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Autor Thema: Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont  (Gelesen 56819 mal)

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Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #315 am: 03.05.2019, 09:11:54 »
"Sehr gut, Junge," sagte Fiona und warf dem Jungen eine Goldmünze zu.

Sie packte ihre Siebensachen und machte sich daran, den Stall wieder zu verlassen, um mal einen Blick in den Fallenden Ork zu werfen. Sie dachte zwar, dass der Maulbeerbaum passender klang, aber vermutlich sah das zumindest ein Teil ihrer Gefährten anders. Und ein Blick würde ja nicht schaden. Vielleicht würden sie die Gelegenheit auch nutzen, eine Runde zu trinken und mit ein paar der Gäste zu plaudern.

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #316 am: 03.05.2019, 12:01:57 »
Gastons unerwarteten Gefühls-Ausbruch mit einem fragenden Blick zu Kara begegnend, ließ der Kapitän der Wavedancer sein Pferd antraben und ritt in die Ansiedlung hinein. Die Zügel locker mit der Linken haltend, erwiderte er dem Halbling lautstark, unterstrichen von einer Bewegung der Rechten: "Das klingt doch schon viel besser! Dann lasst mal sehen, ob es hier etwas zu saufen gibt. Und ja; zu essen!" Das sie morgen alle tot sein könnten, stimmte zwar in der Theorie, aber wirklich daran glaubte Kylre nicht. Bisher war er nach jedem Gelage noch aufgewacht. Manchmal mit mehr und manchmal mit weniger Unwohlsein in Kopf und Gliedern. Da würde ein Hin aus irgendwo auch nichts daran ändern.

Schwer auf den Boden vor der Scheune auftretend, rutschte der Freibeuter aus dem ungewohnten Sattel und streckte seine langen Beine und wackelte mit der Hüfte um so die steifen Partien seines Körpers wieder etwas zu lockern. Reiten. Eindeutig nichts für ihn. Froh darüber den Traber los zu sein, folgte der Seeräuber Fiona und ging schließlich die letzten Schritte zum Eingang vor und stieß mit einem vehementen Tritt die Türe auf. Wie hatte Gaston so richtig gesagt: Fressen und Saufen! Nur her damit!

Den Blick einmal durch den Raum schweifen lassend, suchte sich der Ruathym den bestverfügbaren "Abenteurer-Tisch" aus. Also am Rande, mit gutem Blick zur Eingang, Bar und Küche, wenn möglich noch etwas verborgen und mit einer Wand im Rücken. Kaum hatte er einen erspäht, der dem möglichst nah kam, bahnte der Sturmpriester unnachgiebig einen Pfad für ihre illustre Runde durch das Gasthaus und ließ sich auf eine Bank - mit einer Wand im Rücken? - fallen und winkte ungeduldig der Bedienung, um möglichst bald seine Wünsche zu deponieren.

Blutschwinge

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #317 am: 03.05.2019, 17:47:13 »
Als der Junge Fionas Münze ansah blieb ihm der Mund offen stehen. Er schaute sie völlig verwundert an. Doch als sie nicht weiter darauf einging wurde er plötzlich sehr hektisch, bedankte sich überschwänglich und nahm alle Pferde entgegen. Fiona war sicher, dass ihre Tiere eine besondere Pflege bekommen würden.

Dann wandte sie sich zur Taverne um. Der Fallende Ork war ein großes Gebäude, aber im Unterschied zu den meisten anderen Häusern hier war die Fassade aus Holz gebaut und nicht aus Stein. Der Lärm einer gut besuchten Taverne war schon am Stall zu hören und als sie die Türe aufstießen schwappte ihnen die Geräuschkulisse von heiterer Ausgelassenheit entgegen. Der Raum war recht groß und er schien schon voll besetzt bis in die letzte Ecke zu sein. Sie sahen einige Bedienungen, die sich zwischen den Gästen hindurch quetschten, ein junger Mann schaute in ihre Richtung, als die Tür geöffnet wurde, winkte sie herein und zeigte in eine Ecke, wo er wohl noch Platz vermutete.

Es roch nach Bier, Braten und Eintopf und nach vielen Menschen - echter Tavernengeruch eben.

