• Drucken

Autor Thema: Die Waisen von Niewinter  (Gelesen 93347 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 2 Gäste betrachten dieses Thema.

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #345 am: 31.01.2018, 10:07:23 »
Für einen Augenblick enttäuscht darüber, dass Yzwaz seine Einsicht nicht mehr zu schätzen weiß, zuckte der Halbdrow einen Wimpernschlag später mit den Schultern und vergaß die Angelegenheit vollkommen.

Interessiert hörte er stattdessen Maldreks Geschichte zu, ehe er hinzufügte: "Ich habe ähnliches gesehen, aber bei mir waren die Gestalten schwer gerüstet und mit Äxten und Zweihändern gewappnet. Und nicht ihre Mäntel – die ich auch gesehen habe - blieben zurück, sondern ein Tisch voller Waffen." Für einen Moment inne haltend, ergänzte der ehemalige Pirat dann: "Und die ... Personen, sie erstrahlten als sie Waffen zu Beginn meines Traumes ergriffen."

Scarletts Einwurf mit einem nachdenklichen Blick akzeptierend, sah sich der Halbelf die Gesichter seiner Geschwister genau an, ehe er sprach: "Vielleicht... ja. Es scheint sich auf jeden Fall um entschlossene Leute gehandelt zu haben, wenn man von dem Licht und ihrer schweren Ausrüstung ausgeht." Dass das viele Licht und die Kriegsaufmachung wohl einem konkreten Zwecke dienen sollte, dessen war sich Melandro sicher. Nur welchem? Und warum gerade Orbus Waisen dazu auserwählt wurden Kräfte zu erhalten? War das Überwältigen einer kleinen Strauchdiebbande gar der Einstieg gewesen zu etwas viel größerem?

Ganz geschwind verwarf der Halbdunkelelf diese schweren Gedanken und fragte sich lieber, ob die hübsche Pferdehändlerin nahe des Stadttores wohl heute in Niewinter war.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #346 am: 31.01.2018, 10:17:34 »
"Licht und Gestalten in Roben" brummte der Gnom. "In all unseren Traumgesichten vorzukommen sie scheinen. Ebenfalls ihnen begegnet ich bin. Um einen Baum sie standen, welcher Haus zugleich war. In seinem Inneren ein Licht war, und nachdem hineingegangen sie waren, als Lichtgestalten zurück sie kehrten. Ohne Gesichter sie waren, und auf sich sie lösten, als ihre Kapuzen zurück sie schlugen. Dann selbst in den Baum ich ging, um an einem anderen Ort mich zu finden." Nach dieser ungewöhnlich langen Rede strich er wieder nachdenklich seinen Bart und meinte schließlich: "Seltsam. Hrm."

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #347 am: 31.01.2018, 17:05:55 »
"Bei mir war es genauso ... naja, ohne Baum. Es scheint, als hätte jeder die für ihn passende Vision erhalten. Aber ich glaube nicht, dass ich deshalb jetzt Gedanken lesen kann. Dann würde ich doch hören, was ihr denkt!"

Maldrek

  • Beiträge: 367
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #348 am: 03.02.2018, 19:16:11 »
Maldrek hatte aufmerksam zugehört und jeder hatte zwar etwas ähnliches gesehen, aber die Umgebung war anders gewesen. Das hatte sich er etwas mit ihnen zu tun, mit ihrer Art und ihrem persönlichen Lebensweg. Interessant, es war also mein einfacher Zauber gewesen, sonst hätten sie alle dasselbe in derselben Umgebung gesehen. Als Vorbis seine Einschätzung bestätigte, nickte er stumm.

"Vielleicht kannst du es aktivieren, wie einen Zauber. Wie war es denn beim zweiten Mal bei dem Zwerg, oder hast du die ganze Zeit seine Gedanken gehört? Es ist ja bei uns allen nicht immer da, sonst würde Scarlett ja unser Zimmer in Brand setzen." Dabei zwinkerte er ihr zu.
« Letzte Änderung: 03.02.2018, 19:16:50 von Maldrek »

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #349 am: 05.02.2018, 12:09:33 »
"Tja, vielleicht ..."
Vorbis dachte eine Weile nach, was genau er bei dem Zwerg gemacht hatte. Vielleicht war es eine Nebenwirkung, oder irgendeine Art Verstärkung, des Suggestionszaubers gewesen - aber der hatte doch eigentlich nicht funktioniert? Dann erinnerte er sich aber, dass ihm die Vision im gleichen Moment erschien, als er feststellen musste, dass der Zauber erfolglos war.

