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Autor Thema: 1. Aufgabe - Abartige Anomalien  (Gelesen 44887 mal)

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Thorgrimm

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« am: 22.09.2017, 05:36:21 »
Es war ein Tag wie jeder andere in der geschäftigen Stadt Turul, die mit ihrer zentralen Lage und der Nähe zum Meer, zu den wichtigsten und größten Hafen- und Handelsstädten ganz Cossmars gehörte. Träge wanderten einige der, auf der ganzen Welt bekannten, schwebenden Inseln durch die Lüfte und tauchten in unregelmäßigen Abständen die Stadt und das umgebene Land unter ihnen in Dunkelheit. Das hinderte die Bewohner und Besucher Turuls allerdings nicht daran, ihren Beschäftigungen nachzugehen. Sie kamen aus allen Teilen des Kontinentes, da die Hafenstadt ein wichtiger Umschlagplatz für Waren aller Art war. Dazu beherbergte Turul auch noch das Hauptquartier von Taklils Jüngern, die die bekannteste und einflussreichste Forschergilde der bekannten Welt war. Das alles führte dazu, dass die Stadt immer sehr gut besucht war und man so auf die verschiedensten Personen treffen konnte. Natürlich nicht nur Menschen, sondern auch kleine Favilla, die ehemals versklavten Ambacti, wild aussehende Gezeichnete und sogar Gilryn, die sich nur selten aus den Tiefen der Erde an die Oberfläche wagten.
Sie liefen über die breit gepflasterten Wege der Einkaufsstraßen - in deren Mitte sich unzählige Marktstände mit allen Waren, die das Herz begehrte, befanden - tranken in den Pubs - die von dreckigen Absteigen bis hin zu noblen, mit Gold verzierten Saloons reichten - feilschten mit duzenden Straßenhändlern, die überall ihre exotischen Waren feilboten oder waren unterwegs ins Industriegebiet, um die gerade eingekauften Waren direkt weiterzuverarbeiten. Manche waren auch nur auf der Durchreise und diese Personen zog es direkt weiter zu den, in die Wolken ragenden, Türmen des Luftschiffhafens. Es wuselte überall und man hatte zwischen all den Leuten kaum Platz um zu atmen. Der perfekte Ort für Taschendiebe aber auch allerlei anderes Gesindel. Zum Glück war die mit Schlagstöcken und Revolvern bewaffnete Stadtwache stets auf der Hut. Trotzdem konnte sie die Kriminalität, die überall in den Poren der Stadt gedieh, nicht Einhalt gebieten. Es war kein Geheimnis, dass Turul einen der größten Schwarzmärkte des Kontinentes Hebar beherbergte. Wenn man nur lange genug suchte, die richtigen Leute kannte und genug Geld hatte, bekam man hier alles.
Natürlich hatte der technologische Fortschritt vor dieser Stadt nicht halt gemacht. Turul gehörte zu den wenigen Städten, die mit dem Bahnnetz verbunden waren. Es war noch sehr neu und wurde ausgebaut, weshalb nur die wichtigsten Städte Zugang dazu hatten. Riesige, mehrere Meter hohe und bereite Stahlkolosse beförderten sowohl Waren, als auch Personen von Ort zu Ort. Eine magische Verbindung aus Stahl und Kristall erschuf ein starkes Magnetfeld, dass es dem Zug erlaubte, sich auf einer etwa zwei Meter breiten Linie entlang zu bewegen. Zusätzlich wurde Dampfkraft eingesetzt, um die Geschwindigkeit zu erhöhen. So gehörte die Magnetbahn neben Luftschiffen bereits zu den schnellsten Fortbewegungsmitteln der Welt.

