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Autor Thema: Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont  (Gelesen 58181 mal)

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Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #225 am: 17.02.2019, 20:57:30 »
Als Gaston erwähnte, dass sie von den Zehnstädten ausgesandt wurden, musste Fiona leicht schmunzeln. So sehr konnte die Kälte ihm doch wirklich nicht zugesetzt haben. Aber dann wurde ihr klar, dass der Halbling das sicherlich mit Absicht so gesagt hatte. Schließlich musste ja nicht jeder wissen, dass sie für die Fürstenallianz unterwegs waren. Und wenn sie alle morgen zum Marquis vorgeladen werden sollten, dann würde sich die Sache ja ohnehin aufklären.

"Dann sind wir hier wohl in der Tat richtig. Ihr spracht nicht zufällig mit dem Berater des Marquis Selin Ramur? Denn er war es, der uns hierher gesandt hat und dabei auch andeutete, dass wir hier noch auf andere treffen würden, die sich um die aktuelle Lage im Norden kümmern wollen. Wir kommen gerade aus Bryn Shander. Nun, auf mich macht ihr jedenfalls den Eindruck, dass ihr genau diese Leute sein könntet."

Fiona sprach im Anschluss einige arkane Worte und gestikulierte in Richtung eines der freien Stühle. Eine geisterhafte Hand[1] ergriff daraufhin selbigen und zog ihn neben die junge Frau, die begleitet von weiteren Worten und einigen wedelnden Handbewegungen[2] vor allem in Richtung der Sitzfläche des Stuhls und des umliegenden Bodens schließlich mit einem zufriedenen Lächeln darauf Platz nahm, während sie ihre Schlafrolle und den Wasserschlauch samt Fellmantel neben sich auf den Boden legte und die Umhängetasche am Boden zwischen ihren Stiefeln einklemmte.

"Aber bitte, lasst euch in eurem Gespräch nicht von uns unterbrechen."
 1. Mage Hand
 2. Prestidigitation
« Letzte Änderung: 18.02.2019, 23:38:56 von Fiona »

Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #226 am: 18.02.2019, 11:42:34 »
Kylres aggressive Reaktion auf Fischers leutselige Ansprache ließ diesen erstaunt eine Augenbraue heben. Und zu einem Urteil kommen. Offenbar saß da ein Mann vor ihm, der gern Streit suchte und dem dazu jeder Anlass recht war, und wenn sich keiner finden ließ, dann half willentliches Missverstehen. So einen Kerl hatte Fischer in seiner alten Truppe auch gekannt. Jedes Wort, egal wie harmlos oder kameradschaftlich, verdrehte der einem im Maul und bastelte sich eine wilde Beleidigung daraus, und schon flogen die Fäuste. Samson hatte der geheißen. Auch mit Fischer hatte er sich ein paarmal angelegt. Der fehlende Backenzahn links unten, das war Samsons Werk. So sehr aufpassen, was man sagte, ging gar nicht, denn Samson drehte einem noch aus einem einfachen "Morjen!" einen Strick, wenn man es zu fröhlich oder zu trübsinnig, zu laut oder zu leise sprach. Und auf dem Schlachtfeld durfte man den Kerl erst recht nicht aus den Augen lassen, da wütete er wie ein Berserker so wild und so blind. Bis ihm Ende '85 eine sembische Axt den Schädel spaltete.

Fischer zuckte zusammen, als die Erinnerung Samsons Hirn erneut spritzen ließ. Unwillkürlich wischte er sich mit dem Handrücken über das Gesicht und zupfte einzelne Brocken aus seinem Bart.

Immerhin. Keine Yeti-Jäger. So weit, so gut. Doch sein zufriedenes Brummen ging unter im Trubel der Neuankünfte.

Vorsichtshalber legte Fischer eine beruhigende Hand auf den Kopf des noch immer knurrenden kleinen Wolfes—Immerhin ist er so vernünftig, sich einen Gegner halbwegs in seiner Größenordnung auszusuchen!—und wandte sich ebenfalls dem Halbling und der Dame zu.

"Agenten der Zehnstädte", echote er, noch ungläubiger als Kylre. "Seltsam, dass ich euch da noch nie über den Weg gelaufen bin. Und ich komme herum."

Was für eine alberne Behauptung. Alles an den beiden schrie: Städter! Und echte Agenten würden nicht lauthals in der Schenke verkünden, dass sie Agenten seien. Vermutlich hatte der kleine Kerl ihn oder Kara und Kylre aus dem Haus des Marquis kommen sehen und wollte jetzt... ja, was? Herausfinden, was die drei am Tisch über dessen Aktivitäten wussten? Dafür sprach die Aufforderung seiner Begleiterin, man solle sich doch ruhig weiter unterhalten. Nun wusste Fischer selbst ja gar nichts. Ihm hatte niemand verraten (und nachgefragt hatte er auch nicht), wozu Kara und Kylre ins Eiswindtal reisen wollten.[1]

"Fischer", stellte er sich vor. (Und wenn Kylre dies abermals als Korrektur, diesmal seiner 'Waidmann' Titulierung, verstehen wollte, so durfte er das gerne und mit vollem Recht.) "Aus dem Eiswindtal. Mir war gesagt worden, ich solle jemanden dorthin geleiten und vor Ort behilflich sein. Das ist schon alles."

