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Autor Thema: Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont  (Gelesen 56837 mal)

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Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #210 am: 06.02.2019, 14:14:44 »
Der Marquis war nicht zu sprechen. Kein Problem. Fischer hatte eh nicht viel zu sagen. Der Berater des Marquis dagegen schon. Dafür, dass er so tat, als sei er ein ganz furchtbar beschäftigter Mann, dem diese unerwartete Unterbrechung seiner wichtigen Tätigkeiten nun ganz und gar in Zeitnot brächte, redete er wirklich erstaunlich viel und ausnahmslos Zeug, das für jeden offensichtlich war. Natürlich war die Gruppe, die Fischer durch die Wildnis hätte geleiten sollen, längst abgereist und außer Reichweite. Wie hätte es anders sein können, nach sechs Wochen? Aber deswegen musste Fischer doch trotzdem kurz vorbeischauen und berichten, was ihn verhindert hatte und dass er jetzt wieder zur Verfügung stand. Ja, was hatte ihn denn bloß so lange aufgehalten? wollte der Mann darauf wissen (und brauchte dreimal so viele Worte für diese Frage, als Fischer benötigt hätte). "Wölfe, am Pass", antwortete Fischer.

Daraufhin musterte der Mann ihn von Kopf bis Fuß und wieder bis zum Kopf. Fast schon beleidigend lange. Als dränge ihm Fischers Erscheinungsbild Zweifel an seinen Worten auf. Dabei hätte bereits ein flüchtiger Blick ausreichen müssen, ihre Wahrheit zu bestätigen. Die Kleidung schlotterte dem Besucher am abgemagerten Leib, Hemd und Hose waren zerfetzt, steif und mit altem Blut befleckt, die daraus entstandenen Blößen notdürftig umwickelt von grob bearbeiteten Wolfsfellen—vier Welpen zierten die Beine, während die Mutter und zwei Jährlinge, grob vernäht, ihm als Mantel um die Schultern hingen—und schließlich war da noch Kleiner selbst. Überwältigt von den vielen neuen Eindrücken, den vielen Menschen in der Stadt, drückte der junge Wolf sich ängstlich in Fischers Arme. (Eigentlich war er dafür schon zu groß und Fischer hatte ihm bereits letzte Woche erklärt, dass er ihn nicht mehr durch die Gegend tragen würde, hatte sich aber noch einmal erweichen lassen: er selbst fand den Trubel der Stadt fast so schwer erträglich wie die Welpe.)

"Komm, lass dich nicht einschüchtern, Kleiner", ermunterte Fischer sein tierisches Mündel, bevor er ihn auf den Boden setzte, worauf dieser sich schutzsuchend gegen seine Beine drängte.

Endlich schien der Mann des Marquis seine Betrachtungen abgeschlossen zu haben und nickte zufrieden.

"Können wir dann gehen?" fragte Fischer.

Doch ganz so einfach ließ der Mann des Marquis Fischer nicht vom Haken. Am Vormittag seien hier zwei Leute aufgetaucht, die er für geeignet hielte, den vor sechs Wochen losgezogenen Agenten als Verstärkung ins Eiswindtal hinterher zu schicken. Wenn der Marquis das am morgigen Tag auch so sähe, so träfe sich Fischers Ankunft gerade geschickt, denn er könne die beiden, die von weither stammten und sich hier nicht auskennten, gen Norden führen und sich, dort angekommen, mit ihnen der besagten Agentengruppe anschließen.[1]

"Gut, mach' ich", sagte Fischer und wandte sich zum Gehen.

Den Namen der Unterkunft rief der Berater ihm noch nach und fügte hinzu: "Nur zwei Gassen weiter gibt es ein Badhaus, das hat bis Mitternacht geöffnet."

Fischer fletschte die Zähne, aber das bekam der Mann nicht mehr mit.

~~~

So sehr er sich selbst nach einem Bad sehnte, lenkte Fischer doch seine Schritte zuerst in Richtung der genannten Unterkunft. Sein Magen knurrte einfach noch ein wenig lauter als sein Körper (und seine Nase) nach Seife und warmem Wasser verlangte.