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #318 am: 04.05.2019, 12:12:48 »
Sehnsüchtig folgte Kara mit ihrem Blick den Gefährten, die zielstrebig in der Taverne verschwanden. Zu gerne wäre sie ihnen gefolgt, doch galt es zuerst sich um ihr Werkzeug zu kümmern. Der Stallbursche schaute sie halbverwundert, halbängstlich an, als sie sich auf einen Schemel in die Ecke setzte. Ihre Rüstung, die breiten Schultern und nicht zuletzt die mächtige Axt, die sie nun kritisch betrachtete, waren in das Licht der kleinen Fackel getaucht, die an der Wand direkt über ihr brannte. Als beruhigendes Hintergrundgeräusch nahm die Ruathym das zufriedene Schnauben Granis war und die hastigen Schritte des Jungen, der zwischen den Tieren hin und hereilte.

Ihrer Klinge jedoch schenkte sie ihre volle Aufmerksamkeit. Bedächtig drehte und wendete sie den Kopf und musterte Blatt und Schneide. Sie zog zuerst ein Tuch aus ihrer Tasche und polierte die Waffe. Mit einem Messer kratzte sie vorsichtig ein bisschen getrocknetes Blut aus dem Auge der Axt. Als Kara mit dem Ergebnis zufrieden war, griff sie zu ihrem Wetzstein und begann die Schneide zu bearbeiten. Der Kampf mit den Hobgoblins hatte keine weiteren Spuren hinterlassen und die Arbeit ging ihr schnell von der Hand. Eine plötzliches Geräusch aus Richtung der Taverne ließ die versunkene Kriegerin kurz aufschauen. Sie lauschte. Wohl nichts Ernsthaftes.

Sie drehte ihre treue Kameradin noch ein letztes Mal liebevoll in ihren Händen, erhob sich und streckte die Glieder. Der Bursche war gerade dabei die letzten beiden Pferde zu versorgen. Er ging flink und geschickt dabei vor. Kara packte ihre Sachen und nahm noch einen letzten Schluck aus dem nun leeren Fläschchen. Nun war die Zeit sich trivialeren Dingen zu widmen. Aus Gewohnheit tastete sie nach ihrem Würfelbeutel,  klopfte noch Granis Schulter im Vorbeigehen und trat dann ins Freie. Das erleichterte Aufatmen des Burschen bemerkte sie nicht.

Gerade als sie die Tür zur Taverne betreten wollte, wurde diese von innen schwungvoll aufgestoßen und ein laut fluchender, offensichtlich betrunkener Zwerg torkelte unbeholfen heraus. Der grobschlächtige Kerl schrie seine Wut ohne Hemmungen heraus und machte sich wankend davon. Kara lächelte wissend und stürzte sich nun selbst ins wilde Treiben.

Fiona

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« Antwort #319 am: 04.05.2019, 12:46:06 »
Fiona atmete einmal tief ein und aus, als sie die Menge betrachtete. Hier war echt was los und trotz seiner Größe war die Taverne bis zum Bersten gefüllt. Zumindest würde das wohl bedeuten, dass das Essen und vor allem wohl das Trinken hier anständig sein sollte, oder billig. Sie hoffte aber eher auf Ersteres. Zur Not gab es ja immer noch den Maulbeerbaum.

Der junge Mann, der ihnen zuwinkte, schien der Wirt oder zumindest seine Vertretung zu sein. Fiona erwiederte seine Geste, indem sie mit einem hochgestreckten Finger einen Kreis in Die Luft malte und im Anschluss erst auf sich selbst und dann ihre Begleiter zeigte, um am Ende mit ausgestrecktem Arm ebenfalls in die Richtung zu deuten, die er ihnen angezeigt hatte. Die andere Hand hielt sie dabei hoch und spreizte ihre fünf Finger auseinander. Vielleicht würde er ja verstehen, was sie ihm damit sagen wollte. Es war zumindest naheliegend genug.

Als Kylre sich einen Weg durch die Menge bahnte, nutzte die schlanke Halbelfin die Gelegenheit, dem freigewordenen Pfad zu folgen, ehe die Menschenmenge den Platz wieder in Beschlag nahm. Der eine oder andere Gast bekam dabei von ihr einen bösen Blick ab, wenn er sich zu früh wieder in den Weg bewegen wollte.

