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Autor Thema: Der Weihort  (Gelesen 130981 mal)

Beschreibung: Die Seuche von Ansdag

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Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #285 am: 24.07.2017, 11:54:20 »
Noch am Vorabend hatte Aeryn weiter den Erzählungen von Rogar gelauscht. Ihre Befürchtung, ob seines Berichts des Besuchers, der kurz vor ihnen eintraf und von den Mönchen normal empfangen wurde, wurde offensichtlich auch von Abdo geteilt und wenig später vom Dain bestätigt. Allerdings, nachdem ihre ersten Gedanken einmal gewichen waren, musste dies nicht wirklich etwas bedeuten. Die falschen Mönche waren offensichtlich gerissen und den Sohn des Fürsten zu verschleppen mochte ihnen mehr Ärger einbringen als es wert war. Vielleicht hatte er doch die Wahrheit gesagt, als er vom Kloster zurückgekommen war. Interessant war auch nachwievor die Antwort auf die Frage, was mit dem Abt passiert war, aber leider konnten sie diese bislang noch nicht beantworten. Auf jeden Fall deckten sich die Erzählungen Rogars mit denen von Frida, der tapferen Bäuerin aus dem Dorf, die ihnen berichtet hatte, was sich in den letzten Tagen und Nächten zugetragen hatte.

Tristans Geschichte lauschte sie aufmerksam und mit Spannung. Er hatte eine Gabe, die Zuhörer mit seinen Worten in den Bann der Erzählung zu ziehen. Lebhaft und beinahe vor ihrem inneren Auge lebendig werdend, spielte sich die tragische Geschichte von Jesper und seiner schönen Frau aus dem Meer ab. Nachdenklich grübelt die Elbin noch eine ganze Weile über die beiden, ehe es schließlich darum geht, die Nachtwachen einzuteilen.

* * * * *

In der Nacht, während ihrer Wache zusammen mit Freydis, wirkt die Elbin besorgt. Die Geräusche klingen so, als ob es durchaus noch eine beachtliche Anzahl an Feinden im Kloster geben muss. Immerhin gibt es keine Versuche, in ihren verbarrikadierten Bereich vorzudringen. Im Gegensatz zu den meisten anderen ist für sie das Erschaffen von Wasser, welches die Berührte am Vortag gezeigt hatte, nichts vollkommen Ungewöhnliches. In ihrem Volk gibt es einige, die Gayas Gaben besitzen. Sie selbst hat schon seit ihrer Geburt eine solche Gabe. Daher geht sie auch nicht weiter darauf ein, selbst wo sich jetzt eine gute Gelegenheit dazu ergäbe.

* * * * *

Am nächsten Morgen ist ersteinmal Aufregung, da Tristan und auch das Fräulein Astrid verschwunden sind.

"Schaut erstmal oben nach? Vielleicht brauchte Astrid nur etwas Hilfe mit irgendwelcher Ausrüstung, die sie noch dort gelagert haben ..." versucht die Elbin die Situation ersteinmal zu beruhigen.

Nichtsdestotrotz wartet Aeryn die Antwort nicht ab. Sie macht sich sofort daran, sich nach Spuren umzusehen. Dabei beginnt sie an der Lagerstätte von Lîf und Tristan, in der Hoffnung etwas herauszufinden, was ihnen weiterhelfen würde[1].
 1. Survival (Track) 23

Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #286 am: 24.07.2017, 18:39:40 »
Die Sorgen des Dains werden nicht geringer. Zum einen ist nicht klar, was eigentlich seinen Gefährten wiederfahren ist, zum anderen bestätigen sich seine Befürchtungen, was Talahans Zustand angeht. Er ist an dem gleichen Fluch erkrankt, wie einige seiner alten Patienten, die er nicht retten konnte. Diesmal hat er mehr Ruhe zur Untersuchung, aber die Zeit läuft gegen ihn. Und er muss seinen geschundenen Körper Ruhe geben, um mit voller Kraft helfen zu können - ohne Dain sind die hier doch verloren. So legt er sich hin und geht schnell über in einen geräuschvollen Schlaf.

Rogar zweifelt nicht an dem, was er sieht und tut. Er macht sich Vorwürfe für seine ungeschickten Taten und Worte und will es wieder gut machen - ja, er muss es einfach, das gebietet seine Ehre. Doch bevor er dazu kommt, versagen seine Kräfte - wieder einmal, wie er denkt. Er versinkt und droht zu ersticken, Panik droht ihn zu erfassen, obwohl ihm dämmert, das es nicht real ist. Gerade wacht er auf, da schiebt sich etwas anderes in seine Wahrnehmung: Das Bild der menschlich aussehenden Frau und ihr Hilferuf. Irritiert erwacht er vollständig und prüft seine Sinne. Das ihn Tristans Geschichte bis in den Schlaf verfolgen würde, hätte er nicht gedacht. Viel träumen tut er selten, und vor allem nicht so intensiv, soweit er sich erinnern kann. Ob er wohl etwas Vergleichbares erfahren hat wie die Seher, von denen geschrieben steht?

Gerade beugt er sich wieder über seine Experimente und zu bearbeitenden Bolzen, um in der Ruhe und Konzentration nachzudenken, als die Heilerin aufschreit und sich umsieht, anscheinend etwas verwirrt. Er schaut sie irritiert an. Selbst als Apothekarius bekam er wenig Gelegenheiten, Frauen so zu betrachten, zu getrennt sind ihre Welten. Allerdings ist sie auch recht dünn - ihm ist klar, dass Aeryn mit Sicherheit noch zerbrechlicher ausschaut, aber auch so beherrscht er sich und macht eine demonstrative Geste, als würde er seine Lederweste zusammenziehen, um sie auf ihren Zustand aufmerksam zu machen. Dann sieht er sich nach dem Erfragten um und kann ihn ebenfalls nicht finden. Mit gerunzelter Stirn greift er seine Axt und meint: "Vielleicht oben im Ausguck, geht jemand nachschauen?" Dabei wandert sein Blick zu Halfdan, Abdo, Aeryn und Freydis.

Nachdem die Suchenden aufgebrochen sind und der Rest sowieso wach ist, wendet er sich an ebendiesen: "Guten Morgen. Gestern bin ich nicht mehr dazu gekommen, also hole ich nach, was sich gehört: Vielen Dank für eure Hilfe. Selbst wenn es im Zuge eures Auftrags geschehen ist, schulde ich euch trotzdem etwas. Im Moment gewinne ich den Eindruck, ein weiterer Heilkundiger und ein Axtarm könnten von nutzen sein, daher biete ich diese an. Meine anderen Handwerke kann ich mangels Ausrüstung und Notizen nicht anbieten, da die Ergebnisse mich beschämen würden." Bei seinen Worten bleibt er ruhig und anscheinend offen ehrlich. "Die weitere Untersuchung des Klosters und der Räubergeschichte unterstütze ich gerne, decken sie sich doch auch mit meinen Aufgaben. Vor allem muss ich den Verbleib meines anderen Kameraden ausfindig machen, meine Aufzeichnungen bergen und unsere Ausrüstung."

