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Autor Thema: Der Weihort  (Gelesen 129583 mal)

Beschreibung: Die Seuche von Ansdag

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Lîf

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Der Weihort
« Antwort #765 am: 18.04.2020, 11:56:00 »
Lîf beendet die umständliche Versorgung der Welpen und versucht die Tiere halbwegs komfortabel unterzubringen, damit sie sich hoffentlich nicht allzu weit von ihrem Lager entfernen – leider hat die drudkvinde da nur wenig Hoffnung, denn eigentlich wäre ein Muttertier notwendig, das die jungen Racker mit einem Schubs oder auch einmal einem warnenden Biss davon abhält, in ihrem Forscherdrang gefährlich weit umherzustreifen. Dennoch gibt es für sie hier wichtiges zu tun, wie die zurückkehrenden Gefährten mit ihren Berichten beweisen. Der Rotschopf steht mit einiger Mühe auf, streckt den schmerzenden Rücken und hört sich dann mit düsterer Miene Abdos Schilderungen an, ebenso wie Rogars Einwände. Nachdem sie sich die Sache sehr kurz und mit deutlich angewidertem Gesichtsausdruck selbst betrachtet hat, meint sie knapp: "Ob hier versucht wurde, eine Kreatur zu quälen oder ihre Qualen zu lindern – diesem Ort haftet der Gestank des Unnatürlichen an."

Wer sehr aufmerksam beobachtet, kann bemerken, dass ihr wohl die ledernen Riemen tiefsten Abscheu einflößen. Der Gedanke, ein lebendes Wesen zu fesseln, seiner Freiheit zu berauben, trifft sie aus persönlichen Gründen wie auch in ihrer Überzeugung sehr tief. Dennoch wendet sie sich nach einem inneren Kampf nochmals dem für sie widerwärtigen Anblick zu und sucht einzuschätzen, wie wohl das Wesen gebaut sein müsste, für das man die Riemen hier angebracht hat. Durchatmend widmet sie sich danach den Kräutern und Pulvern, um sie zu untersuchen. Sind es schmerzlindernde Mittel, solche zur Vermeidung von Wundbrand? Betäubungsmittel[1]? Trotzdem sie hierbei die gebotene Vorsicht mit unbekannten Substanzen walten lässt, handelt sie zügig, denn mit einem Ohr lauscht sie stetig nach den Männern, die im Dunkel verschwunden sind und womöglich schnell Hilfe benötigen könnten.
 1. Wurf auf Heilkunde: 26

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #766 am: 19.04.2020, 17:31:23 »
"So warte doch!" ruft Abdo dem jungen Kjartan hinterher. "Willst du dir alle Knochen brechen, oder noch schlimmer, allein in einen Hinterhalt rennen? Komm zurück mit mir nach oben, danach gehen wir vorsichtig und vor allem gemeinsam nach unten."
Noch ist Abdo nicht am unteren Ende der Treppe angelangt, und bevor er weitergeht, lauscht er, ob Kjartan antwortet und womöglich wieder Vernunft annimmt.

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #767 am: 21.04.2020, 17:23:40 »
"Ich begleite Dich", sagt Aeryn zu Rogar. "Tristan wird hier schon aufpassen können."

Die Waldelfin konzentriert sich kurz, und ein Licht[1] scheint von einem Stückchen Holz, was sie im Raum aufgehoben hat, etwa so hell wie eine Fackel.

"Du brauchst das zwar nicht, aber für die anderen mag es sehr hilfreich sein. Los, gehen wir!"

Dann wirft sie das leuchtende Holz an Abdo vorbei die Treppe hinunter.
 1. Light spell-like ability

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #768 am: 25.04.2020, 22:14:01 »
Von den Reaktionen, die Rogar unter seinen Kameraden beobachtet, ist die seltsamste wohl die der Berührten. In der ganzen Zeit, da er den Nebenraum untersuchte, scheint sie sich gar nicht vom Fleck gerührt zu haben. Stockstill steht sie da, mit gerunzelter Stirn starrt sie ins Nichts. Oder sind ihre Augen geschlossen? So wie Freydis sie zusammenkneift, lässt sich das schwer sagen. Jedenfalls macht sie keinerlei Anstalten, ihnen in den Keller zu folgen; auch auf Kjartans Ruf, dass es da unten aber schrecklich finster sei, reagiert sie nicht. Vielmehr sinkt der Arm, welcher soeben noch ihren leuchtenden Streitkolben emporhielt, langsam herab.

