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Autor Thema: Die Waisen von Niewinter  (Gelesen 91798 mal)

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Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #990 am: 09.09.2020, 13:14:29 »
"Bubo kann vorher ja einen Blick auf die Brücke werfen und sehen, ob der Übergang dort möglich ist. Wir müssen auf jeden Fall irgendwo hin, wo es erstmal sicher ist. Und einen solchen Ort werden wir hier nicht finden," meinte Scarlett.

Maldrek

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #991 am: 09.09.2020, 19:32:26 »
Maldrek zuckte mit den Schultern. Die Gruppe hatte entschieden und es würde sich ja bald zeigen, ob es eine gute Idee war.

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #992 am: 10.09.2020, 23:05:36 »
Sie beschlossen also, wieder zurück nach Süden zu gehen, um die Sicherheit des großen Wirtshauses aufzusuchen. Tatsächlich schien die Lage soweit ruhig, während sie mit dem immer noch ohnmächtigen Salonius auf Vorbis' Schultern durch die Straßen des Blauseeviertels wanderten. Immer noch bedeckte eine dichte Nebelschicht den Boden, der sich auch unter der inzwischen hochstehenden Sonne nicht auflöste. Allerdings kam es den Waisen so vor, als würde der Nebel lichter, je weiter sie sich vom Blausee entfernten.

Die Gruppe war immer noch einige Hundert Meter von der Brücke über den Nie entfernt, als die Ruhe sich plötzlich als trügerisch erwies. Erst eine, dann weitere Gestalten wankten aus Seitengassen in die Richtung der Waisen, an ihren hakeligen Bewegungen war erkennbar, dass sie offenbar nicht Herr ihrer Sinne waren - es waren auferstandene Tote, wie sie sie auch an der Brücke bereits bekämpft hatten. Mehr und mehr von ihnen strömten von allen Seiten auf den Platz und kamen näher und näher ...

Melandro

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #993 am: 15.09.2020, 11:31:31 »
Beinahe über den Einklang von "Melandro hat Recht" lachend, schüttelte der Halbdrow vergnügt seinen Kopf und vergaß für einen Moment die Tiefe, mit der sie alle in der Kacke steckten. Gesagt getan!

Als sich dann allerdings die Toten erneut erhoben, zögerte der Waise nicht lange und zischte seinen Kameraden zu: "Hurtig - nehmt die Beine in die Hand! Wir können es schaffen." und lief einige Schritte dem schwitzenden Vorbis voraus und zerschnitt einem Zombie ein Bein, auf das er dem Priester nicht zu nahe kommen konnte.

Sein Plan war einfach: so lange sie sich bewegten würde es schwieriger sein sie einzukesseln. Er würde sein Möglichstes tun, um dafür zu sorgen, dass der oder die Salonius-Träger nicht von Angreifern erreicht wurden und eine freie Bahn, so gut es eben ging, hatten.

Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #994 am: 15.09.2020, 12:47:49 »
"Wir müssen weiter, wir können uns hier nicht festhalten lassen. Wir brechen im Zweifel einfach nach vorn durch. Wenn uns etwas im Weg steht, werden wir uns darum kümmern, aber wir sollten schneller sein als die, daher nehmt die Beine in die Hand und nicht anhalten!" ermahnte Scarlett die anderen. Sie selbst war schnell genug, um gegebenenfalls wandelnde Untote, die ihnen den Weg versperrten, angehen zu können. Ebenso Melandro. Außerdem kannte sie die Stadt gut und sie würden die eine oder andere Abkürzung nehmen können[1].
 1. City Secrets

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #995 am: 15.09.2020, 15:32:40 »
Und so flohen sie, so schnell sie nur konnten, in Richtung der (hoffentlich) rettenden Brücke gen Südufer: Scarlett, Maldrek und Melandro voraus, während Vorbis, durch seine Leibesfülle und Salonius auf seinen Schultern gebremst, sowie Yzwaz, langsam aber sicher ein wenig an Boden verloren.

Es war unheimlich, was hier geschah: Mehr und mehr Gestalten schienen von allen Seiten auf sie einzudringen; manche von ihnen waren offensichtlich wieder auferstandene Tote, während andere noch am Leben waren, aber dennoch von einem Wahn gepackt, der sie ebenso hirnlos erscheinen ließ wie die Untoten.

