländern..."

Worauf er sich erhebt, um Zettel und Schreibzeug zu suchen. In einer Bibliothek nicht weiter schwer. Kurz kritzelt er herum, dann faltet er das Papier, geht zu Jaresh und hält es ihm hin.[2]

"Wenn das in Ordnung ginge, wäre ich dabei", sagt er.

Weitere Versicherungen hält er für überflüssig. Dass Basilio hinterher daheim alles haarklein berichten wird, ist ja wohl klar, das muss nicht extra erwähnt werden. Das kann Jaresh mit seiner Forderung also gar nicht meinen. Überhaupt hätte der gute Mann längst zuviel verraten, würde er ihrer Diskretion nicht vertrauen. Das Wissen um die Identität des Mädchens könnte für alle hier bereits den Tod bedeuten, sollte einer der Gäste mit den falschen Leuten plaudern.

Basilio setzt sich wieder, verschränkt die Arme und lehnt sich erwartungsvoll zurück.
 1. er unterscheidet da zwischen Muttersprache = Sprache seiner Mutter = Kalamarisch und Vatersprache = Sprache seines Vaters = Ostbrandobisch = Landessprache in Korak
 2. 
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« Letzte Änderung: 02.12.2016, 14:57:57 von Basilio Aristide »
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Khenubaal

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Córrea
« Antwort #16 am: 02.12.2016, 09:07:08 »
Der alte Mann ist sichtlich erleichtert, als El'ssa und auch Sanjan ihre Unterstützung ankündigen. Bei beiden bedankt er sich mit einem Lächeln und einem Nicken. Die beiden brechen ein wenig das Eis mit ihren Zusagen und man kann fast sehen, wie Jaresh eine Last von den Schultern fällt. Siola dagegen schaut Sanjan so lange an, bis der Augenkontakt hergestellt ist. Dann lächelt sie verhalten und formt mit den Lippen ein lautloses "Danke".

Mit Amaaras Worten hat Jaresh anscheinend nicht fest gerechnet. Als die junge Elfe ebenfalls ihre Unterstützung zusagt, schaut er sie einige Augenblicke überrascht an, bevor er dann doch lächelt. "Vielen Dank, Amaara. Ich unterschätze meinen alten Freund leider immer noch - er weiß bis heute, mit welchem Schlag Mensch man sich umgeben sollte. Deine Hilfe wird hoch geschätzt."

Dann steht plötzlich Basilio auf, und beginnt, sein Schreiben zu verfassen. Jaresh und Siola schauen verwundert, sagen aber nichts. Als der Koraker den Zettel an den Hausherren übergibt, faltet dieser selbigen sofort auf und liest. Er schaut dann auf und fixiert Basilio mit den Augen. Für einige Augenblicke wird es still - es ist so, als würde er nachsinnen, abwägen. Kurz bricht er den Augenkontakt ab und schaut zu Siola. Diese schweigt weiter, weiß auch nicht, was im Schreiben steht. Dann kehrt der Blick des alten Mannes zu Basilio zurück und er nickt. "Einverstanden - wenn ihr Erfolg habt und mit ihm zurückkehrt."

Jaresh greift nach seinem Becher, nimmt noch einen Schluck verdünnten Wein. Es scheint, als würde er damit nicht nur sich selbst auf die folgenden Worte einstimmen, sondern auch noch den bisher stumm gebliebenen Tarqetik und Flannait noch einmal die Möglichkeit zum Sprechen geben. Als die beiden diese jedoch ungenutzt verstreichen lassen, deutet der alte Mann dies wohl als vorläufiges Einverständnis, denn er setzt den Becher wieder ab, nimmt den vergilbten Brief in die Hand und beginnt mit leiser Stimme zu sprechen.

"Hud und ich - wir haben gemeinsam an der Universität von Bet Rogala studiert. Daher kannten wir uns. Daher rührte unsere Freundschaft. In den jungen Tagen damals haben wir genug Blödsinn unternommen - mit Wein und Weibern, wie es bei jungen Männern üblich ist. Ich bin jetzt ein alter Mann, aber ich kann mich erinnern. Und er würde sich auch erinnern, wenn er nicht vor zwölf Jahren gestorben wäre."

Jaresh macht eine kurze Pause. Die Augen scheinen für einen Lidschlag nach innen gekehrt, als würden Sie nicht die Anwesenden ansehen, sondern das Abbild des alten Freundes, irgendwo ganz tief im Inneren. "Wir hatten uns damals alberne Spitznamen gegeben. Ich nannte ihn den "torkelnden Löwen", weil er den Wein so schlecht vertrug. Er rief mich den "halbblinden Habicht", wegen meiner Nase, und weil ich beim Lesen immer so nah an die Bücher musste. Wir ersannen eine eigene Geheimsprache - eine Albernheit, zum Spaß. Aber als wir älter wurden, begannen wir einander darin zu schreiben, wenn es um geheime Themen ging. Es gab kein besseres Chiffre - niemand sonst kannte es. Vor einigen Jahren - da Hud lange tot war, hielt ich die Geheimsprache für bedeutungslos - habe ich unsere Spitznamen in einem Gespräch mit Malcus erwähnt. Daher konnte er den gefundenen Brief mir zuordnen und herbringen. Ein Wink des Schicksals - wie gesagt."

Wieder macht Jaresh eine kurze Pause. Dann räuspert er sich, faltet den Brief auf und spricht weiter. Immer wieder schaut er dabei auf den Bogen, aber das muss wohl eine reflexartige Geste sein - er hat diesen anscheinend so oft gelesen, dass er die darin geschilderten Informationen auswendig kennt. "Hud schreibt mir, dass er wenige Stunden vor dem Angriff gewarnt worden sei. Es war keine Zeit mehr, den Haushalt unbemerkt rauszubringen. Das Haus stand schon unter Bewachung. Wäre er hinausgeritten, oder hätte sich sonstwie ungewöhnlich verhalten, wäre der Zugriff sofort erfolgt.

Er schreibt, er habe das einzige gemacht, was ihm blieb, um den Jungen zu retten. Der Kapitän einer Kogge aus Prompeldia war gerade vor Ort im Landesinneren und in seinem Haus. Er hatte wichtige Nachrichten zu überbringen und war daher in der Hauptstadt, während das Schiff an der Küste im Süden lag. Der Mann wurde von zwei jungen Leibsklaven begleitet. Hud hat ihm erzählt, er wolle ihm unbedingt einen der Jungen abkaufen, und wäre bereit, ihm neben einer Entschädigung einen Jungen aus dem eigenen Haushalt zu überlassen. So hat er Siolas Bruder an den Häschern, die das Haus bereits umstellt hatten vorbeigeschmuggelt. Als Sklaven. Er schreibt - er habe dem Kapitän nicht vertrauen können. Der Mann hielt den Jungen wirklich nur für einen Sklaven und glaubte ein gutes Geschäft gemacht zu haben. Er sagte, er werde ihn wohl auf dem Sklavenmarkt in Prompeldia verkaufen, wenn das Schiff dort wieder ankommt. Dem Jungen selbst hat Hud eingeschärft, niemandem zu erzählen, wer er wirklich ist, sondern sich nur als Sebron, ein junger Sklave aus Pekal vorzustellen. Er sollte warten, bis Freunde ihn in Prompeldia finden und retten.
"

Bei diesen Worten schluchzt Siola auf und begräbt das Gesicht in den Handflächen. Jaresh hält kurz inne und schaut mitleidig zu der jungen Frau hinüber. "Hud hat auch diesen Brief an mich herausschmuggeln können. Als der Junge weg war, hat er so viele seiner Bediensteten wie möglich unter unverdächtigen Vorwänden rausgeschickt. Sein wichtigster Mann sollte den Brief an mich überbringen."

