• Drucken

Autor Thema: Der Weihort  (Gelesen 130886 mal)

Beschreibung: Die Seuche von Ansdag

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Lîf

  • Beiträge: 755
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #330 am: 21.08.2017, 10:58:38 »
Zwar scheint sich hier niemand einer Zauberei bedient zu haben, um sich vor fremden Blicken zu verbergen, wie Lîf vermutet hatte, und auch was Freydis zu berichten hat, deutet eher auf jemanden hin, der sich mit ganz profanen Methoden versteckt hat. Doch dafür zieht der Rotschopf überrascht die Luft ein, als die nicht erwarteten Auren für die Sinne der Gayadienerin spürbar werden. Als sie die Augen wieder öffnet, liegt noch immer der verzückte Ausdruck auf ihrem Gesicht. Erst mit der Erkenntnis, dass sie nun Rogar ganz offen und mit einem leicht zu missdeutenden Blick anstarrt, errötet sie leicht und schließt den Mund wieder. Dann erinnert sie sich an die zweite Ausstrahlung, die sie wahrnahm, und hält die betreffende Gebetskette mit spitzen Fingern am ausgestreckten Arm von sich. "Tristan..." spricht sie ihren Mann leise an. "Ich glaub', das ist ein heiliger Gegenstand. Er ist von etwas durchdrungen – vielleicht von ihrem Gott." Sie wirkt nicht direkt abgestoßen, ist die Kette doch ein offenkundiger Beweis von Frömmigkeit, aber es scheint ihr doch unangenehm, das kleine Utensil zu halten. Fast wirkt es als biete sie es ihrem Mann zur Verwahrung an. Zudem ist sie noch immer durcheinander. Was war ist dieses herrliche, wundervolle Etwas, das sie an Rogar gespürt hat..?

Freydis

  • Beiträge: 230
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #331 am: 22.08.2017, 19:40:16 »
"und wenn sie seit der Nacht des Angriffs dort oben ausharren dürften sie mittlerweile sehr hungrig, durstig und verzweifelt, wenn nicht gar bewusstlos sein." schließt Freydis nachdem sie den anderen ihre Beobachtungen und Schlussfolgerungen berichtet hat. "Hat jemand eine Idee wie wir sie überzeugen können, dass wir nicht zu den falschen Mönchen gehören?"
"The storm is up, and all is on the hazard."

William Shakespeare, Julius Cæsar (1599), Act V, scene 1, line 67.

Aeryn

  • Beiträge: 1201
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #332 am: 23.08.2017, 12:32:06 »
Aeryn hatte sich eine Etage unterhalb der Gruppe postiert, um den Weg nach unten abzusichern. Nach einer Weile betritt die Elbin aber auch das Turmzimmer, um nachzusehen, wie die Nachforschungen vorangehen, als Freydis gerade nachfragt, wie man wohl einen verängstigten Novizen überzeugen könne, keine Gefahr für ihn zu sein.

"Naja, zumindest sehen wir alles andere aus als Mönche, würde ich sagen. Aber einen richtigen Beweis können wir kaum bieten. Wir können es nur versuchen, vielleicht lässt er ja mit sich reden, falls sich ein Novize wirklich dort oben versteckt hält. Sprechen wir ihn doch einfach an, vielleicht reagiert er ja. Wenn sich dort jemand versteckt hat, dann wird er sicherlich Hunger und Durst haben, wir sollten also ein paar Vorräte bereithalten."

Lîf

  • Beiträge: 755
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #333 am: 25.08.2017, 14:45:03 »
Nachdem sie einen Blick in die Runde getan hat und niemand anderer Meinung zu sein scheint, legt Lîf den Kopf in den Nacken und stellt sich direkt vor die Stelle, an der die Pulte wohl als Kletterhilfe verwendet wurden. Sie hebt ihre leeren Hände offen sichtbar bis über die Schultern, so dass man sie auch erkennen kann, falls man durch einen Ritz in den Brettern von dort oben herab späht. "Hallo, ihr da oben" ruft sie leise. "Wir sind Wanderer, die hier von denselben bösen Kreaturen bedroht wurden wie ihr - doch wir konnten sie abwehren. Wir wollen euch helfen. Seht ihr? Ich habe keine Waffen und trage keine Rüstung. Und..."

