Autor Thema: 1. Coup - Die Spule  (Gelesen 40011 mal)

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Orville Henry Hawkes

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #30 am: 02.03.2017, 22:27:41 »
Orville nahm sich die Zeit, seine Gefährten zu beobachten. Er lehnte sich zurück, immerhin hatte er einen bequemen Platz ergattert, und ließ die schwelenden Gedankenfabriken seiner neuen Gefährten für sich arbeiten, während er sich einen großen Moment der Erholung gönnte. Wie gerne würde er doch die Stiefel ausziehen und sich für einige Minuten auf's Ohr hauen. Jeder kann sagen, was er will, aber nicht einer kann behaupten, dass Alter an so einem Menschen spurlos vorbei geht. Er ist taffer als die meisten alten Männer in seinem Alter, aber der kalte Atem des nahenden Endes ist zunehmend zu spüren, der Zenit körperlicher Kraft und physischen Wachstums längst hinter sich gelassen, gar kaum noch in Sichtweite.

Der Arkanist nahm sich die Dossiers als Letztes und blätterte sie mit interessiertem Blick durch. Hatte er bereits von einem der Personen gehört oder waren sie sonstwie aufgetaucht[1]? Orville wusste, wie furchtbar klein diese Welt sein konnte und welche wunderbaren Zufälle Personen wieder zueinanderführten, die sich längst vergessen wähnten.
Interessiert hörte sich der alte Mann die Worte seiner neuen Gefährten an und nickte hier und da beiläufig, um zu signalisieren, dass er den Gedankengängen bezüglich des Besprechens außerhalb eines Gastsaals und die Ideen, welche Personen zu favorisieren sein, folgen konnte und wollte.
Der schwere, fast dickflüssige Rauch der Pfeife waberte formlos an seinem Gesicht entlang und hüllte es in denkenden Nebel. Wie seine Gefährten ergab er sich in die Situation und beschloss die Besprechung direkt hier durchzuführen.

"Ich teile den Eindruck, dass wir uns subtileren Wegen zuwenden sollten, meine Herren. Wenn ich anmerken darf: meine Expertise ließ mich wenig Drogen - im wissenschaftlichen Sinne versteht sich - unversucht lassen. Drogen-induzierte Euphorie ist ein bewundernswerter Zungenlöser, gerade bei an sich verschlossenen und eher introvertierten Personen. Gleichwohl würden mich die personenspezifischen, charakterlichen Spezifikationen, wenn ich es so technisch ausdrücken darf, grundsätzlich interessieren und die Dossiers geben zwar einen groben Einblick, aber keine wirklichen Details zur mentalen Verfassung dieser Personen. Dennoch schätze ich, dass wir davon ausgehen dürfen, dass jede Person eine gewisse Drucksituation erfährt durch die Teilnahme an dieser heiklen und geheimnisvollen Operation zur Komplettierung der Spule. Jede Zielperson wird sich dementsprechend zumindest grobe Ideen über die eigene Partizipation und Sinn und Zweck ihres eigenen Einsatzes gemacht haben. Vielleicht rüttelt es an der einen oder anderen Person und gibt uns einen Hebel.

Was die Frage Mr. Lagranges angeht, ich teile die Antwort, die er darauf selbst gegeben hat. Wir werden die Spezifika für unseren Auftrag erfahren müssen, aber den Rahmen zu erfahren, um auch auf unerwartete Wendungen mit gemessener Improvisation reagieren zu können, erscheint mehr als sinnvoll.
Wenn ich in der Metapher der drei Pfade bleiben darf, würde ich dazu tendieren, mit dem ersten Pfad der Überwachung und des oberflächlichen Informationsgewinnung zu beginnen und das Ganze unter Umständen mit Einbruch garnieren. Gerade jene Personen, welche abseits der Anlage alleine in ihren eigenen Häusern leben, dürften Informationen zu ihrem Wirken am heimatlichen Hort vorhalten, ob nun aktiv oder passiv: ich denke an Tagebüchern, Aufzeichnungen, Ideen, Zeichnungen oder auch nur obskure, briefliche Gespräche mit Familien, Freunden oder der Stubenspinne Murphy."

Der Alte hatte ein Glänzen in den Augen, obwohl nur schwer einzuschätzen war, ob das an Müdigkeit, der Freunde an der Aufgabe oder an dem ganzen Rauch in seinen Augen lag.

"Danach würde ich in einer zweiten Phase den dritten Pfad Mr. Lagranges bevorzugen und eine gewisse Basis des Umganges schaffen, wenn das Zeitfenster und die Person dies zulässt. Wenn die beiden Pfade nichts ergeben, wegbrechen oder unsere Zielperson Lunte riecht, werden unsubtile Wege uns immer offen stehen und sollten uns immer in der Hinterhand sein. Obgleich ich für solch physisches Verhalten wohl aus dem besten Alter bin, schätze ich noch immer den Anblick einer zünftigen und barfäustigen Keilerei." Orville Hawkes zwinkerte und amüsierte sich prächtig bei der Vorstellung. Er liebte organisierte Faustkämpfe und das Wetten auf dergleichen war ihm schon immer ein gehöriges Laster gewesen, sodass ihm der gute Verdienst für die Aufgabe sehr entgegen kam. Irgendwo in seinem geistigen Hinterstübchen regte sich jedoch Zweifel und Widerstand und dafür, dass Mr. Wright eben noch fabulierte, dass an ihnen doch die Welt hängen würde, war die Bezahlung doch fast ein wenig mau und enttäuschend. Aber mit einem gedanklichen linken Überhand-Konterhaken ließ Orville den Zweifel metaphorisch in die Seile sinken und verschloss die innere Tür. Mr. Wright hatte immerhin von mehreren, unbekannten Gruppen gesprochen und so eine Operation verlangte Siroki sicher einen hohen materiellen und logistischen Einsatz ab, mal ab von den ganzen Loyalitätsproblemen mit Söldnern und zusammengewürfelten Trüppchen.