"Es hatte vielleicht irgendetwas mit meinem anderen Zauber zu tun; ich denke, ich müsste ein wenig experimentieren. Morgen früh in meinem Morgengebet werde ich Oghma darum bitten, mir eine Eingebung zu geben. Für heute bin ich zu ausgezehrt, um noch an Experimente zu denken."

Einen Gedanken behielt er jedoch für sich: Wenn Oghma ihm diese Gabe geschickt hatte - wieso dann auch den anderen? Nicht dass er es ihnen neidete, aber soviel er wusste, war keiner von ihnen Anhänger seines Gottes.

Scarlett

  • Beiträge: 643
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #350 am: 07.02.2018, 08:14:43 »
"Ich glaube, meine ... Gabe ... ist auch eher so eine Art Schutz vor Feuer und ähnlichem. Die Feuer-Energie hat mich irgendwie aufgeladen, statt mich stärker zu versengen, und ich hatte das Gefühl, dass ich nicht mehr davon aufnehmen könnte, ohne die Energie vorher aus mir heraus zu lassen. Ist schon ein wenig seltsam, aber andererseits können die meisten von uns Magie wirken, mit der man schon sehr viele Dinge bewerkstelligen kann," erklärt die junge Frau noch etwas genauer, was ihr in der Vision widerfahren ist.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #351 am: 09.02.2018, 13:01:38 »
Während die anderen sich weiter unterhielten, brummte der Gnom vor sich hin, massierte seine riesige Nase, zog allerlei Grimassen und tappte dabei auf und ab. Schließlich meinte er: "Uns verliehen unterschiedliche Kräfte wurden. Liegt an unseren Erlebnissen allein das nicht, so vielleicht bei jedem hinzugekommen seiner selbst ein Stück ist." Seine knochigen Fäuste langsam zusammenführend, erklärte Yzwaz: "Als zusammen Personen und Auslöser kamen, eine eigene Erscheinungsform bei jedem sich ergab. Gegenseitig durchdrungen die Kräfte sich haben. In der Welt der Gnom, und im Gnom die Welt, wie zu sagen mein Meister pflegt." Nachdenklich runzelte er seine zerfurchte Stirn. "Meditieren darüber ich muss."