Der Rest dagegen verhält sich so, wie der Dain es inzwischen von ihnen erwartet: ein Teil tut, was man ihnen sagt (Tristan, der Rogars Befehl, sich hier oben bereitzuhalten, wortlos gehorcht), ein Teil nicht (Aeryn, die dem Dain entgegen seiner Aufforderung folgt), und ein Teil tut, was ihr gerade einfällt (Lîf, die sich jetzt plötzlich auch für den Nebenraum interessiert). Was will man machen.

Natürlich drängen die Welpen Lîf hinterdrein, als diese den Waschraum untersucht. Ein wildes Gewusel herrscht um ihre Beine herum, und hinter ihr fällt immer wieder mal etwas um oder wird über den Boden geschleift. Aber sie will sich ja auch gar nicht lange in diesem Raum aufhalten. Den Riemen nach urteilt sie, dass sowohl ein Mensch als auch ein Tier hier angebunden war. In den Töpfchen und Tiegel dagegen findet sie Dinge, die sie zumeist erkennt und erwartet hätte: geschnittene Beinwell-Wurzel und Kamillenblüten für einen wundheilenden Absud, Storchschnabel, Wundklee und Spitzwegerich zu ähnlichem Zweck (außer ersterem hilft alles auch gegen Husten und Halsweh); ein Fläschen, in welchem sie Essig erwartet hätte, riecht statt dessen scharf nach Alkohol (stärker als jedweder Fusel, den sie je gerochen hat); ein zweites Fläschchen dagegen lässt sie, noch ehe sie mit ihrer Nase in Position ist, vor Schwindel taumeln—schon befürchtet sie eine Ohnmacht und auch Tristan steht plötzlich neben ihr, als wolle er sie auffangen. Rasch stopft sie den Korken zurück. Im letzten Kästchen schließlich ist ein weißes Pulver, das sie nicht identifizieren kann. Es riecht staubig-dumpf und schmeckt bitter.

Abdo hat noch nicht lange auf einer der unteren Stufen innegehalten, da poltert es abermals im Keller, gefolgt von einem Platschen und erneutem Fluch. Kurz darauf steht ein platschnasser Kjartan vor ihm.

"Schön, gehen wir halt wieder hoch. Viel ist hier unten eh nicht."

Und er schüttelt sich wie ein nasser Hund.

Doch bevor Abdo umkehren kann, fliegt ein leuchtendes Stück Holz an ihm vorbei und erhellt den Kellerboden. Ein umgekippter Eimer ist dort zu sehen, in einer Wasserlache. Der Boden ist halb Erdreich, halb zerbrochene Fliesen.

Lîf

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Der Weihort
« Antwort #769 am: 28.04.2020, 11:16:06 »
Die Arzneien sieht Lîf trotz ihrer Eile sorgfältig genug durch, um sich jeweils sicher zu sein, während sie gelegentlich einmal einen der Welpen mit sanfter Gewalt davon abhält, etwas ernstlich zu beschädigen oder durcheinander zu bringen. Von den ihr bekannten Mitteln nimmt sie ohne langes Zögern, was sie zur Ergänzung ihrer eigenen Vorräte gebrauchen kann. Ebenso nimmt sie eine Probe des weißen Pulvers auf - vielleicht kann man ja später klären, worum es sich handelt, oder einer ihrer Gefährten weiß mehr[1]. Nach der Prüfung des Fläschchens mit dem betäubenden Inhalt dagegen lässt sie von dessen Inhalt die Finger. Tristan erhält ein dankbares Lächeln und - so gerade niemand in ihre Richtung schaut - einen gehauchten Kuss auf die Wange. "Ich denke, ich kann hier nichts mehr finden, das uns nutzt oder das ich kennen würde - lass uns bereit sein, falls die anderen Hilfe brauchen" sagt sie leise zu ihm. Womit sie die Zipfel ihrer Schürze links und rechts nimmt, mit einer Hand zusammenfasst und in die entstehende Tasche nicht grob, aber entschlossen alle Welpen setzt, die sich irgendwo auf Abwegen befinden.
 1. Soll ich das notieren, oder ist das Pulver nicht weiter von Bedeutung?

Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #770 am: 28.04.2020, 17:44:09 »
Rogar nimmt es hin, das Freydis und Aeryn gegenüber seinem Vorschlag die Plätze tauschen, gerade weil beide den anderen Licht geben können. In seinem Blick zu der passiven Berührten liegt etwas Besorgtes. Der Elbe nickt er zustimmend/anerkennend zu und marschiert ganz nach unten. Kommentarlos hält er Ausschau nach Schwierigkeiten.
« Letzte Änderung: 29.04.2020, 12:11:00 von Rogar, Apothekarius »

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #771 am: 30.04.2020, 15:49:15 »
"Einen genaueren Blick sollten wir unten schon reinwerfen," meint Aeryn, als die Worte von Kjartan zu ihnen nach oben dringen. "Vielleicht geht das auch besser, wenn man tatsächlich etwas sieht."

Dann begleitet sie Rogar wie angekündigt weiter nach unten und hält dabei ebenfalls die Augen und Ohren offen.

Abdo al'Mbabi

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Der Weihort
« Antwort #772 am: 02.05.2020, 14:34:49 »
Bevor Kjartan wieder weglaufen kann, packt Abdo ihn am Arm; gleichzeitig hört er, wie sich Rogar und Aeryn von oben nähern.
"Wir bleiben jetzt erstmal zusammen." zischt er Kjartan scharf zu und lässt ihn nach dieser Ermahnung auch wieder los. Dann wartet er, bis die anderen aufgeschlossen haben und geht dann langsam voraus bis zu dem leuchtenden Holz, das er aufhebt und sich umblickt.

Freydis

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Der Weihort
« Antwort #773 am: 03.05.2020, 17:29:44 »
Zunächst hatte sich auch Freydis keinen richtigen Reim auf die "Folterkammer" machen können.
Aber nach und nach tippt sie doch mehr auf Behandlung und oder Folter denn auf Ritual und ihr drängt sich ein furchtbarer Verdacht auf während sie sich einmal mehr wünscht Sie hätten die unfreundliche Wäscherin nicht laufen lassen. "Kann es sein, dass der Fürst selbst Opfer der Seuche wurde? Es würde erklären warum sich anscheinend niemand in diesem Haus aufhält. Und gewiss hätte Prinz Uther Grund es geheim zu halt.." abrupt geht ihr Flüstern in ein schmerzerfülltes Zischen über und die freie Hand schnellt zur Schläfe.
Hätte man ihr eins der chirugischen Geräte in den Kopf gerammt, der Schmerz wäre kaum weniger schlimm gewesen. Dabei war es doch nur ein klein wenig Licht. Nochdazu ein Zauber, den Sie schon hunderte Male gewirkt hatte. Aber das Feuernetz ist eben nicht wirklich berechenbar und so dauert es eine Weile bis die Berührte wieder etwas anderes als den nachlassenden Schmerz zur Kenntnis nehmen kann. Und das
erste was sie hört ist Kjartans überraschte Feststellung.
Trotz, oder vielleicht gerade wegen der Angespannten Lage kann Freydis angesichts von Kjartans Ruf aus dem Keller ein Kichern nicht ganz unterdrücken. Das haben Keller so an sich!" kommentiert sie mit eimem attraktiven aber gänzlich untypischen Lächeln, wird aber sofort wieder ernst als Sie ,den leuchtenden Streitkolben voran, den anderen nach unten folgt.
« Letzte Änderung: 06.05.2020, 16:23:29 von Freydis »
"The storm is up, and all is on the hazard."

William Shakespeare, Julius Cæsar (1599), Act V, scene 1, line 67.

Rogar, Apothekarius

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Der Weihort
« Antwort #774 am: 05.05.2020, 07:55:19 »
Da sich nach und nach fast alle unten versammeln, brummt der Dain nur: "Ich würde vorschlagen, erst die letzten Räume oben zu kontrollieren, bevor wir den beliebig privaten und ausgedehnten Untergrund auskundschaften..." Er wartet ab, ob er Gehör findet bei den anderen - vielleicht auch bei der designierten Anführerin Lif - ist ansonsten aber bereit, je nach Entscheidung den Schutz der Gruppe sowohl über- wie unterirdisch zu übernehmen.

