• Drucken

Autor Thema: Die Waisen von Niewinter  (Gelesen 93259 mal)

Beschreibung:

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #585 am: 05.01.2019, 13:11:24 »
Es dauerte einen Augenblick, bevor Jerlada antwortete:[1] "Nun, es dürfte relativ klar sein, dass das blinde Auge auf Tyr verweist, den Gott, dem meine Urgroßtante diente. Aber bei eurer anderen Frage kann ich euch wohl leider nicht weiterhelfen."
 1. Ihr könnt, wenn ihr wollt, Insight würfeln
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #586 am: 07.01.2019, 13:56:59 »
"Ach, ich würde es trotzdem gerne hören, wenn es dir nichts ausmacht." entgegnete Vorbis freundlich. Er mochte Sildas Stimme ohnehin, und vielleicht würden sie ja doch einen Hinweis bekommen - und wenn nicht, hatten sie zumindest etwas nette Unterhaltung während des Essens.

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #587 am: 13.01.2019, 13:36:57 »
Die junge Adlige hatte nicht mehr viel mehr zu erzählen und da sie endlich einen brauchbaren Hinweis gefunden hatten, verabschiedeten sich die Waisen wenig später, um wieder mit ihren Geschwistern zusammenzutreffen, die hoffentlich auch etwas hatten in Erfahrung bringen können.



Also begann Silda auf Vorbis' Bitte hin mit ihrer Erzählung und viel von dem was er hörte war wenig interessant für sie, denn fast jedes Heldenlied begann in solcher Art. Ein junger Mann, der Stamm vernichtet von marodierenden Orks, aufgezogen von Bären in der Wildnis, der sich durch lange Prüfungen kämpfen muss, um erst den Respekt seines Volkes, die Liebe einer Häuptingstocher und schließlich durch ein heroisches Opfer den Sieg über einen übermächtigen Feind zu erringen. Es war zwar durchaus interessant zu hören, aber für ihre derzeitige Situation hielt es nur wenig von Wert bereit. Aber immerhin vertrieb es den zwei Waisen die Zeit bis ihre Geschwister zurückkehrten. Silda hatte gerade erst ihre Erzählung beendet, da betraten Scarlett, Maldrek und Yzwaz das Waisenhaus.
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #588 am: 13.01.2019, 14:27:21 »
Yzwaz hatte nicht mehr viel gesagt, bis sie das Haus verließen. Doch auf dem Weg zurück ins Waisenhaus strich sich der Gnom immer wieder über seinen Bart, zog die buschigen Augenbrauen zusammen und murmelte vor sich hin. Schließlich meinte er, kurz vor ihrem Ziel, ganz übergangslos: "Dass mehr sie wusste, angesehen ihr ich habe. Darum die Frage uns stellen wir müssen: Warum wer in Ungnade fiel uns verschweigen sie wollte? Eine Schande für ihren Namen geheim halten wollen sie könnte. Interessant. Doch zunächst die erste Spur verfolgen wir sollten. Hrm." Womit er wieder in ein nachdenkliches Schweigen verfiel, bis das Waisenhaus vor ihnen auftauchte.

Maldrek

  • Beiträge: 367
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #589 am: 15.01.2019, 07:39:35 »
Maldrek nickte. Auch ihm kam das alles nicht ganz geheuer vor. Auf der anderen Seite war es natürlich auch eine seltsame Situation gewesen. Da kamen ein paar "dahergelaufene" Leute zu der Familie und fragten nach Familiengeheimnissen, die eher in Vergessenheit geraten sollten. Würde er alles erzählen, was er wusste?

Eine verzwickte Sache war das, was hier in der Stadt vor sich ging. Außerdem kam ihm der Überfall nun wieder in den Sinn, zu dem sie sich verpflichtet hatten. Immerhin, das würde einfacher werden, weniger mysteriös nud besser zu planen und zu kontrollieren.

Als sie im Waisenhaus ankamen, war er zunächst überrascht, Vorbis und Melandro bei Silda zu finden. Doch dann begrüßte er sie uns setzte sich zu ihnen. "Klar, wir arbeiten und Melandro sitze bei Tisch und trinkt." Er sagte dies jedoch mit einem Augenzwinkern, wahrscheinlich war es ihm einfach nicht möglich, Melandro ohne eine besondere Begrüßung zu begegnen, nach all den Jahrzehnten ihrer Auseinandersetzungen.

