• Drucken

Autor Thema: Die Waisen von Niewinter  (Gelesen 91860 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #570 am: 08.11.2018, 14:08:48 »
Vorbis blieb nichts anderes übrig, als aufzugeben. Wäre es anders verlaufen, wenn nicht gerade Saren an die Pforte gerufen worden wäre? Vermutlich nicht, dachte er grimmig. Er hatte gehofft, sogar erwartet, dass sieben Jahre genug gewesen wären; dass man ihn zumindest anhört, um zu erfahren, ob er seinen Weg wiedergefunden hatte. Doch die Priester im Haus des Wissens waren schon immer verstockt gewesen - so ganz anders, als andere Diener des Oghma, die er auf seinen Reisen getroffen hatte. In seinem Inneren hatte er schon erwartet, dass es nicht so einfach sein würde - deshalb hatte er seine alte Lehrstätte ja bisher auch gemieden gehabt.

Peinlich berührt trat er von der Luke weg, ohne noch ein weiteres Wort zu sagen. Nur einen kurzen Seitenblick wagte er auf Melandro, ein breites Grinsen von seinem Bruder erwartend. Doch zu seiner Erleichterung, aber auch Verblüffung, schien sein Bruder sich nicht in seinem Leid zu suhlen, sondern schien sich vielmehr zu ärgern - ob über ihn oder Saren, konnte er allerdings nicht sagen.
"Lass uns gehen, hier kommen wir nicht weiter." war alles, was er zu Melandro sagte, um sich dann von dem Gebäude abzuwenden und schnellen Schrittes zu entfernen. Von sich aus eröffnete er kein Gespräch mit Melandro, sondern wälzte einen dunklen Gedanken nach dem anderen und versuchte erfolglos, sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr ihn die Begegnung eben verletzt und gedemütigt hatte.

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #571 am: 08.11.2018, 19:58:47 »
"Das wird besser sein." zischte der Halbelf und pflichtete seinem Bruder augenblicklich bei, während er seinen streitlustigen Blick nicht von dem Schlitz abwandte durch den das Gesicht des Alten immer noch sichtbar war. Nach einem Geräuschvollen Hochziehen, spuckte der ehemalige Pirat einen beachtlichen Batzen genau in diesen Schlitz hinein und erreichte so zumindest, dass ihnen der "ältere Wissenshütter" nicht mit einem vergnügten Grinsen auf dem teigigen Gesicht nachstarrte.

Stumm neben Vorbis herlaufend, gingen die beiden Ziehbrüder wortlos einige Zeit nebeneinander her, ehe Melandro wieder zu Vorbis sah und ihn aufmunternd neckte: "Eines musst du wirklich zugeben Vorbis: Meine Freunde mögen mich mehr als dich die deinen." Als der dicke Priester aus seinen Gedanken gerießen aufsah unterstrich der Halbelf seinen geschwisterlichen Spott noch mit einem übertrieben breiten Grinsen, ehe er ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte.

Als das Eis - für Melandro zumindest - auf diese Weise gebrochen war, fragte er seinen Weggefährten: "Und was nun? Willst dem Abt einen Brief schreiben, oder wie löst man so etwas unter Glaubensbrüdern?" Auch interessierte ihn: "Wo sind den die anderen? Der stinkende Tiefling wollte mir doch helfen die Steuern etwas gerechter zu verteilen. Wo mag er wohl stecken?"

Dass sich Vorbis vor ihm für das gerade Geschehene schämte, entging dem Halbdrow für den Moment vollkommen. Er war auch stets für alles verantwortlich und schuld. Verschwundene Wägen, Pferde, Esel, Boote, Schiffe, oder auch entehrte Töchter, Schwestern, Mündel, Frauen, Cousinen, Lieblingsdienerinnen und Ehegattinnen. Warum sollte es seinen Geschwistern da anders ergehen?

Aber vielleicht würde er ihn später ein wenig damit aufziehen? Warum nicht, wenn er es denn zuließ...

Vor Vorfreude grinsend, betrachtete Melandro den bärtigen Priester Oghmas und erwartete eine Antwort auf seine Fragen.

