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Autor Thema: Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont  (Gelesen 56860 mal)

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Skip

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #15 am: 04.06.2018, 13:00:17 »
"Freut mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Baric. Und ich bin ganz ruhig. Wenn Ihr also meint, ich sei erregt, dann ist vielleicht doch etwas dran an der Behauptung, je weiter nach Süden man käme, desto lebhafter und erregbarer würden die Leute. Mir schien ja bislang immer, da machte es sich jemand allzu leicht, wenn er sagt: Süden gleich heißblütig, Norden gleich kaltmütig. Wobei ich mich nun eigentlich zu den Nordmännern zählen würde und nicht zu den Südländern, aber so ist eben alles relativ."

Nach diesem Vorgeplänkel, und einem ordentlichen Schluck aus seinem Humpen, kommt Skip dann aber zur Sache. "Geschichten von der Straße, ja, die habe ich wohl auch."

Tatsächlich war er auf einmal sehr gut gelaunt. Denn wie es der Zufall wollte hatte er just die Persona parat, die sich bestens damit auskannte, welche Neuigkeiten von der Straße wohl einen Karawanenwächter interessierten: Bendix Grünschild, von den Grünschilds zu Niewinter, Fernhändler. Auf diese Rolle, die er vor vier Jahren erfand, hatte er sich damals gründlich vorbereitet und hielt sich seither auch weiterhin auf dem Laufenden, was man als Kaufmann so wissen musste. Und weil er sie seit vier Jahren regelmäßig, in den verschiedensten—auch privaten—Situationen spielte, fiel es ihm besonders leicht, sogleich in sie zu verfallen. Fast so etwas wie seine zweite Haut war dieser Bendix. (Nur verwirrte es ein wenig, dass er sich bereits als Skip vorgestellt hatte, nun aber innerlich den Bendix annahm, aber solange er eine Rolle nur mit Skip mischte und nicht zwei Rollen miteinander, Bendix Grünschild mit dem leicht vertrottelten Glasmaler Phineas Pennywetter etwa oder dem äußerst gestrengen Eichmeister Anselm Fink, so würde er wohl schon alles auseinander halten können.)

Und so setzte denn ein Mann, der sich mit kaufmännischen Belangen bestens auskannte, zu einem Bericht über die aktuelle Lage auf der Straße zwischen Mirabar und dem Eiswindtal an.

Da war zunächst die Beschaffenheit der Straße: wo war sie unterschwemmt, wo hatten Steinschlag und entwurzelte Bäume sie nahezu unpassierbar gemacht, wo war eine Furt im Hochwasser versunken, wo eine Brücke einsturzgefährdet. Als nächstes die Begegnungen: wer war ihnen entgegengekommen, mit welchen und wievielen Waren (so erkennbar), wer hatte ihren Weg gekreuzt, wer war in nämlicher Richtung unterwegs; was wussten die Leute an den Wegstationen zu berichten, wie war die Stimmung dort. Dann alles, was man nicht getroffen hatte—den Göttern sei Dank!—aber dessen Fährten man vorfand. (Mit 'man' meinte Skip hier Dolgrim, den einzigen Naturburschen unter ihnen.) Da wäre Wolfsspuren vorneweg—sehr weit im Süden seien sie in diesem Jahr, hatte Dolgrim gebrummt—aber auch diverse andere, und nicht nur Getier. Ein etwa zwei Wochen altes Nachtlager von etwa einem Dutzend Orks hatten sie links liegenlassen, zwei Tage später einen Ort, an dem ein Überfall auf einen kleinen Händlerzug von drei, vier Wagen stattgefunden haben musste.[1] Dann die Pässe...

Doch bevor er zu den Pässen kam, ließ Gastons unbekümmertes Geschwätz ihn aufmerken. Was fiel dem Halbling ein? Auftrag erledigt! Toll, jetzt wusste jeder hier im Raum, dass sie den Auftrag hatten, hier nach Riesen zu suchen. Das konnte nicht im Sinne der Fürstenallianz sein. Jemand, der sich den eigenen Agenten nur mit Maske zeigte, würde es unmöglich gutheißen, dass diese gleich in der nächsten Kneipe lauthals verkündeten, dass sie offenbar Agenten waren! Überhaupt schien der Kerl den Auftrag gar nicht ernst zu nehmen. Erledigt? Nicht durch Schnee und Wildnis stapfen wollen? Ha, was glaubte er wohl? Dass sie sich hiermit schon hundert Gold und einen Fellmantel verdient hatten? (Ganz zu schweigen von einer Anzahlung auf Skips Begnadigung?)