Die letzten Worte waren wieder an Kylre gerichtet.
 1. Klarstellung: Fischer hat Gaston und Fiona noch NICHT als die rückkehrenden Überreste jener Gruppe identifiziert, die er vor 6 Wochen hätte treffen sollen.
« Letzte Änderung: 18.02.2019, 12:22:09 von Fischer »

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #227 am: 18.02.2019, 12:44:53 »
"Fiona," stellte sich die Halbelfin nocheinmal selbst vor.

Da nun bereits der zweite darauf anspielte, fühlte sie sich nun doch genötigt, etwas zu diesem Zehnstädte-Missverständnis zu sagen. Sie winkte mit einer Hand ab und rollte ein wenig mit den Augen.

"Ach, das mit den 'Agenten' vergesst bloß schnell wieder. Wir haben lediglich dem Sheriff von Bryn Shander ein wenig geholfen. Mich wundert es hingegen garnicht, dass wir uns noch nicht über den Weg gelaufen sind. Wir waren vor wenigen Zehntagen zum ersten Mal im Eiswindtal. Und die meiste Zeit über waren wir zudem auch in der Wildnis unterwegs."

Die etwas skeptischen Blicke blieben ihr natürlich nicht verborgen. Nun musste Fiona über sich selbst schmunzeln.

"Naja, natürlich denkt ihr jetzt, was machen gerade die beiden in der Wildnis? Und da habt ihr auch nicht ganz unrecht. Ehrlich gesagt, fühle ich mich in einer Stadt auch deutlich wohler und ohne unseren Wildniskundigen wäre das auch schwierig geworden. Aber man kann sich seine Aufgaben nicht immer aussuchen. Ich hätte mich ja gerne weiter mit einem Feuerbrandy in Kelvins Rast aufgewärmt, aber der Sheriff, Markham Südbrunn, brauchte die Unterstützung für eine Patroullie. Daher haben wir ihm geholfen, zumal wir uns dort oben ohnehin ein wenig nach Riesen umsehen sollten. Leider hat sich unsere Gruppe bei der Rückreise aufgeteilt, einem war das alles wohl zuviel geworden, er war bei unserer Abreise schon nicht mehr dabei, während zwei weitere sich jetzt um andere Aufgaben kümmern müssen. Und so sind momentan nur noch Gaston und ich übrig. Insofern bin ich doch froh, dass wir hier offensichtlich einen Experten haben, der sich in der Gegend hervorragend auskennt."

Mit einem Seitenblick zu den beiden anderen am Tisch, fügte Fiona noch an: "Und welche, die sich ganz bestimmt ihrer Haut zu erwehren wissen. Wenn diese Bemerkung gestattet ist. Die Wildnis dort oben ist schon sehr gefährlich muss ich sagen. Wir haben einmal sogar einen Drachen gesehen, zum Glück ist er nur über uns hinweggeflogen."

Jetzt musste die Halbelfin kurz lachen, als sie die Situation nocheinmal in Gedanken durchspielte.

"Der gute Gaston hier wollte ihn am liebsten gleich zähmen und als Reittier ausbilden. Was ich übrigens nachwievor für eine ziemlich absurde Idee halte, so schön der Gedanke auch sein mag."

"Etwas weniger Glück hatten die Tigerstamm-Barbaren, die sich ja unbedingt mit uns anlegen mussten. Ich hätte es ihnen doch lieber ausgeredet, aber für Worte waren sie einfach nicht empfänglich. Die Anführerin des Stammes, Bjornhild Solvigsdottir[1], soll wohl ziemlich skrupellos sein. Nunja."

Die junge Frau kramte dabei etwas aus einer Gürteltasche hervor und legte es vor sich auf den Tisch. Ein schöner, aus Knochen geschnitzter Tigerkopfanhänger an einem Lederband.

"Falls ihr also auch alle morgen beim Marquis eingeladen seid, so könnte ich mir gut vorstellen, dass wir bald dasselbe Ziel haben werden."
 1. Ich nehme an, dass 'Solvgisdottir', wie sie zuvor im IC genannt wurde, ein Schreibfehler ist.
« Letzte Änderung: 18.02.2019, 23:44:44 von Fiona »

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #228 am: 18.02.2019, 13:22:50 »
Klyre, dessen Zorn schon längst verflogen und vergessen war, lümmelte immer noch mit breiter Brust auf der bequemen Bank und verfolgte mit seinen Augen denjenigen der gerade das Wort hatte. Fischers "Korrektur" entging ihm dabei vollkommen und er nickte statt dessen offensichtlich erfreut als er erfuhr, dass der pelzbekleidete Jäger sie in Richtung Norden führen wollte.

