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1. Coup - Die Spule

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Thorgrimm:


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Thorgrimm:
Mehrere Kilometer bohrten sich die deokischen Gipfel in den Himmel. Von ihnen wehte ein kalter Wind herab, der nur selten auf eine kleine Ansammlung von Gebäuden und dampfbetriebenen Maschinen traf, die sich immer weiter in die Seiten des Gebirges fraßen. Bergbaustädte, in denen nur ein paar dutzend Leute lebten. Nicht viele zog es hierher. Agetas war ein recht trostloses Gebiet und viele hielten es dort nur aus, weil sie auf den großen Gewinn und schnelles Geld in Form von wertvollen Metallen und Edelsteinen hofften. Kaum einer hatte dieses Glück und selbst wenn es doch einmal so weit kommen sollte - Eldos Creek und seine Söldner sorgten dafür, dass man das Herrschaftsgebiet mit leichtem Gepäck verließ.
Der Windstrom zog weiter und erreichte schließlich die Ausläufer des Gebirges, in das sich lediglich knorrige Pflanzen gebohrt hatten. Zwischen anspruchslosen Büschen und widerstandsfähigen Moosen gab es hier kaum etwas zu sehen. Dieser Teil Isygars war kaum bewohnt. Ganz anders sah es dagegen bei den steinigen, klippenartigen Küstenlandschaften aus, an denen sich tausende Menschen und Andersartige niedergelassen hatten, um Handel über das Meer zu treiben. So reihte sich hier Hafenstadt an Hafenstadt - eine schlimmer als die andere. Die größte und berüchtigtste Stadt von allen war Morgh. Ein Nest für Schmuggler, Piraten und Händler, das zwischen und auf zwei steilen Klippengebieten erbaut worden war.
Östlich des Gebirges befanden sich die Flusslande, die in die Herrschaftsgebiete Ethera, Andaran und Rhillat aufgeteilt worden waren. Von weiten, grasbewachsenen Ebenen, über feuchte Sümpfe, bishin zu dichten Wäldern fand man hier fast alles. Die südlichen Flusslande waren ein vergleichbar trockenes Gebiet aber dennoch fruchtbar und dadurch die Kornkammer des Landes. Hunderte Bauernhöfe und reihenweise Felder waren hier über Jahrzehnte nach dem Krieg entstanden. Ein Gebiet, in dem man gut leben konnte - solange man die heftigen Schutzgeldzahlungen an Abigale Hoos verrichtete. Andaran war das genaue Gegenteil von Ethera. Durch die zentrale Lage und die beiden Flüsse Tanradis und Virr war dies das Ballungsgebiet des Landes. So befand sich hier auch die Hauptstadt Natahi, die vom selbsternannten König Orville Torrob beherrscht wurde.
Nördlich von Andaran befand sich das unscheinbare Gebiet Rhillat. Dichte Laubwälder und einige Hügel, zwischen denen sich Flüsse wanden, beherrschten das Landschaftsbild. Nur wenige Personen traf man hier an, da dieser Landstrich kaum etwas zu bieten hatte. Einige wenige Dörfer und Holzfällerlager hatten sich dennoch gebildet. Zwischen ihnen gab es nur spärlich Kontakt. So wie die Bewohner dieses Herrschaftsgebietes recht verschlossen und eigenbrötlerisch waren, so waren es auch die Dörfer. Hier drehte jeder sein eigenes Ding und alle, die sich in Rhillat niedergelassen hatten, hatten dies wohl aus einem ganz bestimmten Grund getan. Ob sie Kriminelle auf der Flucht waren oder einfach nur ihre Ruhe haben und ein friedliches Leben führen wollten, war nicht ersichtlich. Selbst die Favilla Siroki, die dieses Gebiet beherrschte, ließ sich nur selten blicken.