Aeryn

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Der Weihort
« Antwort #775 am: 05.05.2020, 11:21:19 »
Aeryn ist etwas verwundert über die Bemerkung Rogars.

"Wie groß soll das hier unten denn schon sein? Es ist ein Menschenhaus und keine Festung der Dain. Zudem würde ich annehmen, dass man hier unten eher Antworten findet, da man hier auch eher Dinge aufbewahrt, die man vor neugierigen Augen verstecken will. Die Räume oben laufen nicht weg. Und zudem sind wir jetzt schonmal hier."

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #776 am: 05.05.2020, 14:21:30 »
Für die Wundheilmittel, welche Lîf sich einsteckt, wird es sicherlich nicht an zunkünftigen Anwendungsgelegenheiten mangeln, auch wenn sie nicht an Kjartans "Quellwasser" heranreichen können[1] Ihre Schürze dagegen ist nicht groß genug, um alle Welpen aufzusammeln. Wenn sie erreichen möchte, dass die Welpen an einem Ort bleiben und ihr nicht folgen, wird sie sie wohl in einem der drei (bislang entdeckten) Kammern, die eine Tür besitzen, einsperren müssen.

Während die Welpen sich in Lîfs Schürze drängeln, drängelt sich der Rest der Gruppe (außer Freydis[2] und Tristan) auf der Kellertreppe. Zu eng, um außer mit der größten Mühe anneinander vorbei zu kommen – und dabei so niedrig, dass alle außer Rogar den Kopf einziehen müssen – dauert es eine Weile, bis man sich geeignigt hat und endlich unten versammelt steht.

Auch hier ist es recht eng. Zwei umgekippte Eimer liegen auf dem Boden, einer in einer Wasserlache, der andere war wohl leer gewesen, als Kjartan ihn im Dunklen umtrat. Das Wasser versickert langsam zwischen den Fugen und in Rissen der alten Steinplatten. Gleich rechts an der Treppe findet sich eine gemauerte Durchreiche, durch die ein wenig Licht hinabdringt – gerade genug, um das Seil vom oben entdeckten (primitiven) Seilzug zu erkennen. Ein Haken am unteren Ende soll wohl das Einhenken eines Eimers ermöglichen.

Links herum gelangt man zwar hinter die Treppe, doch steht man danach bald vor einer Wand aus Erdboden. Offenbar sind die akadischen Kellergewölbe hier vor geraumer Zeit eingestürzt. In die entgegengesetzte Richtung sieht es etwas besser aus. Ein Gang – breit genug für eine Person, und hoch genug, dass nur Kjartan und Abdo sich gelegentlich den Kopf an einer herausragenden Wurzel stoßen – führt gute fünfzehn Schritt bis zu einer Mauer. Linkerhand befindet sich eine weitere, etwas heller erleuchtete Durchreiche. Kjartan steckt natürlich sofort Kopf und Oberkörper hindurch.

"Ha!" ruft er. Es folgt ein Platschen. Dann ein Schlürfen. Dann wieder ein Platschen. Dann richtet Kjartan sich auf und man kann sehen, wie er Wasser aus seinen hohlen Händen schlürft. "Das tut gut, bei der Hitze!"

Tatsächlich befindet sich hinter der Öffnung der Brunnen, Wasserspiegel in Reichweite der Arme.
 1. 3 Portionen Wundkräuter; verdoppelt hp Regeneration über Nacht (bei entsprechender Pflege) und +50% in der 2. Nacht.
 2. Freydis, ich hatte Deinen Char schon übernommen. In meinem Beitrag eins hier drüber (1. Absatz) steht sie reglos da, mit schmerzverzogenem Gesicht.
@ Freydis (Anzeigen)
Bitte ergänze Deinen Beitrag entsprechend, etwa dass sie sich erst einmal zusammenreißen muss oder nur mit Mühe zu dem Scherz aufraffen kann oder dergl.