Und so war es eine ziemlich abgerissene Gestalt, die den wohlgefüllten Schankraum des "Zornigen Ebers" zur besten Vesperstunde betrat. Abfällige Blicke und demonstratives Naserümpfen anderer Gäste ignorierend, suchte er den Raum nach einem freien Platz wie auch nach den beiden beschriebenen Personen[2] ab. Kleiner lugte zwischen seinen Beinen hervor und schnupperte aufgeregt.
 1. EDIT: Text angepasst, nach
Blutschwinges Klärung (Anzeigen)
 2. Sollte er Kylre und Kara dort erblicken, würde er sich (ungefragt und ohne sich vorzustellen) an ihrem Tisch dazusetzen.
« Letzte Änderung: 17.02.2019, 14:16:18 von Fischer »

Azrim

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #211 am: 06.02.2019, 20:07:39 »
An dem Tag an dem Bryn Shandar den Riesen standhielt feierte Azrim mit seinen Freunden und trank auf die tapferen Verteidiger der Stadt. Auch wenn es für einen hochelfischen Magier seltsam anmutete, so steckte dennoch genug Soldat in dem grünäugigen Tel Quessir um den geschlagenen - und gewonnenen! - Waffengang richtig schätzen zu können.

Vor den Toren Mirbars allerdings erreichte den Eladrin unverhofft eine magische Nachricht, deren Inhalt oder selbst Absender er nicht mit anderen teilte. Doch Eile schien geboten Und so verabschiedete er sich von seinen Gefährten ebenso einsilbig und unverbindlich wie sie ihn kennen gelernt hatten.

Azrim Greycloak machte sich noch in der selben Stunde auf um auf seinem Pferd in Richtung Langsattel zu galoppieren und verschwand hernach endgültig aus dieser Geschichte und setzte seine Kräfte anderer Orts für das Gute in Faerun ein.

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #212 am: 06.02.2019, 21:27:44 »
Kara verstummte mitten in dem Teil der Geschichte, als der Hühne Ranveigh versuchte den Troll vom Berg zu stoßen, umschloss den fast geleerten Krug fester und musterte den Waldläufer. Tief in ihrem Inneren, kaum merklich, erhob sich ein Gefühl und sie stellte sich vor, wie ihre Bärin die Nase in dieselbe Richtung reckte und witterte. Etwas hatte auch ihr Interesse geweckt.
"Kylre." Sie nahm den letzten Schluck während der Fremde zielsicher die Distanz zu ihnen überwand. Sie lehnte sich ein wenig zurück, abermals zufrieden über ihren Tisch. Kylre und sie selbst saßen etwas abseits des größten Trubels mit dem Rücken zur Wand und den Augen zum Schankraum ... selbstverständlich in Hörweite des Wirten.

Die Ankunft des Mannes hatte Aufmerksamkeit erregt, aber nun wandten sich die Gäste ihren eigenen Belangen zu. Kara hob eine Augenbraue, als sie das kleine weiße Fellknäuel entdeckte, das den Mann begleitete. Sie versuchte einzuschätzen, wie groß das Wölfchen werden würde, wie stark. Auch wenn sie selbst ohne Hund reiste, so mochte sie die Begleitung der riesigen Kriegshunde ihrer Heimat - besonders im Kampf. Wie aufwendig mochte es sein einen Nordwolf zu trainieren?

Der Fremde setzte sich wortlos. Er roch nach feuchtem Fell und Erde, darunter nach Schweiß und Blut. Ein angenehm bekannter Geruch.

Er hinkte merklich.
Er war zu dünn.
Keine Herausforderung.

"Oy, Tammo!", polterte Kara. Sie bewegte den erhobenen Finger im Kreis und deutete dem beunruhigten Wirten so, eine Runde für alle am Tisch nachzuschenken. Sie setzte sich breitbeinig zurück, legte die Unterarme auf den Tisch und sah den Neuankömmling auffordernd an.
« Letzte Änderung: 06.02.2019, 21:30:15 von Kara Stendahl »

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #213 am: 06.02.2019, 22:14:26 »
Am Rande des gut gefüllten Schankraums sitzend - mit dem Rücken zur Wand wie es sich gehörte - hatte Kylre seinen schweren Kriegshammer auf den Tisch vor sich gelegt und so sicher gestellt, dass niemand auch nur auf die Idee kam die beiden Fremdlinge in irgend einer Weise zu belästigen. Auch wenn Karas bloße Anwesenheit so etwas normaler Weise mehr als sicher stellte, war es für den jungen Kapitän eine Frage der Ehre ebenso seinen Teil bei zutragen und nicht seiner langjährigen Begleiterin das Feld zu überlassen.

