Autor Thema: [Szene 2] Das Schwert ist die Ehre des Kriegers  (Gelesen 3621 mal)

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Chúsei

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[Szene 2] Das Schwert ist die Ehre des Kriegers
« Antwort #15 am: 27.06.2017, 15:23:11 »
Froh darüber, dass Tsuyoshi nichts unüberlegtes oder gar gefährliches getan hatte, begann Chúsei mit ihrer Arbeit. Sie war sich zwar nicht sicher, ob sie den Missmut des Mannes erregt hatte, aber das zählte jetzt nicht mehr. Sie spürte das ganze Gewicht der gearbeiteten Klinge und konzentrierte sich einen Moment nur darauf. Die Frau beobachtete das Metall und die unzähligen Spuren darauf. Fast wie verzaubert wirkte sie, als die linke Hand endlich ihre Arbeit begann. Sie nahm das Tuch und begann ordentlich und ordentlich einmal über die linke Seite der Klinge zu fahren. Sie will gerade mit der rechten fortfahren, als Tsuyoshi das Wort an sich richtete. Er schien sehr neugierig, wenn auch unhöflich, denn er hatte kaum eine ihrer Fragen beantwortet, sehr zu ihrem Missfallen. Vielleicht war er aber auch nur von sich selbst eingenommen. Seine erneuten Fragen ließen für einen kurzen Moment ihre Augenbrauen kraus ziehen, ehe sie sich wieder auf die Pflege der Waffe besann und über die rechte flache Seite der Klinge streifte, genau einmal.
„Sieben...nein nicht ganz, morgen wären es acht Jahre gewesen.“
Klang Chúsei etwas bitter und fühlte ein Stechen in ihrem Gewissen, während ihr Herz etwas schneller schlug.
„Hanako ist unser einziges Kind. Seit dem Krieg...war mein Mann sehr beschäftigt.“
Sie fuhr ein letztes Mal mit dem Tuch über den Klingenrücken der Waffe. Es dürfte nicht zu viel Öl darauf landen und deshalb reichte einmal über die Klinge streifen in der Regel aus. Tsuyoshi würde hoffentlich zufrieden sein. Sie legte das Tuch beiseite und das Schwert vorsichtig, mit der Krümmung nach oben, auf dem Tisch ab. Sie strich sich einen Moment erwartungsvoll über die Lippen und warf Tsuyoshi einen herausfordernden Blick zu, was würde sein Urteil sein?
Ich würde alles opfern, um Hanako und das Dorf zu beschützen.

Tsuyoshi

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[Szene 2] Das Schwert ist die Ehre des Kriegers
« Antwort #16 am: 28.06.2017, 10:58:12 »
Der Ronin lässt Chúsei nicht aus den Augen, während sie sich um die Klinge bemüht. Seine Hände liegen reglos, er selbst bewegt sich kaum. Nur der Klang des Reispapiers erfüllt den Raum während der Gesprächspausen. Bei ihren bitteren Worten nickt er nur leicht: "Als Schmied, der sich mit Waffen auskennt, musste er seine Pflicht tun." Eine deutlichere Bekundung von Mitgefühl wäre in dieser Situation nicht angemessen. Frauen neigen zu Gefühlsausbrüchen, welche ihnen dementsprechend auch leichter verziehen werden. Als Samurai hingegen würde er seinem Ansehen sehr schaden, ließe er eine Fremde allzu viel von seinen Gedanken und Empfindungen erkennen. Nachdem sie ihre Arbeit beendet hat, ergreift er das Katana, schwingt die Klinge in einem Viertelkreis vor sich und mustert das Metall, wie es im Licht aufblitzt.

Als er sich davon überzeugt hat, dass alles in Ordnung ist, nimmt er auch die Saya auf, richtet sie aus und lässt die Waffe hineingleiten. Indem er aufsteht, bringt er sie neben dem Wakizashi unter, rückt beide unter seiner Schärpe zurecht und wendet sich Chúsei nochmals zu. "Dein Mann hat dich einiges gelehrt. Schlimme Zeiten, in denen eine Frau die Arbeit eines Mannes tun muss" sagt er gemessen und vollendet in Gedanken: ...statt für die Kinderschar zu sorgen, die sie von ihm haben sollte. Wie hat sie doch gleich gesagt..? Ihr Mann war beschäftigt, weswegen sie nur ein einziges Kind haben. Es ist ein Trauerspiel, was der Krieg bei den einfachen Leuten anrichtet... Dabei scheint sie gesund, kräftig und durchaus geeignet, einem Mann das Kopfkissenteilen angenehm zu machen. Mit einem letzten Nicken verlässt er das kleine Haus, schlüpft in die Sandalen und entfernt sich langsamen Schrittes, die Linke selbstsicher auf den Griffen seines Daisho ruhend.

Chúsei

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[Szene 2] Das Schwert ist die Ehre des Kriegers
« Antwort #17 am: 28.06.2017, 11:13:11 »
Chúsei fühlte einen Moment einen Knoten im Magen, zwar sagte Tsuyoshi nichts herablassendes oder gar negatives, möglicherweise war er sogar zufrieden mit der Arbeit, aber natürlich konnte er dies sich nicht eingestehen. Eigentlich sollte sie zufrieden damit sein, dass der Samurai ihre Arbeit angenommen hatte, aber tief in ihrem Inneren hatte sie mehr erwartet. Sie wusste nicht genau was und als Tsuyoshi sich zum Gehen wandte, blieb ihr nichts anderes übrig als sich ebenfalls zu erheben und ihn zur Tür zu geleiten. Als er nach draußen ging, zögerte Chúsei immer noch einen Moment. Sie wollte noch irgendwas sagen, irgendetwas tun, doch stattdessen schob sie einfach die Tür wieder zu und seufzte über diese Begegnung. Sie wusste nichts über den Fremden und ihr Dorf, ihr Kind, ihre Zukunft wurde von schrecklichen Banditen geplagt, es könnte jederzeit alles zusammenbrechen. Innerlich fühlte sie sich leer und verzweifelt, als sie plötzlich die Stimme von Hanako hörte.
„Mami, wer war das?“
Chúsei drehte sich um und sah plötzlich ihre Tochter hinter sich stehen. Ihr Anblick schenkte ihr wenigstens etwas Kraft, doch sie musste sich auf die Lippen beißen, was sollte sie ihre Tochter sagen?
„Nur ein Fremder, er wird sicher bald wieder gehen.“
Klang sie fast etwas bitter.
„Aber jetzt komm, ich will sehen, ob du deine Aufgaben erledigt hast.“
Sie nahm die Hand ihrer Tochter und ging mit ihr zusammen in das kleine Zimmer.
Ich würde alles opfern, um Hanako und das Dorf zu beschützen.

Tsuyoshi

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[Szene 2] Das Schwert ist die Ehre des Kriegers
« Antwort #18 am: 28.06.2017, 15:56:26 »
~ Ende der Szene ~