Und trotzdem hatte es einige weitere Personen hierhergeführt. In diesen abgeschiedenen Landstrich, der auf den ersten Blick nicht viel zu bieten hatte. Doch sie waren sich sicher, dass sich der Ausflug nach Rhillat lohnen wird, denn ihnen allen wurden ein lohnendes Geschäft und eine üppige Belohnung versprochen. So zog es einen jeden, ob nun Ambacti, Mensch, Favilla oder Gezeichneter, in ein verschlafenes Dörfchen namens Sepo, welches an die Ufer eines kleinen Flusses gebaut worden war.

Noch nicht einmal 100 Bewohner fasste das Dorf. Es war so unscheinbar und unwichtig wie der Rest des Landes. Der technische Fortschritt hatte hier kaum einen Fuß gefasst. Die dampfbetriebenen Maschinen, die Magnetbahn oder Luftschiffe aus den Großstädten fand man hier genauso wenig, wie große Fabrikhallen und Forschungsanlagen. Handarbeit und Muskelkraft waren hier noch wichtigere Faktoren als das Wissen um den Umgang mit Maschinen.
Ob man nun den beschwerlichen Weg über den Rücken eines Lacretas, die hölzernen Sitze einer Kutsche oder doch das Deck eines kleines Handelsschiffchens hierhergefunden hatte: Der Anblick, der sich ein jeder Person zeigte, war immer der gleiche. Ungefähr zwei Dutzend Gebäude standen hier in gebührlichem Abstand zueinander - der Großteil davon direkt an den Fluss gebaut. Es waren vor allem Fischer und Holzfäller, die sich in diesem Dorf niedergelassen hatten. Einen Bootsbauer und Schreiner sollte es auch geben. Der ein oder andere Händler und ein Wirt mit seinem Gasthaus fehlten natürlich auch nicht. Die wenigen Schiffe, die an dem Dorf vorbeikamen, versorgten die Bewohner mit allem, was sie brauchten.
Hier sollten Guillaume, Orville, Hariq, Voris und Bhekk auf eine Person treffen, die ihnen weitere Informationen und eine erste Bezahlung lieferte. Jedem von ihnen wurde einige Tage zuvor die Eckdaten über den Auftrag erzählt und eine saftige Belohnung versprochen, falls sie diesen annehmen sollten. Gleichzeitig gab es einigen von ihnen die Möglichkeit, ihren eigenen Zielen und Ambitionen zu folgen - wie diese auch immer aussehen mochten.

