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Autor Thema: Die Waisen von Niewinter  (Gelesen 91923 mal)

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Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1035 am: 15.12.2020, 19:56:58 »
Scarlett nickte dem Türwächter freundlich zu.

"Oghma zum Gruße. Wir sind gekommen, weil wir nach Wissen suchen. Und dieser Ort ist wohl in ganz Niewinter die größte Ansammlung davon. Wir suchen nach alten Schriften über die Stadt und ihre Historie. Könnt Ihr uns einlassen und uns Zutritt zu Euren Schriften gewähren?"

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1036 am: 17.12.2020, 22:59:38 »
Der Kleriker, ein älterer Mann, runzelte die Stirn. "Ihr scheint euch mit unseren Sitten nicht auszukennen, oder ist ein Priester Oghmas unter euch? Fremde erhalten keinen Einlass in unsere Hallen. Und schon gar keinen Zugriff auf unsere Schriften! Wo denkt ihr hin?
Aber ihr könnt einen Antrag stellen, eine bestimmte Sache von einem unserer Novizen nachforschen zu lassen - sofern ihr den Preis bezahlen könnt. Ihr müsst uns eine Schriftrolle bringen oder ein Buch, etwas, das es wert ist, in unsere Bibliothek aufgenommen zu werden."


Der Mann war keineswegs unfreundlich, allerdings wirkte er bestimmt. Es war offensichtlich, dass dies die Regeln waren und dass er diese Regeln unter keinen Umständen brechen würde.

Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1037 am: 21.12.2020, 16:23:01 »
"Dann ist dies wohl eher ein Ort, der Wissen vorenthält, statt es zu teilen. Wir hatten uns mehr erhofft. Dann wird Niewinter ohne Oghmas Hilfe gegen die akute Gefahr ankämpfen müssen. Wenn wir versagen und die Dunkelheit bald auch über diesen Ort hier strömt, werdet Ihr Euch vielleicht daran erinnern, dass Ihr dazu beigetragen habt. Einen ruhigen Tag noch."

Dann wandte sich Scarlett ab.

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1038 am: 21.12.2020, 19:10:53 »
"Ich weiß nicht, wovon Ihr sprecht, aber dies sind die Regeln, die seit Jahrzehnten gelten. Und Euer Ton hilft Euch sicherlich nicht weiter, junge Dame. Folgt den Regeln, und Ihr dürft eintreten und eine Recherche in Auftrag geben. Pöbelt an der Tür, und sie wird verschlossen bleiben."
Auch der Kleriker machte nun Anstalten, die Klappe vor dem kleinen Fenster wieder zu schließen und sich abzuwenden.

Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1039 am: 21.12.2020, 20:15:24 »
Scarlett meinte zu den anderen nur: "Wie weltfremd muss man denn sein, um nicht mitzubekommen, was hier in der Stadt vor sich geht? Unglaublich... Also, falls jemand zufällig ein seltenes Buch kennt oder weiß, wo eins rumliegt... ansonsten ist das hier wohl eine Sackgasse."

Azrim

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1040 am: 25.12.2020, 10:53:09 »
Mit ernster Miene folgte Azrim dem unwürdigen Schauspiel des Priesters und wollte gerade ebenso wütend in Scarletts Worte einfallen, als er sich der Schwere ihrer Lage erneut wieder bewusst wurde. Und mit Wut und Enttäuschung kamen sie hier nicht weiter. Tief durch atmend, so wie es ihm einstmals gelehrt wurde, trat er nach vorne und neigte als Zeichen der Ehrerbietung sein Haupt ehe er die folgenden Worte vortrug: "Werter Bruder des weisen Gottes - haltet ein." Dem Oghma-Kleriker in die Augen blickend, verdeutlichte der Paladin des Tyrs die Wichtigkeit ihrer Mission mit seinem ernsten Auftreten als er weiter sprach: "Die Feuer die letzte Nacht gewütet haben, die Schatten die sich erheben und die Stadt geißeln - all das ist dämonischen Ursprungs. Wir, die wir uns hier versammelt haben, sind der Ursache für all diese Vorkommnisse auf der Spur. Doch nun benötigen wir die Hilfe des Herrn des Wissens und ... eure Hilfe. Vergangene Nacht kam es zu einem Massaker unter den Bürgern Niewinters und wer weiß was uns diese Nacht erwartet.