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #590 am: 15.01.2019, 08:59:09 »
Gerade dazu ansetzend seine Geschwister mit den mysteriösen ersten Worten der Jeronar-Saga zu begrüßen, wurde er - äußerst rüde - von Maldrek unterbrochen. Wie es eben seine Art war.

Den vom langen zuhören müde gewordenen Blick in Richtung des Tieflings anhebend, baffte der Halbdrow, nicht ohne Stolz, aber ohne rechten Biss zurück: "Jeder das was er am besten kann." Harte Arbeit stank immer so anstrengend nach Langeweile. Daher vermied man sie am besten wo man ihrer Angesicht wurde. Dann steckte der ehemalige Pirat den Dolch weg und bließ die letzten, verbleibenden Holzspänne von der Tischplatte und betrachtete einigermaßen zufrieden sein Werk.

Als alle angekommen, gebührend begrüßt und wieder vereint waren, begann Melandro davon zu erzählen, dass sie ihre Suche auf eben jene Saga von Jeronar gebracht hatte. "Und es ward Finsternis, alle Freude, alles Leben, gar jeder Wille starb..." Mit einem Blick zu Silda, die hoffentlich seiner Einladung zu einem Becherchen Wein angenommen hatte, sprach der dann weiter vom dunklen See und den Wällen der Verirrten.

"Um mehr zu erfahren, müssten wir wohl die Bibliothek im alten Aldonaon Anwesen, am Nordufer des Blausees aufsuchen, auch wenn das nicht ganz einfach wäre. Aber dafür sicherlich interessant! Vielleicht ist das auch jener dunkle See..." vermutete Melandro und erwärmte sich offensichtlich für diese Vorgehensweise, während er sich die Haare tatendurstig aus dem Gesicht strich.

Die Sache um Vorbis und seinen Tempel, als auch wo sie die Spur angefangen hatten aufzunehmen, erwähnte der Halbelf mit keinem Wort. Ob aus Berechnung, Geheimniskrämerei oder blanker Faulheit konnte der Oghmapriester auf die Schnelle so nicht sicher feststellen.

Maldrek

  • Beiträge: 367
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #591 am: 26.01.2019, 19:53:26 »
Maldrek lauschte neugierig Melandros Worten und anschließend erklärte er mit wenige Worten, was sie herausgefunden hatten. Er erwähnte dabei zwar die Familie, von der sie von er Krypta erfahren hatten, aber er hielt sich nur kurz mit der seltsamen Situation dort auf. Am Ende fasste er dann zusammen, was sie nun tun konnten: "Was auch immer sie uns nicht erzählt haben, die Krypta von Alvarian auf dem Nietod ist sicher etwas, was wir untersuchen sollten. Aber zunächst bei Tag. Und dann ist da ja noch der Überfall auf den Steuereintreiber. Viele lose Enden, wir müssen also überlegen, was wir zuerst tun wollen. Die Krypta und die Bibliothek laufen uns nicht weg, der Blausee auch nicht. Daher würde ich sagen, Melandro und ich kümmern uns zunächst um den Steuereintreiber. Oder möchte da noch jemand mitkommen?"

Er schaute in die Runde, bei Vorbis und Yzwaz erwartete er nicht, dass sie dabei sein würden, bei Scarlett war er sich aber nicht sicher.

Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #592 am: 26.01.2019, 20:14:25 »
Yzwaz nickte brummend zu Maldreks Worten und ergänzte nur kurz seine Einschätzung Jerladas: "Sicher ich bin, dass nicht die volle Wahrheit uns sie offenbarte" erklärte er überzeugt. Das blieb sein einziger Beitrag zum Bericht des Tieflings. Auf den Vorschlag seines Mitbruders hin wiegte er bedächtig den Kopf und räusperte sich in seiner polternden Weise. "Um euren Rücken zu decken, Freunde im Hintergrund womöglich brauchen ihr werdet - mh?" vermutete der grauhäutige Gnom und warf dabei Vorbis und Scarlett einen fragenden Blick unter seinen buschigen Augenbrauen hervor zu. Er machte nicht den Eindruck, übermäßig begeistert zu sein, jedenfalls soweit man von seinen verwittert wirkenden Gesichtszügen überhaupt etwas mit Sicherheit ablesen konnte...