Orville setzte die Pfeife wieder an den Mund und atmete ein weiteres Mal tief ein, ließ den Rauch ganz langsam aus der Nase entweichen und sagte schließlich.
"Mein Bauchgefühl sagt mir ebenfalls, dass Whitlock aufgrund seiner Lebensweise ein geeignetes Ziel ist, um ihn mit Drogen und Verlockungen gefügig zu machen oder seine Paranoia gegen ihn oder seine Arbeitgeber zu nutzen. Sein technischer Sachverstand kann uns sicher einiges über den Herstellungsprozess und die Hintergründe verraten. Die physische Konstruktion ist unter Umständen in einem ersten Schritt schneller zu stoppen als eine magische Dekonstruktion. Ich muss meine Gedanken aber dazu noch ein wenig wälzen, es ist erst einmal nur ein Bauchgefühl.

Ohne jetzt genaues zu wissen, würde ich ihn beobachten, dann weiter beobachten und durch eine kleine Abordnung von uns sein Haus auf dem Kopf stellen, wenn er nicht vor Ort ist - oder eben gemeinsam, wenn er auf Arbeit ist. Dann wenn wir mehr über sein Persönlichkeitsprofil wissen, eine Annäherung wagen und irgendeine Form von pseudoehrlicher und drogeninduzierter Verbrüderung, um an die technischen Details der Anlage und der Konstruktion zu kommen oder ihn gar umzudrehen, wenn wir seine Paranoia füttern können. Gewalt käme nur in Frage, wenn unser vorheriges Vorgehen schief geht und wir nicht zulassen können, das unsere Operation auffliegt."


Plötzlich hält der Mann im alten Offiziersmantel inne und blickt dann zu Mr. Wright. "Apropos auffliegen: sie haben von mehreren Gruppen, die für Siroki wirken, gesprochen. Da ich davon ausgehen, dass sie untereinander nicht oder kaum bekannt sein sollen, sie also unabhängig voneinander arbeiten. Wie ich groß ist die Gefahr, dass unsere Wege sich fälschlicherweise und dann gefährlicherweise kreuzen?"
Mit dieser Frage erkannte Orville, dass er doch einige Steine angestoßen hatte und sehr die Initiative nach seiner ruhigen Zuhörphase übernommen hatte. Also lehnte er sich wieder zurück und überließ seine Gefährten der Reflektion des Gesagten. Und versuchte selbst, seine sich immer bohrender vortastenden Zweifel verstummen zu lassen.
 1. Kann man einen Wissenswurf für diese Gestalten machen, und wenn ja, was für einen?
"Denn wer den Schatz, das Schöne, heben will, // Bedarf der höchsten Kunst: Magie der Weisen." - Johann Wolfgang von Goethe, Faust II, Vers 6315 f. / Mephistopheles

Thorgrimm

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #31 am: 06.03.2017, 05:01:42 »
Wright hatte die folgende Diskussion ruhig verfolgt und es sich währenddessen gemütlich gemacht. Als er Orville antwortete, richtete er sich wieder etwas auf "Ich bezweifle stark, dass sich ihre Wege kreuzen werden. Jede Gruppierung ist mit einer anderen Aufgabe vertraut und wir haben keine Informationen darüber, dass die Anlagen der Qua'kal untereinander zusammenarbeiten. Momentan gehen wir davon aus, dass jede Anlage autark arbeitet und nur Informationen an eine Zweigstelle weitergibt. Das heißt, dass die anderen Gruppen, die Siroki angeheuert hat, nichts mit der Anlage und den Personen zu haben wird, die an der Spule arbeiten."
Der Ambacti blickte nach oben, als würde er durch die Decke des Gasthauses sehen können oder sich an etwas erinnern. "Wir glauben, dass eine Fabrik auf einer der Himmelsinseln für den Informationsaustausch, die logistischen Angelegenheiten und schließlich auch den Zusammenbau der Waffe zuständig ist. Es sollte also zu keinen Komplikationen in der Richtung kommen. Vielleicht hilft ihnen diese zusätzliche Information weiter."

Bhekk

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #32 am: 06.03.2017, 17:49:11 »
Bhekk wurde jetzt schon übel, wenn er daran dachte, dass er mit dem Alten längere Zweit zusammen reisen sollte. Offenbar hörte er sich gerne Reden und musste trotz seines hohen Alters ständig jedem mitteilen, wie klug er war. Entweder war er das wirklich und konnte nicht normal sprechen, oder er war es nicht und versteckte dies hinter einem Meer aus überflüssigen Worten.

"Also kurz gesagt willst du dem Mann, der gerne Essen geht, irgendwas rein mischen, damit er uns was erzählt. Am besten sollte das, was du ihm da rein mischen willst, auch dafür sorgen das er vergisst, das er uns was erzählt hat. Warum sagst du das nicht einfach so, dass es jeder versteht?"