Als Fiona schließlich dann den Namen des Marquis Ramur fallen ließ, tratt zusätzlich ein breites Grinsen auf die Züge des Valkuren. "Scheint ja ein viel beschäftigter Mensch zu sein, dieser Marquis." warf er ein und lauschte gespannt was die Halbelfe zu berichten wusste. Als ein Drache und Riesen erwähnt wurden, zuckten die Finger des kernigen Mannes voll der Aufregung und er konnte sich einen freudigen Blick in Richtung Karas einfach nicht erwehren.

Verschmitzt, vor Vorfreude, grinsend, reichte der schwer Gerüstete seine kräftige Hand Fiona und dann Gaston während er mit lauter, selbstsicherer Stimme sprach: "Dies hier ist Kara Stendahl" und blickte voll Stolz zu seiner kampferprobten Begleiterin, deren Profession ihr wohl leicht anzusehen war, "und ich bin Kylre Stormseeker, aus Ruathym, Kapitän der Wavedancer und Priester des Valkur." Um Vorsicht bemüht die Hände der beiden anderen schüttelnd, griff der Ruathym als nächstes zu seinem Krug und hob ihn erneut zum Gruße in Richtung der beiden "Agenten". "Eine Geschichte gut erzählt Fiona! Kommt lasst uns anstoßen! Vielleicht habt ihr ja Recht und ab morgen haben wir den gleichen Weg."

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #229 am: 18.02.2019, 21:20:53 »
Noch immer spürte Kara ein Kribbeln im Nacken. Die kleine Geste der Magierin, die Art wie sie ohne jede Achtsamkeit Magie verwendet hatte um sich einen Sitzplatz zu sichern, irritierte die Kriegerin. Magie, selbst wenn diese eine Quelle jenseits des Pantheons hatte, sollte doch sicherlich mit mehr Zurückhaltung und Bedacht angewandt werden. Wenngleich sie das Verhalten der Halbelfin nicht gutheißen konnte, so beschäftigte Kara ihre anmutige Gestalt für eine Weile über den Rand ihres beinahe schon wieder geleerten Kruges. Bereits ihr eleganter Gang hatte den Blick der Ruathen auf sich gezogen. Die selbstsichere Art wie sie behände den Weg hinter ihrem kleinen Diener zurückgelegt hatte, beeindruckte Kara. Sie verfolgte den Weg des Mantels, den die junge Frau von den schmalen Schultern gleiten ließ und wanderte wieder hinauf an der schönen Gestalt bis zu ihrem schimmernden, feinen Haar. Bestimmt fühlte es sich sehr weich an.

Der Halbling konnte Karas Interesse kaum wecken. Er forderte keinen Platz, setzte sich nicht wie der Waidmann dazu, sondern wartete auf Erlaubnis sich setzen zu dürfen. In welcher Funktion er der Zauberin wohl diente? Einerlei. "Pah!" Kylres glühender Zorn  kam gewohnt schnell und war für einen spannungsgeladenen Moment spürbar wie eine heiße Welle, um dann ebenso schnell abzuebben. Er bot den Reisenden einen Platz am Tisch. Fiona. Wie sich der Name wohl anfühlte, wenn sie ihn aussprach? Ob sie den Weg wohl ein Stück gemeinsam bestreiten würden?

Fischer erklärte seine Funktion als ortskundiger Führer. Sehr gut! Mit dem fähigen Jäger an ihrer Seite würden Kylre und sie bestimmt schneller vorankommen. Sie spürte ihre eigene Neugier und ihren Kampfeseifer abermals in ihrer Brust. Zu lange beherrschte sie schon die Ungeduld sich endlich auf diesem unbekannten Gebiet zu erproben und ihrem Klan Ehre zu erweisen. Diese unsägliche Herumreiserei… Es war Zeit für Taten! Sie betonte diesen letzten Gedanken in dem sie ihren Krug heftig auf dem Tisch abstellte.