Die Gruppe rannte und rannte, und tatsächlich gelang es den Führenden, der Meute immer ein Stück voraus zu sein. Maldrek hatte natürlich im Zweifel immer noch die Möglichkeit, in die Luft zu entkommen, doch auch so schaffte er es mit Scarlett und Melandro, Abstand zwischen sich und die Verfolger zu bekommen.
Doch immer wieder warfen die drei Blicke zurück, und irgendwann wurde es klar: Ihre beiden - oder besser gesagt drei - Brüder würden es auf diese Weise nicht schaffen. Schon begann sich der Kreis der Gegner um sie zu schließen, während sie von der Verfolgung der schnelleren drei nun absahen. Es war nur eine Angelegenheit von Sekunden, bis eine schier unüberwindliche Gegnerschaft Vorbis und Yzwaz umschließen würde.

Plötzlich hielt Melandro inne: "Flieht, ihr Narren! Bringt den Kelch in Sicherheit und lasst mehr unserer Geschwister den Eid schwören." rief er Scarlett und Melandro hinterher, bevor er sich umdrehte, das Schwert gezückt, und mit einem Grinsen im Gesicht auf die Meute zusprintete. Mit einem gewaltigen Satz sprang er mitten hinein in die Menge der Gegner, just bevor sich der Kreis um seine Brüder endgültig schloss.

Maldrek und Scarlett blickten entsetzt auf die Wand von Untoten, die keinen Blick mehr auf ihre Geschwister zuließ. Was sollten sie jetzt tun?
« Letzte Änderung: 15.09.2020, 23:10:52 von Mondragor »

Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #996 am: 16.09.2020, 23:27:19 »
Wofür hatten sie Salonius denn gerettet, nur damit er jetzt hier von unzähligen Untoten umzingelt wurde. Und dann stürzte Melandro sich auch noch, untypisch heldenmutig, in die Meute. Wer war hier der Narr?

Hin- und hergerissen verharrte Scarlett für einen kurzen Augenblick, der sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Dann war es der Gedanke an den Kelch, der sie wieder in die Realität zurückholte und klare Gedanken fassen ließ. Der Kelch war es, weswegen sie hauptsächlich hier waren und ohne ihn würde diese ganze Schlacht verloren sein, nach allem was sie gelernt hatten. Es war nicht Salonius, der in Sicherheit gebracht werden musste, so gern sie es auch sehen würde, zusammen mit den anderen, die sich nicht mehr aus der schier endlosen Flut ihrer Verfolger lösen konnten. Es war der Kelch.

Und, so wie es aussah, waren es nur noch Maldrek und sie selbst, die dafür sorgen konnten, dass es weiterging.

"Komm! Es hat keinen Zweck. Irgendwer muss ja dafür sorgen, dass es weitergeht."

Maldrek

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #997 am: 17.09.2020, 19:37:16 »
Maldrek hatte es kommen sehen, warum waren die anderen so blauäugig gewesen. Er wollte ihnen schon zurufen, dass sie sich zurückziehen sollten, als Melando eine einsame Entscheidung traf. Maldrek stand da, wie vom Donner gerührt. Der erste Impuls war Melandro zu folgen, aber er spürte Scarletts Hand auf der Schulter. Er wollte sich losreißen, sah sie verärgert und verzweifelt an. Er wollte sie anbrüllen, aber in ihren Augen sah er, was auch er tief im Innern wusste. Es hatte keinen Sinn. Sie mussten gehen, den Kelch retten, denn das war vielleicht der einzige Weg, viel mehr zu retten als das Leben er Geschwister.

Es fühlte sich an wie eine Ewigkeit, die er dort stand und mit sich rang. Aber dann nickte er traurig, er spürte die Leere und aufkommende Verzweiflung in seinem Herzen. Er hatte es Melandro gesagt, warum konnte er nicht einmal auf ihn hören.

Dann riss er mit einem Ruck die sich im Kreis drehenden Gedanken auseinander, wie man eine Schnur durchreißt, die einen fesselt. Er nickte Scarlett zu, drehte sich noch einmal um. "Euer Opfer wird nicht sinnlos sein und nicht in Vergessenheit geraten." Er flüsterte, es war ein Versprechen an sich selbst und für niemand anderes gedacht.

