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Autor Thema: Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont  (Gelesen 58002 mal)

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Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #285 am: 13.04.2019, 15:00:46 »
Als der letzte Hobgoblin unter einem Hieb gefallen war, drehte sich Kylre mit dem Rücken zu Kara, scheinbar ein alter Instinkt, und beobachtete argwöhnisch ihre Umgebung[1]. Nicht, das sich hier noch weiteres Pack verschanzt hatte und just in diesem Moment zum Angriff überging.

Seinen magischen Hammer an ihre Seite rufend, verharrte der Langboot-Kapitän so für einige Momente und blieb wachsam. Als sich nichts rührte, stellte der Sturm-Kleriker seinen Hammer auf den blutbesudelten Boden und wischte sich den Schweiß mit der nun freien Hand von der Stirn. Die schwere Waffe mittig greifend, wandte er sich um und blickte seiner Mitstreiterin über die Schulter und fragte ob sich etwas von Wert für sie auftat?

Gastons seltsames Verhalten erst jetzt realisierend, beobachtete er den glatzköpfigen Hin für einige Momente ungläubig, dann aber herrschte ihn Kylre  umso wütender an und überbrückte die Distanz mit erbosten, weit ausholenden Schritten: "Was machst du da, du möwenhirnige Landratte?!" Erbost baute er sich vor Gaston auf und schob den Halbling entschlossen mit einer gepanzerten Faust beiseite[2], dabei stellte er barsch und offensichtlich um Fassung bemüht klar: "Was Kara und ich töten, bleibt tot! Es sind Opfer an unsere Götter!"
 1. Perception DC: 15 geschafft
 2. habe das jetzt mals o beschrieben, aber wir können gerne würfeln, wenn du das anders haben möchtest. editiere selbstverständlich entsprechend

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #286 am: 13.04.2019, 15:19:18 »
... und was noch nicht tot ist, ist noch nicht tot dachte Fiona sich dabei, aber behielt ihre Gedanken dann doch lieber für sich. So ganz konnte sie das Mitleid Gastons mit diesen Banditen auch nicht teilen. Wenn sie sie laufen lassen würden, dann würden sie einfach die nächsten Reisenden überfallen, die sich vielleicht nicht so gut zur Wehr setzen könnten wie sie.

Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #287 am: 13.04.2019, 17:00:41 »
Als der letzte Gegner zu Boden gegangen war, zückte Fischer sein Jagdmesser, beugte sich über den nächstliegenden und zog ihm die Klinge über die Kehle. Dies tat er, ohne sich etwas dabei zu denken. Weder ging dieser Tat ein Entschluss voraus, noch eine Rechtfertigung, noch verfolgte er dabei eine nennenswerte Absicht, etwa in dem Sinne: sicher ist sicher. Tatsächlich wurde ihm erst nach der zweiten durchschlitzten Kehle bewusst, was er da tat und dass dies der aktuellen Situation vielleicht nicht ganz angemessen war. Er zuckte die Achseln. "Macht der Gewohnheit."

Damit erhob er sich und machte sich auf die Suche nach seinem Kleinen, den er irgendwo in der Nähe jaulen hörte. Er fand ihn in einem tiefen Gestrüpp zappelnd und befreite ihn daraus.

"Die hatten wohl jemand anderes erwartet", kommentierte er die Dummheit der Gegner. (Warum sonst hätten sie so irritiert, fast schon erschrocken geblickt, als sie nach ihrer ersten Salve erkannten, wer da vor ihnen stand?) "Lasst uns weiter zur Feste."

Als Kara ihm seinen Pfeil reichte, wollte er sich bedanken, doch Kylres Geschimpfe entlockte ihm statt dessen ein Schnauben.

"Was machen wohl die Götter mit all den Opfern? Haben sie nicht bald endlich mal genug davon? Man sollte es meinen."

Er griff nach den Zügeln seines Pferdes und saß auf.