Sie sah nach dem kleinen Wölfchen und hörte dem Bericht der Magierin gebannt zu. Jede Etappe bot etwas Aufregendes. Und auch endlich erwähnte jemand den eigentlichen Grund ihrer Reise: die Riesen! Noch immer waren Kylre und sie sich uneins. Was war wohl das beste Vorgehen? Praktisch allein konnten sie nicht denken…
Den Drachen hätte Kara natürlich gerne gesehen, aber der Tigerkopfanhänger löschte für einen Augenblick alles andere aus ihrer Gedankenwelt, sogar die schöne Erzählerin (Fiona…ein guter Name.) Eine feine Handwerksarbeit nicht unähnlich einem anderen Schmuckstück, welches Kara sehr gut kannte. Die Kriegerin nickte Fiona freundlich zu als Kylre sie vorstellte, streckte die Hand nach dem Anhänger aus:„Darf ich?“ Ohne die Antwort abzuwarten ergriff sie das Schmuckstück. Die Zauberin schien es nicht zu stören. Vorsichtig fuhr sie mit den Fingerspitzen über die komplizierten Muster. Sie führte den Tigerkopf an die Lippen und roch daran. Auch tief in ihren Eingeweiden, irgendwo im Zwielicht erhob die Bärin ihr Gesicht und schnupperte. dann knurrte sie und spannte die Muskeln. Kara erstarrte für den Bruchteil eines Momentes, ihre Haut kribbelte. Aufregend. Hmmm. Sie legte die Kette zurück.
„Solvgisdottir?“ Kara prägte sich den Namen ein, nicht wie Fionas, sondern ohne Offenheit und Bewunderung, aber mit Nachdruck. Sie verspürte kurz selbst den Drang zu knurren, hielt sich jedoch zurück. „Was weiß man von ihr? Hast du sie gesehen?“ Eine Stammesführerin würde bestimmt eine formidable Gegnerin abgeben. Ob sie wohl in die Richtung der Tigerin kämen? „Wo genau sind euch die Tigerbarbaren begegnet?“
« Letzte Änderung: 18.02.2019, 21:21:18 von Kara Stendahl »

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #230 am: 18.02.2019, 22:23:49 »
Fiona nickte den beiden zur Begrüßung nocheinmal zu und meinte dann in Kylres Richtung: "Sobald der Wirt uns unsere Getränke gebracht hat..."

Sie zuckte hingegen nur leicht mit den Schultern, als Kara sich den Anhänger genauer ansehen wollte.

Natürlich, darum habe ich ihn ja dahingelegt... dachte sie ohne dabei eine Miene zu verziehen.

Als die wilde Kriegerin das Schmuckstück dann zurücklegte, verstaute die Halbelfin es auch wieder in ihrer Tasche.

Dann kamen die ersten Fragen. Fiona holte tief Luft.

"Puh! Mal sehen, was ich noch zusammenbekomme," meinte sie, verlegen lächelnd.

"Was die Anführerin des Tigerstammes angeht, kann ich wirklich nichts sagen, außer ihrem Namen. Sie war nicht Teil des Trupps der uns angegriffen hatte. Ich weiß sonst nur noch, dass es wohl insgesamt vier Stämme dort oben gibt."

"Und wo sind wir ihnen begegnet? Da muss ich meinem Gedächtnis erstmal selbst ein wenig auf die Sprünge helfen. Also, wir sind in Bryn Shander aufgebrochen, in Richtung Nordosten nach Caer Dineval, so hieß der erste Zwischenstopp, den wir noch am selben Tag erreichen konnten. Dann ging es weiter nach Caer Konig, was nicht allzu weit war, aber da dies vorerst die letzte Siedlung auf der Route war, blieben wir den Rest des Tages dort. Hier hatten wir tatsächlich auch erfahren, dass jemand an Kelvins Hügel wohl zwei riesenhafte Gestalten gesehen haben soll. Am nächsten Morgen ging es dann weiter, immer am Ufer des Lac Dinneshere entlang. Den ganzen Tag sind wir gewandert. An der Stelle, wo wir unser Nachtlager aufgeschlagen hatten, war es auch, wo wir den Drachen gesichtet haben. Der vierte Tag war ziemlich ereignislos, wir waren mittlerweile am Ostufer angelangt und auf dem Weg nach Süden, denke ich. Am Mittag des fünften Tages[1] trafen wir dann auf die Barbaren des Tigerstammes. Das muss auf jeden Fall noch vor Osthafen gewesen sein. Viel genauer weiß ich es leider nicht."

Dann blickte die Halbelfin einmal zu Gaston rüber, der natürlich auch längst am Tisch Platz genommen hatte.

"Es gibt da schon noch einiges mehr zu berichten, aber ich fürchte dafür muss ich euch auf morgen vertrösten. Denn das ist der Teil unserer Geschichte, weswegen wir wieder hier in Mirabar sind und bei dem der Marquis zugegen sein sollte, wenn wir sie erzählen."

Mittlerweile war auch der Wirt mit dem bestellten Essen und zwei Krügen Bier angekommen.

"Ah, gerade rechtzeitig!"

Nun konnten sie auch endlich Kylres Geste erwidern.
 1. Im IC steht, dass es der vierte Tag ist, aber ich zähle hier fünf Tage.
« Letzte Änderung: 19.02.2019, 19:34:39 von Fiona »

Gaston

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #231 am: 19.02.2019, 20:25:16 »
"Aber Fiona, stell Dir das doch mal vor Deinem inneren Auge vor: Ein Drache! Ein wahrhaftiger Drache! Und darauf der stolzeste Halblingskämpfer von ganz Faerun. Das ist ein Bild für die Götter, wie er seine von Avoreen gesegnete Schleuder mit der einen Hand schwingt, mit der anderen Hand seinen Drachengefährten zum Sturzflug dirigiert und dann einen Riesen von der Größe von Durlags Turm mit einer Steinkugel erschlägt! Bääm! Zwischen die Augen!", erzählt der Halbling munter und mit leuchtenden Augen. "Verwegener Brandobaris![1], wie gerne wäre ich dieser Halbling! Also lass mich doch träumen von dem edlen Reittier und dem großen Ruhm!"