In diese Stadt des Fortschrittes hatte es einige Personen gezogen. Sie sahen unterschiedlich aus, verfolgten verschiedene Ziele, kamen aus den unterschiedlichsten Milieus und doch hatten sie zumindest eine Sache gemein: Sie alle wollten sich der Forschergilde anschließen, die hier ihr Hauptquartier hatte. Taklils Jünger. Eine ehrenhafte und alte Gesellschaft, die sich auf die Erforschung der Welt konzentriert hatte. So alt, dass sie sich inmitten der Stadt befand und die Anfänge bereits existiert hatten, bevor Turul überhaupt als richtige Groß- und Handelsstadt gegolten hatte. Der Weg zur Gilde hätte gar nicht ausgeschildert sein müssen, denn das Gelände war so groß und zentral gelegen, dass man es gar nicht wirklich verfehlen konnte. Riesige Gebäudekomplexe ragten hinter einer langen aber vergleichsweise kleinen Steinmauer auf. Doch wie jeder wusste, war diese eineinhalb Meter hohe Mauer nur ein Teil einer viel komplexeren Verteidigungsanlage.
Alle Anwärter - denn um nichts anderes handelte es sich bei den Personen, die der Gilde neu beitreten wollten - mussten das Gelände über einen langen Weg betreten, der direkt ins Herz des Geländes führte. Mitgliedern standen auch andere Eingänge zur Verfügung. Während sie den Weg entlanggingen, konnten sie bereits einige der Gebäude und Bäume betrachten, die sich auf dem Gelände befanden. Kein Baum schien dem anderen zu gleichen - von einer Eiche, bis zur sesbelischen Palme war alles vertreten. Die Gebäude waren schmucklos und eher sachdienlich. Es gab kaum Stuck- oder Holzverzierungen und keine strahlenden Farben, wie es auf der Handelsstraße der Fall war.
Die Gilde war gut besucht. Mitglieder der Gilde, Bewohner der Stadt und auch Reisende liefen umher und verließen oder betraten das Gildengelände. Die Männer und Frauen schienen aus allen Gesellschaftsschichten zu stammen, wenn man einen Blick auf ihre Kleidung warf. Es war bekannt, dass Teile des Geländes auch der Öffentlichkeit zugänglich waren - so zum Beispiel die Bibliothek, welche am Ende des Weges stand und für Anwärter und Besucher der einzige Eingang zum Gildengelände war. Es handelte sich um ein kleines Gebäude. Recht unscheinbar, alt und ein bisschen heruntergekommen. Zwei Männer, in edle, graublaue Gewandungen gekleidet, winkten Neuankömmlinge herein. "Alle Anwärter bitte hier entlang. Wenn sie der Gilde beitreten möchten, dann warten sie im Inneren."
Der schwere Geruch alter Bücher lag in der Luft, als sie die Bibliothek betraten. Fast schon erdrückend schien das viele Wissen auf alle Anwesenden einzuwirken. Obwohl sich hier dutzende Personen aufhielten, war es erstaunlich leise. Irgendetwas brachte die vielen Besucher dazu, still zu sein. Regal reihte sich hier an Regal. Alle gefüllt mit den verschiedensten Büchern. Einige Personen standen vor den Regalen und suchten nach Büchern, andere hatten sich auf einzelne Stühle und Bänke gesetzt und lasen. Doch eine kleine Gruppe von Personen hatte sich in der Mitte des Raumes zusammengefunden. Dort zog es auch schließlich Bhekk, Oreat, Alev, Ignaton und Nereza hin.
Nachdem sie dort von einem Magister der Gilde begrüßt worden waren, wurden einige allgemeine Informationen geklärt. Es wurde etwas über die Geschichte der Gilde, des Geländes und der Bibliothek erzählt, in der sie sich befanden. So soll es sich um das gleiche Gebäude handeln, in dem Taklil studiert und schließlich zu einer Gottheit aufgestiegen war. Ein deutliches Zeichen für jeden Besucher, der etwas mit der Gilde zu tun haben wollte. Nachdem den Anwärtern alles Wichtige mitgeteilt worden war, teilte sich die Gruppe auf. Ein großer Teil spaltete sich ab und verließ die Bibliothek, um das Gildengelände zu betreten. Sie würden sich auf eine zweijährige Ausbildung vorbereiten, um danach als vollwertiges Mitglied gelten zu können. Nur eine kleine Gruppe aus fünf Personen blieb zurück. Sie alle hatten sich dazu entschieden, einen Auftrag auszuführen, um ihren Wert zu beweisen und so in den Rang des Jüngers erhoben zu werden. Es würde sich nur um einige Minuten handeln, bis der Großmeister höchstselbst mit ihnen sprechen und ihnen alles weitere erklären würde.
« Letzte Änderung: 02.11.2017, 06:25:36 von Thorgrimm »

Bhekk

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #1 am: 05.11.2017, 15:35:31 »
Er war bereits einige Tage früher angekommen, denn er hatte schon geahnt, dass es ein Schock werden würde. Bislang hatte er zwar einige Städte gesehen, aber im Vergleich zu dieser hier waren es Dörfer gewesen. Es war ein großer Mann, der da durch die Straßen lief, sich aber dennoch beinahe klein vorkam. Die Gebäude, die Bahnstrecke, die Masse an Menschen, alles schien etwas zu groß, zu laut und zu viel zu sein. Aber er war ja vorgewarnt gewesen und so hatte er sich Zeit genommen, sich langsam an all den Trubel, Lärm und das Fremde zu gewöhnen. Alleine schon die Allgegenwärtigkeit der Technik, auch das kannte er so nicht. Als Kind hatte er Angst vor diesen Dingen gehabt, sei Volk nutze kaum Technik und viele hielten es für eine Teufelei. Als er älter wurde erkannte er den praktischen Nutzen von vielen technischen Geräten und auf seinen Reisen hatte er das ein oder andere Mal sogar eine gewisse Schönheit in der Technik erblicken können. Dennoch war das Ausmaß hier eine ganz andere Sache. Er hatte in einer Herberge geschlafen, in der der Wirt sich nicht nicht um sein Aussehen scherte, auch in den Straßen schaute ihn kaum einer komisch oder gar ablehnend an. Das gehörte z den angenehmen Dingen in einer solchen Metropole. Das einzige was ihm fehlte war die frische Luft, denn in der ganzen Stadt stank es. Nach Abgasen, nach Menschen, nach Abfall und an einem Tag war es gar eine Übelkeit erregende Mischung aus all den schlechten Gerüchen der Stadt gewesen. Eine Nacht war er geflohen, hinaus in das Umland und hatte dort in einer einfachen Herberge geschlafen, weit weg von der "Zivilisation", wie die Bewohner selbst es nannten, bzw. fort von ihrem Gestank. Bald würden sie die Stadt ja vielleicht wieder verlassen können. Er erwartete nicht, dass ihr Probeauftrag in der Stadt selbst erledigt werden musste.

Und dann war der Tag gekommen. Er war früh aufgestanden, hatte ordentlich gegessen, seine Sachen gepackt und war zum Gildenhaus gegangen. Auch hier war er zu früh angekommen. Aber so nutze er die Möglichkeit, ein wenig die Bäume anzuschauen, besonders solche Arten, die ihm unbekannt waren. Die Luft war hier besser und man ließ ihn in Ruhe. Aber irgendwann war es Zeit gewesen und er hatte sich mit einigen anderen in der Bibliothek eingefunden. Und wieder etwas später waren nurnoch fünf von Ihnen geblieben. Eine sehr bunte Mischung. Aber keine aus seinem Volk war dabei. Aber auch nicht zu viele "Normale", wie er erleichtert feststellte. Und dann standen sie da und warteten, zunächst schwiegen sie alle. Er auch. Er versuchte herauszufinden, ob sich einige bereits kannten, die beiden Favilla vielleicht?