Auch Jareshs Stimme zittert. Der Mann hat Mühe, die Tränen zurückzuhalten. "Er schreibt, er hoffe die Häscher zu überzeugen, dass sie sich irren. Wenn der Junge nicht da ist, würden sie vielleicht von ihm und seiner Familie ablassen, aber falls es doch nicht funktioniert, schreibt er mir, damit ich mich um den Jungen kümmern kann; ihn in Prompeldia aufspüren und retten kann. Er hat sich dafür geopfert."

Der alte Mann lässt den Brief sinken und fasst sich mit der Linken an die Stirn. Für einen Moment schließt er die Augen. Der Mund verzieht sich, während er die Emotionen wieder unter Kontrolle zwingt. "Entschuldigung", murmelt er schließlich und hebt wieder den Kopf. Das Gesicht ist wieder gefasst, auch wenn es plötzlich älter und müder wirkt. "Er hat sich geopfert, damit ich ihn retten kann, aber der Brief hat mich nie erreicht. Niemand wusste, dass man Sebron, den jungen Sklaven hätte retten müssen. Niemand wusste, wer er wirklich war."

Er greift nach einem anderen Bogen, der vor ihm liegt. Amaara erkennt ihn - das ist die Ladungsliste des Schiffes, die Efet so aufgebracht hatte. Die Ladungsliste, die in den Unterlagen gelegen hat, die sie für Efet aus den Archiven der Goldenen Bank gestohlen hatte. Die der Higo. "Als ich Huds Brief bekam", beginnt Jaresh wieder, "habe ich Malcus sofort nach Prompeldia geschickt, Efet Nachricht zu bringen und ihn zu bitten, zu prüfen, ob ein Sklave Namens Sebron in dem genannten Zeitraum wirklich nach Prompeldia gebracht wurde. Und Efet hat es wohl mit Amaaras Hilfe geschafft. Das ist die Ladungsliste eines Sklavenschiffs - der Higo. Und die besagt, dass ein Sklave Namens Sebron im Jahre 545 der imperialen Zeitrechnung mit dem Schiff nach Prompeldia gebracht und dort auf dem Sklavenmarkt verkauft worden ist. Efet will noch herausfinden, an wen. Ich hoffe, er kann es in Erfahrung bringen, bevor ihr in Prompeldia ankommt. Denn ich will euch damit beauftragen, in die Wüstenstadt zu reisen und ihn zu befreien."

"Ich frage mich, wie viel mein Bruder wohl gekostet hat auf dem Sklavenmarkt", murmelt Siola abwesend.

"Siola...", beginnt Jaresh.

"Nein, wirklich, Onkel. Was zahlt man wohl für so einen jungen, von der Überfahrt abgemagerten Elfjährigen? Wie hat sich wohl der junge Sebron gefühlt, als die neuen Herren den Handel abschlossen und ihn mitnahmen?" Was wie ein Vorwurf klingt, wie die Fortsetzung der sarkastischen Einwürfe von vorhin, ist es diesmal nicht. Der Ton der jungen Frau ist nicht schneidend, nur traurig und kraftlos. Die Fragen sind nicht rhetorisch gemeint, sondern diejenigen, die sie gerade quälen - so sinnlos es auch sein mag, sie an die Anwesenden zu stellen.

Jaresh blickt zu ihr, weiß aber zunächst nicht, was er antworten soll. "Ich denke, er hat sich daran erinnert, dass er in Wirklichkeit nicht Sebron, der Sklave ist", sagt er schließlich. "Ich denke, er hat sich an seinen richtigen Namen erinnert und daran gedacht, dass jemand kommen wird, um ihm zu helfen, der diesen auch kennt - Córrea Gonzales Rúben."
« Letzte Änderung: 03.12.2016, 11:35:29 von Khenubaal »

Amaara Firron

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Córrea
« Antwort #17 am: 05.12.2016, 00:13:43 »
"Sicher nicht viel.", antwortet Amaara auf Siolas Frage, "Immerhin war er nie als Sklave für irgend etwas trainiert worden. Die Händler bemerken so etwas sofort. Und in Prompeldia sind Sklaven billig. Mehr als fünfzehn Lidae hat sicher niemand für ihn gegeben." Sie spricht dabei mit beruhigender Stimme die erkennen lässt, dass sie diese Annahme als vorteilhaft betrachtet. Erst an der Reaktion der anderen Anwesenden erkennt sie dass hier vielleicht noch Erklärungs Bedarf besteht. "Ich meine nur... wenn wir ihn finden, können wir ihn vielleicht einfach kaufen, wenn er nicht zu teuer ist.", ergänzt sie schnell, um niemanden vor den Kopf zu stoßen.

Basilio jedoch sieht sie mit nun ganz anderen Augen. Hatte er zuvor noch den Anschein eines weltoffenen jungen Mannes gemacht, dem es wichtig ist dass um ihn herum gute Laune und Vertrauen herrscht, offenbarte auch er nun sein Misstrauen in die Anwesenden indem er ihren Auftrag Geber eine Nachricht zu kommen ließ, die er offensichtlich nicht die anderen - seine zukünftigen Gefährten - wissen lassen will. So wie zuvor auch El'ssa in einer Sprache gesprochen hatte, von der sie an nehmen musste dass viele sie nicht verstehen konnten.

"Die sind auch nicht anders als ich.", wird ihr klar, "Sie misstrauen einander, halten Geheimnisse voreinander und verbergen ihre Gedanken." Obgleich Amaara gelernt hatte, dass diese Arten der Täuschungen ihr Vorteile brachten, machte sich im Leben auf der Straße normaler weise niemand diese Mühe. Während sie auf gewachsen war hatten die Leute in ihrem Umfeld immer frei heraus die Meinung gesagt und wer ein Problem damit hatte, hat eben eine Tracht Prügel bezogen. In vornehmeren Umfeldern aber war das Täuschen, Heucheln und Vorspiegeln falscher Tatsachen wesentlich üblicher. "Vermutlich werde ich mich auf unsere eigene Art gut mit ihnen verstehen.", schließt die Elfe endlich zufrieden.

Weitere Gedanken will sie sich aber erst über die einzelnen Persönlichkeiten machen, wenn sie Gelegenheit hat, sie besser kennen zu lernen. Statt dessen beginnt sie lieber schon damit, sich über die Vorgehens Weise, wie das Problem zu lösen sei. Bei einem legalen Sklaven Handel sollte es eigentlich nicht schwierig sein, heraus zu finden wer der derzeitige Besitzer ist. Was Jaresh erzählte und auch die Reaktion von Basilio lässt jedoch schließen dass es in diesem speziellen Fall nicht so einfach sein dürfte. Vor allem aber wegen Efets Verhalten ist Amaara klar, dass es hier um weit mehr geht als nur das zurück kaufen eines in die Sklaverei verkauften Jungen.

Von den politischen Verwicklungen dahinter hatte Amaara aber leider keine Ahnung, was es für sie schwierig macht, das Ausmaß der Probleme ab zu schätzen, die sich ihnen in den Weg stellen könnten. Jedoch war sie noch nicht bereit, ihr Unwissen darüber zu offenbaren. Sicherer fühlt sie sich dabei, die anderen über ihren Wissens Stand noch im Unklaren zu lassen. Zumindest bis sie direkt darauf an gesprochen würde. "Wir müssen ihn also aus findig machen, ohne dass jemand anderes erfährt, wer er ist.", erwähnt sie mit nachdenklicher Stimme, wie an sich selbst gerichtet, jedoch deutlich genug um vielleicht eine Reaktion darauf zu provozieren.

Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #18 am: 05.12.2016, 19:42:20 »
"Prompeldia?" ruft Basilio aus. Soviel zu den Hoffnungen seiner Vorgesetzen, er könne hier mehr über die angespannte Lage in Ek'Gakel erfahren. Ach, es klappt auch nie etwas so, wie es soll. Prompeldia! Wo liegt das überhaupt? Was weiß Basilio darüber?[1] "Äh, das ist doch... auf der anderen Seite von Norga-Krangel... Wüstenstadt? Wie kommt man denn mit 'nem Schiff in eine Wüstenstadt? Hab' ich nicht mal gehört, die Stadt liegt am Meer? Und versteht sich ganz toll mit den Grünhäu... äh... ngi. Kein Wunder! Gemeinsame Handelsinteressen, nicht wahr? Sklavenhandel! Bah! Ich will gar nicht wissen, wieviele Koraker da jedes Jahr verschachert werden. Und gleich weiter nach... Svimohzia? Ul'Karg? Aber von Ehre reden!"

Etwas verspätet unterbricht er sich. "Verzeiht den Ausbruch." Dann wendet er sich an Amaara und findet ihren Blick bereits—kritisch? abschätzend?—auf sich selbst gerichtet. "Ihr seid ortskundig, versteh' ich das richtig?"

Bevor sie antworten kann, versucht er Siola zu trösten, die Amaara seit deren kaltherzigen Ausführungen zu den Preisen auf Prompeldias Sklavenmärkten in empörtem Entsetzen anstarrt. "Zwölf Jahre hielt man Euren Bruder für tot. Vielleicht lebt er genau deshalb noch! Wenn damals schon jemand nach ihm gesucht hätte, hätten die Schergen des Kaisers sicherlich Wind davon bekommen und ihn weiterhin verfolgt. So haben sie längst aufgegeben."

Daraufhin pendelt Basilios Blick ein paarmal zwischen Jaresh und Amaara hin und her. "Und wer ist dieser Efet... Qulaar?"
 1. Knowledge (geography) = 7, untrained
« Letzte Änderung: 08.12.2016, 23:21:33 von Basilio Aristide »
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Flannait Adair

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Córrea
« Antwort #19 am: 05.12.2016, 21:36:39 »
Mehr als das weiß auch Flannait nicht über die Wüstenstadt. Aber jeder Ort deren Einwohner sich freiwillig mit Norga Krangel verbünden, egal wie lose verdient in ihren Augen Verachtung und einen gründlichen Regierungswechsel. Sie hat ihre Zweifel, das von dem Rúben-Jungen noch was zu retten übrig ist, selbst wenn
er noch am Leben ist. Entweder hat die Zeit in Prompelia ihn gebrochen oder aber in genau die Sorte gefühllosen egosistischen Menschen verwandelt wie es jene sind, die ihn in Sklaverei halten.
Wenn er allerdings entgegen aller chancen tatsächlich physisch und psychisch überlebt hat, könnte er tatsächlich genau die Sorte Mann sein, die eine erfolgreiche Revolte gegen Kabori Bakar führen könnte.
"und unabhängig von den Chancen schuldet er es seinen beiden toten Freunden es zumindest zu versuchen." denkt sie mit Blick auf Jaresh.
Jetzt wo klar ist, das auch Sanjan und Basilio gehen werden ist es Zeit für ihre eigenen Bedingungen.
Sie hebt die Stimme und sieht dem alten Mann direkt in die Augen.
"Nun gut, unter einer Bedingung bin ich auch dabei: Wenn Aisling Adair die Nachfolge ihres Vaters antritt, wird sie Wort nach Kezhdal und hierher nach Dorwida schicken. Ich will euer Wort, dass ihr mich dann schnellstmöglich informieren werdet. Das gleiche gilt sollte Fürst Declan doch noch auf seine letzten Tage einen neuen Krieg mit Kezdhal vom Zaun brechen." Sie hebt die feinen roten Augebrauen."Habe ich euer Wort?"
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

El`ssa

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Córrea
« Antwort #20 am: 05.12.2016, 23:47:54 »
Mit der Fortsetzung der Zusagen oder des Schweigens der Beteiligten beobachtet die Grünhaut die anderen im Raum und lässt ihre bisherigen Eindrücke Revue passieren.

Tarquetik der Söldner hat sich einen ordentlichen Ruf bei den rauheren Jungs ihres Volkes erarbeitet, aber viel hat sie eigentlich nicht über ihn erfahren. Sie hat überlegt, ob er wohl eigentlich eine Maske trägt. Ihre eigenen Beobachtungen bestätigen es nicht - er lässt es sich am Tisch gutgehen - sogar so gut, dass er anschließend kaum aufnahmefähig zu sein scheint. Zum einen angenehm einfach, empfindet El'ssa, zum anderen macht sie sich Sorgen, wie weit es mit seiner Ehre her ist und ob er unter dem Eindruck, die Gegenseite wäre dauerhaft einträglicher, nicht Verrat begehen könnte. So weicht ihr mildes Schmunzeln einem ernsten Ausdruck.

Der Deyi weckt wesentlich mehr Interesse bei ihr. Sie hat erzählt bekommen, er sei ein Sil-Aster, und sie gewinnt mit seiner Art, dies zu verstecken den Eindruck, dass er nicht eben Stolz darauf ist oder zumindest den Problemen aus dem Weg gehen. Seine Zeichen kann sie zuordnen, sie war zwar nie bei den Bahir, aber sie hat von anderen Stämmen gelernt. Was er bei dieser Erblinie so weit weg von seinem Stamm und bis auf das Tier alleine hier macht, ist ihr ein Rätsel. "Kukunin ko sa kanya, ngunit hindi dito. Kaya maaari siya magpasya kung ano siya ay nais na ibahagi."[1], denkt sie und überlegt, ob in seinem Blick zur Dame des Hauses mehr liegt. "Dapat siya ay may kaliwa ang kanyang tribo dahil sa kaniyang sariling mga krimen, ay ito ay isang patunay na siya ay sa kasamaang-palad mas maaasahan kaysa sa kasamahan, bilang isa ay inaasahan mula sa Deyi."[2]

Die Elfenprinzessin im Exil - wenn diese Adair Halbblütige auch nur im Ansatz für qualifiziert halten würden - gibt El'ssa einiges zu denken. Bei der Szene vor dem Haus hat sie einen Augenblick überlegt, ob der schuldbewusste Blick des Menschen an sie etwas damit zu tun hat, dass die beiden etwas miteinander hatten oder er mit ihr haben wollte, aber bis zu einem besseren Beweis geht sie erst einmal von Freundschaft und Absprachen aus. Was motiviert sie noch, nachdem sie in großartiger Szene von ihren Rachegelüsten geprahlt und dann abgelassen hat? Nun dauert es einige Zeit, bis sie zusagt und wie Basilio erpresst sie weitere Zugeständnisse. El'ssa kann ein hasserfülltes Funkeln auch in ihre Richtung nicht verhindern: "Magalang kahilingan tila mga mapang-iring rasista na maging kasing banyaga bilang aminin sa pagkakaroon nakatuon pagkakamali."[3] Dann entspannt sie sich und seufzt, da sie vermutet, dass deren Gedanken kaum anders sein dürften. Sie vermutet, ihre Zusage hängt mehr mit ihren Kameraden zusammen. Und mit denen will sie selbst auch sehen, zurande zu kommen. Bei einem etwaigen Krieg wäre sie selbst gerne mit dabei - wenn auch auf der anderen Seite.