Etwas später rüttelt er bei einer weiteren Untersuchung und Behandlung Talahan wach: "Sir, ich muss mit euch sprechen. Wie ihr sicherlich ahnt, habt ihr das Gleiche wie die Mönche und eure Prognose ist schlecht. Sollte ich recht behalten, welches Wissen, Verantwortlichkeiten oder anderes sind weiterzugeben? Wie wünscht ihr, dass mit euch verfahren wird oder wer soll es entscheiden?" Wie selbstverständlich hat er ein Stück Leder zur Hand genommen und eine Nadel erhitzt, um die Antwort niederzuschreiben.

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #287 am: 26.07.2017, 13:09:00 »
In der Tat ist Talahans Anblick erschreckend, das Gesicht aufgedunsen, die blutunterlaufenen Augen tief in ihren Höhlen, das Haar schweißnass. Und doch scheint es ihm besser zu gehen, als Rogar erwartet hätte: am ersten Abend in der Krankenstube waren die Fieberpatienten bereits kaum noch ansprechbar gewesen und nur der widerborstigste unter ihnen hatte noch genug Willenstärke aufbringen können, sich von seiner Lagerstatt zu erheben und am Fenster Abkühlung zu suchen. Talahan dagegen setzt sich, nachdem er längere Zeit geblinzelt und sich über die Augen gewischt und endlich wieder orientiert hat, ohne größere Mühe auf und lauscht Rogars Worten. Was ist das nur für ein Absud gewesen, den die rothaarige Heilerin dem Mann gebraut hat? Jedes normale Fieber hätte vor diesem Trank kapituliert!

Oder täuscht der Schein? Trotz des verständigen Blicks beginnt Talahans Antwort konfus. "Lîf", sagt der Mann, ohne zu bedeuten, auf welche der Fragen er sich bezieht. "Der graue Barnas", geht's unverständlich weiter. Wer ist der graue Barnas? Ist der Gotteskrieger doch so fieberwirr im Kopf wie die anderen Patienten, obwohl die Hand an seiner Stirn sagt, dass sein Fieber erstaunlich weit zurückgedrängt wurde? "Was der Mann sagte", erklärt Talahan zwischen zwei keuchenden Atemzügen. "Lîf oder Solveig sollen's tun, wenn's nötig wird... wann's nötig wird. Bis dahin kann ich noch..." An dieser Stelle erhebt er sich, will gar nach seiner Waffe greifen, doch statt dessen greift er lieber nach seinem Kopf, während er von einem Schwindel erfasst schwankt und beinah stürzt. "Ah...", macht er enttäuscht.

Dann legt zur Abwechslung mal er die Hand auf Rogars Stirn und murmelt ein Gebet dabei. Jetzt kann Rogar auch die Worte verstehen. Seinen Gott bittet der Mann um Hilfe, fleht, dieser möge auf den Glauben seines Dieners blicken und seine Taten und die Wahrheit des Herzens und nach dem, was er dort fände, entscheiden, ob er die Bitte dieses seines ergebenen Dieners erhören will und sein Heil durch ihn weiterleiten, auf dass die hier Versammelten sich mit neuer Kraft wieder an ihr heiliges Werk begeben könnten, den Kampf gegen das Böse, zum ewigen Ruhm Gottes.

Irritiert oder fasziniert, so leicht sind die beiden Empfindungen gar nicht auseinander zu halten, lauscht Rogar dem Gemurmel und ahnt zunächst nicht, was der Mann damit bezweckt—bis ihm plötzlich auffällt, wie unglaublich erfrischt er sich fühlt, wie voller Kraft, wie frohen Mutes! Talahan aber—sein Patient!—schwankt und droht vor Schwäche zusammenzusacken. Und doch lässt er sich nicht zu seiner Pritsche zurückdrängen. "Abdo", sagt er bestimmt. Und das nicht nur, um die nächsten Schritte in dessen Richtung zu lenken, sondern vielmehr in Antwort auf die zweite Frage: "Abdo soll die Führung übernehmen. Wissen... wissen tun wir alle... so wenig wie der andere... aber Abdo... wird das rechte tun..."

Sobald man den Ya'Keheter erreicht hat, legt Talahan auch diesem die Hand auf die Stirn, wiederholt sein Gebet, und auch Abdo fühlt sich danach wieder gänzlich erfrischt und beinah—gesegnet.[1]

Bei den letzten Worten des Gebetes legt Talahan die Hand auf die eigene Brust, doch eine Verbesserung seines Zustandes ist nicht erkennbar: am Ende seiner Kräfte scheint er vielmehr zu sein. Freiwillig setzt er sich auf die nächstgelegene Pritsche und hat nur eine Bitte: "Wasser!"

~~~

Derweil werden die beiden Fehlenden gesucht. Halfdan ist auf Rogars Befehl, oben im Ausguck zu schauen, ob sich dort einer befände, sofort aufgesprungen und dorthin verschwunden. Aeryn geht anders an die Frage heran. Sie hat ihr bisheriges Leben im Wald verbracht. Das ist bei ihrem Volk so. Elben verbringen fast ihr ganzes Leben im Freien: sie kochen, speisen und arbeiten dort, sie unterrichten die Kinder oder studieren selbst—das gesamte öffentliche wie auch das private Leben findet im Freien statt. Vom Frühjahr bis zum Herbst schlafen sie auch im Freien. Sie lieben sich im Freien. Ihre Behausungen sind klein und eng und nur für den Schutz vor Sturm, Feind und der schlimmsten Kälte gedacht. Bei ihnen gibt es weder kalte Steinfliesen noch gepflasterte Wege. Wird jemand vermisst, sucht man den Boden nach Spuren ab.

Wie Aeryn jetzt. Dabei lässt sie sich nicht davon beirren, dass es hier weder Laub noch Erdreich noch Unterholz gibt, welches aufgewirbelt oder abgeknickt werden könnte, statt dessen eben bloß den harten, von Menschenhand gehauenen Stein, auf dem sich normalerweise keine Fußspuren fänden. Und doch findet sie reichlich davon! Bei Lîfs und Tristans Lagerstatt beginnend, wo sie ihn zuletzt bei der Wachübergabe sah—bis er sich die Rüstung angezogen hatte, schlief sie selbst allerdings schon—bemerkt sie zunächst, dass er Schwert und Horn offenbar dabei hat. Dann geht's aber schon an die Fußspuren. Davon gibt es zwei verschiedene Paare in diesem Raum und sie führen kreuz und quer, nur immer schön um die an den Rändern bereits ausgetrocknete Schleimpfütze herum, und insgesamt vor allem zum Kamin hin. Rußschwarz sind die Spuren, ein schmaleres Paar mit langem Schritt, ein breiteres mit kürzerem. Halfdan trägt schwere Reitstiefel und ist einen Kopf kleiner als Tristan, welcher außerdem in Proportion zum Körper die längeren Beine hat; Halfdan dagegen ist ganz muskelbepackter Oberkörper auf kurzen Beinen. Also steht schon einmal fest, welche Spur zu wem gehört. Danach muss die Elbin nur noch herausfinden, welche Spur wann von wem... und wie verwischt... und wieviele sind danach noch da herüber getappst... und welche führt hin, welche weg... und kommt zum Ergebnis: Tristans letzte Spur—eigentlich mehr ein Verwischen alter Spuren als eine eigene, rußklare Spur—führt zum Kamin.[2]

"Astrid ist oben im Ausguck", berichtet Halfdan hinter ihr.

