• Drucken

Autor Thema: Die Zeit der Rache  (Gelesen 40129 mal)

Beschreibung: Eine klare Winternacht in Edo

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #45 am: 08.07.2018, 10:53:26 »
Sie waren kaum über die Schwelle getreten als sie sich drei weiteren Feinden gegenüber sahen. Einer hielt sich zunächst im Hintergrund. Bei den anderen beiden handelte es sich um zwei große muskulöse Männer, die komplett mit einem Kusari Gusoku, der schweren Kettenrüstung der Samurai, einem verzierten Helm und schwarz-roten Menpo-Masken ausgestattet waren. In ihren Händen trugen sie jeweils einen Tetsubo. Die drei Ronin sahen sofort, dass diese Männer aus einem anderen Holz als die gewöhnlichen Wachen draußen waren. Als sie sie entdeckten, stürmten sie sofort auf sie los. Während Matsukura dem wuchtigen Schlag mit der eisenbeschlagenen Keule ausweichen konnte, entschied sich Dokai zum Gegenangriff. Dieser traf den Mann zwar an der Schulter, doch dafür wurde er selbst so hart getroffen, dass ihm fast die Luft wegblieb. Matsukura schlug nun seinerseits nach dem Samurai vor ihm und konnte ihn mit seinem Katana am Bein verletzen. Mai war hingegen sehr froh, dass sie nicht anstelle ihrer Begleiter unmittelbar gegen die beiden Elitewächter von Fürst Kono antreten musste. Zwar hatten sie es bis hier geschafft, aber ab jetzt schien es nur noch mit Blut weiter zu gehen. Mai stellte sich hinter ihre beiden Krieger und rief den Geist ihres Mannes an um ihnen Kraft zu schenken.
Ein grimmiges Lächeln umspielte das Gesicht von Iwamori Dokai, als er die Ankunft der neuen Gegner sah, zuvor hatte er sich über die Unfähigkeit der Wachen beschwert die genauso gut Bettler oder Gärtner in Uniform hätten sein können, jedenfalls wenn man nach ihren Fähigkeiten ging. Doch Was der Samurai nun vor sich sah waren keine Schwächlinge, es waren Bushi, Krieger und das bekam Iwamori Dokai auch zu spüren als ihn das Tetsubo des Gegner wuchtig in die Seite traf, doch auch der Bushi kam nicht ungeschoren davon als der Samurai den Angriff mit seinem eigenen Konterte. Nun war Iwamori Dokai am Zug seine Streiche mit dem Naginata, waren stark wie ein Berg und schnell wie ein Sturm als er den Bushi angriff. Der erste Streich zielte auf die weiche Stelle zwischen Menpo-Masken und Kusari Gusoku, der zweite Streich richtete sich gegen das Führungsbein des Kriegers.

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #46 am: 08.07.2018, 10:53:58 »
Dokai erwies sich abermals ein zu tödlicher Gegner für seinen Feind. Seine Klinge drang durch die Maske und fuhr dem Mann direkt durch den Kopf. Er war augenblicklich tot. All sein Training und seine Rüstung hatten ihm nichts genutzt. Dem anderen Mann erging es nicht viel anders. Dieser rammte Matsukura zwar seine Stachelkeule in die Schulter, was selbst den sonst so besonnenen Veteran vor Schmerzen aufschreien ließ. Matsukura revanchierte sich aber zugleich mit einem Konterschlag, der das Herz des Samurai durchbohrte und ihn ebenfalls tot zu Boden sinken ließ. "Zwei mehr", murmelte der Ronin und blickte grimmig zu seinen beiden Gefährten hinüber. Dann richtete sich sein Augenmerk auf die dritte Wache, die sich bislang völlig zurückgehalten hatte. Zu seiner Verwunderung begann die Person hönisch zu lachen und klatschte in die Hände. "Hervorragend, hervorragend", rief der Mann, bei dem es sich bei näherer Betrachtungsweise um einen Jüngling von vielleicht 25 Jahren handelte. "Für ein paar Meuchelmörder habt ihr euch gut geschlagen. Aber an mir werdet ihr nicht vorbeikommen, so wahr ich Iesuke Kono heiße. So, wer will zu erst?" Der Mann zog seine beiden Klingen, ein Katana und ein Wakizashi, und forderte die Ronin zum Duell. "Euer Leben muss hier nicht enden Iesuke Kono, wir wollen nur euren Onkel. Ihr könnt umdrehen und gehen und niemand wird es erfahren und ihr erbt vielleicht was eurem Onkel gehörte, wenn ihr euch schlau anstellt und beherzt handelt. Euer Name ist bekannt und ihr wisst euer Schwert zu führen, doch wägt die Risiken ab.", Mai sprach nur zur Hälfte zu Iesuke Kono. Sie rechnete nicht damit, dass der junge Mann sich überreden lassen wollte. Zum Teil sprach sie zu ihren Begleitern. Einer von beiden würde die Herausforderung annehmen und er sollte wenigstens, dass was sie wusste auch wissen. Iwamori Dokai verbeugte sich vor seinen beiden Begleitern und bewegte sich zur Mitte des schneebedeckten Feldes, dort richtete er sein Naginata in Richtung des jungen Samurai, des Neffen seines verhassten Feindes und sagte:
"Mein Name ist Iwamori Dokai und wir sind Feinde, jegliche weiteren Worte sind überflüssig, unsere Waffen sollen das sprechen für uns übernehmen."
Nachdem er dies gesagt hatte ging der Samurai in Stellung und erwartete seinen Gegner, während sein Blut langsam an seiner Rüstung herab lief und den Schnee an seinen Stiefeln rot färbte. Ein Omen für den kommenden Kampf.
« Letzte Änderung: 08.07.2018, 10:54:23 von Taris »