"Enteneier!" fluchte er kopfschüttelnd. Dann wandte er sich wieder an Baric und konzentrierte sich mit verstärkter Hingabe darauf, den Kaufmann zu mimen—in der Hoffnung, dass man ihn und seine Reisebegleiter für Kaufleute hielt oder für von solchen Beauftragte.

Die Pässe also. Nur einer von dreien war passierbar und dass auch nur so gerade eben. In der Nähe des zweiten waren offenbar Yeti-Spuren gefunden worden, weshalb von dieser Strecke abgeraten wurde; der dritte, höher gelegene, lag noch hoffnungslos unter Schnee begraben.

An dieser Stelle wurde Skip seine Erzählung dann doch zu langweilig und er beschloss, sie ein wenig aufzumischen. Es folgte also eine—höchstspannende!—Episode, in der die Gefährten auf einen Trupp solcher Yetis trafen. Mehrere Dinge ließen aber keinen Zweifel daran—außer, Baric wäre ein gutgläubiger Trottel—dass die Geschichte erfunden war. Erstens der Umstand, dass sie so spannend erzählt war, während der Rest der Reise völlig ereignislos verlaufen war und Skips Beobachtungen dazu so vollendet sachlich. Zweitens aber hatte Skip nur eine sehr, sehr ungefähre Vorstellung davon, was eigentlich ein Yeti war, und nahm sich in dieser Hinsicht so manche künstlerische Freiheit. Aber wie gesagt, eine derart spannend erzählte Geschichte hörte man nicht alle Tage, und so steht zu hoffen, dass Baric (und vielleicht noch einige der Gäste an den Nachbartischen) ihr trotzdem mit einigem Vergnügen lauschte.

Dann folgte noch der restliche Straßenbericht, also vom Pass aus bis nach Bryn Shander, welchen Skip ein weiteres Mal unterbrach, aus reiner Langweile, um Baric die drei verschiedene Arten, auf welche ein Zwerg schweigen konnte, vorzuführen und den vier verschiedenen, auf die ein Elf schweigen konnte, gegenüberzustellen. Sieben verschiedene Arten also, auf die sich schweigen ließ!

"Und die Halblinge kennen nicht eine davon!" endete er mit bösem Seitenblick auf Gaston. "So, das waren also meine Neuigkeiten, und was wisst Ihr, werter Baric, über die Gegend hier zu berichten?"
 1. Wenn ich das einfach mal so behaupten darf? Es ist so gedacht, dass Skip hier tatsächlich wahrheitsgemäß berichtet.

Azrim

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #16 am: 04.06.2018, 14:06:36 »
Rein zum Spaß erhitzte der Hochelf ungesehen den Feuerbrand von Gaston um zu sehen wie der Halbling auf warmen Schnaps reagierte. Neugierig geworden, erhitzte er auch seinen eigenen leicht um zu sehen in welche geschmackliche Richtung er den ehemaligen Koch da schickte.

In der Nähe des Feuers einen Platz findend, an dem er seine Beine ausstrecken konnte und dabei die Wärme genießen, sah er Skip für einige Minuten zu, ehe Fiona dankbar für ihre Großzügigkeit zuprostete und auf ihr Wohl trank. Er selbst würde seine Münzen sparen wo er nur konnte um sich weitere Zauber erkaufen zu können, nun da er von der Heimat abgeschnitten war.

An Gaston gewandt sprach er mit ruhiger Stimme: "Warten wir auf die Torwächterin und was sie uns berichten kann. Aber ich fürchte der Weg in Richtung Wildnis wird uns nicht erspart bleiben." In der Hoffnung den redseligen Kerl nicht ganz entmutigen, versuchte er es mit einem kleinen Scherz in der Gemeinsprache: "Sozusagen ein etwas anderer "Lokal-Augenschein"." und betrachtete ein wenig unsicher die Reaktion des Gourmets.