~~~

Talahan zupft Abdo am Ärmel; es erschreckt den Ya'Keheter, wie schwach der Griff des Mannes ist.

"Mit dem zusammen", ein Nicken geht in Richtung Halfdan, "und vielleicht noch einem zweiten Mann, der ein Schwert halten kann... da könnt' ich entweder hier die Stellung halten, zum Schutz der Pilger... oder wir wagen den Versuch und schlagen uns nach Ansdag durch... einer sollte wenigstens berichten... Nur für den Sturm ins Innere, da fürchte ich, so viel taug' ich nicht mehr, am Ende fall ich euch im entscheidenen Moment zur Last... gefährde den Erfolg... Ha, so glaubt man als Krieger nicht, dass man einmal zu Grunde geht, nicht wahr? Mein Gott wird mich wohl so oder so recht empfangen, er schaut in die Herzen und sieht unsere gute Absicht. Wär ich vom alten Glauben, müsst' ich allerdings um meinen Platz im Kriegerhimmel fürchten!"

So fasst der Gotteskrieger seine Frustration in Worte, an der heiligen Aufgabe zu scheitern, während andere ohne ihn weiterkämpfen müssen.
 1. Abdo, Rogar: lay on hands für 15 hp, ihr beide voll geheilt, für Talahan selbst blieb dann noch 1 hp.
Abdo: Special effect, so von Wahrem Gläubigen zu Wahrem Gläubigen an einem Ort Wahrer Gläubiger: Abdo strahlt für die Dauer des heutigen Tages (bzw. bis zum Verlassen des Klosters, sollte das früher geschehen) eine Aura of Courage aus (wie Paladin Stufe 3): er selbst ist immun gegen Angst und alle Verbündeten innerhalb (ich verdoppele auf) 20 ft erhalten einen +4 dagegen.
 2. Aeryn: Survival = 23. Eigentlich lasse ich survival (track) in Gebäuden nicht zu, wie schon erwähnt. Ich hätte jetzt einfach sagen können: ok, ich interpretier den Wurf als perception (damit kann man Gebäude untersuchen), aber so hat's mehr Spaß gemacht... und vielleicht bleibt's dadurch ja besser in Erinnerung oder verdeutlicht besser, warum ich survival (track) als für die freie Wildbahn vorbehalten sehe.
« Letzte Änderung: 26.07.2017, 14:27:52 von Gaja »

Freydis

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Der Weihort
« Antwort #288 am: 26.07.2017, 21:29:21 »
Unwillig und übermüdet hatte sich Freydis nach der viel zu kurzen und durch den intensiven Traum gestörten ersten Runde Schlaf mit Aeryn die mittlere Wache geteilt. Zum Glück hatte sie die Elbe überreden können gemeinsam an den Fenstern des ersten Stockes zu wachen. Alleine im Erdgeschoss unterhalb der Barrikade wäre eine Wache weder sicher noch besonders sinnvoll gewesen. Solange sie beide je ein Fenster im Auge hatten konnte ohnehin niemand unbemerkt die Tür zu den Gästequartieren erreichen.
Die Geräusche vom Hof waren alles andere als beruhigend und mehr als einmal musste sich Freydis daran erinnern, dass Nacht und Nervosität alle Geräusche lauter und bedrohlicher erscheinen lassen.
Ihre Positionen machten es auch unpraktisch sich zu unterhalten wollten sie die Schlafenden nicht wecken, was Freydis, übermüdet und darauf bedacht den Hof nicht aus den Augen zu lassen, nur recht war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatten sie schließlich Tristan und Astrid wecken und sich endlich wieder schlafen legen können. Allerdings war Freydis eingeschlafen kaum das ihr Kopf auf der abseits gelegenen Pritsche lag und hatte nicht mehr mitbekommen wo die beiden Posten bezogen hatten.

****

Trotz des Traumes schläft Freydis zumindest in der zweiten Hälfte der Nacht tief und fest und wird erst durch Lívs Schrei geweckt. Auch sie ist zunächst überrascht, dass weder der Rûngarder noch Astrid zu sehen sind, aber schnell übernimmt der wache Verstand der Berührten: Es ist schlicht unmöglich das die falschen Mönche lautlos beide Wachen überwunden, dann abe alle anderen in Ruhe gelassen haben. Es muss eine andere Erklärung geben. Entweder haben sich die beiden Wachposten wo anders im Turm gesucht, etwa in einem der oberen Stockwerke. Oder sie haben etwas bemerkt und sind dem nachgegangen. Aber im letzteren Fall hätten sie sicher jemanden geweckt und Bescheid gesagt.
Rasch ist sie auf den Beinen, denn beim zweiten mal war sie einfach zu müde gewesen ihr Obergewand abzustreifen, so dass sie sich jetzt lediglich die blonden Haare neu flechten und den Schlaf aus den Augen wischen muss. Sie folgt Halfdan die Treppe hinauf. Selbst wenn sie oben niemanden finden sollten, will sie die Gelegenheit nutzen die oberen Stockwerke und die erwähnte Aussichtsplattform zu sehen. Von der Aussicht ganz zu schweigen. Ausserdem ist das eilige Treppensteigen ein guter weg den letzten Rest Schläfrigkeit zu vertreiben. 
Sie ist erleichtert, wenn auch nicht wirklich überrascht zumindest Astrid oben anzutreffen. Der "Ausguck" entpuppt sich als eine sehr unbequeme Sache: direkt unter dem Dach liegt die junge Frau bäuchlings auf einem Balken und späht durch ein Loch etwa eine Armlänge tiefer, wo einige Schindeln herausgefallen sind oder extra zu diesem Zweck entfernt wurden, in den Hof hinab.[1] Von Astrid erfahren sie auch, das Tristan wohl im Erdgeschoss Stellung beziehen wollte.
Nach einem Rundumblick aus den vier Turmfenstern auf das Kloster und seine Umgebung im Morgengrauen folgt sie Halfdan wieder nach unten. Zeit für ein Frühstück und eine Lagebesprechung. Ausserdem wollte sie wissen wie es Talahan ging. Der Paladin war für sie alle ein Quell der Stärke und Zuversicht gewesen und so hoffte sie, wieder besseren Wissens, dass er sich in der Nacht wenigstens etwas erhohlt hatte. Aber sein Aussehen und die ernsten Mienen der umstehenden machen jede Hoffnung zu nichte.  Sie schließt kurz die Augen hohlt tief Luft um diesen letzten Tiefschlag zu verdauen. Aber die Art in der der Talahan nicht aufgibt sondern noch immer die Gruppe organisiert und offensichtlich bis zum letzen Atemzug für seine Überzeugungen kämpfen will erinnert sie auch an ihre eigene Erziehung.
Es ist die Pflicht eines jeden Adeligen, besonders in Zeiten der Krise, zu führen und optimistisch und in Kontrolle zu erscheinen denn zurecht erwarten die kleinen Leute Führung von jenen die herrschen wollen.
 So hat man es sie gelehrt seit sie ein kleines Mädchen war. Andernfalls halten Panik, Verzweiflung und Chaos Einzug, so wie in Ansdag. Natürlich sind die meisten der hier anwesenden nicht gerade einfache Leute, aber das Prinzip scheint ihr trotzdem zu gelten. "Also, sei stark, sei optimistisch, und wenn es nur für die anderen ist." "Auf jedenfall sollten wir alle was essen und trinken. Wir werden die Kraft brauchen. Wer ist für Frühstück?" fragt sie und schaft es um einiges hoffnungsvoller und optimistischer zu klingen als sie sich fühlt.[2][3]
 1. EDIT Gaja: Habe nur den "Ausguck" genauer beschrieben—keine "Plattform". Zweitens: oben den Rûngarder. "Runhager" ist eine andere Runde... Drittens unten den Rundumblick (>> Turmfenster).
 2. Bluff: 16
 3. Edit: Lediglich Grammatik korrigiert
« Letzte Änderung: 27.07.2017, 07:19:31 von Freydis »
"The storm is up, and all is on the hazard."