Alev

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #2 am: 05.11.2017, 16:06:52 »
Weit über 70 Jahre war es nun her als Alev durch einen Vulkanausbruch erschaffen wurde. Als ein Lavabrocken in eine magische Annormalie stürztze wurde ihm auf wundersame Art und Weise Leben eingehaucht. Bis heute hatte er noch nicht so ganz verstanden was damals passiert war. Einige Jahre hielt er sich alleine und verängstigt in Weiten Yechos auf.
Doch dann packte ihn eine innere Neugierde und er wagte sich in menschliche Siedlungen, Dörfer und Städte. An jedem Ort schaute er sich neugierig um und versuchte immer wieder neues von den ansessigen Menschen und aderen Wesen zu lernen. Oft stieß er auf Misstrauen und offene Verachtung, aber auch auf offene Herzen und Mitgefühl. Irgendwie fazinierte Alev schon immer das alte und vergessene, er trieb sich oft in längst vergessenen Ruinen und alten Bauwerken rum um dort nach interessantem zu suchen. Er lernte auf diesen Ausflügen viel durch praktische Erfahrung was ihn so manch einen blaune Fleck und mehr einbrachte.
Auf seinen Reisen war er bisher immer alleine unterwegs, doch schon seit einiger Zeit machte sich ein Gefühl in im breit das ihn nach einem festen Ort strben ließ, nach so etwas wie einer Gemeinschaft oder einem Zuhause. Er machte sich auf den weiten Weg in die Stadt Turul von der er schon so viel gehört hatte. Dort wollte er sich dieser Gemeinschaft anschließen die sich Takils Jünger nannten. Er hoffte das diese Gruppe ihn aufnehmen würde und er an diesem Ort vielleicht endlich so etwas wie ein zu Hause finden würde.

Als Alev an der großen Bibliothek dem Hauptquatier Takils Jünger angekommen war, war er überwältigt von der rießigen Metropole, der großen Menschenmenge und der enormen Technik die hier versammelt war. Alev fand den Weg in die Bibliothek problemlos und folgte den anderen die hier wohl ebenfalls neu waren. Als die Anwesenden dann plötzlich getrennt wurden und nur noch eine kleine Gruppe übrig war zögerte Alev einen Moment lang und blickte sich unsicher um, doch dann übermannte ihn mal wieder seine Neugier und es Platze aus ihm herraus "Hallo ich bin Alev. Und wer seit Ihr alle?", Alev strecke dem der ihm am nähsten Stand seine offene Hand entgegen und hoffte das die anderen ebenfalls aufgeschlossen und freundlich ihm gegenüber sind.

Oreat Bowlder

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #3 am: 05.11.2017, 21:16:32 »
Irgendwo musste es doch sein? Nur wo? In den Tiefen der größten Gebirgsketten? In einer Magmakammer tief unter diesen Bergen? Auf einer der vielen, fliegenden Inseln? In einem Buch? In der Erinnerung eines anderen?
"Wo ist meine Erinnerung?"
Mit einem unheilvollen, tiefen Stöhnen, als wäre Kreide an einem Abhang abgebrochen, wühlte sich der massive, lebendige Steinklotz aus einem metallenen Container, der auf dem Hinterhof einer halb verlassenen Dampffabrik und Kokerei stand. "Hier definitiv nicht." Mit krachendem Schritt setzten die 400 Kilogramm des lebenden Steines auf dem dreckfeuchten Kopfsteinpflaster auf, über ihm spuckte ein Schlot dunklen Dampf und grünliche Funken in den Himmel. Es roch erbärmlich und so fühlte sich Oreat auch. Jeder, der die Gilryn kannte, hätte sich darüber gewundert, dass ein Stein mit goldener Brust in einer übergroßen Fabrikmülltonne nach etwas suchte. Und sie hätten den Goldträger sicher zurecht für bescheuert gehalten, wenn sie wüssten, dass er dort nach seiner Erinnerung suchte. Gefunden hatte er nur matschige Überreste magisch-verunreinigten Kokses, ein paar zerstörte und nichtssagende, definitiv moderne Bauteile und die Fäkalien eines Wesens, dass in eine braune Papiertüte defäkiert hatte. Sein Kontakt hatte ihn übers Ohr gehauen. Wütend trat Oreat gegen den Müllcontainer. "Verfluchte Scheiße!", murmelte er krachend, als er sich plötzlich des sich rasch nähernden Gebelles gewahr wurde. Die blöden Wachhunde des Geländes hatten ihn zuerst nicht wahrgenommen, weil er nicht wie ein Mensch, sondern nach Stein roch, aber jetzt? Er hatte den falschen Geruch an sich oder seine Geräusche schreckten die Hunde auf. "Verdammt! Lauf, du Idiot!"
Er wusste, er würde nicht weglaufen. Er war ein lebender Stein. Er war viel zu langsam und zu schwer, um den sehr kleinen, dunklen, rauhaarigen Schnauzern zu entkommen. "Scheiße! Die wollen mich beißen!" Er griff zu einer merkwürdigen Stangenwaffe, die neben dem Container lehnte und riss an einem mechanischen Zugseil. Kreischend setzte sich eine runde, gezackte Scheibe in Gang, die am Ende der Stange nun reißend ihre Runden drehte. Erschrocken hielt einer der beiden Zwergschnauzer nur einen Moment inne, dann zerriß die Reißsägenglefe die kläffenden Hunde zu blutigen Hackfleisch. "Jetzt aber auf und davon!"