Amaaras Worte vom Alleinstehen provozieren ein Schnauben von seiten der Halb-Kargi. Im ersten Augenblick sitzt die Beleidigung tief, übergangen und offensichtlich übergangen zu werden. Mit schmalen Augen analysiert sie das Geschehen noch einmal, ob die Elfe sie damit hat als unwert einstufen wollen. Dann fällt ihr auf, dass die hübschen Augen, als sie sich mit ihren treffen, wie ein Spiegel ebenfalls eine Spur Ärger tragen. Kurz grinst sie zurück: "Kaya samakatuwid iginulong ang tubig, Ang aking pagpili ng mga salita ay mapataob ngunit hindi mo maaaring sabihin ito nang direkta - hindi sila maglakas-loob?"[4] Schon ist ihr Ärger vermindert. Sie schüttelt leicht den Kopf, als das Spitzohr sich über den Wert eines Menschenlebens auslässt. Sie selbst hält es nicht für sinnvoll, über diese Praktiken so drastisch vor der armen Schwester zu sprechen. Ihr stellt sich dabei die Frage, wieweit die Elfe selbst in solche Geschäfte verwickelt gewesen ist oder vielleicht Ware war. Ihre Wiederholung von El'ssas Warnung tut sie als Wichtigtuerei ab. Insgesamt weiß sie aber nicht, wie sie die Dame richtig einsortieren soll - spielt sie oder trägt sie ihr Herz auf der Zunge?

Basilio ist für die Hexe ein eigenes Kapitel. Er ist Informant für Korak und hat glaubhaft Ehre und Interesse an ihrer Mitschülerin versichert. Sein Name hat noch einiges mehr verraten, was sie dem Gul weitergegeben hat. Wenn er ein Kargi gewesen wäre, hätte sie sich mehr Sorgen gemacht, ob er nicht eigentlich weiter die Ziele seiner Blutlinie verfolgt, aber Menschen sind da anders, soviel hat sie gelernt. Und die Szene mit der Magd vor dem Mahl hat ihren Eindruck von menschlichen Männern und deren Trieben nur bestätigt, positiv eingeschränkt mit einem möglichen Anflug von Gewissen? Volle Ehrlichkeit traut sie ihm aber nicht: "Kung ano ang kanyang mga kapantay Sumisimbolo ang kailanman na Dugo panunumpa."[5] Seine rhetorische Frage nach der Dummheit, sich als Erbe Inakas auszugeben, quittiert sie nur mit einem Lächeln. Sein Bemühen, die Informationen laut mit dem eigenen in Verbindung zu bringen, empfindet sie putzig. Als er allerdings weitere Forderungen von den anderen ungesehen auf Papier bringt und den Gastgeber erpresst, erreicht ihr Eindruck einen neuen Tiefpunkt. Auch wenn sie ahnt, wohin das Ganze zielt, spuckt sie aus (in ihr Weinglas) und stellt es weg. Brütend versinkt sie in den Sessel mit extrem schmalen Augen. Sein wohl nicht gespielter Versuch, die Gastgeberin zu beruhigen, rettet nicht viel. Immerhin hat sie sich danach selbst wieder im Griff.

Den weiteren Informationen Jareshs lauscht sie gespannt. Die Aussicht, einem Sklaven nachzuspüren und ihn, wenn es geht, zu retten, gefällt ihr. Die Aufgabe ist gut mit ihrer Ehre vereinbar, ganz abgesehen von der Schuld, die sie dem Gastgeber gegenüber verspürt. Und dass es sie in ein neues Land bringt, indem sie weitere Nachforschungen für sich selbst vornehmen konnte, erhöht den Gewinn. In Siolas sarkastischen Worten kann sie sich selbst gut wiederfinden - so und nicht anders hätte sie sich selbst wahrscheinlich gebärdet. Jaresh tut ihr sichtlich leid, so wie er von mehreren Seiten behandelt wird, obwohl er selbst schwer an seiner Bürde trägt. So erhebt sie sich schließlich, tritt mehr ins Licht und verneigt sich vor dem Alten: "Freund Jaresh, euer Ansinnen ist ehrenvoll und ihr habt getan, was ihr damals tun konntet und tut es noch immer, das gereicht euch zu hoher Ehre. Nun riskiert ihr viel und lasst nichts unversucht, das ist beeindruckend und leider seltener als man es sich wünscht." Sie steht wieder gerade und wendet sich an das Mündel: "Siola, eure Wut ist verständlich, doch richtet sie auf die, die wirklich an der Misere schuld sind und nicht die, die sie zu lösen versuchen." Sie tritt zurück, bleibt aber stehen, sodass ihr Blick mehr in die Runde geht. "Die Reise wird lang, wir werden Vorbereitungen treffen müssen und können dabei die Informationen zusammentragen, die wir zu brauchen vermeinen. Außer zwei Tagen, um meinen Abschied mit meinem Stamm zu regeln, werde ich nicht brauchen. Darüberhinaus ergäbe sich damit die Gelegenheit, die Eigenheiten und Fähigkeiten der anderen kennen zu lernen. Efet sollte unser erstes Ziel sein, wenn es keine geeigneteren Vertrauten dort gibt. Wann brechen wir auf?" Die ständig auf ihrer Schulter sitzen gebliebene Krähe krächzt auffordernd, was irgendwie zu El'ssas Gesichtsausdruck passt.
 1. Kargi: Ich werde ihn fragen, aber nicht hier. So kann er entscheiden, was er bereit ist, weiterzugeben.
 2. Kargi: Sollte er seinen Stamm wegen eigener Verbrechen verlassen haben, wäre es ein Beweis, dass er leider weniger zuverlässig als Kamerad wäre, als man es von Deyi gewohnt ist.
 3. Kargi: Respektvolles, höfliches Bitten scheint diesen hochnäsigen Rassissten so fremd zu sein wie das Eingestehen von Fehlern.
 4. Kargi: Daher rollt also das Wasser, meine Wortwahl hat sie verärgert, aber sie kann es nicht direkt sagen - wagt sie es nicht?
 5. Kargi: Was bedeutet seinesgleichen den schon ein Blutschwur.

Tarqetik

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Córrea
« Antwort #21 am: 06.12.2016, 08:28:21 »
Die Aufklärungen zum Wie und Was, lassen Tarqetik von seinen anderen Gedanken kurz Abstand nehmen. Er stellt einen Ellbogen auf den Tisch und horcht interessiert zu, währen er sich das Kinn nachdenklich reibt. Als Jaresh in den letzten Worten liegt, bemerkt der Krieger einen gerissenen Fingernagel; eines jener Ärgernis, dass sofort nachdem es bemerkt worden ist, die gesamte und ungeteilte Aufmerksamkeit eines Geistes einfordert.
„Ein Wüstenschiff, Basilio“, Tarqetik nagt an einem seiner Fingernägel und sieht nicht auf als er sich wiederholt. „Ein Wüstenschiff. Genau damit reist man nach Prompeldia. Schaukelt ohne Unterlass und der Geruch ist auch nicht besser als an Bord einer Kogge. Der Sand ist auch nicht unangenehmer als die Salzbriesen und man kann sich auch mal mehr als 10m in einer Länge die Beine vertreten.“
Mit dem Ende des Satzes hat Tarqetik es auch geschafft seinen Nagel auf die richtige Länge zu trimmten.