Sie nimmt einen beinernen Zahnstocher, der mit ihren anderen privaten Besitztümern an einem Kettchen von einer der kleinen Buckelfibeln an ihrer Schürze baumelt, hält eine Hand flach nach oben und ritzt sie mit dem spitzen Stäbchen, bis einige winzige Blutstropfen aus der Handfläche hervor quellen. "...wir sind keine von denen. Wir sind Menschen!" ruf der Rotschopf eindringlich, in der vagen Hoffnung, wer immer dort oben steckt, weiß um das widerwärtige "Innenleben" der falschen Mönche. Sie wartet kurz ab, bevor sie sanfter fortfährt: "Ihr habt bestimmt Hunger und Durst, nicht wahr?" Mit beiden Händen fasst sie ihren Wasserschlauch und streckt ihn in die Höhe[1].
 1. Diplomatiewurf: 16, siehe hier.

Abdo al'Mbabi

  • Beiträge: 115
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #334 am: 26.08.2017, 17:04:06 »
Abdo sieht diesmal davon ab, eigenhändig das Versteck der möglichen Flüchtlinge stürmen zu wollen. Das Desaster von der letzten solchen Aktion ist ihm noch gut im Gedächtnis, und selbst wenn er wollte: Wie soll er hier nach oben gelangen, ohne dass ein Verteidiger ihm spielend leicht den Garaus machen könnte?

Während er nachdenklich die Deckenbohlen betrachtet, wird Lîf aktiv und versucht, die sich möglicherweise oben befindlichen zu überzeugen. Abdo selbst schiebt sich noch ein wenig mehr in den Hintergrund - sein Aussehen soll nicht der Grund dafür sein, dass die Versteckten sie für Feinde halten.

Gaja

  • Moderator
  • Beiträge: 1138
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #335 am: 28.08.2017, 10:38:19 »
Tristan nimmt die Gebetskette von Lîf nicht sofort entgegen. Eigentlich will er sie nämlich auch nicht anfassen, wenn sie von des Einen Macht durchdrungen ist, wie sein Weib meint. Dann aber muss er über sich den Kopf schütteln. Ein ganzes Kloster habe ich ausrauben und abfackeln helfen... Also nimmt er die Kette doch und hängt sie sich an den Gürtel. Nichts passiert. Was hat er auch erwartet?

"Ich weiß nicht, warum du sie überhaupt mitschleppst", brummt er betont geringschätzig, um seine vorige Unsicherheit zu überspielen. Dann beugt er sich zu Lîf vor und fragt leise: "Og hvad så du på vores dværge, at du skal være så forbløffet?"[1]

Doch bevor Lîf zu einer Antwort kommt, berichtet Freydis ihre Entdeckung und eine Debatte entbrennt, was zu tun sei, bis Lîf schließlich ihren Appell an die Decke richtet. Alle warten gespannt. Aeryn meint, aus einem Astloch starre ihr ein Auge entgegen, doch dann muss sie blinzeln, und hinterher ist es nicht mehr da. Dann kratzt etwas über die Deckenbretter—eine Maus? Dann wird es Freydis zu viel:

"Wir wissen doch, dass ihr da oben seid! Und wenn wir zu den falschen Mönchen gehörten, wären wir längst dabei, euch herunterzuzerren. Aber wir sind wirklich Wanderer und wollen euch helfen. Und außer unserer Kräuterfrau haben wir alle Waffen dabei und wissen uns wohl gegen die Monster hier zu wehren. Also kommt runter, damit wir euch ins Dorf bringen können!"[2]

Stille. Doch dann: Wispern. Lautes Wispern. Streiten. Dann schluchzt ein Kind. Lauter. Jemand versucht es, zu beruhigen. Es tobt und trampelt mit den Füßen auf die Bretter und wirft sich darauf und hämmert mit den Fäusten weiter. Ein Scharren folgt, wie wenn jemand auf allen vieren über die Decke rutscht. Endlich werden zwei Bretter hochgehoben, genau über den umgestürzten Pulten. Ein blasser junger Mann späht nach unten.