Es war früher Nachmittag und ein angenehm kühler Wind wurde von den Bergen in das Dorf getragen, sodass die Temperaturen gut auszuhalten waren. Einige Männer und Frauen - die meisten davon Menschen und Gezeichnete - wanderten geschäftig durch das Dorf, hackten Holz oder warfen ihre Netze in dem Fluss aus. Aus dem Bootshaus, welches durch einen morschen Steg mit dem Land verbunden war, erklang das geschäftige Kreischen einer Säge aber sonst wurde ruhig gearbeitet. Die Leute im Dorf waren nicht besonders gesprächig, was man schnell herausfand, sollte man sich mit ihnen unterhalten. Selbst zu dieser Zeit war das Gasthaus des Ortes gut besucht. Es war der Treffpunkt aller Dorfbewohner und Reisender. Ein gemütlicher, zweistöckiger, länglicher Holzbau in der Mitte des Dorfes. Dicke, leicht gelbliche Milchglasfenster verhinderten einen Blick ins Innere des Gebäudes. Doch man musste gar nicht hineinsehen, um zu erkennen, dass hier gute Laune herrschte. Lautes Lachen war bereits zu hören, bevor man überhaupt in den Schankraum eintrat. Vielleicht war dies der einzige Ort im Dorf, an dem es nicht so distanziert zu sich ging.
Ein jeder hatte sich hier eingefunden. Ob er gerade erst angekommen war oder schon seit Tagen auf diesen Moment wartete, wusste wohl nur der Wirt des Gasthauses selbst. Der schlaksige Gezeichnete mit den wirren, schulterlangen Haaren und der fleckigen Haut vermietete die Zimmer im zweiten Stock an jeden, der danach fragte. Sie waren recht spartanisch eingerichtet und beschränkten sich auf ein Bett, das eher einer Pritsche glich, einen schmalen Schrank und einen winzigen Tisch neben dem Bett. Nur wenige Quadratmeter groß aber es reichte aus. Dafür war der Schankraum viel gemütlicher eingerichtet. Der Großteil des Raumes wurde von abgenutzten, runden Holztischen eingenommen, an denen sich jeweils vier Stühle befanden. Eine lange Bar, an der der Gezeichnete mit seiner Favillagehilfin arbeitete, füllte den gesamten hinteren Teil des Raumes. In einer Ecke des Raumes befanden sich eine braune Couchgarnitur und einige Spielereien wie eine Dartscheibe und ein Billardtisch. Zwei runde, chemische Lampen verteilten künstliches Licht im Raum, was aber durch einen brennenden Kamin wieder ausgeglichen wurde. Um die zwanzig Leute mussten sich jetzt hier im Raum befinden - ein Teil davon war in Gespräche über die Götter und die Welt vertieft und wieder andere aßen einfach still ihren Fisch oder tranken Bier.
Schließlich traf die Kontaktperson ein. Ein Ambacti, der eine dicke Lederrüstung trug, welche mit weißen Knochenplatten verstärkt worden war. Sowohl ein Schwert, als auch ein Revolver hingen an seiner Hüfte und waren schnell einsatzbereit. Zielgerichtet lief er in die Mitte des Raumes und sah sich dann aufmerksam nach den Leuten um, die er hier treffen sollte. Anscheinend hatte auch er Beschreibungen bekommen, denn er erkannte alle Personen, die für den Auftrag ausgewählt worden waren. Möglichst unauffällig zeigte er mit dem Finger auf Guillaume, Orville, Hariq, Voris und Bhekk, woraufhin diese die geflüsterten Worte "Folgen sie mir bitte." vernehmen konnten und das, obwohl der Mann nicht in ihrer Nähe stand. Nachdem er ein letztes Mal seinen Blick durch den Raum glitten ließ, wandte er sich zur nicht besetzten Couchgarnitur und nahm etwas ungelenk platz.

Orville Henry Hawkes:
Unbändige weiße, glatte Haare, welche nahtlos in den unbändigen, weißen, glatten Vollbart übergingen. Die Haare mehr oder weniger mit einem Kopftuch an den Kopf gebunden, damit sie ihm nicht über die buschigen Augenbrauen vor die Augen fielen, den Bart mit hölzernen Bundknöpfen versehen, welche jedoch im Dickicht des Bartes inzwischen untergingen. Ein alter Offiziersmantel eines der längst schon wieder verschwundenen Herrschaftsbereiche der Flussländer lag um seinen Schultern, etwas fusselig, aber doch noch von schneidigen Schnitt und in den Überresten der kräftigen, roten Farbe. Die Verzierungen waren mit goldfarbenen Fäden genäht. Es war möglicherweise, anhand des Aussehen des Mantels, kein unbedeutender Mann, der diesen Mantel einst trug. Doch nun war er nur noch ein Schatten einstmaligen Glanzes. Und das galt auch für seinen Träger, einen sehr großen, ehemals sicher bulligen Mann, der über zwei Meter groß war. Seine Schultern waren zwar vom hohen Alter etwas gedrückt, aber seine Statur zeigte noch die Überreste einer ehemals sehr formidablen, breitschultrigen Gestalt. In seinen besten Zeiten mochte der alte Mann vielleicht ein Kampfgewicht von um die 110 Kilogramm gehabt haben, doch das Alter zeigte sich eben nicht nur in der Form von Altersflecken.