Er schüttelte den Kopf und versuchte den Ärger zu unterdrücken. "Aber wir müssen ja wissen, wohin er zum Essen geht. Oder willst du ein eigenes Restaurant aufmachen und warten, bis er kommt? Ach ich weiß nicht. Sollen wir einfach mal zu dem gehen und unser Glück versuchen? Und wenn's nicht klappt verhauen wir den Bruder und knöpfen uns den Os'saya vor!"

Bhekk bereute jetzt schon, sich gemeldet zu haben. Er hatte ein ganz schlechtes Gefühl bei der Sache, und der Alte trug seinen Teil zu diesem schlechten Gefühl bei. Er würde sie noch alle ins Unglück stürzen. Aber einfach aussteigen konnte er jetzt wohl kaum noch, nachdem er jetzt von dem Plan wusste würde Mr. Wright nicht einfach so gehen lassen. Eine schöne Scheiße hast du dir da eingebrockt.

Er sah sich um, die anderen waren auch ziemlich still. Es fehlte ein Gegengewicht zu dem geschwätzigen Mann. Er nahm sein Bier, trank einen kräftigen Schluck und wartete ab.

Guillaume Lagrange

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #33 am: 06.03.2017, 21:34:59 »
Auch wenn Guillaume es schwierig fand, den ewig zu währen scheinenden Ausführungen des alten Mannes zuzuhören, musste er dennoch anerkennend feststellen, dass er zu den gleichen Schlüssen und Gedankengängen wie der Ambacti selbst gekommen war. Auch wenn Guillaume lange nicht so viele Worte verwendet hätte, konnte er den Plänen Orvilles zustimmen und tat dies mit einem kurzen: "Einverstanden. Wäre genau meine Vorgehensweise gewesen." An Bhekk gewandt, der wohl ein wenig größere Schwierigkeiten mit der blumigen Sprache des Alten hatte, fügte er hinzu: "Wir folgen dem Mann natürlich - er führt uns also selbst zu dem Restaurant. Außerdem sehen wir uns zuerst in dessen Wohnung um, um herauszufinden, an welchem Hebel man bei Whitlock ansetzen kann. Und Drogen kann man auch in einen Drink schütten."

Bhekk

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #34 am: 07.03.2017, 08:07:18 »
"Gute Idee, aber nicht zu Ende gedacht."

"So weit so gut, aber das Jagen auf unbekanntem Gebiet birgt immer Risiken. Wir kennen die dunklen Ecken und Fluchtwege nicht und wissen auch nicht, wer da sonst noch so da sein wird. Außerdem sind wir noch nicht aufeinander eingespielt, wir wissen nicht, wie wir auf Ärger reagieren, wer durchdreht, wer ruhig bleibt." Er trank noch einen Schluck
"Aber das können wir wohl im Moment nicht ändern. Vielleicht können wir ihm ja ein Zettelchen von einem neuen Restaurant zuspielen, das wir ausgekundschaftet haben, er wird neugierig und geht uns in die Falle. Wir werden sehen."
« Letzte Änderung: 18.03.2017, 19:33:43 von Bhekk »

Voris Shark'kan

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #35 am: 13.03.2017, 19:02:21 »
Nun mischte sich auch Vorik wieder ein. "Ich glaube zwar nicht, dass wir an die Spule kommen, ohne uns um die Magie zu kümmern, aber wenn ihr euch erst den Mechaniker vornehmen wollt, soll es mir auch recht sein." Er lies ein spitzbübisches Grinsen über seine spitzen Backen huschen. "Es hat auch einen angenehmen Nebeneffekt. Der Mann liebt gutes Essen, und wie man an mir sieht, kann ich auch ganz gerne einen Happen vertragen." Dabei strich er sich über seinen deutlich sichtbaren Bauch.

Dann wirft er nochmals einen Blick auf die Vita von Paul Whitlock. "Hier steht, dass er möglichst immer in einem unbekannten Restaurant essen geht. Dies heißt dann wohl, dass uns gar keine andere Möglichkeit bleibt, als ihm zu folgen und die Gaststube nach ihm zu betreten. Zumindest können wir uns erst einmal abwechseln, damit wir eine Einschätzung bekommen, was er gerne zu sich nimmt. Mit dem richtigen Menü lässt vielleicht das Eis brechen. Auch könnten wir vielleicht sehen, welche Art von Wein ihm mundet. Die Aussicht auf einen guten Tropfen, lässt ihn sicher nicht kalt."

Er blickte noch einmal fragend zu Mr. Wright. "Ist bekannt, wie er sich fortbewegt? Wir müssen einen Weg finden, ihm unauffällig zu folgen."


Orville Henry Hawkes

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #36 am: 16.03.2017, 13:03:52 »
Orville nickte Mr. Wright zum Danke für die Erläuterung zu und setzte zu einem tiefen Zug seiner Pfeife an.

Der Pfeifenrauch tropfte jetzt mit hoher Viskosität am Barte des alten Arkanisten herab, sammelte sich schwer zu seinen Füßen. Jene Tropfen, die dort aufprallten, verwandelten sich in kleine, stumme, scheinbar lachende Kinder, welche silhouttenhaft für einen Moment über den Boden tollten, ehe sie sich auflösten, mit dem Luftzug in Ritzen, unter Stühlen und Tischen waberten und dort schwer klebend verblieben. Der Alte beobachtete das mit einem merkwürdigen, erheiterten Leuchten in den Augen.
Das Wunder von Drogen. Er konnte sich diesem kleinen, spontanen Schauspiel widmen und gleichzeitig hatten seine Gefährten seine Aufmerksamkeit. Wenn dieses doch nur ohne einen Preis käme, wie schön könnte das Leben sein. Es würde seine Abhängigkeit von ihm selbst bescherten Illusionen vermindern, um diese so moderne, so niederdrückende, so furchtbare und todbringende Welt zu ertragen.