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #47 am: 08.07.2018, 10:55:36 »
"So sei es denn!", rief der Mann und zog dabei sein Schwert, das kein Katana oder Wakizashi war, sondern eine kräftige fremdländische Klinge. Er begann damit, mit einer Geschwindigkeit in der Luft herumzuwirbeln, das den drei Ronin der Atem stockte. Matsukura stürzte hastig eine Phiole mit einer heilenden Flüssigkeit hinunter und - obwohl er kein Feigling war und er bereits mit seinem Leben abgeschlossen hatte -war er froh, dass er diesem Mann nicht als erstes gegenübertreten musste. Eine plötzliche Furcht überka Mai, sie war sich selbst nicht sicher warum. Aber irgendwie überam sie plötzlich das Gefühl, dass etwas furchtbar schief gehen würde. Trotzdem griff sie schnell nach einem Stab, der an ihrem Gürtel hing und tippte Iwamori Dokai damit auf die Schulter. Einige der Schnittwunden des Samurais verheilten augenblicklich. Iwamori Dokai nickte der Lady Hikomotō Mai dankend zu, denn mehr konnte er sich in dieser Situation nicht erlauben, sein Gegner Iesuke Kono hatte seine beeindruckende Schwertkunst zur schau gestellt und genauso wie die Bushi zuvor den Wachen überlegen waren, war der junge Samurai den Bushi überlegen, dies spürte Iwamori Dokai als er das technische Geschick seines Feindes sah. Er spürte das dieser Kampf wohl möglich sein letzter sein könnte und er würde alles dafür geben Iesuke Kono mit sich in die Hölle hinab zu ziehen.
Der Samurai verbeugte sich Formel vor seinen Gegner und stürmte mit einem Kampfschrei auf den Lippen auf ihn zu.