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #572 am: 08.11.2018, 21:32:43 »
Die junge Adlige lauschte den Worten von Yzwaz, Scarlett und Maldrek, allerdings verfinsterte ihr Sesichtsausdruck zusehends, insbesondere als Maldrek ihr Vorfahrin Aribeth erwähnte: "Nun, was ihr schildert klingt unangenehm und ihr habt Recht, Niewinter liegt meiner Familie seit jeher am Herzen. Aber es hausen eine ganze Menge Monster noch immer in der Stadt, das kommt also vor, insbesondere am Nordufer.
Doch da ihr Aribeth ansprecht, ich wüsste nicht, was sie mit dieser Sache zu tun haben sollte. Sie kämpfte gegen eine Krankheit namens "Heulender Tod", die alle Bewohner befiel und wurde dann von Echsenwesen verführt. Und ich wüsste keinen leichten Weg mit ihrem Geist in Kontakt zu treten. Ich hoffe für sie, dass sie Frieden gefunden hat. Keiner aus unserer Familie ist je auf ihren Geist getroffen, also werde ich euch da auch nicht weiterhelfen können. Aber wie ich bereits sagte, ich glaube auch nicht, dass Aribeth etwas damit zu tun haben könnte. Ihre Feinde waren völlig anders, als das, was ihr beschreibt."
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #573 am: 14.11.2018, 14:02:04 »
Vorbis war allerdings noch nicht zu Scherzen aufgelegt und quittierte Melandros Necken mit einem säuerlichen Blick. "Freundschaft gibt es dort im Tempel nicht." murmelte er mehr zu sich selbst, hörte sich dann aber die Fragen seines Ziehbruders an.

"Der Abt wird einen Teufel tun. Du hast es doch gehört, sie sehen mich nicht einmal als ihren Glaubensbruder. entgegnete er verbittert. "Und was ich jetzt tun will? Mit Sicherheit werde ich nicht auf Knien zu ihnen gekrochen kommen mit einem Stück ausgegrabenem Wissen, als ob ich ein Fremder wäre. Diese Genugtuung gönne ich ihnen nicht. Eher würde ich auf deine Mittel zurückgreifen, um hinein zu gelangen."

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #574 am: 15.11.2018, 09:04:03 »
Äußerst großmütig, dass "Eher würde ich auf deine Mittel zurückgreifen", überhörend - Was war den so schlecht an Melandros Mittel bitteschön? - ließ der Halbdrow den Priester in seinem eigenen Saft schmoren. Glaubensfragen und Sinnkrisen sollte Yzwaz thematisieren und nicht er.

"Dann lass uns zum Haus zurückkehren. Vielleicht warten die anderen dort schon auf uns. Und wenn nicht, dann wird uns auch etwas einfallen." schlug der ehemalige Pirat geduldig vor.

Und wenn Vorbis nichts dagegen hatte, so machten sich die beiden Ziehbrüder gemeinsam auf um zu Orbus Haus zu gelangen und auf ihre Geschwister zu warten.

Maldrek

  • Beiträge: 367
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #575 am: 16.11.2018, 10:54:35 »
Maldrek war etwas ratlos, er hatte gehofft, dass die Frau irgendwelche Informationen hatte, die den Worten des Mannes einen Sinn geben würden. Leider war dies nicht der Fall, oder sie wollte nicht damit herausrücken. Klar, da standen drei Fremde, eine komische Truppe außerdem, auf ihrer Schwelle und begannen in der düsteren Familiengeschichte zu kramen. Und dann die Sache mit der Hand.

"Ja, es tut mir leid, dass wir so mit der Tür ins Haus fallen und dann noch mit so wagen Ideen. Letztlich wurde uns gesagt, dass es eine alte Geschichte gäbe, die uns nur jemand aus ihrer Familie erzählen könnte. Vielleicht kann uns euer Hausdiener weiterhelfen, es ist wohl eine sehr alte Geschichte und er scheint schon lange im Dienste ihrer Familie zu stehen und vielleicht kann er sich einen Reim darauf machen. Und bitte verzeiht, aber ich habe bemerkt, dass ihr euch an der Hand verletzt habt. Ich habe ein Wenig Wissen zu Kräutern und Salben, benötigt ihr vielleicht einen kühlenden Verband? Ich würde mich gerne erkenntlich zeigen dafür, dass ihr uns eure Zeit opfert."

Es war ein Strohhalm, nach dem er griff um vielleicht das Eis zu brechen. Falls sie doch etwas wusste.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #576 am: 16.11.2018, 20:11:22 »
Der Gnom nickte tief und kommentierte Maldreks Worte mit einem zustimmenden "Hm-hrm..!" Offensichtlich war der Grauhäutige einverstanden mit dem, was sein Gefährte zu sagen hatte. Er strahlte die Herrin des Hauses dabei gewinnend an - so gewinnend jedenfalls, wie man es mit einem ledrig-rissigen Gesicht tun konnte, das eher einem Steinbrocken mit einer übergroßen Nase und einem weißen Vollbart glich.