"Und bevor Ihr mich weiter für unhöflich halten müsst, will ich mich in voller Gänze vorstellen. Ich heiße Gaston und bin einer der größten Köche und Feinschmecker in ganz Faerun. Man kann in dieser Hinsicht nicht von mir verlangen, dass ich bescheiden bin, wenn es doch der Wahrheit entspricht. Ich hatte ein Restaurant in Tiefwasser, welches ich durch eine Intrige verloren habe, aber es war zum Guten. Zu Eurem Guten in jedem Fall, denn ihr reist nun mit hervorragender Verpflegung. Ihr werdet schon sehen.
 1. Halbling Gottheit der Diebe
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #232 am: 19.02.2019, 22:56:00 »
Während die beiden Neuankömmlinge redeten und redeten, widmete Fischer sich seinem Eintopf und dem halben Laib Brot, mit ähnlichem Heißhunger (und Tischmanieren) wie der kleine Wolf. Dabei lauschte er durchaus aufmerksam, was die beiden zu erzählen hatten, und kam auch hier zu einem schnellen Urteil: Prahlhanse, alle beide! Während man Fiona nicht viel mehr vorwerfen konnte, als dass sie ihr Abenteuer—welches sich so oder so ähnlich vielleicht sogar zugetragen haben mochte—in prahlerischer Breite vor ihrem Publikum ausbreitet und sich sichtlich in der Aufmerksamkeit sonnt, so ernennt der Halbhohe sich erst zum Agenten, dann zum Drachenreiter und Riesentöter, schließlich zum besten Koch in ganz Faerun. (Ebenso entlarvend: nicht er selbst war schuld daran, sondern andere, dass er sein Restaurant verlor.)

Nun ja. Mit Prahlhansen ließ sich auskommen: einfach reden lassen. Dann waren sie glücklich, und man selbst konnte eigenen Gedanken oder Beschäftigungen nachgehen, ohne das von einem erwartet wurde, etwas zum Gespräch beizutragen, außer einem zustimmenden Brummen hier und da.

Allerdings, ein wenig anstrengend war es doch, so von heut' auf morgen. Nach dreieinhalb Jahren der Stille, sich plötzlich derartigen Wortschwällen ausgesetzen zu sehen. Da durfte es nicht verwundern, dass Fischer sich ein überfordert fühlte von der rasanten Rede, den taumelnden Themenwechseln, der Informationsflut. Immerhin begriff er endlich, dass die beiden hier offenbar Mitglieder jener Agenten der Fürstenallianz waren, die Fischer vor gut vier Zehntagen hier hätte treffen sollen. Nun, sie scheinen ja gut ohne ihn zurecht gekommen zu sein (und hatten offenbar einen weiteren Wildniskundigen zur Seite gehabt).

Echte Sorge dagegen machte Fischer die Schilderung der Begegnung mit dem Tigerstamm. Was trieb Solvigsdottirs Leute dieser Tage nur um? Fischer kannte alle Stämme, die im Eiswindtal unterwegs waren, und hatte bislang keine unüberwindbaren Probleme mit ihnen gehabt. Mit einigen traf er sich, handelte ein wenig, tauschte Neuigkeiten aus, anderen ging er aus dem Weg, aber selbst wenn man doch einmal aufeinander traf: außer abweisenden Blicken, drohend auf ihn gerichteten Speere, vielleicht einmal ein Warnschuss, hatte Fischer noch keine böse Erfahrung gemacht, mit keinem der vier Stämme. Und auch wenn der Tigerstamm der unfreundlichste der vier war: irgendwas musste ihn aufgestachelt haben. Und wie passten Riesen da hinein?

"Haben sie sich mit euch angelegt oder ihr euch mit ihnen?" fragte er Fiona. "Die Kämpfer vom Tigerstamm, meine ich", stellte er klar, denn das Gespräch war längst mit einem halben Dutzend anderer Themen weiter an ihm vorbeigerauscht.

Darauf hatte er nämlich wenig Lust: Leute durchs Eiswindtal zu führen, die sich mit dem Tigerclan angelegt hatten. In so etwas wollte er nicht hineingezogen werden! Schließlich musste er hinterher noch mit ihnen auskommen, während die beiden Städter wieder abziehen würden. Dieses Auskommen hatte bislang nämlich nur deshalb geklappt, weil der Tigerclan nie eine Bedrohung in Fischer gesehen hatte und ihn daher seiner Wege ziehen ließ, solange er ihnen nicht zu nahe kam.