Helft uns - helft Niewinter. Im Namen des Gerechten bitte ich für meine Freunde und mich um Zugang zu euren Hallen um dieser Stadt Schlimmstes zu ersparen."
Er machte eine kurze Pause.

Vielleicht wollte Arsys ihn unterstützen? Sie war gut mit Worten und konnte so manches Herz erweichen, bei dem er selbst auf Granit biss.

"Seid Teil der Lösung - rettet Niewinter mit uns. Nun ist eure Stunde." gab er dem Kleriker noch einmal die Möglichkeit sein Gesicht zu bewahren, während er die Regeln für sie bog. Es ging um viel.[1]
 1. Persuasion: habe eine 2 gewürfelt. *kotz*

Arsys

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1041 am: 27.12.2020, 15:30:46 »
Arsys trat an die Seite ihres Bruders und versuchte, den abwägenden Priester weiter in die Richtung zu bewegen, die ihnen Einlass gewähren würde[1].
Sie striff die Kapuze ab und legte Dringlichkeit und Notwendigkeit in ihren Blick, als sie den Herrn der Pforte von unten her ansah.

"Herr, nur das Wissen um die dämonische Gefahr kann uns helfen, den Kampf gegen die Monster zu schlagen, die unsere Stadt so blutrünstig heimsuchen. Auch vor euren festen Mauern werden die Kreaturen nicht Halt machen. Und glaubt mir, dieser Fluch, der die Stadt ins Verderben zu stoßen sucht, hat keine Liebe für das Heilige, das ihr so selbstlos schützt. Mit uns, nur für diese dunkle Stunde, die grenzenlose Weisheit Oghmas zu teilen, bedeutet gleichzeitig den Tempel und all jene zu beschützen, die darinnen in Seinem Namen walten und Seine Schätze sichern. Das lebensnotwensige Wissen zu verwehren, käme nicht nur einem Todesurteil für die Stadt gleich, sondern auch einer Lästerung des einzigen Gottes, der uns nun retten kann. Seid Erhalter, Herr, nicht Zerstörer eures Tempels und eurer Stadt!"
 1. persuasion: 20

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1042 am: 27.12.2020, 19:34:57 »
Der alte Mönch war schon dabei, die Klappe wieder zu schließen, nachdem auch Azrim nicht besonders überzeugend wirkte - doch als Arsys den Mund öffnete, hielt er inne. Irgendein Unterton in ihrer Stimme schien ihn von ihrer Aufrichtigkeit zu überzeugen, und als sie geendet hatte, hörten sie von draußen das Kratzen eines Riegels auf Holz, und einen Augenblick später öffnete sich die Tür und die mollige Gestalt des Klerikers kam zum Vorschein.

"Ich verstehe nicht wirklich, von was ihr redet, aber meine Menschenkenntnis sagt mir zumindest, dass ihr es ernst zu meinen scheint. Von welcher Gefahr sprecht ihr, und welches Wissen, das wir in diesem Hause hüten, kann euch dabei helfen, sie zu bannen?"

Arsys

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1043 am: 27.12.2020, 19:59:22 »
"Habt Dank, Ehrwürdiger." Die junge Frau nickte ihm zu. "Wir brauchen dringend Informationen zu einem Übel, das Dendar heißt. Wir suchen, so uns Zeit bleibt, neues Wissen zur Geschichte Niewinters und eines wenig bekannten Ritterordens. Und ich muss wissen, was in Cimbar im Jahr 3678 geschah." Arsys blickte zuerst zu ihrem Bruder, dann zu Scarlett.


Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1044 am: 01.01.2021, 22:18:12 »
"Halt, halt, junge Frau! Kommt doch zuerst einmal herein." Er öffnete die Tür nun ein Stück weiter und führte die Gruppe anschließend in einen kleinen Warteraum. Unterwegs führte er die Unterhaltung fort.
"Mir ist nicht entgangen, dass Ihr meiner Frage ausgewichen seid, um welche Gefahr es sich dreht. Ich habe Euch hereingelassen, da Ihr den Eindruck machtet, dass es sich um eine wichtige Angelegenheit dreht. Um Eure Recherchen zu beginnen, müsst Ihr mich jedoch überzeugen, dass ich mich in Euch nicht täusche. Und zu Euren Fragen benötige ich ohnehin noch einige weitere Informationen. Wir haben keine Kartei aller Übel, die es gibt. Wenn Ihr die Frage nicht etwas näher eingrenzen könnt, dürfte es eine Weile dauern. Und welche Eurer Fragen wollt Ihr zuerst behandelt haben?"

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1045 am: 20.01.2021, 14:03:41 »
Nachdem es einige Zeit nicht so schien, als würden Arsys oder einer der anderen seine Fragen beantworten wollen, seufzte der Mann tief. "Wartet hier!" sagte er und verschwand dann zunächst durch eine weitere Tür. Einige Zeit später kam er mit einem jüngeren Mönch und einem dicken Wälzer zurück.

"Lutrus hier wird für euch den Begriff Dendar recherchieren. Es wäre allerdings gut, wenn ihr ihm sagen könntet, wo er mit der Suche anfangen soll. Ist es ein fremdsprachiger Begriff? Ein Name? Eine Person?
Was Cimbar betrifft: Dazu müssen wir zunächst einmal wissen, um welche Zeitrechnung es sich handelt. 3678 sagtet Ihr? Es gibt nur wenige bekannte Kalender, die überhaupt so weit in ihrer Zählung gekommen sind - ich habe ein kleines Nachschlagewerk zu diesem Thema mitgebracht."

Damit öffnete er das "kleine Nachschlagewerk", das sicherlich an die zwanzig Pfund wiegen mochte, und begann darin hin- und herzublättern, die Anwesenden beinahe zu vergessen scheinend. Dabei brummelte er immer wieder einzelne Satzfetzen vor sich hin - "... Chessenta … Uluthiun … Netheril … Unther …" - während er immer wieder in dem vor ihm liegenden Werk von vorne nach hinten und zurück sprang.

Schließlich blickte er wieder auf und blickte Arsys stirnrunzelnd an. "Es wäre einfacher, wenn ich den allgemein gültigen Namen des Jahres kennen würde, so wie 'Das Jahr des rennenden Einhorns'. Diese Zahlenkalender sind recht unzuverlässig. Jede Dynastie und jeder Monarch tendiert dazu, seinen eigenen Kalender einzuführen und schon zu unserer Zeit sind sicher ein Dutzend davon in Gebrauch. Der Netheril-Kalender zählt inzwischen mehr als 5000 Jahre; wenn ihr diese Zeitrechnung meint, sucht ihr nach einem Ereignis, das anderthalb Jahrtausende in der Vergangenheit liegt. Doch die Verbindung von Netheril zu Cimbar ist eher schwach; nichtsdestotrotz könnte ein Historiker aus dem antiken Netheril Ereignisse in Cimbar in der eigenen Zeitrechnung beschrieben haben. Aber nein! Das kann auch nicht sein. Das alte Reich von Netheril ist im Jahr 3520 nach eigener Zeitrechnung untergegangen."

Der Priester schien wieder eher mit sich selbst zu sprechen, gab sich dann jedoch einen Ruck und wirkte wieder aufmerksam. "Es tut mir leid, aber in diesem Punkt kann ich euch wohl nicht helfen. Mir ist kein Kalender bekannt, nach dem diese Jahresangabe einen Sinn ergeben würde. Das einzige, was ich sagen kann, ist, dass der Zeitpunkt irgendwann innerhalb der letzten zweitausend Jahren liegen muss, denn da wurde Cimbar gegründet."

Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1046 am: 20.01.2021, 14:59:32 »
Scarlett hatte sich eher im Hintergrund gehalten, nachdem sie zuvor bei dem Priester angeeckt war. Aber da niemand sonst Anstalten machte, die Situation zu erklären, machte sie es eben.