"Dann los, weg von hier. Ich folge dir." Und dann liefen sie los und Maldrek blickte nicht mehr zurück.
« Letzte Änderung: 17.09.2020, 19:38:04 von Maldrek »

Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #998 am: 17.09.2020, 20:38:50 »
"Ich weiß, was Du jetzt denkst. Aber ich glaube nachwievor, dass es die richtige Entscheidung war, so schwer das im Moment auch fallen mag. Wenn wir uns versteckt hätten, wäre es womöglich noch schlimmer geworden. Die müssen nicht Essen, nicht Schlafen, nicht Ruhen. Und es werden immer mehr. Ganz genau werden wir es aber nie erfahren. Wir mussten da raus, denn jetzt haben wir eine Chance das alles zu beenden. Auch wenn der Preis vielleicht zu hoch war."

Mondragor

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #999 am: 29.09.2020, 00:40:03 »
Schweren Herzens beschlossen die beiden, das Opfer ihrer Geschwister nicht nutzlos sein zu lassen und rannten weiter nach Süden, bis sie schließlich die Brücke erreichten, wo noch immer die Leichen von vorher lagen; diesmal jedoch erwachte keine zum Leben und sie konnten ungehindert das südliche Ufer erreichen. Ein letzter Blick zeigte ihnen, dass sie nicht weiter verfolgt wurden - scheinbar hatten Melandro und die beiden anderen die Aufmerksamkeit aller Feinde auf sich gezogen. Doch die schiere Anzahl an Gegnern ließ sie immer noch schaudern: Wie sollten sie diese jemals besiegen? Lag die Antwort in diesem unscheinbaren Kelch?

Immer noch eilten sie weiter, auch als sie die Brücke bereits hinter sich gelassen hatten, bis sie vor sich plötzlich zwei Gestalten erblickten, eine weibliche und eine männliche, die ihnen merkwürdig bekannt vorkamen.

Azrim

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1000 am: 02.10.2020, 10:18:43 »
Leise auf seine Schwester einredend, dass es nun an der Zeit war den Tempel aufzusuchen um dort etwas zu Verschnaufen und das Gesehene zu verarbeiten, wurde Azrim der beiden Fremden erst gewahr als Arsys stehen blieb und wortlos eine Hand hob und ihn so zur Vorsicht mahnte.

Sofort verstummte der Paladin und blickte in die Richtung, in die seine Schwester sah. Einen entschlossenen Schritt vor sie machend, nahm der Halbelb eine schützende Haltung ein und versuchte mit ernster Miene diejenigen zu erspähen die direkt aus dem Nebel auf sie zugelaufen kamen.

Unter herkömmlichen Umständen wäre er vielleicht freundlicher gewesen, doch an diesem Tag war der Paladin auf der Hut und so rief er mit fester Stimme als die anderen noch viele Schritte entfernt waren: "Tyr zum Gruße - gebt euch zu erkennen!"

Arsys

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1001 am: 02.10.2020, 22:09:48 »
Ohne einen Gedanken aufzubringen sprangen zwischen den Fingern der rechten Hand kleine Blitze hin und her. Arsys starrte in Richtung der Fremden, seitlich an der starken Schulter ihres Bruders vorbei. Ihre Augen strahlten aus dem rußgeschwärzten Gesicht.

Azrim rief nach den beiden Wesen, doch es kam nicht gleich Antwort und die junge Hexerin wurde sich der zerstörerischen Kraft in ihrem Inneren wieder bewusster. Die Blitze in ihrer Hand nahmen an Intensität zu. Sie wäre bereit, sollten nun auch sie angegriffen werden.

Sie spürte, dass auch Azrim bereit war, spähte konzentriert nach vorne und zögerte. War das...? "Maldrek...?" und wer kam dahinter ... etwa Scarlett? Arsys legte die Hand auf Azrims Schulter. "Sieh doch! Schau hin!" Sie deutete zu den ehemaligen Waisen, die nun ebenfalls ihr Tempo verlangsamten. Es gab also doch noch Leben in der Stadt.