Der Weg führte ihn durch einen nicht weniger verschmutzten, künstlichen Wasserlauf, der ihm nicht den Geruch abnahm, aber doch ermöglichte, seine selbstgebaute wie merkwürdige Waffe und vor allem sich von dem Blut der wilden Zwergschnauzer zu reinigen. Irgendwie war der Einsatz der Waffe für die kleinen, wilden Hunde überdimensioniert gewesen und die Kläffer kein schöner Anblick mehr. Ein schlechtes Gewissen plagte ihn, während er so durch den schäbigen Wasserschlick lief und sich grob zu waschen suchte. "Immer noch dieser magieverseuchte Koksschlick dazwischen. Aber wie zum Kiesel soll mir das weiterhelfen?"
Er brauchte eine Lösung. Er war schon wieder verarscht worden. So konnte es nicht weitergehen. Er würde alleine nie sein Selbst wiederfinden. Wo hatte er es nur gelassen? "Was soll die Selbstbefragung? Du hast es dir seit Jahren jetzt nicht beantworten können, du Depp. Dir bleibt nur die Gilde..."
Und so entschied sich der namenlosen, lebende Stein, der sich selbst Oreat Bowlder nannte, weil es besser klang als vergoldeter Steinklotz, dass er doch auf Hilfe angewiesen war und er als Forscher nach seiner Selbst kolossal und jämmerlich gescheitert war. Aber er hatte immerhin etwas in dem Scheitern gelernt und das würde der Gilde vielleicht nützen, wenn er sich bewähren könnte. Und sie würde ihm dann vielleicht helfen und nützen. Er musste es probieren.



"Welch ein hässliches Gebäude.", erwiderte der Stein, der wohl als grob gelten musste, was Statur als auch Manieren anging, als Alev sich vorstellte. "Der Geruch nach Wissen ist gut, aber wenn das das wichtigste und größte Gebäude der Gilde ist; warum ist es baulich nur so eine hässliche Komposition aus Müll und Geschmacklosigkeit?"
Der bestimmt sieben Fuß hohe Stein, auf dessen Brust irgendeine goldene, nur schwer erkennbare und fragmentierte Ornamentikform entlang lief, drehte sich polternd um und ergriff die kleine Hand, die ihm entgegengestreckt wurde. Der Hüne von einem Findling roch nach Schlamm und Abfall, irgendwo zwischen seinen Steinflanken wuchs etwas Moos, welches sich seit seinem Abenteuer in der magischen Kokerei gebildet hatte und ihm einen erdig-feuchten Geruch verlieh.
"Sieht nach einem Ort aus, wo man erst einmal alles wie auf einer Müllhalde abwirft und dann schaut, was draus wird. Könnte gut eine ordnende Hand gebrauchen, was?"

Der Handgriff von Oreat war außergewöhnlich fest und es mochte Alev scheinen, als habe er seine Hand in eine Schraubzwinge eingeklemmt und langsam würden ihm die Finger brechen. Der Stein schien seine Kraft nicht gut kontrollieren zu können und nicht das entsprechende Gefühl in der Hand zu haben, dass ein Fleischling hatte. Tastsinn für einen Gilryn war eben etwas anderes, manchmal gar fremdes.
Er blickte auf den kleinen Favilla hinab und musterte dessen Gestalt mit seinen lidlosen Knopfaugen.
"Oreat.", sagte er schließlich mit einem angedeuteten Nicken, welches nur durch das Schaben von Stein auf Stein offenkundig wurde und gab damit seinen Namen bekannt und die Hand des Favilla wieder frei.

"Und ihr Fleischlinge gehört also auch zu der ungeduldigen Art, was? Oder zu der abenteuerlustigen Art? Na ja, wie dem auch sei. Kann mir kaum vorstellen, dass Taklil zwei Jahre Akten gewälzt hat, um seine Apotheose zu feiern, was?"
"Durchsichtig erscheint die Luft, so rein, // Und trägt im Busen Stahl und Stein. // Entzündet werden sie sich begegnen, // Da wirds Metall und Steine regnen." - Johann Wolfgang von Goethe, Gott, Gemüt und Welt

Ignaton

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #4 am: 08.11.2017, 06:43:52 »
Ignaton war schon länger in Turul, schließlich gab es hier eine Menge Leute, denen er seine Ware verkaufen konnte. Entweder dumme Neulinge, denen man alles aufschwatzen konnte, oder einem der Zwischenhändler, die seine Sachen an interessierte Sammler in aller Welt weiterverkauften. Da der Favilla dafür sorgte, daß seine Ware mit einem "offiziellen" Dokument, das entweder die Echtheit bestätigte oder die Herkunft erklärte, kam, hatte er sich bisher gut durchschlagen können. Er war nach dem letzten Vorfall, den ihn aus einer anderen Stadt vertrieben hatte, vorsichtig geworden.
Allerdings hatte sich seid einigen Monaten ein neuer Plan irgendwie in seine Gedanken geschlichen. Schließlich gab es hier eine der größten Orte, an dem Wissen und Artefakte aus der Vergangenheit gesammelt wurden.
Dort würden er sich neue Informationen und Anregungen holen. Allerdings mußte man erst mal reinkommen. Und zwei Jahre wollte Ignaton bestimmt nicht warten. Also hatte er sich entschlossen, den schnelleren Weg einzuschlagen und sich als Anwärter gemeldet.



Und so fand sich Ignaton also heute in der Bibliothek der Gilde ein, um zu tun, was sie von ihm verlangen würde.
Nur mühsam konnte er während des Vortrags über die Geschichte des Ortes ruhig bleiben. Einiges kannte er schon, anderes war ihm relativ egal.
Als dann aber endlich die meisten gegangen waren und sie nur noch zu fünft dastanden, betrachtete er die Umstehenden genauer.
Als dann der andere Favilla das Wort ergriff, konnte sich auch Ignaton nicht mehr zurückhalten. Mit theatralischer Verbeugung zu den Anderen intonierte er: "Werte Damen und Herren, mein Name ist Ignaton. Es freut mich ihre Bekanntschaft zu machen. Ich hoffe, wir werden uns gut verstehen und den uns demnächst zugeteilten Auftrag zur Zufriedenheit der Gilde erfüllen.
Und was eure Frage angeht, so gehöre ich wohl zur abenteuerlustigen Art, werter Herr Oreat"
« Letzte Änderung: 09.11.2017, 00:20:32 von Ignaton »

Bhekk

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #5 am: 08.11.2017, 07:57:16 »
Wie es schien kannte sie einander also auch nicht. Fünf Fremde, die zusammen eine Aufgabe bewältigen sollten, die gefährlich genug sein musste, um sie ernsthaft zu prüfen, aber auch bewältigbar für einen Haufen von Grünschnäbeln. Und wichtig würde sie wohl auch nicht sein, sonst würde man Vollmitglieder damit betrauen. Er war gespannt.
"Bhekk", antwortete er knapp in die Runde und bemühte sich nicht zu grimmig drein zu schauen. Nach einer Pause fügte er an. "Und ich halte mich weder für ungeduldig noch für abenteuerlustig. Aber ich bin neugierig, naja, vielleicht auch ein ganz kleines bisschen abenteuerlustig." Nun musste er selbst grinsen. Der Stein hatte es schnell geschafft, das Eis zu brechen.