Aufmerksamer würde er von jetzt an sein, nahm er sich vor. So völlig unbedarft in einen Hinterhalt zu laufen, das war schon peinlich.
« Letzte Änderung: 13.04.2019, 18:15:11 von Fischer »

Gaston

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #288 am: 15.04.2019, 17:46:57 »
Kylre stieß Gaston zur Seite und Gaston verlor das Gleichgewicht und fiel hin. Hilflos musste er mit ansehen, wie Fischer und Kylre sich der bewusstlosen Feinde entledigten. Er war kurz davor, zu schreien. Aber es hatte wohl keinen Sinn. Was konnte er schon gegen die muskulösen Menschen machen? Also stand Gaston auf und klopfte sich den Schmutz von der Kleidung. "Naja, wannimmer irgendjemand stirbt, ist es wohl ein Opfer an irgendjemanden.", entgegnete er nur müde. "Und was die Götter mit den Seelen der Toten machen, das wissen sie nur allein. Vielleicht ist es aber auch so, wie die Samenkorn-Ketzer sagen - Ihr wisst schon, diese Lathander-Sekte -, nämlich dass die Seelen nur kurz im Jenseits bleiben und sodann einen neuen Körper bekommen, bis sie Ihre Aufgabe in dieser Welt erfüllt haben und dann in die Weltenseele eingehen. Wer weiß das schon?" Dann fügte er mit einer Spur Kampfeslust hinzu: "Sag mal, Kylre, wenn Du da mal im Schmutz liegst, was soll ich denn dann mit Dir tun? Soll ich Dich verbinden und gesund pflegen? Oder soll ich Dich lieber Deinem Gott opfern und Dir das Messer durch die Kehle ziehen? Was ist Dir lieber?"
« Letzte Änderung: 15.04.2019, 19:24:19 von Gaston »
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #289 am: 15.04.2019, 21:19:20 »
Vor soviel Ignoranz zurück schreckend, zogen sich Kylres Augenbrauen im nächsten Moment noch weiter zusammen. Doch immerhin hatte der Halbling aufgehört hier gegen die göttliche Ordnung zu verstoßen. Etwas leiser - und auch eine Spur weniger aggressiv - entgegente Fischer und Gaston somit: "Was Götter eben mit Macht so anstellen. Sie schaffen Paradiese für ihre verstorbenen Gläubigen; sie treiben die Kräfte für die sie stehen in der Welt voran! Sie gewähren ihren Priestern Macht damit diese für ihren Glauben einstehen können." Selbst ein wenig über seine umfassende Antwort überrascht, warf der Kapitän ungestüm eine Hand in die Luft und schnaubte laut: "Götterkram eben!" Von Samen-Korn-Ketzer hatte er noch nie gehört, wollte sich das aber nicht anmerken lassen.

Stattdessen blickte er nach unten und fixierte Gaston für einen laaaangen Moment ehe er knurrend antwortet: "Als mein Gefährte und Mitreisender gehe ich davon aus, dass du mir hilfst wieder auf die Beine zu kommen. Wenn du mein Feind bist, erwarte ich von dir nur das Messer - Gaston Trübsalblässer." Seinen Blick lösend schüttelte der Hühne seinen haarigen Kopf in Unglauben und haute sich selbst mit der flachen Hand auf die Stirn. Musste man dem kleinen Mann diese Dinge wirklich erklären? ... Oder aber! Er hielt Kylre zum Narren und machte sich gar über ihn lustig!? Ein misstrauischer Seitenblick verriet kein verächtliches Grinsen, oder Feixen auf dem Gesicht des Steine-Schleuderers.

Seiner Neugierde nicht Herr werdend, fragte der Seefahrer direkt heraus: "Musst du das wirklich fragen, oder nimmst du mich auf die Schippe?"

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #290 am: 15.04.2019, 22:42:55 »
Kara wechselte einen schnellen Blick mit Fiona.

