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Autor Thema: Die Zeit der Rache  (Gelesen 40079 mal)

Beschreibung: Eine klare Winternacht in Edo

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Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #60 am: 17.09.2018, 22:36:18 »
"Der Herr? Der ist nicht hier, er ging heute Nachmittag zum Hof und ist bislang nicht zurückgekommen", sagte der Alte mit augenscheinlich angsterfüllter Stimme. Er zitterte und neigte sein Haupt. "Bittet tötet mich nicht", setzte er hinzu.
Mai wüsste nicht recht, was sie davon halten sollte. Einerseits klang der Mann authentisch, andererseits war die Situation doch recht seltsam. Ihre Informationen waren andere und dass sie begann, neben anderen magischen Auren, die sie noch nicht einordnen konnte, Beschwörungsmagie wahrzunehmen, machte es nicht besser.

Hikomotō Mai

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Die Zeit der Rache
« Antwort #61 am: 20.09.2018, 10:24:43 »
Sorgsam versucht Mai herauszuhören ob der Diener die Wahrheit sagte.[1] "Was ist hier an Magie im Gange?", fragte sie laut, mehr um ihre Samurai zu informieren, als den Diener zu fragen: "Wenn hier plötzlich eine magische Bestie auftaucht werde ich dich mitnehmen, glaub mir."
 1. Sene Motiv 17

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #62 am: 21.09.2018, 12:22:19 »
Mai konnte die Magie nun immer deutlicher spüren. Ihr stockte der Atem...es war nicht Nekromantie, Beschwörungs- und Schutzmagie am Werk, sondern sie spürte auch die Anwesenheit eines Wandlungszaubers. In dem Moment antwortete ihre der Alte, dessen Gestalt und Gesichtszüge sich schnell zu verändern begannen. Der gebeugte Rücken streckte sich, der lange weiße Bart verschwand und die Falten im Gesicht verschwanden. Auch die Stimme war eine ganz andere als er ihr antwortete: "Nun, dann solltet Ihr Euch lieber bereit machen!" Keine Frage, es war tatsächlich Fürst Kono, der nun vor ihnen stand und mit einem Wort in einer fremden, unnatürlichen Sprache auf eine große chinesische Jadestatue in Form eines Löwen deutet. Sein höhnisches Lachen schall durch den Raum als sich die Statue aufrichtete und mit einem Satz von ihrem Sockel auf Mai zusprang. Ihre stilisierte Form hatte sich in den muskulösen Körper einer Großkatze verwandelt, die die Fürstenwitwe mit ihren rot glühenden Augen ins Visier nahm.

Taris

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« Antwort #63 am: 04.11.2018, 21:58:21 »
Nun hob Fürst Kono die Hände und ließ grüne Flamme aus dem Boden emporschießen. Sofort spürten die drei Verschworenen eine unglaubliche Hitze auf sich zu rasen, die den Raum in ein gespenstisches Licht tauchte und sogar die Jadekatze erfasste. "Damit habt ihr wohl nicht gerechnet, ihr Narren!", schrie ihnen der zunehmend in Ektase geratende Fürst zu.
Die Großkatze, deren Haut glatt und grünlich wie Jade war, brüllte auf und sprang mit einem weiteren Satz auf Mai zu. Die zierliche Frau wurde umgerissen, durch die Fangzähne der Bestie an der Schulter erwischt und dann von einem ganzen Gewitter an Klauenhieben eingedeckt, wodurch sie mehrere tiefe blutende Wunden davon trug. Dies wäre sicher ihr Ende gewesen, wenn nicht Matsukura ihr schnell zur Hilfe geeilt wäre. Der Ronin hatte kurz abgewägt, ob er die ihm verliehene Unsichtbarkeit nicht zum Angriff auf Fürst Kono selbst nutzen sollte, aber der Angriff der Raubkatze kam ihm zuvor. Mit einem schweren Hieben durchdrang er den Rumpf des Wesens kurz unterhalb des Halses. Der zweite trennte den Hals dann vollständig durch. Eine grüne Masse ergoss sich auf, doch sie bemerkte rasch, dass sich der Körper des Tieres bereits aufzulösen begann. Matsukura reichte ihr die Hand und zog sie wieder auf die Beine.
Ächzend stand Mai da. Sie hatte ihren Tod schon vor Augen gehabt doch die Geister hatten ihr noch ein paar Augenblicke geschenkt. Sie würde sie nutzen so gut es ging. Ein furchtbarer Schrei entfuhr ihrer Kehle; ein Schrei eines Kriegers, der Gegner das Fürchten lehren sollte. Danach begann sie sofort einen Zauber auf Fürst Kono zu wirken. Dieser sollte den Magier erblinden lassen, doch Fürst Kono war nicht so leicht zu überwinden. Mai spürte, wie es ihm gelang, ihrer Zauberkraft zu widerstehen. "Die Geister, mit denen ihr euch verschworen habt, sind zu schwach!" höhnte er, wobei die grünlich flackernde Feuerwand sein Gesicht in ein unheimliches Licht tauchte.