Langsam ging er durch den Raum. "Was gefällt euch an dem Gebäude denn nicht? Es wurde ja schon aus Stein gebaut und nicht aus Müll. Oder ist dies das Problem, habt ihr Sorge, man hätte einen eurer Verwandten hier verbaut?"

Oreat Bowlder

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #6 am: 10.11.2017, 13:26:47 »
Der Stein hob und senkte sich langsam und dabei entfuhr ihm ein brummendes, langsames, doch auch ehrliches Lachen über die Bemerkung des Mannes, der sich als Bhekk vorgestellt hatte. Dass seine Verwandten verbaut sein könnten, dieser Gedanke ist ihm nie gekommen. Aber nachdem, was er über manche der Gilryn gelesen hatte, die sich vor der Welt in den Tiefen des Bodens verkrochen und jegliche Ambition unter Tonnen von Stein begruben, wäre das Schicksal als Hauswand zu enden, für jene wohl noch ein Gutes. "Als Außerwand zu enden, mag für den ein oder anderen meiner Verwandten ein würdiges Ende sein. In einer gewissen Weise hätte sie dann doch noch eine tragende Rolle in diesem Theaterspiel des Lebens ergattert.", ergänzte der riesige Stein lachend und hielt dann auch Bhekk die Hand hin, die er - so ergriffen - viel zu fest und behäbig drückte.

Dennoch ließ der Gilryn seinen Blick durch das Gebäude schweifen und antwortete schließlich. "Nun, zuerst einmal ist alles farblos und nüchtern, und damit sieht es langweilig aus. Die unverzierten Bauten und ihre langweilig kubischen Grundformen ohne Abwechslung tun nichts, um das Auge zu befriedigen. Der angelegte Park verdient seinen Namen nicht, weil einfach eine Sammlung von Bäumen aneinandergepflanzt ist und somit eher einer unsortierten Baumsammlung gleicht, die aufgrund des stumpfen Pflanzverhaltens und des Klimas möglicherweise auch noch mit Magie am Leben erhalten werden müssen. Wissen und Information sind nichts ohne Ordnung, denn erst diese kann daraus Verständnis schaffen. Jetzt kann man behaupten, dass die Reizlosigkeit dieses Ortes helfen soll, den Fokus auf die Wissensqueste nicht zu verlieren. Aber naja. Es ist so trist und hässlich, dass eben wieder davon ablenkt."
Oreat Bowlder unterließ es, seine Sicht auf die Dinge weiter auszuführen oder tiefergehend über die Philosophie der Architektur zu schwadronieren. Ein Thema, welches auf der Suche entdeckt hatte und zunehmend liebgewann. Er wollte Uninteressierte nicht gleich zu Tode langweilen mit seiner Sicht. Also wechselte er das Thema. Er hasste sich selbst manchmal, wenn er zu sehr über sich, seine Suche, die Welt oder die Philosophie salbaderte.
"Aber glücklicherweise müssen wir nicht zwei Jahre in diesem nichtssagenden Loch hausen, sondern dürfen uns sicher spannenderen Orten widmen. Jemand eine Idee, was uns die Gilde wohl als erste Prüfung bescheren mag?"

Ich blickte auch noch zu Ignaton. "Ich gehöre - so ungewöhnlich das klingen mag - zu der ungeduldigen Art Stein. Freue mich also ebenso sehr über Abenteuer. Wissen lässt sich doch am Besten in der Welt finden und nicht über staubigen Folianten."
"Durchsichtig erscheint die Luft, so rein, // Und trägt im Busen Stahl und Stein. // Entzündet werden sie sich begegnen, // Da wirds Metall und Steine regnen." - Johann Wolfgang von Goethe, Gott, Gemüt und Welt

Nereza

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #7 am: 12.11.2017, 11:04:06 »
Der Zirkel hatte sich festgefahren. Nicht nur ihre Kollegen, selbst ihre liebe Verwandschaft war inzwischen zum großen Teil mehr an blanker Münze interessiert, als der Natur die Geheimnisse um Leben und Tod zu entreißen. Ihre Ahnen würden sich im Grabe umdrehen, wenn sie wüssten wie faul und selbstgefällig die Gemeinschaft geworden war. Wie jeder gemeine Industrielle zogen sie es inzwischen vor, schnelles Geld mit minderwertiger Ware zu verdienen. Sollten sie doch hinter ihren staubigen Wälzern in ihren schmutzigen Kellern vergammeln! An ihren Intellekt reichte sowieso niemand von ihnen heran. Ein Schäfer konnte sich zwar auf die Schulter klopfen, wenn er klüger war als seine Schafe - es machte ihn trotzdem nicht weniger einfältig im Vergleich zu einem Gelehrten mit Grips.   

Immerhin stirbt die Hoffnung zuletzt. Eine kleine Fraktion hatte sich mit den Jüngern zusammengeschlossen und schien den Geist ihrer Gründerväter aufrecht zu erhalten. Vielleicht würde sie dort Gleichgesinnte finden, die wenigstens etwas Hirn besaßen. Nach einem überteuerten Aufenthalt in einer gehobenen Absteige fand sich die Magierin zusammen mit einer kleinen Gruppe aus...Individuen in einer unübersichtlichen Bibliothek wieder. Ihr erster Eindruck von diesem Ort...blieb nüchtern.