Wenn jemand den Mann aus dem "Süden" - was von Mirbar aus ja fast gesamt Faerun war - musterte, so blickte man in ein offenes, maskulines Gesicht welches ausdrucksstark die Gefühle des Seeräubers zeigte. Mehr drahtig als wahrlich muskulös, trug der offensichtliche Priester - dazu kommen wir gleich - eine schwere Rüstung als Kleidung, die seinen gesamten Leib schützte. Nur ein wetterfester Umhang schien nicht direkt dem Leben als Krieger geschuldet zu sein. Eine graue Sturmwolke mit drei gezackten Blitzen zierte den hölzernen Rundschild, sie auch hing gleichzeitig an einem geflochtenen Lederband als heiliges Symbol mitten auf der stahlbewährten Brust.

“Kylre.“ sagte Kara unverhofft mitten in ihrer Geschichte. Mit wachen, blaugrauen Augen suchte der Ruathen das Ziel ihres Blickes und sah den schlaksigen Mann auf sie beide zukommen. Sich mit der Selbstsicherheit eines Menschen, der wusste das sein Gott an seiner Seite kämpfte, zurück lehnend nickte er dem Neuankömmling grüßend zu, behielt aber seine Zunge im Zaum und wartete darauf was dieser von ihnen wollte.

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #214 am: 07.02.2019, 00:42:21 »
Auf der Reise vom Eiswindtal zurück in etwas weniger lebensfeindliche Gefilde, wurde die Gruppe immer kleiner. Skip hatte sich garnicht erst zu ihrem Treffpunkt eingefunden, als sie morgens losgereist waren. Zwar hatten sie noch eine Stunde damit verbracht, ihn in Bryn Shander zu suchen, aber ohne Erfolg. Schließlich konnten sie nicht länger warten und brachen auf. Azrim war dann der nächste. Immerhin hatte der Hochelf den Anstand, sich noch zu verabschieden, wenn auch ohne viele Worte. Und auch bei Dolgrim hatte Fiona immer mehr das Gefühl, dass den Zwergen etwas von der Aufgabe wegzog, die sie übernommen hatten. Da war einfach ständig eine unterschwellige Beunruhigung über die Beobachtungen, die sie im Eis gemacht hatten. Und Dolgrim war weniger der Typ, der sich um sich selbst Sorgen machte. Aber er würde schon von selbst auf sie zukommen, daher entschloss die Halbelfin sich, das Thema nicht anzusprechen.

Im Gegensatz zum Hinweg wurde die Reise nach und nach immer leichter und auf dem Rücken ihres Vollblüters Hurricane ließ es sich durchaus aushalten. Irgendwann hatten sie es sicher bis in die Minenstadt Mirabar geschafft, wenn man bei diesem grundhässlichen Anblick überhaupt von einer Stadt reden konnte, wo sie zunächst dem Marquis Selin Ramur Bericht erstatten wollten. Zwar fanden sie recht schnell heraus, dass dieser garnicht anwesend war, aber zumindest konnte sein Berater ihnen weiterhelfen. Fiona hatte durch ihre Vergangenheit an verschiedenen Höfen und anderen Orten mit Würdenträgern gelernt, wie man mit der Bürokratie umzugehen hatte[1], und immerhin bekamen sie auch recht schnell die Zusicherung einer Audienz für den nächsten Tag.

Damit blieb ihnen nur noch die Unterkunft zu finden, die ihnen von dem Berater empfohlen wurde. Ein Gasthaus in der Stadt. Anscheinend hatte die Allianz noch weitere Verbündete gefunden, die sich der Sache annehmen sollten, und die sie dort ebenfalls antreffen würden. Der Marquis würde sicherlich nicht allzu erfreut über die Neuigkeiten sein. Da waren zum einen die Riesen und irgendeine alte Schuld, aber auch die Tatsache, dass sich ein größerer Teil ihrer Truppe abgesetzt hatte. Die Verstärkung war bitter nötig, wenn sie ihre Aufgaben irgendwie weiter verfolgen wollten. Immerhin führte sie der nächste Schritt ihrer Reise höchstwahrscheinlich nach Tiefwasser. Zivilisation. Ein klarer Fortschritt gegenüber der eisigen Kälte des Hohen Nordens. Fiona sehnte sich in dem Moment aber vor allem nach einem heißen Bad und einem warmen Kamin nach der langen Reise. Der Rest würde schon früh genug auf sie zukommen.