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #64 am: 04.11.2018, 21:59:42 »
Iwamori Dokai hatte auf dieser Mission einiges erlebt und auch einiges erfahren, Dinge über Rache und wie sie einen verändern kann oder über Ehre und wie zerbrechlich doch diese ist. Der Samurai war ausgezogen und seinen Fürsten zu rechen, gegen einen ehrlosen Schurken, allerdings musste er mit ansehen wie einige seine Begleiter zu ehrlose Schurken wurden und erkennen das andere bereits lange vorher Ehrlose Schurken waren.

Zu diesem Zeitpunkt und an diesem Ort war jedoch jeglicher Gedanke daran überflüssig, es würde für seine Begleiter und ihn kein später geben. Sein Gegner war in Reichweite seiner Klinge, es gab nur eines, was er tun musste oder er würde beim Versuch dabei sterben. "Kono du alter Teufel mach dich bereit!!" Die Hitze versengte Dokai fast das Gesicht, doch ihm gelang es - auch ihn weil Kono wegen Mais Zauber bislang nicht wahrgenommen hatte - mit seiner Naginata durch die Flammen hindurch zu stoßen. Er bemerkte einen kurzen, aber deutlichen Widerstand als die Schutzzauber, mit denen sich Kono augenscheinlich versehen hatte, seine Klinge vergeblich abzulenken versuchten. Zu seiner Genugtuung sah, dass seine Waffe den magischen Schild letztlich durchbrach und Kono eine hässliche Wunde zufügte.

Taris

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« Antwort #65 am: 04.11.2018, 22:00:15 »
Der Magier guckte entgeistert. Sein höhnisches Lachen war ihm ob des plötzlichen Angriffs völlig vergangen. Panik stieg ihm ins Gesicht und er versuchte hastig sich außer Reichweite der Naginata des Ronin zu bringen. Dokai schlug nach ihm, doch dieses Mal wurde seine Klinge abgelenkt, bevor sie  den Zauberer durch den magischen Schild erreichen konnte. Kono stand nun mit dem Rücken zur Wand. Eine weitere Fluchtmöglichkeit gab es für ihn nicht. Er riss schmerzverzerrt die Hände für einen verzweifelten Zauber hoch. Kurz darauf trat überall zwischen den Dielen aus der Decke, den Wänden und dem Holzboden ein schwarzer, glänzender Schleim hervor, der sich um alles legte, was jenseits der Flammenwand war. Die einzelnen Schleimpfropfen begannen sich zu sammeln und zu dicken Tentakeln auszubilden, die schon bald beträchtliche Längen erreicht hatten und nach allem tasteten, was sich im Raum befand. Die Tentakel schlangen sich auch um die Beine, die Arme und die Leiber der drei Eindringlinge und versuchten sie zu Boden zu reißen und zu erwürgen. Mai und Dokai wurden auf diese grauenhafte Weise ergriffen und waren nicht mehr in der Lage sich fortzubewegen. Mai spürte schon, wie ihre Lebenskraft zur Neige ging. Als wäre das nicht bereits schlimm genug gewesen, strahlte die Flammenwand eine extreme Hitze ab, die Dokai, der sich am weitesten vorgewagt hatte, am härtesten traf. Nur Matsukura gelang es, sich den zahlreichen Tentakeln, die nach ihm griffen, mit seinem Katana zu erwehren. Mühsam kämpfte er sich auf Fürst Kono zu. Ein Sprung durch die Feuerwand versengte ihm sein verbliebenes Haar und verbrannte seine Haut. Der Ronin biss vor Schmerz die Zähne zusammen und schlug mit letzter Kraft nach seinem Feind. Ihm gelang es aber nicht, den Schutzschild des Magiers zu durchdringen. Mai merkte wie ihr Leben aus ihrem Körper wich. Vielleicht war Kono doch zu stark für sie. Aber nur die Geister wussten ob sie es schaffen würden. Trotz der Umstände richtet Mai sich auf und beginnt laut eine alte Legende über den Heldentod zu rezitieren. Vielleicht würde es ihr und den Samurais helfen in den Tod zu gehen. So sehr sich Iwamori Dokai bemühte, er konnte sich nicht aus den Heimtückischen Zauber Konos befreien. Der Samurai spürte wie sich die Tentakeln immer enger um seinen Körper schnürten und das Leben aus ihm heraus pressten.