Gaston

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #320 am: 04.05.2019, 16:56:37 »
Gaston blieb im Schankraum stehen und sog geräuschvoll die Luft durch die Nase ein. “Wundervoll!“, verkündete er schließlich. Nach einer solchen Reise waren die Sinne hungrig und auch die einfachen Genüsse wurden wie ein Festmahl wahrgenommen. “Einfach wundervoll!“, sagte er dann noch einmal, bevor er sich zu seinem Platz begab. Zu der Bedienung sagte er: “Ein Halbes! Und einmal die Karte bitte. Oder zumindest so viel davon, wie ich dafür bekommen kann.“ Daraufhin kramte er in seiner Tasche und hielt ihr 5 Goldmünzen, etwas Kupfergeld, zwei Knöpfe und ein Zitronenbonbon entgegen.

Als sie dann alle versorgt waren und Gaston fröhlich aß und trank, war er bereit, über das Geschäft zu sprechen. “Noch einmal für mich, als Zusammenfassung: Nachdem Artus Cimber vor den Riesen verschwunden war - und das Artefakt mit ihm -, sind wir jetzt auf dem Weg, einen Informanten zu treffen? Richtig? Und dann? Was machen wir eigentlich dann?
« Letzte Änderung: 04.05.2019, 16:57:44 von Gaston »
„Essen ist ein Bedürfnis, genießen ist eine Kunst.“ (Rochefoucauld)

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #321 am: 04.05.2019, 18:56:20 »
Mit Gastons Zustimmung zu dem vorhandenen Angebot war dann auch die letzte Hoffnung gestorben, es doch noch zum Maulbeerbaum zu schaffen. Nun gut, dann würden sie eben hierbleiben.

Auf seine Frage zog die Halbelfin eine Augenbraue hoch und meinte nur beiläufig: "Das sehen wir dann... erst Informationen sammeln, dann Entscheidungen treffen."

Danach lächelte sie breit und meinte nur noch: "Also, genießt den Abend! Über den Rest können wir uns später Gedanken machen."

Kylre

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« Antwort #322 am: 06.05.2019, 21:13:45 »
"Ob sie hier einen Skalden haben?" fragte Kylre die Gruppe und reckte seinen breiten Hals um  zu sehen ob sich einer der Geschichtenbewahrer hier blicken ließ. Es war ihm klar, dass die Sänger in diesen Landen eine andere Rolle einnahmen als in seiner Heimat, aber nichts desto trotz würde so einer wohl etwas zu erzählen haben. "Der Marquis bat uns doch die Ohren auf dem Weg nach Dreieber offen zu halten. Welch bessere Gelegenheit als hier und jetzt?"

Gleichzeitig, aber unangekündigt, hielt der Kapitän die Augen nach einem Würfelspiel für Kara offen. Wusste er doch um die ausgesprochene Vorliebe der Kriegerin für Glücksspiel. Fischer schien ja kein begeisterungsfähiger Mitspieler dafür zu sein. Gerade in diesem Moment seine liebste Reisebegleiterin beim Herein kommen beobachtend, winkte der Seemann der Barbarin enthusiastisch zu, damit sie zum Rest der versammelten Gruppe aufschließen konnte. Kurz bevor die blonde Ruathen den Tisch erreichte schnappte sich Kylre - des Wartens müde -ein vorbei "schwebendes" Tablet voll des schäumenden Gerstensafts und verteilte die Krüge am Tisch.

Deutlich besser gelaunt stieß der Yalkurpriester dann mit jedem aus der Gruppe an, dem der Sinn nach etwas Frohmut stand - "Auf das wir leben und trinken und Goblins die Würmer nähren!" - und sah zu, einen seiner beiden Pläne in die Tat umzusetzen.

Kara Stendahl

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #323 am: 06.05.2019, 23:37:18 »
Der Lärm der Gäste wurde begleitet von einer Wand aus stehender Hitze, die sie beim Entreten durchbrach. Die Luft - für Kara nach süßem Tabak und ehrlichem Schweiß, Fleisch und Malz riechend - war dick. Die blonde Kriegerin zog trotz ihrer imposanten Erscheinung kaum Interesse vom Geschehen ab. Die bunte Gesellschaft von Männern und Frauen, die sich in unterschiedlichen Stadien der Trunkenheit schreiend, singend, fluchend verständigte, nahm sie war, aber nicht mehr. Die Stimmung schien gelöst, die Krüge wurden eifrig aneinander geschlagen und Kara fühlte sich auf Anhieb wohl.