Gaston

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #17 am: 05.06.2018, 18:29:34 »
Gaston nippte sogleich an seinem Weinbrand und zog erstaunt die Augenbrauen hoch. Fragend sieht er sich um und kennt eigentlich nur zwei Personen, die seinen Drink verzaubert haben könnten. “Fiona, kommst Du von der Küste? Kennst Du den alten Seebären-Spruch: 'Rum mut, Zucker kann, Water bruuk nich.'? Ist das Deine Antwort auf meine Frage? Zucker ist Dein Gewürz? (Eine süße bist Du ja schon...) Und Grog Dein Getränk? Aber was magst Du für ein Gemüse?
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #18 am: 05.06.2018, 19:31:43 »
Fiona zog eine Augenbraue hoch und blickte etwas irritiert drein. Es dauerte einen Augenblick, bis ihr die Frage wieder einfiel, die Gaston kurz zuvor gestellt hatte, allerdings hatte sie keine Ahnung, was er damit nun meinte.

Sie schüttelte den Kopf, so als ob sie sich von ihren Gedanken losreißen müsste und antwortete schließlich: "Ich komme in der Tat von der Schwertküste, aber wie Du Dir den Rest zusammenreimst ist mir schleierhaft. Zucker? Grog? Mein liebstes Getränk ist auf jeden Fall ein guter Wein. Obwohl der Brandy hier wirklich auch nicht schlecht ist. Aber Gemüse? Wie kommst Du denn auf Gemüse?" Jetzt musste sie doch etwas schmunzeln. "Da weiß ich auf Anhieb garkeine Antwort drauf. Worauf es wirklich ankommt ist doch, dass es gut zubereitet ist. Oder nicht? Beeren mag ich sehr gerne. Aber ich fürchte, die zählen nicht, oder? Und Gewürze... vor einigen Jahren war mal ein Händler aus Calimport in Tiefwasser, der hatte sehr interessante Gewürze dabei. Bei den meisten wüsste ich aber nicht, wie man sie überhaupt nennt."

Idunivor

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #19 am: 07.06.2018, 17:43:41 »
Der Brandy wurde seinem Namen leicht gerecht, dass spürten direkt sie direkt, als er gleichsam glühend ihre Kehlen hinabfloss. Er tat also was er sollte und er war kein billiger Fusel, das war auch klar. Dolgrim und Gaston hatten aber beide schon besseres getrunken als das hier. Für eine kurze Weile unterhielten sich die vier Agenten noch miteinander, wobei es eher ein Gespräch zwischen dreien war, denn Dolgrim war gewohnt wortkarg und trank schweigend seinen Brandy. Nachdem das Getränk leer war, verabschiedete sich Fiona und machte sich auf zum "Nordblick", um Zimmer für die Gruppe zu besorgen und ein Bad zu nehmen.



Indessen lauschte Baric ruhig Skip elaborierter Geschichte und fragte von Zeit zu Zeit höflich nach, damit der andere Mann seine Geschichte noch etwas weiter ausführen konnte. Als er dann schließlich fertig war sagte er noch: "Eine sehr gute Geschichte, Skip. Aber lasst mich euch fragen, seid ihr auf eurer Reise hierher auch irgendwelchen Zwergen begegnet. Ich hatte gehofft einen alten Freund hier zu treffen, Worvil Spaltbart, auch einfach bekannt als "Rüsselkäfer". Aber ich habe ihn nicht getroffen. Seid ihr ihm zufällig begegnet?"[1]



Es vergingen so mehr als zwei Stunden, in denen die Agenten sich langsam wieder aufwärmen konnten. Ihre Glieder schmerzten zunächst und je länger sie hier blieben, desto weniger gefiel es ihnen, dass sie wohl oder übel wieder hinaus in die Kälte mussten irgendwann. Aber zumindest fürs erste war dem nicht so, denn schließlich betrat die Zwergendame, die sie am Südtor getroffen hatten die Taverne mit einem der anderen Torwächter, nickte dem Wirt zu und kam dann am Tisch der Agenten zum Stehen: "Ich sehe, ihr habt auf mich gehört. Gut für euch!"