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #48 am: 08.07.2018, 10:57:32 »
Der Mann wurde von Dokai heftig getroffen, ging aber trotzdem sofort zum Gegenangriff über. Mit zwei schnellen Hieben zielte er auf Dokais Arme, wobei er allerdings darauf bedacht war, sich nicht wiederum der Gefahr von Gegenstößen des Ronin auszusetzen. Bereits der erste Schlag traf Dokais Arm und auch wenn er ihn nur streifte, blieb diesem nichts anderes übrig, als seine Waffe fallen zu lassen. Matsukura stockte der Atem und er rang mit sich, ob er Dokai zur Hilfe kommen sollte. Mai hatte keine Möglichkeit mehr in den Kampf einzugreifen ohne ihrem Samurai jegliche Ehre zu nehmen. So machte sie ein paar Schritte um den Kampf herum um zu sehen was vor ihr lag und wieviele Leute Iesuke Kono mitgebracht hatte. Iwamori Dokai hielt sich die blutende Wunde. In Augenblicken wie diesen fragte sich der Samurai, ob es doch nicht weiser gewesen wäre, Matsukura Tadakatsu die Ehre diese Kampfes zu gewähren, denn im Gegensatz zu Iwamori Dokai war Matsukura Tadakatsu auch ohne Waffen ein vortrefflicher Gegner und ähnlich technisch versiert wie Iesuke Kono.
Matsukura Tadakatsu hätte ihm sicherlich geraten sich in eine defensive Position zu begeben, sich neu zu sammeln und dafür später aus einer gestärkten Haltung anzugreifen, doch Iwamori Dokai war nicht Matsukura Tadakatsu und ihre Kampfstile hätten unterschiedlicher nicht sein können. Daher griff der Samurai nach seinem Naginata und ging ohne zu zögern zum Gegenangriff über. Dokais Idee verpuffte nahezu wirkungslos, denn auf so eine leichtsinnige Aktion hatte sein Gegner nur gewartet und stieß mit seiner Klinge nach ihm. Zum Glück war die Kampfkunst seines Gegenübers auf schnelle, weniger starke Schläge ausgelegt, sodass Dokais Rüstung das meiste abfederte. Immerhin war er nun wieder bewaffnet und konnte sich gegen die weiteren Attacken des Schwertkämpfers wehren, die recht hektisch ausgeführt wurden, was vielleicht auch daran lag, dass sich Matsukura versuchte, sich am Rande des Flures vorsichtig an den beiden Kämpfern vorbeizubewegen. Noch immer haderte er mit sich. "War es die Ehre wert, das ganze Unternehmen zu riskieren? Ein Unterfangen, dass sie letztlich nur der Ehre halber eingegangen waren?" Matsukura wusste es nicht. Schnell rasten die Gedanken in seinem kahlen Haupt und er seine Finger umfassten den Griff seines Katanas so fest, dass die Knöchel weiß wurden.

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #49 am: 08.07.2018, 10:58:55 »
Immer mehr Blut floss aus Iwamori Dokais Wunden, es war deutlich zu erkennen. Doch die Furcht, die der Samurai zuvor verspürt hatte, war verflogen, er verspürte nur noch Frieden, jetzt wo sein Ende nahe schien. Iwamori Dokai würde sterben in Erfüllung seiner Pflicht, er würde sterben im Dienste seines Herren mit der Waffe in der Hand gerichtet gegen den Feind, es gab keine größere Ehre und keinen besseren Tod für einen Samurai.
"Für die Ehre..." rief er als er erneut Iesuke Kono angriff. Dieser wehrte seine Attacken allerdings mühelos ab. "Eure Ehre nützt Euch nichts," erwiderte der Mann zwischen seinen Abwehrschlägen, die erstaunlich leicht von der Hand gingen. Offenbar kannte er Dokai und seine Begleiter nicht und wusste auch nichts von ihrer Entehrung. Der Samurai nahm eine etwas offensivere Haltung ein und wollte nun den Kampf mit dem Ronin rasch beenden. Zwei schnelle Streiche mit der Spitze seiner Klinge gegen Dokais Oberkörper schickten diesen zu Boden. Der tapfere Dokai fühlte sein Ende nahen, doch er blieb noch bei Bewusstsein und musste mit ansehen, wie sich Iesuke Kono über ihm aufbaute und sein Schwert erhob, um ihm den Gnadenstoß zu versetzen. "Ihr habt tapfer gekämpft für einen Mörder", sagte der Schwertkämpfer und ein kaltes Lächeln umspielte seine Lippen "Nun ist es Zeit zu sterben."
"Nein! Noch ist die Zeit nicht gekommen", schrie Matsukura dazwischen. Lange, vielleicht zu lange hatte er mit sich gehadert. War es es wert, seine eigene Ehre aufzugeben, um die Ehre seines Herren wiederherzustellen? War dies überhaupt ehrenhaft möglich? Der alte Veteran wusste es nicht, aber er hatte sich gleichwohl zum Eingreifen entschieden. Er versuchte sich vor sich selbst damit zu rechtfertigen, dass der Kampf im Grunde beendet war, doch er wusste, dass er sich etwas vormachte. Es war unehrenhaft, in ein faires Duell wie das zwischen Dokai und Iesuke einzugreifen. Trotzdem: Was nützte es, wenn Dokai hier und jetzt sein Leben ließ? Gar nichts. Der Verräter würde seiner gerechten Strafe entkommen und Fürst Nishio Seele weiter Qualen erleiden. Das konnte er nicht zulassen. Schnell riss er sein Schwert hoch, sodass es Iesuke Konos Klinge in der Abwehrbewegung stoppte und Stahl auf Stahl prallte. Die beiden Waffen verkeilten sich und für einen Moment war die Gesichter der beiden weniger als eine Elle voneinander entfernt.
Iesuke Kono schaute Matsukura entgeistert an. Mit einer solchen Aktion hatte er nicht gerechnet. "Was tut ihr?", entfuhr es ihm ungläubig. Matsukura antwortete nicht. Mit all seiner Erfahrung löste er stattdessen die Blockade der Klingen auf, indem er Iesuke Kono durch einen Tritt gegen das linke Knie aus dem Gleichgewicht brachte. Dann drehte er sein Schwert so in Richtung des Halses seines Gegners, dass es seitlich eindringen konnte und augenblicklich eine schwere Schnittwunde hervorrief. Iesuke Kono taumelte nun zurück und ließ seine Schwerthand sinken. Hierauf hatte Matsukura nur gewartet. Sein zweiter Schlag trennte Iesukes Kopf sauber von den Schultern. Als er zu Boden fiel, waren seinen Augen vor Fassungslosigkeit und Entsetzen immer noch weit geöffnet.