Sie blickte sich nach Fischer um, sah Kylre aber zuerst. Dieser gestikulierte eifrig und hatte bestimmt schon für Verpflegung gesorgt. Trotzdem ging sie großen Schrittes als erstes an den Tresen und legte die Hobgoblin Münzen auf das zerkratzte Holz. Bier! Der Wirt hatte ihren Ruf gehört, auch wenn er von mehreren Seiten bedrängt wurde. Wenig später donnerte er einen angenehm geräumigen Krug auf die Oberfläche. Sie nahm einen gierigen Zug und grinste ihn dreckig an. Nicht schlecht, Mann. Sie wandte sich dem Raum zu, lehnte mit dem Rücken gegen den Tresen und musterte alles genauer.

Durstig werde ich bald nicht mehr sein und meine Gefährten haben bestimmt schon einiges an Speisen bestellt. Nun sag mir, Freund, was kann man in eurer schönen Feste tun, um sich zu unterhalten? Gibt es hier Spiele? Kämpfe vielleicht? Gegner von Wert? Der Wirt hielt in seiner Arbeit inne, schwang das Geschirrtuch über die Schulter und stützte die Hände in die Hüften. Kara drehte sich ihm wieder zu und lächelte freundlich. Dann schlug sie mit der Hand aufs Holz und hinterließ an der Stelle eine Goldmünze. Ich habe Mittel, wie du siehst. Wie wäre es zuerst, wenn du mir und meinen Freunden da hinten am Tisch was von dem wirklich guten Zeug unter deinem Tresen einschänkst - dir natürlich auch - und mir dann hilfst, gegen meine Langeweile anzugehen?
« Letzte Änderung: 06.05.2019, 23:38:57 von Kara Stendahl »

Fischer

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #324 am: 07.05.2019, 22:48:14 »
Am Tor, als zum zweiten Mal an einem Tag so plötzlich Pfeile auf die Gruppe zuschossen, hielt Fischer den Bogen bereits in der Hand, als er bemerkte, dass es den Schützen nur um die rechte Beleuchtung ging. Er lachte laut. "Respekt!" rief er. "So freundlich wie hier begrüßt man seine Gäste sonst nur noch in Cormyr!"

Doch schon kurz darauf wünschte er sich, seine Zeit nicht mit Scherzerei verschwendet zu haben, denn es sollte die einzige Gelegenheit bleiben, dass er am Tor zu Wort kam. Gaston und Fiona bedrängten die Wachen sogleich mit Fragen über Gasthäuser und Preise, Getränke und Speisen bis hin zu Qualitätsunterschieden. Die Wachen antworteten mit einer Geduld, die Fischer in ihrer Position nicht aufgebracht hätte. (Aber gut, er kam ja auch aus Cormyr, dem Land, an dessen Gastfreundschaft andere sich maßen—im Sinne: "so schlimm wie dort ist's hier jedenfalls noch lange nicht.")

Wäre er allein unterwegs gewesen, hätte Fischer sich gleich zum Kommandanten führen lassen, um Bericht zu erstatten. (So wie er es im Eiswindtal hielt.) Eigentlich sollte es diesen doch interessieren, dass nur wenige Stunden vor seinen Toren Hobgoblins Reisende auf offener Straße überfielen. Doch der gute Wille der Wachen schien erschöpft und der Kommandant—falls es sich bei dem erwähnten Narbeck Horn um diesen handelte—durfte offenbar nicht bei seiner Abendvergnügung gestört werden. Sei's drum. Dann halt morgen früh.

Was aber nicht bis morgen früh warten konnte, war eine Erkundung der Umgebung. Man legte sich nicht einfach schlafen, ohne auch nur die geringste Ahnung zu haben, wo man sich befand. Nachdem also die Pferde im Stall untergestellt waren und die Hungrigen und Durstigen ihrer Truppe in den Schankraum drängten, setzten Fischer und Kleiner sich still ab. Der Ort war klein, also würde es wohl nicht allzu lange dauern, die wenigen Gassen zu durchstreifen. Dabei hielt Fischer Augen und Ohren auf—und sich selbst an die Schatten. Kleiner blieb brav an seiner Seite und verhielt sich auch meist ganz still.[1]
 1. Stealth = 22, perception = 16, Kleiner zumeist brav (Animal Handling = 14), s. hier