Aeryn ist inzwischen dabei, Vorräte auf einem kleinen Pult in der Nähe aufzubauen. Abdo und Rogar halten sich weiterhin im Hintergrund, damit sie die jungen Menschen nicht erschrecken. Lîf tritt einen Schritt näher, fragt nach den Namen und stellt sich selbst dabei vor und auch ihren Mann, der das selbst immer zu vergessen scheint. Dafür ist er schon dabei, die beiden Pulte wieder übereinander zu hieven und hinaufzuklettern. "Wenn der Schreihals sich beruhigt, reich' ihn mir runter!" ordnet er an.

Eine weitere Debatte und einiges Gekraxel später stehen drei Novizen im Turmzimmer, zitternd vor Furcht oder Schwäche. Die beiden kleineren Jungen sind vielleicht acht und zehn Jahre alt, der dritte ist ein Bursche auf der Schwelle zum Mann. Ihre verängstigten Augen wirken groß und rund in den blassen Gesichtern. Wasserschläuche, die man ihnen reicht, werden aus den Händen gerissen, und auf eine einladenden Geste Aeryns hin stürzen sich die drei auf den ausgebreiteten Proviant.

Der jüngste der Novizen erblickt Abdo als erster. Seine Augen werden erst noch größer, dann schluchzt er auf, dann flüchtet er sich zu Lîf, krallt sich mit beiden Händen in ihren Rock und birgt auch sein Gesicht darin.

"Also, was machen wir jetzt mit ihnen?" fragt Tristan. "Sollen sie sich noch einmal verstecken oder schicken wir sie Talahan und den anderen nach?"
 1. Und was hast du an unserem Zwergen gesehen, dass du so staunen musst?
 2. Aid Lîf geschafft mit 16

Abdo al'Mbabi

  • Beiträge: 115
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #336 am: 28.08.2017, 15:06:09 »
Die Erleichterung, als sich die Verbarrikadierten diesmal allem Anschein nach tatsächlich als harmlose Flüchtlinge herausstellen, weicht bei Abdo schnell einer noch weiter angestiegenen Last der Verantwortung, als klar wird, dass es sich vor allem um Kinder handelt! Tristans Frage ist berechtigt: Was sollen sie mit den Jungen tun? Sie auf ihre "Jagd" mitzunehmen scheint unmöglich.

Eine weitere Last kommt durch die Reaktion des Jüngsten der Mönche (oder Mönchsanwärter?) auf Abdos Aussehen hinzu: Fast hat der Ya'Keheter vergessen, wie er auf die meisten der Leute in diesem Land wirkt. Immerhin scheint das Kind sofort ein gewisses Vertrauen in Lîf gefasst zu haben, so dass Abdo sich für den Moment nicht weiter den Kopf über seine Ausstrahlung zerbricht.

Stattdessen wendet er sich Tristan zu: "Die anderen haben zu viel Vorsprung; die drei Kinder hier würden sie niemals erreichen. Und mitnehmen, wohin wir gehen, können wir sie auch nicht. Der Verschlag dort oben scheint recht sicher zu sein. Wir lassen ihnen noch ein paar Vorräte hier, und wenn wir, so Aris es will, alles überstehen, holen wir sie ab. Wenn wir nach einem Tag nicht wiederkommen, wissen sie, dass sie auf sich allein gestellt sind."
Er blickt Lîf auffordernd an - zu ihr haben die Kinder offenbar Vertrauen gefasst, sie soll ihnen das ganze beibringen. Aus seinem Mund würden die Jungen wahrscheinlich nur eine Drohung wahrnehmen.