Lîf

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Der Weihort
« Antwort #777 am: 06.05.2020, 10:30:44 »
Da sie merken muss, dass ihre improvisierte Welpentrage nicht hinreicht, entschließt sich Lîf, die kleinen Tiere tatsächlich in der nächstliegenden der Kammern unterzubringen. Sie geht mehrmals, um alle Flüchtlinge dorthin zu bringen, und versucht ihnen auch Wasser und einige Gegenstände dort zurückzulassen, die geeignet sind, ihren Forscherdrang eine Weile lang zu beschäftigen, etwa Stoffstücke, Weidenkörbe und ähnliches. Da die anderen mit Ausnahme von Tristan und Freydis schon nicht mehr in Sicht sind, beeilt sie sich dabei und schließt die Tür nach einem letzten kontrollierenden Blick über die Hunde. Ein kurzes Lächeln in Tristans Richtung, dann mustert sie die Berührte und erkundigt sich leise: "Brauchst du Hilfe?" Die Frage, ob denn alles in Ordnung sei, spart sie sich, denn dass dem nicht so ist, erkennt selbst ein Blinder. Als Freydis jedoch mit einem Scherz auf den Lippen den anderen folgt, wirft Lîf ihrem Mann einen nachdenklich wirkenden Blick zu. Ihre Lippen bilden einen schmalen Strich, doch sagt sie nichts weiter, sondern fasst nur ihren Wanderstab fester und lauscht aufmerksam gen Keller. "Sollte ich ihnen folgen? Vielleicht gibt es bald wieder zu tun für eine Heilerin..." gibt sie zu bedenken - denn dass jemand mit kämpferischen Fähigkeiten hier Wache halten sollte, ist klar. Und sie weiß, wie empfindlich er reagiert, wenn er Gefahr für sie wittert. Einen Streit können wir jetzt nicht gebrauchen, und wer will einem Mann übelnehmen, wenn er sich um Weib und Kind sorgt, Ulmentochter ermahnt der Rotschopf sich selbst in Gedanken und zügelt sein Temperament.

Tristan

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Der Weihort
« Antwort #778 am: 20.05.2020, 22:20:30 »
Beim Hinüberschaffen der Welpen in die vordere Schlafkammer packt Tristan mit an, nur als Lîf dann noch allen möglichen Kram durch die Gegend schleppt, deren Nutzen sich ihm nicht erschließt, begnügt er sich mit dem Absichern gegen jeden noch unerforschten Gang – und dem ein oder anderen mahnenden Blick in Richtung Weib.

Vielleicht hat er es mit diesen Blicken zum Schluss übertrieben? Dass Lîf ihn darauf so ängstlich fragt, ob er denn meine, sie solle mal nach den anderen schauen, ob diese Hilfe bräuchten, rüttelt ihn wach. Ein ängstliches Weib kann er auch nicht brauchen.

"Fragst Du um Rat oder um Erlaubnis? Ersteres werde ich gerne geben, letzteres kann ich nicht. Du bist die drudkvinde. Du entscheidest, ob du jemandem helfen solltest. Dann sagst du mir, was du tun willst, und wir besprechen das Vorgehen. Ich könnte zum Beispiel nach hinten sichern.

Du blickst ungläubig. Traust du mir nicht zu, deinen Anweisungen zu folgen? Nun, so halbherzig wie du es gerade versucht hast, wird es dir auch nicht gelingen. Du hast eine Verantwortung übernommen, als Heilerin, für das Wohl dieser Leute. Also führe dich so auf. Kannst du dir vorstellen, die alte Esja hätte ihren Gatten, wenn sie sich einen solchen genommen hätte, um Erlaubnis gebeten, ob sie anderen zur Hilfe eilen dürfe? Oder solle?"


Ebensowenig hätte Esja sich so lange mit den Welpen beschäftigt, auf unbekanntem oder gar feindlichem Gebiet, unter Vernachlässigung ihrer eigentlichen Pflichten. Im Rückblick erscheint Tristan dies auch schon als ein Fluchtversuch, mit dem Lîf sich in häusliche oder gar kindliche Sicherheit zurückretten wollte, um ihrer eigentlichen Verantwortung nicht ins Auge sehen zu müssen.