Ungewohnt leichtfüßig trat sie vor Kylre und schlug ihm auf die Schulter: Du brauchst  Hilfe um wieder auf die Beine zu kommen? Mann, Kylre, so leicht wirst du schon nicht umfallen! Schmutzig grinsend reichte sie ihm eine kleine Flasche mit einer stark fermentiert riechenden Flüssigkeit darin. Sie ließ ihre schwere Axt am verletzten Arm hängen, während sie sich die Wunde am anderen kurz ansah. Das kleine Scharmützel in Ehren, meine Gefährten, aber wir sollten uns wohl wieder in den Sattel schwingen. Die Taverne ruft und auch der Hunger! Und dich, kleiner Koch, sagte sie freundlich, als sie sich nach Gaston umdrehte und so zwischen dem heißblütigen Kapitän und dem rührseligen Halbling stand, habe ich wohl unterschätzt. Ein altes Leiden, muss ich gestehen, dass deiner Größe und deiner Art geschuldet war. Deine Schleuder aber, die macht doch mehr her als gedacht.

Sie schritt zu ihrem Reittier und verstaute alles Brauchbare in einer der Satteltaschen. Mit athletischer Leichtigkeit hob sie sich auf den Pferderücken, ohne den zweiten Arm zu verwenden und schulterte die zuvor geschwind abgewischte Axt. Blicke folgten ihr, als sie den unbeeindruckten Hengst neben Fischers lenkte.
« Letzte Änderung: 15.04.2019, 22:44:28 von Kara Stendahl »

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #291 am: 15.04.2019, 23:00:57 »
Fiona hatte in der Zwischenzeit ihre eigene Wunde, die sie durch den Pfeiltreffer hinnehmen musste, etwas gesäubert und notdürftig verbunden.

"Die Hobgoblins schienen überrascht, als sie uns erblickten. Womöglich hatten sie etwas anderes erwartet. Die Wagen vielleicht, die wir zuvor getroffen haben? Oder sie waren einfach verwundert darüber, dass ihre ersten Pfeile alle ins Leere gegangen waren. Wie dem auch sei, sie haben bekommen, was sie verdient haben, und werden hier niemanden mehr überfallen. Zudem wollen wir es bis zum Abend noch in Xantharls Feste schaffen. Also sollten wir so langsam aufbrechen. Und eure Streitlust solltet ihr euch besser für die Riesen aufbewahren. Da werden wir sie mehr brauchen können."

Gaston

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #292 am: 16.04.2019, 09:41:01 »
Als ein Halbling, der Gaston nunmal war, wurde Gaston zunehmend tollkühn. Es mochte damit zusammenhängen, dass sich der wesentlich größere Kylre vor ihm aufgebaut und ihn bedroht hatte. Also räusperte sich Gaston und lächelte verschmitzt. “Vielen Dank für Deine Worte, Kara. Ich gebe immer mein Bestes, um ein guter Koch, Gefährte und Freund zu sein. Aber mir scheint, als müssten wir hier etwas ausdiskutieren. Etwas Prinzipielles. Ich mag nämlich diesen ganzen Götterkram eben. Und ich liebe Paradiese! Wer auch immer diese Idee zuerst gehabt haben mag, er war ein großes Genie! Was ich aber nicht mag, sind Spekulationen darüber, was man tun muss, um in diese Paradiese zu kommen. Denn einerseits suchen sich die Leute ohnehin einen Gott aus, welcher sie tun lässt, was sie wollen. Und zum anderen eignen sie sich dann die Dogmen an und tun dann so, als ob sie keine Wahl mehr hätten. Ich glaube, es kommt auf etwas anderes an, als die Dogmen und Ansprüche der Priester. Kylre, eine Frage: Stell Dir vor, eine Galeere sticht in die See und gerät in einen Sturm. Das Schiff befindet sich im Machtbereich von Umberlee oder Valkur und beide können diese großartige Galeere für sich beanspruchen. Was, denkst Du, ist der Unterschied zwischen Umberlee und Valkur?
« Letzte Änderung: 16.04.2019, 12:59:26 von Gaston »
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #293 am: 16.04.2019, 10:36:14 »
Kara ein schnelles Grinsen schenkend - sie hatte ja Recht. Wer sollte ihn schon umschmeißen?! - stieg auch Kylre, ungelenkig wie immer, in seinen Sattel und ließ das Tier langsam antraben. Der Halbling, nun scheinbar doch mit einem Lächeln im Gesicht, redete von Dogmen und Ideen, bis er dann doch zum Punkt kam. An dieser Stelle überlegte sich der Kapitän ob er darauf eingehen sollte was der Koch da fragte. Solche Fragen stellte normalerweise nur Moki. Und wie es mit dem ausging, dass würden sie alle noch sehen...

