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Autor Thema: Der Weihort  (Gelesen 129633 mal)

Beschreibung: Die Seuche von Ansdag

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Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #705 am: 10.12.2019, 06:37:40 »
Zunächst nickte Rogar Lifs zu Lifs Worten, um zu zeigen, dass er sie durchaus wahrgenommen hatte. Ihr wie dem rüstungs- und waffenlosen Krieger nahm er immer noch ihre Worte aus dem Tempel krumm. So schmälerten sich auch seine Augen bei der Bezeichnung, die er erntete. Laut genug für sie alle zu hören grummelte er indigniert: "Ich habe einen Namen und ich bitte sehr darum, dass ihr, wenn ihr ihn schon nicht zu verwenden versteht, euch zumindest einer nicht beledigenden Bezeichnung meines Volkes bedient. Wir sind die Dain." Prompt ärgerte er sich über seinen eigenen, wenig diplomatischen Ton, aber sein Blut brodelte mal wieder.

Nachdem Aeryn ihren Vorsprung bekommen hatte, schloß sich der Apothekarius Freydis und Abdo an, das Haus aufzusuchen. Kjartans Frage ließen ihn zwar die Augen rollen, er bemühte sich trotzdem um eine Antwort: "Wir sidn irritiert von dem mangelnden Anstand und Respekt der Frau von eben, ebenso von ihrer Gleichgültigkeit dem Unfall - dem knapp vor dem Tod gerettet werden und der Gefahr einer Folge für das kleine Kind."
« Letzte Änderung: 10.12.2019, 19:30:54 von Rogar, Apothekarius »

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #706 am: 10.12.2019, 08:16:04 »
Aeryn stand derweil auf und lächelte in Richtung der Kinder, so als ob das von Anfang an ihre Absicht gewesen sei. Nicht dass ihr das besonders gut gelang, denn es war wahrlich nicht ihre Stärke. Anscheinend war die seltsame Frau ohnehin nicht besonders aufmerksam, oder sie verhielt sich nur so. Wie dem auch sei, ihr heimlicher Ansatz war gescheitert, also gesellte sie sich wieder zu den anderen, um zu Merle zu gehen. Soweit sie konnte, hielt sie die gleichgültige Magd dabei im Auge.

Dann kam ihr aber doch noch ein Gedanke. Sie ging rüber zu einigen der spielenden Kinder und suchte nach einem, das aufgeweckt genug schien, um mit ihm oder ihr zu sprechen.

"Sag mal, wie heißt denn die große Frau da?" Dabei deutete sie auf die fortschreitende Magd mit dem Kind auf dem Arm. "Und ist die immer so schroff?"

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #707 am: 12.12.2019, 21:05:55 »
Wie Abdo auf die Haustür zumarschiert und dabei angespannt umherspäht, bemerkt er, dass der Boden an einigen Stellen seltsam abgesenkt ist. Liegt dort vielleicht jemand begraben? Von den Abmessungen her könnt's schon irgendwie passen... aber halt, hier ist der Boden auch abgesenkt und dort drüben und vorn nahe des Wegs auch. Zu weit verstreut, zu viele Senken für ein einfaches Familiengrab. Befand man sich auf einer alten Grabstätte? Aber wer würde denn einen Hof auf einer alten Grabstätte bauen? Zumal die Leute hierzulande gar so abergläubisch sind und sich vor Geistern und allem möglichen Spuk fürchten. Und was ist das—ein Mauerrest? Er scharrt mit dem Fuß, um etwas davon freizulegen. Tatsächlich. Altes, verwittertes Gemäuer liegt hier im Boden.

Abdo steigt auf die Einfassung des Brunnens und wirft von seiner leicht erhöhten Warte aus einen Rundblick über das Gelände. Je länger sein Blick umherschweift – jetzt, da er weiß, wonach er sucht – desto deutlicher zeichnen sich die Umrisse der Gebäude ab, die hier vor langer Zeit einmal gestanden haben müssen. Eine Befestigungsanlage vielleicht? Dafür spräche die Lage: erhöht, mit Sicht aufs Meer wie aufs Land. Ein Blick in den Brunnen hinab zeigte ihm: aha, auch dieser gemauert, aus dem nämlichen Stein, solider als der primitive Aufbau hätte vermuten lassen. Und obwohl eine alte Feste nun ja eigentlich kein Grund zur Sorge ist, verstärkt sich Abdos Beklemmung. Das Kloster, erinnert sich, ist auch auf einer alten Festung errichtet, nur dass diese noch besser erhalten war: Tore und Erdgeschoss waren dort aus Stein, die Decke doppelt mannshoch, als hätten einst Riesen dort gehaust. Dies hier aber... vielleicht ist es älter? Sicherlich auch kleiner. Von Zwergen erbaut, vielleicht? Hatten hier in der Gegend einst Zwerge gelebt? Er kennt sich halt so gar nicht aus.