William Shakespeare, Julius Cæsar (1599), Act V, scene 1, line 67.

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #289 am: 26.07.2017, 23:35:20 »
Nachdem sie sich sicher ist, welche Spuren zu Tristan gehören und wo sie hinführen, geht Aeryn zunächst zu Lîf herüber.

"Tristan ist durch den Kamin gegangen," erklärt sie der Heilerin. "Ich folge den Spuren weiter. Er wird schon nicht allzu weit weggegangen sein."

Im Anschluss begibt die Elbin sich wieder zum Kamin, den sie am Vorabend schon auf seine Tauglichkeit als Weg untersucht hatte, und klettert hinab[1]. Unten angekommen, blickt sie sich ersteinmal um[2] und schaut weiter nach Tristans Spuren[3].
 1. Take 10 für Climb 17
 2. Perception 18 (20 bei Menschen)
 3. Take 10 für Survival (Track) 18 (20 bei Menschen)
« Letzte Änderung: 26.07.2017, 23:37:30 von Aeryn »

Lîf

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Der Weihort
« Antwort #290 am: 27.07.2017, 07:41:10 »
In welche Nöte sie Abdo bringt, bemerkt die drudkvinde erst, als er sie mit einem eigenartig drängend klingenden Unterton anspricht, ohne sie anzuschauen. Für einen kurzen Moment schmunzelt sie, schüttelt leise den Kopf – Wie seltsam: Manches Mannsbild ist hinter allen Röcken her, und dieser hier scheint den bloßen Anblick eines Weibes zu scheuen – zieht die Decke enger um sich und ruft: "Du musst deine Augen nicht bedecken, Krieger, es ist gut!" Dann wird sie wieder ernst und blickt sich besorgt weiter nach Tristan um. Aeryns Worte können sie offenkundig nicht recht beruhigen. Dennoch nickt sie automatisch, während sie zurück zu dem Lager geht, das sie mit ihrem Mann geteilt hat, um sich hastig ihre Kleider über den Kopf zu streifen. Dabei behält sie das Tun der Elbin im Auge und seufzt schließlich: "Die Herrin gebe es!" während sie ihr nachblickt, wie sie den Kamin hinab klettert.

Danach erinnert sie sich, trotz der nagenden Sorge um Tristan, an ihre Pflichten und tritt zu Rogar, der gerade Talahan untersucht. Während sie noch ihre rote Haarflut mit ihrem Kopftuch bändigt, mustern ihre Augen den Gotteskrieger, und sie nagt an ihrer Unterlippe. Der Absud hätte jedes Fieber, jeden Keim der Krankheit heilen sollen, sie war sich so sicher..! Dann kniet sie sich neben Talahan, fasst seine Hand und befühlt seine Stirn. "Ihr müsst ruhen..." versucht sie es sanft, erschrickt aber sichtlich bei seinen Worten und dem erfolglosen Versuch, sich aufzurichten. "So dürft Ihr nicht reden – ich habe den Kampf noch nicht aufgegeben!" fährt sie auf, fast ein wenig zornig. Mit zusammengepressten Lippen sieht sie zu, wie Talahan einen Segen seines Gottes auf den Zwerg, dann auch auf Abdo herabruft. Und es fällt ihr zwar schwer, das zu akzeptieren, doch die Wirkung ist nicht zu übersehen – der Mann aus Ya'Kehet scheint nun gar etwas auszustrahlen, das sie regelrecht fühlt...

Dadurch besinnt sie sich auf die Kräfte der Großen Mutter, fasst noch einmal Talahans Hand und flüstert: "Gebt nicht auf – ich werde um Euch kämpfen!" wobei ihre Augen feucht schimmern. Man kann schwer sagen, ob es Tränen der Trauer oder des trotzigen Zorns sind. Jedenfalls steht die Schwangere vorsichtig auf und geht zu ihrem Lager zurück. Dort kniet sie sich hin und beginnt sich in inbrünstige Gebete zu versenken, die Göttin möge ihr die Kraft schenken, den kranken Mann zu retten[1]. Es fällt ihr angesichts der Sorge um Tristan schwer, sich zu konzentrieren, doch ihre Eide binden sie, alles in ihrer Macht stehende zu tun, um Talahan nicht an die grässliche Seuche zu verlieren. Darüber hinaus will sie nicht die Segnungen  seines Gottes allein strahlen lassen, sondern allen beweisen, dass die Gnade der Großen Mutter ebensolche Wunder zu tun in der Lage ist.
 1. Gebet, um ihre Zauber zu erneuern

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #291 am: 28.07.2017, 14:20:02 »
Das Verhalten von Rogar bestätigt Abdo in seiner Befürchtung, dass Talahan die gleiche Krankheit (oder was in Aris' Namen das sein soll) ereilt hat, an der auch die anderen Opfer gestorben sind (und danach wiedergekehrt). Dennoch nutzt der Gotteskrieger seine wundersamen Heilkräfte an Rogar und ihm selbst, worauf erneut eine Welle reiner Energie den Ya'Keheter zu durchströmen scheint. Doch diesmal ist noch etwas anderes dabei - Abdo spürt auch neue Zuversicht und ein neues Vertrauen in seine Kräfte - plötzlich löst sich seine Beklemmung ob der bedrückenden Situation, als er Mut schöpft und das Gefühl gewinnt, niemand könne sie aufhalten, wenn sie zusammenarbeiten!