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #66 am: 04.11.2018, 22:00:32 »
Dokai und Mai spürten wie die Hitze und die Tentakel, die sich immer enger um sie wanden, drauf und dran waren, ihr Dasein zu beenden bevor sie ihre Rache vollenden konnten. Die zierliche Witwe traf es am schlimmsten, denn sie hatte weder die Rüstung, noch die Konstitution, um den unheiligen Zaubern ihres schlimmsten Feindes etwas entgegenzusetzen. Fürst Kono hatte hierfür freilich keinen Blick, sondern wandte sich Matsukura zu, der ihm wutentbrannt gegenüber stand. Mit einer raschen Bewegung seiner linken Hand, die der Ronin nicht kommen sah, berührte er diesen leicht an der Brust - doch die Wirkung war enorm. Matsukura spürte einen heftigen Schlag, der ihm mehere Rippen brach, den Atem raubte und einige Meter durch die Luft fliegen ließ bis er an die Wand des Turm klatschte und dort zu Boden fiel. Er fühlte sich als hätte ihn ein Ochse umgerannt, doch er nahm seine letzte Kraft zusammen und richtete sich wieder auf. Brüllend rannte er auf den Magier zu, das Katana mit beiden Händen über den Kopf erhoben. Der kraftvolle Hieb durchbrach den Schild des Zauberers, mit dem dieser sich umgeben hatte. Dadurch wurde der Schlag zwar abgeschwächt, doch die Klinge des Schwertes drang tief in die Schulter des Mannes ein, der ihnen so viel Leid zugefügt hatte. Röchelnd fiel der Magier zu Boden, wo er - kaum noch bei Bewusstsein - liegen blieb. Schwarze und graue Schlieren traten aus seinem Körper hervor und verflüchtigten sich rasch - die Kami, die ihm seine Kraft verliehen hatten, verließen ihn. Seine Zauber erstarben nun nach und nach, sodass nur noch Teile der einige Teile der Einrichtung weiterbrannten und von den Tentakeln bis auf ein paar große schwarze Ölflecken wenig übrig blieb. Matsukara sah sich um. Aus dem mächtigen Fürst Kono war nun ein stark verletzter und schwacher alter Mann geworden, der um Jahrzehnte gealtert schien - der Preis für den Pakt, den er mit den dunklen Mächten dieser Welt geschlossen hatte.