Misstrauen beschlich ihn. Hatte man ihn deshalb hierher nach Mirabar bestellt? Weil es Probleme mit den Barbarenstämme gab? Weil Fischer diese besser kannte als die meisten? Dank seiner einsamen Wanderungen kreuz und quer durchs Tal zu jeder Jahreszeit, wann und wie es ihm passte, nirgends dazugehörend, aber überall geduldet, niemandes Feind, niemandes Freund. Wollte der Marquis ihn sprechen, weil er ihre Lebensweise kannte, ihre Gewohnheiten, die Pfade ihre Wanderungen, welche sich so oft mit dem seinen kreuzten. Ihre Rede und Ansichten, soweit sie sich mit einem Fremden austauschen wollte. Und auch, wenn man sich nicht traf: Fischer sah alles, las die Spuren im Schlamm oder Schnee, beobachtete aus der Ferne, notierte sich im Kopf Kampfstärke, Positionierungen, geographische Vor- und Nachteile, braver kleiner Kundschafter...[1]

Wenn man ihn also danach fragen würde, was er über den Tigerstamm wisse: würde er es hergeben, sein Wissen? Oder leugnen? Befehlen konnte es ihm niemand. Die Zeiten waren vorbei. Er war niemandes Kundschafter mehr und Gehorsam schuldete er keinem.
 1. Was weiß Fischer über den Tigerclan und deren Anführerin? Intelligenz = 20, sogar eine "doppelte" 20 :), mit advantage gewürfelt, beide Würfe 20....
Hat er Leute des Tigerstammes jemals getroffen? Ich habe versucht, das im Text besonders vorsichtig zu formulieren, dass beide Möglichkeiten offen bleiben. (Wobei: zumindest ungeschoren vorbeiziehen lassen haben sie Fischer bislang, davon bin ich mal ausgegangen. Ich hoffe, das passt.) Wenn nicht, dann hat er von anderen Barbarenstämme über sie gehört, bzw. sie aus der Ferne beobachtet und des öfteren Spuren ihrer Tätigkeiten gefunden.

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #233 am: 19.02.2019, 23:16:23 »
Fiona war jetzt auch mit ihrem Essen und Trinken beschäftigt. Auch wenn sie dabei - natürlich - deutlich bessere Tischmanieren vorweisen konnte. Aber die Frage, oder war es eher eine Anschuldigung, wollte sie dennoch nicht unbeantwortet lassen.

"Nun, wie ich bereits sagte, war unser Anliegen eher mit ihnen zu reden und vielleicht sogar etwas über die Riesen zu erfahren, die gerüchteweise dort oben ihr Unwesen treiben sollten. Warum sollten wir sie angreifen? Welchen Zweck würde das erfüllen? Das wäre nur eine sinnlose Gefahr, die uns bei unserer Suche keinen Schritt weiterbringt. Aber den Barbaren war nicht nach Reden zumute, sie wollten Blut. Und da sie uns zahlenmäßig deutlich überlegen waren, witterten sie wohl leichte Beute. Nunja, da haben sie sich gründlich geirrt. Blut haben sie bekommen, wenn auch das meiste davon ihr eigenes war. Gefährlich war diese Auseinandersetzung aber dennoch. Wir haben dort auch einige Federn lassen müssen. Aber es ist niemand von uns gestorben, immerhin."

Gaston

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« Antwort #234 am: 22.02.2019, 20:05:27 »
Eigentlich wäre ich Ihnen lieber aus dem Weg gegangen. Aber da hatten sie uns schon entdeckt.“, fügt Gaston kopfschüttelnd hinzu. “Es ist eine Sache, Säbelzahntiger abzuwehren - und eine andere Menschen zu töten. So ein Mist.
« Letzte Änderung: 22.02.2019, 20:11:10 von Gaston »
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Fiona

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« Antwort #235 am: 23.02.2019, 00:34:55 »
Irgendwann war das Essen dann auch fertig und der Wirt signalisierte der jungen Dame, dass ihr Bad nun angerichtet sei. Darauf hatte sie schon den ganzen Abend gewartet, insofern verabschiedete sie sich dann auch zügig, um sich ganz ihrer eigenen Entspannung zu widmen.

"Also dann. Ich denke morgen werden wir ja gemeinsam beim Marquis empfangen werden. Dann könnt ihr auch den Rest unserer Geschichte hören. Ansonsten sehen wir uns ja ohnehin beim Frühstück. Ich wünsche eine angenehme Nachtruhe."

Damit stand Fiona auf und packte ihre wenigen Sachen, um sich auf den Weg zu ihrem versprochenen Bad zu machen.