Er setzt seinen Weg zum Haus fort. Sechs Stufen führen zur Schwelle hinab. Die Tür ist nur angelehnt und bewegt sich leicht im Wind. Abdos Ruf ins Hausinnere bleibt ohne Antwort. Durch den Türspalt kann er nicht viel erkennen. Drinnen ist es dunkel. Zwei Schritt nach links erkennt er so gerade eben eine Bretterwand, zwei nach rechts ein Weidengeflecht, offenbar als Raumteiler. Voraus scheint scheint sich der Raum weiter im Inneren zu verbreitern. Es ist nichts zu hören.

Derweil versucht Aeryn, die Kinder zu befragen. Der kleine Siggi ist's, der vorhin so geistesgegenwärtig Hilfe holen lief, der auch jetzt als erster vortritt. "Schroff? Die Gitte?" Er zuckt mit den Achseln. "Solang's keine Haue gibt..."

"Sie mag nicht Waschen", fügt das ältere der beiden Mädchen hinzu. "An Waschtagen schimpft sie immer, wenn man sie stört, die hasst sie nämlich ganz schrecklich. Und sie musste das Wasser doch so weit schleppen, weil sie nicht ins Haus durfte. Normalerweise wäscht sie im Haus, da ist der Brunnen und der Herd ganz nah. Aber seit der Herr Soren krank ist, darf keiner von uns mehr ins Haus, außer man wird gerufen. Und wie heißt du? Und warum hast du so lange Ohren?"

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #708 am: 13.12.2019, 13:30:03 »
Als er sich dem Gebäude nähert, wird Abdo vorsichtiger und vorsichtiger. Was er sieht, behagt ihm gar nicht, und er teilt seine Beobachtungen mit Freydis und dem Dain, die sich ihm angeschlossen haben. Letzteren fragt er, auch wenn es eigentlich keine Rolle für ihre aktuelle Lage spielt: "Könnte das von deinem Volk errichtet worden sein?"
Noch während er das sagt, bemerkt er aber auch ein weiteres Mal den finsteren Blick, den Rogar ihm zuwirft. Irgendetwas ist mit ihm, und wenn sie endlich einmal etwas Ruhe finden würden, so nimmt Abdo es sich vor, würde er sich mit dem Apothekarius aussprechen müssen. So jedenfalls kann es nicht weitergehen, wenn nicht die ganze Stimmung in der Gruppe vergiftet werden soll.

Nachdem auf seinen ersten Ruf niemand reagiert, wiederholt er seine Worte noch einmal lauter, und öffnet die Tür dabei ein Stück weiter, so dass ein wenig mehr Sonne in das Haus fallen kann. Warum verdunkeln die Leute ihr Haus, wenn draußen die Sonne scheint?

Lîf

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Der Weihort
« Antwort #709 am: 15.12.2019, 15:31:44 »
Für Lîf, die den Unmut mit dem Bärtigen auch noch nicht vergessen, aber mit großer Mühe ihren angeborenen Stolz und ihre aufbrausende Art unterdrückt hat, ist die Antwort Rogars wie ein kalter Wasserguss. Wo sie gerade versuchte, ihre Rolle als Versöhnerin gerecht zu werden, sich selbst und ihr heißes Blut zu beschränken und ihm quasi eine Hand zur Versöhnung zu reichen, muss sie nun erkennen, dass sie mit einem einzigen falsch gewählten Wort schon wieder den Groll des Apothekarius auf sich gezogen hat. Damit ist auch ihre - sehr kurze - Geduld wieder erschöpft, und sie schnappt beleidigt: "Entschuldigt, Herr Dain!" Womit sie die Lippen zusammenpresst, den Kopf in einer unbewusst schnippisch wirkenden Geste zurückwirft und ihn keines Blickes mehr würdigt. Große Mutter, gib, dass dieser ewig grummelnde Stänkerer zuhause einmal ein Weib sitzen hat, das noch dreimal zänkischer ist als er selbst, und ihn bei jedem falschen Wort ankeift! richtet sie eine stumme Bitte an die Herrin, die sie dient.