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #67 am: 23.11.2018, 11:23:49 »
Iwamori Dokai fiel nahezu zu Boden als sich die Tentaken plötzlich vom ihm lösten, schaffte es aber doch noch sein Gleichgewicht zu behalten. Matsukara hatte den Schurken Kono niedergerungen und die Lady Hikomotō Mai hatte alle noch mit ihrer letzten Kraft gestärkt bevor sie auf den Boden nieder sank. Dies alles war geschehen und dies alles hat der Samurai wahrgenommen, welcher sich mit seinen Händen auf seinen Knien stützte und ausatmete.  Sie hatten den ersten Teil ihrer Rache vollbracht und ein Teil ihrer Schuld gegenüber dem Fürsten abgegolten. Iwamori Dokai atmete ein weiteres mal aus und richtete sich trotz seine Verletzungen auf, blickte in Matsukara Richtung und verbeugte sich,
"Du hast den feindlichen Fürsten nieder gerungen, die Ehre den Kopf von seine Schultern zu lösen gebührt allein dir, verbrenne den Rest ich werde inzwischen nach der Lady Hikomotō Mai sehen."
Mit diesen Worten verbeugte sich abermals und wandte sich dem Körper der Lady zu und versuchte sich um ihrer Verletzungen zu kümmern.

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #68 am: 23.11.2018, 11:44:31 »
Mais Zustand stabilisierte sich glücklicherweise auch ohne die Hilfe des Ronin. Sie blieb natürlich bewusstlos, aber Dokai nun hochnehmen und über seine auf die Schulter legen. Matsukura kümmerte sich hingegen um Fürst Kono, der zu seinen Füßen kauerte und schwerverletzt war. "Kono!", sprach er ihn mit harter, unbarmherziger Stimme an. "Ihr habt unseren Fürsten entehrt und damit auch uns! Eure schändliche Magie ist fort, Euer Tod Gewissheit. Wenn Ihr noch einen Funken Anstand habt, setzt Ihr Eurem Leben selbst ein Ende!" Mit diesen Worten deutete der frühere Samurai auf ein Tanto, das im Gürtel des Mannes steckte, der Ihnen so viel Leid zugefügt hatte.
Fürst Kono war jedoch nicht in der Lage dazu. Er zitterte am ganzen Körper. Von der Aura der machtvollen Erhabenheit, die ihn noch vor kurzem umgeben hatte, war nichts mehr übrig. Er war körperlich und geistig gebrochen. Matsukura kümmerte das freilich nicht. Er packte den Greis, schleuderte ihn auf die Knie und riss ihn an seinen Haaren in eine aufrechte Position. "Nicht mal dazu reicht es also!", sagte er voller Verachtung als Kono mit dem Rücken zu ihm kniete. "Nun denn!" Mit diesen Worten stieß er den Kopf seines Feindes nach vorne und ließ nur einen kurzen Augenblick später sein Schwert auf ihn niederfahren. Das Katana trennte das Konos Haupt sauber vom Rumpf, der wenige Sekunden darauf, langsam zur Seite sackte.
Matsukura wischte das Blut von seinem Katana und steckte es in die Scheide. Dann nahm er den abgeschlagenen Kopf ihres Widersachers, hob ihn auf Augenhöhe hoch und betrachtete ihn kurz. Das grüne Feuer, das zunehmend das Inventar des Raumes erfasste, tauchte das Antlitz des Toten ein letztes Mal in ein unheimliches Licht ehe Matsukura den Kopf in einem mitgeführten Lederbeutel verstaute und sich diesen an die Hüfte heftete. "Auf Dokai, wir haben keine Zeit zu verlieren!"

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #69 am: 04.12.2018, 07:36:52 »
Schnell rannten sie die Treppe herunter und den Weg entlang, den sie gekommen waren. Zwei einzelne Wachen, die sich vorgewagt hatten, machte Matsukura im Vorbeirennen nieder. Erst als sie die kleine Brücke überquert hatten und auf dem schneebedeckten Feld vor der Burg standen, hielten sie kurz inne. Durch das Feuer, das den Turm der Burg inzwischen ganz ergriffen hatte, war es hell erleuchtet. Sie könnten sehen, dass sich aus den an der Außenmauer gelegenen Behausungen etliche Personen, bestimmt zwei Dutzend, herausbegeben hatten. Die meisten waren offenbar Frauen und Kinder, es waren jedoch auch einige Samurai darunter, die sich nun vorsichtig aus allen Seiten auf sie zu bewegten. Auch aus dem Teehaus war eine weibliche Person hervorgetreten. Sie war zwar noch einige Meter entfernt und machte keine Anstalten, näher zu kommen, doch man hätte den Eindruck, als würde sie ihre Zähne fletschen. Die Situation war mehr als bedrohlich. Dokai und Matsukura wussten, dass sie in ihrem Zustand nicht in der Lage sein würden, lange Widerstand zu leisten. Sie hatten nur eine Chance. 