"Weißt du, ich glaube, es fügt sich gut, dass wir unsere Reise zu deiner Familie unterbrechen und diesen Auftrag annehmen mussten. Esjas früher Tod hat dir eine große Verantwortung übertragen; du fühlst dich noch nicht bereit, das macht dir Angst. Und natürlich bist da noch sehr jung für diese Aufgabe. Aber das Leben wartet nicht auf uns. Es ist an dir, die gebotene Gelegenheit zu nutzen. Akzeptiere die Verantwortung und lerne, wie eine drudkvinde aufzutreten – oder deine Familie wird dich nach deiner Rückkehr wieder wie ein Kind behandeln und du wirst es mit dir geschehen lassen."

Er tritt näher heran und senkt die Stimme. "Hvis jeg har bedt om forsigtighed for ofte for nylig ... ja, jeg ville ikke have dig til at være bange. Jeg mener bare, at du skal handle med vilje, ikke altid skynde dig frem, uden nogen plan eller aftale."[1]

Noch leiser fügt er hinzu: "Det er heller ikke let for mig – at have en kone, der tjener den store mor. Nogle gange skal jeg være din mand, men i det næste øjeblik ... noget andet. Men jeg er meget, meget stolt af dig. Kom nu, overbevis mig, at du er klar til at påtage sig en drudkvinders ansvar, og sammen vil vi overbevise dine forældre og alle, der vil stille spørgsmål til det."[2]
 1. Värangsk: "Wenn ich in letzter Zeit zu oft zur Vorsicht gemahnt habe... also, damit wollte ich nicht erreichen, dass du ängstlich wirst. Ich meine damit ja nur, dass du überlegt handeln sollst, nicht immer gleich vorstürmst, so ganz ohne Plan oder Absprache."
 2. Värangsk: "Das ist für mich auch nicht leicht – ein Weib zu haben, das der großen Mutter dient. Mal muss ich dein Gatte sein, im nächsten Moment aber... etwas anderes. Aber ich bin sehr, sehr stolz auf dich. Also komm, überzeuge mich, dass du bereit bist, die Verantwortung einer drudkvinde zu übernehmen, und gemeinsam werden wir deine Eltern überzeugen und jeden, der es anzweifeln will."

Gaja

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Der Weihort
« Antwort #779 am: 20.05.2020, 22:31:28 »
Bevor Lîf sich jedoch die lange Rede ihres Gatten verdauen kann (oder eine Entscheidung treffen, ob sie den anderen denn nun die Kellertreppe hinab folgen solle), taucht Freydis bereits wieder auf, gefolgt von Abdo, Aeryn und einem klatschnassen, strahlenden Kjartan. Rogar dagegen nimmt sich noch kurz die Zeit, den Einsturz etwas genauer zu untersuchen und findet seinen ersten Eindruck bestätigt: der Keller ist in diesem Bereich bereits vor Jahrhunderten verschüttet. In Richtung Brunnen entdeckt Rogar dazu, dass die menschlichen Erbauer dieses Gebäudes ein wenig nachhalfen, um den Zugang wieder zu ermöglichen: Grabspuren und hölzerne Abstützungen beweisen dies. Dann kraxelt auch er die (unangenehm enge) Wendeltreppe wieder hinauf.

Da sich im Haus noch immer niemand rührt, setzt die Gruppe ihre Erkundung fort. Gleich neben der Eingangstür befindet sich noch ein großer Raum, der zur Hälfte mit Tisch und Bänken ausgestattet ist – darauf allerlei Zeitvertreib verstreut liegt, in Form von Würfeln, Karten oder Humpen – zur anderen Hälfte aus blankem Erdboden besteht, vormals strohbedeckt, dies aber ziemlich zerwühlt, besonders in der Mitte, als hätten dort regelmäßig Ringkämpfe stattgefunden. Offenbar ein Aufenthaltsraum für die Kämpfer bei schlechtem Wetter.