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #50 am: 08.07.2018, 10:59:55 »
"Es tut mir leid, Dokai", sagte Matsukura, während Mai dem Ronin einen heilenden Trank einflößte. "Ich konnte dich hier nicht sterben lassen, nicht so. Unserer Zeit ist noch nicht gekommen, nicht, bevor wir das Schicksal unseres Fürsten nicht gerächt haben." Iwamori Dokai antwortete ihm nicht. Er hatte sein Ende kommen sehen und war dem Tod doch noch einmal entronnen. Grund zur Freude verspürte er aber nicht, denn ihm blieb zwar sein Leben, aber durch Matsukura Eingreifen war ihm auch die Gunst, in einem ehrenvollen Duell zu unterliegen genommen worden. Er nickte daher nur kurz und ließ sich einen weiteren Trank reichen, den er schnell hinunterstürzte. "Hier, dies ist der letzte", sagte Matsukura schließlich und gab ihm seine letzte Phiole. Dann reichte er ihm seinen Arm und zog ihn vom Boden hoch. "Komm, lasst uns gehen." Mai sah das ähnlich. "Geschehen ist geschehen. Wir haben eine Mission und nun können wir weiter. Bevor wir losgehen kommt her Dokai.", mit diesen Worten holte sie einen ihrer Stäbe hervor und legte ihn Dokai leicht auf die Schulter. Wie von Zauberhand schlossen sich seine Wunden und den Samurai durchströmte neue Kraft.

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #51 am: 10.07.2018, 18:41:32 »
Als Iwamori Dokai am Boden lag in Erwartung des letzten Streiches verspürte er keine Furcht, er verspürte nur Frieden. Sein Tod war Karma er hatte ehrenvoll im Dienste seines Herren gekämpft und verloren dieser Tod war sein Schicksal. Doch es kam alles anderes als erwartet, als Matsukura in das Duell eingriff, Iwamori Dokai begriff vorerst nicht was er sah, während sein langjähriger Kampfgefährte den Samurai Iesuke Kono feige meuchelte. Iwamori Dokai hatte nie einen solch tief sitzenden Verrat erwartet, es ging allem zu wieder wofür ein Samurai stand, es ging allem zu wieder wofür ihr Fürst stand.
"Was glaubt ihr da zu tun, es liegt nicht an euch zu bestimmen wann meine Zeit gekommen ist und wann nicht. Ist jegliche Ehre die ihr hattet mit unserem Fürsten gestorben? Versteht ihr den nicht, das all unsere Handlungen auf die eine oder andere weise auf unseren Fürsten zurückfallen, was nützt es uns seine Mörder zu bestiegen wenn wir dabei die Ehre unseres Herrn verspielen. Das würde alles wofür er stand, all seine Worte, seine taten und sein Andenken in den Schmutz ziehen."
Iwamori Dokai schüttelte voller Zorn und Trauer Matsukuras Hand ab. "Wir waren Freunde..."
Dokai konnte dem Krieger nicht mehr in die Augen sehen, er schüttelte verächtlich den Kopf und wandte sich ab, dieser Mann war in seinen Augen kein Samurai mehr.