Blutschwinge

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #325 am: 11.05.2019, 08:31:25 »
Der Mann, der ihnen den Weg zum Tisch gewiesen hatte, brachte so schnell alles, was bestellt wurde. Er war erstaunlich ihm dabei zuzuschauen, wie er sich mit Krügen und Tellern durch die Menge bewegte, ohne die Leute, die oft dicht an dicht standen, anzurempeln oder gar etwas zu verschütten oder zu kleckern. Die Frauen hatten es nicht ganz so leicht, wie dem einen oder anderen auffallen könnte. Sie mussten manchmal gegen mehr Widerstand arbeiten, aber mindestens einmal konnte man auch sehen, dass eine der Bedienungen ihr Knie nutze, um einem der Kerle seine Grenzen zu zeigen.

An der Theke bekam Kara während dessen vom Wirt ein kleinen Tonbecher mit etwas gefüllt, was sie nicht sehen konnte. "Probier das mal." Auf die Frage nach Spielen musste er nicht lange nachdenken. "Oh, das dauert noch etwas. So lange es so voll ist bleiben die Würfel und Steinchen in den Beuteln. So in einer Stunde leert es sich hier und diejenigen, die dann noch klar im Kopf sind oder genug Geld haben, gehen dann an den großen Tisch." Er zeigte auf die andere Seite der Stube, einen großen Tisch konnte man wegen der vielen Leute da aber nicht sehen.

Fischer schlich währenddessen durch die Gassen. Es war noch einiges los in der Stadt, aber es sah alles legal aus. Einige Leute lieferten noch oder schon Waren aus, obwohl es bereits dunkel war, einige gingen von der Schänke nach Hause oder in Richtung der Schänke. Er sah einige Zwerge, die sich in einem Haus zu treffen schienen und er begegnete mehreren Gruppen von Stadtwachen, teilweise vermutlich auf dem Weg von oder zum Dienst, teilweise aber auch auf Rundgang.
Einmal wurde er von der Wache angesprochen, ob er sich verlaufen hätte. Etwas später aber, er war schon auf dem Rückweg, da schnappte er einen Teil einer Unterhaltung von zwei Wachen auf Rundegang auf. "Ja, Bengt soll sich wohl gemeldet haben, sonst aber nur wenige. Ich will nich, nich mit nem Riesen. Ich hab auch gehört, dass Hobgoblins gesehen wurden, auch da. Und dann die Mörder-Barbaren. Nein, da bleib ich hier." Sein Kollege antwortete "Wir haben hier auch genug zu tun, die Patrouille gestern hat auch Hobgoblis aufgebracht und die Händler erzählten von Flüchtlingen. Wald und Berge sind im Moment gefährliches Pflaster. Und wenn die herkommen, die Mauern brauchen auch Hände, damit sie beschützen können." Die erste Wache brummte nur zustimmend. Dann bogen sie um eine Ecke und die Unterhaltung war nicht weiter zu verstehen.
« Letzte Änderung: 12.05.2019, 08:02:16 von Blutschwinge »

Kara Stendahl

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« Antwort #326 am: 12.05.2019, 11:55:16 »
Kara stellte vier kleine Tonkrüge mit dem heftigen Gebrannten des Wirten vor den Gefährten ab. Auf euer Wohl, werte Abenteurer! ...hoffe das Zeug macht keinen blind... Sie setzte sich neben Kylre und berichtete ihm vom Spieltisch, während sie sich ein Stück Brot brach. Ein schmales Mädchen brachte Karas Eintopf zum Tisch und entfernte sich schnell wieder von selbigem.