Fischer

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« Antwort #236 am: 23.02.2019, 18:56:27 »
"Also, an der zahlenmäßigen Überlegenheit wird's eher nicht gelegen haben", meinte Fischer, "noch an der 'leichten Beute'. Mich haben sie noch nie angegriffen, und ich bin immer allein unterwegs. Wird wohl andersherum ein Schuh draus: dass ihr so viele wart und sie eine Bedrohung in euch sahen?" Er runzelte nachdenklich die Stirn. "Ich habe natürlich auch noch nie versucht, mit ihnen zu reden..."

Gastons moralischen Bedenken wischte er beiseite mit drei Worten und einem Achselzucken. "Blut ist rot."

Nachdem er mit einem Stück Brot seinen Suppenteller ausgewischt hatte, fügte er vollen Mundes noch hinzu: "Trotzdem seltsam, dass sie eine Gruppe wie euch angreifen, wenn die Riesen momentan Ärger machen."

Als Fiona sich dann verabschiedete, stieß Fischer seinen Wolf sacht mit dem Fuß an.

"Komm Kleiner, lass uns schauen, ob wir auch ein Bad bekommen. Du brauchst dringend eins, du stinkst."

Und er verabschiedete sich mit einem: "Besten Dank fürs Bier" von Kara und "Auf morgen" vom Rest der Runde.

Blutschwinge

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« Antwort #237 am: 01.03.2019, 15:15:16 »
Fionas Bad stand schon bereit. Es war ein einfacher Holzzuber, gefüllt mit dampfendem und sogar angenehm nach Tannenholz duftendem Wasser. Zwei weitere Zuber standen leer in dem Raum.  Fischer dagegen musste etwas warten. Der Wirt starrte ihn zunächst verblüfft an, als verstehe er nicht recht, was der Mann wollte. Aber dann nickte er und schickte seinen Knecht fort – Fischer dagegen drückte er noch einen Krug Bier in die Hand, damit die Wartezeit nicht so lang wurde. Und irgendwann, das eine Bier war schon eine Weile ausgetrunken, bekam er auch ein Bad. Sein Zuber stand in einem sehr kleinen Raum, der außerdem noch als Abstellkammer zu dienen schien. Offenbar badeten hier die Männer deutlich seltener als die Frauen.

Irgendwann zogen sich alle in ihre Betten zurück und gingen am nächsten Morgen nach dem Frühstück wieder zum Haus des Marquis. Diesmal mussten sie nicht lange warten und es gab auch kein Buffet. Der Marquis empfing sie in seinem Arbeitszimmer. Ein paar Schemel standen bereit. Nach einer kurzen Begrüßung kam der Mann ohne große Umschweife zur Sache: "Interessant, dass ihr alle zur gleichen Zeit hier angekommen seid. Mein Verwalter sagte etwas von Fügung und ich bin geneigt, das ähnlich zu sehen. Wie auch immer, ihr seid jetzt da und habt euch schon einander vorgestellt. Das wenige, das mein Verwalter berichten konnte, zeigt, dass die Zeit drängt. Dennoch würde ich euch bitten, noch einmal kurz zu berichten, was genau ihr erlebt habt."

Fiona

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« Antwort #238 am: 01.03.2019, 17:33:11 »
Fiona war in einen dunkelgrünen Kapuzenumhang gehüllt, als sie sich auf dem Weg zum Marquis machten. Darunter kamen schließlich deutlich feinere Kleidungsstücke zum Vorschein, als ihre Reisekleidung, die sie am gestrigen Tage noch getragen hatte. Die Kleidung war ihr offensichtlich auf den Leib geschneidert und passte zu einer Höflingsdame. Die Halbelfin machte darin eine ausgesprochen gute Figur, insbesondere da sie auch alles andere als zurückhaltend war. Ein dunkelrotes, corsagenartiges Oberteil mit schwarzen Spitzenärmeln ging in einen langen, seitlich geschlitzten Rock über. Edle Stickereien und Schmuckstücke, vor allem aus Silber mit roten Edelsteinen verziert, vollendeten ihr erhabenes Erscheinungsbild. Ihre schwarzen Stiefel waren poliert und sie wurde von einem leichten Rosenduft begleitet. Sie trat einen Schritt vor und machte einen Knicks zusammen mit einer höflichen Verbeugung.