Diesen Gedanken, mühsam beiseite wischend, erwiderte der Seemann polternd: "Das sie ihr Geld und Wohl dann besser auf Valkur setzen sollten! Der hat Umberlee schließlich heraus gefordert und blieb siegreich!"

Umberlee! Pah! Diese unberechenbare Schlampe! Was für eine dumme Frage. Konnte so nur von einer Landratte gestellt werden.

Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #294 am: 16.04.2019, 11:31:00 »
Fischer schnaubte. Götter! Wenn Magie ihm bereits Magenschmerzen bereitete, weil der Schaden, den sie anrichtete, ihren Nutzen zehnfach überstieg, so trieb ihm der Gedanke an die Götter die Galle hoch.

"Götter sind wie streitende Eltern. Unfähig, ihren Streit unter sich auszumachen, wenden sie sich an die Kinder und verlangen, dass diese durch Parteinahme entscheiden, wer von den Eltern im Recht ist. Das Wohl der Kinder ist dabei dem einen wie dem anderen schnuppe. Dass ihr Streit nun auch die Kinder entzweit—keinen kümmert's. Dass die lieben Kleinen sich ihretwillen gar bis aufs Blut bekämpfen—was soll's. Einzig ums Recht haben geht's den Eltern. Erbärmlich."

So. Gemäßigter ließ sich seine Meinung über Götter nicht in Worte fassen. Gemäßigt, weil er keinen Streit mit den Gefährten suchte, nicht, weil er den Zorn der Götter fürchtete. Sie hatten ihn längst aufgegeben, genau wie er sie. Verstoßen. Seine Meinung kümmerte sie nicht mehr. Jede nur denkbare Blasphemie hatte er ihnen vor Wut heulend ins Gesicht geschleudert, doch statt zu strafen oder zu erwidern, hatten sie sich nur achselzuckend abgewandt. Nicht die Mühe wert war er. Sollte ihm recht sein.

Mit einem Zungenschnalzen und einem leichten Druck in die Seite brachte er Rosamunde in Bewegung und lenkte sie Richtung Straße.

Gaston

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #295 am: 16.04.2019, 18:34:29 »
Die Seeleute sollten sich an Valkur halten, weil er Umberlee standhielt?“, fragte Gaston, noch bevor Fischer sich in das Gespräch einbringen konnte. “Wenn es nur um Macht und Einfluss geht, sollten sie sich wohl an Talos halten. Das ist der mächtigste der Sturmgötter, der zudem noch Auril, Umberlee und Malar befehligt. Also, warum nicht lieber Talos?

Als Fischer nun einwarf, dass die Götter untereinander im Streit lagen und sich die Gläubigen entsprend auch, konnte Gaston ein leises 'ohhh' nicht unterdrücken. Es ging ihm zu weit. Gaston wäre niemals auf den Gedanken gekommen, die ganze Götterwelt im selben Atemzug zu beschimpfen.

Aber darum geht es mir nicht. Niemand auf der Galeere würde Talos oder Umberlee um Hilfe anrufen. Natürlich nicht. Wir glauben an die guten Götter - und zwar nicht in erster Linie deshalb, weil irgendein Dogma sagt 'in einem Sturm opferst Du zehn Ziegen und wirst gerettet', sondern weil wir darauf bauen, dass sie menschlich sind und Mitleid mit uns haben. Verstehst Du? Das Mitleid ist der Unterschied zwischen Valkur und Umberlee - oder meinetwegen Talos. Ohne Mitleid ist es tatsächlich so, dass wir nur Figuren auf dem Spielbrett der Götter sind und es keine Rolle spielt, ob die Bauern fallen, die Türme oder die Dame. Denn dann wäre es tatsächlich so, wie Fischer es beschrieb: streitende Einfaltspinsel.
« Letzte Änderung: 16.04.2019, 20:00:03 von Gaston »
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #296 am: 17.04.2019, 09:18:53 »
Überrascht über das detailierte Wissen des Halblings über die Götter der Menschen - und insbesondere der Sturmgötter - kniff Kylre seine Augen zusammen und betrachtete den glatzköpfigen Halbling eingehend. Hätte er ihm gar nicht zugetraut.