Seine groben, fingerlos behandschuhten Hände griffen in den Mantel, als der Ambacti sie zur Sitzecke herbeiflüsterte, und fischten eine geschwärzte, verzierte Elfenbeinpfeife hervor. Mit einem Schnippen der Finger entstand eine violette Flamme zwischen seinem Zeigefinger und seinem knotigen Daumen[1], die er sorgsam in die Pfeife setzte. Die Flamme bildete derweil die sehr grobe Silhouette einer breithüftigen, lasziv tanzenden Frau, was den alten Mann mit einem kehligen Lachen erfüllte, während er sich unter den Personen, die ebenso herbeigeflüstert worden, umblickte. Bis auf den kleinen Favilla und den Mann mit den Fledermausohren waren es alles sehr kräftige oder sehr große Leute, was den alten Mann doch mit einigem Erstaunen beeindruckte. Er nickte allen zu, während er die weibliche Flamme mit dem gebärfreudigen Becken beobachtete, wie sie langsam in die Pfeife tanzte und diese sich mit dem Knistern eines entflammenden Holzscheites entzündete[2].

Der große, alte Mann deutete mit der nun dampfenden Pfeife auf einen Sitzplatz. "Ihr werdet einem Alten doch das Vergnügen eines breiten Kissens unter knorrigen Afterballen gönnen, ja?" und lachte dann kehlig, um die unangenehme Situation des Kennenlernens etwas entspannter zu gestalten. Die milchig-trüben, leicht tränigen Augen des Alten lagen einen Moment auf jedem dieser illustren Truppe. Dann nahm er einen tiefen Zug aus der Pfeife und ließ den schwerfälligen Rauch etwas in seinem Inneren verharren, und schob ihn dann durch die Nase hervor mit einem wohligen Stöhnen. Während der Rauch sich um sein Gesicht schmiegte für einen Moment, noch kurz die Form derselben stämmigen Frau annehmend, die eben noch die violette Flamme gewesen war. Sie schwebte hervor an sein Ohr und flüsterte ihm etwas, sich schüttelnd, als würde sie kichern. Auf einmal änderte sich etwas im Blick des Alten, das Tränen der stahlgrauen Augen hörte auf und eine neue Wachheit legte sich auf ihnen nieder. Um den Mann roch es nach starkem Tabak mit einer warmen Note von Vanille und Zimt. Auf seinen Klamotten hatte sich dieser Duft auf ewig niedergelegt, gepaart mit dem Geruch eines alten Mannes. Schweiß, Vanille, Zimt. Eine Spur Unsicherheit.

"Hawkes, mein Name. Orville Hawkes.", eröffnete er schließlich eine Vorstellungsrunde, die er für angebracht hielt. Ihm erschien es am sinnigsten, wenn er das Eis und Misstrauen in solch bunten Runden wohl nicht gleich brechen konnte, dieses Eis zumindest anzuwärmen und etwas zu tauen mit der Offenheit eines langen Lebens. Mit dem Knarren alten Knochen und dem klassischen Stöhnen altersgemäßer Anstrengung ließ sich Hawkes in den Sitz plumpsen und streckte dann die Beine, als müsste er sie ausstrecken.
"Was für eine illustre Congregatio. Was für eine - in der Tat - bunte Versammlung. Scheint ja eine sehr magnetische Sache zu sein, die uns hier von so frei und weit anzieht, nicht wahr?" Wieder dieses kehlige Lachen.
Es konnte kaum darüber hinwegtäuschen, dass der alte Mann tatsächlich einige Kilometer in den Beinen hatte. Der Staub sandiger Pfade lag noch auf seinem alten Offiziersmantel, der Matsch ausgetrampelter Wege haftete an dicksohligen, braunen Lederstiefeln und war erst auf dem Weg hierhin getrocknet. Der Matsch bröckelte so vor sich hin mit jeder abrupten Bewegung des alten Mannes. Etwas Schweiß stand noch immer auf seiner Stirn, da er erst vor wenigen Minuten angekommen war und noch nicht einmal dazu gekommen war, sich ein kühles Getränk und einen starken Schnaps zu ordern, ehe der Ambacti sie zu sich flüsterte. Er leckte über seine von der Reise spröden Lippen. Es war eine für sein Alter ungewöhnlich lange Reise gewesen, aber er hatte jetzt - so gerade in die Tür gefallen - noch kein inneres Interesse, über sie nachzudenken. Zu groß war der Durst und das Interesse, was sich aus diesem Gespräch wohl ergeben würde.