"Mich ließe ein guter Tropfen sicher auch nicht kalt. Allerdings bin ich mir nicht sicher, was unbekanntes Restaurant hier heißt. Ist es wirklich unbekannt oder ist es nicht vielmehr so, dass er ein ihm von Cuisine und Trunk unbekanntes Restaurant aufsucht, um Neues zu probieren; er also trotz dieser relativen Unbekanntheit doch Wissen über die jeweiligen Lokalitäten haben kann. Das soll uns nicht in unserem Plan stören, ihn dennoch an diesen Ort zu folgen. Aber es könnte uns unter Umständen, wenn die andere Lesart möglich ist, den Vorteil der Vorbereitung geben, wenn er sich Restaurants vorher ausguckt und sie auf diese Art des Probierens und Verkostens kennenlernte. Ein bestochener Koch, eine manipulierte Essensgabe, ein neu eingestellter Kellner oder Ober; die ihm relative Unbekanntheit seines Fresstempels, zu dem er pilgern mag, lässt uns durchaus, wenn antizipierbar, ein paar strategische oder - wenn wir es erst mit seinem Betreten erfahren - zumindest taktische Vorteile."

Sein Blick ging wieder auf die tollenden Kinder aus Rauch und bewusstseinserweiternder Droge und langsam spürte er die restliche Anspannung von sich abfallen. Obwohl er von Fremden umgeben war, es wurde ihm angenehmer, geselliger. Zum einen, weil sie miteinander sprachen und kabalierten, zum anderen dank der wundersamen, arkano-medizinischen Pfeife. Das ermöglichte ihm, befreit von seinen inneren Zweifeln sich auf die Sache selbst zu konzentrieren und so dachte er nochmal über die Zielpersonen nach. Er hatte bisher allerdings nur von einer wirklich vorher gehört. Die Worte, die ihn mit seiner Eingebung, woher er diese Person kannte, verließen, waren um einiges fluider als der Rauch, der gleichzeitig und schwerfällig mit austrat.

"Georgina Bolt wäre eine für mich persönlich durchaus interessante Zielperson. In der eher wissenschaftsphilosophischen Zeitschriftschrift »Future Inquirer« hat sie vor einigen Monaten - nagelt mich nicht auf die genaue Ausgabe fest, ich habe sie wahrscheinlich in meiner Bibliothek irgendwo - behauptet, sie hätte den Prozess Psychischer Transplantation zwischen klassischen Leib und artifizieller Maschine nicht nur verstanden, sondern erweitert zu entweder gar psychischer Duplikation + Transplantation oder zumindest einer Form von psychischer Division + Transplantation; wenn nicht gar in eine Form eines psychischen Holismus, der sich mehrerer artifizieller Somata und des Ursprungskörpers simultan bedienen kann. Was heißt das in einfachen Worten: sie hat nichts geringeres behauptet, als dass sie einen Weg gefunden hätte, einen humanoiden Geist, die Psyche, also Seele oder was man auch immer als Kern unseres nichtkörperlichen Lebens bezeichnet, sprich Identität, Bewusstsein, Unterbewusstsein, in einen autonomer Roboter zu verfrachten und einen Geist über mehrere Körper zu verbinden. Sie könne so Automaten jedweder Art bewusst und/oder unterbewusst steuern; der Automat kann dann jedoch auch selbstständig agieren, solange er an diesen Geist gebunden ist; eben eine Form von geistig betriebenen Automatismus."
Orville wirft einen vielsagenden Blick zum Ambacti. "Es ist insofern selbstverständlich, warum die Qua'kal ein großes Interesse haben mit ihr zusammenzuarbeiten. Und es wird Mr. Shark'kans Vorliebe sicher eher entsprechen, wenn wir sie bekämen, verbindet sie doch mechanische und magische Grundkenntnisse und kann uns so mehr über die Gesamtoperation und die mechanisch-magischen Zusammenhänge sagen."