Es wurde noch ein Stall für die Reittiere gesucht und als sie dann endlich das Gasthaus betraten, ging Fiona schnurstracks zur Theke, um den Wirt anzusprechen. Die junge Dame trug den warmen Fellmantel mittlerweile offen, da die Temperaturen im Vergleich zum Beginn ihrer Reise doch ein wenig gesunken waren. Darunter kam ihre Reisekleidung und auch ihre gute Figur zum Vorschein. Dank einiger Zaubertricks[2] konnte man weder den Staub noch den Dreck der Rückreise an ihrer Kleidung ausmachen. Den einen oder anderen neugierigen Blick der anderen Gäste in ihre Richtung ignorierte sie vollkommen.

"Herr Wirt! Wir benötigen Zimmer für die Nacht, etwas Warmes zu Essen und etwas Kühles zu Trinken. Und ein Bad!"

In ihrer Stimme klang dabei eher ein befehlender Ton mit, was wohl zu nicht ganz unerheblichen Teilen auch der langen Reise geschuldet war.
 1. Background Feature: Court Functionary
 2. Prestidigitation

Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #215 am: 09.02.2019, 20:38:44 »
Beim Durchqueren des Raumes konnte der junge Wolf sich nicht entscheiden, ob er links oder rechts von Fischer laufen wollte, oder vorneweg oder hinterdrein, und so wechselte er ein halbes Dutzend mal die Seite, am liebsten direkt vor Fischers Füßen, oder schlüpfte gar zwischen dessen Beinen hindurch, die Nase dicht am Boden, schnüffelnd. Manch ein Beobachter mochte den Atem anhalten in Erwartung eines Sturzes, doch keine noch so plötzliche Kehrtwende seines Begleiters brachte Fischer ins Stolpern. Stets im rechten Augenblick tat er einen Schritt zur Seite oder stieg über das Tier hinweg oder hielt kurz inne.

Karas Interesse an seinem vierbeinigen Begleiter hatte Fischer wohl bemerkt und so hob er den Kleinen, kaum dass er selbst sich am Tisch niedergelassen hatte, auf selbigen hinauf. Der kleine Wolf drückte sich zunächst ängstlich an Fischers Brust, doch nachdem einige verzagte Vorstöße mit Nase oder Pfote keine Gefahr offenbarten, wagte er sich doch vor, in tappsigen Schlangenlinien, an Händen und Bierkrügen schnuppernd, bald darauf leckend, dann eifrig den Tisch in ganzer Länge weiter erforschend.

"Er hört auf Kleiner", sagte Fischer, worauf der Wolf tatsächlich die Ohren spitzte und kurz zu Fischer hinüberblickte, bevor er sich wieder seinem Forschertum hingab.

Von der tierischen Vorstellung abgelenkt, bemerkte Fischer den nahenden Wirt erst, als dieser einen Krug vor ihm abstellte. "Und einen Teller Eintopf", bestellte er. "Dazu einen halben Laib Brot und habt Ihr Fisch? Forelle? Eine Ganze, bitte, roh. Für den Kleinen."

Darauf hob er den Krug und wollte der Spenderin zuprosten, als der Auftritt der für diese Wirtschaft viel zu gut gekleidete Dame die Augen aller Herren im Raum auf sich zog. Doch Fischer wandte sich recht bald wieder seinen Tischgenossen zu.

"Prost!", sagte er und, ein wenig verspätet vielleicht: "Ich bin Fischer."
« Letzte Änderung: 19.02.2019, 20:18:45 von Fischer »

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #216 am: 10.02.2019, 11:14:37 »
Kara einen Seitenblick zuwerfend, verharrte der langhaarige Priester für einige Momente in seiner Pose in denen er darauf wartete ob Fischer einen Grund vorbrachte weshalb er sich zu ihnen gesellt hatte. Als keiner folgte, trank er mit großen - wohl geübten - Zügen den Rest seines Krugs aus, ehe er ihn lautstark auf die Tischplatte schlug und mit einer schwieligen Hand nach dem Henkel des nächsten griff.