Über Fischers plötzlichen Ausbruch - sonst war er doch mehr der verschlossene Typ - konnte der Ryathm nur den Kopf schütteln. Dieser Mann war doch nicht ernst zu nehmen! Der Waldläufer würde schon sehen was er davon hatte. Eine ewige Existenz, wenn man das so nennen wollte, als Stein in der Mauer der Ungläubigen, anstatt einen Platz in einem der Paradiese. Kylre wusste nicht viel über die Götter - ein Kapitän hatte andere Dinge um die er sich kümmern musste - aber wenn man mit den Toten sprechen konnte, ergab sich die ein oder andere Einsicht von selbst.

"Mitleid mit denen die vom Schicksal geschlagen wurden, ja. Aber nicht mit Feinden die mir nach dem Leben trachten. So etwas ist Schwäche und Unsinn. Wozu Mitleid, wenn sie dein Haus niederbrennen? Deine Mutter töten? Ha!" eine wegwerfende Handbewegung unterstrich den Standpunkt des Seefahrers und seine Gedanken über Gnade bei Hobgoblins.

Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #297 am: 17.04.2019, 16:03:40 »
"Einfaltspinsel habe ich nie behauptet", widersprach Fischer. "Auch das Schachbrett hast allein du ins Spiel gebracht. Ich sagte lediglich, dass die Götter ihre eigenen Ziele verfolgen und sich dabei einen Dreck um unser Wohl scheren. Überhaupt halte ich es für wenig sinnvoll, ihnen menschliche Züge anzudichten. Mitleid! Das wünschten wir uns wohl. Aber ich denke, da schließt du von dir auf andere. Mit sich selbst beschäftigt sind die Götter, so darfst du mich zitieren. Selbstsüchtig und blind gegenüber dem Leid, das sie anrichten. Mitleid haben sie mit uns so viel wie wir mit der Ameise, die uns schuldlos unter die Stiefelsohle gerät. Wahrscheinlich bemerken sie es nicht einmal, wenn sie ein paar hundert von uns zertreten."

Pünktlich zum Ende seiner Rede hatte er die Straße erreicht und geriet zunehmens außer Hörweite, als der Rest der Gruppe hinter ihm zurückblieb. Eine kurze Weile beschäftigte das vergangene Gespräch wohl noch seine Gedanken. Einerseits wurmte es ihn, sich überhaupt darauf eingelassen zu haben, andererseits ließen die naiven Worte des Halblings ihn auch jetzt noch ungläubig den Kopf schütteln. Mitleid! Was für ein behütetes Leben musste der Halbling bislang geführt haben. Wir glauben an die guten Götter... gesprochen voll kindlichem Ernst, voll kindlichem Vertrauen. Mitleid. Nein. Die Götter kannten kein Mitleid.

"Mitleid", sprach er zu dem jungen Wolf. "Glaubst du das auch? Dass Mitleid der Grund war, warum ich dich aufgepäppelt habe, statt dich verrecken zu lassen? Mir vom Mund abgespart habe, was ich dir, vorgekaut, in deinen steckte? Ha, ich hoffe, so naiv bist du nicht. Du warst das einzige Lebendige in der Nähe und ich ertrug einfach den Gedanken nicht, völlig allein zu krepieren, mitten im Nirgendwo, unbemerkt und unbetrauert von einer anderen Seele. Wie hätte ich ahnen können, dass ich überleben würde? Danach sah es nicht aus. Aber weißt du, irgendwie ahnte ich, dass wir entweder beide krepieren oder beide überleben würden, deswegen habe ich es wohl getan. Und weißt du, um deinetwillen bin ich froh, dass wir es geschafft haben. Mir wäre die Alternative sonst ebenso recht gewesen. Großmütig kam ich mir dabei vor, wie wir da sterbend beisammen lagen. Wenigstens einem Feind hatte ich verziehen. Meine letzte Tat im Leben... Aber auch darin sah ich kein Mitleid, sondern..."