Triumphierend betrachtet er seine Fingerspitzen. Gerade hat die kleine Grüne Frau da Wort ergriffen. Ein seltsamer Anblick, nun nach den ganzen Hühnen und Muskelbergen, den zerbrochenen Zähnen und Knochenketten, ist diese Kleinausgabe für die Augen, wie ein Fehler in der Erinnerung. Auch die Krähe oder Rabe oder Dole oder was immer für ein schwarzer Vogel das sein soll. Auch hier ein anderer Eindruck als auf freiem Feld. Das Tier ist ruhig und still. Vielleicht liegt es daran, dass auf dem Tisch nur frisches Fleisch liegt und keine Eingeweide oder Augen oder Hufe, woran sich so ein Aasvogel wohl ernähren dürfte. Während der Betrachtung des Tieres, hat die kleine Frau, diese Córrea auch schon geendet. Und Tarqetik ergreift das Wort.
Verehrter Herr Jaresh, Euer Leid und das Missgeschick in dem Ihr Euch befindet, begreifen sicher jeden nostalgischen und herzensguten Moralisten in seinem Anstand, so dass man sicher gerne gewillt ist euch zu helfen. Euer gutes Wesen und Gemüt ist für mich ein Mitausschlaggebender Punkt, Euch zu helfen den Skalvenjungen, diesen Prinz Rüben, wieder in heimatliche Gefilde zu bringen.“ Kurz schweigt der Söldner und dann setzt er nochmals an: „Zudem habt Ihr bisher keine schlechten Zeugnisse gegen andere abgelegt, die vermuten ließen, dass Ihr auch hier keine ein persönlich-materiellen Ziele verfolgt; eine mögliche Hoheit zu befreien und damit eine blutige Rebellion auszulösen mag wahrscheinlich im Fahrwasser mitsegeln, aber das sehen wir dann später.“

So lehnt sich Tarqetik wieder in seinem Sessel bequem zurück, der Meinung genug gesagt zu haben. Dann hebt er aber doch noch eine Hand und meint: „Meine Vorsprecher haben es schon teilweise angesprochen und ich finde es durchaus wichtig. Die Aufklärung in diesem besonderen Fall dürfte sehr wichtig sein. Unvorbereitet würde ich nicht vom Hof reiten wollen.

Sanjan, von den Bahir

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Córrea
« Antwort #22 am: 06.12.2016, 21:26:35 »
Sanjan hält sich derweil im Hintergrund. Er muss sichtlich die Geschichte verdauen, auch wenn er seine Bereitschaft zur Hilfe kund getan hat. So ließ er die anderen reden und verhandeln.

Khenubaal

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Córrea
« Antwort #23 am: 08.12.2016, 22:47:13 »
Bei Amaaras Worten zum möglichen Wert eines ungeübten Sklaven, schreckt Siola zurück und schaut die Frau erstaunt an. Auch Jaresh ist für einen Augenblick verblüfft, doch der alte Mann schüttelt die Überraschung schnell wieder ab. Beide sind dankbar dafür, dass auch die anderen sich zu Wort melden und die Stille schnell wieder gebrochen wird.

Jaresh lächelt, als Tarqetik im ersten Teil seiner Ausführungen von Moral und Anstand spricht und das Geld mit keiner Silbe erwähnt. Es ist ein Lächeln, als würde der alte Mann sich darin bestätigt sehen, im Brandobiner mehr, als nur ein käufliches Schwert erkannt zu haben.

Als Tarqetik dann aber über eine mögliche Rebellion spricht, hebt er abwehrend beide Hände. "Eine Rebellion habe ich weder im Sinn, noch sehe ich sie in meinen Träumen", sagt er, bevor er die Arme wieder sinken lässt. Das Gemüt wird schwer. "Mattéo war der beste Stratege seiner Zeit, und er hatte vier voll ausgerüstete kalamarische Legionen. Das würde reichen, um über einen Großteil der Jungen Königreiche hinwegzufegen. Und selbst er hat es nicht geschafft. Kabori Bakar sitzt so sicher auf dem Goldenen Habichtthron, wie noch keiner vor ihm. Niemand - nicht einmal Mattéos Erbe - kann ihn vom Thron stoßen. Nicht ohne Krieger, nicht ohne Land, nicht ohne Titel. Und selbst wenn er all das hätte..."

Jaresh lässt den Satz unvollendet. Stattdessen richtet er den gesenkten Blick wieder auf Tarqetik und fixiert den Brandobiner. "Nein", sagt er, während er reihum die Anwesenden anschaut. "Ich will nur einen Jungen retten. Ihm sein Leben wiedergeben, dass er es als freier Mann verleben kann, und seine Schwester wiedertreffen kann. Ich will mein Wort halten vor Mattéo. Das ist alles."

Siola sieht Jaresh hierbei schweigend an. Ihr Blick ist immer noch hart, als der alte Mann zu sprechen beginnt, doch je weiter Jaresh redet, desto weicher wird er. Auch Basilios und El'ssas Worte scheinen nachzuhallen. Als Jaresh schließlich geendet hat, streckt Siola die Hand aus. Die Sessel der beiden stehen so zueinander, dass sie sich ein wenig strecken muss, aber schließlich ergreift sie die Hand des alten Mannes und drückt diese leicht. Als Jaresh die Berührung spürt, schaut er zunächst überrascht auf. Dann erblickt er Siolas trauriges Lächeln und es scheint, als würde sich die Miene des Mannes ein klein wenig aufhellen.

Nur einen Augenblick gönnt sich Jahresh. Dann gilt seine Konzentration wieder den Gefährten. Er nickt Flannait auf ihre Worte zu. "Nachrichten nach Prompeldia brauchen eine gewisse Zeit, bis sie ankommen. Es werden gewiss einige Wochen vergehen, vielleicht sogar mehr, bis die Nachricht Euch erreicht. Doch ich verspreche, dass ich eine solche schicken werde, sobald ich etwas höre. Auch wenn ich hoffe, dass das nicht der Fall sein wird, Flannait Adair."

Sein Blick gleitet zu El'ssa, während er weiterspricht. "Und natürlich gilt selbiges für Dich, El'ssa. ich weiß, wie viel dir die Deinen bedeuten. Hab' Dank für deine Worte. Wisse, dass sie geschätzt werden, insbesondere in solch schwerer Stunde."

"Ebenso wie Deine Bereitschaft und Dein Rat", fügt er hinzu, während er sich an Basilio wendet. "Aufklärung ist wirklich sehr wichtig. Daher habe ich Efet Qulaar, einen alten Freund, angeschrieben, sobald ich die Nachricht bekam. ich musste ihn einweihen, anders ging es nicht."

Bei diesen Worten zuckt Siola zusammen und schaut Jaresh mit weit aufgerissenen Augen an. Doch der alte Mann ergreift nun seinerseits die Hand der Frau, um sie zu beruhigen. "Ihr könnt ihm vertrauen. Ich würde ihm mein Leben anvertrauen", sagt er eindringlich. "Nun ja - eigentlich habe ich es sogar bereits getan. Mehrmals, und nun wieder, als ich dieses Wissen mit ihm teilte. Was mich zurückhielt, war nicht die Sorge, ihm nicht vertrauen zu können, sondern die Sorge, ihn mit diesem Wissen einer Gefahr auszusetzen. Aber nun ging es nicht anders.