Wohlig stöhnend atmete er aus der Pfeife ein und ließ den weiblichen Dampf wieder sein Gesicht streicheln. Wie gerne hätte er die Reisestiefel ausgezogen und seine Füße geräkelt. Aber der Anstand verbot dies. Er grinste bei dem Gedanken daran, wie seine neuen Bekanntschaften dann in tiefster Agonie zu Boden sinken würden, und schaute dann ob und wie die anderen sich wohl vorstellen mochten. 1. Zauber: Prestidigation 2. Zauber von Wand: Heightened Awareness

Guillaume Lagrange:
"Einem Alten."
Ob dem Mann wohl bewusst war, dass Guillaume mindestens fünfzig oder sechzig Jahr älter war als er selbst? Aber natürlich merkte man ihm das nicht an - was immer seine "Schöpfer" damals in die Rezeptur gemischt hatten, eine Alterung war wohl nicht vorgesehen. Zumindest war sie dermaßen verlangsamt, dass es normalen Menschen so scheinen musste, als ob die Ambacti unsterblich seien. Nach weit mehr als hundert Jahren wusste Guillaume jedoch nicht, ob das lange Leben Fluch oder Segen war. "Fluch" kam es ihm in den Sinn, als Erinnerungen an Alice in ihm emporstiegen.

Er schüttelte die Gedanken ab und sah sich in der "illustren" Runde um, die Orville Hawkes gerade eröffnet hatte. Den Favilla kannte er tatsächlich bereits, wenn auch nicht persönlich. Doch es handelte sich um den Besitzer einer Bar, in die sich Guillaume regelmäßig begab, um sich ein Wissensquiz anzusehen, das Herausforderer gegen eben diesen Favilla bestreiten konnten. Zumindest war damit sichergestellt, dass jemand mit einem guten Allgemeinwissen in der Gruppe vertreten war.
Der Alte war Guillaume ein wenig suspekt. Er verhielt sich ausgesprochen albern, was der Ambacti bei Menschen hohen Alters eigentlich nicht gewohnt war, und Guillaume hegte den Verdacht, dass er seine Schwierigkeiten haben würde, mit ihm zurechtzukommen. Offenbar konnte der Mann Magie beherrschen, was sein Spiel mit der Flamme nahelegte. Das war wohl auch der Grund, weshalb jemand, der sie vermutlich eher aufhalten würde, zugegen war.
Die anderen beiden konnte Guillaume noch nicht einschätzen; stattdessen stellte auch er sich mit einem Nicken vor.
"Guillaume Lagrange."
Mehr sagte er nicht, sondern wartete erst einmal ab, was ihr möglicher Auftraggeber von ihnen genau erwartete. Er musste jedoch mit seiner ausufernd bestückten Brille, die er auf seiner weißen Stirn trug, und die sein Mal verdeckte, ebenfalls einen merkwürdigen Eindruck auf die anderen machen. Ansonsten trug er keinerlei Schmuck, was ihm mit seiner weißen Haut und der kompletten Haarlosigkeit für die Menschen immer noch fremdartig und etwas künstlich wirken ließ.