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #593 am: 27.01.2019, 16:01:09 »
Fürs erste entschieden die Waisen die Gasse, von der der Fuchs gesprochen hatte, gemeinsam in Augenschain zu nehmen. Sie hatten noch einige Stunden bis der Steuereintreiber - Hens Gerken war sein Name - hier mit seinen zwei Söldnern durch kommen würde, um seine Gewinne zum Protektor zu bringen.
Es war eine Seitengasse in der Enklave und in der Dämmerung würde es hier recht finster sein. Nur zwei Laternen, eine am Anfang und eine am Ende der Gasse waren zu erkennen. Die Häuser waren alle in gutem Zustand und allesamt bewohnt. Stundenlang auf den Dächern zu liegen würde also sicherlich auffallen. Einen Plan sollten die Waisen für diesen Überfall dennoch machen.
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #594 am: 27.01.2019, 18:47:55 »
Froh darüber, dass sie nun endlich das verstaubte Waisenhaus verlassen konnten, führte der Halbelf seine Mitgeschwister in die besagte Gasse und blickte sich tatendurstig um. Nach all der Zeit auf einem Schiff und der Streitereien mit Vorbis und Maldrek war der Pirat offensichtlichst begeistert von der Idee einen klassischen Raubüberfall begehen zu dürfen. Eine Tätigkeit die er schon als Jugendlicher heiß geliebt hatte und noch immer ganz nach seinem Geschmack war. Und nun konnten sie es sogar einem brutalen Steuereintreiber das hartverdiente Geld ehrlich arbeitender Händler abnehmen. Eine hehre Tat sozusagen!

In der Mitte der Gasse sich einmal elegant im Kreise drehend, begann das Hirn des vormaligen Straßenkinds zu arbeiten. "Was haltet ihr davon..." fing er mit vor Begeisterung leuchtenden Augen zu planen an, während seine Hände die hervor sprudelnden Vorschläge lebhaft untermalten und verdeutlichten. "Wir verstecken uns alle zirka hier[1] und legen hier eine Falle aus. Mit Stricken[2]. Vielleicht auch einer schweren Tonne als Gegengewicht, die den Eingefangenen plötzlich nach oben zieht. Egal ob es unser Eintreiber oder einer seiner Söldner ist, damit ist uns schon sehr gedient." grinste der Freibeuter während in seiner Phantasie bereits jemand kopfüber an der nahen Mauer baumelte und hilflos mit den Armen wedelte. "Bastler, wäre das etwas das du dir zutrauen würdest?" vergewisserte er sich bei dem Gnom begeistert.

"Sobald die Falle zuschnappt, schießen Scarlett und ich unsere Armbrüste aus dem Hinterhalt auf die noch Stehenden und klopfen sie soweit weich, dass Maldrek sie mit einem Zauber schlafen legen kann." Mit einem Nicken die Diebin und den Tiefling einbindend, blickte er erneut zu Yzwaz. "Du könntest dich ganz knapp neben der Falle verstecken – eine Tonne vielleicht? - und die, die nicht baumeln, oder schlafen mit deinem Stab zum träumen bringen.[3]" Mit seinen fahlen Händen einen übertriebenen Stockschlag pantomimisch äußerst wertvoll imitierend, wandte sich Melandro zu seinem letzten Bruder: "Vobis... wir sollen ja niemanden dabei töten. Was ja auch etwas unsportlich wäre. grinste er den Priester heraus forderend an. "Also sollte doch einer von ihnen ungewollt zu Boden gehen könntest du ihn ja davor bewahren Kelemvor gegenüber zu treten, oder bei Bedarf Bastler hier mit deinem Streitkolben noch etwas unterstützen.[4]"

Etwas außer Atem die Arme sinken lassend und seinen Geschwistern einen Moment gewährend diesen eleganten und äußerst genialen Plan in all seiner Pracht und Großartigkeit zu durchdenken, sprach Melandro schließlich etwas langsamer weiter, um näher auszuführem: "Wir könnten die Dächer auch mit Planken verbinden um uns einen Fluchtweg zu schaffen. Oder uns ein paar Pferde besorgen um schneller weg zu kommen."