Matsukura stimmte Dokais Reaktion tieftraurig. War es richtig, was er getan hatte? Er hoffte es, doch nun war es ohnehin zu spät. Wenn ihre Mission keinen Erfolg hatte, würde er doppelt entehrt bleiben - ob nun jemand den Kampf mit Iesuke Kono mitbekommen hatte oder nicht. Ihm blieb einfach keine Wahl als weiterzumachen. Er überlegte kurz, ob er noch etwas zu Dokai sagen sollte, doch er spürte, dass das seinen Gefährten in seinem momentanen Ärger, vielleicht war es auch der Schock, kaum umstimmen würde. Daher sprach er nur wenige Worte: "Dokai, ich verstehe deinen Zorn, aber ich habe das nicht für uns getan, sondern für unseren Fürsten. Wenn es dir unerträglich ist, dass ich eingeschritten bin, so bin ich bereit mich dir zu stellen, wenn unsere Mission erfolgreich war. Mein Leben soll in deiner Hand liegen, denn ich habe mit dem meinen ohnehin abgeschlossen." Dann ging er an Dokai und Mai vorbei und stieg die Treppe empor, die in das zweite Stockwerk des Wohnturmes führte. Die anderen beiden folgten ihm. Als sie oben angekommen waren, sahen sie, dass die Etage durch mehrere dünne Trennwände in einzelne Räume aufgeteilt. Für den Moment war niemand zu sehen, aber aus dem Raum vor ihnen hörten sie leise Geräusche, die wie kaum wahrnehmbares Schluchzen wirkten.
« Letzte Änderung: 10.07.2018, 18:42:03 von Taris »

Hikomotō Mai

  • Beiträge: 107
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #52 am: 18.07.2018, 22:56:10 »
"Ich erlaube mir zu bestimmen wann die Zeit gekommen ist und wann nicht. Eure Ehre gehörte meinem Gemahl. Und als er starb nahm er eure Ehre mit in sein Grab. Durch den Tod Konos erlangt ihr sie wieder. Nicht zuvor. Also erzählt mir nicht was nötig ist. Rache ist nötig. Und mein Gemahl hat Rache verdient.", schimpfte Mai mit Dokai.

"Behaltet die Mission im Auge. Die Ehre wird euch am Ende zuteil.", vielleicht war Mai nur eine Frau und verstand die Tragweite der Ehre in den Augen der Männer nicht, aber sie würde den Mörder ihres Mannes nicht so davon kommen lassen. Langsam ging sie zum Kopf von Iesuke Kono: "Wir sollten den Kopf mitnehmen, er wird Furcht in die Herzen unserer Gegner lassen. Sein Herr kämpfte nicht fair um meinen Mann."

Mit diesen Worten griff sie nach den Haaren des Toten. Sie musste sich fast vor ihre Füße übergeben als Blut aus Iesukes Hals auf ihre Schuhe tropfte, aber sie rang tapfer mit sich und behielt den Inhalt ihren Magens in eben jenem: "Atmet tief durch. Findet eure Mitte wieder und lasst uns weiter gehen."

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #53 am: 22.07.2018, 13:53:56 »
Matsukura dankte Mai für ihr Worte, so hart sie auch waren. "Natürlich, Herrin," pflichtete er ihr daher eilig mit einer Verbeugung bei. "Lasst mich den Kopf nehmen." Mit diesen Worten ließ er sich von der Fürstenwitwe das Haupt des jungen Schwertkämpfers aushändigen und verstaute es in einem Lederbeutel.
Dann ging er vorwärts und schob die Tür zur Seite, die den Raum vor ihnen verschloss. Dort sahen sie mehrere Dienerinnen, die sich um eine mittelalte Frau in einem blauen Kimono versammelt hatten und in der äußersten Ecke des Raumes auf dem Boden kauerten. Als er die Tür öffnete, erhob sich eine alte Frau und hielt ihnen mit zittrigen Händen ein Tanto entgegen.  "Wir sind bereit zu sterben!", sprach sie mit gebrochenem Stimme. Im Hintergrund könnten sie sehen, wie sich die Frau von Fürst Kono bereit machte, sich einen Solch in den Leib zu rammen, um Seppuko zu begehen. Für einen Moment schien sie allerdings noch zu zögern und schaute zu Matsukura hinüber. Dieser wiederum wandte sich an seine Fürstin und blickte sie fragend an. "Was sollen wir mit ihnen machen, meine Herrin?"