Gleichzeitig jedoch erlegt Talahan ihm die schwere Bürde auf, die kleine Gruppe an seiner statt zu führen, worauf Abdo zunächst erschrocken schweigt. Wieso gerade er, der nicht einmal der Sprache richtig mächtig ist, der keine wundersamen magischen Kräfte hat wie andere hier? Und würde ihm überhaupt jemand zuhören? Schon will er die Verantwortung zurückweisen, doch was würde dann geschehen? Die Entscheidung Talahans, jemand anderen mit dieser Aufgabe zu betrauen, zeugt von Weisheit: Er selbst braucht all seine Kräfte, um sein eigenes Schicksal in die Hand zu nehmen. Jemand anderes muss den Kampf hier anführen - und vor allem die Leben der Menschen beschützen.

"Ich ... ich werde mein Bestes tun." verspricht der Ya'Keheter daher dem Mann. Dann blickt er sich in der Runde um und überlegt, wie man nun vorgehen soll. Die Lage ist nicht sehr viel anders, als er sie auch schon in der Heimat erlebt hat. Immer wieder geht es um die gleichen Fragen: Wie schützt man diejenigen, die sich nicht selbst schützen können? Geht man in die Offensive, oder verwendet die Kämpfer, um die Fliehenden in Sicherheit zu geleiten?
Bei diesen Gedanken spürt Abdo ein schwaches Zupfen am Ärmel, erneut hat Talahan einige Worte für ihn - und ein Angebot.

Schließlich kommt der Ya'Keheter zu einer Entscheidung. "Ihr müsst versuchen, Ansdag zu erreichen." sagt er mit leiser Stimme zu Talahan. "Nein, nicht versuchen, Ihr müsst es tun. Und die Pilger nehmt Ihr mit und führt sie in Sicherheit. Halfdan werde ich Euch zur Seite stellen, und vielleicht kann ja doch der eine oder andere der Pilger ein Schwert halten. Wir anderen werden die Quelle dieser Verseuchung im Kloster suchen und beseitigen. Wir führen euch vorher noch zum Tor, ab dort müsst ihr euch selbst durchschlagen.

Eure Heilmagie ... könnt Ihr sie nicht für Euch selbst aufsparen? Vielleicht kommt Ihr doch ein wenig mehr zu Kräften - und könnt das Unvermeidliche etwas länger herauszögern. Die Pilger, sie brauchen Euch! Und wenn Ihr in Ansdag angekommen seid, geht zur Heilerin, die wir dort getroffen haben - Solveig. Erzählt ihr alles, was wir hier gesehen haben; sie scheint die einzige in dem Ort, die den Verstand hat, damit etwas anzufangen. Vielleicht ist noch nicht alles verloren. Und wenn es doch so kommen soll: Glaubt mir, Eure Tapferkeit wird nicht geschmälert, solltet Ihr Euer Leben im Kampf gegen diese Seuche verlieren - eher im Gegenteil, denn sie ist ein Feind, mächtiger als die meisten. Ich habe Euch kämpfen sehen, und ich kenne nur wenige Krieger, die Euch ebenbürtig sind. Wenn diese alten Götter, oder was immer sie sind, dies nicht sehen, dann sind sie blind!
Und wenn Ihr die Menschen heil nach Ansdag bringt, soll man Lieder über Eure Tapferkeit singen!"

Anschließend geht Abdo zu Halfdan, der inzwischen Astrid gefunden hat, und bespricht mit ihm den Plan, den er eben Talahan mitgeteilt hat. "Ich kann Euch nicht befehlen, ihn zu begleiten. Aber jemand muss die Pilger beschützen, und hier im Turm sitzen sie auf Dauer in der Falle. Und dazu kommt:" An dieser Stelle wird Abdos Stimme zu einem Flüstern. "Unsere Chancen, hier zu überleben, wenn wir den Ursprung dieser Seuch bekämpfen wollen, sind gering. Schaffen wir es nicht, sind die anderen verloren, wenn sie nicht bis dahin aus dem Kloster verschwunden sind.

Und eine letzte Sache noch: Wenn Talahan es nicht schaffen sollte ... Ihr wisst, was Ihr zu tun habt; er darf nicht wiederkehren."


Anschließend ruft der Ya'Keheter alle im Turm verbliebenen zusammen - auch Tristan ist hoffentlich inzwischen gefunden worden - und schildert sein Vorhaben.

"Ihr seht also, es ist gefährlich. Ich kann niemandem etwas befehlen, denn wir sind alle freiwillig hier. Aber ich werde hier nicht weggehen, ohne zumindest zu versuchen, das Übel auszurotten. Und ich würde mich geehrt fühlen, wenn ihr euch mir anschließt. Gemeinsam haben wir eine Chance.
Rogar, ich weiß, deine Aufgabe war es, die Pilger zu beschützen. Dennoch hoffe ich, dass du dich uns ebenfalls anschließt. Talahan und Halfdan werden die Pilger sicher nach Ansdag bringen, und deine Hilfe wird für uns hier im Kloster wichtig sein.

Und ihr!"

Bei den letzten Worten spricht Abdo die Pilger an. Auch wenn er in manchen der Augen die Furcht vor seinem fremdländischen Äußeren zu sehen meint, hält er nicht inne; für solche Dinge ist keine Zeit.
"Bewaffnet euch mit allem, was ihr finden könnt. Glaubt mir: Jeder Mann und jede Frau können kämpfen, wenn es darauf ankommt. Ich habe große Hoffnung, dass der Weg nach Ansdag frei ist und die meisten dieser Monster noch hier im Kloster sind, aber wenn euch dennoch eins davon begegnet: Kämpft! Gemeinsam seid ihr stark!"
« Letzte Änderung: 28.07.2017, 14:20:46 von Abdo al'Mbabi »

Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #292 am: 29.07.2017, 16:36:40 »
Während Talahan spricht, kritzelt Rogar auf dem Leder Dain-Runen. Früher hatte er versucht, von Menschen gesprichenes in Suli niederzuschreiben, doch hat er festgestellt, das ihm die Übung fehlt und ihre Zeichen viel ineffizienter sind. Er hält ihn nicht von seinem Versuch, aufzustehen ab, da er so am ehestens zu spüren bekommt, das er nicht mehr leistungsfähig ist. Als er allerdings seine Heilwunder wirkt, ist er leicht irritiert. Die Nicht-Dain teilten ihre Berührten in verschiedene Stände ein oder beziehen ihre Kraft aus Verbindungen mit Nichtmenschen. Diese Unklarheit und der ungleiche Umgang mit nahezu gleichem macht die Situation nicht übersichtlich. Da der Nutzen deutlich zu erkennen ist, dankt Rogar ihm trotzdem. Seine Wahl für den nächsten Anführer kommt in Rogars Augen wenig überraschend, selbst wenn der dunkle Mensch unter den hellen ein Fremdling ist. Er konnte tapfer kämpfen und wirkte zu sinnvollen Entscheidungen fähig. Der Bitte nach Wasser folgt der Dain und gibt dem Glaubenskämpfer welches. Sein Lamentieren über seine Situation, vor allem in Kontext seines Glaubens, quittiert Rogar mit einem Seufzen. Was hatte er denn erwartet, er ist immer noch jung und wenig erfahren, da können die Dinge schieflaufen, erst recht, wenn man es mit solch widernatürlichen Gegnern zu tun hat. Trotzdem spendet er ihm auf seine Weise Trost: "Ich bin sicher, alle die von euch hören und lesen, werden von euren Taten beeindruckt sein, nicht hiervon enttäuscht."