Einen sehr böse aussehenden Krähenfuß[5] beiläufig aus der Tasche ziehend, beschäftigte der blendend gelaunte Halbdrow seine Hände mit ihm, während er den Plan noch weiter sponn: "Wir könnten auch Straßenkinder anheuern die uns warnen wenn sie kommen, damit wir bereit sind. Oder jemand von uns könnte in Erfahrung bringen in welcher Formation sie normalerweise gehen, oder... " sich selbst unterbrechend gab er zu: "Doch das sind Details, um die wir uns später kümmern können."

Der Reihe nach in die Augen seiner Freunde blickend, versuchte er dort die selbe Begeisterung für diesen einzigartigen Plan zu erkennen die er offensichtlich selbst verspürte. Etwas Bewunderung wäre auch angebracht...
 1. im letzten Drittel links unten, wo die Gasse am engsten ist.
 2. Könnten auch "Lassos" sein, desto mehr desto höher die Chance, dass ihn einer erwischt. *s*
 3. Stunning Strike kommt leider erst Level 5. *seufz*
 4. Oder jemanden fesseln bei Bedarf.
 5. Könnten wir auch noch welche besorgen um unsere Flucht einfacher zu gestalten

Scarlett

  • Beiträge: 643
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #595 am: 27.01.2019, 23:04:59 »
"Also, den Weg vor der Gasse zu beobachten, sollte nicht weiter schwierig sein. Ich könnte Bubo dort postieren und durch seine Augen hindurchblicken, um uns rechtzeitig vor ihrem Eintreffen hier zu warnen," meinte Scarlett dazu.

"Allerdings kann ich selbst in so einer dunklen Gasse auch nicht allzuviel sehen und somit dann auch nicht wirklich aushelfen."
« Letzte Änderung: 28.01.2019, 10:06:05 von Scarlett »

Vorbis

  • Beiträge: 462
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #596 am: 28.01.2019, 15:53:34 »
Vorbis war selbst nicht ganz sicher, wieso er sich plötzlich auf einen Überfall einließ - doch es half sicherlich, dass er auf seinen Reisen bereits etliche notleidende Bauern und Handwerker getroffen hatte, denen ihr letztes bisschen Hab und Gut von einem Steuereintreiber genommen wurde. So etwas konnte nicht Oghmas Willen entsprechen, und im Gegenzug, so versicherte er sich selbst, war ein Plan, der gegen solche Ungerechtigkeiten etwas unternahm, mit Sicherheit nichts Schlechtes.
Die Tatsache, dass er noch immer einen Zorn in sich brodeln spürte wegen der Behandlung am Haus des Wissens, mochte sein ungewöhnlich tollkühnes Verhalten durchaus unterstützen.

Der Plan Melandros, wenn man ihn denn so nennen wollte (und Vorbis zwang sich dazu, es zu tun), erschien ihm allerdings nicht gerade geeignet, die Sache schnell, geräuschlos, und ohne Opfer über die Bühne zu bringen. Vorsichtig, um seinen Bruder nicht unnötig zu reizen, versuchte er, seine Bedenken vorzubringen:
"Denkst du nicht, es ist etwas auffällig, wenn wir hier anfangen, stundenlang eine Falle zu bauen. Abgesehen davon, wer sagt uns, dass der Mann zu Fuß unterwegs ist? Was passiert, wenn er reitet oder gar einen Karren hat? Sie sind zu dritt, wir zu fünft, und sie erwarten uns nicht. Es sollte möglich sein, das auszunutzen, um Gegenwehr im Keim zu ersticken.
Wenn ich etwas Zeit zur Ruhe hätte, könnte ich eine Blase der Stille erzeugen - es wäre vielleicht besser, wenn der Mann nicht laut um Hilfe rufen könnte? Auch andere Möglichkeiten, jemanden auszuschalten, gibt es. Die Frage dabei ist, wie eilig wir es haben, den Mann zu überfallen - muss es heute sein?"