Lîf

  • Beiträge: 755
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #337 am: 28.08.2017, 19:39:26 »
Heilfroh, dass Tristan ihr den kleinen Talisman abnimmt, atmet Lîf auf. "Der er en for hvilken det er værdifuldt.[1]" meint sie leise erklärend zu ihrem Mann. "For hans skyld[2]" bittet sie ihn. Tristans Blick in Rogars Richtung folgend flüstert sie: "Han har noget i sig self, der proklamerer den store mor![3]" Sie lächelt verzückt bei diesen Worten. Doch das Hier und Jetzt fordern die Aufmerksamkeit der jungen Frau rasch wieder, und sie bemüht sich um die Novizen, die sie über der Decke vermutet. Als auch Freydis sie unterstützt und endlich ein erstes Lebenszeichen von oben zu hören ist, ruft sie unterdrückt: "Nun kommt schon, Jungs... bitte!" Und tatsächlich: Die vereinten Appelle scheinen zu überzeugen. Sie tritt einen Schritt zurück, um Tristan agieren zu lassen, und sieht zufrieden, aber auch den Kopf betrübt schüttelnd dabei zu, wie sie sich die leeren Bäuche füllen.

Als der kleinste Angst vor Abdo bekommt und sich an ihre Röcke flüchtet, legt sie ihre Arme um den Jungen und lässt ihn sein Gesicht in den Falten des Stoffs vergraben. "Na, na, kleiner Mann... du brauchst keine Angst mehr zu haben. Nun tut euch niemand mehr etwas" redet sie leise auf den schluchzenden Knaben ein. Dann geht sie ein wenig mühsam in die Hocke, zieht ihn an sich und schlingt ihre Arme um seinen schmalen Körper, um ihn sanft zu wiegen. Dabei sieht sie Abdos Blick, nickt leise und kniet sich ganz auf den Boden, den Jungen eng an sich gedrückt. Den anderen beiden Novizen winkt sie. "Kommt zu mir, ihr beiden. Ich will euch erklären, was wir vorhaben. Dann müsst ihr euch nicht mehr so ängstigen." Einladend klopft sie auf den Boden neben sich und zieht den Kleinsten auf ihren Schoß, obwohl es ihr sichtlich nicht leicht fällt. Doch sie hat den Eindruck, dass den Jungen so etwas wie eine Mutter oder wenigstens ein Weib als Vertraute an diesem Ort fehlt, der für sie eine seelenlose Strenge ausstrahlt. In der Hoffnung darauf, dass sie[4] ein wenig Vertrauen in den Jungen geweckt hat, wartet sie darauf, dass die beiden älteren sich zu ihr setzen. Den Mannsleuten ihrer Gruppe nickt sie beruhigend zu. "Ich kümmere mich um die armen Kerle" versichert sie.
 1. Värangsk: Es gibt einen, für den sie wertvoll ist.
 2.  Värangsk: Ihm zuliebe
 3. Värangsk: Er hat etwas an sich, das von der Großen Mutter kündet!
 4. ...mit ihrem Diplomatiewurf kurz zuvor...