Fiona erreichte indessen ohne allzu große Probleme ihr Ziel, auch wenn es nicht unbedingt angenehm war wieder durch die Kälte des Eiswindtales gehen zu müssen. Aber wenigstens gingen die namensgebenden Winde hier nicht so stark. Der Nordblick war ein dreistöckiges Gebäude mit einem kleinen Turm, von dem man tatsächlich gen Norden in Richtung von Klevins Hügel blicken konnte. Fiona hörte schon als sie zur Tür kam lautes Gelächter von drinnen und sobald sie eintrat sah sie auch die Quelle. Der Schankraum war gefüllt mit sicherlich einem Dutzend Männer und Frauen, die sich um einen Tisch in der Mitte versammelt hatten. Dort war gerade ein Halbork damit beschäftigt einen vernarbten Zwerg im Armdrücken zu besiegen, doch die Schweißperlen standen ihm auf der Stirn und der Zwerg blickte völlig entspannt in die Runde, bevor er lächelte und in einer einzelnen fließenden Bewegung den Arm seines Gegner herumriss und auf die Tischplatte schlug. Jubel erklan und Münzen wechselten die Hände, während Bierkrüge gen Decke gehoben wurden.
Die hier versammelte Truppe war zweifelsohne nicht einheimisch. Das war Leute von der Straße, das zeigte ihre Kleidung, ihre Haltung und die Waffen die an ihren Gürteln hingen. Es stimmte schon, Fiona und ihre Begleiter würden unter dieser Truppe nicht so sehr auffallen wie unter den Bewohnern der Stadt.
Das ganze Treiben beobachtet von seinem Tresen hinter dem ein Langschwert an der Wand hin, ein Mann mittleren Alters, dessen Schultern nicht weniger schmal waren als die seiner Gäste. Als Fiona dann zu ihm trat sagte er: "Ah weitere Gäste. Willkommen im Nordblick! Ich bin Skramsax, was kann ich für euch tun?"
 1. Du kannst noch einmal einen Insight-Check machen
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #20 am: 07.06.2018, 18:56:00 »
"Seid gegrüßt, werter Skramsax. Ich bin Fiona. Was Ihr für mich tun könnt... nun, da wären mehrere Dinge. Zum einen bräuchte ich ein paar Zimmer für mich und meine Begleiter. Wahrscheinlich werden wir ein paar Tage hier bleiben. Wir sind zu fünft. Und dazu sehne ich mich nach einem heißen Bad. Auch, wenn es in ein paar Monaten wohl noch schlimmer sein soll, so hat mir die Kälte auf der Reise von Luskan hierher doch für's Erste gereicht. Na, und dann bin ich natürlich neugierig, was Ihr hier sonst noch so zu bieten habt. Wie ich sehe, sorgen Eure Gäste schon für ein wenig Unterhaltung! Und dann hätte ich vielleicht noch die eine oder andere Frage über die Gegend hier, wenn ich mir Eure Kundschaft so ansehe, dann habt Ihr bestimmt die eine oder andere Geschichte zu erzählen, aber das kann warten..."

Dolgrim Frostbart

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #21 am: 07.06.2018, 23:11:43 »
Gewürze, Rezepte, und seltsame Geschichten, die so schnell ausgesprochen wurden, das ihm fast schwindelig wurde. Irgendwie war es ja nett mit den Leuten, aber auch anstrengend. Und vor allem, er konnte einfach nichts dazu sagen. Also schaute er von einem zum anderen, versuchte den schnellen Wendungen zu folgen und zu verstehen, worum es wirklich ging, was sich hinter den Worten verbarg. Und trank dabei den einen oder anderen Feuerbrand.

Als die Zwergenfrau den Raum betrat erwachte Dolgrim scheinbar zum Leben. Endlich konnte er auf ein Gespräch hoffen, zu dem er etwas beitragen konnte. "Axt und Stein, zwei Zwerge sind keiner zuviel. Trinkt ihr mit uns?" Er deutete auf einen freien Stuhl und winkte nach dem Wirt.