Der muntere Ton und die Tapferkeit, die die Berührte ausstrahlt, ringen Rogar Respekt ab. Auch wenn sie im Moment nicht durch Tun half, wären hoffnungslose Worte wie die der Pilger schädlich gewesen. So stimmt er ihr zu: "Definitiv.", packt die Notizen zu Talahan weg und wendet sich wieder seinen Gebräuen zu. Parallel ist er, schmeckt ab und scheint zufrieden. Schließlich ringt er sich doch noch eine Frage ab: "Fräulein Redwaldsdottir, habt ihr neben eurer Zauberei noch andere Ausbildung begonnen? Welche wäre das?"

Was die Suche nach dem Vermissten angeht, schätzt er, dass die Elbin (neben ihm vielleicht) die kompetenteste ist, sowohl was das Aufspüren, als auch das unentdeckt bleiben, angeht. Das Aussehen der Elben täuscht über ihr Alter und ihre Erfahrung hinweg, soviel hatte er gelernt. Leider nutzen sie es nur selten und waren leicht ablenkbar, aber er würde sie nicht aufhalten, dazu sieht er sich nicht imstande oder zuständig.

Als Lif sich erneut dem Patienten zuwendet, beobachtet er ihr Handeln genau. Neben der Tatsache, das er sich für ihre Gesundheit mit verantwortlich fühlt, interessiert ihn, was ihre Ausbildung ihr im Bezug auf diese Krankheit oder Fluch rät. Und ob sie ausreichend sicher geht, sich nicht anzustecken. Erscheint sie ihr in diesem Punkt sorglos, würde er energisch dazwischen gehen. Immerhin scheint es sie von ihrer Sorge um ihren Mann abzulenken. Womit sein Verdacht nach dem Verhalten der beiden am Vorabend klar wird. Er hofft nur, dass seine Vermutungen bezüglich Tristan nicht der Wahrheit entsprechen, es täte ihm um die Frau und das Kind leid.

Der dunkle Mensch gibt sich einige Mühe, den Gotteskrieger wieder aufzubauen und die Dinge zu ordnen, Rogars Ansicht durchaus vernünftig. Vielleicht würden seine Worte besesr durchkommen. Bei seinem Versuch, die Pilger zum Kampf zu motivieren, hat er nur ein abschätziges Schnauben übrig. Deren Nutzen für die Gesellschaft würde ihm immer ein Rätsel bleiben. Daher macht er einen Alternativvorschlag: "Ihr beiden, helft wenigstens eurem Mitgläubigen. Fräulein Astrids Vater wird Hilfe auf dem Weg brauchen, stützt ihn. Beten könnt ihr auch im Laufen." Abdos Worte an Rogar selbst ernten ein Stirnrunzeln. "Herr al'Mbabi, da liegt ein Missverständnis vor. Es war nicht meine Aufgabe, die Pilger zu beschützen. Ich habe es nur getan, da sie ohne meine Hilfe nicht überlebt hätten. Meine Aufgaben sind andere, unter anderem muss ich den Verbleib meines Kameraden klären, meine und seine Ausrüstung bergen. Das Kloster und die Räubergeschichten zu untersuchen passt auch. Deswegen habe ich meine Heilkünste und meinen Axtarm angeboten. Damit gehe ich davon aus, dass ihr sie annehmt."

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #293 am: 29.07.2017, 23:01:21 »
Aeryn klettert also den Kamin hinab und entdeckt unten erfreut weitere Fußspuren aus Ruß, sehr deutlich trotz der alten Kampfspuren überall... da tappsen sie über eine mit seltsamen Zeichen bekritzelte Seite... Am Vorabend hat Aeryn beobachtet, wie Freydis solcherlei Seiten aufsammelte... diese hier hat sie offenbar übersehen... wahrscheinlich lag das gute Stück unter den Trümmern des Regals, die hat nämlich jemand aus dem Weg geräumt... nein, eher aus dem Weg getreten, da liegen sie... und da... überall verstreut... Den Spuren nach zu urteilen, war es Tristan, und überhaupt scheint er in jeder Ecke der beiden Zimmer gewesen zu sein... alles durchsucht zu haben... alles sieht noch ein wenig durchwühlter aus als zuvor... So, so, man war also auf der Suche nach Beute... na ja, viel wird man nicht gefunden haben...[1] So, und wo endet die Spur nun?

An der Wand. Aeryn blickt auf und entdeckt ein Paar Füße direkt vor ihrer Nase. Sie blickt weiter auf. Tristan steht vor ihr auf der schulterhohen Wand, die den Schlafbereich vom Aufenthaltsraum trennt, und späht aus dem viel zu hohen Fenster Richtung Norden.[2]

Nachdem sie ihm berichtet hat, dass sich oben alle bereit machen zum Aufbruch—und wie sehr Lîf sich sorge, weil niemand wisse, wo ihr Mann bloß sei—lässt er sich dazu überreden, ihr in den ersten Stock zu folgen.