Er war am Tag zuvor bereits angereist, nachdem er eine Nachricht erhalten hatte, die ihm die Suche nach einem außergewöhnlichen mechanischem Artefakt versprach, und dazu noch eine stattliche Summe Geld als Belohnung in Aussicht stellte. Guillaume musste keine zwei Sekunden zögern, bevor er sich auf den Weg hierher nach Sepo machte, wo er weitere Informationen erhalten sollte.
Nun war es also soweit, und der Ambacti wartete gespannt, was sie hier erwarten sollte.

Voris Shark'kan:
Voris, der von Haus aus ein sehr gemütlicher Zeitgenosse war, musterte die kleine Gruppe mit einem Lächeln auf den Lippen. Dies hatte auch den angenehmen Nebeneffekt, dass seine natürlichen spitzen Gesichtszüge etwas runder wirkten. Dazu trug auch bereits seine äußere Erscheinung bei, da sein Bauchansatz nicht zu übersehen war. Er war ein Genussmensch, der zu einer guten Hammelkeule oder einem Schweinebraten einfach nicht nein sagen konnte. Auch das Bier schmeckte ihm recht gut und wovon er reichlich vertragen konnte. Die Gaststätte war meist einer der ersten Orte, welcher er in einer neuen Stadt oder einem Dorf aufsuchte. Nicht nur der Gaumenfreuden wegen, sondern dies war auch der Ort, wo man am schnellsten an Informationen kam und wo man die besten Kontakte knüpfen konnte. War die Zunge erst mit ein paar Freibier gelockert, sprudelten die Geschichten seiner neuen Freunde nur so heraus. Er hatte Übung darin und er lebte davon die kleinen Geheimnisse zu kennen und sie an der ein oder anderen Stelle gekonnt einzusetzen, um ein paar unbequeme Hindernisse aus dem Weg zu räumen, wenn er seine Ware vorbei schmuggeln wollte.

Aber es hatte Probleme gegeben und er musste für eine Zeit untertauchen - zumindest in seiner gewohnten Umgebung. Woher der Fremde wusste, dass er in Schwierigkeiten war, wusste er nicht, aber das Angebot kam gerade zur rechten Zeit. So konnte Gras über die Sache wachsen und nebenbei konnte er noch ein nettes Sümmchen verdienen. Aber jetzt war er gespannt, auf was er sich da eingelassen hatte.

Die Gruppe war auf jeden Fall bunt gemischt. Der Alte mit den weißen Haaren und dem üppigen Vollbart schien auf jeden Fall etwas von Magie zu verstehen, denn die kleine Geste  zum Anzünden seiner Pfeife war dem Gezeichneten nicht entgangen. Der Hüne ohne Haare war unverkennbar ein Ambacti. Nur ein Soldat hatte eine solche Statur. Dies war gar nicht einmal so schlecht, wenn es zu einem Angriff kam. Der Ambacti würde sicher ordentlich zuschlagen können. Der behaarte neben ihm war auch nicht von kleiner Statur. Aber ebenso wie bei Voris handelte es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Gezeichneten. Voris wusste wovon er  sprach. Seine Fledermausohren und seine spitze Nase waren unverkennbar. Zwar verdeckte er sie gerne mit seinen langen Haaren und seinem Hut, aber hier in der Gaststätte hatte er ihn abgesetzt, um nicht noch mehr Misstrauen zu erregen. Die anderen würden früher oder später eh erfahren, dass er ein Gezeichneter war. Fehlte noch der kleine Dunkelhäutige. Der hatte noch nichts von sich gegeben, so dass er erst einmal begann sich selbst vorzustellen.

"Voris ist mein Name. Voris Shark'kan, wie er leibt und lebt." Und gleichzeitig beugte er sich ein klein wenig nach vorne und vollführte eine ausladende Bewegung mit seiner rechten Hand. Danach wurde sein Grinsen noch breiter und er blickte schnell von einem zum anderen. Vertrauen erwecken war der erste Schritt, den er stets vollführte. Aber diese Runde war sehr unterschiedlich und es würde sicherlich ein hartes Stück Arbeit werden, zu den Anwesenden vorzudringen.

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