"Werter Marquis Ramur, sehr gerne wollen wir Euch von den Vorkommnissen im Eiswindtal berichten. Wir gingen kurz nach unserer Ankunft in Bryn Shander in Absprache mit dem dortigen Sheriff, Markham Südbrunn, auf einen längeren Patrouillenweg um den Lac Dinneshere herum. Während der Patrouille konnten wir auch erste Augenzeugenberichte hören, dass jemand Riesen in der Umgebung von Kelvins Hügel gesichtet haben soll. Wir trafen auf kriegerische Barbaren, die leider nicht mit uns sprechen wollten, und andere Widrigkeiten. Erst auf dem letzten Stück der Route konnten wir dann selbst Spuren von Riesen ausmachen. Diese waren noch recht frisch und daher folgten wir ihnen. Sie führten uns weg von unserem geplanten Weg und ganz in die Nähe von Bryn Shander, denn offenbar war dies auch das Ziel der Riesen gewesen. Wir bemerkten ihr Lager dann auch wenige Stunden von der Stadt entfernt. Frostriesen. Und nicht nur ein paar. Ein ganzes Dutzend von ihnen und einige schneeweiße, etwa pferdegroße Wölfe. Wir suchten einen Weg um sie herum und machten uns auf, um die Bewohner von Bryn Shander zu warnen. Glücklicherweise kamen wir rechtzeitig an, so dass man sich noch auf die Angreifer vorbereiten konnte. Offenbar wollten diese Riesen aber etwas. Oder jemanden. Ihre Anführerin rief uns auf den Stadtmauern zu, dass wir 'Artus Cimber' herausgeben sollten. Leider wusste niemand, wer damit gemeint war. Wir versuchten es auf diplomatischem Wege, aber mehr als, dass er wohl einen 'Ring des Winters' besaß, den die Riesen haben wollten, konnten wir ihnen nicht entlocken, ehe sie schließlich die Geduld verloren. Die Riesen hatten sich um die ganze Stadt herum verteilt und schleuderten Felsbrocken und griffen mit ihren gigantischen Äxten an. Aber das Schicksal meinte es gut mit uns und Bryn Shander. Ich glaube kaum, dass die Stadtwachen ohne uns eine große Chance gehabt hätten. Aber unsere Feuermagie und unsere tapferen Krieger vermochten ihnen den Mut zu verleihen, den sie brauchten. Wir konnten die Anführerin und ihre beiden Wölfe, sowie zwei weitere Frostriesen bezwingen. Als die restlichen Angreifer mitbekommen hatten, dass ihre Hauptflanke zusammen mit ihrer Anführerin gefallen war, traten sie schließlich den Rückzug an."

"Erst später kam ein Mann zu uns, er nannte sich Sirak von Suzail. Und er sagte uns, dass er ein Sohn von Artus Cimber sei. Viel konnte er uns allerdings nicht über seinen Vater berichten und noch weniger über diesen Ring. Allerdings verwies er uns an eine Familie in Tiefwasser, die vielleicht etwas Licht in das Dunkle zu bringen vermag, da sie in der Vergangenheit des Öfteren mit Artus Cimber zu tun hatten. Das war vor wenigen Tagen. Wir sind am nächsten Morgen aufgebrochen, um Euch hier in Mirabar Bericht zu erstatten. Und jetzt sind wir hier und stehen vor Euch."

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #239 am: 01.03.2019, 20:14:45 »
Kara strich mit ihrer Hand über die Gravuren auf dem Griff ihrer mächtigen Streitaxt und merkte die Enttäuschung in ihr aufsteigen. Sie hatte sich nicht gesetzt, sondern war stehengeblieben und hatte Fionas Ausführungen anfänglich ebenso aufmerksam gelauscht, wie der fade Bürokrat auf der anderen Seite des Tisches. Schnell war ihr aber klar geworden, dass, was sich gestern noch spannend angehört hatte, in Wirklichkeit langwierig und kompliziert zu werden drohte und sie verlor an Interesse.

Sehnsüchtig dachte sie an Kämpfe mit Riesen und Barbaren im Schneegestöber und fühlte die Ernüchterung bei der Aussicht auf verzwickte Ermittlungen in der Großstadt. Dafür waren sie nicht hier... Was kümmerte es sie, warum sich die Frostgiganten um einen Menschen scherten, oder einen Ring... der Grund für ihr Verhalten war doch einerlei.

Die grimmig dreinschauende Kriegerin konzentrierte sich einen Moment auf Fionas rechtes Ohr, dann Fischers angespannte Schulterpartie. Sie seufzte. Ohne dem Ende des Berichtes genau gefolgt zu sein und ohne abzuwarten, ob Fiona denn bereits zuende gesprochen hatte meinte sie: "Kapitän Kylre und ich werden die Bürger vor den Greueltaten der Riesen schützen und dem Terror ein Ende bereiten. Wir sind gekommen um unseren Klan ehrenvoll zu vertreten und unsere nördlichen Nachbarn zu verteidigen." Nicht die Wahrheit, aber nahe genug. Um dem letzten Satz ein bisschen mehr Gewicht zu verleihen, stieß sie die Waffe auf den Boden. Das dumpfe Geräusch schien keinen Zweifel zu erlauben. Kara hatte gesagt, was zu sagen war. Wenn sie schon nicht auf die Jagd gehen konnten, so würden Kylre und sie sich an die Gruppe hängen und das Beste hoffen. Sie konnten nach der langen Anreise ja schlecht mit leeren Händen nach Hause segeln.
Schimpf und Schande. Wieso konnte ihr Weg nicht ein einziges mal geradeaus zum Ziel führen?
« Letzte Änderung: 01.03.2019, 20:16:04 von Kara Stendahl »

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