Was hab ich verpasst? Und wo ist Fischer? Doch nicht schon unterm Tisch? Sie spähte nur halb im Spaße hinunter, aber außer den staubigen Reisestiefeln der Gefährten (Fionas waren auf wundersame Weise blitzblank geblieben) war nichts zu sehen. Auch das Fellknäuel fehlte. Sie sah die kleine Gesellschaft einen nach dem anderen erwartungsvoll an, aß die wärmende Speise mit Brot und Löffel und nickte Kylre dankend zu, als er ihr einen vollen Bierkrug hinschob.
« Letzte Änderung: 12.05.2019, 11:57:35 von Kara Stendahl »

Fischer

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« Antwort #327 am: 12.05.2019, 22:53:00 »
Instinktiv schlich Fischer den schwatzhaften Wachen noch bis zur Ecke nach, doch dann sah er ein, dass eine unauffällige Verfolgung nicht möglich war, da sich einerseits noch zu viel Volk umtrieb, andererseits die vor ihm liegende Gasse kaum an der Stadtmauer entlangführte, weshalb sie kaum Schlupfwinkel bot. Und dann war da noch Kleiner, der leider noch nicht so ganz begriff, was 'schleichen' bedeutete. Es wurde Zeit, dass Fischer dies mit ihm übte—aber lieber nicht gleich in einer Situation, die bei Misslingen mit seiner Verhaftung oder Schlimmeren enden würde. Überhaupt hatte der letzte Satz der Wache recht abschließend geklungen. Wahrscheinlich sprachen sie längst über ein anderes Thema.

Also lenkte Fischer seine Schritte wieder in Richtung der Taverne. Dabei ging er das Belauschte noch einmal in Gedanken durch. Er hatte kein gutes Gefühl. Ich will nicht, nicht mit 'nem Riesen, hatte der Kerl gesagt. Das klang ja so, als hätte man sich hier in der Feste mit den Riesen verbündet! Und was sollte das heißen mit den Flüchtlingen und wenn die hier ankämen, bräuchte man jeden Mann auf der Mauer, um zu beschützen... – die Flüchtlinge abwehren, oder wie? Und die Hobgoblins... waren die nun Täter oder Opfer? Welche Patrouille hatte sie aufgebracht, eine von hier? Welchen Ort meinte der Mann mit 'auch da'?

Am liebsten hätte Fischer die Feste gleich verlassen und in der Wildnis übernachten. Zu viel deutete daraufhin, dass man hier womöglich nicht unter Verbündeten wäre, sondern vielmehr in Gefahr, wenn der Befehlshaber von ihrem Auftrag erführe. Die anderen mussten gewarnt werden. Zu dumm, dass Fiona am Tor verkündet hatte, man sei im Auftrag der Fürstenallianz unterwegs! Immerhin hatte Gaston einen wunderbaren Tölpel gemimt (zumindest hoffte Fischer, dass es nur gemimt war), sodass man morgen beim Herrn der Feste vielleicht irgendeinen erfundenen Auftrag vortäuschen könnte...

Und dann die Mörder-Barbaren. Könnten das welche vom Tigerstamm sein, die hier auf Riesenjagd gingen? Die Beschreibung war jedenfalls sehr passend. Hm. Vielleicht sollte man sich auf sie ausfindig machen. Sollten es sich nämlich tatsächlich Tiger-Barbaren handeln, dann wären sie die einzigen hier, von denen man sich halbwegs sicher sein durfte, was sie im Schilde führten oder vielmehr welche Motivation sie antrieb, und dass sie jedenfalls nicht auf Seiten der Riesen standen. Ob sie, hier in der Fremde, etwas vorsichtiger unterwegs wären und sich womöglich gar ansprechen ließen? Ob sie einem lange genug zuhören würden, wenn man ihnen andeutete, ebenfalls hinter den Riesen her zu sein?