"Fischer also?" vergewisserte er sich, ehe er den schäumenden Bierkrug hob und mit einem ehrlichen "Prost!", das von einem Lächeln begleitet wurde, antwortete und mit seinen beiden Sitznachbarn anstieß.

Nach einigen zufriedenstellenden Schlucken wischte sich Kylre beiläufig den Schaum aus dem Bart und sah den Abgerissenen auffordernd an. "Und was können wir für dich tun Fischer?"

Einen reflexartigen Blick an dem Waldläufer vorbei machend, wanderten die Augen des Seefahrers einmal Fionas Körper entlang ehe er anerkennend eine Augenbraue hob ein zustimmendes "Hmn." brummte. Dann gehörte seine Aufmerksamkeit wieder Fischer und Kleiner.

Kara Stendahl

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« Antwort #217 am: 10.02.2019, 13:39:20 »
Kara folgte Kylres Blick und schmunzelte in ihren Krug hinein. Nach einem tiefen Zug richtete sie ihren Blick auf die abgewetzte Gestalt und seine grobschlächtige Kleidung. „Fischer? Du siehst eher aus wie ein Waidmann.“ Sie musterte die Felle und blickte kurz, abwägend zum kleinen Wölfchen, das gerade an einem ihrer Haarbänder schnüffelte. „Wir jagen auch. Nur interessieren wir uns im Moment für größere Beute.“ Sachte schob sie Kleiner wieder Richtung Fischer. Irgendwo weiter vorne im Raume klirrten Krüge zusammen und die Tür ging erneut auf und zu. „Vielleicht kannst du uns dabei ja weiterhelfen? Kylre und ich sind nicht oft im Hohen Norden, wie du dir denken kannst.“

Tammo, der nervöse Wirt, setzte einen großen Teller würzig riechenden Eintopf auf dem Tisch ab und platzierte den rohen Fisch, nebst einer Schale mit Wasser auf dem Boden.
« Letzte Änderung: 10.02.2019, 13:48:09 von Kara Stendahl »

Dolgrim Frostbart

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« Antwort #218 am: 14.02.2019, 10:17:02 »
Dolgrim war während der Rückreise noch schweigsamer als sonst, er sagte also gar nichts. Manchmal brummte er in Gedanken vor sich hin und die anderen sahen, dass ihn etwas beschäftigte. Aber niemand fragte nach, sie erwarteten sowieso nicht, eine Antwort zu bekommen – vermutlich zu Recht. Sie kannten den Zwerg nicht anders als grummelnd und wortkarg, nur im Kampf mit den Riesen schien es, als sei er „erwacht“ und danach wieder in seine eigene Welt verschwunden.

Und so überraschte es niemand, als Dolgrim abends nicht mit ihnen in der Taverne saß, sondern sich in der Stadt herum trieb, wie Fiona es ausdrückte. Als er schließlich zurück kam, wurde schnell klar, dass er nicht bleiben wollte. Er verabschiedete sich von Fiona und Gaston, denn er musste fort. Wenn die Riesen in den Bergen ihr Unwesen trieben war sei Platz in seiner Heimatstadt.

Und so zog er davon, einem eigenen Abenteuer entgegen.
« Letzte Änderung: 15.02.2019, 07:49:59 von Dolgrim Frostbart »

Gaston

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« Antwort #219 am: 14.02.2019, 22:53:26 »
Wie Dolgrim, war auch der sonst so fröhliche Halbling in den vergangenen Tagen schweigsamer geworden. Der Verlust seines Freundes beschäftigte ihn sehr. Gaston hatte nicht geglaubt, dass er den unzuverlässigen, verlogenen und emotional labilen Mistkerl so sehr vermissen würde. Tatsächlich war 'vermissen' noch untertrieben. Gaston hatte sich zurückgezogen und ein paar heimlich ein paar Tränen vergossen. Er machte sich schwere Vorwürfe, seinen Freund verstoßen zu haben. Und er kannte Skip gut genug, um zu wissen, dass dieser sich in diesem Zustand in einige ernsthafte Schwierigkeiten bringen würde. Das war so sicher, wie Zwerge einen Bart tragen. Gaston fragte sich, ob er Skip noch einmal wiedersehen würde. Mit diesen Gedanken sich tragend suchte er bei nächster Gelegenheit einen Schreib von Tymora auf und spendete ein Opfer verbunden mit dem Wunsch, dass er Skip wohlbehalten wieder treffen würde.