"Dendar ist auf jeden Fall eine Wesenheit. Eine Person, vielleicht aber auch eine dämonische Entität. Soweit wir es sagen können, ist er der Heerführer der Scharen, die gerade über Niewinter herfallen, um die Stadt und ihre Bevölkerung zu vernichten. Es gibt diese Gefahr schon sehr lange und es gab immer einen Ritterorden, der sie abgewehrt hat, über Generationen hinweg. Ein Siegel hat etwas, was sie den Spalt nennen, verschlossen, aber ist jetzt gebrochen worden. Dadurch sind dämonische Wesen in unsere Welt gedrungen, die in den Geist eindringen und ihren Wirt in den Wahnsinn treiben können."

"Am Nordufer ist es am Schlimmsten. Von dort aus breitet sich ein unheimlicher Nebel über die Stadt aus. Zahlreiche Brände und die Taten der Dämonen haben die Bevölkerung zur Flucht getrieben. Der Protektor hat seine Söldner ausgesandt, um die Lage zu beruhigen, doch es wurde nur schlimmer dadurch. Kämpfe entbrannten überall, auf den Brücken über den Nie liegen Leichenberge von Söldnern und flüchtenden Bürgern, die gegeneinander gekämpft haben."

"Wir sind gegen die finsteren Einflüsse geschützt und auf der Suche, einen Weg zu finden, die Siegel wieder zu erneuern und die Tore zu verschließen, durch die die Feinde über die Stadt hineinbrechen. Niemand sonst scheint dazu in der Lage zu sein."

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1047 am: 20.01.2021, 18:25:10 »
Der Priester schien wie vor den Kopf gestoßen und blickte Scarlett einige Sekunden nur entgeistert an. Endlich brachte er es fertig, den Mund wieder zu schließen und setzte einige Male zum Sprechen an, bis es ihm schließlich gelang.
"Wa … was sprecht Ihr da? Ihr müsst gewiss zu tief in die Bierkrüge geschaut haben."
Er blickte von einem zum anderen, sah aber in den Gesichtern nur grimmige Entschlossenheit und kein Anzeichen dafür, dass er zum Narren gehalten werden sollte. Nun kreidebleich geworden, sprach er weiter.
"Ihr … ihr wirkt zumindest, als würdet ihr glauben, was ihr da behauptet. Dämonische Wesenheiten, die die Menschen zum Wahnsinn bringen? Ganze Scharen davon?"

Die Geschwister merkten nun auch, dass die Priester hier in der Bibliothek nur wenig Kontakt mit der Außenwelt pflegten, denn offensichtlich hatten sie von all dem, was in der Stadt vor sich ging, noch nichts mitbekommen.
"Dendar also … eine Person vielleicht, oder ein Dämon. Lutrus, geh und hole alles, was du zu bekannten Dämonen, unsterblichen Wesenheiten und all dem finden kannst. Suche auch nach Büchern zu Sagen und Mythen."
« Letzte Änderung: 23.01.2021, 12:54:40 von Mondragor »

Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1048 am: 20.01.2021, 21:01:32 »
"Ich habe wirklich nicht die geringste Vorstellung, wie es überhaupt möglich ist, das nicht mitzubekommen, wenn ein großer Teil der Stadt in Flammen steht und überall Kämpfe stattfinden. Ihr geht nicht sehr oft vor die Tür, oder?" bemerkte Scarlett nun doch wieder etwas zynischer.

"Es tut mir leid, aber ich habe dafür wirklich wenig Verständnis nach dem, was wir in den letzten Stunden gesehen haben."

Arsys

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1049 am: 21.01.2021, 11:58:14 »
Arsys trat wieder vor und lenkte die Aufmerksamkeit des Gelehrten auf sich, nicht dass Scarletts freches Mundwerk ihn erneut von der wichtigen Arbeit abbrachte. "Die dämonische Kreatur, Dendar, ist mir in einer Vision erschienen. Sie kam aus einem großen Loch im Boden und zog sich mit ihren schrecklichen Klauen nach oben in die Welt." Die junge Frau beschrieb so genau wie möglich das bedrohliche Wesen, welches Azrim und ihnen im Traum begegnet war. Vielleicht konnte der Bibliothekar von dieser Beschreibung auf etwas Hilfreiches schließen.

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