Wie dem auch sei. Er ist nun eingeweiht und er hat die Informationen beschafft. Er sucht - wie gesagt - weiter und will herausfinden, an wen Córrea verkauft worden ist. Amaara, du kennst ihn ja und weißt, wie man Kontakt mit ihm aufnehmen kann.[1] Er sollte eure erste Anlaufstelle sein, wenn ihr in Prompeldia ankommt. Er ist ein einflussreicher Mann mit vielen Kontakten. Vielleicht kann er helfen. Er ist ein Fernhändler, hat ein kleines Kontor und - wenn die Angaben noch Stimmen - vier Handelskoggen. Dazu ist er Miteigentümer eines Geldhauses.
"

Jaresh steht auf und greift nach einer Pergamentrolle, die in einem Korb neben den Bücherregalen steckt. Er rollt das Pergament auf einem der beiden nidrigen Beistelltische auf. Es ist eine Karte der Jungen Königreiche. Während er spricht, deutet er mit dem Zeigefinder der Rechten auf die Markierungen. "Lieber Basilio, lieber Tarqetik. Ihr braucht kein Wüstenschiff - auch wenn ich gerne mal mit so etwas reisen würde", sagt er halb im Scherz. "Prompeldia liegt ihr, an der Küste, mitten in der Elosbucht. Eure Reise dürfte fast einen Mond dauern. Zunächst gute fünf Tage zum Banader." Jaresh schaut zu Basilio auf, bevor er vorfährt. "Der schnellste Weg wäre, nach Korem zu reisen und dort eines der Schiff den Fluss hinunter zu nehmen, doch ich will, dass ihr euch bedeckt haltet - auch wenn es deine Heimat ist, Basilio. Das wäre dann meine Bedingung. Wir sollten nichts riskieren.

Der alte Mann macht eine Pause, um das Gesagte sacken zu lassen. Dann fährt er fort. "Am besten schifft ihr euch ein oder zwei Tagesreisen südlich von Korem ein. Mit den flachen Seglern auf dem Banader werdet ihr wahrscheinlich um die 10 Tage brauchen, bis ihr in Benata angekommen seid, wo der Fluss in die Elosbucht mündet. Dort könnt ihr euch sicher auf eines der Handelsschiffe einschiffen, die als nächstes Prompeldia drei Tagesreisen südlich die Küste hinunter anlaufen werden. Es dürfte nicht schwer sein, ein solches zu finden. Natürlich gebe ich euch einen Vorschuss, um die Reisekosten bezahlen zu können."

Nachdem dies gesagt ist, hält Jaresh wieder inne und schaut alle an. "Wie bereits zu El'ssa gesagt, ihr könnt aufbrechen, wann ihr wollt, aber je schneller, desto besser. In den nächsten ein, zwei Tagen werde ich alles vorbereiten lassen. Proviant, das Geld. Ihr könnt auch eure sechs Pferde beim Einschiffen in Korak im örtlichen Gasthaus unterstellen. Einer meiner Männer wird sie dann wieder abholen und zurück zu uns treiben. Sie können ja nicht mit auf das Schiff."

"Sieben", murmelt Siola.

Jaresh schaut sie verständnislos an. "Ich will niemanden mehr mitschicken. Je größer die Gruppe, desto auffälliger wird sie. Die Gesellschaft reist zu sechst."

Siola schüttelt den Kopf. "Nein - tut sie nicht, Onkel. Zu siebt."

Jaresh zieht die Augenbrauen zusammen. "Und wer soll noch mitfahren?"

"Na, ich." Siola steht auf und nimmt den Weinkrug vom niedrigen Beistelltisch. Sorgsam gießt sie in die leeren Becher der Gefährten und schließlich auch Jareshs Becher ein.

Der alte Mann schaut sie derweil entgeistert an. "Das kommt nicht in Frage. Das ist viel zu gefährlich. Das kann ich nicht erlauben."

Siola schaut auf und schenkt dem Mann ein mitleidiges Lächeln. "Ach, Onkel. Ich würde es ungerne machen, aber wenn du darauf bestehst, dann gehe ich ohne deine Erlaubnis. Dann gibst du mir eben kein Pferd - ich bin mir sicher, einer der Herren lässt sich mitreiten."

"Siola, du kennst dich mit sowas nicht aus!", wirft Jaresh ein. "Ich habe deinem Vater versprochen, dich zu beschützen. Er wollte, dass ihr getrennt seid - zu eurer eigenen Sicherheit."

"WIR WAREN LANGE GENUG GETRENNT!", bricht es aus Siola heraus. Doch es ist eine kurze Aufwallung, schon senkt sie wieder die Stimme, auch wenn es klar zu sehen ist, wie sehr das Gespräch die junge Frau aufwühlt. "So viele Jahre des Versteckens, Onkel; des Lügens und der Angst. Des Leids. Und wozu das Ganze. Córrea ist am anderen Ende der Welt und seit acht Jahren wusste ich es nicht. Mein Vater wollte, dass wir uns treffen, wenn wir beide 18 sind. Das hattest du mit gesagt. Nun bin ich 23 - und wenn mein Bruder noch lebt, er auch. Ich werde nicht länger warten und andere nach ihm suchen lassen. Nein, ich will ihn finden, wenn er noch lebt. Und wenn er nicht mehr lebt, will ich es auch wissen - aus erster Hand."

Siola stellt den Krug, den sie eben noch umklammert hielt auf den Tisch ab und tritt an Jaresh heran, beugt sich zu ihm hinunter und umfasst seine beiden Hände. "Ich kann nicht mehr sitzen und warten, verstehst du Onkel? Ich kann es nicht."
 1. An Amaara: Wenn es so weit ist, können wir das gerne absprechen

Tarqetik

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Córrea
« Antwort #24 am: 09.12.2016, 13:09:43 »
Etwas unsicher über das rasche Versprechen eine Rebellion nicht im Sinn zu haben, hebt Tarqetik forschend und fragend eine Augenbraue. Doch er lässt keine Frage folgen. Wäre es auch nur pessimistischer Natur gewesen. Falls wirklich ein kleiner Bürgerkrieg aufflammen würde, wäre Jaresh zwar sicher patriotisch und stolz genug, diesem Waffenruf nachzukommen, doch wäre es für sein Gewissen ein nicht zu begebender Fehler, das Leben von unschuldigen auf sich geladen zu haben. In der Not eines „Wenn doch“ könnte sich so eine Rebellion dann doch positiv auf den Geldbeutel auswirken.

Noch mit einem leichten zustimmenden Nicken folgt Tarqetik den Erklärungen des Hausherrn und seiner bereits gemachten Pläne für die Reise. Doch bei den theatralischen Wünschen der jungen Frau hebt der Söldner sofort abwehrend seine beiden Hände und schüttelt beinahe lasziv den Kopf. „Liebes Kind. Ich muss mich hier sofort auf die Seite Ihres Aufpassers stellen und all seine Bedenken unterstützen und das nicht nur weil er bezahlt.“ Hier muss er kurz lächeln.
Unser primäres Ziel ist es den Prinzen zu finden, so rasch und mit so wenig Aufmerksamkeit wie nur möglich. Übertriebener Eifer oder gar voreiliges Handeln könnte dazu führen, dass Euer Bruder nie gefunden wird – ja vielleicht endet es sogar in einem geschwisterlichen Drama in blutrotem Sand. Ihr seid noch jung, habt keine Kampferfahrung, falls es zu so etwas kommen sollte, auch Euer diplomatisches Geschick ist nicht von Feinfühligkeit und Besonnenheit geprägt, wie Ihr gerade bewiesen habt. Ihr wäret, nun ich will nicht sagen eine Last, aber doch eine unnötige Belastung auf dieser Reise.