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #352 am: 15.02.2018, 16:26:51 »
Da sie über die Visionen wohl mehr in diesem Moment nicht würden herausfinden können und ihre Gaben auch erst noch eingeübt werden wollten, entschieden die Waisen fürs erste das zu verfolgen, was sie konnten: den Fuchs. Also schmiedeten sie Pläne für einen Besuch des Hauses der Tausend Gesichter und da sie alle noch nie dort gewesen haben, aber zumindest wussten, dass es erst abends öffnete, gingen sie für eine kurzer Weile ihrer Wege, um dann am späten Nachmittag des selben Tages wieder zusammenzutreffen und sich zu ihrem Ziel aufzumachen.
Das Haus der Tausend Gesichter lag am selben Ufer wie das Waisenhaus, allerdings nicht direkt am Fluss, sondern in der Nähe des Blausees, in dem Viertel, das einst Sitz der Adligen Nieweinter gewesen war, jetzt aber in erster Linie Ruinen von verlassenen Herrenhäusern beherbergte. Bei dem Haus der Tausend Gesichter handelte es sich um ein ebensolches Herrenhaus, das allerdings zweifelsohne keine Ruine war. Es war ein wunderschönes, aber leich mitgenommenes vierstöckiges Steingebäude mit einem Hauptflügel in der Mitte und zwei Nebenflügeln. Ein Garten voll Wildwuchs umgab es, der gesäumt wurde von einem rostigen Eisenzaun, der aber keine nennenswerten Lücken aufwies. Nur von Zeit zu Zeit waren einzelne Stangen verbogen oder spitzen abgebrochen.
Folglich gab es nur einen einzige Eingang, der noch dazu bewacht wurde. Die Wachen muteten merkwürdig an, da sie einfache weiße Masken trugen, die ihr gesamtes Gesicht bis auf die Augen verbargen und noch dazu ebenso weiße Handschuhe und einfache Wollmäntel, sodass nicht ein einziger Zentimeter ihrer Haut zu sehen war. Hinter den Wachen an beiden Seiten des Weges zum Haupteingang standen Tische, auf denen kunstvoll gefertigte Masken jedweder Art lagen. Es gab Eber- und Habichtsmasken, hölzerne und metallene, goldene und perlenbesetzte. Dazu gab es direkt am Eingang einen ganzen Stapel mit einfachen schwarzen Gesichtsmasken, die in der Machart denen der Wächter ähnelten und sich in erster Linie in der Farbe von ihnen unterschieden.
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #353 am: 19.02.2018, 17:35:40 »
Yzwaz traf recht früh am vereinbarten Treffpunkt mit den anderen Waisen ein. Der Gnom hatte sich in einen langen Mantel gehüllt, der jenen der Wachen nicht unähnlich war. Allerdings blieb der Grauhäutige schon aufgrund seiner Körpergröße eine leicht zu erkennende Gestalt, woran wohl auch eine Maske wenig ändern würde. Mit stoischer Ruhe wartete er ab, dass die anderen erscheinen würden, die dürren Arme mit den knotigen Fäusten vor dem Leib verschränkt, die Augen halb geschlossen, so dass er aussah, als schliefe er im Stehen. Da er wie üblich recht wortkarg war, blieb dieser Eindruck auch auf dem Marsch zu ihrem Ziel. Dennoch musterte er den Eingang scharf, sobald er in ihr Blickfeld kam, damit ihm nicht entging, wer das Gebäude betrat oder verließ. "Hrm-hmmm..." machte er nachdenklich.

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #354 am: 20.02.2018, 14:33:03 »
Kurz nach dem Gnom traf auch Vorbis ein, der für die Gelegenheit komplett auf klerikale Zeichen verzichtet und sich eine unauffällige Stadtkleidung angezogen hatte. Natürlich war ihm bewusst, dass seine körperliche Statur es relativ einfach machen würde, ihn auch ohne Maske wiederzuerkennen, doch aus irgendeinem Grund wollte er zumindest nicht seine Gottheit mit in das hineinziehen, was auch immer dort passieren sollte.

Er hatte nicht wirklich eine Idee gehabt, was ihn erwartete, und nach allem was er gehört hatte, wollte er eigentlich bereits eine Maske zum Herrenhaus mitnehmen. Allerdings wusste er nicht, woher er eine solche nehmen sollte, und so hatte er sich aus einem Kissenbezug, Schere und Faden eine mehr schlechte als rechte Verkleidung gebastelt, die ihm allein bei ihrem Anblick bereits ein schlechtes Gefühl bereitete[1], von der er froh war, dass er sie nicht brauchen würde, als er erkannte, dass dort Masken für die Besucher bereitlagen.

Nachdem er Yzwaz begrüßt hatte, fragte er den Gnom: "Und jetzt? Sollen wir schonmal rein? Oder warten wir, bis alle da sind?"
 1. Etwa so: Link

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #355 am: 20.02.2018, 21:28:10 »
Zwischen den verfallenden Villen des ehemaligen Adelsviertels schälte sich eine hochgewachsene Gestalt aus dem Zwielicht, die mit großen Gesten und charmanten Worten einer äußerst wohlgeformten Begleiterin zu gefallen wusste. Mehrere dutzend Schritte vor dem Eingang des reich geschmückten Hauses, verabschiedeten sich die beiden mit stürmischen Umarmungen, einem angewinkeltem Bein und endlosen Küssen, ehe sie sich nach vielen Liebkosungen endgültig von einander lösen konnten und die wohl gerundete Dame im Dunkel der heraufziehenden Nacht verwand.

Alleine in der Mitte der Straße stehend, zog sich die teuer gewandete männliche Gestalt ihren Kopfschmuck endgültig über das Gesicht und schloß schlendernd zu den beiden anwesenden Söhnen Orbus auf. "Einen wunderschönen Abend wünsche ich euch, meine stets geliebten Verwandten." klang es unter der befremdlich wirkenden Ledermaske vertraut hervor. Vorbis für lange Momente musternd, zuckten die Schultern des Verkleideten für einige Zeit lautlos, aber umso heftiger. Scheinbar biss sich Melandro fest auf die bleichen Lippen um keinen Ton seines Gelächters nach außen dringen zu lassen.