"Dabei wäre jetzt normalerweise die beste Zeit für einen Angriff", murmelt er. "Na ja, wenn es Menschen wären. Menschen würden jetzt angreifen, wenn sie auch nur ein bisschen von derlei Dingen verstünden."

~~~

Kurz darauf purzeln erst eine Elbin, dann ein Mensch inmitten einer Rußwolke aus dem Kamin im Obergeschoss. Tristan eilt gleich zu seinem Weib hinüber, doch erkennt sofort, dass man sie jetzt nicht stören darf. Daher legt er ihr nur wortlos, um sie seiner Anwesenheit zu versichern, die Hand auf die Schulter—einen schwarzen Abdruck hinterlassend—bevor er sich zu der um Talahan versammelten Gruppe gesellt.

"Was ist der Plan? Können wir bald los?"
 1. Mit perception = 4 (nat. 1) findet Tristan tatsächlich keinerlei Beute außer... einer heiligen Schrift ("Die Worte des Propheten"), die dort dutzendweise für die Pilger ausliegt. Er hat sich davon eine eingesteckt. Wer weiß, wann man das mal zum Bluffen braucht.
 2. Spurenlesen = 20, Perception = 20
« Letzte Änderung: 30.07.2017, 22:20:23 von Gaja »

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #294 am: 30.07.2017, 11:59:06 »
Den kurzen Moment, die Papiere aufzulesen und so gut es geht vom Ruß zu befreien, hat Aeryn sich noch genommen, ehe sie mit Tristan zusammen zurück zu den anderen gekehrt ist. Sie klopft sich den Ruß von der Kleidung, soweit es eben geht, und schaut sich dann ersteinmal um.

Die Blätter übergibt die Elbin Freydis mit den Worten: "Die habe ich unten gefunden, vielleicht steht dort noch etwas Wissenswertes niedergeschrieben?"

Dann fragt sie in die Runde: "Also dann, wie machen wir jetzt weiter?"

Freydis

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Der Weihort
« Antwort #295 am: 30.07.2017, 22:20:54 »
Freydis hat ihren Worten Taten folgen lassen und ist dabei Rationen aus ihrem Rucksack zu hohlen als
Rogar nach ihren Fähigkeiten ausserhalb der Magie fragt.
Sie dreht sich zu dem Dain richtet sich hoch auf und es liegt Stolz in ihrer Stimme als sie antwortet.
"Ich bin eine Adelige von Albion, Dain. Wie alle Freien Albions kann ich hiermit.", ihre Hand berührt das Langmesser in seiner Scheide an ihrer linken Hüfte, "und damit", sie deutet auf den Streitkolben der neben ihrem Rucksack an der Wand lehnt, "umgehen. Und wie alle Kinder von Stand hat man mich Reiten, Sitte und Benehmen und Lesen und Schreiben gelehrt."

***

Mit Erleichterung, die sie sich allerdings kaum anmerken lässt nimmt sie zur Kenntnis wie Aeryn mit Tristan zurückkehrt. Also war der Skalde tatsächlich im Erdgeschoss gewesen.
"Meint ihr nicht wir sollten erst einmal frühstücken? Ich denke wir alle könnten die Stärkung brauchen."
Sie wirft einen bedeutungsschwangeren Blick auf Lív, "und wer weiß wie lange der Tag heute wird."
« Letzte Änderung: 30.07.2017, 22:21:05 von Freydis »
"The storm is up, and all is on the hazard."

William Shakespeare, Julius Cæsar (1599), Act V, scene 1, line 67.

Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #296 am: 31.07.2017, 07:21:37 »
Der Dain registriert ebenfalls mit Erleichterung, dass sich die Abwesenheit des Sängers diesmal als mangelnde Kommunikation ohne gefährliche Konsequenzen herausstellt. Den Fragen des Menschen und der Elbin antwortet er hilfsbereit: "Euer Sir Talahan hat seine Pflichten auf Herrn al'Mbabi übertragen, da er selbst diese nicht mehr vollständig erfüllen kann. Herr al'Mbabi hat euch freigestellt, sich mit den Kampfuntauglichen ins Dorf zurückzuziehen oder ihm dabei zu helfen, dem Übel hier vor Ort auf den Grund zu gehen, wenn möglich zu beseitigen. Nach der Mahlzeit, zu der ich raten würde, werden wir noch ein paar Augenblicke zum Packen brauchen, dann kann es losgehen. Wobei wir am besten zunächst den sich zurückziehenden den Rücken decken." Während er das meiste wegkippt, landet ein Teil seiner alchemistischen Experimente in einer kleinen Metallflasche, die anschließend in einer Innentasche seiner Kleidung verschwindet.

Freydis Antwort verfolgt er mit Interesse, nur um prompt weitere Fragen zu haben: "Nur die Freien bekommen eine Ausbildung an der Waffe, lasst ihr da nicht kämpferisches Potenzial brachliegen? Statt das sich die Unfreien selbst schützen können, müsst ihr das für sie übernehmen? Benehmen, Lesen und Schreiben lernen bei euch nur ein Teil der Menschen? Wie vermeidet ihr dann Unordnung und ständige Fehden wegen mangelndem Gemeinschaftssinn? Gehört zu euren Pflichten den anderen gegnüber, vorzulesen?" Schon hatte der Dain, neben seinem nächsten Bissen im Mund, auch Schreibzeug zur Hand. Offensichtlich fanden ein Teil der Antworten Wege in seine Notizen.

Bei der Übergabe des Blattes aus seinen Aufzeichnungen durch Aeryn an die neben ihm stehende Freydis wird der Krieger aufmerksam und sagt: "Hey, sehr schön, das ist eine Seite von meinen Schriften! Waren da noch mehr? Vielen Dank,  ohne die hätte ich nur meine Erinnerung zur Verfügung gehabt." Während er nach dem Papier greift, ändert sich sein sonst mitleidiger Blick Freydis gegnüber allerdings in Misstrauen, auch wenn er seinen Verdacht noch nicht ausspricht. Will er ihr Gelegenheit bieten, selbst aus der Reserve zu kommen oder ist er unsicher?

Als Rogar mit der Mahlzeit fertig ist, packt er seine Sachen, zusammen mit denen des anderen Dains. Mit Halfdans Unterstützung legt er seine Metallschutzkleidung an. Zusammen mit den Waffen und dem großen Rucksack wirkt seine Figur noch kleiner und überladen, aber er bewegt sich, als wäre er kaum beschwert.

Lîf

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Der Weihort
« Antwort #297 am: 31.07.2017, 10:26:43 »
Lîf, die völlig in ihre Gebete vertieft ist, bekommt von den Gesprächen hinter ihrem Rücken nur ein leises Murmeln mit. Ihre Gedanken schweifen durch grüne Auen, entlang silbrig glitzernder Bäche und über Felder, auf denen die Halme sich schwer unter den Ähren neigen – Gayas Schöpfung, erfüllt von Leben auf zwei oder mehr Beinen, getragen von Schwingen, durch die kühlen Fluten schwebend oder tief im Schoß der Großen Mutter verwurzelt. Die Verbindung mit der Gesamtheit all dessen umgibt sie wie der Leib der Mutter das ungeborene Kind, und sie atmet tief ein und aus, während ihr all die Kräfte wieder zufließen, welche einer Weisen Frau zu Gebote stehen. Der junge Rotschopf, den die Reisegefährten im Laufe ihres Beisammenseins schon als überaus stolz und impulsiv, manchmal gar hochfahrend erlebt haben, kniet während des Betens am Boden, den Kopf ehrfürchtig geneigt, während ihre Lippen leise Worte formen, die seit grauer Vorzeit von Lehrerin zu Schülerin weitergegeben werden.