Daraufhin lässt die junge Frau Rogar und den anderen einen Vorsprung, nicht nur ihres Grolls wegen, sondern auch, um sich sehr gründlich umzuschauen. Doch so sehr sie auf ihre Intuition schwört: Ihre Augen können nach wie vor nichts entdecken, woran sie ihr ungutes Gefühl festmachen könnte. Da sie nicht nur sich selbst, sondern auch ihr ungeborenes Kind zu schützen hat, hält sie sich sehr dicht bei Tristan und bittet ihn: "Liebster, bitte lass uns vorsichtig sein... vielleicht bin ich nur so unruhig wegen dieser scheußlichen Verderbnis, mit der wir zu tun hatten - aber ich glaube, die Große Mutter warnt mich. Irgend etwas an diesem Weib eben war so seltsam!" Womit sie, die ansonsten eigentlich sehr selbstbewusst auftritt, ihre Hand in die ihres Mannes zu legen versucht, als suche sie sich seiner Nähe auch durch das Gefühl zu versichern. So schickt sie sich an, mit ihm den anderen zu folgen. Als ihr sein Blick auffällt, schaut sie fragend von der Seite zu ihm hoch, stellt aber keine laute Frage.

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #710 am: 15.12.2019, 18:01:10 »
Immerhin, ein paar Dinge konnte Aeryn von den Kindern in Erfahrung bringen. Vielleicht waren ihre Befürchtungen doch ein wenig übertrieben. Anscheinend waren alle etwas überanstrengt durch die Krankheit des Lords. Sie nickte ein paar Mal und lächelte, besonders gut war sie nie darin gewesen, solche Gespräche zu führen.

Aber die Fragen des Mädchens wollte sie dann auch nicht unbeantwortet lassen.

"Ich heiße Aeryn. Und ich bin eine Elbin. Unsere Ohren sind einfach so. So, wie die euren eben rund sind."

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #711 am: 18.12.2019, 11:43:49 »
"Ach so", antwortet das Mädchen. "Ich dachte ja nur, du bist vielleicht ein Hase. Wegen der Ohren und weil, du hoppelst ja auch so." Aber sie scheint Aeryns Versicherung, eine Elbin zu sein, zu akzeptieren. Jedenfalls kommt kein Widerspruch oder Nachhaken. (Unklar bleibt, ob sie die geringste Ahnung hat, wer die Elben sind, oder überhaupt schon mal von ihnen gehört hat. Jedenfalls sind es keine Hasen. Das genügt ihr wohl.) Sie winkt Aeryn noch einmal fröhlich zu, dann gesellt sie sich wieder zu den anderen Kindern, denen das Gespräch längst langweilig wurde und die schon wieder spielen.

Wie Lîf sich so umschaut und dabei in sich hineinhört, um das ungute Gefühl zu ergründen, das sie an diesem Ort befangen hält, so findet sie zwar immer noch keine Anzeichen in ihrer Umgebung, die eine Erklärung böten, aber ihr Gefühl reift zur Gewissheit: dieser Ort hatte viel Leid erlebt. Es war ein altes Leid, sicherlich schon Jahrhunderte her, aber es lastete noch immer schwer auf der Seele dieses Ortes. Verwunschen nannte der Volksmund dies. Ob es hier Geister gibt? Oder liegt das Unglück schon so lange zurück, dass die Geister bis in die tiefsten Tiefen Hels hinabgesunken sind, wo sie wenn schon keinen Frieden, so aber Vergessen fanden und den Weg ins Diesseits nun nicht mehr oder nur noch selten suchten? Bei derlei Gedanken kann einem ja nur ein Schauer über den Rücken fahren. Sie ist  froh über den Arm, den Tristan um sie legt – und noch mehr über seine Rechte, die auf dem Knauf seines Schwertes liegt.

"Deswegen hat die Mutter uns ja hierher geschickt", murmelt er ihr zu. "Um herauszufinden, was hier in der Gegend los ist."