Freydis

  • Beiträge: 230
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #338 am: 28.08.2017, 20:22:13 »
"und ich bin Freydis." ergänzt die Albionerin Lívs Vorstellungsrunde während sie ihren Wasserschlauch dem ältesten der Novizen reicht. "Das war gut getan, die beiden Kleinen zu schützen." lobt sie ihn.
"Lob und Dank sind die Narung der guten Tat. Nimm sie als selbstverständlich und sie wird verdorren." in irgenteinem der vielen Bücher und Berichte hat sie das gelesen. Muss eine der festgehaltenen Reden vor dem Thing gewesen sein. Auf jedenfall scheint es ihr angebracht, dem Jüngling für seinen Mut und seine Besonnenheit zu loben. Schließlich hat er wahrscheinlich sich und den beiden anderen damit das Leben gerettet und von beidem mehr bewiesen als die meisten Erwachsenen unten im Dorf.
Bei der Reaktion des jüngsten auf Abdo wird ihr erst klar, wie sehr sie sich an das fremdländische Aussehen des Yakheters gewöhnt hat. "ist ja nicht so, dass Du in letzter Zeit nicht sonst noch ein paar ungewöhnliche und Verstörende Dinge gesehen hast." erklärt ihre innere Stimme sarkastisch.
Aber trotzdem: "Der da" sie deutet mit einem Kopfnicken auf Abdo "heißt Abdo. Und seine Haut ist so dunkel weil er von sehr weit weg über das Meer gekommen ist. Aber er ist ein guter Mann und ihr braucht keine Angst vor ihm zu haben. Auf seine Weise glaubt er sogar an euren einen Gott." "und wenn Du wüsstest was ich bin hättest Du wahrscheinlich mehr Angst vor mir als vor ihm." ergänzt sie in Gedanken zynisch.
Sie würde die Wasserschläuche später wieder auffüllen, ausser Sichtweite dieser Novizen die schon verstört genug waren. Sie kann sich nur zu gut vorstellen was für Lügen über Berührte man den armen Jungen an diesem Ort den Kopf füllt.
« Letzte Änderung: 28.08.2017, 20:36:12 von Freydis »
"The storm is up, and all is on the hazard."

William Shakespeare, Julius Cæsar (1599), Act V, scene 1, line 67.

Abdo al'Mbabi

  • Beiträge: 115
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #339 am: 31.08.2017, 14:21:30 »
Abdo hört am Rande, wie Freydis den Kindern sein Aussehen erklärt, und nickt ihr und auch Lîf dankbar zu. Immerhin muss er sich nicht noch damit auseinandersetzen. Dennoch ist er ungeduldig und immer wieder geht sein Blick zu Lîf und den drei Jungen. Das Warten war noch nie seine Stärke, und die Last der Verantwortung, die Talahan ihm aufgebürdet hat, macht es nicht einfacher.

Wieder und wieder spielt sich vor seinem inneren Auge eine Szene ab, in der die Gruppe der Pilger auf ihrem Weg von falschen Mönchen angegriffen und grausam ermordet werden. Und jeder Moment, an dem er nichts tut, ist ein Moment, in dem seine Fantasie sich die übelsten Dinge für seine Schutzbefohlenen ausdenkt. Und nun sind auch noch diese Kinder hier, und sofort muss er daran denken, was passiert, wenn sie dort oben aufgespürt werden. Aber jemanden zum Schutz zurücklassen, wo sie ohnehin schon eine solch dezimierte Gruppe sind? Wieder und wieder spielt er Szenarien durch, und egal wie seine Entscheidung ausfällt: In jedem Szenario hat er die falsche getroffen. "Wieso hat Talahan mir das angetan?"

Doch auch Selbstmitleid wird ihm nicht weiterhelfen - nach einer gefühlten Ewigkeit trommelt Abdo schließlich zum Aufbruch: "Lîf, seid ihr soweit? Wir müssen weiter."

Lîf

  • Beiträge: 755
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #340 am: 31.08.2017, 15:29:02 »
Der Rotschopf versucht den drei Jungen zu erklären, was sie vorhaben, und sie zu beruhigen, so gut es ihr möglich ist. Dabei redet sie leise und sanft auf die Novizen ein, wiegt den Jüngsten auf ihrem Schoss und streicht ihm gelegentlich mit einem Lächeln übers Haar. Als Abdo zum Aufbruch drängt, nickt sie ihm zu, stemmt sich sichtlich mühevoll hoch und holt aus den unergründlichen Taschen ihrer Schürze ein Tuch hervor, in dem einige kleine, klebrige Klumpen eingewickelt sind, die Aussehen und Geruch nach viel Honig und einige Kräuter enthalten. Jedem der drei drückt sie einen davon in die Hand, dann legt sie dem Kleinsten die Hand um die schmalen Schultern und drückt ihn leicht an sich, die beiden anderen versucht sie mit Blicken möglichst dicht bei sich zu halten. Schließlich verkündet sie: "Wir können los."