Es wurde nicht besser. Als hätten alle nur auf das Signal gewartet, verabschiedeten sich nach Skip nun auch noch Azrim und Dolgrim. Lediglich Fiona war von der ursprünglichen Truppe noch geblieben. Und dies war diejenige Person, die Gaston noch am schlechtesten kannte. Er hatte versucht, Fiona betrunken zu machen, da Trunkenheit immer der Beginn einer guten Freundschaft war. Doch Fiona hatte sich nach wenigen Bechern entschuldigt.

Hatte es jemals einen Zeitpunkt gegeben, da Gaston sich so einsam gefühlt hatte?

Aber Gaston wäre kein Halbling, würde er sich lange seiner Traurigkeit hingeben. "Habe ich Dir jemals von meinem Vetter zweiten Grades Marten erzählt? Marten war ein Abenteurer allererster Güte. Er hat mir in jungen Jahren beigebracht, wie man mit einer Schleuder umgeht. Wir haben uns auf die Stadtmauer von Tiefwasser gestellt und alle Fenster des Gildenturms eingeschossen. Ich sage Dir, der alte Donnermeister war so sauer, dass er einen ganzen Haufen von Imps beschworen hat. So schnell bin ich noch nie gerannt. Ich schweife ab. Was ich sagen wollte, Marten größtes Talent war jedoch, dass er beständig Leute kennen gelernt hat. Man hätte ihn auf dem Grat der Welt aussetzen können. Eine halbe Stunde später, würde er ein rauschendes Fest mit Drow und Orks und Zwergen feiern. Ich schwöre es. Okay, vielleicht schweife ich wieder ab. Jedenfalls denke ich, dass wir uns nach neuen Gefährten umsehen sollten. Das war eigentlich, was ich sagen wollte."

Gaston wandte sich an den Wirt und fragte, ob kürzlich neue Abenteurer in die Stadt gekommen seien. Viele konnten es ja nicht gewesen sein, denn die Stadt war nicht groß, und die Chancen standen gut, dass eben jene Ankömmlinge ebenfalls von der Gilde geschickt worden waren. Der Wirt wies ihm den entsprechenden Tisch.

"Ich heiße Gaston und das ist Fiona. Wir sind Agenten im Auftrag der Zehnstädte. Dürfen wir uns setzen?", sagte er und wartete, dass man sie dazubat.
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Blutschwinge

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« Antwort #220 am: 15.02.2019, 16:51:56 »
Der zornige Eber war eine gute Taverne, aber keine Besonderheit. Es war sauber, es roch nach gutem Essen und nicht nach Spelunke. Dementsprechend nickte der Wirt auf Fionas Frage. "Ja, Zimmer haben wir, das Essen ist warm und das Bier ist kalt. Und ein Bad kann ich euch richten lassen, wir haben sogar einen extra Raum für Frauen. Vor oder nach dem Essen?"

Gaston wies er den Tisch zu drei Leuten, die vor kurzem angekommen waren, allerdings nicht zusammen, daher wusste der Wirt nicht so Recht, ob es die richtigen waren. Aber das war ihm auch egal, falls nicht würde der kleine Mann schon wiederkommen.

Fiona

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« Antwort #221 am: 15.02.2019, 17:43:25 »
Fiona blickte zwischen dem Wirt und dem kleinen Halbling hin und her. Dann richtete die junge Frau wieder ihre volle Aufmerksamkeit dem Gastwirt.

"Hervorragend! So wie es aussieht, ist nach dem Essen die richtige Zeit."

Dann folgte sie Gaston zu dem Tisch, wo er gerade dabei war sich und sie selbst vorzustellen.

Fischer

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« Antwort #222 am: 17.02.2019, 15:18:11 »
"Falsche Frage, Kylre", entgegnete Fischer dem frommen Mann. "Ich soll etwas für euch tun."