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #577 am: 22.12.2018, 13:53:58 »
Jerlada reagierte nicht sonderlich glücklich auf Maldreks Bemerkung zu ihren Händen, sondern sie griff sich sofort ein Tuch, mit dem sie die Wunden jetzt endgültig vor seinen Blicken verbarg: "Nun, ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Ich komme schon zurecht." Offensichtlich um das zu überspielen und seine Herrin vor weiteren Fragen zu bewahren, trat der alte Diener, der sich im Hintergrund gehalten hatte nun vor und ergiff das Wort: "Verzeiht Herrin, dass ich so forsch spreche." Da Lady Jerlada ihm aber offenbar dankbar war und keine Einwände hatte, sprach er direkt weiter zu Maldrek: "Nun, das was ihr schildert klingt in keiner Weise wie das, was vor mehr als hundert Jahren Lady Aribeth hat stürzen lassen. Ich selbst war zwar damals noch nicht am Leben, aber meine Mutter war es und sie stand bereits im Dienst dieser Familie. Sie hat mir viele Geschichten über diese Zeit erzählt und wie ich bereits sagte, hat Aribeth mit vielen Feinden gekämpft, aber keiner von ihnen war ein solcher Schattendämon, wie ihr ihn beschreibt. Darf ich euch im Gegenzug eine Frage stellen? Was genau hat euch hergeführt? Es wirkt mir nicht, als wüsstest ihr genau, wonach ihr hier sucht und wir würden euch wirklich gern helfen. Aber vielleicht können wir das besser tun, wenn ihr uns genauer sagt, wieso genau ihr hierher gekommen seid." Der alte Mann, den die Herrin des Hauses zuvor als Georg bezeichnet hatte, schien ein ehrliches Interesse zu haben, den Waisen zu helfen, auch wenn es ihm sicher genauso sehr darum ging, von Fragen nach der verletzten Hand der jungen Frau abzulenken.



Indessen stellten Melando und Vorbis fest, dass ihre Geschwister nicht zum Waisenhaus zurückgekehrt waren. Da ihnen also so oder so nichts anderes übrig als zu warten. Also begaben sie sich in den Aufenthaltsraum, wo tatsächlich einige andere Waisen gerade mit Essen befasst waren. In einer der Ecken entdeckten die beiden eine ihrer Schwester, die ihnen vielleicht würde weiterhelfen können: Silda, die von allen auch die Sängerin genannt wurde. Sie war zwar keine alte Bardin, die seit vielen Jahrzehnten durch Faerûn reiste, um neue Lieder zu erlernen, sondern genau wie sie erst in ihren Zwanzigern, aber vielleicht hatten sie ja Glück. Also ginge die zwei zu ihr und fragten sie nach dem Lied des stummen Todes und schilderten das, was sie am Nordufer erlebt hatten. Daraufhin fiel der Utgard-Skaldin doch etwas ein: "Wie gesagt, ich kenne euer Lied vom stummen Tod nicht, oder wie auch immer es heißt, aber das was ihr schildert klingt wie die Jeronar-Saga. Jeronar war ein Utgard, der vor einem Jahrhundert während der Zauberpest hier im Norden lebte. Es heißt, er habe gegen eine große Finsternis gestritten, Kreaturen aus purem Schatten, die drohten allem Leben seine Kraft auszusaugen, um so irgendeinem Bösen, den Weg auf diese Ebene zu bahnen. Am Ende gab er sein Leben, um ein Portal zu versiegeln, das bis heute steht und diese finsteren Kreaturen von unserer Welt fern hält. Es ist nicht die beste aller Geschichten, nicht einmal eine sonderlich spannende Saga und sie wird nur noch sehr selten erzählt. Es gibt weit interessantere Lieder, aber es klingt tatsächlich sehr nach dem, was ihr erzählt habt."
« Letzte Änderung: 22.12.2018, 20:24:38 von Idunivor »
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #578 am: 29.12.2018, 13:19:05 »
Yzwaz' Blicke ruhten einige Zeit auf den Händen der jungen Frau, und seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen, während er vor sich hin sinnierend leise Brummlaute von sich gab. Der Grauhäutige hielt sich aber zurück, schien das Thema der Dame doch höchst unangenehm. Stattdessen musterte er den Diener, wobei er sich auf seinen knotigen Stock stützte, kratzte sich am Rücken und ächzte, als spürte er dort bereits das Alter, und nickte schließlich seinen Gefährten zu. "Weise mir das Anerbieten scheint" meinte der Gnom und fuhr fort: "Wenn auch falsch unsere erste Annahme war, so doch uns helfen dieses Mannes Wissen könnte. Die ganze Geschichte erzählen wir sollten, hrm?" Womit er sie auffordernd anblickte, die Hände über dem Knauf seines Stocks gekreuzt.