Derweil untersucht Rogar, von Abdo darauf angesprochen, die versunkenen Ruinen. Sein erster Gedanke zur Frage ist: ha, wenn das hier von Dain erbaut worden wäre, dann stünde es ja wohl noch! Allerdings, kaum versucht er nachzudenken, ob sein Volk hier einmal gesiedelt haben könnte, so muss er zugeben, dass er es nicht weiß. Er stellt die Überlegung erst einmal zurück und schaut sich das Mauerwerk an. Ha, Backstein! So etwas verwenden die Dain kaum. Nur für Bauten, die schnell gehen sollen und nicht lange halten müssen. Eine Siedlung aus Ziegelbauten, das wäre für Dain so etwas wie für Menschen ein Zeltlager. Aber hatte sein Volk hier einst ein "Zeltlager" errichtet? Er schaut sich weiter um und erkennt schnell mehrere Dinge: die Steine waren richtig alt. Jahrtausende. Aber wieviele? Er lässt seinen Blick umherschweifen. Die Umrisse von Gebäuden finden sich nicht nur auf dem Hügel, sondern ziehen sich zumindest im Westen (wahrscheinlich auch im Süden) den Hang hinab bis ans Meer. Nicht nur Gebäudeumrisse lassen sich erkennen, sondern auch die Hauptverkehrsadern: eine breite Straße führt vom Rand des Villagschen Gutes schnurstracks bis ins Meer. Links und rechts – vielleicht anderthalb tausend Schritt entfernt, aber der Dain kann es gerade noch ausmachen – verlaufen zwei weitere Straßen schräg dazu, um sich weit draußen im Meer mit der geraden (und fünf weiteren) in einem großen Platz zu treffen, dem Mittelpunkt, dem pulsierenden Herzen einer jeden hakadischen Stadt. Diese Ruinen sind um die 3000 Jahre alt und erbaut wurden sie nicht am Meer. Damals war hier kein Meer. Damals konnte man von hier aus bis zur östlichsten der Rûngard-Inseln und wahrscheinlich noch ein gutes Stück darüber hinaus mit Pferd, Wagen oder zu Fuß über gut ausgebaute Straßen reisen. Das Volk, das die Straßen und diese Stadt hier erbaut hatte, wurde bis auf den letzten Mann, Weib und Kind von der großen Katastrophe ausgelöscht, die auch das dainsche Großreich zerschlug, vor 2500 Jahren oder 2700, so genau können das nicht einmal die dainschen Archivare sagen.

Keller, sagt Rogars Handwerkerverstand ihm da, den Historiker mit seinem theoretischen Kram beiseiteschiebend. Auch wenn der Rest dem Erdboden gleich ist, es könnte noch Keller geben.

Abdos erneuter Ruf ins Haus hinein bleibt ebenfalls ohne Antwort. Auch verbessern sich die Lichtverhältnisse kaum durch das Aufstoßen der Tür: das tief überhängende Dach, die sechs Stufen hinab, Abdos Gestalt im schmalen Eingang - da schafft es kein Sonnenstrahl hindurch. Immerhin gewöhnen Abdos Augen sich ein wenig an das Dämmerlicht. Etwa fünfzehn Schritt voraus gehen zwei schmale Gänge von der Eingangshalle ab, an der Wand dazwischen hängt einiges Haushaltsgerät. Die Wand ist gemauert und ähnelt den Mauerresten, die Abdo draußen entdeckt hat.

Nach rechts hin verjüngt sich der Raum und endet schließlich in einem weiteren Gang; Jacken und ähnliche Kleidung hängt dort an den beiden grob gezimmerten Schrägwänden und Schuhwerk steht darunter, zwei Paar Stiefel an der vorderen Wand (weit weniger als Kleiderhaken) und etwa zehn Paar leichte Schuhe an der hinteren (passend zu den Haken). Linkerhand liegt ein altes Fell in der Ecke, davor ein Trink- und ein Essnapf, doch keine Spur von dem Hund, der hier offenbar seinen Platz hat. Ein weiterer Durchgang führt neben dem Hundelager nach links.

Keine Menschenseele lässt sich blicken.
 