An Kara gewandt, erklärte er: "Und ich bin selten so weit im Tiefen Süden wie heute. Größere Beute gibt's bei uns kaum. Robben... dafür müsste man an die Küste, aber Robbenfelle werden in den Zehnstädten viel gehandelt. Schneekatzen, Eisbären... taugen für den gelegentlichen Bettvorleger. Oder meinst du noch größer? Alle paar Jahre tauchen bei uns Südländer auf und tönen groß daher, sie wollten Yetis jagen, denn für Yeti-Felle zahlten Kaufleute bei ihnen daheim ein Vermögen. Wir versuchen ja, es ihnen auszureden, aber die wenigsten hören. Von den anderen hört man dann nie wieder. Aber also, wenn wir beim Jagdwild bleiben... na ja Schneehasen gibt's, nur dafür stellt man Fallen. Und halt Fische. Fische hat's genug."

Er nimmt einen weiteren Schluck aus dem Krug und blickt Kara und dann Kylre prüfend an.

"Ihr seid aber keine von diesen Irren, die Yetis jagen wollen, oder?"

Derweil hatte Kleiner den Fisch und die Wasserschale entdeckt und war, während ringsum flinke Hände volle Bierkrüge und Suppenteller retteten, vom Tisch über zwei Schöße hinweg zu Boden geklettert, um sich dort ausgehungert auf sein Fressen zu stürzen. Doch wie er da so, nichts Böses ahnend, an seinem Fisch herumzerrte, trat urplötzlich eine kleine Gestalt, die sich hinter den fließenden Gewändern der (auch ohne Bad wohlduftenden) Dame versteckt hatte, hervor, baute sich vor dem Tisch auf, direkt neben dem Fischteller, und sprach in die Runde.

Aufjaulend tat Kleiner einen Satz zurück. Das war einfach zu plötzlich! Doch schon auf den zweiten Blick erkannte der junge Wolf, dass der Neuankömmling so allzu viel größer als er selbst gar nicht war, und rückte wieder vor, knurrend, um sich breitbeinig über seinem Fischteller aufzubauen, bereit, ihn mit Zähnen und Krallen zu verteidigen.

"Wie du siehst, Kara, musst du hier aufpassen, was du über Fisch sagst", meinte Fischer trocken. "Kleiner mag Fisch."
« Letzte Änderung: 17.02.2019, 20:29:19 von Fischer »

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #223 am: 17.02.2019, 17:59:33 »
Mit einigen flinken Schritten war Fiona hinter Gaston hergehuscht, um ihn einzuholen, was mit ihren Beinen, die etwa so lang waren wie der ganze Halbling, allerdings auch nicht weiter schwierig war.

"Gaston, wie ich sehe lässt Du auch beim Umsehen nach neuen Gefährten nichts anbrennen. Aber der Berater sagte ja, dass wir hier ein paar Leute antreffen würden, mit denen wir uns verbünden können. Meinst Du, das sie das sind?"

Während sie auf eine Antwort auf Gastons Frage, ob sie sich zu ihnen gesellen dürften, warteten, entledigte die Halbelfin sich ihres warmen Fellmantels, der hier drinnen nun wirklich nicht mehr nötig war, was unweigerlich dazu führte, dass dem Tisch am Rande des Schankraums zumindest für einen Moment wieder etwas mehr Aufmerksamkeit zu Teil wurde, und hing ihn sich vorerst über den Arm. Ihre Kleidung machte einen eher hochwertigen Eindruck und war auch durchaus für eine Reise geeignet, wenn auch vielleicht ein klein wenig mehr nach dem Erscheinungsbild an Stelle von Funktionalität ausgewählt, und dazu erstaunlich sauber; enganliegende Hosen aus weichem, braunen Leder und ein dunkelgrünes Oberteil aus warmer Wolle, das wie ein kurzes Kleid oder eine längere Tunika nicht ganz bis zu ihren Knien herunterhing und zu Gunsten der Beweglichkeit an einer Seite bis zur Hüfte hoch geschlitzt war. Dazu feste Stiefel und ein breiter Gürtel um ihre schlanke Taille herum mit einigen Beutelchen und einem Behälter für Karten oder Schriftrollen daran. An beiden Seiten lugten zudem schlanke Dolchgriffe hervor, deren Scheiden sich hinten am Gürtel befinden mussten. Normalerweise würde wohl noch ein weiter Kapuzenumhang dazu gehören, um sie vor den Widrigkeiten des Wetters zu schützen, dieser befand sich aber zu Gunsten des wärmeren Fellmantels zusammengerollt in ihrer Umhängetasche zusammen mit ihren restlichen Habseligkeiten. Dazu hatte sie noch eine Schlaftolle und einen nahezu leeren Wasserschlauch dabei, so als würden sie wirklich gerade von der Straße kommen. Eine gewisse Müdigkeit in ihrem Blick zeugte ebenfalls davon und sie musste sich zudem schon ein wenig anstrengen, um in ihrer Haltung aufrecht zu bleiben.