Er überlegte. "Edelmut? Nein. Mildtätigkeit? Hmpf. Aber halt, jetzt hab ich's: Erlösung. Von mir selbst. Dem Monster, das ich geworden war. Das der Krieg aus mir gemacht hat. 'Siehst du?' sprach ich mir damit selbst zu. 'Du bist doch noch fähig, einem Mitgeschöpf Güte zu zeigen. Einem Leben Wert beizumessen. Eine Funke Vergebung glimmt wohl noch in deinem schwarzen Herzen, dass du den Feindesspross nicht nur verschonst, sondern gar rettest! Noch bist du also nicht ganz verloren.' Wie du siehst, dachte ich nur an mich selbst dabei. Mitleid! Sei froh, dass ich keines mit dir hatte. Mitleid hätte mich die Klinge zücken und dir über die Kehle fahren lassen. Mitleid hätte mir geboten, dein Leid zu beenden. Jetzt sag selbst: Hättest du mir das gedankt? Dacht' ich mir doch. Mitleid. Als ob es darauf ankäme. Was zählt, sind Taten. An seinen Taten allein wird man gemessen. Sag, ein Mann tut aus Mitleid das falsche, ein anderer aus Eigennutz das richtige, welcher ist dir lieber? Ha, das seh' ich genauso! Hm. Dann hat der Halbling vielleicht sogar recht, was meinst du? Dann haben die Götter wohl bloß Mitleid gehabt mit den meinen. Dann wollten sie bloß, aus lauter Mitleid, ihr Leid beenden? Dann kann ich bloß sagen: wehe dem, den das Mitleid der Götter trifft!"

Von diesen vielen Worten erschöpft, verfiel Fischer für den Rest des Tagesritts in dumpfes Schweigen.
« Letzte Änderung: 17.04.2019, 22:24:35 von Fischer »

Gaston

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« Antwort #298 am: 17.04.2019, 17:07:23 »
Gaston wechselte mit Kylre einen Blick und zuckte dann mit den Schultern. “Das will ich nicht so glauben.“, sagte er lakonisch und stieg überraschend behände auf sein Pony. “Entschuldige mich bitte. Wir müssen unsere Diskussion später weiterführen.

Daraufhin beeilte sich der Halbling zu Fischer aufzuholen. “Das war ziemlich direkt, was Du gerade gesagt hast. Ich habe eben erst einen guten Freund verloren - und das will ich nicht wiederholen. Darum lass mich gleich fragen: Magst Du die Götter nicht oder magst Du mich auch nicht?

Mit der einen Hand fischte Gaston ein kleines Stück Trockenfleisch aus der Manteltasche, während er mit der anderen die Zügel hielt. “Und Du? Magst Du mich?“, fragte er Kleiner und hielt ihm das Stück hin.
« Letzte Änderung: 17.04.2019, 17:15:58 von Gaston »
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Fiona

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« Antwort #299 am: 17.04.2019, 20:27:41 »
Fiona hatte kein wirkliches Interesse an einem Gespräch über Götter. Sie hatte kein besonders tiefes Verhältnis zu diesen übermächtigen Geschöpfen, wenngleich sie Fischers Ablehnung auch nicht ganz teilen konnte. Sie mochte einige von ihnen durchaus. Mystra natürlich, denn ohne sie gäbe es wohl keine Magie, und die war der Zauberin durchaus ans Herz gewachsen, Selûne, unter deren Stern sie geboren worden war, und auch noch ein paar andere. Aber für sie war es weniger Verehrung oder Hingabe als mehr ein Zeichen von Respekt, dass man den Lehren der Götter folgte, jedenfalls derjenigen, die dem eigenen Wesen am nächsten waren. Allen zu folgen wäre ohnehin ein Ding der Unmöglichkeit.

Da es nun aber auch endlich weiterging, nahm die Halbelfin ebenfalls wieder Platz im Sattel ein und ließ Hurricane antraben, um mit den anderen Schritt zu halten.

Um wieder ein wenig mehr Einigkeit zu schaffen, sagte sie noch: "Bei dem ganzen Gerede sind eure Kehlen sicher bald trocken. Wenn wir in Xantharls Feste ankommen, geht die erste Runde auf mich!"

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