Als er sich wieder einigermaßen gefasst hatte, sprach der Pirat: "Leider konnte ich nichts neues über unseren gemeinsamen Freund heraus finden.

Doch lasst uns noch einen Moment auf Scarlett und Maldrek warten ehe wir uns ins Getümmel werfen."
Es passte Melandro zwar so gar nicht auf den Tiefling warten zu müssen, aber so konnte er sich vielleicht noch soweit an Vorbis Kostüm gewöhnen, dass er nicht jedes mal in Gelächter ausbrach wenn er den verkleideten Priester sah.

Maldrek

  • Beiträge: 367
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #356 am: 22.02.2018, 22:41:14 »
Maldrek hatte die Zeit vergessen. Als er in seiner Kammer angekommen war, warf er sich zunächst auf seine Pritsche. Die Ereignisse der letzten Tage ließen ihn nicht los. Die Erinnerung an die Kämpfe, an die vielen Toten und an das, was mit ihm und den anderen passiert war, all das verwirrte ihn. Dann war er eingeschlafen.

Als er erwachte, war es spät und er musste sich beeilen. Er dachte nicht groß nach und ging zum Treffpunkt. Auf dem Weg dorthin überlegte er zum ersten Mal, was sie nun überhaupt tun sollten. Dort angekommen war er froh, nicht der letzte zu sein.

Es schaute seine Geschwister an, musterte Melandros kuriose Bekleidung und hoffte, dass einer der anderen einen Plan hatte. "Wie genau gehen wir da drinnen eigentlich vor, wir können ja nicht einfach nach dem Fuchs fragen."

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #357 am: 23.02.2018, 11:51:04 »
Es war nicht erkennbar, ob Vorbis' oder Melandros Vermummung den Gnom in irgendeiner Weise überraschte. Zwar verzog er beim Murmeln und Brummen gelegentlich sein Gesicht, doch ob er grinste, sich ärgerte, wunderte oder überhaupt nicht an seine Begleiter dachte, blieb sein Geheimnis. Während die Waisen nach und nach eintrudelten, beschäftigte er sich mit Fingerübungen und Verrenkungen, wie sie sie von ihm mittlerweile schon oft zu sehen bekommen hatten. Erst auf Maldreks Frage sah er wieder auf und äußerte im Ton eines großen Orakels: "Fragen wir können, doch nicht weise es wäre. Zunächst zu belauschen die anderen Gäste vor ich schlage. So manches ohne zu fragen man erfährt, wenn nur geduldig zu man hört!" reimte er mit todernster Miene. Wie üblich erhob er dabei seinen dürren, knotigen Zeigefinger, um diese Belehrung gebührend zu unterstreichen.

Scarlett

  • Beiträge: 643
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #358 am: 23.02.2018, 12:17:52 »
Scarlett hatte sich auch vor dem mysteriösen Etablissement eingefunden. Ähnlich wie Maldrek war ihr auch nicht so recht klar, wie sie hier etwas erfahren sollten, aber vermutlich hatte Yzwaz schon Recht, man würde einfach mal hineingehen und abwarten, lauschen und beobachten, und vielleicht hatten sie ja Glück. Vielleicht auch nicht, aber das Risiko war ja insgesamt eher gering, da niemand hier wissen sollte, wem sie auf der Spur waren.

Maldrek

  • Beiträge: 367
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #359 am: 26.02.2018, 09:58:22 »
Maldrek nickte. Er fand die Idee zwar absurd, dass man durch die Masken nicht zu erkennen sie sollte. Aber sie waren ja nicht besonders bekannt und vor allem wusste vermutlich im Moment niemand genau, warum sie dort waren.

"Gut, dann los. Komm Melandro, du bist schon passend gekleidet, willst du nicht voran gehen?"

Maldrek hatte sich schon für eine der schwarzen Masken entschieden, er hatte wenig Interesse daran durch eine auffällige Maske Aufmerksamkeit zu erregen.

  • Drucken