Der alte Mann nahm mit gichtgeschwollenen Fingern nochmal die Informationsmappe auf und blies den nun sich wieder normal verhaltenden Rauch auf die Mappe, als würde er etwas offenbaren, was dem flüchtigen Blick verborgen bliebe. "Wenn wir diese Informationen als Portfolio verstünden, käme mir das Ganze, diese Informationslage über Ms. Bolt zu perfekt, zu gut vor. Intelligent, umsichtig, breit geschult, intaktes Familienleben, willfährige Dienerin der Qua'kal, die möglicherweise eigenständig Erkenntnisse über die Funktionsweise der alten Magie der Qua'kal gewonnen hat...
Nach ihrer Veröffentlichung - sie ist nicht länger als ein oder zwei Jahre her - hat sie das Thema im Inquirer nicht weiter verfolgt und es wurde als Falschinformation oder wissenschaftlicher Scherz betrachtet und vergessen. Ich denke, dass diese Erkenntnis spätestens dann die Qua'kal auf sie aufmerksam gemacht. Was mich also trotz meines Interesse etwas abschreckt, ist das etwas zu perfekte Portfolio. Nicht, dass die Person mir Angst machte, sondern eher die unbekannte Begleitung und der möglicherweise direktere Zugang der Qua'kal zu ihr."
Der Rauch strömte derweil vom Buch hinab, nahm jetzt flüchtige Formen einer Hand an, glitt weiter herab und ergriff den schweren und zähflüssigen Rauch, der noch von den letzten Zügen unter dem Tisch waberte. Er formte aus dem schweren Rauch nun wieder zwei Kinder, gesichtslos, androgyn, aber doch augenscheinlich lachend und tollend. Die Hand, die sie formte, wurde zu einem sie immer mehr bedeckenden Schatten, nachdem sie die beiden handgroßen Rauchkinder auf dem Tisch zwischen ihnen absetzte. "So perfekt, dass nur die Kinder die natürliche Angriffsfläche zu bilden scheinen. Aber wer wagt es, über die Kinder zu drohen? Sind wir solche Unmenschen, dass wir das Liebste gegen einen Menschen verwenden oder gar richten? Und wenn ihre Veröffentlichungen selbstständig waren, sind wir die Einzigen, die diesen Hebel nutzen? Was, wenn die Qua'kal ihn auch einst nutzten oder noch immer nutzen? So eine interessante Frau, aber so viele Unwegbarkeiten. Sodass ich noch auf die Karte Whitlock setze mit allem, was wir besprochen haben."

Dann wandte sich Orville doch noch zu Bhekk um, der ihn nach seiner Art der Kommunikation fragte. "Augenscheinlich habe ich es so gesagt, dass jeder es versteht. Ich sehe frohen Herzens, dass du es verstanden hast. Und das mag mir als Bestätigung dienen, dass alle es verstanden."
Derweil lösten sich die Kinder aus Rauch wieder auf und der Rauch strömte auseinander, verband sich mit jenem, der durch unzählige Zigaretten, Zigarren und Pfeifen im Rauch schwebte. Orville lehnte sich wieder zurück und zwinkerte Bhekk zu. Dann blickte er zwischen allen hin und her.
"Da wir die Details wahrscheinlich erst klären können, wenn wir uns auf dem Weg gemacht haben und erste Erkundigungen eingeholt haben: wann wollen wir beginnen?"
"Denn wer den Schatz, das Schöne, heben will, // Bedarf der höchsten Kunst: Magie der Weisen." - Johann Wolfgang von Goethe, Faust II, Vers 6315 f. / Mephistopheles

Guillaume Lagrange

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #37 am: 16.03.2017, 16:38:56 »
Guillaume hatte sich bisher immer für recht intelligent gehalten, auch wenn seine Interessen weniger in ausgefeilter Kommunikation lagen als in handfester Technik. Doch der Wortschwall des Alten war auch für ihn nur schwer zu verstehen, so dass er Bhekks Frustration durchaus nachvollziehen konnte. Selbst wenn er auch nur ein Wort von Orvilles Erörterung des wissenschaftlichen Artikels von Ms. Bolt verstanden hätte - bevor dieser sie nochmals für Laien zusammenfasste - brachten sie die selbstverliebten Gespräche des Gelehrten nicht weiter.

Die Kernaussage jedoch war trotz aller verschwurbelten Sprache zu ihm durchgedrungen, und hatte dabei ein Frösteln bei Guillaume ausgelöst: Den Geist eines Menschen in einen Roboter zu verfrachten.
Der Ambacti konnte sich an nichts erinnern, was vor dem Kriegsende vorgefallen war, aber eines wusste er: Die Qua'kal hatten die Ambacti auf irgendeine Art und Weise gezüchtet. War er also nicht selbst eine Art Roboter, dem eine menschliche Seele eingepflanzt worden war? Nur mit dem Unterschied, dass seine Komponenten nicht mechanisch, sondern biologisch waren? Und wenn man diesen Gedanken weiter dachte: Woher kamen die Seelen von Menschenkindern? Auch deren Körper wurden auf eine Art und Weise produziert - nur auf natürlichem Wege. Guillaume schüttelte sich: Diese Ideen wuchsen über seinen Intellekt hinaus und bereiteten ihm Kopfschmerzen.

"Gut, wir sind wohl beim Du angelangt, das ist mir sehr recht und ich werde mich anschließen. Aber, Orville: Wir haben nun alle verstanden, dass du uns intellektuell um Längen überlegen bist. Doch die wahre Kunst liegt darin, komplexe Sachverhalte auch denen erklären zu können, die wie wir nicht an deinen Verstand heranreichen. Dabei sind manchmal weniger Worte mehr, denn wenn die wichtigen Informationen in einem Wortschwall komplexer Fremdwörter versteckt sind, schalten schlichtere Gemüter wie das meine ab."

Orville Henry Hawkes

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« Antwort #38 am: 16.03.2017, 22:13:17 »
Orville zog eine Augenbraue hoch. Er sollte seinen Intellekt darstellen? Ein Ausdruck von Verwirrung trat in sein Gesicht, als der Zweite dies andeutete. Dass er sich kompliziert ausdrückte, das mochte ihm wohl einleuchten. Die Pfeife leuchtete auf, als er einen weiteren, tiefen Zug nahm und den Rauch in der Lunge hielt.