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #579 am: 29.12.2018, 23:35:58 »
Vorbis wunderte sich ein wenig, dass Melandro auf seinen ernst gemeinten Vorstoß gar nicht erst reagierte - aber vielleicht dachte er, Vorbis würde nur scherzen. Später konnte er ihn ja noch einmal darauf ansprechen, aber zunächst hielt er den Mund und überlegte sich, was die anderen wohl in der Zwischenzeit erfahren hatten.

Dazu kam es jedoch nicht, denn ihre Geschwister waren noch gar nicht zurückgekehrt. Um wenigstens das Beste aus der Wartezeit zu machen, beschlossen er und Melandro, dennoch den Aufenthaltsraum aufzusuchen, um etwas zu essen - und hatten womöglich Glück, denn Silda, ihre Bardenschwester, die sie dort vorfanden, hatte tatsächlich etwas Sinnvolles zum Thema beizutragen - leider nichts, was sich positiv auf Vorbis' Stimmung auswirkte, denn die Geschichte von Jeronar hinterließ einen schalen Geschmack in seinem Mund, und nach wenigen Bissen schob der dicke Priester - völlig uncharakteristisch - den Teller von sich weg und sah Melandro ernst an.
"Kann es das gewesen sein?" fragte er bedrückt in Richtung seines Bruders. Um dann, an Silda gewandt hinzuzufügen: "Sagt die Geschichte, wo dieses Portal sich befindet?"

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #580 am: 30.12.2018, 13:31:52 »
Gelangweilt mit einem Dolch in der Hand spielend, hatte Melandro Sildas Erzählung gelauscht und sie mit dem wenigen, dass er wusste verglichen. Irgendwie war das nicht berauschend viel, stellte er zum wiederholten Male fest und begann ein schnörkeliges "M" in die Tischplatte zu schnitzen. Wenn Orbus noch am Leben gewesen wäre, hätte er den Halbdrow dafür gescholten. Doch nun? Nicht sicher ob er die neu gewonnene Freiheit genoss oder das fürsorgliche Erziehen des Zwerges vermisste, schenkte der Freibeuter seinen Geschwister erneut seine Aufmerksamkeit, zuckte aber mit den Schultern als Vorbis seine Frage an ihn richtete. "Wer kann das schon sagen?" erwiderte der Gauner unverbindlich.

Seine rothaarige Schwester vertraut anlächelnd, lobte der Halbdrow ihre Erinnerung: "Danke dir für deine Hilfe. Es erstaunt mich immer wieder wie sich jemand soviele Geschichten, Melodien und Gedichte merken kann." Als ihr dicker Bruder die alles entscheidende Frage stellte, blickte Melandro hoffnungsvoll - damit Vorbis endlich einen Hinweis erhielt dem er folgen konnte - in die blauen Augen der hübschen Sängerin und suchte sie so zu ermutigen scharf darüber nachzudenken.

Maldrek

  • Beiträge: 367
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #581 am: 30.12.2018, 15:30:40 »
Maldrek beobachtete die Frau, während der Diener sprach. Leider verbarg sie nun ihre Hand vor seien Blicken.
Dann nickte er dem Gnom zu, schwieg aber. Er wollte offenbar nicht die Geschichte erzählen.

Scarlett

  • Beiträge: 643
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #582 am: 02.01.2019, 13:53:24 »
Scarletts Blick huschte zwischen Maldrek und Yzwaz hin und her. Schließlich seufzte sie leicht und sagte: "Also gut, wir haben hier ja nichts zu verbergen. Ich hoffe nur, dass Ihr uns diese Worte nicht übel nehmt, sie sind genau so, wie sie uns gesagt wurden."

Dann gab die junge Frau die Worte wieder, die sie von Bayne gehört hatten.

"Das Anwesen der Verräterin hält eure Antwort bereit, denn ihr Blut wurde auch in jener Schlacht vergossen. Das blinde Auge weint noch heute um diesen Verlust. Geht zu ihr, die in Ungnade gefallen durch die Nacht jagt. Sie kann euch die Geschichte erzählen, die ihr hören müsst, auch wenn es nicht die ist, die sie erzählen wird. Aber seid wachsam, denn der Verrat wiegt noch immer schwer und obwohl vergessen bleibt er doch unvergessen."

"Sagt Euch ein gewisser 'Bayne' etwas? Er ist derjenige, der uns hierher geleitet hat..."