Zu ihren Unmut schien sogar der Steinhaufen zur geschwätzigen Art zu gehören. Sie hatte bisher nicht die Muße gehabt, sich mit Mineralien zu unterhalten, aber sie musste zugeben, dass es ein erheitender Anblick war. Ohne ihre Hand zum Gruß zu reichen setzte sie stattdessen ein wissendes Lächeln auf.

"...Nein, wie reizend. Ich sehe selten so viele 'interessante' Gestalten an einer Stelle. Mein Name ist Nereza. Und nach meinem Verständnis zeugt es von Klugheit, schriftliches Wissen mit eigenen Bemühungen zu verifizieren...Eine Einsicht, die viele meiner alten Kollegen nicht mehr zu teilen scheinen. Über die Architektur dieser...Gilde behalte ich meine Meinung für mich. Sie soll nur der Nährboden meiner Forschungen sein, nicht mehr. Neue Erkenntnisse finden sich nur in Feldstudien...Wie du richtig bemerkt hast, Oreat..."

Die Stimme der Dunkelhaarigen war leise und scharf zugleich, wie die einer lauernden Schlange. Eindringliche, graue Augen und vornehme, bleiche Gesichtszüge mochten Erinnerungen an gewisse Märchen über Blutsauger wach werden lassen. Ihre weiten, edlen Gewänder waren in blauen Tönen gehalten, die an ein dunkles Meer erinnerten. Zahlreiche Schmuckstücke ließen darauf schließen, dass sie eine besser betuchte Dame vor sich hatten - oder sie zumindest über ihren Verhältnissen lebte, was eher der Wahrheit entsprach.
 

Bhekk

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« Antwort #8 am: 13.11.2017, 11:53:42 »
Bhekk schüttelte Oreats Hand, einen festen Händedruck hatte er er erwartet. Er brummte kurz als Bestätigung zu Oreats Ausführungen zur Architektur und als dieser sich den andern zuwandte sah er sich noch etwas in dem Raum um. Irgendwann musste ja jemand kommen, also wartete er, wie die anderen auch.

Alev

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« Antwort #9 am: 20.11.2017, 19:55:32 »
Alev rieb und schüttelt sich erst einmal seine Hand als diese aus dem Schraubstock von Oreat entlassen wurde. Irgendwie hatte er das Gefühl das dieser grobe Steinklotz die Stimmung ganz schön in wanken gebracht hatte; doch als Bhekk den Witz mit den verbauten Vorfahren gebracht hatte war selbst der harte Stein gebrochen und die angespannte Situation entspannte sich spürbar.

"Nun ich dachte die Langweiler hätten vor einigen Minuten den Raum verlassen. Von daher gehe ich mal davon aus das wir hier alle von der abenteuerlustigen Art sind, denn nur zum Bücher wälzen sind wir wohl alle nicht hier. Den Nervenkitzel kann man sich nur an der Front daußen in der freien Natur holen. Doch wenn man sich vorher nicht etwas schlau gemacht hat kann man sich schnell die Finger verbrennen", sagt Alev mit einem breiten Grinsen und läßt dabei seine Glutadern etwas mehr aufleuchten um das Wortspiel mit den Fingern verbrennen noch etwas zu untermahlen in der Hoffnung das dies die Stimmung noch weiter auflockert.

Thorgrimm

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #10 am: 22.11.2017, 16:46:15 »
Lange wurden die mutigen Anwärter nicht alleine gelassen. Wirklich alleine waren sie sowieso nicht, da einige Gildenmitglieder und Besucher in der Bibliothek waren aber keiner davon warf ihnen mehr als einen neugierigen Blick zu. Selbst die Männer und Frauen, die durch ihre graublaue Uniform und eine kleine Plakette an ihrer Brust - welche ein aufgeschlagenes Buch darstellte - deutlich als hier arbeitende Mitglieder zu erkennen waren, kümmerten sich nicht um die fünfköpfige Gruppe. Immer wieder wurden die Türen des Gebäudes geöffnet, als Personen den Bibliotheksraum betraten oder wieder verließen. Es gab einen regen Austausch von verschiedensten Persönlichkeiten. So fiel der Mann, der nach einigen Minuten die Bibliothek betrat, vermutlich auch gar nicht wirklich auf. Das lag zum einen an der hohen Fluktuation von Personen aber auch an dem recht unscheinbaren Aussehen des Menschen. Dass es sich bei ihm um den Großmeister handelte, war auf den ersten Blick nicht klar.

Er war ein Mensch im besten Alter - vielleicht Mitte 30 - und in eine einfache, schwarzgraue Robe gekleidet. Lediglich einige silberne Verzierungen am Saum der Robe, welche Feuer- und Eisthemen zeigten, zeugten davon, dass sie nicht für ein paar Silberstücke vom nächstbesten Krämer gekauft worden war. Bis auf einen silbernen Ohrring und festes Schuhwerk trug der Großmeister nichts am Körper. Auch bewaffnet war er nicht. Er fuhr sich mit einer Hand durch seine schwarzen, wirr in alle Richtungen abstehenden, Haare, als er auf die Gruppe zuging. Er lächelte freundlich, was aber durch scharf geschnittene Gesichtszüge und seine unnachgiebig suchenden Augen abgemildert wurde. Wer von dem Großmeister eine längere Zeit angesehen wurde, bekam unweigerlich das Gefühl, dass alle seine Geheimnisse offenbart wurden. Obwohl er noch recht jung war und viele mit einem alten, weißbärtigem Knacker rechneten, strahlte er doch Selbstbewusstsein und Würde aus.

