Jerlada reagierte nicht sonderlich glücklich auf Maldreks Bemerkung zu ihren Händen, sondern sie griff sich sofort ein Tuch, mit dem sie die Wunden jetzt endgültig vor seinen Blicken verbarg: "Nun, ich denke nicht, dass das nötig sein wird. Ich komme schon zurecht." Offensichtlich um das zu überspielen und seine Herrin vor weiteren Fragen zu bewahren, trat der alte Diener, der sich im Hintergrund gehalten hatte nun vor und ergiff das Wort: "Verzeiht Herrin, dass ich so forsch spreche." Da Lady Jerlada ihm aber offenbar dankbar war und keine Einwände hatte, sprach er direkt weiter zu Maldrek: "Nun, das was ihr schildert klingt in keiner Weise wie das, was vor mehr als hundert Jahren Lady Aribeth hat stürzen lassen. Ich selbst war zwar damals noch nicht am Leben, aber meine Mutter war es und sie stand bereits im Dienst dieser Familie. Sie hat mir viele Geschichten über diese Zeit erzählt und wie ich bereits sagte, hat Aribeth mit vielen Feinden gekämpft, aber keiner von ihnen war ein solcher Schattendämon, wie ihr ihn beschreibt. Darf ich euch im Gegenzug eine Frage stellen? Was genau hat euch hergeführt? Es wirkt mir nicht, als wüsstest ihr genau, wonach ihr hier sucht und wir würden euch wirklich gern helfen. Aber vielleicht können wir das besser tun, wenn ihr uns genauer sagt, wieso genau ihr hierher gekommen seid." Der alte Mann, den die Herrin des Hauses zuvor als Georg bezeichnet hatte, schien ein ehrliches Interesse zu haben, den Waisen zu helfen, auch wenn es ihm sicher genauso sehr darum ging, von Fragen nach der verletzten Hand der jungen Frau abzulenken.
Indessen stellten Melando und Vorbis fest, dass ihre Geschwister nicht zum Waisenhaus zurückgekehrt waren. Da ihnen also so oder so nichts anderes übrig als zu warten. Also begaben sie sich in den Aufenthaltsraum, wo tatsächlich einige andere Waisen gerade mit Essen befasst waren. In einer der Ecken entdeckten die beiden eine ihrer Schwester, die ihnen vielleicht würde weiterhelfen können: Silda, die von allen auch die Sängerin genannt wurde. Sie war zwar keine alte Bardin, die seit vielen Jahrzehnten durch Faerûn reiste, um neue Lieder zu erlernen, sondern genau wie sie erst in ihren Zwanzigern, aber vielleicht hatten sie ja Glück. Also ginge die zwei zu ihr und fragten sie nach dem Lied des stummen Todes und schilderten das, was sie am Nordufer erlebt hatten. Daraufhin fiel der Utgard-Skaldin doch etwas ein: "Wie gesagt, ich kenne euer Lied vom stummen Tod nicht, oder wie auch immer es heißt, aber das was ihr schildert klingt wie die Jeronar-Saga. Jeronar war ein Utgard, der vor einem Jahrhundert während der Zauberpest hier im Norden lebte. Es heißt, er habe gegen eine große Finsternis gestritten, Kreaturen aus purem Schatten, die drohten allem Leben seine Kraft auszusaugen, um so irgendeinem Bösen, den Weg auf diese Ebene zu bahnen. Am Ende gab er sein Leben, um ein Portal zu versiegeln, das bis heute steht und diese finsteren Kreaturen von unserer Welt fern hält. Es ist nicht die beste aller Geschichten, nicht einmal eine sonderlich spannende Saga und sie wird nur noch sehr selten erzählt. Es gibt weit interessantere Lieder, aber es klingt tatsächlich sehr nach dem, was ihr erzählt habt."