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #583 am: 02.01.2019, 14:33:59 »
Silda überlegte eine Weile bevor sie antwortete, schüttelte dann aber den Kopf: "Ich fürchte nicht. Es ist an einer Stelle von den "Wällen der Verirrten" und einem "dunklen See" die Rede, aber das könnte alles mögliche sein. Diese Heldenlieder sind auch nicht unbedingt präzise und schon in einer Generation verändert sich vieles. Dieses ist aber schon mehrere alt und ich kenne es selbst nicht vollständig, da ich es nur ein oder zwei Mal gehört und nie selbst vorgetragen habe. Ich könnte es wohl tun, aber ich würde natürlich viel anpassen und ändern, so ist das Werk einer Skaldin."



Der Diener und seine Herrin warfen sich bedeutungsvolle Blicke zu, als sie die Worte von Bayne hörten, auch wenn die Waisen nicht zu deuten vermochten, welche Art von stiller Unterhaltung dort gerade vor sich ging. Jerlada schien nach wie vor großes Unbehangen zu empfinden. Aber zumindest schickte keiner der Anwesenden die Waisen weg. Es war jetzt die ältere Frau, die nach längerem Schweigen das Wort: "Herrin, darf ich vorschlagen, dass ihr ihnen nicht von eurer Urgroßtante erzählt, so berühmt oder berüchtigt sie auch sein mag, sondern von ihrem Halbbruder? Denn wenn ich mich nicht irre, könnte mit ihren Blut gemeint sein, dass nicht sie selbst in der Schlacht gekämpft hat, sondern jemand anderes und Lord Korven", der Blick der alten Frau wanderte zu dem Gemälde des Halbelfen über dem Kamin, "wird es ja nicht gewesen sein." Jerlada schaute für einen Augenblick etwas unsicher zu ihrer Dienerin, stimmte dann aber offensichtlich zu: "Tatsächlich könnte meine Dienerin recht haben. Lady Aribeth hatte zwei Geschwister, Korven, mein Urgroßvater und der Mann, der dieses Anwesen weiterführte war ihr leiblicher Bruder, allerdings hatte sie auf elfischer Seite einen weiteren Halbbruder, der weitgehend vergessen wurde, da er sehr viel älter war als sie und nicht hier in Niewinter weilte, als die ganze Tragödie ihren Lauf nahm: Alvarian. Er war ein Abenteuerer und ein weit gereister noch dazu. Ich kann euch nicht sagen, ob er gegen einen Schattendämon gekämpft hat, wie den, von dem ihr berichtet habt. Aber es ist zumindest gut möglich. Denn er gehörte zu einem besonderen Kriegerorden, dem Orden des Kelches. Eine Gruppe von Ritter oder vielleicht besser Streiter, denn es heißt, dass alle Arten von Abenteurern sich hier finden ließen. Sie waren geeint durch einen Schwur, diese Welt vor einem großen Übel zu bewahren und ihre Macht stammte von einem heiligen Kelch, einem Artefakt, das ihnen besondere Kräfte verlieh, um sich dem Bösen entgegen zu stellen. Ich kenne keine Details, weder zu diesem Bösen, noch zu den Rittern vom Orden des Kelches, aber wenn diese Prophezeiung, die ihr gehört habt, wahr sein sollte, so ist es tatäschlich gut möglich, dass ich euch von Alvarian erzählen soll. Ich habe ihn nie persönlich kennen gelernt, keiner hier hat das, denn er ist nur wenige Jahre nach der Zauberpest verstorben. Aber seine Krypta befindet sich auf dem Nietod. Wenn ihr also nach Antworten sucht, mögt ihr sie dort finden."
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #584 am: 02.01.2019, 15:02:56 »
"Ein wertvoller Hinweis dies ist" bemerkte Yzwaz, der die Erzählung Jerladas nur mit einigen "Hrms" untermalt und ansonsten schweigend zugehört hatte. Nun pochte er mit der Spitze seines knotigen Stocks auf den Boden und machte eine entschlossene Miene. "Diese Krypta suchen wir sollten! Indes mir eine weitere Frage sich stellt..." Die Spitze des Stocks wanderte nach oben und deutete auf die Hausbewohner, die er dabei der Reihe nach musterte. "...nämlich ob wen das blinde Auge und die, welche in Ungnade fiel, meint Ihr wisst?" Offenkundig machte er sich keine Sorgen, dass irgend jemand von den Anwesenden Probleme mit seiner Sprechweise haben könnte - denn klar sich ausgedrückt doch er hatte!

  • Drucken