Iwamori Dokai

  • Beiträge: 243
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #54 am: 29.07.2018, 16:53:20 »
Die Worte der Lady Hikomotō Mai klangen einfach nur falsch, widerlich in Iwamori Dokai's Ohren.
Es würde den Samurai nicht überraschen würde sich die Lady Hikomotō Mai als leibliche Schwester von Fürst Kono zu erkennen geben.
"Lady Hikomotō Mai eure Worte zeigen das ihr nichts über Ehre wisst und das ihr Ehre auch nicht versteht. Ehre ist nicht etwas das man einer Person nehmen kann, Ehre ist kein Geburtsrecht, Ehre muss man sich verdienen."

Mit einem abschätzigen Blick auf die Lady Hikomotō Mai fuhr er fort,"Ihr könnt mir nicht nehmen was Ihr nicht besitzt. Die Ehre einer Person kann nur durch die eigen Taten und die eigenen Worte beeinflusst werden. Durch ehrlose Taten verliert man Ehre und auch eure Worte werden nichts daran ändern. Seht dies Diener, sie sind weit weniger Edel als ihr, die Positionen sind soweit von einander entfernt, dass nicht einmal ein Vergleich angemessen ist, doch an ihr Verständnis von Ehre werdet ihr zu Lebzeiten nicht heran reichen können"

Mit diesen Worten wandte sich Iwamori Dokai von der Lady Hikomotō Mai ab und wandte sich an die Diener des Fürsten Kono:
"Was ihr tut ist bewundernswert, ich kann eurer Treue zu eurem Fürsten sehen, ihr erweist euren Vorfahren, eurem Dorf und euren Kindern große Ehre mit eurer mutigen Tat."
Der Samurai Iwamori Dokai neigte sein Haupt vor den einfachsten Diener des Fürsten Kono, dem Mann dessen Intrigen seinem Fürsten das leben Kosteten und mit trauer erkannte er das die niedrigsten Diener seines Feindes weit mehr Ehre besaßen als seine Begleiter.
"Eure Tapferkeit wird noch in 18 Generationen von euren Nachfahren geehrt werden."
« Letzte Änderung: 29.07.2018, 17:03:12 von Iwamori Dokai »
"None of you are yet samurai. Defend your homes with honor, die for your cause, and perhaps then you will be worthy of the word."

Hikomotō Mai

  • Beiträge: 107
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #55 am: 02.08.2018, 13:53:03 »
"Natürlich verstehen nur Männer etwas von Ehre.", speite Mai hervor: "Warum seid ihr dann hier? Niemand kann meinem Mann die Ehre nehmen und trotzdem sind wir hier um seine wieder herzustellen. Es gibt einen Grund warum ihr ein Soldat seid und kein Fürst. Natürlich kann man euch die Ehre nehmen. Durch eure Taten könnt ihr sie wieder herstellen, aber nehmen kann man sie euch. Wir sind hier um die Ehre meines Mannes wieder herzustellen. Ihr habt im Gehorsam und Loyalität geschworen, also werden wir weiter gehen und Kono wird für seine Taten büßen. Dann ist die Ehre meines Mannes wiederhergestellt und ihr könnt tun wie euch beliebt."

Danach schaute sie in den Raum und überlegte was mit den Dienern zu machen war: "Ihr braucht nicht sterben Mütterchen. Verschwindet und behaltet euer Leben. Ihr habt Mut bewiesen um euch vor euren Herren zu stellen. Doch nun besitzt Weisheit."

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #56 am: 06.08.2018, 21:13:28 »
Matsukura war angesichts der Härte des Wortgefechts schockiert. Sein anfänglicher Enthusiasmus, den Fürsten zu rächen, war reinem Fatalismus gewichen. In seiner gegenwärtigen Stimmung hätte Matsukura auch die Frauen ohne zögern niedergestreckt. Mittlerweile war dem Ronin fast egal was aus ihm wurde - Ehre hin oder her, sie hatten sich auf ihrer Mission heillos zerstritten und nur Mais harter Hand war es zu verdanken, dass die Situation völlig aus dem Ruder lief.
Ob die Frauen erkannten, wie nahe sie dem Tode gekommen waren, ließ sich nicht sagen. Allerdings nahmen sie Mais Pardon dankbar an und beeilten sich, die Szenerie mit den beiden bluttriefenden Kriegern schnellstmöglich hinter sich zu lassen. Schnell hasteten sie an ihnen vorbei die Treppe hinunter, wobei eine der Frauen stürzte und hart auf dem Boden aufschlug. Zwei andere packten sie und zerrten sie eilig fort - offenbar waren sie nicht gewillt, einen etwaigen Sinneswandel der drei Angreifer abzuwarten.