Skip

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #22 am: 08.06.2018, 15:58:24 »
"Ach herrje, Baric!" rief Skip, "Wenn dies nun tatsächlich das einzige ist, was Euch an der ganzen Sache interessiert, so hättet Ihr mir viele Worte ersparen können und ne ganze Menge Puste, wenn Ihr gleich zu Beginn damit herausgerückt wäret. 'Um ehrlich zu sein, interessieren mich Geschichten aus Tiefwasser nicht so recht,' hättet ihr zum Beispiel fragen können, 'aber sagt, seid ihr auf eurer Reise hierher auch Zwergen begegnet? Einen Worvil Spaltbart, genannt 'Rüsselkäfer', wollte ich hier treffen, nur hat er sich noch nicht blicken lassen.' Dann hatte ich also doch recht, dass euch ein Kummer drückt. Nun sind uns zwar sehr wohl einige Zwerge begegnet, aber leider keiner mit diesem Namen. Wie wörtlich darf man das Spaltbart denn verstehen? Und heißt das, dass er seinen Bart einfach nur in der Mitte zu zwei Zöpfen geteilt trägt oder hat ihm ein Axt- oder ein Schwerthieb tatsächlich die Haarpracht und das halbe Kinn gespalten? Wenn letzteres, so bin ich mir sicher, einem solchen Zwergen nicht begegnet zu sein, wenn ersteres, so muss ich bedauernd gestehen, dass dies, weil es in Tiefwasser eine derart übliche Mode ist, mir nicht weiter als bemerkenswert ins Auge fallen würde, sodass es sein mag, dass uns ein solcher Zwerg begegnet ist, oder auch nicht."

Allmählich begann Skip daran zu zweifeln, ob Baric den vorgeschlagenen Handel verstanden hatte oder zu würdigen beabsichtigte: Skips Neuigkeiten von der Straße gegen die seinen aus dem Eiswindtal! (Und nebenher: ein Krug Feuergrog hier, einer dort!) Er bedauerte, seinen Bericht nicht in Raten gestaffelt zu haben und nach jeder erst einmal eine Gegenleistung zu fordern, er hatte sich halt besonders jovial geben wollen, offen und vertrauensselig. Das hatte er nun davon. Dieser Baric sprach zwar, aber eigentlich schwieg er dabei mehr, als er wirklich sagte. So richtig wurde Skip nicht schlau aus ihm.[1]

"Was ist dieser Worvil Spaltbart denn von Beruf? Vielleicht hilft das weiter." Skip dachte dabei an das Versprechen des Marquis, dass irgendwann und irgendwo noch irgendwer—nämlich "einige, die die Wildnis ihr Heim nennen"—zu ihnen stoßen würde. Vielleicht war ausgerechnet dieser Worvil einer davon? Vielleicht gar Baric selbst? Hmpf. Etwas mehr Information wäre hilfreich gewesen. Oder so eine schöne, wenn auch alles andere als idiotensichere Losung wie in der Sache mit den Drachenkultisten. "Oder wie könnten uns auch über das Wetter in Niewinter unterhalten, wenn Euch das lieber ist", offerierte er daher, wenn auch im zweifelndem Tonfall. "Dieses Jahr soll es dort ja sogar geschneit haben."
 1. Insight = 12

Idunivor

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #23 am: 10.06.2018, 12:20:10 »
Skramsax musterte Fiona für einen Augenblick und sagte dann: "Fünf sagt ihr? Gut, so viele Zimmer habe ich noch frei. Das wären 10 Goldmünzen pro Nacht, dafür bekommt ihr Frühstück und Abendessen dazu und auch euer Bad wird sich einrichten lassen. Aber eure Getränke werdet ihr zusätzlich zahlen müssen." Es war klar, dass hier nicht allzu viel Verhandlungsspielraum war. Fiona konnte wenigstens noch eine Münze herausschlagen, aber mehr schien nicht machbar.
Dafür bekam sie tatsächlich ordentliche Zimmer und konnte ihre Reisekleidung ablegen. Das Bad zu bereiten brauchte einen Augenblick, aber schließlich konnte sie das heiße Wasser genießen. Als sie fertig war, war der Zuber mit einer dunklen Brühe gefüllt, so viel Schmutz hatte sich in den vergangenen Tagen angesammelt, aber sie selbst fühlte sich jetzt sehr viel besser.
Zurück im Schankraum des Nordblick waren die Gäste vom Nordblick zu einem Wetttrinken übergeganen und immer noch schien der Zwerg, der zuvor das Armdrücken gewonnen hatte, einer der fähigsten Kontrahenten, denn eine kräftig gebaute Frau, die sicherlich vom Blut der Uthgard war, lag schon zu seinen Füßen, darum bemüht wieder auf die Beine zu kommen, nachdem sie vom Stuhl gefallen war.