Rogar, Apothekarius

  • Beiträge: 333
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #341 am: 01.09.2017, 06:32:35 »
Auf Freydis Frage verstummt der Dain zuächst einmal und grübelt, bevor er zu einer Antwort anhebt: "Das ist nicht so schnell und nebenher erklärt, aber zumindest soviel: Es gibt Fälle, in denen die Personen jenseits aller Rettung waren, wie auch solche, bei denen die Verführten sich wieder lösen und gegen den Dämon wenden konnte." Damit scheint er für sich zu befinden, alles Wichtige gesagt zu haben.
Tristans Ausführungen zu den dem Reifekreuz zugesprochenen Bedeutungen und Wirkungen nimmt er mit stoischer Ruhe und Aufmerksamkeit auf und wird auch nicht müde, weiterzufragen. Komplexe Symbolik und verwirrend viel Aussage durch ein einziges Zeichen scheinen ihn nicht zu verwirren. Letztendlich zufrieden wirkt er aber nicht, entweder ist es ihm doch zu überladen, oder Tristans auffällig unreflektierende Vortragsweise stören ihn.
Im Zimmer des Abtes nickt er zur Feststellung der Berührten bezüglich der Herkunft des Quellwassers. "Das Kloster des Gotteskrieger beherbergt die Wunderwuelle, der Wasserfall hier wird von dort gespeist."

Nachdem er im Turm keine Spuren des Schützen gefunden hat, schüttelt Rogar sich kurz, denn ihm wird klar, dass er den falschen Turm am Wickel haben muss. Er ärgert sich darüber, seine Ruhe verloren zu haben, und bezieht Position an einem Fenster zum Innenhof. Mit geladener Armbrust überwacht er die Bewegungen im Gelände und versichert sich mit Schulterblick, dass auch die Treppe im Blick bleibt. Das Konzept des Raumes als Strafkammer, vor allem mit Schriftübungen, lässt ihn ein klein wenig nostalgisch werden. Wie oft hat er sich solchen Regimen zu unterwerfen gehabt, weil er wieder mal nicht die traditionelle Form gewahrt hatte. Lifs Blick fällt ihm erst nach ein paar Sekundenbruchteilen auf, da er gerade nach außen geschaut hat. Seine sowieso schon runzelige Stirn und kleinen Augen ziehen sich misstrauisch zusammen. Was meint die Kräuterfrau wahrgenommen zu haben?
Den Untersuchungen der Gruppe lauscht er mehr als sich zu beteiligen, auch wenn er neugierig ist, ob unter den Flüchtlingen bekannte Gesichter sind. Ihm fällt auf, dass sie im Gegensatz zu seiner Gruppe besser versorgt zu sein scheinen, gerade auch weil sie kostbare Flüssigkeit einfach vergossen haben. Er beobachtet, wie sie mit den noch unfertig gewachsenen umgehen. Wie erwartet, teilen sie sich die Aufgaben, vor allem nach Geschlecht - etwas scheint über alle Volksgrenzen universell zu gelten. Abdos Anweisung, sie zurückzulassen, kann er verstehen. Statt noch mehr Zeit zu verbrauchen damit, sie in Sicherheit zu bringen, oder sie schlimmstenfalls in die Höhle des Feindes mitzunehmen und nicht schützen zu können, sollen sie lieber warten. Ohne die Gruppe waren sie sowieso ziemlich verloren.
« Letzte Änderung: 01.09.2017, 17:59:22 von Rogar, Apothekarius »

Gaja

  • Moderator
  • Beiträge: 1138
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #342 am: 01.09.2017, 17:30:19 »
Mit Mühe überreden Lîf und Freydis die drei Novizen also dazu, sich noch einmal "Es dauert auch bestimmt nicht lange, dann gehen wir alle zusammen ins Dorf!" zu verstecken, was mit Tristans abermaliger Hilfe schnell in die Tat umgesetzt wird, worauf Abdo und Rogar das Turmzimmer wieder in den Zustand versetzen, in dem man es vorgefunden hat. Dann machen sich die Gefährten wieder auf den Weg. Dabei ist Abdo sicherlich nicht der einzige, dem die zusätzliche Verantwortung für zwei Kinder und einen jungen Burschen schwer auf dem Gemüt lastet.