Er beobachtete die Gruppe einen Moment, bevor er auf sie zulief und sich mit einem "Willkommen bei Taklils Jüngern. Ich bin Nicolas Seek, der amtierende Großmeister. Es freut mich in so viele neue Gesichter blicken zu können, die ihr Leben der Forschung und Wissenschaft widmen möchten." Er drehte sich um und ging auf den Ausgang der Bibliothek zu. Mit einer Handbewegung ließ er die Gruppe wissen, dass sie ihm folgen sollten. Zusammen betraten sie schließlich das Gildengelände. Ein weitläufiger, gut gepflegter Rasen bedeckte den Großteil des Bodens. Befestigte Wege führten zu verschiedenen Gebäuden, Hallen und Türmen. Abseits der Wege waren immer wieder Bänke und Tische zu sehen, die auch genutzt wurden, um draußen im Freien arbeiten zu können. Die Bäume und anderen Pflanzen auf dem Gelände waren so unterschiedlich wie sie nur sein konnten und schienen aus allen Winkeln der Welt zu kommen. Sogar einen Platz mit Sportgeräten konnte man in einiger Entfernung entdecken.

"Ich möchte sie nicht mit unseren Glaubenssätzen oder der Geschichte der Gilde langweilen. Ich weiß, dass ihre Interessen sich auf andere Gebiete beziehen, sonst würden sie sich nicht für den Auftrag gemeldet haben. Sollten sie dennoch den Wunsch verspüren, mehr zu erfahren, dann können sie sich natürlich immer ein entsprechendes Buch aus der Bibliothek ausleihen oder mit den anderen Gildenmitgliedern sprechen. Wir sind hier eine große Familie und ihre zukünftigen Brüder und Schwestern werden sich sicherlich gerne mit ihnen unterhalten. Kommen wir also ohne Umschweife zu den Regeln und den Informationen, die sie benötigen." Er führte sie einen gepflasterten Weg entlang - scheinbar ohne richtiges Ziel.

"Sie haben sich alle gegen eine zweijährige Ausbildung entschieden und so bleibt ihnen nur ein Auftrag. Sollten sie diesen Auftrag erfolgreich erfüllen, dürfen sie die Ausbildung überspringen und werden sofort in den Rang eines Jüngers erhoben. Natürlich achten wir darauf, nur die einfachsten Aufträge an Anwärter abzugeben. Fünf Personen sind eine gute Größe. Ihre Gruppe wird durch einen Magister, also einem renommierten Mitglied der Gilde, unterstützt und beschützt werden. Wir wollen sichergehen, dass jeder Anwärter den Auftrag auch überlebt und sich nicht überschätzt. Der Magister wird ihnen ihre Arbeit nicht abnehmen aber dafür sorgen, dass sie überleben und sie beobachten, um mir von ihrer Vorgehensweise zu berichten. Sie können also sicher sein, dass ich über sie Bescheid wissen werde." Er lächelte sanft und lief weiter den Weg entlang.

"Dass sie sich einer Aufgabe stellen wollen, zeigt mir zumindest, dass sie mutig, ehrgeizig und entschlossen sind. Unverzichtbare Charaktereigenschaften eines jeden Mitgliedes. Exkursionen, Expeditionen und Feldarbeiten sind einer der wichtigsten Bestandteile dieser Gilde. Es gibt noch viele unerforschte Orte. Wesenheiten, die nur darauf warten, von ihnen dokumentiert und erfasst zu werden. Auch wenn ich ihren Mut bewundere, sollten sie sich im Klaren darüber sein, dass diese Feldarbeiten gefährlich sind. Sie werden unwirtliche Gegenden betreten, gegen Naturgewalten ankämpfen und möglicherweise aggressiven und gefährlichen Wesen begegnen. Zwar habe ich mit den Abteilungsleitern der Gilde die einfachsten Aufgaben für Anwärter wie sie ausgearbeitet aber das heißt nicht, dass sie von ihnen einfach bewältigt werden können. Sie werden auf Probleme stoßen, die sie fordern und an ihre Grenzen bringen werden aber sie werden daran wachsen. Wenn sie erfolgreich zurückkehren, werden sie eine neue Person sein. Ein Mitglied dieser Gilde. Doch das ist erst der Anfang einer langen Reise."

"Sie werden aufeinander aufpassen und zusammenarbeiten müssen, um die ihnen gestellte Aufgabe zu bestehen. Teamwork ist einer der wichtigsten Grundlagen aller Gildenarbeiten. Streit können sie sich nicht leisten, wenn sie erfolgreich sein wollen." Plötzlich wurde der Mann sehr ernst. Seine Stimme nahm einen schneidenden Tonfall an. "Ich dulde keine Kämpfe unter Gildenmitgliedern und keine sinnlose Gewalt gegenüber dieser Welt. Wir sind Forscher und Wissenschaftler. Sie werden weder Flora, noch Fauna dieser Welt grundlos verletzen und immer freundlich und hilfsbereit gegenüber Hilfsbedürftigen sein. Seien sie versichert, dass ich eine Missachtung dieser Regeln bemerken werde. Einmal aus der Gilde ausgeschlossen, werden sie nie wieder aufgenommen werden. Haben sie das verstanden?" Auch wenn der Mann nicht gefährlich aussah, konnte man jetzt eine gewisse Ausstrahlung ganz deutlich spüren. Ein leichtes Zittern und Gänsehaut fuhr über die Körper aller Anwesenden - solange das denn physisch möglich war. Dieser Mann war mächtig und nicht ohne Grund der Großmeister.

Oreat Bowlder

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #11 am: 23.11.2017, 07:55:50 »
Der Stein grübelte über die Worte des Gildenführers. Wozu dieser Auftritt? Hatte die Gilde in der Vergangenheit so viele Probleme damit gehabt, dass potenzielle Mitglieder gewalttätig waren? Hatten sie sich in den Tiefen der Dschungel, auf den endlosen Meere und auf dem Weg auf die Himmelsinseln gegenseitig umgebracht und geopfert, um Konkurrenz auszuschalten oder sich selbst in den Vordergrund zu stellen?
Gab es gar einen Grund zu glauben, dass einer der anderen so denken mochte, dass Mr. Seek so denken musste? Oreat Bowlder zuckte schließlich mit den granitenen Schultern, innerlich wie äußerlich.