Scarlett

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1002 am: 11.10.2020, 12:36:37 »
Das war nun wirklich ein ungewöhnlicher Anblick. Arsys und Azrim? Sie hatte die beiden schon lange nicht mehr gesehen. Bei Orbus Begräbnisfeier waren sie auch nicht anwesend gewesen, vermutlich waren sie erst später nach Niewinter gelangt. Aber das war jetzt nicht wichtig. Sie waren, wie alle von ihnen, Orbus Waisen und hatten damals aus dem Kelch getrunken. Was bedeutete, dass sie ihnen womöglich helfen konnten. Dass sie sich hier draußen rumtrieben, hieß vermutlich auch, dass sie versucht hatten, etwas gegen das Unheil zu unternehmen, was hier vor sich ging.

Scarlett blieb stehen und drehte sich um. Für einen Moment blickte sie die beiden stumm an, erst dann sagte sie ernst: "Arsys! Azrim! Ihr kommt zu tragischen Zeiten nach Niewinter. Aber wir können hier jede Hilfe brauchen, wenn ihr bereit seid, an unserer Seite zu kämpfen. Kommt mit, dann erklären wir euch alles. Wir müssen erstmal von hier weg. Die Feinde lauern hier überall."

Azrim

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1003 am: 12.10.2020, 10:58:17 »
Im aufflackernden Licht von Arsys Blitzen wirkten die Augen des Halbelfen schmal und selbst wie von einem inneren Leuchten erfasst als er die sich nähernden Gestalten auszumachen. Beinahe im selben Herzschlag wie die Hexe an seiner Seite, erkannte aber auch der Paladin wer sich hier näherte. Und so entspannte sich seine Körperhaltung um ein Quäntchen und Azrim blickte zu seinen ehemaligen Geschwistern und setzte zu einem Gruß an, als er Scarletts Worte vernahm.

"Gefahr? Wisst ihr den was hier vor sich geht?" fragte er statt dessen, immer noch überrumpelt von seiner Vision und den vielen Toten die sie umgaben. "Und wohin wollt ihr?" fragte er weiter, während er  Anstalten machte sich den beiden anzuschließen. Dabei nahm er sich dennoch die Zeit, kurz stehen zu blieb, um eine Sache ausschließen zu können. Für die Länge eines tiefen Atemzugs wirkten seine Augen unfokossiert, er vergaß die Außenwelt und horchte in sich, ob Tyr Falschheit in seinen Geschwistern, oder der näheren Umgebung erkannt hatte.[1] Oftmals musste man nur zuhören um die Zeichen der Götter vernehmen zu können. So war es schon sein ganzes Leben gewesen.
 1. Divine Sense - schlägt da vielleicht der Kelch an?
The presence of strong evil registers on your senses like a noxious odor, and powerful good rings like heavenly music in your ears. As an action, you can open your awareness to detect such forces. Until the end of your next turn, you know the location of any celestial, fiend, or undead within 60 feet of you that is not behind total cover. You know the type (celestial, fiend, or undead) of any being whose presence you sense, but not its identity (the vampire Count Strahd von Zarovich, for instance). Within the same radius, you also detect the presence of any place or object that has been consecrated or desecrated, as with the Hallow spell.

Arsys

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Die Waisen von Niewinter
« Antwort #1004 am: 14.10.2020, 20:24:33 »
So leichtfertig ließ Arsys ihre Vorsicht nicht fahren. Sie schwieg und blieb vorerst im Hintergrund. Waren dies tatsächlich ihre Kameraden aus Kindertagen? - oder wieder Visionen? Vielleicht halluzinierten sie sich dies alles zusammen, oder finstere Kräfte versuchten sie zu überrumpeln?

"Es lauert. Das stimmt." Sie musterte Scarlett misstrauisch und besah sich auch Maldrek von Kopf bis Fuß. "Welchen Segen gab uns Orbus mit in jede einzelne Nacht, bevor er uns schlafen hieß? Erinnert ihr euch? Schwester? Bruder?" Sie stand seitlich den beiden Getriebenen gegenüber, schräg hinter Azrym, die von den wilden kleinen Blitzen erleuchtete Handfläche hinter sich. So einfach würde sie nicht in die Falle tappen.

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