"Ich glaube, hier müssen wir einem Missverständnis dringend vorbeugen. Ich käme nicht ernsthaft in Versuchung, irgendjemand glauben machen zu wollen, ich sei mit einem größeren Intellekt gesegnet. Man verzeihe einem alten Mann, dass es ihm im Altersstarrsinn schwer fallen will, sich an die botsmäßige Umgangssprache der Jugend oder der Jüngeren anzupassen. Ja, ich will hinzufügen, dass ich mehr Zeit mit den Toten und dem Labor verbringe, als dass ich unter Menschen komme. Ich bitte auch herzlich um Verzeihung, sollte ich jemanden mit irgendeiner Form gefühlten Intellektualismus auf die Füße getreten sein und er sich im Geiste geschmälert gefühlt haben sollte. Ich bin sicher, dass ein jeder hier, seine Kugeln im Lager hat und zu eigenständigen Schlüssen kommen kann und wird. Ich habe kein Interesse an irgendwelchen Vergleichen zwischen uns. Ich kenne meinen Wert, sie den ihren. Dass sie hier sind, beweist, dass sie sich in der Hinsicht nicht beweisen müssen."

Orville lächelte freundlich und entließ den Rauch, ohne ihn irgendwie zu beeinflussen. Er stieg ganz normal zur Decke und waberte dort, ehe sich seine sichtbaren Elemente auflösten.
"Ich würde sogar soweit gehen, meine Herren, ihnen zu raten, dass sie aufhören, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. Ich brauche sie nicht lange kennen, um zu wissen, dass ich vielleicht etwas springend und kompliziert für ihre Sprachgewohnheiten salbadere, allerdings sind sie plietsch genug, dass sie keinen Übersetzer für meine Sprache brauchen oder ich mit allen wie mit einem Kindchen sprechen muss. Ich verstehe jedoch, wenn sie unter diesen Umständen gerne meine Dienstleistung erbitten und ich ihnen das Zuhören und Mitdenken so einfach wie möglich mache. Ich will mich redlich darum bemühen, aber ich brauche wohl etwas Zeit, um mich ihren Sprachgewohnheiten anzupassen."
Er räusperte sich und überlegte, wie er das eben Gesagte noch leichter ausdrücken könnte.
"Wenn ich das von mir eben Gesagte in verkürzter und simplifizierter Form repetieren darf: Ich denke, dass ein unbekanntes Restaurant bedeutet, dass die Küche oder Karte Mr. Whitlock unbekannt ist, nicht sein Ort.
Wenn er diese ihm unbekannten Karten in Restaurants testet, können wir das für uns nutzen. Selbst wenn dem nicht so ist, wird es uns nutzen, dass er das Personal nicht kennt, um unseren Plan umzusetzen."

Er blickte sich um, in der Hoffnung zu erkennen, ob das jetzt deutlicher war.
"Georgina Bolt behauptet, dass sie ihren Geist so teilen, spiegeln oder verändern kann, dass sie damit die Kontrolle von Robotern übernehmen kann, die aber aufgrund der Verbindung zu ihrem Geist, Intellekt oder wie auch immer selbstständig handeln können. Deswegen ist sie für die Qua'kal interessant. Möglicherweise müssen wir auch mit belebten Robotern als Gegner rechnen. Sie ist das schwerere Ziel, weil die Qua'kal möglicherweise mehr Interesse an ihr als an anderen Mitarbeitern haben, weil ihr Wissen helfen kann, die Qua'kal zu verstehen.
Die Infos über sie sind zu gut, erscheinen mir geschönt, und die Möglichkeit, dass die Qua'kal näher an ihr sind, lässt mich dazu tendieren, lieber Mr. Whitlock als erstes Ziel zu wählen. Zumal wir die unbekannte Person kaum einschätzen können, ohne sie lange auszuspähen. War das deutlich genug?"


Wieder zwinkerte der Alte und setzte die Pfeife an den Mund.
"Kommen wir wieder zur entscheidenden Frage: wann geht es los?"
« Letzte Änderung: 16.03.2017, 22:16:22 von Orville Henry Hawkes »
"Denn wer den Schatz, das Schöne, heben will, // Bedarf der höchsten Kunst: Magie der Weisen." - Johann Wolfgang von Goethe, Faust II, Vers 6315 f. / Mephistopheles

Guillaume Lagrange

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #39 am: 17.03.2017, 13:48:40 »
Guillaume begann, darüber nachzudenken, ob die Bezahlung es tatsächlich wert war, dem dauernden Redeschwall des Alten ausgesetzt zu sein. Die richtige Strategie, diesen zu unterbinden, hatte er bisher noch nicht gefunden - der letzte Versuch war eindeutig gescheitert, und langsam bekam er Kopfschmerzen dabei, dem Redefluss folgen zu wollen. Er nahm sich vor, bei der nächsten Gelegenheit Ohrenstöpsel zu besorgen.

Plötzlich machte etwas im Geist des Ambacti klick: Auf den Mann, der vor einigen Monaten diesen riesigen Aufstand in einem Restaurant gemacht hatte - Guillaume hatte genauso geflissentlich wie vergeblich versucht, die Szene zu ignorieren - passte die Beschreibung Paul Whitlocks perfekt. Orvilles Wortschwall musste seinen Verstand benebelt haben, dass er erst jetzt den Zusammenhang erkannte. Und auch von Rokia Piétr hatte er natürlich schon gehört, schließlich war der Gylrin in der gleichen Branche tätig wie er selbst.