« Letzte Änderung: 18.12.2019, 18:49:46 von Gaja »

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #712 am: 19.12.2019, 12:32:08 »
Als Abdo sich umdreht, bemerkt er, dass seine Gefährten sich in der Zwischenzeit anderweitig haben ablenken lassen: Rogar, wohl durch seine Frage angestachelt, ist nun völlig mit dem Umdrehen von Steinbrocken und ähnlichen Dingen beschäftigt, und es wirkt, als sei er mit den Gedanken vollkommen abwesend. Aeryn unterhält sich mit den Kindern und Lîf ist mit Tristan ein Stück zurückgeblieben, um mit ihm zu tuscheln. Nur Freydis und Kjartan sind in seiner Nähe, und so wartet er zunächst darauf, dass die anderen nachkommen. Da nirgendwo eine Menschenseele zu erkennen ist, sieht er keinen besonderen Grund herumzuschleichen - schließlich sind sie nicht als Diebe gekommen. Also versucht er die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zu ziehen:
"Niemand da!" ruft er ihnen zu. "Aber hier stehen Schuhe für eine halbe Armee. Wo immer die Leute sind, irgendwas ist hier merkwürdig."

Lîf

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Der Weihort
« Antwort #713 am: 21.12.2019, 13:50:44 »
Die junge Druidin atmet so tief durch, wie sie kann, als die Aura des Ortes sie erfasst, ihr düstere Gefühle vermittelt, Ahnungen und Gedankenfetzen, die sie schauern lassen. Stumm spricht sie ein Gebet an die Große Mutter, um der Schöpferin eine Fürbitte im Namen der armen Seelen zukommen zu lassen, deren Hauch Lîf noch immer zu spüren glaubt. Sie schmiegt sich enger an Tristan, bezieht Kraft und Wärme aus seiner Berührung und schüttelt so das imaginäre Leichentuch ab, das sich auf ihr Gemüt zu legen drohte. "Du hast recht, so muss es sein" stimmt sie ihrem Mann leise zu. Ihr Blick sucht nach den Gefährten, die sich bereits voran begeben haben, bleibt kurz an Rogar hängen, der sich – kein großes Wunder – natürlich mit den Steinen und ähnlichen toten Dingen zu beschäftigen scheint, und wandert dann weiter bis zu Abdo. Der Ruf des Dunkelhäutigen lässt sie aufmerken. "Liebster, das klingt nicht gut... wir sollten nachschauen, was er entdeckt hat" sagt sie mit einem drängenden Unterton, der seine Ursache in ihrer wachsenden Sorge um die Menschen von hier hat. Es passt zu viel nicht zusammen an diesem Ort!

Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #714 am: 21.12.2019, 23:15:25 »
Der Dain, der mit mühevollem Watscheln mit den anderen Menschen Schritt hält, wird von Abdos Frage gebremst. Zunächst gibt er keine Antwort abseits des finsteren Blickes, besieht sich dann aber pflichtbewusst erst die Mauerwerke, dann die Strukturen in der umgebenden Fläche. So bleibt er zurück zwischen den beiden Gruppen. Nachdenklich über den Bart streichend fixiert er mehrere Punkte im Meer. "Felly mae'n cyd-fynd."[1], verkündet er schließlich: "Nein, Herr al'Mbabi, das ist kein Werk der Dain, zumindest nicht direkt. Aber es ist 30 Jahrhunderte alt und stand an einem Handelsweg zu einem größeren Handelplatz dort, wo jetzt das Wasser seit 25 Jahrhunderten herrscht. Denkbar, dass dies von den Hakadi[2] stammt. Der unterirdische Teil der Anlage könnte noch stehen."

Als Lifs geschnappte Entschuldigung kommt, fährt Rogar herum, zeigt aber nur einen ernsten, offenen Gesichtsausdruck. Mit einem minimalen Nicken und ohne Spur einer Reserve antwortet er: "Die Entschuldigung ist angenommen." Nach einer höflichen Pause widmet er sich wieder seinen Tätigkeiten.

Abdos nächste Beobachtung aus dem Hauseingang lässt ihn heraneilen. Kurz die Gurte seiner Rüstung und des Schildes prüfend lockert er seine Kriegsaxt und meint mit einer Spur sarkastischen Humors: "Sollte anstelle der Heilung einer Gicht eher die Heilung von einer Pilzinfektion samt Lichtempfindlichkeit notwendig sein, können wir auch das anbieten, findet ihr nicht?"
 1. 
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 2. Gaja Edit: Bei den Dain heißen sie Hakadi, bei den Menschen Akadier (aber nirgendwo "Acadyro")
« Letzte Änderung: 22.12.2019, 11:43:40 von Gaja »

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #715 am: 23.12.2019, 19:32:54 »
Ein Anflug von einem Grinsen aufgrund Rogars Äußerung erstirbt auf Abdos Gesicht, als er sich an das Kloster zurückerinnert. "Alles, nur das nicht." antwortet er düster und schickt ein kurzes Stoßgebet in Richtung Himmel. "Wenn sich diese Sache bis hierhin ausgebreitet hat, dann haben wir den Kampf vermutlich jetzt schon verloren." orakelt er mit todernster Miene.