Längst war Fischer beim Fallenden Ork angelangt, doch er lungerte noch eine geraume Weile im Freien herum (wobei er so tat, als warte er auf Kleiner, welcher aufgeregt überall herumschnüffelte und hier und da das Bein hob). Tatsächlich aber äugte er zum Stadttor hinüber. Wem immer die Hobgoblins aufgelauert hatten, womöglich war dieser ja nicht weit hinter Fischers Gruppe unterwegs gewesen und hatte vielleicht gar das gleiche Ziel? Allerdings konnte er auch nicht die ganze Nacht hier darauf warten, dass jemand zum Tor herein kam. Sobald ihm sein Ausharren vor dem Ork als auffällig vorkam, schnappte er sich den Wolf und betrat die Taverne.

~~~

Im Schankraum schritt Fischer schnurstracks auf den Tisch seiner Gefährten zu und setzte sich zu ihnen. Schneller als er war allerdings Kleiner. Sobald dieser nämlich den Halbling erblickte (dazu noch beim Essen!), jagte er auf ihn zu und hockte vor ihm hin und machte große Augen.

Fischer dagegen hatte keinen Appetit. Er wollte nur so schnell wie möglich die Gruppe an einem ungestörten Ort versammeln, um ihnen berichten zu können, solange er die Rede der Wache noch klar im Kopf hatte. Doch wie sein Begehr unauffällig in Worte fassen?

"Mein Kleiner fühlt sich hier im Ort gar nicht so wohl wie in Mirabar", verkündete Fischer daher. "Wir sind ein bisschen durch die Gassen gestreift... gar nicht zufrieden war er. Ich glaube, er hätte lieber draußen in der Wildnis übernachtet. Hier drinnen scheint ihm doch so manches gar nicht zu behagen, oder seien wir ehrlich: Angst einzujagen. Was hätte er euch alles zu berichten, wenn er nur könnte!"

Bei den Schlussworten nickte Fischer in Richtung des vollen Schankraumes (und der vielen lauschenden Ohren) und ließ dann seinen Blick zum Hausflur hinübergleiten, in der Hoffnung, seine Gefähren verstünden den Wink so besser, dass er ihnen dringend etwas zu berichten hatte, aber nicht hier.

Fiona

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #328 am: 13.05.2019, 00:26:40 »
Fiona war durch Fischers subtile Versuche eher irritiert[1], was wollte er ihnen damit wohl sagen? Nun, dass der kleine Wolf sich in der Stadt nicht so wohl fühlte wie draußen in der Wildnis, das war doch eigentlich klar. Er musste sich erstmal an die vielen Personen, gerade hier im Schankraum, und die anderen Eindrücke gewöhnen.

Mit fragendem Blick in Richtung des Kundschafters sagte sie dann: "Tatsächlich gibt es Zauber, um mit Tieren zu sprechen, aber das ist nicht wirklich meine Richtung. Tut mir leid. Du ziehst aber nicht ernsthaft in Erwägung, draußen in der Wildnis zu übernachten, oder? Das wäre auch viel gefährlicher als hier hinter den Stadtmauern. Wir haben ja auf dem Weg schon gesehen, was so alles da draußen unterwegs ist."

"Aber das bringt mich auf einen Gedanken. Wir sollten uns um Zimmer bemühen. Scheint ja wirklich einiges los zu sein hier. Hoffentlich haben sie genug."
 1. Insight 8

Kylre

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Erstes Kapitel - Das Grollen am Horizont
« Antwort #329 am: 13.05.2019, 10:16:16 »
Froh darüber dem dreimal verflucht unbequemen Gaul endlich entkommen zu sein, hatte Kylre sein Hinterteil auf einen Stuhl gepflanzt und mit Begeisterung, aber keinerlei Manieren, angefangen zu trinken und zu essen. Auch wenn er weit von Zuhause oder der See war, so fühlte sich eine Taverne am Ende des Tages doch sehr richtig und angenehm an. Mit Kara Becher gegen Humpen tauschend, nickte der Seeräuber der Jägerin grinsend zu und schüttete sich den Schnaps in die Kehle und fühlte bewusst was das mit seiner Rachen anstellte. Zufrieden den Daumen nach oben streckend, erwiderte er seiner Waffengefährtin mit funkelnden Augen: "Fischer? Schon lange nicht gesehen..."

Für einige Momente schweigsam das Essen verschlingend, blickte sich dabei aber kauend um und war so der Erste der die Rückkehr des Kundschafters bemerkte. Immer noch wortlos hörte er, weiter kauend, zu was dieser zu sagen hatte, ehe er den Finger hob und verneinend erwiderte: "Für deinen Wolf soll ich weg von hier? Nein, nein, nein. So etwas kommt gar nicht in Frage." und schüttelte dabei den langhaarigen Kopf. "Hier" dabei schob er den verbleibenden Bierkrug zu Fischer, "trink lieber und lass es dir schmecken. Morgen müssen wir weiter. Da tut ein voller Magen Wunder."

Pfff! In der Wildnis würde es bestimmt keine kleine, feine Schlägerei geben. Oder auch nur etwas Würfelei um etwas Spannung in den entspannten Abend zu bringen. In der Nähe eines Feuers. Im Trockenen. Hinter guten Mauern. Wegen eines Welpen. Ideen hatte der Mann. Da konnte man sich nur wundern.

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