Yzwaz

  • Beiträge: 393
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #597 am: 28.01.2019, 20:31:54 »
Während Melandro voller Begeisterung seinen Plan entwickelte, zeigte Yzwaz ein ganz erstaunliches Mienenspiel: Er hob und senkte seine dichten Augenbrauen, knetete seinen Knollennase, brummte und murmelte vor sich hin, schüttelte mal leise den Kopf, kratzte sich dann wieder an der Stirn, zupfte an seinen Ohren - auf jeden Fall schien er schwer am Überlegen zu sein, auch wenn man unmöglich sagen konnte, was ihm wohl gerade durch den Kopf ging. Die Idee mit der Falle und der Bastelei schien kurzzeitig sein Wohlwollen zu erringen, bis Vorbis seine Einwände vorbrachte und den Grauhäutigen zu einem gedehnten: "Hmmm-hrrmmmm..." veranlasste. "Nicht ganz unrecht du hast" meinte er zu dem Kleriker. "Wenn mit geübten Schurken es zu tun wir haben, von dem Bau sicherlich Wind bekommen sie würden. Doch..." Wieder ein regelrechtes Rupfen an seinen Ohren, als wolle er sie sich ausreißen, dann ein Kneten der Nase, bei dem man fast meinte, den Knorpel brechen zu hören. "...wenn für Stille sorgen du kannst, womöglich sie unauffällig überwältigen wir würden. Hilfreich ein Mittel wäre, mit dem sie blenden oder betäuben wir könnten." Sein Blick richtete sich auf Melandro. "Wo solches man bekommt doch sicherlich du weißt" vermutete der Gnom.

Melandro

  • Beiträge: 204
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #598 am: 30.01.2019, 10:48:51 »
Dabei zusehend, wie seine Brüder diesen genialen Plan zerrießen um etwas "Vorsichtigeres" zu versuchen, verdrehte Melandro theatralisch seine Augen und schnaubte angewidert. Wie man so etwas kurzweiliges wie einen Raubüberfall - noch dazu auf einen Steuereintreiber! - möglichst langweilig gestalten konnte blieb dem Halbdrow schleierhaft.

'Durch diese Gasse mit einem Wagen Vorbis? Wirklich?' ging es ihm verärgert durch den Kopf, aber Melandro schwieg, auch wenn es ihm schwer fiel. Seine Geschwister schienen unter dem Zwang zu stehen, alles "morgen" machen zu wollen, anstatt mit Herz und Entschloßenheit die Dinge sofort anzugehen und in die Hand zu nehmen. So wie bereits beim Fuchs!

Von Yzwaz angesprochen löste sich die säuerliche Miene des Halbelfens mit einem letzten Seufzen auf und er gab dem Bastler freundlich zur Antwort: "Wahrscheinlich. Aber das soll lieber Scarlett machen. Sie lebte durchgängiger hier als ich."

Maldrek der bis jetzt geschwiegen hatte, ignorierend, erwiderte er dem Priester und seiner dunkelhaarigen Schwester: "Die Idee mit der Stille gefällt mir, ich wusste nicht, dass du zu so etwas in der Lage bist. Auch Bubo ein guter Einwand." Dem dicken Oghmagläubigen direkt ansehend sprach er weiter: " Aber ob wir zu fünft "stundenlang" für so etwas einfaches benötigen würden, wage ich doch sehr zu bezweifeln.

Doch euren Gesichtern nach findet diese unterhaltsame Idee keinen Anklang. Sie sollte nichts anderes erreichen als Yzwaz Blendwerk, aber wenn ihr denkt unser Ziel so einfacher erreichen zu müssen: nur zu, ich bin ganz Ohr wie wir das machen wollen."
Die Arme vor der Brust verschränkend legte er den Kopf schief und sah sich in der Runde um, damit andere ihre Vorschläge und Pläne äußern konnten. Sollten ihre Ideen zu langweilig und wenig unterhaltsam für einen zünftigen Überfall erscheinen, würde er schon seine Einwände einzulegen wissen.