"Sollen wir hineingehen?"

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #716 am: 31.12.2019, 14:13:00 »
Während der Rest der Gruppe nach das Gelände untersucht oder die Kinder befragt, läuft Kjartan recht ziellos durch die Gegend. Meist hält er sich zwar in Abdos Nähe, jede von dessen Bewegungen verfolgend und teils nachahmend, dann wieder folgt er dem Zwergen hinterdrein, um wie dieser über das Mauerwerk zu streichen und daran zu klopfen. Dann wieder bleibt er stehen und lauscht dem Gespräch der Elbin mit den Kindern. Dann lenkt ein Schmetterling ihn ab und er steht mit offenem Mund da, derweil sein Blick dem flatterhaften Flug des bunten kleinen Wesens folgt. Doch als Abdo berichtet, was der kurze Blick ins Hausinnere ihm offenbart hat und dann in die Runde fragt, ob man nicht einfach hineingehen solle, ist Kjartan sofort zur Stelle.

"Oh ja!" pflichtet er dem Ya'Keheter bei. "Abdo hat recht. Lasst uns hineingehen. Alles ist besser, als hier draußen weiter sinnlos herumzulungern."

Und er tritt an die Seite seines Idols, wenn auch einen halben Schritt zurückbleibend, damit klar ist, dass er folgt, nicht führt.

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #717 am: 06.01.2020, 16:07:43 »
Kjartans Eifer, ihm zu gefallen, war Abdo eigentlich schon wieder etwas zu übertrieben, aber immerhin gelang es dem jungen Mann dadurch, die Aufmerksamkeit der Anderen auf ihr eigentliches Ziel zurückzulenken. Als schließlich die gesamte Gruppe am Haus versammelt ist, schiebt der Ya'Keheter die Tür komplett auf und tritt hinein.
"HALLO?" ruft er noch einmal lauter und lauscht daraufhin, ob sich irgendwo im Haus etwas regt. Gleichzeitig versucht er nun, da er im Innenraum steht, sich einen guten Überblick über das Haus zu verschaffen. Jederzeit rechnet er mit einem Hinterhalt und will daher sicherstellen, dass er keinen Durchgang und keine Tür vergisst.
« Letzte Änderung: 07.01.2020, 14:50:47 von Abdo al'Mbabi »

Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #718 am: 07.01.2020, 06:26:14 »
"Nid wyf yn troi fy fwyell yn ffust mor gyflym."[1], grummelte der Apothekarius zu Abdos Befürchtung, den Kampf schon verloren zu haben, "Lasst erstmal nachsehen, was hier los ist.". Mit einem gefährlichen Grinsen und Schild und Axt in den Händen wartete er, bis alle eingetroffen waren. Kjartans Enthusiasmus gefiel ihm, ein gutmütig gegrummeltes "Ob das Zeitverschwendung ist, kommt darauf an, was man tut." konnte er dann doch nicht unterdrücken. Zusammen mit Abdo ging er vorneweg. Er drängelte sich nicht aktiv vor, nutzte aber die Gelegenheit, wenn er in einen Raum schaute, in eine andere, vordere Richtung abzusichern. Falls niemand anzutreffen war, wollte er zumindest Spuren der letzten Nutzung der Räume erkennen und routinemäßig die Steinkonstruktionen nach Auffälligkeiten absuchen (per Blcik und gelegentlichem Klopfen).
 1. 
Dain (Anzeigen)

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #719 am: 07.01.2020, 14:36:36 »
Als Aeryn wieder zu den anderen aufgeschlossen hatte, murmelte sie: "Ich vergesse immer leicht, wie wenig Zeit eure Kinder haben, etwas über die Welt zu lernen, ehe sie erwachsen werden."

Dem Vorschlag, ins Haus zu gehen, stimmte die Elbin ebenfalls zu. Vielleicht war es nur ihre eigene Wahrnehmung, aber so ganz geheuer war ihr die gesamte Szenerie irgendwie nicht. Es gab viele Fragen und Antworten mussten her.

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