Als Max den Play-Knopf des Diktiergeräts drückt hört er nur ein leises Knacken, gefolgt von einem säuselnden Rauschen. Es scheint als habe niemand etwas auf das Diktiergerät gesprochen. Etliche Sekunden vergehen, bevor plötzlich ein Räuspern aus dem kleinen Lautsprecher dringt.
"Hallo. Mein Name ist Stefan und wenn du das hier hörst, bin ich wahrscheinlich nicht mehr am Leben. Ich wurde infiziert und werde es vermutlich nicht schaffen die Person zu finden, die es vermag mein Leben zu retten. Und wenn doch, so wird sie es vermutlich eh nicht tun... Wieso ich das hier aufnehme? Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Vielleicht mag dies ein letzter Versuch sein meine fragwürdigen Entscheidungen wieder gut zu machen. Vielleicht ist es auch ein Strohhalm an den ich mich klammere um mein Karma in die richtige Richtung zu lenken. Ich bin eigentlich kein schlechter Mensch, aber die Apokalypse hat Seiten in mir zum Vorschein gebracht, von denen ich nie gedacht habe, dass sie in mir schlummern. Ich habe in den letzten Monaten viel schreckliches getan, um mich am Leben zu halten und mir wurde leider viel zu spät klar, dass der Preis dafür einfach zu hoch ist. Vielleicht können meine folgenden Worte etwas bewirken. Vielleicht wird sie auch nie jemand hören oder sie sind einfach völlig unnötig weil diese Welt eh vor die Hunde geht. Sei es drum! Wenige Wochen nach der Apokalypse schloss ich mich zusammen mit meiner Freundin Lena und meinem besten Kumpel Mike einer Gruppierung an, die schnell an Zuwachs gewann und nicht davor zurückschreckte die eigenen Bedürfnisse über alles andere zu stellen. Das Leben war gefährlich geworden und der Selbsterhaltungstrieb brachte auch mich dazu meine moralischen Grundsätze fast vollkommen abzulegen. Ich war Mitglied eines kleinen Forschungsteams innerhalb dieser Gruppierung. Die Tatsache, dass wir unter Gewaltandrohung dazu genötigt wurden ohne Rücksicht auf Verluste mit dem T.E.A.R.S. Virus zu exprimentieren ist sicher keine Entschuldigung für das was wir getan haben. Tief in unserem Innern wollten wohl auch wir Fortschritte erzielen und die machten wir auch. Zwar langsam aber dennoch kontinuierlich. Das schlechte Gewissen rund um die Tatsache, dass wir dabei gesunde Menschen in den Tod schickten, legten wir dabei fast vollkommen ab. Jedes Opfer brachte uns einen Schritt näher und schnell erkannten wir auch, dass die besten Ergebnisse zu erzielen waren, wenn es sich bei dem Forschungsobjekt um einen Menschen mit der Blutgruppe 0 negativ handelte was leider nur auf etwa 6% der Menschheit zutrifft. So war es nicht unbedingt leicht an neue Forschungssubjekte zu kommen und es mussten teilweise weite Strecken zurückgelegt werden. Doch genug der langen Reden. Wer auch immer du bist und wo auch immer du auf diese Aufnahme gestoßen bist, es gibt einige Dinge die ich nicht weiter für mich behalten kann. Die Gruppierung der ich angehöre oder besser gesagt angehörte nennt sich "New World Order". Ein lächerlicher Name wie aus einem schlechten Film, ich weiß. Aber wir befinden uns im Umbruch. Die Welt wird nie wieder wie sie war und wer weiß, vielleicht ist der Name doch ganz passend. Aber ich bleibe bei den Fakten. Etwa 2 Wochen vor dieser Aufnahme hat sich Dr. Susanne Wagenitz mit sämtlichen Forschungsunterlagen und den letzten Dosen unseres zugegeben noch halbfertigen Antiserums aus dem Staub gemacht. Naja, eigentlich kein Wunder wenn man bedenkt, dass Starov unter einem seiner ständigen Wutanfälle Ihren Sohn und gleichzeitig das einzige Druckmittel das wir gegen Sie hatten, mit einem kraftvollen Stoß die Treppe runtergestoßen hat und dieser sich unglücklicherweise dabei das Genick brach. Als Dr. Wagenitz flüchtete, war Sie mit Mike alleine im Labor und hat diesem eine der kontaminierten Spritzen in den Bauch gejagt. Zu Beginn dachten wir noch, dass die Konzentration des Viruses für eine Infektion zu gering sei aber wir haben uns geirrt. Einige Tage danach zeigten sich die ersten Symptome und als Mike plötzlich begann aggresiver zu werden, blieb uns nichts anderes übrig als ihn in unseren Kühlraum zu sperren. Allerdings hat er es geschafft mich bei der Auseinandersetzung zu beißen und nun ist auch meine Zeit begrenzt. Lena und ich sind in einer Nacht- und Nebelaktion abgehauen und wir hoffen nun, dass wir Susanne und das Antiserum finden. Falls du das hier hörst, haben wir das aber vermutlich nicht geschafft. Fuck, ganz sicher werden wir es nicht schaffen."
Die letzten Worte der Aufzeichnung klingen gequält und traurig. Dann kann man wieder nur das kontinuierliche Rauschen einer leeren Aufnahme vernehmen.