Da sie über die Visionen wohl mehr in diesem Moment nicht würden herausfinden können und ihre Gaben auch erst noch eingeübt werden wollten, entschieden die Waisen fürs erste das zu verfolgen, was sie konnten: den Fuchs. Also schmiedeten sie Pläne für einen Besuch des Hauses der Tausend Gesichter und da sie alle noch nie dort gewesen haben, aber zumindest wussten, dass es erst abends öffnete, gingen sie für eine kurzer Weile ihrer Wege, um dann am späten Nachmittag des selben Tages wieder zusammenzutreffen und sich zu ihrem Ziel aufzumachen.
Das Haus der Tausend Gesichter lag am selben Ufer wie das Waisenhaus, allerdings nicht direkt am Fluss, sondern in der Nähe des Blausees, in dem Viertel, das einst Sitz der Adligen Nieweinter gewesen war, jetzt aber in erster Linie Ruinen von verlassenen Herrenhäusern beherbergte. Bei dem Haus der Tausend Gesichter handelte es sich um ein ebensolches Herrenhaus, das allerdings zweifelsohne keine Ruine war. Es war ein wunderschönes, aber leich mitgenommenes vierstöckiges Steingebäude mit einem Hauptflügel in der Mitte und zwei Nebenflügeln. Ein Garten voll Wildwuchs umgab es, der gesäumt wurde von einem rostigen Eisenzaun, der aber keine nennenswerten Lücken aufwies. Nur von Zeit zu Zeit waren einzelne Stangen verbogen oder spitzen abgebrochen.
Folglich gab es nur einen einzige Eingang, der noch dazu bewacht wurde. Die Wachen muteten merkwürdig an, da sie einfache weiße Masken trugen, die ihr gesamtes Gesicht bis auf die Augen verbargen und noch dazu ebenso weiße Handschuhe und einfache Wollmäntel, sodass nicht ein einziger Zentimeter ihrer Haut zu sehen war. Hinter den Wachen an beiden Seiten des Weges zum Haupteingang standen Tische, auf denen kunstvoll gefertigte Masken jedweder Art lagen. Es gab Eber- und Habichtsmasken, hölzerne und metallene, goldene und perlenbesetzte. Dazu gab es direkt am Eingang einen ganzen Stapel mit einfachen schwarzen Gesichtsmasken, die in der Machart denen der Wächter ähnelten und sich in erster Linie in der Farbe von ihnen unterschieden.