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #70 am: 04.12.2018, 23:34:56 »
Diese bestand darin, zu den Ställen durchzubrechen. "Los, zu den Pferden!", rief Matsukura daher und rannte voran. Den Mann, der sich ihm in den Weg stellte, rannte er geradezu um und stieß ihm im Weiterlaufen sein Katana in die Seite. Dokai folgte ihm so schnell er konnte, wodurch Mai immer wieder aus ihrem Dämmerzustand gerissen wurde.- nur um dann sofort wieder in diesen zurückzusinken.
Am Stall angekommen, riss Matsukura die Tür auf und machte nur wenige Augenblicke später eines der typischen kleinen Samuraipferde los. Dann nahm er Dokai die Fürstenwitwe ab und legte sie - so behutsam wie es ihm in der Eile möglich war - über den Rücken des Tieres. Anschließend drückte er Dokai, der bis dahin die Tür bewacht hatte, das Zaumzeug in die linke und den Beutel mit dem Kopf ihres Feindes in die rechte Hand. Sieser wusste natürlich was das bedeutete - er und Mai sollten alleine fliehen. Er wollte zunächst protestieren und für einen Moment kam ihm der Gedanke, dass Matsukura ihn ein zweites Mal um einen Tod im Kampf betrügen würde, doch dieses Mal blieb ef still. Die Mission war zu wichtig. Als hätte
Matsukura seine Gedanken erahnt, verbeugte dieser sich und sah ihm dann tief ins Gesicht. "Dokai, sprach Matsukura. "Bring unsere Herrin bitte zum Tempel. Du bist der bessere Reiter und hast die bessere Chance. Ich versuche, die Feinde etwas aufzuhalten. Es ist die einzige Option." Dokai nickte nur. Er wusste, dass das stimmte. Mehr Worte wurden nicht gesprochen. Sie wussten beide, dass dies ein Abschied für immer war.
« Letzte Änderung: 04.12.2018, 23:53:43 von Taris »

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #71 am: 04.12.2018, 23:39:14 »
Dokai schwang sich nun selbst hinauf. Während er dem Pferd seine Hacken in die Flanken trieb, sodass es wild losgallopierte, rannte Matsukura den verbleibenden Wachen entgegen, die aus allen Richtungen auf den Stall zuströmten. Sein Katana hoch über den Kopf erhoben, war der Ronin bereit, sein Leben zu geben, um den beiden anderen die Flucht zu ermöglichen. Es war das letzte, dass man von ihm sah. Der altgediente Kämpfer verschwand in einer Mischung aus Rauch, Schneegestöber, Blut und Dunkelheit.
« Letzte Änderung: 05.12.2018, 08:38:34 von Taris »

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #72 am: 05.12.2018, 08:59:35 »
Das Pferd, welches in der Eile natürlich umgesattelt war, würde von Dokai hingegen in Richtung des Tores getrieben. Der Ronin war ein fähiger Reiter, doch auch für ihn war es schwer, in der einen Hand seine Naginata und in der anderen die Zügel zu halten und dabei zugleich darauf zu achten, dass Mai nicht herunterfiel. Als wäre dies nicht schlimm genug gewesen, war er selbst kaum noch bei Kräften und zu allem Überfluss krachten mehrere Musketenschüsse durch die Nacht. Ob sie ihm oder Matsukura galten, konnte er nicht sagen, aber es war ein weiterer Grund dafür, sich zu beeilen. Er fragte sich bereits, wie er in dieser Lage jemals durch das geschlossene Tor kommen sollte. Zu seiner Überraschung kam ihm das Glück zur Hilfe. Just in dem Moment, als er schon in seiner Verzweiflung abspringen und das Tor selbst öffnen wollte, wurde es aufgestoßen und eine kleine Gruppe kaiserlicher Soldaten, vielleicht vier oder fünf Mann, kam hindurch - offenbar um nach dem Rechten zu sehen, denn der brennende Burgturm musste inzwischen weithin sichtbar sein. Dokai beschleunigte das Pferd umgehend wieder. Er galoppierte durch die Männer hindurch ins Freie, wobei er einem die Naginata durch die Brust stieß und ein anderer einfach niedergetrampelt wurde. An den Wachen vorbei gelangte er wieder auf die Straßen Edos und preschte weiter, immer weiter.