Auf dem Rückweg zur westlichen Treppe achtet Rogar noch einmal sehr genau auf die Fenster und deren Lage im Verhältnis zum Pilgerturm jenseits des Hofes. Ja, der Schütze muss wohl einen Stock über ihnen gewesen sein, schlussfolgert der Zwerg. Er überredet darauf die anderen, dass man den zweiten Stock auch noch schnell durchforsten müsse, damit ihnen niemand in den Rücken fallen könne—wenn das Argument nichts nutzt, wäre er gar bereit, den vermissten Schwiegervater zu erwähnen, nach dessen Überresten er so bange Ausschau hält. Jedenfalls erhält er die Zustimmung und man späht auch kurz durch den zweiten Stock, der vom Grundriss dem ersten vollkommen gleicht, jedoch nur Gerümpel und leere Räume enthält. Ein Blick weiter die Treppe hinauf in den Hauptturm hinauf bietet denselben Anblick. Offenbar lebten zurzeit nur knapp halb so viele Mönche im Kloster wie Platz darin hätten. Abermals kein Hinweis auf Baldur oder sonst jemanden. Die Leiche des Armbrustschützen, den Rogar vor zwei Tagen erwischt hat, muss inzwischen fortgeschafft worden sein.

Und so geht es schließlich in den Keller hinab. Die Lampen, die am Vortag an der Wand brannten, als Bruder Edgar Lîf und Abdo die steilen Stufen hinabführte, sind dunkel. Lîf bleibt nichts anderes, als ein Licht zu zaubern, auch wenn man sich selbst dadurch wunderbar zum Ziel bietet. (Aber offenbar sehen diese Kreaturen ja im Dunkeln so gut wie im Hellen, also ist der Nachtteil vielleicht geringer als befürchtet.) Rogar und Aeryn wollen ein jeder die Vorhut übernehmen, da sie beide im Halbdunkel weiter und besser sehen als die Menschen; man einigt sich aber schnell auf Aeryn, da sie außerdem schleichen kann. Bei Abdo und Rogar wiederholt sich das Spiel: wer darf als zweites? (Der praktische Rogar vermerkt sich mental: sollte er länger mit dieser Gruppe unterwegs sein, sollte man eine Marschfolge festlegen, damit dies nicht jedes Mal neu ausgehandelt und entschieden werden muss.) Es folgen Freydis und Lîf, und Tristan sichert nach hinten.

Am Fuß der langen Treppe angekommen, führt Rogar sie denselben Weg wie Edgar zuvor, drei Abzweige und viele Türen ignorierend (diese allesamt aufgebrochen, die Räume dahinter verwüstet). Die Abzweige führen, so erklärt er: einer hinter den Wasserfall ("Da ist sonst nichts"), zwei in irgendwelche Krypten ("Da gibt es noch weniger zu sehen"). Der Gang wird immer abschüssiger und längst laufen sie über nackten Fels statt wie zunächst über Steinfliesen. Die Wände sind zwar noch gemauert, aber die Decke ist ebenfalls aus Fels oder Erdreich, von massiven Querstreben gestützt.