"Mir fällt gerade eine alte Geschichte ein, die ich vor einigen Monaten in einem Restaurant erlebt habe. Dort ist mir ein Mann aufgefallen, und zwar aus dem Grunde, dass er sich ständig umgesehen hat, als würde er sich verfolgt fühlen. Er hat deswegen sogar einen anderen Gast belästigt. Von seiner ganzen Art her würde ich einiges darauf verwetten, dass es sich um diesen Paul Whitlock gehandelt hat.
Was aber sehr viel interessanter ist: Obwohl ich mich ungern in die Angelegenheiten anderer Leute einmische, führte dieser Mann Selbstgespräche in einer Lautstärke, dass ein Weghören beinahe unmöglich war. Letztlich hat er sich lange darüber ausgelassen, dass er bisher kein Restaurant gefunden hat, in dem er einen bestimmten Likör bekommen hätte, was war es noch gleich?"

Guillaume grübelte einige Momente und formte stumm Laute.
"Chamacenischer Likör, genau! Und Kaisergarnelen. Für diese beiden Dinge würde er alles geben, sogar töten! Wenn es wirklich Whitlock war - und das sollte sich spätestens dann feststellen lassen, wenn wir ihn beschatten, ließe sich diese Informattion sicherlich nutzen."

Bhekk

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« Antwort #40 am: 18.03.2017, 19:42:45 »
Bhekk bemerkte, wie sich die Worte des alten Mannes in das plätschern eines Baches verwandelten und seine Gedanken abschweiften, und als er es bemerkte versuchte er sich zusammenzureißen und zuzuhören. Der Mann hatte sicher etwas zu sagen, man musste es nur in den vielen Worten erkennen. Bhekk war mittlerweile garnicht mehr so sicher, ob der Alte sich wirklich gerne Reden hörte oder ob er gar nicht merkte, viel viele Worte er so benötigte, um seine Gedanken mitzuteilen. Vielleicht lebte er ja schon länger alleine und er versuchte auf diese Art, etwas wie ein Gespräch entstehen zu lassen, nur mit sich selbst, oder er war lange mit Leuten zusammen gewesen, die Stundenlang in Bibliotheken saßen und sich in langen Monologen ihre Sicht auf die Welt erläuterten oder oder oder. Er hatte keine Ahnung und so kurz wie er den Mann erlebt hatte sollte er sich keine feste Meinung über ihn bilden. Er würde nur aufpassen müssen, immer bis zum Ende zuzuhören, damit er das wichtige nicht verpasste.

Die Geschichte des Ambacti riss ihn aus seinen Gedanken. "Ein seltsamer Zufall, dass ihr ausgerechnet einen der Leute von der Liste schon getroffen haben könntet. Aber auch interessant. Von dem Likör habe ich noch nie gehört, aber Garnelen, das sind doch diese glitschigen kleinen Dinger."

Dann schaute er zu Orville "Heute Abend werden wir wohl nicht mehr losziehen. Vielleicht morgen, wenn wir uns geeinigt haben, wohin wir wollen."

Hariq Jaraˈqan

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #41 am: 28.03.2017, 14:07:17 »
Gib deine Informationen nie als Erster preis. war eines von Hariqs Motto. Beim Kartenspielen oder im Schachern um Informationen. Immerhin zeigte es, dass er nicht der Einzige war der in der Lage war den Wert von Fakten zu kennen. Genüsslich lehnte er sich zurück und hörte schweigend zu. Nachdem anscheinend keine weiteren Informationen auf den Tisch kamen, blies er langsam den Zigarrenrauch aus und räusperte sich:
“Georgia Bolt scheint meinen Informationen zu Folge eine ziemlich geniale Mechanikerin zu sein. Sie besitzt einen humanoidgestalteten Roboter. Irgendwie steht sie mit dem Roboter in Verbindung, auch wenn ich nicht weiß wie. Sie scheint zusätzlich ein Faible für teure magische Gegenstände zu haben.
Os'sayas Bruder war schonmal Kunde in meiner Bar. Er scheint nicht allzu viel Respekt vor seinem Bruder zu haben. Er selber ist ein ganz schönes Tier. Sein Bruder verbringt wohl sehr viel Zeit vor einem Spiegel. Ich vermute, dass dieser magisch ist, denn sein Bruder ist wohl in der Lage in dem Spiegel zu verschwinden.
Unser Paranoider Freund Paul Whitlock hat panische Angst vor Echsenmenschen und glaubt wohl selbst zu den ‚Erleuchteten‘ zu gehören, auch wenn er wohl noch nie einen von ihnen getroffen hat.“