Weiter geht's zwischen den beiden zuvor entdeckten Schlafkammern hindurch den breiten Gang mit dem Wandteppich hinunter, der in einem schmaleren Gang mündet. Die Türen links und rechts führen jeweils in was auf den ersten Blick wie Gerümpelkammern ausschaut. Kisten und Körbe sind wild durcheinander gestapelt, Kleidung überall verstreut, prall gefüllte Beutel hängen an Wandnägeln, während allerlei Hausrat, einiges zerbrochen aber das meiste noch heil oder leicht reparierbar, nahezu jedes freie Stückchen Boden füllt. Der alles bedeckende Staub zeigt, das nichts von all dem momentan in Gebrauch ist – was für eine Verschwendung! (Auf Rûngard wäre ein solcher Anblick nicht denkbar gewesen; auf Albion auch nur schwerlich.) Vom Fenster der vorderen Kammer (auch dies, wie schon gewohnt, halb unter dem Erdboden, halb darüber) blickt man zum Brunnen hin, vom hinteren (welches sich unerwartet etwa anderthalb Ellen über dem Erdboden befindet) auf ein ordentlich angelegtes Küchengärtchen hinaus, in welchem das Kraut aber recht welk erscheint, wie man es unterwegs bereits mehrmals am Wegesrand fand. Außerdem sieht man vor hier auf den rückwärtigen Teil des Hauses.

Diese untypische Bauweise überrascht die "Einheimischen", Lîf, Tristan, Freydis und Kjartan, welche sich selbstverständlich in einem Langhaus wähnten, während Abdo, Aeryn und Rogar aufgrund mangelnder Kenntnis des hiesigen Wohnungsbaus keine derartige Erwartung hegten. Der hintere Teil – akadische Steinmetzarbeit mit von Menschenhand aufgesetztem Dachstuhl – setzt etwa vier Schritt unterhalb des Ganges gegenüber der Haustür an, und ist so breit wie der vordere Bereich, oder vielleicht etwas schmaler. Obwohl von hier aus nicht sichtbar, dürfte das kleine Türmchen, welches man beim Herannahen hinter dem Haus übers Dach lugen sah, sich direkt an den hinteren Teil des Hauses anschließen. Offenbar hat die Fürstenfamilie ihr Heim direkt an die einzige noch halbwegs intakte akadische Ruine angebaut.

Bevor Rogar und Abdo die Tür in der Mitte aufstoßen, lauschen sie, ob sich dahinter wirklich nichts rührt. (Der verschwenderische Besitztum in den Nebenräumen, wie auch der teure Wandteppich im Flur, lässt vermuten, dass es sich dahinter um ein Herrschaftszimmer handelt; dort tritt man ungern ohne Einladung ein, außer man ist ein Rûngarder Pirat.) Doch nicht ein Laut ist zu hören. Abdo ist es, der die Tür schließlich aufstößt. Auf den ersten Blick ist niemand zu sehen. Gestank ist vielmehr der erste Eindruck. Trotz zweier Fenster riecht es hier, unangenehm, nach einer alten Person. Auch diese Kammer ist mit zuviel Besitz gefüllt, aber noch halbwegs ordentlich und auch staubfrei.

An der Wand gegenüber der Tür steht ein großes Bett, nur wenig kleiner als das des Abtes, komplett mit Baldachin und zuziehbaren Vorhängen. Ein Tisch mit Bank und drei Stühlen nimmt die Mitte des Raumes ein, ein kleinerer Tisch steht vor dem rückwärtigen (und damit helleren) Fenster, bedeckt mit Korrespondenz, Tintentopf und Feder. Zu beiden Seiten der Tür befindet sich je ein niedriger Schrank.

Könnte dies das Zimmer des alten Soren sein, in welchem der Fürst laut Magd seit "zwei Wochen oder so" bettlägrig mit "Schnupfen oder Gicht" daniederliegt? Trotz zurückgezogener Bettvorhänge  lässt sich von der Tür aus nicht erkennen, ob sich in dem Gewühl der Decken nicht vielleicht doch ein Kranker befindet. Ein abermaliges Lauschen lässt allerdings keinen Atem vernehmen.[1]
 1. Karte in der Krähenstunde erweitert. Das beschriebene Gärtchen ist allerdings ausgeschwärzt (weil es das in meinem Originalbild nicht gibt); nur die Wand vom rückwärtigen Teil ist drin. Ihr befindet euch jetzt im untersten Raum.

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