Auf der gesamten Reise sprach Skip nur, wenn er angesprochen wurde, und nicht ein Wort über dem Nötigsten. Man hätte denken können, er übte sich weiter im Zwergsein, wenn nicht erstens das ganze Drumherum gefehlt hätte und zweitens seine schlechte Laune offensichtlich war. Auf dem Schiff suchte er die Gesellschaft der beiden jungen Burschen, welche die Mannschaft darstellten, und mied die Gefährten. In Luskan verbrachte er die Nacht im Bordell. Am Morgen erschien er eine gute Stunde später, als verabredet war, zum Aufbruch, sodass skeptische Gemüter vielleicht schon zu befürchten begannen, er habe sich aus dem Staub gemacht. (Darüber nachgedacht hatte er.) Zu allem Überfluss war er reichlich betrunken, weshalb man auf dem gesamten Vormittagsritt immer wieder anhalten musste, damit Skip vom Pferd gleiten und in den nächsten Busch kotzen konnte. (Da Skip die Nachhut bildete und außerdem nicht einen Ton von sich gab, fiel manchmal erst einige Straßenbiegungen weiter vorn auf, dass er fehlte.) An den Abenden kaute er abseits der anderen lustlos auf seiner Mahlzeit herum: Brot, das immer trockener, und Dörrfleisch, das immer zäher wurde, dazu Nüsse und Trockenpflaumen. Die restliche Zeit grübelte er mit finsterer Miene vor sich hin.
Es waren keine netten Gedanken, die er sich machte. Über die erste Empörung war er inzwischen hinweg—So etwas Hinterhältiges traut Gaston mir zu? Dass ich ihm den Dolch in den Rücken stoße? Dabei hatten wir doch eine klare Abmachung und anders als Verity halte ich mich an eine solche! Enteneier, der hat doch nicht mehr alle beisammen!
Stattdessen war er damit beschäftigt, ganz allgemein mit seinem Schicksal zu hadern, welches ihm so übel mitgespielt hatte. Abwechslung fand er in Schuldzuweisungen und Vergeltungsträumen. Veritys Name stand natürlich an erster Stelle, und bis ins letzte, liebevolle Detail malte er sich seine Rache aus. Wenn er ihr das nächste Mal begegnete, würde sie sterben, und sie würde lange dafür brauchen. An zweiter Stelle kam schon der Halbling. Hier hatte Skip zwar keine Mordabsichten, aber er würde schon etwas finden, mit dem er ihn treffen konnte. Da Gaston sein Restaurant aber soeben aufgegeben hatte, wenn es ihm denn damit ernst war, blieben Skips Ideen, wie man ihn denn sonst packen könnte, äußerst schwammig. An dritter Stelle dann kam die Fürstenallianz. Ja, man sollte meinen, Skip wäre dankbar über seine Rettung, und er erinnerte sich sehr wohl, wie dankbar er war (geschluchzt hatte er vor lauter Erleichterung), als Azrim ihn quasi im letzten Moment vor der geplanten Verstümmelung von den Ketten befreite. Aber das hier, das war Erpressung, Freiheitsberaubung, Zwangsarbeit und vermutlich ein Selbstmordkommando! Ha, ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt, mich zu etwas zwingen zu wollen! An dieser Stelle brachte ihn eine Kette aus Gedankensprüngen zurück zum Anfang. Verity.
Das Dumme an der ganzen Sache war nun, dass er über diese Dinge nicht nur nachdachte, sondern sie gewissermaßen nachspielte, indem er die Rollen des Stücks an die Gruppenmitglieder verteilte. Der eine Bösewicht, Gaston, war ja schon höchsteigen zugegen. Azrim stand für die Fürstenallianz, welche Skip mit unnachggiebigen Krallen gepackt hielt. Für Dolgrim hatte Skip momentan keine Rolle, da musste er noch ein wenig nachdenken, ob er nicht eine weitere Person fände, die Mitschuld an seiner Misere hatte. Und Fiona... nun ja, es bot sich an, sie war die einzige Frau der Gruppe und zudem eine Halbelfe... Fiona war Verity.
Vermutlich wusste die Halbelfe gar nicht, wie ihr geschah, als sie während der Reise immer wieder ganz und gar mörderische Blicke von Skip auffing, der doch bei der ersten Begrüßung so freundlich tat!
So hielt Skip sich auch bei ihrer Ankunft in Bryn Shander schweigend im Hintergrund.
"Hmpf!" kommentierte er die Rede der Zwergin lediglich, in einem Tonfall, der zu den Mienen der Wachen passte.