Thorgrimm

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #42 am: 05.04.2017, 05:07:36 »
Einige Minuten lang wurde noch - bei einem weiteren Bier, wenn gewollt - diskutiert, bis schließlich eine Person ausgewählt worden war. Paul Whitlock, der paranoide, alte Mechaniker, war also das Ziel. Ob sich der Mann freiwillig dazu überreden lassen würde, Informationen zur Spule und der Anlage zu teilen oder würde man Gewalt anwenden müssen? Ein genauer Plan existierte noch nicht aber man hatte genügend Informationen zu dem Mann ansammeln können, um einige Punkte zu haben, die man angreifen konnte. Vielleicht konnte man ihn mit chamacenischem Likör oder Kaisergarnelen überreden? Vielleicht musste man aber auch andere Möglichkeiten aufgreifen. Hariq Jara'qan hatte davon gesprochen, dass Whitlock Angst vor Echsenmenschen hatte und mit den Erleuchteten in Verbindung treten wollte - um was für eine Gruppe es sich da auch immer handeln mochte. Wenn keiner dieser Wege Erfolg zeigte, konnte man immer noch Gewalt anwenden oder sich einfach einer anderen Person auf der Liste zuwenden.
Wright schien zufrieden mit diesem ersten Treffen und den Ergebnissen zu sein. Niemand hatte sich direkt von dem Auftrag abgewandt oder diesen abgelehnt und es waren erste Pläne entstanden. Mehr hatte der Ambacti nicht erwartet. Er verabschiedete sich schließlich mit den Worten, sich mit ihrer Auftraggeberin in Verbindung zu setzen und bald wieder Kontakt mit der Gruppe aufzunehmen. Zur Not würden sie auch mit ihm - mithilfe des magischen 'Spiegels' - immer Kontakt aufnehmen können, wenn es notwendig war. Wright ließ die Gruppe also alleine in dem Gasthaus zurück. Die Favilla-Kellnerin - und anscheinend eine weitere Verbündete - verriet der Gruppe, dass ausreichend Zimmer für die Nacht bezahlt und hergerichtet worden waren, sodass man direkt am nächsten Tag, frisch ausgeruht, mit der Aufgabe starten konnte.
Am nächsten Morgen betrat die Gruppe zusammen ein kleines Holzschiff, das sie über den Fluss, der durch das Dorf floss, zu ihrem richtigen Reisegefährt bringen würde. Einige Stunden verbrachten sie zusammen auf dem Schiff und erreichten schließlich den Taium und damit den breitesten und tiefsten Fluss des Landes. Dort war ein großes Handelsschiff unterwegs, dass die Gruppe aufnahm. Das Dampfschiff fuhr durch Rhillat und dann durch Andaran, um Waren zu liefern. Auf dem Weg würden sie recht nah an Sehega - Whitlocks Heimatdorf - vorbeikommen. Einige Stunden vergingen, bis ein Matrose ihnen schließlich berichtete, dass es nur noch wenige Minuten dauern würde, bis sie Sehega erreicht hatten.
Wenn die Gruppe noch etwas zu besprechen hatte, dann würde jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür sein. Es war jetzt später Abend und es war recht kühl geworden. Die riesigen Dampfkessel des Schiffs heizten zumindest das Innere gut genug, um es dort angenehm warm zu haben und so verbrachte die Mannschaft und alle weiteren Passagiere ihre freie Zeit in der Kantine und damit auch dem Aufenthaltsraum des Schiffes. Dieser lag mittig und war direkt mit dem Deck verbunden. Lange, metallene Tische und ungemütliche Stühle füllten den Raum. An einer Wand befand sich eine Art Theke, an der etwas zu Essen und Trinken verkauft wurde. Gerade war Eintopf im Angebot. Dicke, runde Gaslampen tauchten den Raum in helles, unangenehm chemisches Licht.

Hariq Jaraˈqan

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #43 am: 11.04.2017, 13:21:56 »
Auf dem Schiff achtete Hariq darauf immer mittig zu stehen. Zwar ist klar, dass er kein Seeman war, doch darüber hinaus waren ihm offene Wasserflächen suspekt. Vielleicht hing das mit seiner natürlichen Affinität zu Feuer zusammen. So schaute der Barde gen Himmel, um den Anblick vom Wasser zu vermeiden. Immer wieder wartete bis die Gruppe alleine war bevor er seine Gedanken laut formulierte.

"Wir sollten Paul Whitlock vielleicht ersteinmal beschatten. Unauffällig, meine ich. Wir sollten eine grobe Idee über seinen Tagesablauf bekommen. Auch wenn wir nicht vorhersagen können in welches Restaurant er geht. Danach können wir versuchen seine Angst vor den Echsenmenschen auszunutzen. Wenn wir uns dabei beobachten lassen wie wir ihn observieren können wir vielleicht etwas Schminke oder eine Maske verwenden. Danach stellen wir uns im als 'Erleuchtete' vor. Vielleicht können wir hier etwas Magie nutzen um den Effekt zu unterstützen. Dann müssten wir versuchen ihn zu überzeugen, dass der Ritus zum Beitritt der Erleuchteten es erfordert uns zu unterstützen unser Ziel zu erreichen. Eine Hand wäscht die Andere."

Guillaume Lagrange

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1. Coup - Die Spule
« Antwort #44 am: 11.04.2017, 16:19:42 »
Während der Schiffsfahrt waren alle Mitglieder der Gruppe mit ihren eigenen Vorbereitungen beschäftigt gewesen, und so kamen sie erst kurz vor dem Ziel wieder zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Hariq ergriff als Erster das Wort, und Guillaume stimmte ihm zu:

"Das sehe ich ähnlich. Wir müssen ihn erst besser kennenlernen. Das Dossier ist eine Sache, aber eigene Beobachtungen sind durch nichts zu ersetzen. Ich würde vorschlagen, dass immer zwei von uns sich ihm an die Fersen heften, während die anderen sich ausruhen und Besorgungen machen können. Auf jeden Fall brauchen wir ein Gasthaus hier oder in der Nähe, und wir sollten nicht zu großes Aufsehen erregen. Wie viele Einwohner hat dieses Dorf eigentlich?
Alles weitere würde ich planen, wenn wir Mr. Whitlock etwas besser einschätzen können."
« Letzte Änderung: 11.04.2017, 16:20:08 von Guillaume Lagrange »