Taris

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Die Zeit der Rache
« Antwort #73 am: 05.12.2018, 09:28:33 »
Ihm war klar, dass man ihm auf den Fersen war und so trieb er das Pferd an, bis es kurz vor dem Zusammenbruch stand. Es war zwar mitten in der Nacht, aber mehr als einmal mussten Passanten aufs dem Weg springen um nicht niedergerungen zu werden. Mit letzter Kraft kam er an dem kleinen Tempel an, der der Ausgangspunkt ihrer Verschwörung gewesen war. Der alte Priester erwartete ihn schon. Schnell schafften sie Mai vom Pferd herunter und brachten sie in das Tempelinnere. Dort ließ der Priester das Feuer auf dem Altar erneut auflodern, in dem er mehrere Bund Reisig hineinwarf. Während Dokai die Tür von innen verriegelte, flößt der alte Mann der Witwe des Fürsten etwas von einer übelriechenden Flüssigkeit ein. Wenige Momente später wachte Mai auf, immer noch an der Schwelle zwischen Leben und Tod, aber wieder bei Bewusstsein. "Wo bin ich, was ist passiert?", fragte sie irritiert, er viel aber von den beiden Männern darauf keine Antwort. Der Priester hätte sich schon wieder dem Feuer gewidmet und angefangen, Beschwörungsformeln zu intonieren. Dokai hingegen atmete schwer. Viel Zeit blieb ihnen nicht. In der Ferne konnten sie schon die Stimmen von Soldaten und das Geklirr von Waffen und Rüstungen vernehmen.
« Letzte Änderung: 08.12.2018, 18:36:29 von Taris »

Iwamori Dokai

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Die Zeit der Rache
« Antwort #74 am: 14.12.2018, 14:42:09 »
Iwamori Dokai lockerte seine Muskeln und schnürte seine Rüstung fest, auf seinem ernsten Gesicht war die Andeutung eines Lächelns zu erkennen. Der Samurai verstand nun wieso er so lange nach dem Tod seines Herren überlebt hatte und er erkannte auch wieso er seine Klinge zurückgehalten hatte als Matsukura in sein Duell eingriff. Es war einfach noch nicht Zeit und jeder hatte seine Rolle zu erfüllen, Matsukura erkaufte ihnen die Flucht mit seinem Leben und er würde Zeit für das Ritual mit dem seinen erkaufen.
Der letzte Dienst für seinen Fürsten.
Es war Karma.

"Lady Hikomotō Mai, ich werde euch soviel Zeit wie möglich erkaufen bitte kümmert euch um das Ritual."
Mit diesen Worten wandte sich Iwamori Dokai ab und ging den Waffengeräuschen entgegen, sein Blick war klar sein Geist und sein Herz waren in Gleichgewicht, er war im Einklang mit sich und seinem Karma. Es war Zeit.
"Das Schwert ist nur ein Instrument. Es ist die Hand des Samurais, die es zum Leben erweckt."
"Das Schwert ist nur ein Instrument. Es ist die Hand des Samurais, die den Tod bringt."
« Letzte Änderung: 14.12.2018, 14:45:55 von Iwamori Dokai »
"None of you are yet samurai. Defend your homes with honor, die for your cause, and perhaps then you will be worthy of the word."

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