Idunivor

  • Administrator
  • Beiträge: 17026
    • Profil anzeigen
Die Waisen von Niewinter
« Antwort #599 am: 02.02.2019, 15:00:15 »
Für einige Augenblicke standen die Waisen noch beieinander in der Gasse und besprachen, wie genau sie am nächsten Tag bei dem Überfall vorgehen würden in Unkenntnis der Umwälzungen die diese Nacht für Niewinter bringen würde. Ohne zu ahnen, was ihnen bevorstand machten die Geschwister sich schließlich kurz vor der Dämmerung auf zum Nietod. Der östliche der beiden ummauerten Friedhöfe war ihr Ziel. Der Hauptfriedhof, auf dem die besser betuchten Einwohner der Stadt begraben wurden. Jerlada de Tylmarande hatte ihnen beschrieben, wo sich die Krypta ihres Ahnen genau befand, also hatten sie ein Ziel. Sie alle wussten, dass es nicht ungefährlich war, den Nietod zu betreten, erst recht nicht so kurz vor der Dämmerung.
Aber selbst wenn sie es vergessen hätten, die Söldner, die die schweren eisernen Tore bewachten erinnerten sie daran - sowohl mit ihren Waffen als auch mit Worten: "Wenn ihr unbedingt wollt, lassen wir euch ein, aber denkt daran: nach Einbruch der Dunkelheit öffnen wir euch das Tor nur, wenn ihr fünf Minuten unbehelligt am Tor wartet. Keine plötzliche Rettung, weil ihr irgendetwas in den Gräbern aufgeweckt habt, das besser hätte weiter schlafen sollen. So ihr dort drinnen Hilfe braucht, geht zum Schrein des Kelemvor. Die Schädelmänner halten auch bei Nacht Wacht über die Toten und werden euch mit Freuden helfen aufgeschreckte Untote wieder zur Ruhe zu betten. Möge der Wächter der Gräber auch auf euch sein Auge richten."

Auch wenn sie ähnliches schon als Kinder gehört hatten, wann immer sie irgendetwas auf den Nietod verschlug, konnten sie sich eines unguten Gefühls nicht so recht erwehren. Die Stimmung in der Stadt, insbesonderem auf dem Nietod war merkwürdig, aber das würde sie nicht davon abhalten Antworten zu bekommen. Zum Glück war die Krypta von Alvarian nicht allzu weit entfernt von dem Eingang und so erreichten sie noch im letzten Licht des Tages das kleine Gebäude. Es war ein unscheinbarer Bau im Vergleich zu den anderen teils geradezu protzigen Gräbern. Aber dennoch war es mehr als ein einfaches Grab. Ein eisernes Tor versperrte den Zugang. Ein Schloss gab es jedoch nicht und so war es nur der Rost an den Scharnieren, der die Waisen für eine Sekunde davon abhielt die Krypta zu betreten. Ein lautes Ächzen erklang, als die fünf es öffneten und eintraten.
Die Krypta bestand nur aus einer einzelnen Kammer. Staub hatte sich auf den Stein hier gelegt. Offenbar war seit langer Zeit niemand hier gewesen. Durch sechs Löcher im Dach fielen Lichtstrahlen auf eine Statue am anderen Ende des länglichen Raums. Dort in einer Nische stand eine zweit Meter große Statue. Aber es war nicht der Elf, der hier begraben lag, sondern ein Engel, dessen Schwingen den gesamten Alkoven ausfüllten. Aber selbst ohne die Schwingen hätte man diese Statue nicht für einen Menschen halten können. Seine Züge waren außerweltlich wie nur ein Wesen von den himmlischen Ebenen sie haben konnte. Auf einem Podest vor ihm stand ein steinerner Kelch über den er seine rechte Hand erhoben hatte, während seine Linke ein Schwert hielt. In Stein gebanntes Blut floss die Klinge entlang und es war klar zu erkennen, dass es von dem Engel selbst stammte. Seine rechte Hand war ebenso blutig und er beabsichtigte offenbar den Kelch mit seinem Blut zu füllen. Aber dies hatte der Künstler trotz all seiner Fertigkeiten, die ihn diese Szene in Stein hatten bannen lassen, nicht abbilden können oder wollen. Der Kelch war leer.
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

  • Drucken