Die Zwergendame lächelte freundlich und nahm an dem Tisch Platz: "Gern. Es schadet nie die Kälte nach getaner Arbeit mit einem Krug Feuerbrand zu vertreiben." Sie winkte dem Wirt zu, der umgehend reagierte. Sie war offensichtlich keine Unbekannte. Für die Agenten jedoch schon und so begrüßten Sie es, als sie sich vorstellte: "Ich bin übrigens Augrek Leuchthelm. Es ist eine Freude eure Bekanntschaft zu machen. Doch agt, was führt euch her in den hohen Norden? Ihr seht zwar aus wie Karawanenwächter, aber ich vermisse eure Karawane und wehrhafte Händler seid ihr wohl auch nicht, da ihr keine Waren mit euch führt."



"Nun, er hat in der Tat eine beeindruckende Narbe am Kinn, die dafür sorgt, dass die zwei Zöpfe die einzige Art und Weise ist, wie er seinen Bart vernünftig tragen kann. Und er ist Abenteuerer könnte man sagen oder zumindest war er das, als ich ihn das letzte Mal sah. Wer weiß schon, was er jetzt gerade tut. Er ist ein findiger Bursche und verdient sein Geld mit dem, was sich ihm gerade an Möglichkeiten bietet." Als Skip dann plötzlich anbot über das Wetter in Niewinter zu sprechen, verwirrte er Baric damit offensichtlich ein wenig, denn der Mann wusste mit der Bemerkung nicht viel anzufangen: "Äh nun, ich war eine Weile nicht mehr dort, aber das Wetter hat sich ja in den letzten Jahren erholt. Es war sehr viel schlimmer in der Vergangenheit."
Um selbst nicht mehr darüber sprechen zu müssen, erinnerte sich Baric aber offenbar an Skips vorige Frage und lieferte ihm nun eine - wenn auch nicht wirklich zufriedenstellende - Antwort: "Und ihr hattet danach gefragt, was hier oben so vorgeht. Nun, ich fürchte nicht sonderlich viel. Oder ich bin zumindest der Falsche euch da etwas zu erzählen. Es gibt nicht viel zu berichten aus Bryn Shander und über das, was in der Umgebung vor sich geht, weiß ich nicht viel. Die Barbaren des Tales sind wie immer auf Wanderschaft und einer der Stämme ist wohl mal wieder auf dem Kriegspfad, aber hier macht sich darum niemand sorgen. Und es heißt, dass die Zwerge Kelvins Hügel endgültig verlassen haben, um nach Süden zu ziehen. Aber davon weiß ich nichts."
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Dolgrim Frostbart

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« Antwort #24 am: 11.06.2018, 14:43:59 »
Dolgrim nickte der Zwergenfrrau bei der Vorstellung zu. "Dolgrim Frostbart von der Zitadelle Adbar". Die anderen würden sich schon selbst vorstellen.

"Oh, unsere Reise in den Norden. Ja, das ist etwas kompliziert. Also, wir wollen das Eiswindtal bereisen, also meine Freund hier. Und ich bin dabei, damit sie nicht verloren gehen, so hoffen sie zumindest." Er lachte laut auf. "Waren noch nie so weit im Norden, ich leider auch nicht."

Er wollte nicht sofort mit der Wahrheit heraus, aber etwas über die Gegend erfahren. Es lag ihm nicht, sowas aus anderen heraus zu kitzeln, also versuchte er seine Geschichte kurz zu halten.

"Wind und Kälte kennen sie ja jetzt schon, jetzt wollen sie noch Berge sehen. Hast du da vielleicht einen guten Tipp für uns, wohin wir uns wenden können. Gibt's ne Ecke, die wir im Moment meiden sollten, wegen Yeti-Familientreffen oder so?"
« Letzte Änderung: 11.06.2018, 17:42:48 von Dolgrim Frostbart »

Skip

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« Antwort #25 am: 11.06.2018, 17:14:48 »
"Krieg? Das klingt nicht gut. Mit wem ist der Stamm denn im Krieg? Offenbar nicht mit einem der anderen Barbarenstämme, sonst müsste es ja heißen, zwei Stämme seien auf dem Kriegspfad."