"Wir sind also auch nicht nur ausführender Teil, sondern selbst beobachtete Objekte einer Feldforschung. Interessant.", schloss der massive, lebende Stein aus den Worten des Gildengroßmeisters und die kleinen Knopfaugen des Gilryn glänzten gülden und verschmitzt.
"Wohin werden wir denn genau geschickt werden? In ein wirklich zu erkundendes, neues Gebiet - was die Begleitung eines schützenden Magisters nachvollziehbar und schwer kalkulierbar macht. Oder in ein bekanntes Gebiet, in dem es zwar noch zu füllende Lücken gibt, doch welches mehr als bekanntes Rattenlabor gelten kann?"
Der Stein sprach in einer Art brummenden Singsang, was wohl seine Art war, Erheiterung zum Ausdruck zu bringen.

Mit langsamen und schweren Schritten umrundete er die dort stehenden Personen samt den Großmeister, um sie sich aus sämtlichen, ihm auf natürliche Weise zustehenden Perspektiven einzuprägen. Er nahm sich die Zeit, auch die magische Auren in seiner direkten Umgebung wahrzunehmen, davon ausgehend, dass sich ein Großmeister einer nach Wissen und Erkenntnis suchenden Gilde, nicht an derlei magischen Geklimper stören wird[1]. Schließlich antwortete er auf die abschließende Frage Seeks. "Ich für meinen Teil habe verstanden."
Wenn das die Regeln waren, deren Einhaltung zu beachten waren, um auf seiner Suche nach sie selbst vorwärts zu kommen. Dann war es das, was er zu tun hatte. Ein Stein rührte sowas nicht.
Interessiert wartete er auf die Antwort, wo es sie wohl hinführen würde.
 1. Detect Magic
« Letzte Änderung: 23.11.2017, 07:56:00 von Oreat Bowlder »
"Durchsichtig erscheint die Luft, so rein, // Und trägt im Busen Stahl und Stein. // Entzündet werden sie sich begegnen, // Da wirds Metall und Steine regnen." - Johann Wolfgang von Goethe, Gott, Gemüt und Welt

Bhekk

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #12 am: 23.11.2017, 16:44:28 »
Bhekk hörte dem Mann aufmerksam zu und überlegte ebenfalls, ob das die normale Ansprache bei Neulingen war und welche Erfahrungen den Großmeister dazu gebracht hatte, sie zu halten. Überhaupt, er war überrascht das der Großmeister persönlich sie begrüßte. "Es ist eine Ehre sie kennenzulernen, werter Herr Großmeister." Er überlegte ob dies die richtige Anrede war, er hatte normalerweise nicht mit wichtigen Leuten zu tun. "Und da ich hoffe, das keiner von uns ein Strauchdieb ist werden wir uns schon zu benehmen wissen."

Dass man ihre Handlungen und den Erfolg bewerten würde überraschte ihn nicht, aber dass sie einen Aufpasser bekommen würden schon. Aber das war wohl nicht zu ändern. Aber neugierig war er geworden, also konnte er sich eine Frage nicht verkneifen. "Wie ist denn so die Erfolgsrate derjenigen, die wie wir den Weg über einen Auftrag in ihre Gilde gesucht haben?"

Gespannt wartete er darauf, mehr zu erfahren, natürlich wollte er auch wissen, wohin sie gehen würden.

Ignaton

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #13 am: 27.11.2017, 06:09:23 »
Ignaton hörte den Gesprächen der anderen Anwesenden interessiert zu. Man konnte daraus schon ein wenig Wissen über seine neuen Kameraden ziehen, was für eine spätere Zusammenarbeit bestimmt nicht zu unterschätzen war. Architektur war zwar nicht das Thema, das er gewählt hätte, aber belustigend war dieser Exkurs schon.

Als dann der Großmeister auftauchte, hielt sich der Favilla etwas im Hintergrund. Zwar sagte man, die Vergangenheit wäre bei der Gilde egal, aber stimmte das auch wirklich?
Obwohl...
Eigentlich kannte keiner seiner prominenterer Kunden ihn persönlich. Die Geschäfte waren immer durch Zwischenhändler zustande gekommen.
Leicht in Gedanken versunken, folgte er einfach der kleinen Gruppe.
Als dann Nicolas Seek seine Frage stellte, antwortete Ignaton auch bestätigend. Und doch war er ein wenig verwundert. Als Anwärter waren sie ja eigentlich noch kein offizielles Mitglied der Gilde. Wie könnte man sie also rauswerfen? Oder war diese Ansprache schon in die Zukunft gerichtet? Gab es vielleicht gar nicht die Möglichkeit, den Test nicht zu bestehen, und es war alles, wie der Felsmann vermutete, eher ein Charaktertest für sie alle?
Er entschied, daß es eigentlich egal war. Er würde so oder so sein Bestes geben.

Alev

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1. Aufgabe - Abartige Anomalien
« Antwort #14 am: 27.11.2017, 06:49:54 »
Alev höhrte dem Großmeister genau zu. Es verwunderte ihn nur etwas der Großmeister immer wieder betonte das sie den Anwärtern immer nur die leichtesten Aufgaben überliesen. Warum soll es dann ein Test sein wenn die Aufgabe so leicht ist? Oder was genau versteht die Gilde unter leicht wenn hier sogar schon ein erfahrerner Lehrmeister mit muß damit sichergestellt wird das wir alle überleben?
Irgendwie machte sich gerade ein etws komisches Gefühl in Alev´s Magen breit.

Als der Großmeister dann fragte ob alle die Regeln verstanden hatten, bestätigte Alev ebenfalls das er alles verstanden hätte.

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