Er legt die abwehrenden Hände auf den Tisch. Genauer um den halbvollen Krug mit Bier und sieht dabei Siola weiterhin an. „Ihr helft Eurem Bruder und uns und vor allem der Mission, wenn ihr hier in Sicherheit bleibt. Das ist das Opfer, das ihr für Euren Bruder bringt, die Beherrschung.“ Tarqetik kratzt sich am Kinn. In seinen Erinnerungen versucht er einen guten Rat zu finden; altbekannte Gefühle brechen ihren Bann. „Auch wenn man den Menschen keine guten Ratschläge aufzwingen sollte, möchte ich Euch doch warnen. Beim Missglücken dieser Mission eine Mitschuld zu tragen, würde Euren Geist weit länger belasten als die Ungewissheit nun noch ein paar Wochen zu waren. Also bleibt hier und habt Vertrauen.
 
Tarqetik sieht in Siola aber eine Bestimmtheit, die sich nicht rasch kühlen lassen würde. Angst nährt sie, denkt er sich, Furcht wird ihre Handlungen bestimmen. Ein Stoßgebet zu den wilden Göttern dafür, dass sie ihm das richtige Geschlecht und ein anderes Schicksal gegeben habe. Man weiß nie wofür es gut sein kann.
Und doch seid ihr Erwachsen. Ich bin sicher einer meiner Kameraden hier am Tisch wird sich erweichen lassen Euch gewähren zu lassen. Also sprecht frei zu uns und fragt nach einem Aufpasser, einem tugendhaften Beschützer Eurer Sicherheit. Einen wahren Ritter, wenn Ihr so wollt. Damit können wir dann wenigstens einem die Schuld zuschieben, wenn ihr diese Reise nicht überleben solltet.

Ah, die Idee war gut, denkt sich Tarqetik. Das junge Frauenzimmer wird sicher nicht einen anderen an ihr Schicksal binden wollen.
Der Söldner lehnt sich, mit sich zufrieden und in der Überzeugung richtig gehandelt zu haben, in seinem Stuhl zurück. Es schlürft als er das Bier ansetzt.

Sanjan, von den Bahir

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Córrea
« Antwort #25 am: 11.12.2016, 13:43:27 »
Noch während Tarqetik spricht, ist Sanjan aufgestanden. Die Worte des Söldners, Siolas Wunsch sie haben ihn aus der nachdenklichen Haltung herausgeholt.

Das Grundthema hat er verstanden doch einige Einzelheiten nicht wirklich. Was zum Beispiel Sklaven, Buchten oder Wüsten sind, wird er wohl später von Jaresh erfragen müssen. Schiffe hingegen, hierauf kann er sich dank dem Zusammenhang mit Flüssen einen Reim machen. Wobei der Beobachter deutlich sehen kann, dass ihm der Gedanke an eine längere Bootsfahrt nicht behagt.

Doch ist er ja aus einem anderen Grund aufgestanden. Er geht zu Siola. Den Becher mit dem Wein lässt er links liegen. „Siola, ist es wirklich die richtige Entscheidung mitkommen zu wollen?“ beginnt er, als er neben ihr und ihrem Onkel steht. Seine Hand hebt sich gar, um sie ihr auf die Schulter zu legen, doch hält er inne und lässt sie wieder sinken. Zu unsicher ist er gerade wegen ihrer Rolle bei den Sesshaften. „Es ehrt dich deinen Bruder zur Hilfe eilen zu wollen, doch hat Tarqetik es schon angesprochen. Es kann zu einer Gefahr nicht nur für dich werden. Also überdenke deinen Wunsch, auch wenn ich sicher weiß, dass du jemanden unter uns hast, der gerne mit dir Reiten möchte.“ Er will noch zu weiteren Worten ansetzen, doch fällt ihm nichts ein, was nicht auch ihr Onkel alleine für die Einkehr ihres Bruders hier vorbereiten könnte. Ihm war klar, dass Siola zum Warten verdonnert ist. Einer Dejy würde niemand so leicht verbieten mit auf eine Jagt zu gehen, aber er wusste nicht einmal ob Siola mit Speer oder Bogen umgehen konnte.

„Es gibt noch ein paar Sachen, die ich von den Worten her nicht verstehe.“ Richtet er seine nächsten Worte an Jaresh. „Auch kenne ich die Geschichte und Stammesverwicklungen der Steinmenschen nicht wirklich, aber die Reise und Aufgabe scheint sehr gefährlich zu sein. Soll wie du meinst nicht öffentlich gemacht werden und jeder der davon weiß läuft Gefahr von einem Stammespartirach getötet zu werden. Dein Freund in dieser entfernten Stadt scheint auch ein Händler zu sein, warum gibst du uns dann nicht noch den Auftrag ein paar deiner Handelsgüter dort hin zu bringen? Unser Madu …“ Sanjan blickt kurz zu Basilo. „Hat sich uns einst auch als Händler vorgestellt. Also warum soll er nicht wieder ein Händler sein? Felle, sei es vom Rind oder dem Wild, sind doch überall begehrt. Auch gäbe es selten Kräuter die  auch noch leicht zu transportieren sind. Das mit dem Händler würde auch zu Ammaaaras Idee passen. Wobei ich nicht verstehe, wie man jemanden kaufen könnte.“

Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #26 am: 12.12.2016, 19:42:27 »
"Oh, keine Sorge, Meister Dorguln", begegnet Basilio dessen Bedingung ohne Zögern, "es wäre ganz und gar nicht in meinem eigenen Interesse, über Korem zu reisen. Je nachdem, wem ich da über den Weg laufe, könnte der beschließen, mich nicht wieder losziehen zu lassen."

Denn eine Rettungsmission von verschollenen Familienmitgliedern irgendwo im fernen Süden dürfte weder Hauptmann Kolyak noch der General im Sinn gehabt haben, als sie Basilio ins Nachbarland schickten. Und der Vater insbesondere könnte sehr etwas dagegen haben, dass Basilio in der alten Sache stochert, schließlich hatte er bestimmt zehn Jahre gebraucht, Basilio davon zu überzeugen, dass es für ihn selbst, für Amell und für alle besser wäre, er täte es nicht.

"Ganz abgesehen davon, dass ich mich dort nicht—bitte verzeih, El´ssa, das hat nichts mit dir zu tun— aber ich könnte mich ganz unmöglich dort in der Begleitung einer Kargifrau, und sei es ein Halbblut, blicken lassen. Auch für die Reise durch andere Teile Koraks täte ich raten, nicht nur aus Sicherheitsgründen, sondern auch, weil wir ja unauffällig reisen wollen, dass El´ssa sich entsprechend... ich bitte wirklich, dies nicht als Beleidigung aufzufassen, nichts läge mir ferner... vermummt."

Er lässt den alten Mann weiterreden und hebt gerade zu einer Frage an, da fällt Siola ihm ins Wort. Auf diesen Ausbruch hin melden sich andere schneller zu Wort als Basilio, vielleicht weil er Siolas Wunsch am besten versteht und sich daher ein wenig schwerer tut zu sagen, was gesagt werden muss. Und danach benötigt er noch eine ganze Weile, um sich zu fangen, so verwirrt ist er darüber, mit Sanjan und Tarqetik einer Meinung zu sein.