Ein wenig ärgerte er sich ja, dass er selbst sich so angestrengt hatte, Baric möglichst alles, was ihn interessieren könnte, zu erzählen, und selbst mit drei Häppchen abgespeist wurde. Aber das ließ er sich nicht anmerken. Es zappelte eben nicht jedes Mal, da man seine Angel auswarf, ein stolzer Hecht an seinem Haken, deshalb gab man noch lange das Angeln nicht auf. Überhaupt mochte auch seine Bekanntschaft mit Baric sich später noch auszahlen. Kontakte konnte man nie genug haben.

"Und was muss man sich unter Kelvins Hügel vorstellen? Wo liegt der, wie groß ist er, was gibt es dort zu sehen? Hatte man Kontakt mit den Zwergen, betrieb vielleicht gar Handel mit ihnen, bevor sie in den Süden zogen, und wenn ja, seit wann hat man nichts Verlässliches mehr von dort gehört?

Und wohin wandern denn die Barbaren? Also die, welche nicht auf dem Kriegspfad sind, bei denen man also keine Angst haben müsste, ihnen zufällig über den Weg zu laufen? Und wo wandern jene, denen man besser aus dem Weg geht?

Habt ihr denn wirklich nicht einmal die leiseste Ahnung, in welcher Richtung Euer Zwergenfreund unterwegs war? Also, gesehen habe ich ihn bislang nicht, aber ich werde jetzt wohl meine Augen aufhalten. Und wenn ich ihn treffe, dann sag' ich ihm, dass Baric in Bryn Shander auf ihn wartet.

Das heißt: wie lange habt Ihr denn noch vor, auf ihn zu warten, oder wohin geht's als nächstes? Nicht, dass er und Ihr euch abermals verpasst.

Und welcher Art Abenteuer, bitte schön, treiben Euren Abenteurerfreund denn für gewöhnlich so herum? Da gibt es ja sehr verschiedene. Ich beispielsweise habe mich in Luskan auch gleich ins Abenteuer gestürzt, nur Geld habe ich dabei nicht verdient, vielmehr wurde mein Beutel merklich leichter in jener Nacht."


Das waren eine Menge Fragen, aber Skip befand, er habe sich die Antworten redlich verdient. Ob Baric das auch so sah?

Idunivor

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« Antwort #26 am: 11.06.2018, 23:02:25 »
Die Zwergin akzeptierte die Geschichte ohne weiter nachzufragen und antwortete direkt auf Dolgrims Fragen: "Nun, der beste Berg, den ihr hier finden könnt, ist Kelvins Hügel, aber den habt ihr ja alle schon gesehen. Ist ja kaum zu übersehen, so deutlich ragt er gen oben. Ich würde euch ja empfehlen den Clan Schlachtenhammer dort zu besuchen, aber dafür seid ihr wohl leider ein wenig zu spät. Die letzten Schlachtenhammers sind im vergangenen Sommer gen Süden gegangen. Haben sich allesamt ihrem König Bruenor bei seinem Feldzug angeschlossen, um die alte Heimat der Delzoun zurückzuerobern. Es heißt, sie hätten erfolgt gehabt und Gauntlgrym sei wieder in Zwergenhand. Aber da wisst ihr aus dem Süden sicher mehr von als wir hier.
Wie dem auch sei, in Kelvins Hügel werdet ihr jetzt nur noch ein paar eingestürzte Tunnel finden, mehr nicht. Aber trotzdem habt ihr von dort einen Blick über das gesamter Tal.
Und die anderen neuen Städte sind sicher eine Reise wert. Darüber hinaus gibt es nur eisige Tundra und nichts, das man sehen müsste, Barbarenstämme vielleicht, wenn euch das interessiert. Wenn eure Freunde das wirklich sehen wollen, dann besucht am besten den Stamm des Elchs, dort werden ihr Freunde und einen warmen Empfang finden, die anderen drei Stämme sind gefährlicher. Gerade die Wölfe meidet man besser, die sind durchaus gefährlich für Fremde."