Endlich erreichen sie die Stelle, wo am Vortag Abdos und Lîfs Zweifel überwogen und Bruder Edgar darüber sein wahres Gesicht zeigen musste. Genau bis hierhin sind Rogar und Halfdan auch gekommen, als sie in jener Nacht, in der die falschen Mönche das Kloster übernahmen, erkunden wollten, was eigentlich los sei. Neben den Gefährten liegt eine offene Kammer voller Fässer: größtenteils Bierfässer, aber auch einige kleinere Fässer mit kostbarem Met, offenbar alle unversehrt. "Und dort hinter der nächsten Biegung liegt eine weitere Krypta, in der hat Bruder Wulfhart, der Infirmar, die sieben Leichen der Schüttelfrostpatienten bringen lassen. Dort haben wir sie in jener Nacht auch vorgefunden, allerdings nicht mehr so ganz in dem Zustand, in dem sie dort hingeschafft wurden..."[1]

Wird Rogar in der Kammer am Ende auch Baldurs Leiche finden? Ist überhaupt gewiss, dass der Schwiegervater hier im Kloster sein muss? Gut eine halbe Tagesreise von hier sind sie überfallen worden und Rogar, der zu dem Zeitpunkt unterwegs war, hat immer noch nicht herausgefunden, wer dahinter steckte, deshalb kann er sich bislang noch nicht erklären, wie Maduk hierher gelangt ist oder ob Baldur zwangsweise dasselbe Schicksal ereilt haben muss.

Von rechts um die Ecke ertönt außerdem ein Glucksen und Plätschern.
 1. Eine Karte vom Kellergewölbe habe ich zwar nicht, aber die battle map von Abdos und Lîfs erstem Kampf findet sich im Kampffaden.
« Letzte Änderung: 02.09.2017, 12:29:11 von Gaja »

Aeryn

  • Beiträge: 1201
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #343 am: 02.09.2017, 11:05:28 »
Aeryn hebt eine Hand, um den anderen zu bedeuten, ersteinmal anzuhalten. Dann bewegt sich die Waldläuferin leisen Fußes zur Gruppe zurück, um ihnen mitzuteilen, dass sie etwas gehört hat. Es gab zwar keine direkten Anzeichen dafür, dass sie hier weitere Feinde antreffen würden, aber sie mussten schließlich jederzeit mit ihnen rechnen. Und wenn sich hier ein Brunnen oder eine Quelle befand, mag dies auch ein Ort sein, der von ihren Feinden bewacht wird. Die Elbin denkt dabei auch an den verseuchten Fluss, das war ja sicherlich kein Zufall.

"Wartet hier, ich werfe einen kurzen Blick um die Ecke, um zu sehen, ob wir dort mit Feinden rechnen müssen."

Dann schleicht sich Aeryn nocheinmal nach vorne[1], um einen Blick nach rechts um die Ecke zu riskieren[2].
 1. Stealth 27
 2. Perception 18

Gaja

  • Moderator
  • Beiträge: 1138
    • Profil anzeigen
Der Weihort
« Antwort #344 am: 02.09.2017, 12:46:00 »
Die Elbin schleicht so leise voraus, dass die eigenen Gefährten sie nicht mehr hören, kaum ist sie um die Biegung verschwunden. Aeryn sieht sofort den Eingang zu der von Rogar erwähnten Kammer, blickt aber nur so weit hinein, um sicher zu gehen, dass sich dort nichts regt—die Leichen zählt, ohne genau hinzuschauen, und kommt auf die genannten sieben—dann schleicht sie schon zur nächsten Biegung weiter, die Ohren noch spitzer als sonst. Doch sie hört nichts außer dem Glucksen und Plätschern. Ein Blick und drei vorsichtige Schritte um die nächste Ecke herum sagen ihr: das Glucksen (und auch ein wenig Gurgeln) kommt aus dem Gang, der sich nach rechts öffnet, das Plätschern aber (und ein wenig Tröpfeln) kommt von weiter geradeaus. Beides hört sich nicht mehr allzu weit entfernt an..[1]

Aeryn kehrt zu den Gefährten zurück und berichtet.
 1. s. Karte
EDIT: Glucksen und Plätschern vertauscht.
« Letzte Änderung: 03.09.2017, 19:35:16 von Gaja »

  • Drucken