"Also, ich muss auch sagen," schließt er sich ihnen an, "dass ich finde, mit zwei Frauen sind wir in unserer kleinen Reisegruppe schon genug bedient. An El'ssas Tatkraft will ich unbesehen glauben, weiß ich doch, dass bei den Kargi auch die Frauen ordentlich zu kämpfen lernen, und Amaara hier scheint ortskundig zu sein, sodass sie uns hoffentlich davor bewahren kann, in Prompeldia allzu dumm aufzufallen, weil wir die dortigen Gepflogenheiten nicht kennen. Aber Siola, im Ernst! Wenn wir dich mitnehmen müssten, wir müssten doppelten Sold verlangen! Einmal zehntausend, um den Bruder ausfindig zu machen, ein zweites Mal dieselbe Summe, um die Schwester zu beschützen und wieder heil nach Hause zu bringen. Am besten gar ein drittes Mal noch, sollte es uns bei all dem auch noch gelingen, den Schergen das Kaisers nicht aufzufallen!

Auf diesem Umweg kommen wir übrigens auf eine Frage zurück, die ich mir schon die ganze Zeit stelle: wieso ist der olle Bakar noch immer—achtzehn Jahre nach dem Aufstand, welcher eh längst vergessen ist—hinter Mattéos Kindern her? Wo er doch so fest auf seinem Throne sitzt, als sei er darauf bereits dem Mutterleib entschlüpft. Was hätte er aus dieser Richtung zu befürchten?"


Zu Sanjan aber sagt er in sachlichem Ton: "Und nenn' mich nicht Madu, wenn du was von mir haben willst. Ohne eine Ahnung zu haben, was es heißt, erkenne ich sehr wohl, dass es ein Schimpfwort ist. Sollten wir das und die unterschwellige Feindseligkeit zwischen uns nicht allmählich hinter uns lassen? Wer gemeinsam auf eine derart weite und gefährliche Fahrt gehen will, der sollte sich gegenseitig etwas mehr Vertrauen schenken und einen kameradschaftlichen Umgang versuchen. Findest du nicht?"

Er hält Sanjan die Hand hin.

« Letzte Änderung: 13.12.2016, 13:24:33 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

Tarqetik

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Córrea
« Antwort #27 am: 12.12.2016, 21:26:56 »

Durch Tarqetiks Gedanken ziehen dutzende Bilder von der Reise, der Aufgabe, dem Sklavenkind und der Belohnung. Hier hält der Bilderzug kurz inne; genau dort, wo Basilio den doppelte Sold verlangen möchte. Was wäre wohl so eine  Frau wie Siola dem richtigen Käufer wert. Das Bild wird schärfer je länger sich der Söldner am Kinn kratzt. Doch fallen Steine in das glatte Bild und wühlen es auf. Steine der Probleme und Hemmschwellen. Man müsste alle Mitwisser töten, sich des Gutmutes des Käufers sicher sein, eine Ausrede für Jaresh erfinden, mögliche Racheakte der Familie des Kameraden miteinbeziehen, sprich nicht mehr in diese Landstriche kommen - nein es gibt zu viel zu tun und es ist viel zu früh und viel zu heiß dafür. Mit einer wedelnden Bewegung mit der Hand verjagt er das Bild der Versuchung und wendet sich sozialeren Dingen zu:
"Und was bitte ist ein Madu?"

Flannait Adair

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Córrea
« Antwort #28 am: 12.12.2016, 22:43:38 »
Anders als Basilio hätte Flannait mit einer Reise über Korem überhaupt keine Schwierigkeiten, eher im Gegenteil, hat sie doch dort wieder erwarten eine Freundin gefunden.
Das ihr angeblicher Freund in einem Atemzug Rollen rückwärts vollführt um ja Rücksicht auf die Gefühle einer Kargi zu nehmen während er ihr sie anscheinen bei den Frauen nicht mitzählt geht Flannait allerdings mehr als nur ein wenig gegen den Strich. Zwar hat sie ihre Wut eisern im Griff, aber ihre Stimme ist kurz davor den Wein in den Gläsern zu Eis erstarren zu lassen während sie vor Ironie trieft. "und was Signore de Laroque, bin ich in euren Augen? Oder wäre es euch vor lauter Rücksicht auf die Gefühle der werten Kargi blos lieber, ich würde auch nicht mitkommen?"
An der Südfront mag Flannait für Basilio vielleicht nur einer der Kameraden gewesen sein, aber spätestens seit Amells Hochzeit sollte er es besser wissen, also hat sie keine Skrupel als sie fortfährt. "In dem Fall würde ich die Zeit dann wohl zu einem zweiten Besuch bei euer wundervollen Schwester nutzen, wir haben uns ja so gut verstanden.""- und sie und einige andere Leute in Korem würden sich wohl brennend dafür interessieren, wo Du Dich so rumtreibst." ergänzt sie wohlweißlich nicht sondern überlässt das Basilios reichlich vorhandener Fantasie.
Seine Frage nach Barkas Motivation übergeht sie dabei völlig, das warum ist schließlich nebensächlich. Und dass es für den kalamarischen Imperator zumindest hochgradig blamabel währe, dass die beiden Kinder deren Tod er vor sechzehn Jahren Lauthals verkünden lies noch leben ist schließlich naheliegend.
« Letzte Änderung: 12.12.2016, 22:52:00 von Flannait Adair »
"Nur ein toter Kargi ist ein guter Kargi!"

Basilio Aristide

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Córrea
« Antwort #29 am: 12.12.2016, 23:14:34 »
"Nicht mitkommen?" lässt Basilio sich—die Hand immer noch in Sanjans Richtung ausgestreckt—von Flannaits Einwurf ablenken. "Was, wieso denn nicht? Weil es dir zu lange dauern würde, bis du Nachricht erhältst, wenn bei Aislings Machtübernahme etwas schief läuft? Ich versteh' ja deine Sorge, ganz gewiss tu ich das! Natürlich fände ich es sehr schade, wenn du nicht mitkämst. Würde vielleicht noch versuchen, dich zu übereden, weil du von hier aus ja auch nichts ändern könntest, wenn deine Tante mit diesem Nola und seinen Blutumhängen nicht fertig wird, weil die Nachricht auch hier zu spät käme! Aber wenn du mir sagst, es lässt dir keine Ruh', du kannst jetzt nicht fort, dann verstünde ich das schon. Die Seinen gehen vor."

So ganz versteht er ihren Ausbruch ja nicht. Worüber genau ärgert sie sich? Findet sie, er habe ihre Teilnahme an der Mission zu leichtfertig vorausgesetzt, ohne die letztendliche Zusage aus ihrem Mund abzuwarten? Oder ist er zu höflich zu El´ssa gewesen? Vielleicht hat sie auch Anstoß an dem Wort 'Halbblut' genommen, obwohl es gar nicht an sie gerichtet war?[1]
 1. Sense Motive = 18 vs. DC 10 (verstehen, dass eine Frau sauer ist) / DC 15 (verstehen, dass sie wegen einem selbst sauer ist, und vielleicht hat man sogar mehrere Theorien, was man falsch gemacht haben könnte) / DC 20 (Frauen verstehen, wenn sie sich in irgendwelchen vagen Andeutungen ergehen, von denen sie meinen, diese müssten ganz furchtbar offensichtlich sein, dabei bestehen die Zusammenhänge nur in ihrem Kopf und man müsste schon Gedanken lesen können, um sie zu erkennen.)
« Letzte Änderung: 13.12.2016, 13:25:45 von Basilio Aristide »
"Call no man happy until he is dead."

"War," he sung, "is toil and trouble;
Honor, but an empty bubble."

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