Der Mann überlegte einen Augenblick bevor er antwortete und zuckte dabei merklich mit den Schultern: "Weiß ich selbstn icht so genau, ich höre ja auch nur Geschichten und bin noch nicht allzu lange hier. Ich bin mir nicht einmal sicher, wie viele Barbarenstämme es hier gibt. Aber es war immer wieder die Rede davon, dass man sich vom Stamm des Wolfs fernhalten sollte, weil die gefährlich seien und immer Streit suchten. Nunja, ich bin nicht in die Tundra gegangn und diese feindseligen Barbaren kommen nicht her.
Und Kelvins Hügel, nunja, den kann man ja kaum übersehen. Ihr habt vermutlich mehr als einen Tag auf ihn gestarrt auf dem Weg hierher nach Bryn Shander. Er ragt hoch auf dort im Norden, aber wie gesagt scheint es dort keine Zwerge mehr zu geben. Aber danach fragt ihr am Besten unseren Gastgeber, der wird genauer wissen, was dort vorgefallen ist.
Und was Worvil angeht, nun, er liebt den Feuerbrand, deshalb hatte ich die Hoffnung, dass er hierher kommen würde, aber ich habe mich wohl geirrt, was das angeht. Nunja, ich werde noch eine Weile hier warten und hoffen, dass er doch seinen Weg hierher findet. Zuletzt war in der Nähe von Mirabar und Luskan unterwegs und von dort aus ist es nur ein kurzer Weg bis hierher, gerade in seiner Situation."
The only ones who should kill are those prepared to be killed.

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #27 am: 12.06.2018, 06:47:51 »
Fiona nutzte die Gelegenheit, um auch ihre Kleidung mittels einfacher Magie[1] gründlich zu reinigen. Das dauerte seine Zeit, zumal sie auch eine ganze Weile in dem heißen Wasser verbrachte, um den Schmutz der letzten Wochen abzuwaschen. So sauber hatte sie sich in ihrem ganzen Leben noch nicht gefühlt, als sie endlich fertig war. Sie inspizierte nocheinmal die Zimmer, suchte sich eines davon für sich selbst aus, wo sie auch ihr etwas unhandlicheres Gepäck verstaute, und machte sich dann zurück auf den Weg in den Schankraum des Gasthauses. Sie schaute sich um, ob sie nicht ein paar Reisende entdecken konnte, die vielleicht redselig genug waren, um ihr ein wenig über die Umgebung des Eiswindtals zu erzählen. Vor allem schienen hier viele Reisende unter den Gästen zu sein, die vielleicht auch etwas mehr als die nähere Umgebung gesehen hatten.
 1. Prestidigitation

Azrim

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« Antwort #28 am: 13.06.2018, 11:08:34 »
Gastons Ausspruch in der "Küstensprache" verwirrt überdenkend, nippte der Elfenmagier an seinem eigenen Feuerbrand und freute sich als die Wachkommandantin zu ihnen aufschloss und sich setzte. Freundlich grüßte er, bot einen Platz an und stellte sich vor.

Mit Augrek dann auf den Dienstschluss anstoßend, lauschte Azrim ihren Ausführungen interessiert und hängte schließlich die Frage an: "Habt ihr von den Riesen gehört? Wir haben erfahren, dass sie derzeit aktiver als sonst unterwegs sein sollen. Stimmt das? Und wo konnte man sie am ehesten zu Gesicht bekommen wenn man das wünschen würde?"

Neugierde strahlte aus den Augen des Eladrins, während seine Finger wie vergessen eine leuchtende Spur auf den Tisch malte, die so schnell verschwand wie sie erschienen war.

Skip

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« Antwort #29 am: 13.06.2018, 19:20:13 »
Dass Baric seine Informationen nicht willig herausrückte, hätte Skip ihm ja noch noch verziehen, aber dass er gar keine zu besitzen schien, war schon mehr als frech! Doch Skip machte weiterhin eine freundliche Miene. Nicht jeder Kontakt war ein guter Informant.

Man plauderte also weiterhin über dies und das und genoss miteinander den wärmenden Feuerbrand, wobei Skip sehr genau darauf achtete, Gesprächsthemen zu finden, die Baric interessierten, und sich beim ersten Anzeichen, dass der Mann seiner überdrüssig wurde, dankend zu verabschieden. Wenigstens einen guten Eindruck wollte er machen, damit der Mann ihn in wohlwollender Erinnerung behielt, denn das kostete ihn so gut wie nichts, und wer wusste schon, ob man sich nicht bald in einer Situation wiederfände, in der man auf jedes bisschen Wohlwollen angewiesen wäre.

Sollte der Herr Karawanenwächter Skips munterer Gesellschaft aber gar nicht so schnell überdrüssig werden, so darf angenommen werden, dass die Angelegenheit erst damit endete, dass Skip volltrunken von seinem Schemel rutschte und unter dem Tisch landete.

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