Als Tristans Hand sich auf ihre Schulter legt, nimmt sein schwangeres Weib die Berührung nicht voll bewusst wahr. Sie zuckt nicht zusammen, wirkt nicht überrascht. Doch ihre Lippen verziehen sich zu einem kaum merklichen Lächeln, weil sie spürt, dass nun auch die letzte kleine Wunde in ihrer Seele, die Sorge um ihren Mann, sich geschlossen hat. Woher sie weiß, dass er es ist... sie könnte es wohl selbst nicht erklären. Doch das Gefühl der Vollständigkeit durchströmt sie und lässt sie noch ruhiger atmen. Endlich hat sie ihre Gebete beendet, stützt sich mit einer Hand auf der Pritsche ab und steht etwas schwerfällig auf. Dann dreht sie sich zu den anderen um, wo Rogar gerade den Neuankömmlingen erklärt, was während ihrer Meditation geschah.

Sie geht zu Talahan, kniet sich neben seinem Krankenlager nieder und legt ihm eine Hand auf die Brust, während die andere eines ihrer Amulette umfasst. "Herr Talahan" sagt sie leise. "Grämt Euch nicht, wir werden dem Unheil hier ein Ende bereiten. Für Euch wird ein anderer Tag kommen, an dem Ihr wieder Euer Schwert schwingen werdet. Heute ist Euer Kampf ein anderer – gegen den Feind in Euren Adern! Dafür braucht Ihr all Eure Kräfte – Wollt Ihr mir erlauben, Gayas Segen für Euch zu erflehen?" Damit wartet sie auf die Antwort des Gotteskriegers. Denn auch wenn sie eine starke Abneigung gegen seinen Glauben hegt, hat er sich ihren Respekt verdient, weshalb sie nicht auf die Idee käme, ihm die Kraft der Großen Mutter gegen seine Überzeugung zukommen zu lassen.

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #298 am: 31.07.2017, 14:59:38 »
Führung ist schwer, das wusste Abdo bereits vorher, dennoch ist er etwas entmutigt von der Reaktion auf seinen Vorschlag - Anweisungen würde er es nicht nennen. Es scheint ihm, als würden alle durcheinander sprechen, und niemand hätte so wirklich zugehört, was er eigentlich gesagt hat - niemand außer dem Dain zumindest, denn der versucht, in ruhiger Sprache noch einmal das Wichtigste zu wiederholen.

Während um ihn herum gesprochen wird, überlegt der Ya'Keheter, wie er dem Wunsch Talahans besser entsprechen kann; doch während er erneut einen Blick auf den Gotteskrieger wirft, der gerade von Lîf angesprochen wird, hinterfragt er unwillkürlich seine eigene Entscheidung, nur Halfdan mit ihm ins Dorf zurückzuschicken. Die Reaktion der Pilger auf seine Aufforderung war mehr als zurückhaltend, und auch wenn er deren Einstellung innerlich verurteilt, ist doch der Schutz von Menschenleben das hehrste Ziel seines Ordens, und die Gefahr, die auf dem Weg in die Stadt droht, schätzt er zu hoch ein, um nur einen Kämpfer und einen Schwerkranken auf den Weg zu schicken.

"Freydis hat recht, lasst uns etwas essen! Aber beeilen wir uns, denn was immer der Feind vorhat - es ist besser, ihm nicht zu viel Zeit dafür zu geben."
Während alle mehr oder weniger hungrig auf ihren Rationen herumkauen, geht Abdo zu Hjalmarr, der etwas abseits von den anderen sitzt. Ohnehin war der Bärtige seit dem Kampf am vergangenen Tag noch in sich gekehrter als üblich.
"Hjalmarr, ich möchte dich um etwas bitten. Sicherlich brennst auch du darauf, das Übel in diesem Kloster zu vernichten - aber ich habe eine Aufgabe für dich, die ebenso wichtig ist. Die Pilger müssen in Sicherheit gebracht werden, und die Kunde um das, was hier passiert ist, muss sich verbreiten und auch nach Kromdag gelangen. Halfdan wird Talahan und die Pilger nach Ansdag begleiten, und ich möchte, dass du mit ihnen gehst. Talahans Zustand ist schlimmer als ich dachte, und sollte ein Angriff erfolgen, wird Halfdan alleine die Gruppe nicht beschützen können.
So sehr uns deine Kampfkraft hier fehlen wird, der Schutz dieser Menschen ist mindestens ebenso wichtig. Wirst du sie begleiten?"


An alle gerichtet erhebt er noch einmal das Wort, als durch das gemeinsame Mahl relative Ruhe herrscht.
"Wenn wir uns gestärkt haben, werden wir die Pilgergruppe, Halfdan, Hjalmarr und Talahan zum Tor begleiten; ab dort seid ihr auf euch gestellt. Wir übrigen werden zunächst die Kapelle untersuchen, dann den Turm, und schließlich das Kellergeschoss. Unser Ziel ist es, alle falschen Mönche zu eliminieren, mögliche Überlebende zu retten und den Abt und die Brüder, von denen Rogar gesprochen hat, zu finden. Denkt daran, dass Jarus uns betrogen hat! Es steht zu vermuten, dass dem Abt und den anderen Brüdern das gleiche wie ihm zugestoßen ist; wir müssen also vorsichtig sein und niemandem trauen, den wir treffen."
« Letzte Änderung: 31.07.2017, 14:59:56 von Abdo al'Mbabi »

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #299 am: 01.08.2017, 22:37:02 »
Bei Rogars Frage—ist das eine Frage? Sie klingt sehr rhetorisch—schnaubt Tristan halb amüsiert, halb verächtlich.

"Den Knechten Waffen in die Hand drücken? Was, vielleicht den Mägden gleich auch noch! Ha, was wollten die auch damit anfangen? Und warum nicht auch noch gleich unsere Weiber mit ins Gefecht schicken! Und wer kümmert sich dann um die Kinder? Wer um die Felder? Sollen die in der Zeit brachliegen? Wer füttert das Vieh, wer melkt, wer hütet es, wer drischt und mahlt das Getreide, wer pflügt den Acker, wer fährt den Mist aus, wer kocht und wäscht, wer sticht den Torf? Es ist doch nicht so, als wären die, die keine Waffen tragen, derweil untätig! Aber es hat nun einmal nicht jeder das Herz, die Todesverachtung, die es braucht, sich mit Schwert und Schild in die Schlacht zu stürzen. Es soll doch ein jeder die Arbeit tun, für die er am besten taugt—nur so ist am Ende allen gedient."

Er stutzt. "Willst du damit sagen, bei euch Dain lehrt man die Knechte im Schwert?"

~~~

Talahans Miene verschließt sich bei Lîfs Vorschlag und seine Rechte zeichnet reflexartig ein Schutzzeichen vor seiner Brust, ein Kreuz in einem Kreis—das Reifkreuz des Einen Gottes, ewig währe seine Herrschaft auf Erden. Ebenso unbedacht gehen ihm die Worte von der Zunge: "Bleib mir mit deinem Heckenzauber vom Leib, Weib!"

Woraufhin er sichtlich erschrickt und zu stottern beginnt: "Spar ihn dir auf für die, die auf eurem weiteren Weg verletzt werden. Gegen das Übel, das mich befallen hat, helfen weder meine Gebete noch deine. Pack es an der Wurzel, das Übel, das dem Einen ebenso ein Greuel ist wie Deiner großen Mutter; reiß es mit der Wurzel aus, Lîf, keine Gnade!"

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