Sie musterte die drei Gäste am Tisch und den kleinen Wolfsjungen, der immerhin den Anstand hatte, aufzustehen, um sie zu begrüßen. Oder vielleicht wollte er sie auch nur von seinem Essen fernhalten.

Auf jeden Fall wirkten die Drei wildnis- und kampferprobt. Der größere Mann trug die halbe Wildnis gleich mit sich herum, dazu ein Priester oder Gotteskrieger, sowie eine durchtrainierte Stammeskriegerin, deren Trophäen erfreulicherweise eher nach Bär denn nach Tiger aussahen, das hätte sonst vielleicht zu Komplikationen führen können. Im Vergleich zum Großteil der Gäste hier wirkten sie auf jeden Fall bereit für eine Aufgabe wie die ihrige. Jedenfalls, wenn es wieder in nördliche Richtung gehen würde, wobei Fiona sich dessen nicht allzu sicher war. Womöglich würde der Marquis sie morgen auch in den Süden, gen Tiefwasser, entsenden, um mehr über Artus Cimber und diesen Ring des Winters herauszufinden. Ihr zumindest würde das gut gefallen.

Gedanklich stimmte sie Gaston bereits zu. Das mussten sie wohl sein.

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #224 am: 17.02.2019, 20:15:19 »
Als Fischer ihn so rüde eines Fehlers bezichtigte verfinsterte sich Kylres Blick und eine tiefe Zornesfalte entsprang zwischen den Augenbrauen des schwer gerüsteten Mannes. Die Hand zur Faust ballend, wäre diese beinahe heftig auf die Tischplatte hernieder gefahren, aber ein plötzlich auftauchender Halbling verblüffte den Kapitän der Wavedancer derart, dass er seinen Jähzorn wieder soweit vergaß, dass Fischer "nur" einen zur Mahnung erhobenen Finger vor`s Gesicht gehalten bekam, hinter dem der finstere Blick des Mannes ihn eindringlich fixierte, der hier offenbar schon einige Bierkelche - vielleicht auch bereits zuviele - im Laufe dieses Abends geleert hatte. Und dann verflog der Zorn des Ruathen so schnell wie er hoch gebrodelt war.

"Pah!" entfuhr es Kylre statt dessen lautstark. Sogleich antwortete er Fischers Frage: "Für Yetis verlassen wir die Küste nicht. Mit so etwas geben wir uns gar nicht erst ab!" Die Hand vom Kelch nehmend, schob er sich die langen braunen Haare aus dem Gesicht und strich seinen Bart gerade, als er zu Gaston und Fiona blickte und sie beide einschätzend musterte, wobei er sich nicht genierte, sich dafür ausreichend Zeit zu lassen. "Und ihr? Agenten? Der Zehn Städte?" fragte er mit einer offensichtlichen Mischung aus Unglaube und Neugierde. "Sachen gibt es..."

"Aber setzt euch doch. Setzt euch! Wenn ihr von einem "Berater" sprecht, dann habt ihr unsere"
- hier erfolgte ein wertschätzender Blick in Richtung Karas an seiner Seite, die bisher geschwiegen hatte und wohl gerade ihre eigenen Schlüsse zog -"volle Aufmerksamkeit. Denn auch wir haben uns mit einem Berater getroffen der interessante Dinge zu berichten wusste."

"Doch unser Waidmann mit der Vorliebe für Fisch hier"
und damit wanderte sein Blick wieder zu dem seltsamen Genossen mit dem Welpen "wollte uns gerade erklären was er alles für uns tun kann. Nun - nur zu!" forderte er den Menschen mit einer motivierenden Geste der Linken auf.

Sich erwartungsvoll zurück lehnend stützte der Priester des Valkur seine Ellenbögen links und rechts auf der hölzernen Lehne der Bank ab und legte erwartungsvoll den Kopf ein wenig schief während er den gegenüber Sitzenden musterte.

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