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #57 am: 22.08.2018, 23:13:14 »
Anscheinend hatten Mais Worte gewirkt, denn Dokai sagte vorerst nichts mehr und folgte den beiden anderen aus dem Raum heraus. Fast beiläufig streckte er einen Shinobi nieder, der sich als Diener getarnt, den Tanto kaum sichtbar im Gewand versteckt, aus einem anderen Raum in den Rücken von Mai bewegt hätte. Ihre gute Aufklärung, die sie vor solchen hinterhältigen Manövern gewarnt hatte, hatte sich ein weiteres Mal als nützlich erwiesen. "Wenn ihr es sagt, Herrin...", murmelte er dabei grimmig. Mai, die den potentiellen Angreifer nicht hätte kommen sehen und sich der plötzlichen Gefahr erst im Nachhinein bewusst wurde, quittierte seine Aktion mit einem kaum merkbaren Nicken, das gleichwohl ein deutliches Zeichen der Dankbarkeit war.
"Gut aufgepasst Dokai!", sagte Matsukara an ihrer Stelle versöhnlich. "Ich glaube, wir haben unser Ziel erreicht. Dies hier" - er deutete auf eine schmale Treppe vor ihnen, die nach oben führte - "dürfte der Weg zu Fürst Konos Gemach sein."

Taris

  • Moderator
  • Beiträge: 2499
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #58 am: 04.09.2018, 19:42:00 »
"Ja, das ist er," antwortete Mai mit einem grimmigen Unterton. "Wir sind fast am Ziel. Der Mörder meines Mannes muss ganz nah sein. Die Zeit der Rache ist endlich gekommen! Nun meine beiden Getreuen, habt keine Angst. Ihr wisst, dass sich Fürst Kono auf dunkle Magie versteht, doch auch ich habe im letzten Jahr einiges gelernt, dass uns einen Vorteil verschaffen kann." Ihre Lippen formten kurz daraufhin einige seltsame Worte, die Matsukura und Dokai ob ihrer Fremdartigkeit im ersten Moment beunruhigten, doch schon bald mit einer unnatürlichen Zuversicht ausstattete. Noch wundersamer war die nächste Tat der Fürstenwitwe, denn noch bevor sich die beiden Ronin fragen konnten, welchen Preis Mai für die Einführung in diese Geheimnisse wohl hätte bezahlen müssen, ließ sie eine von ausladenden Bewegungen und Gesten begleitete Beschwörung mit ihrer Umgebung geradezu verschmelzen. Mai gab nun das Zeichen und gemeinsam stürmten sie die Treppe zu Fürst Konos Gemächern hoch. Die Tür flog auf und gab den Blick auf einen großen Raum frei, der mit vielen seltsamen Accessoires ausgestattet war - chinesischen Möbeln, Jadestatuen, die Löwen darstellten, Namban-Kunst und vielen anderen Dingen, die die drei nicht zuordnen könnten. Von Räucherstäben war die Luft mit einem süßlichen Qualm erfüllt, der dicke Schlieren zog. In der Mitte des Raumes stand ein sehr alter Mann und blickte Mai - die ja als einzige zu sehen war - ängstlich an. "Was wollt ihr von mir?," stammelte er. "Mein Herr ist nicht da".

Hikomotō Mai

  • Beiträge: 107
    • Profil anzeigen
Die Zeit der Rache
« Antwort #59 am: 12.09.2018, 19:12:05 »
Das konnte doch nicht wahr sein, so nah und doch so fern? Etwas verwirrt starrte Mai den Diener an: "Wo ist dein Herr?", blaffte sie ihn an[1], während ihre Finger anfingen komplexe Gesten zu machen und sie vor sich hin summte.[2] Nachdem sich ihre Sicht angepasst hatte konnte sie die Anwesenheit von mindestens einer magischen Aura ausmachen, auch wenn sie mehr Zeit brauchen würde um diese zu Orten.
 1. free action: talk
 2. Cast: detect magic
« Letzte Änderung: 15.09.2018, 16:07:13 von Hikomotō Mai »

  • Drucken